Beiträge von Marcus Iulius Dives

    ... und natürlich folgte Dives dem Sklaven. Er schritt an Antinoos vorbei, den er im Vestibulum warten lassen würde - denn wie käme das auch an, wenn er sich in Gegenwart von einer einzelnen Frau von einem Leibwächter schützen ließe?! Wortlos, was hätte er auch diesem Sklaven jetzt erzählen sollen, erreichte der Iulier wenig später besagtes Triclinium...

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    So begleitete Evax den tiberischen Besucher und vielleicht ja schon bald sodalis dieser Societas noch zum Ausgang, wünschte ihm ebenfalls ein "Vale bene!" und schloss dann die porta hinter ihm. Anschließend sorgte er dafür, dass er den Becher wieder loswurde und nahm seinen Platz in Eingangsnähe wieder ein. Eine Nachricht würde er noch schreiben... heute abend... Könnte ja schließlich jederzeit wieder klopfen (auch wenn ihm das sehr unwahrscheinlich erschien) und da müsste er natürlich sofort vor Ort sein und könnte sich nicht erst noch von einem Brief losreißen. Aber schreiben würde er ihn! Schreiben würde er ihn...




    IANITOR - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA

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    "Sehr gerne werde ich ein solches Schreiben aufsetzen.", antwortete Evax auf die Bitte des Tiberiers. Den letzten Satz überging er dabei kommentarlos. Vielmehr fragte sich der Sklave, ob ein Patrizier dieser Tage bereits so gebeutelt wäre, dass er sich keinen eigenen Scriba Personalis leisten könnte, der ein solches Schreiben aufsetzte... Aber gut, da könnte er nur spekulieren.


    Evax erhob sich natürlich unmittelbar nach dem Gast, der scheinbar wieder gehen wollte.
    "Den Becher kannst du mir geben. Ich räume das weg.", meinte der Sklave dann. Lepidus hielt den Becher ja, soweit Evax das mitbekommen hatte, noch immer in der Hand und die Einrichtung wollte man hier eigentlich schon behalten...
    "... Natürlich werde ich dich vorher noch zum Ausgang begleiten, wenn du das wünschst.", fügte er noch wertungsfrei freundlich hinzu. Die plebeischen Mitglieder, darunter selbst die senatorischen, fanden den Weg zwar immer allein, aber bei einem Patrizier konnte man ja nie so genau wissen...




    IANITOR - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA

    Die nächste Frage, die folgte, stellte der Duumvir an beide, Aculeo und Dives. Letzterer hatte einen Moment inne gehalten, weil er dem Germanicer keinesfalls einfach in dessen Ausfürungen fahren wollte. Nach einem kurzen Blick zum neben ihm Sitzenden jedoch, mit dem sich der Iulier versicherte, dass der Eques nicht sofort antworten würde, erhob er selbst das Wort:


    "Nun, mein guter Bekannter und guter Freund Germanicus Aculeo und ich, wir kennen uns bereits eine ganze Zeit lang. Wir gehören beide der selben Factio an, sind beide Sodales der Societas Claudiana et Iuliana und unsere Gentes sind überdies... Ja, ich denke, man kann sagen, dass sie durchaus miteinander befreundet sind.", erklärte Dives ersteinmal ihre Verbindnug. Mit dieser Frage hatte der Iulier nämlich noch gerechnet und so müsste der Duumvir ihnen diese Information nicht aus der Nase ziehen, sondern bekam sie quasi gratis mitgeliefert.
    "Nach seiner Rückkehr aus dem kalten Norden ins schöne Italia haben wir uns dann vor einigen Tagen hier in Ostia wiedergetroffen, uns über Vergangenes und Zukünftiges ausgetauscht und sind dabei auch auf die von mir geplante Theateraufführung, deren Aushang du vielleicht schon gesehen hast, zu sprechen gekommen. Unweigerlich musste ich da natürlich auch die überholnugsbedürftigen Sonnensegel erwähnen, die mir in Vorbereitung auf diese Veranstaltung durchaus so einige Sorgen machen." So in etwa war es zumindest Dives in Erinnerung geblieben. Er hoffte wirklich, dass die Sonne am Tag der Aufführung nicht knallend heiß auf sie herunter schiene. Auf diesem Wege also war diese Idee langsam entstanden.
    "Und als Duumvir wirst du sicherlich wissen, dass es eine ganz schöne finanzielle Belastung für die Civitas wäre allein für eine entsprechende Erneuerung zu sorgen. Das hat Aculeo dann scheinbar davon überzeugt, dass er der Civitas, in der er hauptwohnsitzlich lebt, nun etwas zurück geben will..."


    Dives, der namentlich an Worten Reiche, hatte gesprochen. Er blickte zu Aculeo. Wollte der noch etwas hinzufügen, ergänzen oder zumindest das Gesagte kurz bestätigen?

    Nachgedacht, Serapio schien über irgendetwas nachgedacht zu haben! Dem breiten Grinsen nach mussten es wohl aber positive Gedanken gewesen sein... hoffentlich. Eine gewisse Skepsis blieb beim Iulier diesbezüglich zurück. Und so veränderte sich auch Dives' Blick nicht großartig, während der Decimer ihn nun bäuchlings zurück auf das Pult drückte. 'Dulcis Dives', das klang mehrfach nach in den iulischen Ohren, verdrängte vorangegangene Gedanken und Zweifel und hinterließ ein einziges Strahlen in seinem Gesicht.
    "A...ha ... ja...h ... hmm...", gab der Iulier lustvoll zurück. Er konnte es spüren, das decimische Feuer, die hispanische Leidenschaft, die heiße Flamme, an der sich Dives nun verbrennen würde, an der er sich verbrennen wollte ! Der anfängliche Schmerz war schnell wieder verschwunden und es blieb das pure Verlangen nach mehr. Er fühlte den hitzigen Atem auf seiner nicht minder erhitzten Haut, nahm Serapios erregende Bisse und Küsse nicht mehr nur wahr, sondern erlebte sie und entschwand endgültig der Realität, verabschiedete sich in eine Traumwelt, in der jeder Moment eine Ewigkeit dauerte und es nichts gab als Serapio und ihn...


