Beiträge von Marcus Iulius Dives

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    Original von Gaius Iulius Sabinus


    Ein Glück, dass Sabinus einfach weiter redete! Das verschaffte dem Decurio zumindest ein wenig Zeit, um wieder abzukühlen und den Vorfall schleunigst zu verdrängen. Soetwas war ihm ja noch nie passiert... Um sich abzulenken, hörte Dives nun kauend zur Abwechslung mal ein bisschen mehr und aufmerksamer zu, was ihm sein Cousin so erzählte. So zumindest lautete sein Vorsatz.
    Statuen für Mutter, Nachbarn und Freunde und später bei einem Bildhauer gearbeitet. Das klang nicht schlecht. Als Sabinus dann auch noch erzählte, dass sein Meister von der im ganzen Imperium berühmten Bildhauer-Schule von Aphrodisias kam, konnte der Decurio sich ein anerkennendes "Wow!", nicht verkneifen. Immerhin hieß das ja irgendwie auch, dass sein Cousin in gewisser Weise selbst diese Schule besucht hatte (selbst wenn er nie da gewesen sein mochte). Oder? Der Gedanke war verwirrend... insbesondere auch, weil Dives schon wieder abgelenkt wurde!


    Was tat Sabinus da? Seine Hand war plötzlich unter seiner Chlamys verschwunden und es zeichnete sich nur allzu deutlich ab, wohin sie gelenkt wurde. DAS war doch jetzt aber ein eindeutiges Signal, oder? Während sein Cousin sich nun in dieser oder jener Art und Weise mit sich selbst zu beschäftigen begann, schielte Dives kurz an die Decke, suchte sie einmal flüchtig von links nach rechts ab und überlegte, ob das nicht vielleicht wieder nur ein Spiel dieses geflügelten Spaßvogels war. Mit etwas Glück hätte dem die Vorstellung eben ja bereits gereicht... doch Fortuna war im Gegensatz zu Cupido wohl gerade nicht anwesend (wie auch, wenn sie sich aktuell sicherlich ganz besonders um ihren jüngsten Tempelstifter kümmern würde).
    "Mistviecher... ja.", wiederholte Dives leise und zögerlich und erinnerte sich daran, wie schön der Abend doch begonnen hatte... ganz allein und für einen Moment frei von allen Sorgen. Während er so zurück dachte, erzählte Sabinus weiter vom Vescularier, Kunst, Begabung, Statuen, Denkmälern und irgendeinem Einbruch.


    "Hm?", guckte der Iulier etwas überrascht, als er von seinem genüsslich schmatzenden Cousin dann plötzlich so ins Auge gefasst wurde. Bestimmt hatte Sabinus nun eine Nachfrage bezüglich des Einbruchs erwartet. Oje, jetzt war die Unaufmerksamkeit des Decurios vermutlich doch noch aufgefallen... War ja irgendwie auch nur eine Frage der Zeit gewesen... Zu allem Überfluss lenkte Sabinus dann aber auch noch das Thema direkt auf Dives! Da nahm letzterer spontan die Hand vor den Mund und musste kurz stumm aufstoßen. Gerade dass der dann auch noch so direkt (und etwas vulgär) darauf zu sprechen kam, mit wem Dives sein Bett teilte, ließ jenen erstmal ordentlich schlucken. Wie kam er aus der Nummer nur wieder raus?
    "Lucius...", begann er einer unerwarteten Eingebung folgend, "... also mein erstgradiger Cousin Lucius. Der hat ja sicherlich schon Pläne mit mir." Vielleicht hatte der das ja wirklich. So genau wusste Dives das nämlich nicht. Aber es klang zumindest nicht unwahrscheinlich, dass ein Senator seine Verwandtschaft für politische Zwecke derart einsetzte. Und der Zufall wollte es, dass Centho leider, leider aktuell andere Sorgen hatte, als einen unverheirateten Cousin. Da hatte der Rückzug Centhos aus jeder Öffentlichkeit nun doch tatsächlich auch sein Gutes!
    "Und bis dahin werde ich sicherlich mit keiner Frau intim werden.", was zweifellos nicht hieß, dass er keinen Sex haben würde. Nur eben keinen mit Frauen. Ein Glück, dass sein Cousin nicht wusste, dass Dives in der Vergangenheit schon auch die eine oder andere Weiblichkeit mit in sein Bett genommen hatte... Das ließe sich ansonsten wohl nur sehr schwierig rechtfertigen, weshalb es einst für ihn okay war und er es jetzt nicht mehr wollte.


    "Eine Statue? Von mir?" Dives konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ein solches Kompliment - noch dazu von einem attraktiven, jungen Mann! Dafür war der Iulier stets äußerst empfänglich und sprang natürlich sofort darauf an:
    "Meinst du wirklich? Ich halte das ja nicht für so wahrscheinlich..." Aber wie gerne würde er jetzt von seinem Gegenüber hören, wie der versuchte ihn doch davon zu überzeugen. "... oder kannst du dir mich als ein Apoll vorstellen?", gab er mit einer kleinen Nachfrage auch gleich unauffällig eine Präferenz an. Allein schon, weil der ein Gott war, musste Dives ihn selbstredend bevorzugen. Aber auch sonst lagen ihm Kampf und Krieg nicht sonderlich.
    "Wer sollte das kaufen wollen?", fragte der Decurio nochmal nach, obwohl sein Cousin ja bereits etwas auf diese Frage Passendes gesagt hatte. Aber vielleicht hatte er ja eine spezielle Person im Sinn? Dives selbst fiel niemand ein. An Serapio würde er eine solche Statue sicherlich nicht verkaufen wollen. Wenn, dass müsste er sie ihm schenken, ja. Aber dann könnte er natürlich nicht selbst Modell stehen, denn das käme bestimmt eher weniger gut an... Schwierig...

    Wie erwartet, denn Massa kannte den Iulier ja sicherlich genauso wenig wie umgekehrt, flog die kleine Lüge nicht auf. Einmalig. Oder wusste der Decimer von dem Theater im Theater, das letztlich zu dem intensiven 'Gespräch' zwischen Serapio und Dives geführt hatte? Es klang beinahe ein bisschen danach. Doch ob der Centurio dem Iulier nun glaubte oder nicht, er wirkte gerade zumindest nicht feindselig, sodass Dives' Hauptanliegen keinen Ärger zu verursachen erstmal erfüllt schien.
    Dennoch ein wenig skeptisch hörte er weiter zu und konnte trotz des eigenen Bemühens ernst und distanziert zu bleiben ein kleines, amüsiertes Lächeln nicht ganz unterdrücken. Ja, Stehvermögen besaß Serapio auf jeden Fall! Doch ein ganz anderer Gedanke ließ die iulischen Gesichtszüge schon einen Wimpernschlag später wieder abkühlen. So wie Massa sprach... von Gunst und Freigiebigkeit... Das hörte sich nicht nach bedeutungsloser Einmaligkeit an. Vielmehr klang es nach einer Vorgeschichte, einer Geschichte vor Dives. Unweigerlich stellte sich damit die Frage: War die Vorgeschichte abgeschlossen oder wurde noch immer an ihr geschrieben? Wäre nämlich letzteres der Fall, bestünde ja schließlich durchaus die Gefahr, dass der Betrogene der Person, mit der er betrogen wurde, in irgendeiner Weise übel mitspielte. Oder galt das nur für die Ehe? Dives war sich da nicht so ganz sicher und blieb wohl besser vorsichtig.


