Beiträge von Marcus Iulius Dives

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    ... Im Atrium angekommen*, geleitete er den Patrizier, wie Evax so ganz nebenbei an dessen Kleidung feststellte, zu einer der Sitzgelegenheiten.


    "Setz dich. Magst du etwas trinken, ein paar frische Äpfel oder Trauben...?", erkundigte er sich dann, bevor er sich selbst niederließ.


    "Soetwas wie ein Promagister oder so ist in der aktuellen Satzung leider nicht vorgesehen.", nahm er anschließend das eigentliche Gespräch wieder auf. Er konnte sich erinnern, dass einer der iulischen sodales hier bereits vor dem letzten Conventus mal zum Magister wollte, um mit diesem über ein paar Veränderungen zu sprechen, aber das war mittlerweile auch schon etwas her.
    "Darf ich fragen, wie du heißt?", erkundigte er sich dann einfach mal ganz direkt bei dem Fremden. Da sein eigener Name wohl niemanden Interessierte, hielt er das für den besten Weg. Zu sagen, dass er Evax hieße und dann zu hoffen, dass sein Gegenüber diesen Wink als Aufforderung sehen würde auch sich selbst vorzustellen, befand er für unangebracht.


    Sim-Off:

    * Ich verweise einfach mal auf DAS Bild.



    IANITOR - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA

    Sollte er doch endlich sagen, was er wollte, wieviel Geld, wieviel Gold, wieviel keine Ahnung was! Dives fühlte sich im wahrsten Sinne der Worte von allen guten Geistern verlassen. Er spührte nicht einen einzigen! Völlig allein stand er hier mit dem Rücken gegen das Regal gedrückt in größster Anspannung und ängstlich wie ein kleines Kind. Hätte er jemals einen richtigen Vater gehabt, ein Idol und nicht nur einen Erzeuger, vielleicht würde er wenigstens eine ähnliche Situation kennen und hätte zumindest den Hauch einer Erfahrung hiervon. So jedoch fürchtete er beinahe um sein Leben, wenngleich er fest die Hoffnung hatte, dass er dem Decimer lebend mehr bringen würde, denn tot.


    "H...h h...jah ... h...jah..hhh ... h...h ...", hechelte ohne zu überlegen auch auf die nächsten beiden Fragen Serapios. Eigentlich hätte er jetzt völlig aufgelöst zusammenbrechen können, doch die Anspannung und diese enorme Angst hielten den Iulier auf den Beinen und sorgten dafür, dass nicht eine Träne floss. Er merkte, dass der Griff nun weniger fest war, konnte allerdings nicht sagen, ob das nun der Realität entsprach oder aber ein Zeichen dafür war, dass er jetzt so langsam ein Belastungslimit erreicht hatte. Er kannte seine Grenzen nicht, war noch nie dermaßen stark unter Druck gesetzt.


    Plötzlich wurde die rechte Schulter entblößt, die Tunika an dieser Seite beiseite geschoben. Suchte sich seine Seele bereits von seinem Körper loszusagen und sich einen Weg nach außen zu bahnen? Dann eine raue Berührung, aber trotzdem irgendwie näheschaffend. Dives lehnte seinen Kopf leicht nach rechts und schmiegte sich an die Hand. Er war nicht allein! Jemand war da, jemand gab ihm Kraft dies hier durchzustehen. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, wenngleich er sich noch immer fürchtete, die Augen zu und den Mund offen hatte. Nur das zittern hatte ein wenig nachgelassen.
    Dann spührte er das Knie fest an seinem Bein und fühlte Serapios Atem. Voll Panik schlug Dives die Augen auf und jene stand ihm auch sofort ins Gesicht geschrieben. Weit aufgerissene Augen starrten den Decimer für einen Moment voll Todesangst (wollte er ihn jetzt vielleicht erwürgen?) an, bevor ihm bewusst wurde, dass auch jene kraftgebende Hand dem Tribun gehörte. Er selbst war verwirrt von dieser Situation und wusste absolut nicht, was jetzt los war, was er tun sollte und was nicht. Sein Körper begann sich eigenmächtig selbst zu steuern. Seine rechte Hand, die noch immer um Serapios linkes Handgelenk geklammert war, schob die Hand des Decimers ein wenig weiter um seinen Hals, sodass dieser, sofern er dem nachgeben würde, dem Iulier automatisch noch näher kommen würde. Sein Kopf indes bewegte sich langsam auf den decimischen zu, seine Nase berührte erst punktuell die Nasenspitze, dann flächenmäßig den linken Nasenflügel seines Gegenübers. Nur die Augen starrten Serapio noch immer groß an und seine Schultern wagten es nicht sich von der Regalwand zu lösen...

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    Tatsächlich wollte er hierher! Endlich mal wieder jemand hier... in diesen Zeiten waren die meisten nämlich mit vollkommen anderen Dingen beschäftigt, was dem ianitor lange, erlebnisarme Tage verschaffte.


    "Tut mir Leid, aber ein Sodalis ist gerade nicht hier. Schwierige Zeiten, weist du...", gab er mit einem leichten Schulterzucken zurück. Und eine Sache musste er pflichtbewusst auch gleich ansprechen:
    "Was einen Beitritt zur Societas Claudiana et Iuliana betrifft... Darüber kann nach der Satzung nur der Magister entscheiden, soweit ich weis. Da der sich bei seinen ganzen Verpflichtungen als Senator und Augur aber förmlich ins Krankenbett geschuftet hat, weis ich leider nicht genau wie das aktuell geregelt wird." Dann trat er einen Schritt zur Seite und machte eine einladende Handbewegung ins Innere...