    Dives genoss es die Nähe des Decimers auch in seinem Nacken und während sich seine Rechte am oberen Ende des Pultes festgeklammert hatte, griff seine Linke auf der Suche nach dem Tribun hinter sich. Sein Kopf drehte sich nach links und aus den Augenwinkeln sah er Serapios dunkelbraunes Haar, konnte es gleich danach auch mit seiner Linken fühlen und während er es unbändig mit seiner Hand durchwühlte, sorgte er mit ein wenig Druck gleichzeitig dafür, dass sich der Decimer dort nicht so bald wieder entfernen würde, sondern bliebe, wo er war, und weitermachte mit dem, was er tat.
    "... Mhmm... Suavis Serapis...", seuftzte Dives genießerisch. Dabei war aus Serapio nicht nur aufgrund des Klanges wieder der ursprüngliche Name Serapis geworden, von dem ersterer abgeleitet war. Überhaupt war der Iulier gerade kaum in der Lage über Dinge wie Anapher und Epipher, die hier beide vorlagen, auch nur ansatzweise nachzudenken. Vielmehr drangen damit auch Gefühle und Emotionen an die Oberfläche, denn er fand es einfach göttlich, fand ihn einfach göttlich!
    "Küss... ahmm... mich...", forderte er den Decimer anschließend libidinös auf, während sich seine rechte Hand vom Pult löste und sich daran machte das eigene, iulische Feuer weiter anzufachen...

    Antinoos wollte gerade schon zu sprechen beginnen, weil er ja schließlich an der porta stand und Dives anmelden sollte. Der Iulier allerdings kam seinem Sklaven noch gerade rechtzeitig mit einer Antwort zuvor. Er müsste diesem wohl später nochmal eindringlich klar machen, dass ein Sklave niemals ein werter Herr sein konnte...


    "Salve. Mein Name ist Iulius Dives.", stellte er sich ersteinmal in aller Kürze vor.
    "Ich hatte deiner Herrin Sergia Severa einen Brief überbringen lassen, in dem ich meinen Besuch angekündigt habe. Nun wünsche und hoffe ich sie sprechen zu können.", formulierte er dann sein Anliegen. Er trat neben seinen Sklaven und erwartete nun eingelassen zu werden...

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    Den Einwurf des Tiberiers hatte der Sklave auch nicht so ganz verstanden, sodass er froh war, dass der Patrizier das nicht weiter ausführte. Denn Evax hatte ja bereits gesagt, dass eine politische Einflussnahme offiziell nicht möglich war. Inoffiziell konnte man hier natürlich Kontakte knüpfen, die einem vielleicht hier oder dort von Vorteil sein könnten... Aber auch um eine Person zum Ab Epistulis zu machen, bedurfte es zweierlei: Einer Person, die es werden wollte und bereits soweit Karriere gemacht hatte, dass sie es auch werden könnte (denn auch Ritter hatten ja eine gewisse Ämterfolge). Und weiterhin einer Person(-engruppe), die dies positiv beeinflussen könnte. Beides zusammen war eben einfach noch nicht vorgekommen, was natürlich nicht hieß, dass es nicht vielleicht irgendwann mal vorkommen könnte...


    Doch diese Gedanken waren unwichtig, verglichen mit dem Lob, welches Evax einheimste! Da war er doch glatt gewillt noch mehr zu erzählen, wenngleich dies natürlich nicht nur die Chance in sich barg sich noch mehr Lorbeeren zu verdienen, sondern auch das Risiko alte Lorbeeren durch langweilige Geschichten wieder einzubüßen. Aber der Gast lenkte das Thema nun eh erstmal wieder in andere Richtung, sodass sich diese Frage von selbst aufschob oder vielleicht sogar erledigt hatte.
    "Nun, also angesichts der aktuellen Lage...", womit man wieder am Anfang des Gespräches war, "... wäre es wohl am einfachsten und erfolgversprechensten, wenn du selbst die Casa der Iulii Caepiones auf dem Mons Esquilinus aufsuchst und mit einem der Sodales sprichst. Iulius Proximus, einer der derzeit amtierenden Decemviri, sollte ein guter Ansprechpartner in dieser Sache sein. Oder auch Iulius Dives... Nein halt, der ist, glaube ich, derzeit in Ostia..." Zumindest war letzterer das wohl die größte Zeit über. Inwiefern der ab und an für einige Termine oder ähnliches auch nach Roma reisen würde, wusste Evax natürlich nicht. Aber Lepidus hatte jetzt einen Ort und zwei Namen, womit er doch ein ganzes Stück weiter kommen sollte.