    "An der Hafenmeisterei...", bestätigte er, während der Centurio seinen Becher leerte, "... morgen zur zweiten Stunde.", fügte er hinzu, um sich auch dies nochmals in Erinnerung zu rufen und es anschließend als zusammengehörige Information abzuspeichern. Nach der anschließenden Frage überlegte er nicht lange:
    "Nun, angesichts der Entfernung des Portus Romae vom eigentlichen Kern der Civitas, wäre wahrscheinlich eine der Tavernen dort die günstigste Möglichkeit eine Bleibe für die Nacht zu finden." Oder sollte man vielleicht eher von billig sprechen? Allein, was für Gestalten einem da manchmal über den Weg liefen...
    "So dir das folgende Angebot nicht vermessen erscheint, könnte ich dir aber auch ein Zimmer in dieser Villa hier herrichten lassen. Platz ist schließlich genug." Der Iulier schaute kurz zu seinem Cousin und hoffte, dass der diesen Vorschlag bekräftigen würde - oder zumindest nicht dagegen redete. Unabhängig von Sabinus' Reaktion (denn als die anwesende Person, die Senator Centho am nächsten stand, fühlte sich Dives durchaus gerade vertretungsweise als Hausherr) wandte sich der Decurio wieder zum Decimer:
    "Wir würden uns freuen, wenn du die kommenden Tage unser Gast sein würdest..."


    Hatte er sich nicht eben noch vorgenommen vorsichtig sein zu wollen? Ob diese Einladung da so klug war? Aber es reizte den jungen Iulier einfach Massa in der kurzen Zeit vielleicht zumindest ein bisschen kennenzulernen und eventuell zu ergründen, was Serapio an ihm anziehend gefunden hatte (oder noch immer anziehend fand). Wer mochte soetwas nicht bei Gelegenheit mal herausfinden? War es vielleicht das etwas kantige Gesicht, welches umhüllt vom gewellten Haar einem Fels in der Brandung gleichkommen mochte? Das ließ sich im Moment natürlich noch nicht sagen - und wohlmöglich würde Dives es auch nach Massas eventuellem Aufenthalt hier nicht sicher wissen. Doch die Neugier war geweckt.
    Und auch angemessen erschien dem Decurio dieses Angebot durchaus. Immerhin war ein Adjutant des Praefectus Classis und zudem Vetter des Praefectus Praetorio kein Irgendjemand! Die Ehre den Praefectus Octavius selbst beherbergen zu dürfen würde der Iulier ja wohl kaum haben. Einerseits gab es ein großes octavisches Gut in der Nähe und andererseits, wenn dieses Landgut einem anderen Zweig der Gens gehörte, dann hätten sich die Duumviri sicherlich schon längst angeboten. Da erinnerte sich der Decurio daran, dass Serapio nach eigenen Angaben auch ein Gehöft irgendwo nahe Ostia hatte. Dort hatten die Decimer ja genächtigt, nachdem sie Dives' Ehrengäste im Theater gewesen waren. Warum Massa wohl nicht dort unterkam...?

    Ausgereizt. Sedulus entzog dem Iulier das zuvor noch entgegengebrachte Vertrauen wieder, indem er von seinem Wunsch zurück trat seine Frau auf das iulische Gut bei Ostia zu schicken. Immerhin aber beantwortete er dennoch die zweite Frage, wenngleich etwas eigenwillig. Er stünde nur auf seiner eigenen Seite... Sicherlich hatte der Germanicer in seiner Position einen nicht gerade geringen Einfluss, der zudem auch ungleich größer war als der divitische, doch gleich eine eigene Seite? Er war kein Consular, ehemaliger Praefectus Urbi oder gewesener Statthalter irgendeiner Provinz (zumindest soweit Dives wusste). Dass er da nur auf seiner eigenen Seite stünde, war für den Decurio in dieser Hinsicht zumindest doch etwas fraglich.
    Bezüglich des Standpunktes nun, den der Iulier automatisch nicht nur auf Sedulus, sondern auch auf dessen Kinder und Gattin übertrug (denn über die Kinder hatte der Senator ja wohl die Patria Potestas und die entsprechende Mutter würde sich wohl auch bestimmt nicht auf eine andere Seite stellen), gab es abermals keine Sicherheit. Einerseits natürlich hatte der Germanicer nicht einmal ansatzweise brüskiert auf die negativen Äußerungen über den Vescularier reagiert, was schon die Vermutung bestärkte, dass Sedulus auf dessen Seite gewiss nicht stand. Allerdings mochte aber auch das Zurückziehen seiner Bitte einer Meinungsäußerung gleichkommen, was jedoch eher für die gegenteilige These spräche.


    "Ich verstehe...", begann Dives dann zögerlich. Wenn ihr Verhältnis zueinander nicht vorher schon gelitten hatte - spätestens jetzt hatte es wohl eine Breitseite abbekommen.
    "Dennoch werde ich mit meinem Cousin darüber sprechen und solltest du es dir nochmals anders überlegen oder sollte es mit deinem Klient aus irgendeinem Grund nicht klappen, dann lass es mich einfach wissen." Eine kurze Pause betonte dieses ernst gemeinte Angebot.
    "Weiterhin hoffe ich, dass du mir meine Vorsicht und meine vielen Nachfragen verzeihst, aber du wirst selbst sicherlich besser als ich wissen, dass es gerade dieser Tage, da ein Bürgerkrieg aufzieht, sehr schwierig ist jemandem zu vertrauen - gerade, wenn man nicht so genau weiß, wo derjenige - oder dessen Seite - steht..." Oder würde Sedulus derzeit mehrere ihm selbst fremde Menschen ausschließlich aufgrund eines guten Bekannten (ob Dives den Germanicer noch als Freund bezeichnen könnte, wusste er ja bereits vor diesem Besuch hier nicht mehr so genau) in sein Haus lassen? Wer konnte schon sagen, ob man sich damit nicht vielleicht einen Spion der falschen Seite unters eigene Dach holte oder gar im Schlaf gemeuchelt werden würde?! - Solange man sich der Gesinnung eben nicht wenigstens etwas sicherer sein könnte... Damit nahm der Iulier noch einen Schluck aus seinem Becher und wartete ersteinmal ab, ob sich der Senator nochmals dazu äußern wollen würde, ein neues Thema anschnitt oder genug für den heutigen Tag von Dives hätte.

    Mehr wusste sein Cousin also nicht über diese Flavia. Naja, es war auch sicherlich nicht allzu wahrscheinlich, dass bei Bekanntgabe einer Verlobung nun sonderlich viel über Ex-Ehemänner gesprochen wurde. Aber Dives würde das einfach mal versuchen im Kopf zu behalten und bei Gelegenheit vielleicht mal Onkel Proximus fragen, der da ja vielleicht noch ein bisschen mehr wissen mochte. Centho würde er mit dieser Frage sicherlich nicht belasten, denn das täte dessen Gesundheit im Moment wohl garnicht gut.
    Ein anderes interessantes Detail fand dann aber doch noch den Weg über Sabinus' Lippen: Der jüngere Bruder des Valerianus soll ebenfalls am Mord beteiligt gewesen sein! Dazu musste man natürlich zunächst erstmal wissen, wer überhaupt jüngerer Bruder des Ulpiers war. Da gab es, soweit der Iulier wusste, nämlich eigentlich zwei (zumindest Brüder - wer jünger und wer älter war, wusste er nicht sicher). Doch da einer von ihnen bereits tot war und es nicht allzu wahrscheinlich erschien, dass jener aus dem Elysium die Finger bei dieser Tat mit im Spiel hatte, musste wohl von Aelius Quarto die Rede sein! Aelius Quarto, unter dessen Klienten sich Iulius Centho, Iulius Proximus und auch Germanicus Sedulus befanden! Aelius Quarto, dem sich zumindest die ersten beiden mit Sicherheit stärker verpflichtet fühlten als einem Salinator. Aelius Quarto schließlich, der folglich wohl in absehbarer Zeit zu den durch den Vescularier proskribierten Personen zählen würde...