    "Aber wenn du dich sowieso erstmal informieren möchtest... Komm rein, ich kann dir gerne einiges erzählen und eventuelle Fragen versuchen zu beantworten..." Den Mann jetzt gleich und von sich aus an jemanden zu verweisen, fiel ihm ja im Traum nicht ein! Endlich kam hier mal wieder wer vorbei...




    IANITOR - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA

    Sein Blick war bereits zu Boden gerichtet, sodass ihm entging, dass Serapio überrascht war. Viel mehr beschäftigte ihn außerdem auch die Frage nach dem Kommenden. Dives hatte nicht viel Erfahrung mit Gewalt gemacht in seinem Leben bisher. Schon in seiner Kindheit hatte er lieber den palavernden Senator gespielt, als einen kämpfenden und kriegenden Soldat. Einzig den für Paraden oder ähnliches blankgeputzten Uniformen, denen konnte er etwas abgewinnen. Aber sonst? Gut, dieser Tage kamen nun auch noch die gestählten Körper unter den Rüstungen dazu. Doch das änderte nichts daran, dass er eben keine Ahnung hatte von... wirklichem Schmerz, wie man so schön sagte. Angesichts der Tatsache, dass er ebenjenen nun erwartete, bereitete ihm das nicht nur Sorge, sondern machte ihm schlichtweg Angst!


    Der Iulier hörte die nächsten drei Verse und sah nicht auf. Serapio verstand sein Handwerk wirklich gut. Dives erkannte zwar, dass es sich um eine Art psychologische Kriegsführung handelte - denn wie anders sollte es wohl zu interpretieren sein, dass der Decimer hier Theater spielte, während er selbst eine mitunter gewaltsame Befragung befürchtete und erwartete. Aber einen Nutzen konnte er aus diesem Wissen nicht ziehen. Es wirkte. Es begann ihn fertig zu machen.
    Dann setzte der Praetorianertribun erneut aus und Dives hörte den Schritt. Er hielt die Luft an. Während Serapio sprach, blickte er wieder langsam zu diesem auf. Die Anspannung des Iuliers nahm zu. Er brachte keinen Ton heraus, wagte es nicht seine Lippen zu bewegen. Auf die Frage hin schüttelte er nur seinen Kopf, doch... ein weiterer Schritt in seine Richtung! Dives atmete wieder, leise und schneller als zuvor. Vorsichtig machte er einen kleinen Schritt nach hinten, um den Abstand zwischen ihnen erneut zu vergrößern. Viel war es nicht und viel brachte es auch nicht.


    Im nächsten Moment packte der Decimer Dives an den Schultern, dass der jene schützend hochzog und seine Augen zusammenkniff. Ein rechts und links nahm er jetzt genauso wenig wahr, wie ein oben und unten oder ein vorn und hinten. Er fühlte nur den Druck, physisch wie auch psychisch, während er mehr zurück stolperte, als dass er ging. Um nicht zu fallen, hielt er sich verkrampft an Serapios Unterarmen, nahe der Handgelenke fest. Das nächste Regal stoppte ihn äußerst unsanft und zwei oder drei Textrollen fielen von oben neben sie herab. Den Schmerz nach dem Aufprall spührte der Iulier aber nur kurz. Viel zu groß war die Anspannung.
    Er versuchte sich in andere Gedanken zu flüchten:


    'Doch spät jetzt strandet er mit allem Gut
    Gegen das Felsenriff des Rechts'

    "Keiner beweint, vermißt... mich..."


    , wisperte er den leicht abgewandelten letzten Vers. Es war nicht mehr als ein leises Hauchen, ein an die hörbare Oberfläche getretener Gedanke. Der Druck erhöhte sich abermals, als Serapio ihn so harsch anfuhr. Noch stärker als zuvor versuchte Dives nun die Augen vor all dem zu verschließen und sein Griff verkrampfte ebenfalls weiter. Er begann leicht zu zittern und war doch unfähig sich zu bewegen, mit dem Kopf zu nicken oder den Mund zu öffnen. Es dauerte ein bisschen, ehe er schließlich letzteres doch schaffte:
    "H...h ... h...h ... h...jah ... h...h ...", kam die Antwort dann irgendwo zwischen den aufgeregten und durch den geöffneten Mund natürlich deutlich klarer wahrnehmbaren Atemzügen. Ja, er hatte verstanden, nur bitte ließ der Decimer nun wieder von ihm ab! Er begann in Gedanken zu beten und niemand würde es hören, niemand könnte es hören - nicht einmal die Götter. Zwar war sein Mund noch immer genauso offen, wie seine Augen auch noch immer geschlossen waren, doch ließ die eigene Anspannung nicht eine einzige kontrollierte Bewegung zu. Aussichtslos, er war allein...

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    Es klopfte! Der ianitor öffnete die porta und sah heraus. 'Hoffentlich ist es nicht wieder nur ein Bote...', dachte er sich dabei noch, denn in letzter Zeit waren das die meisten. Sie gaben nur schnell etwas ab und waren dann wieder fluchs verschwunden. So fix konnte man manchmal garnicht gucken! Aber der Mann hier sah nicht aus, wie irgendein x-beliebiger Kurier. Mit dem könnte er vielleicht sogar mal wieder eine kleine Unterhaltung führen... unter Umständen.


    "Salve! Das ist das Vereinshaus der Societas Claudiana et Iuliana. Wie kann ich dir weiterhelfen?" Hoffentlich hatte der sich nicht nur in der porta geirrt...