    Hm. Der Sklave überlegte. Wie könnte er jetzt zu den Ehegesetzen zurück kommen? Sollte er überhaupt versuchen dorthin zurück zu kommen? Natürlich nahm man hier in der Societas auch den einzigen leiblichen Nachkommen des Divus Augustus wahr! Die Iulia war ja auch nicht nur seine Tochter und Tiberius' zweite Ehefrau, sondern auch die Mutter dreier durch Augustus adoptierter Söhne, von denen jener zumindest die ersten beiden, Gaius und Lucius Iulius Caesar (Vipsanianus) beinahe abgöttisch liebte und sie sogar persönlich im Lesen und Rechnen unterrichtete, sie stets in seiner Nähe hatte und sie auf Reisen neben sich reiten ließ. Natürlich hatte niemand nur gute Seiten, auch ein großer Divus Augustus nicht - gerade wenn man an dessen ersten Jahre an der (geteilten) Macht und die von ihm mit absoluter Berechnung und Kaltschnäuzigkeit betriebenen Proskription zurück dachte. Jene, die wohl kaum mit der aktuellen vergleichbar wäre oder ließ ein Salinator 5000 Menschen ermorden und sich deren Köpfe täglich sackweise zukommen?
    An dieser Stelle entschied sich der Sklave dagegen von sich aus wieder einen Schritt im Gespräch zurück zu gehen. Zu heikel erschien ihm dieser Vergleich, wenngleich der Vescularier bei diesem äußerst gut wegkommen würde. Die Geschichte hatte gezeigt: Aus einem kalten, berechnenden Machtmensch konnte ein absoluter Menschenfreund werden, human und milde, der ein neues Zeitalter einläutete. Ein interessanter Vergleich war wahrscheinlich der mit einem großen Arzt, der den Staat durch einen Bürgerkrieg zu operieren versuchte. Selbstredend wurde dabei einiges Blut vergossen, aber letztlich gelang der Schnitt, der Sieg war sein, sodass er sich während seiner eigentlichen Regierungszeit der Genesung des Imperiums, der Vernarbung der zugefügten Wunde, der Gesundung des Reiches und der Gesellschaft widmen konnte...




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    '... und nicht nur der Männer, wo doch auch einige Frauen viel Reden von sich machten.', kommentierte Evax gedanklich den ersten Teil von Lepidus' Antwort. Beispielsweise eine Diva Augusta war ja auch alles andere als unwichtig gewesen, hatte viel Einfluss gehabt und zu nutzen gewusst und wohl auch in dieser oder jener Sache ihre Finger mit im Spiel. Und wieso verehrte man in der Societas Claudiana et Iuliana eine Frau, die vormals als Livia Drusilla oder auch einfach nur als Livia bekannt war, also auf den ersten Blick weder zu den Iuliern noch zu den Claudiern gehörte? Mancheiner argumentierte nun mit ihren Ehen, das weitaus gewichtigere Argument war die testamentarische Adoption durch ihren letzten Gatten. Nebenbei bemerkt eine durchaus interessante Situation für den Tiberius, der damit rein rechtlich gesehen zwei Schwestern hatte: Eine war seine biologische Mutter, die andere seine Ex-Ehefrau...


    Doch zurück ins Hier und Jetzt. Der Tiberier wollte also Geheimnisse erfahren. Was eine Anekdote sein sollte, wusste Evax nicht, nahm aber an, dass diese Begrifflichkeit ebenfalls in die Richtung ging. Der Sklave überlegte kurz. Geheimnisse...
    "Nun, also mit Geheimnissen kann ich dir leider nicht dienen. Die Sodales hier haben nie die Chance gehabt in derlei Unterlagen Einsicht zu nehmen. Einzig der Claudius, der diese Societas ins Leben gerufen hat, wäre als Procurator a memoria unter Umständen dazu in der Lage gewesen bestimmte Dinge ausfindig zu machen und diverse Unterlagen einzusehen. Aber es wäre mir nicht bekannt, dass er dem Verein irgendwelche derartigen Informationen hinterlassen hätte. Aber vielleicht wird sich ja irgendwann einmal, möglicherweise ja sogar schon nach dem aktuellen Machtkampf, jemand in der Kanzlei an die Arbeit für ein solches Werk machen...", spekulierte Evax naiv. Oder vielleicht arbeitete ja auch bereits jemand daran. Vielleicht hieß dieser jemand sogar Suetonius Tranquillus. Aber woher sollte der ianitor das schon so genau wissen?


    So, die Hoffnung war ordentlich gedämpft worden und die Erwartungen jetzt hoffentlich recht bodennah. Dann könnte Evax, der aber natürlich schon auch ein paar persönlichere Dinge auf Lager hatte, beginnen:
    "Aber ich kann dir ein paar Dinge erzählen, die durchaus sehr interessant sind, wenngleich keinesfalls geheim. Du weist sicherlich um die Verehrung von Alexander dem Großen seitens des Divus Augustus... Nun, Augustus soll in Alexandria das Grabmal des Namensgebers der Stadt besucht haben, ihm Blumen und sogar eine goldene Krone dargebracht haben. Sogar angefasst haben soll er den toten Körper. Nachfolgend machte man ihm das Angebot auch die Leichnahme der Ptolemäer, der Dynastie, der auch Cleopatra angehörte, zu besuchen. Er soll brüskiert geantwortet haben: Er sei hier um einen König zu sehen, keine Leichen!", trug Evax mit ordentlicher Betonnug vor. Ein Glück, dass die Ägypterin nicht mehr hier war. Die hörte diese Geschichte nämlich nicht so gern! Der Sklave hielt inne und hoffte, dass die Geschichte nicht allzu schlecht war (und dass der Tiberier sie noch nicht kannte).




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    Zum Glück hatte Dives in seinem Brief nur von etwa fünf Tagen geschrieben! Nachdem er am gestrigen Tage nämlich den Senator Germanicus Sedulus aufgesucht hatte, wäre dem Iulier ein anschließender Besuch der Casa Sergia schlicht zu viel geworden. Dafür stand er nun heute - mit Leibwächter Antinoos und ohne das Pferd, auf dem beide die Ewige Stadt erreicht hatten - bereits am Vormittag vor der Casa der Sergier. Der Sklave klopfte an:


    * Poch Poch Poch *


    Einige Schritte hinter jenem Sklaven wartete dessen dominus nun auf Einlass...