    Und dann ging es plötzlich los! Hätte er doch nur nicht nach Hochzeitsplänen gefragt! Nun erzählte Sabinus von irgendeiner Sklavin, bei der sich der Decurio nichtmal die Mühe machte sich auch nur ansatzweise etwas mehr zu merken, als dass sie eine Sklavin war. Wie kam sein Cousin bloß vom Thema Heirat auf das Thema, mit wem er sich so vergnügte? Das waren doch zwei völlig verschiedene paar Schuhe - und bestimmt nicht nur bei einem auf Männer stehenden Dives... Aber was sollte der jetzt tun? Jetzt war er gefangen in diesem vermeintlichen Männerthema...
    Der Decurio versuchte nach dem Motto 'Augen zu und durch' einfach mitzulachen, wenn sein Cousin zu lachen begann. Dabei realisierte er schon beim ersten Gag erst hinterher, was Sabinus damit eigentlich sagen wollte. Eine große Oberweite... Was bei den Göttern konnte man daran nur finden? Vor allem im Vergleich zu einer muskulösen, männlichen Brust?! Nein, das verstand Dives nicht. Die zweite Zweideutigkeit drang hingegen schon etwas schneller zu ihm durch. Wenn es danach ging, dann war er selbst ja auch ein kleiner Hobby-Musicus! Und darüber konnte Dives dann sogar wirklich ein wenig schmunzeln...


    ... bis er etwas entdeckte, das ihn wieder völlig aus dem Konzept brachte. Der kleine, geflügelte Gott mit seinem Pfeilen, den der Iulier jetzt doch ein ganzes Weilchen solide verdrängt zu haben glaubte, war auf eine neue Idee gekommen, wie er Dives necken könnte! Man, war das ein... eine Beule. Der Decurio schluckte und konnte seinen Blick nicht abwenden. Ein Glück, dass sein Cousin die Augen zu hatte. Ob Dives so unbeobachtet vielleicht einfach mal hingehen sollte, um sich um diese... Angelegenheit zu... kümmern? Seine Hände wurden ein wenig schwitzig und in Gedanken diskutierte er, inwiefern es sich rechtfertigen ließe Cupido - einem Gott immerhin - nachzugeben. Da bekam der Decurio von dem, was sein Cousin ihm beiläufig erzählte, nur noch kleinste Bruchstücke mit:
    '... groß...' Ja, groß war er, da hatte Sabinus recht.
    '... gesellen...' Zu seinem Cousin gesellen? Meinte er wirklich?
    '... Ehre...' Das schmeichelte Dives aber. Ihm wäre es natürlich auch eine Ehre...
    '... Reiter...' Oha! Da hatte aber jemand schon ganz genaue Vorstellungen! Dives schüttelte kurz seinen Kopf. Nein, er hatte bestimmt nur nicht richtig zugehört... oder?
    '... deswegen... ja eigentlich hier... die unverdiente Ehre... einem großangelegten Schöpfungsakt beiwohnen...' Mit großen Augen starrte der Iulier seinen Verwandten an. Was bitte hatte er zuvor gesagt... wenn nicht etwas in die Richtung gehendes, in die Dives die Worte bereits zuvor interpretiert hatte?! Hatte der Gott jetzt vollkommen die Kontrolle über Sabinus übernommen?! Noch immer waren dessen Augen geschlossen. Erwartete er jetzt tatsächlich...? Der Decurio konnte sich den Spielchen des geflügelten Burschen nicht mehr entziehen und richtete sich auf, um anschließend aufzustehen und zu tun, was der Gott verlangte.


    Doch mitten in der Bewegung vernahm er den Namen Vescularius Salinator. Mit einem Arm auf der Kline abstützend und den anderen zum Schwung holen fürs Aufstehen über dem Tisch haltend stockte er und hielt regungslos inne. Bildhauer? Hä? Es dauerte einen Moment, bis es bei Dives 'klick' machte und er erfasste, dass Sabinus ein Reiterstandbild für den Fettwanst zusammen mit irgendwelchen Gesellen erschaffen wollte.
    "Oh...", kam es ihm dann spontan über die Lippen, als sein Cousin ihn dann auch noch fixierte.
    "Ich meine... Das ist doch toll!", sagte er anschließend einfach nur, um irgendetwas zu sagen. Dann fiel ihm seine Haltung auf. Wie erklärte er das jetzt am besten? Ein spontaner Einfall war schnell gefunden, doch hoffentlich überzeugte der auch:
    "Ich wollte gerade... noch einen Happen nehmen.", gab Dives vor und griff auch wirklich das mit Käse belegte Brot, welches am weitesten von ihm selbst entfernt war. Danach ließ er sich wieder auf seiner Kline nieder. Immerhin würde sein Cousin die leichte Röte in seinem Gesicht hier im bloßen Schein der Öllampen und Fakeln sicherlich nicht bemerken. Götter, war dem Decurio das peinlich.
    "Erzähl ruhig weiter!", forderte er seinen Verwandten auf.
    "Was hast du denn schon alles gebildhauert?" Die Frage war reichlich doof, aber das beste, was ihm auf die Schnelle eingefallen war, um Sabinus irgendetwas zu fragen, auf dass der einfach weiter sprach...

    Da der Iulier sich mit Betreten des Raumes gleich auf den decimischen Gast fixiert hatte, bekam er unweigerlich mit, wie dieser für einen winzigen Augenblick in seiner Bewegung stockte. Was hatte er? Oder vielmehr: Was hatte Dives? War irgendetwas mit seinen Haaren? Mit seinen Augen? Hatte er irgendetwas im Gesicht? Saß seine Toga doch nicht so ordentlich, wie er gedacht hatte? Auf manche Sklaven konnte man sich ja nie so ganz verlassen... eigentlich sogar auf keinen! Wenn einer von denen etwas vergeigt hätte, dann würde heute mit Sicherheit noch einmal die Peitsche geschwungen werden... Gut, vielleicht würde auch nur mal wieder damit gedroht. Aber nur, wenn das auch Wirkung zeigte!


    Unterdessen hörte sich der Iulier an, was der Centurio zu sagen hatte. Der Praefectus Classis Misenensis würde also bald kommen und er könnte sich denken warum. Konnte er das? Vorbereitungen auf den Bügerkrieg. Ja, er konnte es sich denken. Er nickte. Dann wurde der Hafen angesprochen, womit zweifelsfrei Portus gemeint war, denn der Praefect würde mit seinen Schiffen wohl kaum in einen halb versandeten Hafen einlaufen wollen. Das hieß also, dass mal wieder der lange Weg über die Isola Sacra zurückgelegt werden musste, nunja. Dazu eine Stadtbesichtigung mit allem, was auch nur annähernd militärisch wichtig sein könnte. Wieder nickte er hin und wieder an passenden Stellen mit dem Kopf.
    "Morgen zur zweiten Stunde.", wiederholte der Iulier bestätigend. Da müsste er heute noch einen halben Kopfstand machen, um die gewünschten Informationen zusammenzutragen. Aber wozu konnte man andererseits Aufgaben an Bedienstete und Klienten delegieren? Irgendwie würde er das schon schaffen und damit dem Duumvir beweisen, dass der die Aufgabe an den Richtigen delegiert hatte.