    IANITOR - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA

    | Lucius Paris


    Der Kopf der Theatertruppe stand einfach nur regungslos da, noch immer mit den beiden Händen in Abwehrhaltung. Eine weitere Drohung wurde ausgesprochen. Sie würden ihn im Auge behalten. Der Peregrinus beschloss, dass er besser kein allzu großes Risiko eingehen sollte und nicht, wie ursprünglich geplant, auf Folgeaufträge in Italia hoffen sollte. Nein, er würde besser weiterreisen nach Hispania oder Africa, wenngleich eine Rückkehr in einigen Jahren keinesfalls ausgeschlossen schien.


    Dann schlug dieser grobe Rüpel ihm, einem feinfühligen Künstler, mit einer Wucht auf die Schulter, dass jene auch gleich ein ganzes Stück nachgab. Oder war das nur der Schreck, der Paris zusammenzucken ließ, als der Praetorianer ihn anfasste? Egal. Die Soldaten ließen ihn scheinbar erstmal wieder in Ruhe. Bis sie außer Sichtweite waren, blieb er einer Statue gleich (allerdings keiner so fetten, wie der heute gesehenen) stehen. Dann erst löste er sich, atmete erleichtert auf und würde die nächsten drei Tage mindestens Phantomschmerzen in seiner Schulter haben. Im Weggehen dachte er sich:
    "Hm... Vielleicht ist dieser Iulius doch nicht so talentfrei wie er zunächst aussah. Oder zumindest nicht absolut talentfrei. Zumindest dass es nicht seine Idee gewesen ist, scheinen sie ihm ja auch ohne meine Hilfe abgenommen zu haben..."



    Also auf ins scriptorium... Selbstredend ging Dives voran und würde sie dorthin führen und er würde außerdem versuchen dabei nicht allzu sehr nach einem zum Verhör abgeführten Schwerverbrecher auszusehen. Verunglimpfung des Imperator Caesar Augustus wurde schließlich in der Regel mit sieben bis neun Monaten Kerker bestraft, vielleicht nur mit fünf oder sechs, wenn Dives nur eine Teilverantwortung angelastet werden würde. Dass es immerhin kein Hochverrat war, der ja sowohl Palma, als auch bezüglich des Testaments hinter vorgehaltener Hand Salinator vorgeworfen wurde, beruhigte den Iulier da nur wenig. Der Weg zog sich hin. Ihm kam der Gedanke, dass es wohl nurnoch eine üble Nachrede sein würde, wenn man Salinator als Hochverräter aburteilen würde. Hoffentlich kamen dieser Cornelier und seine Verbündeten bald in die Puschen und bereiteten diesem ganzen Spuk ein Ende!


    Vor dem scriptorium angekommen, schloss Dives jenes auf, bevor er dem Decimer den Vortritt in den Raum ließ (und natürlich den Schlüssel aushändigte, damit niemand befürchten müsste eingeschlossen zu werden). Der Iulier machte die Tür hinter sich zu und trat zwei Schritte in den Raum. Ja, dies war das 'Heiligtum' des Theaters von Ostia. Wände suchte man hier übrigens vergebens, denn wo man hinsah, standen unzählige Regale mit ihren kleinen Nischen, in denen alle Stücke in Textform aufbewahrt wurden, die jemals in diesem Theater auf die Bühne gebracht worden waren. Verglichen hiermit war der Fundus an Masken und Kostümen beinahe beschämend. Aber auch wirklich nur beinahe, denn in der Regel hatte das fahrende Volk ja durchaus seine eigene Garderobe.


    Dives merkte, wie der Decimer in den Bann gezogen wurde von der Umgebung. Da hatte ihn sein iulischer Instinkt wohl genau richtig geleitet! Hoffentlich würde das die Verhandlung darüber, was der Praetorianertribun nun für sein Schweigen haben wollte, etwas zu Dives Gunsten beeinflussen. Serapio bediente sich am Regal: '... Übertreter, Trotzes frech, ...' Der Iulier blickte zu Boden. Was sollte er dazu sagen? Er hatte ja bereits die Teilschuld eingestanden, die er als Veranstalter trug... und für einen kurzen Moment meldete sich auch die andere Schuld. Jene jedoch verflog schnell wieder, als er 'Die Eumeniden' von Aischylos erkannte. Ein kurzes Lächeln huschte über die Lippen des Iuliers. Hatte der Litteraturkurs an der Schola doch tatsächlich etwas gebracht (!), wenngleich die Ergebnisse der Abschlussarbeit - bei solchem Stoff (Litteratur) verständlicherweise - noch auf sich warten ließen.
    Schnell versiegte das Lächeln jedoch wieder, als Serapio seinen Vortrag stoppte. Er sah Dives an und dachte offensichtlich kurz nach. Wahrscheinlich fragte er sich, ob sich das iulische Grinsen auf seinen Vortrag bezog, was es ja schon irgendwie tat... aber nicht so. Nicht so, wie er den Decurio anschaute und im Anschluss zum Reden aufforderte...


    "... Ich... Aber das hab ich dir doch erzählt! Ich bin frisch ernannter Decurio von Ostia und will, dass die Menschen hier meinen Namen kennen, damit ich eine Chance habe zum Duumvir gewählt zu werden." Gut, das hatte er nicht erzählt, aber den Rest:
    "Deshalb wollte ich eine Tragödie auf die Bühne bringen und keine 0-8-15-Komödie, wie jeder andere Decurio auch. Und weil heute Tubilustrum ist und Vulcanus darüber hinaus der Hauptgott von Ostia ist, hatte ich mir überlegt, dass dieser Gott doch bitte auch mit vorkommen sollte. Und dann bin ich auf diese Truppe des Lucius Paris gestoßen, die mir sofort ein Angebot gemacht haben, das all das vereint hat...", erklärte Dives halb aufgebracht, halb verzweifelt. Er zog die Nase hörbar hoch und fixierte mit einem Blick, der neben Aufgebrachtheit und Verzweiflung auch etwas Enttäuschung zeigte, nun seinerseits Serapio.