    Nachdem Dives vor nunmehr fünf Tagen seinen Besuch brieflich angekündigt hatte, war es heute nun soweit. Auf dem Rücken des von Senator Sedulus geliehenen Pferdes erreichte der Iulier - zusammen mit einem sklavischen Begleiter - die Casa der Germanicer. Antinoos (besagter Sklave) und er stiegen vom Pferd und vor die Wahl gestellt übernahm der Iulier das Klopfen an der porta selbst, während sein Custos Corporis in einigem Abstand auf das Pferd Acht gab. Nicht dass der ianitor beim Blick nach draußen erschrak und seinem Herrn am Ende wohlmöglich meldete 'Da steht ein Pferd auf'm Flur...' oder so.


    * Poch Poch Poch*


    Dives trat wieder einen kleinen Schritt von der porta zurück und wartete darauf, dass man ihm öffnete...

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    Mehr oder weniger ruhmreiche Geschichten? Das hörte sich ja nicht gerade sehr überzeugt an. Den Grund dafür konnte Evax allerdings nicht so recht ausmachen. Ob es daran lag, dass dies ein Patrizier war? Vielleicht konnten die sich ja nur für ihre eigene gens und/oder Verwandschaft wirklich begeistern... Der Sklave hatte keine Ahnung. Für ihn stand auch völlig außer Frage, wie das 'alle[n] großen Mitgliedern der claudisch-julischen Dynastie' (mit gewohntem Verdreher von iulisch und claudisch) zu verstehen war. Man hatte sich hier ja auch an die Gesetze des Imperiums zu halten und diese ließen wohl kaum eine Verehrung eines unter damnatio memoriae gefallenen Herrschers zu. Selbst den nur halbherzig und äußerst oberflächlich verdammten Gaius, das Soldatenstiefelchen, verehrte man hier nicht. Dementsprechend kamen jedoch andere Mitglieder der Dynastie hinzu, wie beispielsweise eine Diva Augusta.


    "Nein, wir sind ja keine Schola.", antwortete Evax erstmal kurz. Die Societas Claudiana et Iuliana würde bestimmt nicht in irgendeiner Weise lehrend auftreten. Die Vermittlung von Wissen war unter anderem das Gebiet der Schola (neben beispielsweise diversen Paedagogi) und da würde sich dieser Kultverein sicherlich nicht ungefragt einmischen. Der Sklave musste sich den Satzanfang 'ich dachte ja nur...' verkneifen:
    "Ich wollte damit nur erfragen, was du bisher über das iulisch-claudische Kaiserhaus bereits weist. Gerade bei einem Patrizier, wie du ja einer bist, würde ich auch keineswegs behaupten, dass ich dir überhaupt etwas erzählen könnte zu diesem Thema, was du in deiner zweifelsfrei erstklassigen Ausbildung nicht schon gelernt hättest." Hoffentlich war der Mann empfänglich für solchen Honig.
    "Normalerweise erzählen ja der Magister oder andere Sodales oder manchmal eben auch ich eventuellen Neuzugängen ein bisschen was, damit die dann auch wissen, von wem sie überhaupt reden, wenn sie in der Öffentlichkeit an jene Männer und Frauen erinnern. In diesem Falle jedoch erscheint es wohl eher so, dass du derjenige bist, der - auch auf diesem Gebiet - sicherlich über mehr Wissen verfügt. Deshalb hatte ich dich so gefragt." Charme-Offensive die zweite. Evax hatte ja durchaus auch etwas gutzumachen, wenn man an das vorherige Thema zurück dachte... Besser man dachte nicht zurück!
    "Wenn du willst, dann kann ich aber natürlich trotzdem...", bot der Sklave dennoch gleich im Nachsatz an.




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    Oh, der ianitor war sich ziehmlich sicher, dass ihm niemand aus der Societas so schnell die Zunge herausschneiden würde. Niemand brauchte eine Lusche an der porta, die allem und jedem gleich nachgab. Evax hatte die Aufgabe den Kultverein zu schützen und das tat er auch... nicht nur an der porta. Selbstredend war ein Tiberius, ein Patrizier, bei Weitem kein gewöhnlicher Besucher, niemand der Kategorie 'alles und jeder'. Dennoch ging es ja nicht, dass Evax seine Aufgabe allein deshalb vernachlässigte und die sodales, allen voran die Iulii, erwarteten bestimmt auch eine gewisse Skepsis gegenüber diesem Verwandten eines vermeintlichen Kaisermörders.


    Dann folgten Fragen des Tiberiers. Sicherlich keine, auf die jener eine Antwort von Evax erwartete, doch gedanklich suchte er dem Gast natürlich schon zu folgen. Stand ein Tiberius Lepidus auf einer Proskriptionsliste? Woher sollte der Sklave das nun so schnell wissen? Da standen so viele Namen bekannterer und weniger bekannter Leute. Ein Tiberius Lepidus war ihm zwar bisher noch nicht aufgefallen, aber das hieß ja nicht, dass er nicht vielleicht doch draufstand! Oder vielleicht wurde er just in diesem Moment hinzugefügt... Die Liste war ja bereits ein paar Mal erweitert worden!
    Stand überhaupt ein Tiberier auf der Liste? Soweit Evax wusste nicht, aber wie weit wusste er schon? Es war eigentlich das selbe in grün...
    In Sippenhaft? Ja, das war die erste Frage, auf die der ianitor doch tatsächlich ganz sicher antworten konnte! Lepidus würde schließlich nicht hier sitzen, wenn er woanders wäre. Das ging ja nicht, das leutete wohl selbst der kleinsten Leuchte ein! Und auch der Schluss, dass von dem Tiberier für Salinator wohl keine allzu groß Gefahr auszugehen schien, klang logisch! Andererseits... Nur weil dieser Patrizier hier kein Feind des Vesculariers sein mochte, war er auch noch lange nicht dessen Anhänger und Freund. Erst der letzte Satz, der schließlich Lepidus' Treue gegenüber... dem/einem Kaiser versicherte, überzeugte Evax dann vollends. Ihm entging dabei völlig die eventuelle Zweideutigkeit, die die Treue auch einem gewissen Cornelier oder einer dritten Person versichern mochte.