    "Natürlich.", antwortete Dives anschließend, wenngleich die Frage des Decimers wohl keiner Antwort bedurfte. Er ging davon aus, dass der aus Misenum angereiste Centurio sich nun nach einem geeigneten Treffpunkt erkundigen würde, denn der Hafen Romas, wie Portus auch genannt wurde, war schließlich dementsprechend groß! Doch die Erkundigung ging in eine gänzlich andere Richtung:
    Das Fortunafest. Klar hatte der Decurio sich das, wo er gerade in Roma gewesen war, nicht entgehen lassen. Aber was tat das hier gerade zur Sache? Waren sie sich dort begegnet? Dives konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Zweifelsohne hatte er an diesem Tag unzählige Gesichter gesehen. Doch ob dieser Massa auch dabei war? Dann sprach der von einer Biga, die seinem Vetter gehöre. Der iulische Mund öffnete sich leicht und Dives überlegte, worauf der Centurio hinaus wollte. Es schien auf jeden Fall um Serapio zu gehen, denn dessen Biga war die einzige, die der Iulier an diesem Tag betreten hatte und auch vom Gentilnomen her schien das jener Vetter sein zu können. Zusammen mit dem sarkastischen Unterton meinte der Decurio dann zu verstehen, dass mit 'Ich habe ihn in Aegyptus gelenkt.' nicht von dem 'wundervollen Wagen' die Rede war.
    "Ja, ... ich war auf dem Fortunafest.", begann Dives nach kurzer Stille zögerlich. Die Frage war: Was wusste der Centurio und was glaubte er nur zu wissen? Der Iulier wollte Serapio schließlich keine Schwierigkeiten mit seiner Verwandtschaft bereiten. Gleichsam aber wollte auch er nicht in irgendetwas hineingezogen werden, wollte nicht, dass unnötig bekannt würde, was nicht bekannt werden sollte.
    "Und ich stimme dir voll und ganz zu: Ein absolut EIN..maliges Erlebnis!", fügte er noch immer etwas nachdenklich zögernd hinzu. Eine Sache, die nur einmal passiert war und die auch Massa passiert war, würde der bestimmt weder an die große Glocke hängen, noch deswegen nun innerhalb seiner Gens ein Fass aufmachen. Das zumindest hoffte Dives...

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    Original von Faustus Decimus Serapio


    Ganz locker und lässig erwiderte der Decimer Dives' Begrüßung. Natürlich beeindruckte das den Iulier schon in einer gewissen Weise. Andererseits jedoch keimte nun gleichsam die Frage in ihm auf, inwiefern das hier nicht nur für ihn selbst besonders war, sondern auch für Serapio. War es für den etwas Besonderes? Eine schwierige Frage. Vielleicht lag es aber auch nur an der Öffentlichkeit, in der sie hier standen... vielleicht.
    Dann fuhren sie los und allmählich setzte sich der Wagen in Bewegung. Dives blickte starr auf die beiden angespannten Rösser, hatte kein Auge für die vielen Leute, die in der Nähe standen und von denen sicherlich auch der Eine oder Andere zu ihnen herüber sah. Nichtmal ein letzter Blick zu seinem Cousinchen war noch drin, denn einerseits hatte er Angst sie könnte etwas in seinen Augen sehen, das sie besser nicht sah, und auf der anderen Seite wollte er sich jetzt voll und ganz auf Serapio konzentrieren, wollte auch ohne ihn zu sehen oder direkt zu fühlen seine Anwesenheit spüren.


    'An dir?', war sein erster Gedanke, als der Iulier aufgefordert wurde sich festzuhalten. Zum Einen war das natürlich ein Wunschgedanke, wie er des Öfteren mal Wunschgedanken hatte, zum Anderen jedoch hielt er sich aber tatsächlich bereits am Wagen fest, sodass sich unweigerlich die Frage stellte, wo er sich sonst noch festhalten sollte... Doch sie befanden sich noch immer in der Öffentlichkeit und so ließ der Iulier seine Hände da, wo sie waren - an der Kanzel der Biga.
    Dann versetzte Serapio die Pferde erst in Trab und gleich darauf in Galopp. Das drückte den Iulier natürlich unweigerlich nach hinten gegen den Decimer. Nur halbherzig stemmte sich Dives dagegen, denn das Gefühl bei Serapio im Arm zu liegen und gleichzeitg den Fahrtwind im Gesicht zu spüren war großartig! Doch erneut besann er sich und zog sich wieder etwas nach vorn zurück, sodass es für Außenstehende durchaus den Eindruck erwecken könnte, dass der Decurio nur kurz aus dem Gleichgewicht gekommen war, als sie schneller wurden.


    Nun raste die Welt an ihnen vorbei, Umrisse verschwammen und Farben vermischten sich. Es war absolut fantastisch! Nichts schien unmöglich - alle Möglichkeiten schienen offen zu stehen. Wahrlich, Dives fühlte sich für einen Augenblick lang wie der König der Welt! Zwar war die Fahrt etwas ruckelig und das Gefühl der König der Welt zu sein schrie man in unmittelbarer Gegenwart des Praefectus Praetorio besser nicht aus (so wie es wohl ein junger Mann in etwa 1803 Jahren vom Bug eines großen Schiffes rufen würde), doch unvergesslich war dieses Erlebnis dennoch - allein schon aufgrund des Decimers!
    Einen kleinen Faux-pas beging der Iulier jedoch - wennauch durch seinen rosaroten Blick unwissentlich: Ein Blauer auf einer goldenen Biga... gerade wo Veneta und Aurata ja alles andere als Fanfreundschaft verband. Einzig die Seidenhöschen-Parolen (auch wenn Dives solche nicht trug) könnte man in diesem speziellen Fall eventuell auch in einem anderen Kontext sehen und verstehen...


    Eine scharfe Kurve um einige Bäume warf den letzten Gedanken wieder über Bord, denn in jenem Moment hieß es sich einzig und allein aufs Festhalten zu konzentrieren! Anschließend sauste der Wagen immer weiter und weiter ins Grün und der Iulier hatte irgendwie das Gefühl, dass sie sich vom Festgetummel entfernten. Es wurde ruhiger. Irgendwann hörte Dives nur noch die Hufe der Pferde, den rollenden Wagen, plätscherndes Wasser in einiger Entfernung und hier und dort ein paar Vögel. Eine leichte Brise säuselte sanft durch den Laubengang, in dem sie sich nun wiederfanden. Herrlich? Das fand der Decurio auch. Er drehte sich um, wobei er sich kurz flüchtig umsah. Niemand war zu sehen, was wahrscheinlich daran lag, dass so viele Menschen auf dem Fortunafest waren. Dives schloss seine Augen, legte seine Hände von unten auf Serapios Schulterblätter und bedeckte die decimischen Lippen mit einem langen Kuss.
    "Ich habe dich vermisst...", flüsterte er, während seine Augen langsam wieder auf blinzelten...

    Der Mann erkannte den Iulier nicht und jetzt, da er seine Augen endlich aufmachte, wirkte er auch wieder ein bisschen fremder. Dives hatte sich wohl getäuscht... oder doch nicht? Der Beamte begrüßte schließlich nur einen der beiden, denn er sprach eindeutig im Singular! So ging der Iulier noch einen Schritt nach vorn und stellte sich damit auf die gleiche Höhe mit Aculeo. Jetzt musste der Mann einfach zwei Leute sehen! Doch auch nun gab es bei ihrem Gegenüber keinen Aha-Effekt, sodass Dives stattdessen der Gedanke kam, dass sich ein gegähntes 'Salvete' eventuell auch einfach nur wie ein 'Salve' angehört haben mochte. - Typisches Beamtenlatein eben... Niemand verstand diese Leute auf Anhieb!


    Dann endlich machte der schläfrige Typ den Eindruck, dass er wieder aufnahmefähig war und seine Arbeit tun konnte! Schlafen gehörte schließlich nicht gerade zur Stellenbeschreibung seines Jobs. Aber gut, das war eben die römische Beamtenmentalität eines durchschnittlichen, staatlichen Angestellten. Bei den hohen Tieren der Kanzlei sah das selbstredend anders aus, aber dahin würde dieser verschlafene Bursche es wohl nie schaffen. Da mochte man sich ja schon beinahe fragen, ob der überhaupt schon gehört hatte, dass Valerianus tot war...