    "Er ruft und fleht, aber keiner höret ihn (!)
    Tief im wilden Strudel..."


    So ergänzte er kleinlaut die nächsten beiden Verse des von Serapio gefundenen Stücks. Die schienen ihm nämlich wiederum ganz passend. Gut, dass er sich in Vorbereitung auf den heutigen Tag auch mit anderen Werken dieses Autors einigermaßen gut beschäftigt hatte, um bei eventuellen Fragen seiner Gäste nicht vollkommen aufgeschmissen zu sein. Anschließend schaute Dives wieder zu Boden. Er ahnte, wie es jetzt weiter ginge: Erst Schmerzen, dann das Geständnis, ob nun voll oder halb, spielte eigentlich keine Rolle, denn letztlich würde der Decimer auf beiden Wegen alles bekommen... alles, was der Iulier ihm nur irgend geben könnte.

    | Lucius Paris


    Als der Optio sich so drohend in seine Richtung lehnte, machte Paris reflexartig einen Schritt zurück und nahm die Hände mit den offenen Handflächen zu den Praetorianern schützend vor seinen Oberkörper. Viel zu bekannt war ihm dieses Schauspiel, das sich hier gerade (mal wieder) abspielte. Schon in der Schule, die der Peregrinus aufgrund eines Gönners besuchen konnte, hieß es anfangs sehr oft: Immer erstmal auf die Neuen! Im Laufe der Zeit änderte es sich dann zu: Haudegen auf die Schöngeister! Wer jeweils auf der Verliererseite stand, war wohl offensichtlich...


    "Ist gut...", bat Paris, dem ins Gesicht geschrieben stand, dass bereits dieses Angstmachen erfolgreich war. "Ich habe verstanden.", fügte er kleinlaut hinzu, dachte sich aber sehr wohl noch seinen Teil: '..., dass ich den Imperator nicht mehr mit diesem Schauspiel kritisiere.' Das hatte er auch garnicht nötig! Er war schließlich Lucius Paris und könnte, wenn er wollte, aus jedem Stück die Aussage herausholen, die er wollte! Davon zumindest war der Mann in seinen Grundfesten überzeugt.



    | Lucius Paris


    'Natürlich, bin ich mir darüber im Klaren! Ihr seid Soldaten! Ihr habt das Stück nicht verstanden...!', schimpfte Paris in Gedanken. Für ihn waren ausnahmslos alle Militärs, vom Tiro bis zum Praefect oder Legat, allesamt Kulturbanausen, die einfach keine Ahnung hatten. Es wäre das logischste überhaupt, wenn sie ihn, der sich schon aufgrund seines Großvaters als kulturell erleuchtet betrachtete, nun um Erklärungen bitten würden...


    Aber Paris war nicht so verblendet, dass er die Realität gänzlich aus den Augen verloren hätte. Nie kamen solche Leute zu ihm, die es eigentlich aus seiner Sicht nötig hätten... Gut, fast nie. Dieser Iulier hatte ihn ja auch engagiert. Aber war der jetzt hier? Weit und breit keine Spur von dem!
    "Euch hat die Aufführung nicht zugesagt, nehme ich an.", stellte Paris schlicht, aber keineswegs unfreundlich fest. Mindestens aufgrund der Inszenierung des Iuppiter. Vielleicht aber auch wegen Kratos und Bias, dem Prometheus oder der letzten Darbietung des Sprechers? Ganz klar jedoch wollten sie ihm mit diesen Gesichtern bestimmt nicht gratulieren, soviel war sicher.



    | Cito


    Das wäre ja wirklich was gewesen, wenn Cito jetzt dem Mann einen an eine Frau adressierten und der Frau einen an einen Mann adressierten Brief ausgeliefert hätte! Insbesondere falls da irgendwelche anzüglichen Dinge drin stehen würden (wohlbemerkt: im Brief an den Mann), was Cito ja nicht wusste, denn er war ja nur der Cursor und überrachte Botschaften. Er las sie nicht.


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    Ad
    Sergia Severa
    Casa Sergia
    Roma, Italia



    Salve Sergia,


    Erinnerst du dich an mich? Ich bin der Iulier, der Cousin des Senators Iulius Centho, den du vor einiger Zeit in der Taverna Apicia getroffen hast... der mit den blauen Augen, falls dir das hilft. Wir unterhielten uns unter anderem über meine Tante, Octavia Tertulla. Ich habe noch einmal nachgeschaut, aber mehr als dass sie mit einem Sergier verheiratet war, konnte ich erneut nicht herausfinden.


    Ich hoffe, dass deine diesbezügliche Einladung in die Casa Sergia noch steht, denn in etwa fünf Tagen werde ich mal wieder in Roma zugegen sein. Mit Sicherheit werde ich dann auch an der Casa Sergia vorbei schauen und hoffe sehr auf dich zu treffen.


    Mögen die Götter dich und die Deinen schützen.
    Vale bene,


    M. Iulius Dives






    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    | Cito


    Gemäß der Wichtigkeit der Nachricht kam der iulische Cursor zunächst an der Casa Germanica vorbei um einen Brief - beinahe wäre es der falsche gewesen - dort abzugeben und dann fluchs zur nächsten Station seines Weges aufzubrechen.