    "In diesem Fall entschuldige ich mich natürlich für meine diesbezüglichen Ausführungen. Aber du wirst sicherlich verstehen, dass man dieser Tage manchmal nicht vorsichtig genug sein kann.", antwortete Evax sogleich ehrlich bedauernd, aber keinesfalls bereuend. Er würde auch zukünftig nicht anders handeln. Damit steckte das Gespräch jetzt aber natürlich an einer sehr ungünstigen Stelle fest.
    "Inwieweit hast du dich denn inhaltlich bereits mit der Societas Claudiana et Iuliana auseinandergesetzt?", erkundigte sich der Sklave also, um in ein anderes Themengebiet zu gelangen. Wer Erinnerungen an vergangene Augusti hochhalten wollte, der müsste ja auch erstmal wissen, wen und was es da überhaupt hochzuhalten gab...




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    Ja, vielleicht lehnte sich der Sklave ganz schön weit raus, wenn er damit begann von einer so brisanten Sache zu sprechen wie dem Mord am princeps. Als der Tiberier dann eine vor Ironie nur so strotzende Antwort gab, hatte er zunächst auch alles andere als ein gutes Gefühl in seiner Magengegend. Das verschwand jedoch sogleich, als der Patrizier meinte, dass er aufgrund seines Standes über Sklaven verfügen könnte, die ihm nicht im Entferntesten gehörten. Das fand Evax doch ganz schön dreist...
    Lächelnd sah er zur Ägypterin, nickte ihr zu und gab ihr mit seinen Augen zu verstehen, dass sie hier wohl nicht mehr benötigt werden würde. Kurz darauf war sie aus dem Atrium verschwunden... mit samt dem Tablett, welches sie 'irgendwo' (da nämlich, wo sie es her genommen hatte) abstellte.


    Unterdessen antwortete Evax dem patrizischen Gast:
    "Bitte verzeih, wenn ich offen spreche. Aber als patrizischer Tiberius bist du doch höchstwahrscheinlich auch mit dem toten Pontifex pro magistro verwandt, oder nicht? ... Mit dem Mann also, der sich, wie man sagt, der Ergreifung durch die Praetorianer durch Selbstmord entzog. ... Also mit dem Mann, der... unter Verdacht steht... eventuell... vielleicht... irgendwie mit verwickelt gewesen zu sein in... die Sache mit Augustus Valerianus und seiner Familie kurz nach den Saturnalien 861." Evax versuchte möglichst vorsichtig zu sein mit seinen Äußerungen und vermied es tunlichst von einem Kaisermord oder einem Giftanschlag zu sprechen. Nach kurzer Pause fuhr er fort:
    "Es ist einfach... Nicht dass dieser Kultverein irgendwie den Zorn von Augustus Salinator auf sich zieht, der ihm dann den Kultstatus aberkennt oder schlimmer noch verbietet." Letzteres hätte ja schließlich auch für die Sklaven dieses Hauses erheblich Folgen: Sie würden wahrscheinlich verkauft werden... und wer wüsste schon, wo sie dann vielleicht landeten? Und hier ging es ihnen doch im Großen und Ganzen ganz gut.


    "Wenn du mit einem Sodalis der Societas reden solltest über eine Aufnahme oder so, dann solltest du auch wissen, dass der Magister ein sehr guter, persönlicher Freund des Augustus Salinator ist und letzterer nicht zuletzt auch einige Klienten unter den Mitgliedern hat. Man kann wohl daher recht sicher sein, ..." und dafür konnte der Sklave ja nichts "... dass Augustus Salinator auch stets einen Blick auf diesen Verein hat und ihn nach seinen Vorstellungen... beeinflusst." Wollte sagen, dass zumindest nach außen hier jeder Salinatortreu war und dem Tiberier wohl dementsprechend skeptisch gegenübertreten würde. Die Claudia konnte man dabei getrost außen vor lassen, denn so lange, wie die schon nicht mehr hier war... Vielleicht hatte sie ja auch einfach nur vergessen auszutreten? Von den inneren Gesinnungen der Mitglieder wusste Evax nichts.
    Und was den zweiten Teil betraf: Selbst wenn der Tiberier also als (wenigstens äußerlich) salinatortreuer Patrizier hier aufgenommen werden sollte, könnte es noch immer sein, dass Salinator selbst über seine Kontakte hierher nicht unwesentlich Einfluss nehmen würde... Dass es natürlich andererseits auch die Chance in sich bergen würde, sich (selbst als Patrizier) dem Vescularier in einem besseren Licht zu präsentieren, brauchte dem Tiberier wohl niemand zu sagen. Warum sonst war er wohl hier?!




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    Für den Moment hatte Dives alles um sich vergessen. Das begann mit der Theatervorführung, der Iuppiter-Statue und der erzwungenen Unterbrechung, setzte sich fort mit der sehr intensiven Unterredung, die Serapio und er zumindest am Anfang hier hatten und die dem Iulier mehr zugesetzt hatte, als man dem Kopf der Schauspieltruppe zusetzen würde, und endete schließlich damit, dass Dives selbst vergaß, wo sie hier eigentlich waren. In Ostia oder Roma? In einem Theater, einer Villa, einer Casa? Er lebte nur noch den Augenblick und in diesem gab es gerade nur den Decimer und ihn!