    "Mein Freund hier möchte eins erstehen und nachdem wir uns bereits ein paar interessante Angebote eingeholt haben, sind wir nun hier, um zu erfahren, was du ihm anbieten könntest...", erwiderte der Iulier. Der Beamte sollte schließlich nicht denken, dass sie sich hier einfach so über den Tisch ziehen lassen würden! Und eine grobe Ahnung von den Preisen hatte Dives bei allem, was er bisher hier bereits mit dem Hafen zu tun gehabt hatte, natürlich schon. Vielleicht wäre es ja ganz gut, wenn Aculeo dem Mann seine Wünsche und Vorstellungen von dem Gefährt schildern würde. So blickte Dives den Germanicer an.

    'Wirklich nett'... Das war sicherlich ein wenig übertrieben. Ein 'ganz nett' traf es vielleicht ein wenig besser. 'Bescheiden' hingegen wäre wohl eher untertrieben, denn soo schrecklich war die Nicht-Ordnung ja nun auch wieder nicht. So fasste der Iulier den Satz eher als Kompliment auf, während er dem Wunsch des Tiberiers entsprechend einen der Becher befüllte und ihn dem Patrizier reichte. Dann lehnte Dives sich ein Stück zurück und begann die ihm gestellte Frage zu beantworten:


    "Nun, das Gespräch welches ich gestern mit meinem Cousin geführt habe... Dabei sind zwei Dinge herausgekommen:" Der iulische Decurio überlegte einen Moment, welchen Punkt er zuerst erzählen sollte und entschied sich, um die Spannung und damit auch die Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten, für diese Variante:
    "Zum Einen wurde ich, als Mitglied dieser Societas und nächster erwachsener, männlicher Verwandter Iulius Centhos, zum außerordentlichen Magister Societatis ernannt für die Zeit, in der der Senator selbst nicht die Kraft zur Leitung dieses Kultvereins findet. Aus diesem Grund beziehe ich dieses Officium neu, denn früher oder später wird mein Cousin mit neuer Energie in die Öffentlichkeit zurückkehren und dann auch wieder seinen Posten hier ausfüllen.", erklärte der Iulier und machte eine kurze Pause.
    "Ich sehe mich folglich auch eher als Vicarius Magistris, also als Stellvertreter des Magisters, und habe auch ein entsprechendes Schild an der Tür angebracht, wenngleich ich mir natürlich im Klaren darüber bin, dass unsere Satzung das ein wenig anders sehen dürfte." Er schmunzelte kurz. Damit waren sie nun eigentlich gleich beim Thema... wenn da nicht... irgendetwas...


    "Ach, und ich darf dich natürlich - auch im Namen des Senators - ganz herzlich in der Societas Claudiana et Iuliana als Sodalis ebenjener begrüßen!", beglückwünschte er den Patrizier und überreichte ihm mit einem freundlichen Lächeln die Ernennungsurkunde:


    ALS VERTRETENDER MAGISTER
    SOCIETATIS CLAUDIANAE ET IULIANAE


    ERNENNE ICH
    Lucius Tiberius Lepidus


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM V ID IUL DCCCLXII A.U.C.
    (11.7.2012/109 n.Chr.)


    ZUM
    SODALIS - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA



    In Nomine Magistris


    Marcus Iulius Dives
    VICARIUS MAGISTRIS - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA

    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/180px-Edward_G_Robinson_in_The_Ten_.jpg] | Phocylides


    "... feiern!", antwortete der Sklave reflexartig schnell. Der Alte machte ihm mal wieder irgendwie Angst. Wurde wirklich Zeit, dass der Senator wieder auf die Beine kam und das Ruder wieder mit ganzer Kraft übernahm. Dieser alte Stinkstiefel hier war jedenfalls auf Dauer echt nicht auszuhalten! Selbst seine eigenen Kinder hatten ja vor ihm Reißaus genommen - das sagte doch schon alles!


    "Ich meine, er hat mit seinem Onkel Proximus vorhin das Haus in Richtung der Feierlichkeiten zum Fortunafest verlassen.", versuchte Phocylides dann richtig zu stellen, was sich so falsch anhörte. Feiern war ja nicht gleich feiern, was der Alte aber wohl bestimmt wieder nicht verstehen würde. Wahrscheinlich hatte der selbst früher nur... Egal.
    "Wann sie wiederkommen, konnten sie noch nicht genau sagen, aber der junge Iulius wird wohl erst am morgigen Tage zurück nach Ostia reisen, wenn das Fest groß ist." Nicht zuletzt dienten solche Veranstaltungen ja in nicht geringem Maße auch dazu neue Kontakte zu knüpfen und Bekanntschaften zu machen.


    "Soll ich ihm ausrichten, dass er... morgen früh etwas Zeit erübrigen soll?", fragte der Maiordomus noch nach. Denn bei einem solch großen Fest - und so wie es angekündigt worden war, musste es wohl sehr groß sein - würde der Sklave den Iulier jetzt nie im Leben finden. Das würde einer Suche nach der Nadel im Heuhafen gleichen! Und ob es heute abend nicht vielleicht spät werden würde, wenn Dives sich vielleicht noch mit einem Mädchen vergnügte (was wusste der Sklave schon von den Vorlieben des Decurios!), konnte er ja auch nicht sicher wissen...




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

    Zitat

    Original von Appius Decimus Massa & Gaius Iulius Sabinus


    Sim-Off:

    Nochmal sorry für die Off-bedingte Wartezeit...


    Während ihm seine Toga wieder tadellos andrapiert wurde, war plötzlich ein Bediensteter der Villa ins Zimmer gestürmt. Dem musste ja jemand wirklich Beine gemacht haben! Die erste Vermutung: Der Centurio war ungeduldig geworden und ließ es an der Sklavenschaft hier aus. Es wäre durchaus eine verständliche Reaktion, aber keinesfalls eine zu tolerierende. Schließlich gehörten ihm die Sklaven hier ja nicht! Aber es war anders: Sabinus hatte ihn geschickt (und dem gehörten die Sklaven hier zwar auch nicht - wie sie auch Dives nicht gehörten - aber als verwandter Iulier hatte er durchaus das Recht die Bediensteten so zu behandeln und in die Spur zu schicken). Überdies nahm sich Sabinus also auch dem Gast der Classis an. Die beiden verstanden sich sicherlich gut, denn der sonst in Roma lebende Iulier baute doch auch Schiffe! Da würde die Wartezeit für den Centurio bestimmt wie im Fluge vergehen... hoffentlich. Ach, Sabinus machte das schon!


    Ein wenig später traf Dives dann in dunkelroter Tunika und marineblauer Toga im Triclinium ein. Man könnte auch sagen, dass er symbolisch rot für den Hauptgott Ostias, Vulcanus, und blau für die Tibermündung, die Ostia ja erst diesen Namen gegeben hatte, trug.
    "Salvete!", grüßte der Iulier die beiden Anwesenden, nachdem Sabinus seinen letzten Satz - irgendetwas mit einem Regimewechsel - ausgesprochen hatte.
    "Ich hoffe, dass mein Cousin dir die Wartezeit etwas verkürzen konnte, Centurio.", fügte er dann noch hinzu und so wie der Decimer da saß, war Dives vorerst doch ganz guter Hoffnung, dass der den Gast auch gut unterhalten hatte. Auch wie der Decurio entschuldigt worden war, hatte man diesem natürlich berichtet und Dives musste wirklich zugeben: Sabinus war ein ganzer Iulier! Eine leichte Sommergrippe konnte schließlich jeden mal erwischen, auch wenn sie Dives garnicht erwischt hatte. Aber wer wusste das schon so genau?


    "Wie kann ich dir weiterhelfen?", erkundigte Dives sich anschließend freundlich. Etwas leichtes zu essen und eine Kleinigkeit gegen einen trockenen Hals hatte er ja offenkundig vor sich, sodass es dem Decurio nur logisch erschien gleich nach dem Anliegen zu fragen. Außerdem wollte der Soldat nach seiner Wartezeit sicherlich nicht unbedingt erst noch groß Small-Talk betreiben... Interessant wäre allerdings schon, ob dieser Decimus beispielsweise mit Serapio verwandt war? Besonders hispanisch wirkte er zwar nicht, aber wer wusste schon, woher seine Mutter ja vielleicht kam...