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    Ad
    Senator et Curator operum publicorum
    Quintus Germanicus Sedulus
    Casa Germanica
    Roma, Italia



    Salve Sedule,


    Ich freue mich von dir zu hören und versichere dir, dass es mir so weit recht gut geht. Ich wurde mittlerweile zum Decurio der Civitas Ostia ernannt und warte nun praktisch auf die Bekanntgabe der nächsten städtischen Wahlen. Aber natürlich nutze ich auch jetzt bereits die Zeit, die ich habe, um mich unterschwellig ins Gespräch zu bringen und so eine möglichst vorteilhafte Ausgangslage für eine Bewerbung auf das Duumvirat zu erlangen.


    Was deinen Besuch angeht, so ehrt es mich, dass du zumindest mit dem Gedanken gespielt hast nach Ostia zu reisen. Liege ich demzufolge richtig mit der Annahme, dass Senatoren die Ausreise aus Roma mittlerweile wieder offiziell erlaubt wurde? Wie dem auch sei. Es ist scheinbar nicht nur mir daran gelegen, dass wir uns nach langer Zeit mal wieder sehen. So habe ich beschlossen, dass ich fünf Tage nachdem du diesen Brief erhalten haben wirst, unserem geliebten Roma mal wieder einen kleinen Besuch abstatten werde.


    Auf schnellem Rücken geritten werde ich sicherlich so um die Mittagszeit an der Casa Germanica ankommen und würde mich freuen, wenn du dann ein wenig deiner Zeit für ein kleines Gespräch erübrigen könntest. Da können wir uns dann auch besser über den Princeps Factionis und die von dir angesprochenen Wirren unterhalten.


    Mögen die Götter dich und die Deinen schützen.
    Vale bene,


    M. I. Dives
    DECURIO - OSTIA






    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    ... und mehrere Nächte hatte er wirklich darüber schlafen müssen. Nach wie vor konnte sich der Iulier jedoch weder einen Reim auf die Anrede, noch auf die sonstigen 'Kleinigkeiten' machen. Der Senator war ihm über die letzte Zeit wohl wirklich... fremder geworden. Das gefiel einem jungen Mann, wie Dives, der später selbst einmal in den Senat wollte, natürlich ganz und garnicht! Was also tun, um den Kontakt wieder aufzufrischen? Er käme um eine kurze Reise, vielleicht für zwei-drei Tage, nach Roma wohl kaum herum. Mit diesem Gedanken im Kopf stand der Iulier nun bereits geschlagene zwei horae in seinem Officium und diktierte mittlerweile den sechsten oder siebten Versuch einer Antwort an den Senator.


    "Nein! Nein, so kann ich das unmöglich schreiben. Verwirf das und fang nochmal von vorne an.", meinte Dives zerknirscht, nachdem auch der jüngste Anlauf erneut gescheitert war. Es begann ja schon bei der Anrede! Sollte er darauf vertrauen, dass er den Senator einfach weiter mit Quintus anschreiben könnte? Oder sollte er jetzt auch auf Germanicus Sedulus wechseln, weil der Senator, der Höherrangige das ja scheinbar so wollte? Letztlich entschied er sich vielleicht etwas gewagt und provokant, aber in seinen Augen durchaus angemessen für einen Mittelweg:
    "Salve Sedule!" Ja, das war gut! Und wie weiter?
    "Ich freue mich von dir zu hören und versichere dir, dass es mir gut... nein halt! ...so weit recht gut geht. Ich wurde mittlerweile zum Decurio der Civitas Ostia ernannt und warte nun praktisch auf die Bekanntgabe der nächsten städtischen Wahlen. Aber natürlich nutze ich auch jetzt bereits die Zeit, die ich habe, um mich unterschwellig ins Gespräch zu bringen und so eine möglichst vorteilhafte Ausgangslage für eine Bewerbung auf das Duumvirat zu erlangen. Absatz." Das reichte wohl zum ihm selbst. Von der Theateraufführung hatte Aculeo sicherlich mittlerweile mal berichtet... oder es aber dezent verschwiegen. Egal welcher Fall zutreffen würde, entweder der Senator wüsste es also schon oder aber es gäbe sicherlich gute Gründe, weshalb es besser wäre es ihn nicht wissen zu lassen. Ergo entfiele es so oder so nun darüber zu berichten.


    "Was deinen Besuch angeht, so ehrt es mich, dass du zumindest mit dem Gedanken gespielt hast nach Ostia zu reisen. Liege ich demzufolge richtig mit der Annahme, dass Senatoren die Ausreise aus Roma mittlerweile wieder offiziell erlaubt wurde? Wie dem auch sei. Es ist scheinbar nicht nur mir daran gelegen, dass wir uns nach langer Zeit mal wieder sehen. So habe ich beschlossen, dass ich in... sagen wir fünf Tage nachdem du diesen Brief erhalten haben wirst, unserem geliebten Roma mal wieder einen kleinen Besuch abstatten werde. Ab... nein stop!" Da könnte man doch vielleicht noch...
    "Auf schnellem Rücken geritten werde ich sicherlich so um die Mittagszeit an der Casa Germanica ankommen und würde mich freuen, wenn du dann ein wenig deiner Zeit für ein kleines Gespräch erübrigen könntest. Jetzt einen Absatz." Ja, so wüsste der Germanicer auch gleich woran er wäre und würde Dives entweder zu dieser Zeit empfangen können oder aber könnte ihn gezielt zu einem günstigeren Treffpunkt schicken lassen. Wie dem auch wäre, würde man auf das Eintreffen des Iuliers vorbereitet sein. Blieb eigentlich nur noch:


    "Da können wir... Moment! Mach doch lieber den ersten Absatz und lass den letzten weg. Also das jetzt noch hinter das letzte, verstanden?" Ja, leicht hatte man es mit Dives nicht. Aber was wollte der Schreibsklave machen? Einfach abhauen? Davon sei ihm dringlichst abgeraten...
    "Also... Da können wir uns dann auch besser über den Princeps Factionis und die von dir angesprochenen Wirren unterhalten. Absatz. Mögen die Götter dich und die Deinen schützen. Vale bene. Ende." Fragend blickte Dives den Sklave an. Es wurde noch einmal verlesen und diesmal nickte der Iulier ab. Beinahe hätte der Schreiber schon Freudentänze aufgeführt, da kam noch etwas hinterher:


    "Da könnte ich eigentlich auch gleich noch dieser Sergia schreiben. Du weist schon, der, die ich bei meinem letzten Besuch Romas getroffen habe." Der Schreiber wusste offenkundig nicht, aber das spielte auch keine Rolle... nicht wirklich.
    "Also... Salve Sergia! Erinnerst du dich an mich? Ich bin der Iulier, der Cousin des Senators Iulius Centho, den du vor einiger Zeit in der Taverna Apicia getroffen hast... der mit den blauen Augen, falls dir das hilft." Zumindest hatte der Iulier schon mehrmals von voneinander unabhängigen Beobachtern gesagt bekommen, dass er schöne und auffallende Augen hätte. Da konnte man das ja einfach mal mit anbringen.
    "Wir unterhielten uns unter anderem über meine Tante, Octavia Tertulla. Ich habe noch einmal nachgeschaut, aber mehr als dass sie mit einem Sergier verheiratet war, konnte ich erneut nicht herausfinden. Absatz. Ich hoffe, dass deine diesbezügliche Einladung in die Casa Sergia noch steht, denn in etwa fünf Tagen werde ich mal wieder in Roma zugegen sein. Mit Sicherheit werde ich dann auch an der Casa Sergia vorbei schauen und hoffe sehr auf dich zu treffen." Oder eben auf einen ianitor, der sagen könnte, wo Severa anzutreffen wäre.
    "Absatz, Göttersegen, VB und Aus!" Die Nachricht schrieb beziehungsweise diktierte sich irgendwie leichter...



    Kurze Zeit später begaben sich beide Schreiben auf die Reise zu ihren Empfängern...

    'Ruhig Blut, Iulius.' Diese Worte ließen doch schonmal hoffen. Doch gleich im nächsten Augenblick begann das Bangen erneut. Unter vier Augen besprechen? 'Eine peinliche Befragung!', raste es sofort durch den iulischen Kopf. Serapio war wohl als Praetorianer ohne jeden Zweifel locker dazu in der Lage eine solche durchzuführen... sicherlich notfalls auch ohne irgendwelche Hilfsmittel, denn Dives ging nicht davon aus, dass der Decimer solche stets mit sich führte. Sein Herz schlug schneller. Was gäbe er doch jetzt dafür, dass die Schauspieler weiter spielten! Oder vielleicht wollte das Publikum eine Zugabe? Aber im Blickfeld des Iuliers (aus seinen Augenwinkeln konnte er sowohl die unteren Reihen rechts, als auch links vom Theater sehen) machte es eher den Anschein, als würde man sich allmählich erheben, das eigene, unverzehrte Brot verstauen und sich langsam 'gen Ausgang bewegen. Dives bekam ein bisschen Angst.


    Aus diesem Grund bekam der Iulier von den Befehlen Serapios an dessen praetorianische Untergebene auch nicht ein Wort mit. Ganz leise atmete er durch den Mund aus und versuchte sich zumindest von seiner Aufregung nichts anmerken zu lassen. Gab es eine alternative Erklärung? Es musste einfach eine andere Erklärung geben! ... Ganz plötzlich dann fand er DIE Antwort. Na klar, der wollte einfach nicht gesehen werden! Was würde das auch für ein Licht auf ihn werfen, wenn jemand mitbekäme, dass der Praetorianertribunus sich sein Schweigen bezahlen ließe?! Das hieß natürlich... sofern Dives überhaupt dazu in der Lage sein würde, den Forderungen des Decimers nachzukommen! Denn viele Dinge gehörten ihm ja garnicht wirklich. Beispielsweise lebte er in der Villa Rustica Iuliana wie deren Hausherr, dabei gehörte sie genaugenommen seinem Cousin Centho. Der Boden, auf dem sie stand, gehörte Centho, das Gebäude gehörte Centho, die Sklaven und Bediensteten, die Erträge, ... praktisch fast alles! Natürlich war Dives selbst auch keinesfalls arm, aber ob es reichen würde, um einem gutverdienenden Praetorianertribun eine Erinnerung abzukaufen?