    Seine rechte Hand vollzog den Weg nach, auf welchem Serapios Toga an dessen linker Seite hinabgeglitten war. Der Arm war gerade ausgestreckt und wollte sich auf die Innenseite des decimischen Oberschenkels begeben, um sich anschließend der hispanischen Flamme zu widmen, da ... Wow, war DAS ein Blick! Dives hätte auf den Stein des Iuppiter schwören können, dass er ein richtiges Feuer in diesen leuchtenden Saphiren, die der Tribun seine Augen nannte, sehen konnte! Sofort suchte er wieder Serapios Lippen mit heißen Küssen zu bedecken. Der Iulier stolperte kurz rückwärts, als er begonnen wurde in Richtung des nächsten Schreibpultes geleitet zu werden. An die Togae am Boden hatte er nämlich auch keinen Gedanken mehr verschwendet. Doch das hielt sie keineswegs auf. Mit geschlossenen Augen und den Decimer fortwährend küssend ließ Dives sich problemlos weiterführen. Er bekam nichtmal so ganz mit, dass sie sich überhaupt bewegten, denn noch immer nahm er nichts und niemanden wahr außer der personifizierten hispanischen Leidenschaft, dem hispanischen Temprament, ... Serapio!
    Plötzlich konnten die iulischen Füße nicht weiter zurück und Dives' Oberkörper wurde auf einen Schreibpult gedrückt. Der Iulier öffnete seine Augen wieder und betrachtete anschließend voll Vorfreude, wie geschickt der Decimer doch mit diversen Kleidungsstücken umzugehen wusste. Ohne jeden Zweifel: Der war erfahren auf diesem Gebiet... in jedem Fall deutlich erfahrener als Dives! Doch... was...?! Was war auf einmal los? Hatte der Iulier irgendetwas falsch gemacht? Er stützte sich mit der linken Hand auf, um mit seiner Rechten über Serapios Wange zu streichen, den Hals und dann den Oberkörper, der sich so toll anfühlte, so männlich, so... 'Oder liegt es an mir? Bin ich es?', schoss es unerwartet durch seinen Kopf. Was wenn er mehr erwartet hatte? Zwar war der Iulier alles andere als hässlich, wie er selber fand, doch ob er mit einem perfekt durchtrainierten Praetorianer mithalten könnte? Er wusste ja nicht, welche Vorlieben der Tribun hatte und wo der sich sonst holte, was er brauchte... Etwas verunsichert blickte Dives den Decimer an, in der Hoffnung jener würde seine Augen wieder öffnen, würde seiner Leidenschaft, seinem Temprament wieder freien Lauf lassen, würde fortsetzen, was so wunderbar hatte begonnen...


    "Serapio...", versuchte der Iulier möglichst stimmungsvoll und erregt zu klingen. Zumindest letzteres war Dives ohne jeden Zweifel. Ein leicht fragender Unterton schwang wohl aber dennoch mit.

    Ein nettes, kleines Gespräch schien sich da zwischen dem Duumvir und Aculeo zu entwickeln. Entspannt lehnte sich Dives zurück und folgte dieser Unterhaltung. Es war schließlich auch in seinem eigenen Interesse, wenn der Duumvir den Germanicer etwas besser kennenlernte und letztlich hoffentlich ein gutes Bild von ihm hätte.


    Mit einem leichten Lächeln saß der Iulier also da und hörte interessiert und aufmerksam zu. Mit einer bestimmten Frage an Aculeo rechnete er ja noch... vielleicht... eventuell... Man würde sehen. Unter Umständen war es ja auch garnicht sowichtig. Dives blieb jedenfalls freudig gespannt, ob des Kommenden.

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    Tja, wer lange schweigen musste, der freute sich natürlich, wenn er mal wieder reden konnte und hatte dann ganz klar auf jeden Fall auch stets viel zu berichten. Von dem Gähnen ließ er sich nicht stören. Er wusste ja auch, dass er bei weitem kein Cicero war, dem zuzuhören wohl für jeden ein Genuss sein würde.
    "Natürlich.", antwortete er auf den Wunsch des Tiberiers hin und setzte sich - zum zweiten Mal. Scheinbar war es diesem Mann doch wirklich ernst mit einem Beitritt hier, denn er schien noch immer interessiert, obwohl Evax klar gemacht hatte, dass hier nicht viel mit kaiserlichem Glanz in den Mitgliederlisten war. Ob er ihn darauf aufmerksam machen sollte, dass es auch nicht wirklich patrizischen Glanz in besagten Listen gab, sah man mal von eingangs erwähnter Claudia ab? Der Sklave entschied sich dagegen. Vor einer Aufnahme würde der Tiberius ja eh noch mit einem sodalis reden müssen und klären, wie man nun verfahren würde. Vielleicht gab ja auch der Magister vom Krankenbett aus seine Zustimmung, wer wüsste das schon?


    Bei dem Vergleich, den Lepidus bezüglich einiger gentes anstellte, musste sich Evax ein kleines Grinsen verkneifen. Er war nun mittlerweile doch schon eine lange Zeit hier zu Diensten und wusste daher schon ein bisschen was über die Geschichte der iulisch-claudischen Dynastie. Beispielsweise wusste er, dass diese Iulier schon seit Ewigkeiten Patrizier gewesen waren, patricii maiores, wenn man so wollte. Von dieser Sorte gab es heutzutage nur noch sehr wenige. Man könnte fast sagen, dass sie eigentlich beständig auf dem Weg waren auszusterben! Und die Tiberii? Evax könnte sich nicht erinnern, dass die vor dem vergöttlichten Iulianus überhaupt so groß bekannt gewesen wären, geschweige denn Patrizier waren. Nicht, dass er als Sklave das nun so super beurteilen könnte, doch mit den kaiserlichen Iuliern, die sich ableiteten von Iulus, einem Sohn des Aeneas und damit Enkel der Venus und Ururururururururururururgroßonkel* von Romulus und Remus... mit denen verglich er die Tiberii? Schon irgendwie amüsant. Aber als ianitor des domus konnte er seine Gefühle natürlich nach außen hin verbergen. (Wie sonst sollte er auch beispielsweise Leute abweisen, die ihm Leid taten?) Er lächelte kurz.