    Wunderbar! Endlich nun war es also soweit: Aculeo erhielt einen Sitz im Ordo Decurionum von Ostia! Da war Dives natürlich und selbstredend mit Applaus bei der Sache und spendete diesen nicht nur nach Verkündung der großzügigen Spende an die Civitas, sondern auch als der Germanicer offiziell zum Decurio ernannt wurde. Wem würde es nicht gefallen, wenn ein guter Freund, ein Verbündeter, einen selbst unterstützen kam? Denn Aculeo hatte sicherlich nicht vor auf das Duumvirat zu kandidieren und damit ein Konkurrent zu werden. Nein, solange er Eques war, standen ihm da viel interessantere und materiell ergiebigere Posten offen!


    Dass Aculeo in seiner folgenden Ansprache sogar den Iulier explizit erwähnte, war natürlich DER Beweis für die vorangegangene Gedanken. Möglichst unauffällig blickte sich Dives im Folgenden um und versuchte auszumachen, inwiefern man kurz zu ihm schaute und falls dem so war, ob eher gut oder eher schlecht gesinnt. Zweifellos aber war der Iulier damit mal wieder - natürlich nur nebenbei, doch immerhin - ins Gespräch gekommen. Er wurde bekannter.


    Als der Germanicer geendet hatte, gab es decurionischen Applaus. Dives stimmte in den Beifall seiner beiden Sitznachbarn ein (denn bei der Erwähnung seines Namens wäre es wohl etwas vermessen gewesen als erster laut los zu jubeln)...


    :app:

    Na, das klappte doch schon ganz gut! Inhaltlich gab es jetzt zwar nicht DIE großen Erkenntnisse, aber fürs erste Mal, dass er sich so gab, war das Ergebnis doch zumindest nicht schlecht. Der Senator war schließlich überhaupt darauf eingegangen, was er durchaus nicht zwangsweise hätte tun müssen - wenn man ihm denn bezüglich seiner Alternativlösung genug Glauben schenken konnte. Konnte man? Keine Ahnung.


    Dives betrachtete diesen Punkt damit vorerst als abgehakt. Blieb noch die Frage nach der Gesinnung des Germanicers. Doch so direkt hätte er damit jetzt sicherlich keinen Erfolg mehr, sodass er sich dazu entschied Sedulus erst nochmal etwas anzufüttern:
    "So habe ich das doch nicht gemeint!", begann der Iulier mit großen Augen. Jetzt, wo er die vermeintlich ausführlichst mögliche Antwort vom Senator bekommen hatte, konnte er ja ruhig so tun, als wäre das wirklich nur unglücklich formuliert.
    "Wie gesagt, WILL ich dir und den Deinen helfen und ich KANN... zumindest versuchen mit meinem Einfluss auf meinen Cousin Centho zu deinen... zu EUREN Gunsten etwas zu erreichen.", erzählte er weiter und sprach dabei nun wieder die Wahrheit. Was wäre er schließlich für ein schwacher Mann (der Bezeichnung 'Römer' nicht würdig), wenn er es nicht zustande bringen würde seinem gesundheitlich geschwächten Cousin ersten Grades, dessen nächster, erwachsener, männlicher Verwandter er war, seinen Willen wenigstens ansatzweise aufzudrängen?!


    Ein kurzer Moment des Schweigens folgte. Dives musste seine zweite Frage noch stellen und musste außerdem hoffen, dass er mit seinen Worten eben wieder genug Land erspielt hatte, um sich dies auch leisten zu können. Was die germanicische Gesinnung betraf, versuchte der Iulier es nun mit einer provokativen Aussage und in der Hoffnung, dass Sedulus entweder in dieser oder jener Weise zustimmen würde oder aber heftig widersprach.
    "Ach, steht ihr jetzt eigentlich treu und ergeben zu dem Scheusal Salinator, der keine Gegenstimme duldet und nichts anderes als seine eigene Meinung zulässt?", formulierte er scharf ohne laut zu werden. Käme nun heftiger Widerspruch, so würde Dives dies als Test auslegen, den Sedulus bestanden hätte, und es wäre wohl klar, dass er zum Vescularier stünde. Andernfalls träfe der Senator wohl die wahre iulische Auffassung. In beiden Fällen jedoch würde der Decurio bei seinem Cousin sicherlich ein gutes Wort einlegen und ihn dazu überreden (oder ihn davon überzeugen), dass die Familia des Sedulus nach Ostia in die Villa Rustica Iuliana kommen könnte...

    Zitat

    Original von Gaius Iulius Sabinus


    Die folgenden Worte seines Cousins stießen Dives nun aber etwas unangenehm auf. Salinator ein Freund? Ein Gönner und Wohltäter der Iulier war er zweifellos, aber ein Freund? Es stellte sich hier schließlich die Frage, was dem Manne wichtiger war: der römische Bürger Iulius Centho oder aber der Senator und Augur Iulius Centho mit seinem ganzen Einfluss auch auf seine Klienten und Verwandten? Nein, weder sah Dives im Vescularier einen Freund, noch glaubte er, dass der eine solche Sichtweise hätte.
    "Auf den wahren Princeps!", prostete der Decurio zurück und nannte absichtlich keinen Namen; machte aber auch keine Andeutung, dass er jemand anderes für den wahren Princeps hielt. Dives trank einen Schluck und verschluckte sich nun wirklich an den nächsten Sätzen von Sabinus. Er hustete zweimal und winkte einen Sklaven zu sich, der ihm einige Male leicht auf den Rücken klopfte und dann ein wenig seine Schultern massierte. Das war ja wirklich nicht zu glauben! Potitus! Er hatte ihn tatsächlich Potitus genannt! Meinte er das ernst oder scherzte er? Es wäre ein verdammt schlechter Scherz...
    "Entschuldige, ich glaube, ich habe etwas in den falschen Hals bekommen.", meinte Dives und räusperte sich nochmal kurz. Auch Centho hatte den Fettwanst - soweit sich der Decurio erinnern konnte - niemals bei seinem Praenomen genannt. Salinator hatte er gesagt - maximal. Und jetzt? Ay, was musste auf dem Palatin nur vorgefallen sein...


    "... designierten Ehemann...", wiederholte Dives leise aber hörbar, noch während Sabinus sprach. Seit wann bitte wurden verlobte Männer als designierte Ehemänner bezeichnet? Erst die weiteren Worte brachten wieder ein wenig Licht ins Dunkel. Der Vescularier hatte diese Eheschließung wohl beschlossen und der Flavia aufgedrängt. Freiwillig würde doch sicherlich keine Patrizierin einen wenig bekannten Mann aus der Provinz heiraten, dessen Name man scheinbar schon so schnell wieder vergaß. Das bestätigte auch Sabinus gleich nochmal.
    "Ist das ihre erste Ehe oder war sie vorher schonmal verheiratet?", erkundigte sich der Decurio bei seinem Verwandten. In solch (ab-)gehobenen Kreisen war man doch bestimmt auf viele Dinge besonders bedacht und Ehen wurden früh geschlossen oder zumindest versprochen. Davon zumindest ging Dives einfach mal aus. Sofern diese Flavia Nigrina also kein Kind mehr wäre, war seine Nachfrage aus seiner Sicht durchaus angebracht. Vielleicht war sie ja auch die Tochter oder Nichte des Proskribierten Flavius Gracchus oder des verbannten Flavius Furianus? Da wäre es ja zumindest nicht allzu abwegig, wenn sie nun einen Mann bekäme, der gegen Palma arbeitete. Aber der Iulier sah damit noch ein ganz anderes Problem auf sie zukommen...