    Nun, der Zeitpunkt, da der Iulier dies herausfinden würde, rückte unaufhaltsam näher. Serapio verabschiedete sich bereits von seinen Verwandten und Seiana erwiederte diese Verabschiedung... viel zu schnell, wie Dives fand. Der Decimer hätte sicherlich kein Problem damit Hand an den Iulier anzulegen - aber bestimmt, nein, hoffentlich nicht vor seiner eigenen Schwester. Doch während ihr Bruder Anweisungen an seine Sklaven gab, wandte sich die Decima auch schon an Dives.
    Eine amüsante Tragödie? Das konnte sie doch nicht ernst meinen... oder? Der Tonfall war dem Iulier absolut unbekannt, sodass er weder auf reines Unverständnis, noch auf Ironie, noch gar auf Sarkasmus hätte schließen können. So ein Lächeln hingegen meinte er schonmal gesehen zu haben. Das war irgendso ein Frauending, wo man(n) sagen könnte, was man(n) wollte, und immer falsch läge. Nähme man sie ernst, dann wäre es nur Spaß, würde man es als lustige Bemerkung auffassen, dann wäre es ihr voller ernst! Natürlich mochte sich Dives im zweiten Teil auch durchaus (und nicht gerade unwahrscheinlich) irren, doch vom ersten Teil war er fest überzeugt: Das war ein Frauending. Zumindest hatte er so ein Lächeln noch nie bei einem Mann gesehen und gerade nach gewissen Geschehnissen stand die Männerwelt doch... man mochte sagen: verstärkt unter iulischer Beobachtung.
    "Ich habe zu danken für euer aller Erscheinen und es wäre mir eine große Freude euch irgendwann wiederzusehen!", gab Dives Seiana mit ehrlichem Lächeln zurück. Sofern dieses Wiedersehen nämlich nicht erst im Elysium stattfinden würde, würde das ja heißen, dass er diesen heutigen Tag irgendwie überlebte. Auf den Wunsch eines schönen Abends und die Bemerkung ihren Bruder nicht allzu lange aufzuhalten, lagen Dives unzählige Kommentare auf der Zunge. Allerdings vermochte der Iulier nicht einen einzigen davon zu verbalisieren. Ein freundliches Nicken musste genügen.


    Außerdem wandte sich ja auch Serapio wieder an Dives und wollte wissen, wo er ihm später das letzte Hemd abnehmen könnte, handgreiflich werden würde oder what ever.
    "Im Scriptorium vielleicht, wo die ganzen Texte gelagert werden?", sprach er vorsichtig den erstbesten Gedanken aus, der ihm kam, und zeigte grob auf den linken Flügel des Bühnengebäudes. Erst im Anschluss an diese Worte kam ihm die Idee, dass er auch hätte versuchen können das alles noch ein wenig weiter hinauszuzögern, indem er länger überlegt hätte. Aber zu spät. In dem Raum ganz links oben in der dritten Etage der scaena wäre jetzt wohl sicherlich niemand. Heute fand hier schließlich Dives' Veranstaltung statt, sodass sich wohl kaum sonstwer dort rumtreiben würde. Und da gemäß den Richtlinien dieses Theaters nur Stücke gespielt werden durften, deren Texte mindestens in Kopie auch im scriptorium vorhanden waren, musste die heute aufgeführte Fassung des Werkes von Aischylos bereits dort archiviert sein. Niemand hätte also einen Grund dort zu sein.


    Aber eine Sache fiel dem Iulier noch ein, wie er noch ein bisschen Zeit gewinnen könnte. Er stand auf und drehte sich zu seinen anderen Ehrengästen.
    "Ich danke euch, dass ihr alle heute hier ward, Decimus Catus und Decima Stella, ... Decimus Varenus und Helvetia, ... Decima Messalina, ... Decimus Flavus. ... Es war mir eine Ehre deine Bekanntschaft zu machen, Aurelia." Dann rückte Aculeo in sein Blickfeld. Nein, von dem konnte er sich einfach nicht verabschieden - nicht so ein Abschied. Ein längerer Blick, ein kurzes Lächeln. "Valete!"


    Jetzt war er fertig. Sie könnten gehen...

    | Lucius Paris


    ... und recht schnell sollten die beiden Praetorianer auch fündig werden.
    Lucius Paris war gerade dabei seiner Aufgabe als Kopf des Ensembles nachzukommen. Chormitwirkende, die er herausgehört hatte (die also nicht vollkommen synchron waren mit dem Rest) wurden angezählt und er wollte auch gerade ausholen und dem Prometheus vorspielen, wie der noch besser hätte vor dem Publikum leiden können, da sah er aus den Augenwinkeln die beiden Praetorianer ankommen. Eins und eins schnell zusammenzählend schickte er seine Leute in die Umkleideräume. Es gäbe sicherlich... hoffentlich auch später noch die Möglichkeit aus den Männern wahre Meister der Schauspielkunst zu machen.


    Stattdessen wandte sich Paris nun also zu den Soldaten:
    "Salvete!", grüßte er in unbefangenem Ton und kam ein paar Schritte auf die Praetorianer zu.
    "Ihr wolt zu mir? Ich bin Lucius Paris.", stellte er sich unaufgefordert vor und hoffte, dass seine Offenheit dazu führen würde, dass er jetzt nicht gleich mitgenommen werden würde, sondern dass man sich hier - an Räumlichkeiten sollte es nicht mangeln - unterhalten könnte.



    Tja, auch die Danksagung hatte die ihr zugedachte Wirkung vollends verfehlt. Wahrscheinlich war es die Ernsthaftigkeit, die die Enttäuschung über den heutigen Tag, den der Iulier sich bei Weitem anders vorgestellt hatte, überdeckte, daran Schuld. Oder aber Serapio hatte nun doch wieder das Bedürfnis sich lieber dem Stück zuzuwenden, als mit Dives zu kommunizieren. Wobei... Es gab ja auch die Theorie, dass es garnicht ginge nicht zu kommunizieren, aber das war eine andere Geschichte. Für den Iulier hieß es schlicht, dass es ein weiterer Grund dafür wäre nachzudenken...