    "Da du es gerade selbst schon angesprochen hast... das edle Geschlecht der Tiberier. Du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass ein Kultverein, wie die Societas Claudiana et Iuliana, nur durch das Collegium Pontificum und allen voran den Pontifex Maximus als solcher zugelassen werden konnte und seinen Status jederzeit verlieren kann. Niemand hier will das... Ich denke, du weist, was ich damit meine?", fragte er rhetorisch und hoffte nun wohl auf eine Art Beteuerung der eigenen Treue oder so. Gerade jetzt, wo der Magister aus gesundheitlichen Gründen sich nicht im Zweifelsfall im Namen der Vereinigung von etwas distanzieren könnte, war es schon wichtig, dass die sodales entsprechend selbst auch einen Teil der Verantwortung trugen. Eingedenk eines gewissen Theaterstücks, das kürzlich in Ostia aufgeführt wurde, ließe sich vielleicht etwas abschwächend sagen, dass zumindest der Schein der Kaisertreue doch gewahrt werden sollte...


    So, und nun? Besonders viele Fragen schien der Tiberier zumindest auf den ersten Blick ja nicht zu haben. Ob Evax ihn einfach mal fragen sollte, was er schon wusste? Oder einfach so ins Blaue loserzählen? Er wartete lieber ab. Vielleicht hatte der edle Tiberier ja auch noch andere wichtige Termine... Musste noch einen Augustus vergiften (jetzt, wo es wieder einen gab) oder so... Man erzählte sich ja viel auf den Straßen, wenn der Tag lang war...


    Sim-Off:

    * abgelesen von DIESEM Stammbaum hoffe ich, dass ich mich nicht verzählt habe mit den 'ur's...



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    Na der war ja einer! Evax bot ihm einen Platz an und setzte sich dann selbst, aber der setzte sich nicht. Dann war Evax wieder aufgestanden und plötzlich schien die Bank wieder gut genug? Naja... Er blieb jetzt erstmal stehen. So ein hin und her...


    "Gemessen an den übrigen Societates verfügt die Societas Claudiana et Iuliana über überdurchschnittlich viele Mitglieder, die meisten von ihnen Iulier aus dem Zweig der Iulii Caepiones. Auch der Magister, wie ich bereits erwähnte ein Senator und Augur, entstammt diesem Zweig.", erklärte Evax. Er holte kurz Luft und fuhr fort:
    "Aus der iulisch-claudischen Dynastie..." - immer diese Leute, die das aus irgendeinem, ihm völlig unbegreiflichen Grund verdrehten, wie bereits der Claudier, der diese Vereinigung ins Leben rief (!) - "... entstammt niemand der heutigen Sodales. Bei den Iulii Caepiones handelt es sich um einen plebeischen Zweig der Iulier, der in keiner Weise mit patrizischen Iulii verwandt ist. Und auch patrizische Claudier hat dieser Kultverein praktisch nicht mehr. Eine Claudia A... eine Claudia steht aktuell noch offiziell in den Mitgliederlisten, aber gezeigt hat sie sich hier schon sehr, sehr lange nicht mehr." Soviel erstmal dazu. Danach hatte der Tiberier nicht gefragt, aber da er scheinbar fälschlicherweise davon ausgegangen war, dass sich hier Verwandte und Nachfahren alter Augusti engagierten, musste er natürlich über diesen Irrtum aufgeklärt werden. Ob die Societas Claudiana et Iuliana jetzt überhaupt noch interessant für Lepidus war? Evax vermochte es nicht einzuschätzen.


    "Insofern kann man also sagen, dass es sehr wohl viele Mitglieder und Interessenten außerhalb jener vergangenen Dynastie gibt. Neben den eben erwähnten Iulii Caepiones, finden sich übrigens auch Octavier verschiedener Zweige, Germanicer und Verginier unter den Sodales." Das war es wohl, was der Tiberius hören wollte und Evax wollte es ihm natürlich auch nicht vorenthalten.
    "Dabei finden sich unter den Mitgliedern des Kultvereins sowohl hochrangige Senatoren, wie beispielsweise der Praetorier Octavius Victor, der dir als einstiger Praefectus Urbi vielleicht ein Begriff ist, ..." - Oder wollte der Tiberier etwa sagen, dass er nicht wenigstens diesen Namen schonmal gehört hätte? - "... aber auch Equites in höchsten Positionen, wie beispielsweise der amtierende Praefectus Classis Misenensis." Und dieser Posten war immerhin einer der höchsten Ritterposten im gesamten Imperium! Kurzes Durchschnaufen, dann ging es weiter:


    "Offiziell - und nichts anderes kann ich dir hier sagen - verfügt die Societas Claudiana et Iuliana über keinerlei Einfluss, insbesondere keinen politischen. Das ist schließlich, wie du selbst sicher wissen wirst, absolut verboten." Aber hatte der Tiberier einen Iulier, einen Octavier, einen Germanicer oder einen Verginier auf einer der Proscriptionslisten gesehen? Einen Claudier, ja. Aber dazu hatte Evax sich ja bereits geäußert...
    "Und angesehen ist der Verein natürlich bei der hiesigen Bevölkerung, die stets gern an Festen und Feiern teilnimmt. Wer schwelgt nicht gern in der Erinnerung an alte..." Das "bessere" lag Evax auf der Zunge, doch gerade rechtzeitig schluckte er es nochmal runter. "... Zeiten?" Und gerade die Zeit des Divus Augustus gehörte doch zweifellos zu den besten Zeiten des Imperiums...