    "Au! Du sollst mich massieren und mir nichts brechen!", fuhr Dives den Sklaven hinter ihm verärgert an. Dass man manche von diesen Sklaven aber auch wirklich nur zum Kistenschleppen gebrauchen konnte! Mit einer Handbewegung schickte er den Mann wieder weg. Seine Schultern waren nun verspannter als zuvor und seinen letzten gedanken hatte er wieder vergessen.
    "Und du? Hast du schon Heiratspläne?", fragte er seinen Cousin und zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. Vielleicht hatte Sabinus auf der Feier ja selbst jemanden kennengelernt? Es wäre zwar aus Dives' Sicht nicht gerade optimal sich durch eine Hochzeit noch weiter in den Sumpf der Salinatortreuen zu begeben, aber die schlechteste Partie wäre es sicherlich auch nicht...

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    Original von Octavia Nasica


    Der Iulier nickte nur kurz auf die Nachfrage seines Cousinchens hin. Victor war bei der Russata? Das war zwar nicht so ganz optimal, aber jedermann wusste doch eigentlich, dass Veneta und Russata miteinander befreundet waren. Insofern war also alles im grünen Bereich - was es wahrscheinlich aber auch bei einer anderen Mitgliedschaft gewesen wäre...
    Dann machte Dives große Augen. Nasica war noch bei keinem Wagenrennen dabei gewesen? Das sollte sich in der Tat bei Gelegenheit ändern, wobei der Iulier durchaus auch Verständnis dafür hatte, dass ihre Mutter ihr solche Besuche in der Vergangenheit untersagt zu haben schien. Immerhin hatten Nasicas Eltern ja sicherlich schon eine Vorstellung davon, wohin sie ihre Tochter möglichst geschickt verheirateten. Wahrscheinlich war sie gar schon verlobt! Und gerade Circusbesuche dienten ja besonders zur Annäherung von Mann und Frau.


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    Original von Faustus Decimus Serapio


    Gerade wollte der iulische Decurio seiner octavischen Cousine antworten, da hörte er eine Stimme seinen Namen rufen. Sofort sah er sich um und sein Herz begann etwas schneller zu pochen. Ihm kam der Klang bekannt vor. Sollte es tatsächlich Serapio sein, der ihn jetzt rief? Oder spielten seine Gedanken ihm einfach nur mal wieder einen Streich und jemand anderes rief seinen Namen (oder vielleicht auch gar nur einen ähnlichen Namen)? Doch dann hielt tatsächlich eine Biga neben ihm und... der aufgewirbelte Staub nahm dem Iulier erstmal die Sicht. Sein Herz begann nun erst zu rasen, bevor es beim Anblick der beiden weißen Rösser und vor allem natürlich beim Anblick des Decimers langsam dahin schmolz. Serapio, ein Sieger, ein Held, ...! Dabei spielte es in diesem Moment keine Rolle, ob er nun Praetorianertribun oder -praefect war oder auch nur ein einfacher Miles gewesen wäre. Für Dives war es sein Held, wie er da so stolz stand!


    So ergriff der Iulier auch ohne zu zögern die ihm gebotene Hand und blinzelte eine Freudenträne weg. Er freute sich wirklich riesig und fand ob dessen im Augenblick gar keine Worte, um dem auch verbal Ausdruck zu verleihen. Weiter bemerkte Dives auch erst, als er einen Schritt auf den Wagen zu machen wollte, dass sich jemand an seinen anderen Arm geklammert hatte... Nasica. Oh, das war natürlich jetzt eine etwas suboptimale Situation, denn so einfach wollte der Iulier seine Verwandte natürlich nicht allein stehen lassen. Andererseits konnte er Serapios Einladung absolut nicht ausschlagen. Er wandte sich also zu seinem Cousinchen:
    "Tut mir Leid, Naisca, aber das ist Decimus Serapio, der neue Praetorianerpraefectus. Du wirst verstehen, dass ich dem Gastgeber seinen Wunsch nicht abschlagen kann. Wenn du willst, kannst du hier auf mich warten... oder du siehst dich einfach weiter um. Hier gibt es bestimmt die eine oder andere Bekanntschaft, die man machen kann.", erklärte er und sein Blick zog kurz durch die umstehenden Leute, von denen ihm aber so schnell niemand bekannt vor kam. Doch bei den Gauklern in der Nähe standen so viele Menschen, dass sie dort sicherlich fündig werden würde! So löste sich der Iulier also aus den Armen der Octavia, um anschließend zu Serapio auf den Wagen zu klettern.


    "Serapio...", begrüßte er dann den Ausrichter dieses Festes mit einem breiten Lächeln. Dass er dabei schon beinahe flüsterte und er folglich bei der sonstigen Geräuschkulisse maximal vom gegrüßten Decimer gehört werden könnte, geschah unbewusst. Während er den ihn noch immer schmückenden Blumenkranz noch einmal etwas zurecht rückte, rückte ihm ins Bewusstsein, dass sie hier gerade in aller Öffentlichkeit standen. Ergo drehte er sich anschließend zu den Pferden um, hielt sich am Wagen fest und wartete daruf, dass der hinter ihm stehende Serapio das Gespann loslaufen ließ...

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    Original von Marcus Iulius Dives
    Ich bin heute und morgen nur vermindert aktiv anwesend (versuche aber soviel wie möglich noch zu beantworten). Von Samstag bis einschließlich Mittwoch bin ich dann gänzlich absent. :)


    Da isser wieder! :D

    Zitat

    Original von Decima Messalina & Octavia Nasica


    Zeit für den Showdown. Sein Cousinchen war dabei und das überraschte den Iulier doch irgendwie ein bisschen. Die Vestalin war schließlich nur zu ihm zuletzt so komisch gewesen und gab Spitzen von sich, die Dives wirklich ungeheuerlich fand! Eine Vestalin dürfe alles - ein Mann nicht. So ein Blödsinn! Hatte eine Vestalin einen Platz im Senatus?! Nein. Durfte eine Vestalin einen Betrieb führen, sofern sie nicht mindestens Ritter war? Nein. Und das wohl Entscheidendste: Hatte sie das Recht sich mit einer anderen Person zu vereinigen und damit eine der schönsten Dinge auf der Welt zu erleben? Nein! Solange Frau Vestalin war, musste sie ihre Jungfräulichkeit bewahren! Und da sprach die Decima also von alles dürfen?! Pah! Männer hingegen hatten sehr wohl die Chance auf einen Platz im Senatus - sogar ganz allgemein! Einfache Leute, wie auch Dives zunächst einer war, konnten in den Ordo Senatorius erhoben werden und sich dann auf den Cursus Honorum vorbereiten und diesen beschreiten. Für Senatorensöhne war dieser Weg sowieso in aller Regel vorherbestimmt. Und sogar Ritter hatten eine kleine Chance irgendwann als ehemaliger Praetorianerpraefectus (als aktiver hätten sie ja eh einen Beisitz) im Senat einen Platz zu bekommen! Einzig der Punkt mit dem Betrieb traf auch Männer, die nicht mindestens Ritter waren - sofern sie gleichzeitig im Heer dienten oder im Dienste der Götter standen...


    Dann lehnte, noch bevor Dives seinem Cousinchen eine Antwort hatte geben können, die Decima eine weitere Begleitung ab. Das war ja irgendwie zu erwarten gewesen... irgendwie aber auch nicht. Mit Nasica hatte sie sich doch schließlich ganz gut verstanden, oder nicht? Und jene hatte mit ihrer Reaktion weder ihrem Cousin Dives noch der Vestalin den Vorrang gegeben. Was also hatte die mit ihren Spitzen gegen den Iulier bis eben noch so kämpferisch wirkende Decima nun, dass sie das Feld räumte? Dives verstand die Frau ganz allgemein und die Decima im Speziellen nicht... Nunja, sei es, wie es sei.