    IANITOR - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA

    ... Und Dives spührte Serapios Feuer sehr deutlich, wie es aufloderte, gegen ihn drückte und drauf und dran war den Iulier zu verbrennen! Ja, heißer wurde ihm tatsächlich mit jedem Augenblick. Doch noch stand etwas zwischen ihnen, kein Feuer, keine Flamme, eher eine... nunja... zweifelhafte Theatervorführung. Und das war eine eisige, eine gar frostig kalte Angelegenheit, die dafür sorgte, dass der Funke... nicht gänzlich übersprang und ihn noch nicht entscheidend entflammte! Angetaut vielleicht... maximal.


    Dann endlich: Der Decimer wollte die Sache auf sich beruhen lassen... aber einfach so ?! Dives war erpressbar und dem Tribun in jeder möglichen Hinsicht ausgeliefert und der... wollte nichts ? Ungläubig suchten seine Augen die decimischen. Meinte er das ernst? Dann trafen Serapios Lippen auf die iulischen und er drang ein... mit seiner Zunge in den iulischen Mund. Dives nahm sie gern, unterstützte ihren Eroberungswillen, indem er sie einsaugte, wollte sie spühren, wollte ihn spühren. Er schloss die Augen und auch sonst gingen nun die Lichter in seinem Kopf aus. Es gab Stellen, an denen das Blut gerade mehr gebraucht wurde... und dort kam es auch an.
    Die Toga fiel zu Boden, hielt nicht länger die Hitze unter sich gefangen, die sich zwangsläufig entwickelte, nachdem jetzt auch Dives in Flammen stand. Plötzlich, ja sogar für den Iulier selbst etwas überraschend, ging ein Ruck durch seinen Körper, löste ihn endgültig von der Regalwand und steuerte direkt auf Serapio zu. Seine rechte Hand kam dem Decimer jedoch sogleich zur Hilfe, dass dieser nicht das Gleichgewicht verlieren würde. Dann schob er sich an Serapio vorbei und drückte diesen nun selbst gegen das Holz der Regale. So nah wie er nur konnte, versuchte er dem Decimer zu kommen. Drückte ihn an die Regalwand, erkundete mit seinen Händen dessen tollen Oberkörper. Dann fand seine Linke den Weg unter die Toga des Tribuns, wo sie an der Wirbelsäule erst bis nach oben zum Hals und dann in die entgegengesetzte Richtung das Terrain erkundete - und ihr gefiel sehr, was sie vorfand! Zeitgleich machte sich die Rechte an der decimischen Toga zu schaffen... zugegebenermaßen etwas umständlich, aber letztlich doch erfolgreich.


    Nun, da der Druck so langsam von den Schultern des Iuliers fiel, er nurmehr in einer Region eine Anspannung (eine deutlich angenehmere jedoch) verspührte, löste sich aus dem geschlossenen rechten Auge eine Träne und bahnte sich langsam, aber stetig ihren Weg in Richtung Boden. Doch zeigte sein Gesicht ein Lächeln, als sich seine Lippen von den decimischen lösten und küssend Serapios rechte Wange entlang wanderten. An dessen Ohr angelangt, begannen die Lippen und Zähne des Iuliers gleichermaßen das Ohrläppchen zu bearbeiten. Mehr als deutlich könnte der praetorianische Tribun nun die erhöhte divitische Atemfrequenz hören...

    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/al…Kaysepunkt/david_2.jpg%20] | Evax


    Der Gast machte keine Anstalten sich zu setzen. Hm. Dann stand natürlich auch Evax wieder auf. Das wäre ja sonst unhöflich gewesen.
    "Natürlich...", entgegnete der Sklave, warf einem anderen, rangniedrigeren (denn auch die Sklaven dieses Hauses hatten eine gewisse Hierarchie) einen auffordernden Blick zu. Ein spontanes Augenrollen verkniff er sich. Was anders sollte man auch von einen Patrizier groß erwarten...?


    "Oh, die Vereinigung hat durchaus schon aktivere Zeiten erlebt. Der Magister kümmert sich in der Regel ja um soetwas... Geburtstage der ersten principes der römischen Geschichte.", begann Evax zu erzählen. In diesem Moment kam eine umgangsprachlich wohl eher als Deko-Sklavin zu bezeichnende ägyptische Schönheit und reichte auf einem silbernen Tablett in einem Becher den gewünschten verdünnten Wein und in einer ebenfalls auf diesem Tablett stehenden Schale frisch aufgeschnittene Äpfel und passend dazu dekorierte Weintrauben, an denen noch einzelne Wasserperlen vom Abwaschen zu erkennen waren.


    "Genau das ist ja auch die Hauptaufgabe dieser Societas: Die Veranstaltung öffentlicher Opferungen und Feste vor allem zu den Geburtstagen der iulischen und claudischen Augusti.", fuhr Evax nach dieser kleinen Unterbrechung (die Sklavin würde allerdings weiterhin nur wenige Schritte vom Gast entfernt stehen, damit jener stets zugreifen könnte... nur bei Speis und Trank versteht sich).
    "Ursprünglich wurde der Kultverein übrigens von einem Claudier gegründet, um wohl diese ehemalige Aufgabe der Arvales Fratres zu übernehmen. Bereits mit der flavischen Dynastie wurden die Gedenktage für die iulisch-claudische ja aus dem Festkalender der Arvalbrüder gestrichen. Mittlerweile sind es jedoch eher die Iulier, die sich um diesen Verein kümmern." Ein bisschen geschichtlicher Hintergrund war sicherlich nicht verkehrt.


    "Und sag, du gehörst zu den patrizischen Tiberii, oder?", fragte er anschließend vorsichtig. Eigentlich war es ja offensichtlich anhand der Kleidung, doch besser, wenn er auf Nummer sicher ging. Da er selbst ein Sklave war, ging wohl niemand, der ihn nicht kannte, davon aus, dass er übermäßig gut gebildet wäre und gleich alles erkannte. Was die Intention seiner Frage anging, ließ er ersteinmal nichts erkennen. Ob er überhaupt eine hatte?




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