    "Einen schönen Tag noch!", rief Dives der Frau noch hinterher, die ohne ein Wort des Abschieds Nasica und ihn nun einfach so stehen ließ.
    "Wahrscheinlich hat sie einfach noch besondere Pflichten heute oder muss auch einfach zurück, um das Herdfeuer zu hüten.", spekulierte er und gab seinem Cousinchen damit ein paar - zugegebenermaßen nicht allzu wahrscheinliche - Alternativen zu der Variante, dass es an ihm lag. Denn wie hoch standen die Chancen schon, dass man einer Verwandten des das Fest ausrichtenden Praetorianerpraefectus in just dieser Zeit irgendwelche besonderen Aufgaben zuteilte?
    "Und du wolltest zum Wagenrennen?", fragte Dives noch einmal nach. Er selbst wollte zum Apfeltauchen! APFELTAUCHEN! Aber konnte er seinem neu kennengelernten Cousinchen das jetzt abschlagen - zumal er den Rennen ja auch nicht gerade abgeneigt war? Er sah der Decima nochmal nach. Oder wollte Nasica jetzt vielleicht doch lieber mit der zusammen sein und über irgendwelche Frauendinge reden? In gewisser Weise wäre es dem Iulier ja schon recht, wenn dem so wäre. Ob Serapio beim Wagenrennen war? Das war nicht wahrscheinlicher als, dass er bei irgendeinem anderen Stand wäre. Dives würde suchen müssen, um ihn zu finden! Andererseits würde die Vestalin sich bestimmt achso toll fühlen, wenn Nasica nun doch lieber sie begleiten würde. - Das gönnte Dives der schwarzen Witwe in der Hülle einer weißen Jungfrau (welch doppelter Gegensatz) nicht!
    "Dann lass uns dorthin gehen...", verkündete er also und ging langsam los.


    "Aber ich muss dich vorwarnen: Nur weil ich Mitglied der Veneta bin, bin ich noch lange nicht so gut, wie unsere Aurigae...", begann er mit ein wenig Small-Talk den Weg zu überbrücken.

    Nur allzu deutlich merkte der Iulier, dass er hier einen Senator vor sich hatte, einen Politiker mit viel Erfahrung. Irgendwie sagte der etwas, gleichzeitig dann aber auch wieder nicht. 'Im Großen und Ganzen' stimmte er zu. Nachforschungen hätten 'nicht wirklich' etwas ergeben. Im Klartext hieß das doch, dass er schon mindestens einige Details anders sah (verständlicherweise, denn was wäre es für ein Zufall hätten sie exakt die gleiche Meinung zu diesem Thema!) und dass er auch irgendetwas herausgefunden hatte (wie wenig es auch sein mochte). Nur WAS verschwieg der Germanicer - und vor allem WARUM? Mangelte es ihm an Vertrauen zu Dives? Nicht umsonst hatte der in seiner kleinen Rede gleich zweimal auf seinen Cousin Centho verwiesen, der ja in einer ähnlichen (wenngleich gesundheitsbedingt doch nicht völlig identischen) Situation steckte, und gesagt, dass er jenen voll und ganz unterstützte. Damit bekannte er als jemand ohne Patron also durchaus eine Position, war für seinen Gegenüber folglich nun hoffentlich etwas besser einzuschätzen, was bei Leuten ohne Patronat sonst ja nicht unbedingt so leicht sein mochte. War die Verbindung der verschiedenen Mitklienten des Aelius Quarto am Ende doch nicht so stark, wie der Iulier zunächst gedacht - oder vielleicht besser: gehofft - hatte?


    Dieser Eindruck sollte gleich noch einen völlig umgekehrten entgegengesetzt bekommen. Sedulus wollte seine schwangere Frau (mit oder ohne seinen bereits geborenen Kindern?) nach Ostia schicken. Vor Überraschung blieb der Iulier erstmal einen Moment absolut stumm. Vertrauen musste der Senator folglich eine ganze Menge zu ihm haben, denn zwar mochte das Gut Iulius Centho gehören, doch hatte der Roma ja bekanntlich nicht - schon gar nicht gegen das Verbot des Vesculariers - verlassen. Und das würde der auch nicht in absehbarer Zeit tun. Folglich war Dives als nächster männlicher Verwandter in Ostia durchaus soetwas ähnliches wie der Hausherr... Aber wirklich nur so ähnlich, denn:
    "Nun Sedulus, ... Ich persönlich würde dir diesen Wunsch niemals abschlagen wollen und im Gegenteil wäre es mir sogar eine große Ehre - insbesondere, wenn ich mich daran erinnere, dass auch ich schon einmal für eine Nacht Gast in diesen Gemäuern war.", begann Dives freundlich. Ja, er erinnerte sich noch gut daran, dass er bereits einmal hier hatte nächtigen dürfen. Und er wusste durchaus auch, dass er damit irgendwie auch in der Schuld des Senators stand. Andererseits war der Unterschied zwischen einer Nacht und vielen Nächten... viele minus eins Nächte. Und erschwerend kam hinzu:
    "Aber du wirst verstehen, dass ich so spontan für ein Gut, über welches ich nur bedingt Verfügungsgewalt habe, da es meinem Cousin Iulius Centho gehört, kaum allein eine so weitreichende Entscheidung treffen kann." Es folgte eine Pause, die durchaus nicht unbeabsichtigt an dieser Stelle und in dieser Länge gewählt war. Hier sah der Iulier gerade ganz klar und deutlich DIE Chance überhaupt rauszufinden, was der Senator nun also wusste und wo er stand. Dives verspührte das erste Mal soetwas wie ein Machtgefühl, denn wer seine Familia in Sicherheit zu bringen versuchte, befand wohl wohl kaum in der vorteilhafteren Situation! Der Decurio von Ostia ahnte ja noch nicht, wie bald schon dieses Gefühl wiederkommen würde...


    Dann endlich fuhr der Iulier fort:
    "Was genau hast du denn nun eigentlich bisher an Informationen sammeln können?", erklang Dives' Stimme ganz freundlich und auf seinem Gesicht zeichnete sich der Hauch eines Lächelns ab. Dieser abrupte Themenumschwung machte wohl klar: Die Verhandlungen waren eröffnet! Was könnte Sedulus in die Waagschale werfen?

    Zitat

    Original von Appius Decimus Massa


    Ein Schock! Der Mann an der porta sagte frei heraus, dass Iulius Dives gesucht wurde! Erst bei dem vielen Classis und Misenum stutzte der Iulier etwas und er folgerte erleichtert, dass die Ankunft des Soldaten wohl nichts mit der Theater-Sache zu tun haben würde. Da er ansonsten keine Idee hatte, was er sonst ausgefressen haben könnte, brauchte er bestimmt auch nichts zu befürchten! Und während er sich wieder in sein Cubiculum zurückzog, um sich wieder ein wenig zu beruhigen, ging am Eingang alles seinen gewohnten Gang...



    Der Ianitor nickte kurz und antwortete:
    "Der Decurio Iulius wohnt hier, das ist richtig. Ich werde ihn sogleich über deine Ankunft in Kenntnis setzen. Du willst im Atrium einen Moment auf ihn warten? Vielleicht mit einer kleinen Erfrischung?", lud er den Centurio mit einer Handbewegung zum Eintreten ein und ließ ihm ein wenig Gastfreundschaft zuteil werden. Unterdessen sah man einen kleinen Jungen schleunigst aus dem Vestibulum eilen - wohl in Richtung des Herrn Dives.




    IANITOR - VILLA RUSTICA IULIANA OSTIENSIS



    Der Decurio Iulius unterdessen brauchte durchaus ein Weilchen, ehedem er nicht nur wieder auf ein normales Niveau abgekühlt war, sondern auch äußerlich wieder gesellschaftsfähig aussah. In einer völlig verrutschten Toga begrüßte man schließlich keine Gäste - das wirkte schlampig! Und so wollte wohl niemand wirken. Ein wenig Geduld war also gefragt...