    Am Ende des Stücks war Dives dann keineswegs der Erste, der sofort aufgesprungen war und zu applaudieren begann. Nein, er hielt sich äußerst zurück. Einerseits, weil er noch immer ein bisschen in Gedanken war, und andererseits, weil er hier gegenüber dem Decimer ja auch sehr aufpassen musste. An jenem nahm er sich dann auch ein Beispiel als es an den Beifall für den kleinen Vortag zu Ehren des Vescularers ging. Er klatschte etwas mehr, aber mehr als durchschnittlich war der Applaus des Iuliers dennoch auch hier nicht. Was irgendwelche Rhythmen anbelangte hatte Dives weniger Ahnung, sodass ihm dabei nichts weiter auffiel. Dass die von einem Schauspieler und keinem Dichter geschriebenen Verse jedoch längst nicht mit wahren Größen zu vergleichen waren, stand für ihn dennoch außer Frage... und 'Frage' war das Stichwort. Wer war für die Statue zu Beginn verantwortlich? Wer war Schuld?
    Da der Iulier diese Frage ja bereits erwartet hatte, wenngleich es ihn doch ein bisschen überraschte, dass er gleich hier und jetzt mit ihr überfallen wurde, war er vorbereitet. Daher gab er auch nicht die blöde Antwort, die ihm bei solchen ungenauen Fragen stets als erstes auf den Lippen brannte. Verantwortlich für die Statue waren schließlich viele gewesen. Es begann bei demjenigen, der sie anforderte und reichte dann aber bis zu dem- oder denjenigen, der oder die sie anfertigte(n). Letztlich trug Dives, ob er es wollte oder nicht und unabhängig davon, was er jetzt sagen würde, immer eine Mitschuld. Er war der Ausrichter, der Veranstalter, der Initiator des Stück und als solchem lag ihm natürlich ein Strick um den Hals.


    "... Lucius Paris... der Kopf der Truppe.", antwortete Dives wortkarg, ernst und noch immer mit ausdruckslosem Blick. Ob dieser Name dem Decimer ein Begriff war? Immerhin hatte dieser Paris einen nicht ganz unberühmten Großvater, nach dem er auch benannt war. Das Schicksal ebenjenes Mannes war auch der Grund dafür, dass sein Enkel gegenüber jedem Augustus des Imperiums kritisch eingestellt war. Das war schon zu Zeiten der Ulpier so und setzte sich nun auch in vescularischer Zeit fort. Tatsächlich war diese kritische Haltung dem Iulier erst klar geworden und aufgefallen, als er sich eigentlich schon für das Ensemble entschieden hatte. Wie er Serapio ja bereits ehrlich gesagt hatte, war es das erste Mal, dass er sich mit der Organisation einer solchen Veranstaltung befasst hatte. Aber... die Gelegenheit machte bekanntlich Diebe und so änderte Dives seine Entscheidung nicht erneut - gerade wo die führenden Gesichter seiner iulischen Verwandschaft hinter ihren äußeren Masken ebenfalls keineswegs Anhänger des Salinator waren! Aber wie ein kleiner, am späten Abend um sein Feuerchen hüpfender Zwerg schon zu singen pflegte: 'Ach, wie gut, dass niemand weis...'


    "... Willst du zu ihm?", erkundigte sich Dives gleich im Anschluss an seine erste Antwort. Denn irgendwie soetwas lag dem Iulier noch in den Ohren. Da diese Hauptschuld-Zuweisung jedoch mit dem genannten Peregrinus abgesprochen war, würde auch der nichts Anderes sagen. Im Gegenteil war es für Paris selbst eher eine Ehre und eine Chance das Andenken seines Großvaters in gewisser Weise hochzuhalten...
    Direkt nach dieser Frage beugte sich Dives nah zu Serapio, sodass sich ihre Schultern berührten und von den hinteren Reihen niemand sehen konnte, dass der Iulier mit seiner freien Hand bittend die ihm zugewandte decimische Hand ergriff. Die Ausdruckslosigkeit in seinem Gesicht hatte einem etwas verzweifelten Blick Platz gemacht und leise flüsterte er nur für Serapio hörbar:
    "Ich weis, dass mich als Veranstalter eine Mitschuld an dieser... Katastrophe trifft. Bitte... Ich bitte dich... Ich tue alles. Ich bin ein kaisertreuer Iulier! Ein Iulier..." Dives vergrößerte den Abstand zwischen ihnen wieder ein wenig und blickte Serapio mit großen Augen erwartungsvoll an. Erst jetzt dachte er daran, dass jener vielleicht mit einem Iulier nicht die besten Assoziationen verbinden mochte und vielleicht nicht als erstes bei einem Iulier an die Klienten des Vesculariers, den persönlichen Freund Centho ebenjenes, et cetera denken mochte. Doch die Worten waren gesprochen. Nun stellten sich die folgenden zwei Fragen: Erstens. Würde Serapio diese Bitte überhaupt interessieren? Und falls ja, zweitens. Was würde er wollen? Grob begann Dives im Kopf zu überschlagen, wieviel seine Wertsachen wohl wert sein mochten...

    Auch Aculeo begrüßte nun also den Duumvir, stellte sich nochmals vor und führte dann den Anlass ihres 'Besuchs' noch etwas genauer aus, als der Iulier es getan hatte. Alles in allem schien für Dives der Staffelstab jetzt dem Duumvir selbst gereicht und der müsste nur noch zugreifen... was er dann auch tat.


    Natürlich kam als erstes die Frage nach einem ausgemachten Termin, die der Duumvir - ein Glück - schnell wieder selbst beiseite schob und den beiden stattdessen ersteinmal Plätze anbot. Folglich ging auch Dives jetzt nicht näher auf diese erste Reaktion ein. Da der Iulier es als unhöflich empfunden hätte, sich bereits während der Ausführungen seines Mit-Gastes niederzulassen, wartete er schlicht und ergreifend einfach ab, bis der Germanicer geendet hatte. Nicht unbedingt zeitgleich, aber doch zur gleichen Zeit setzten sie sich und Dives war gespannt, was einer der beiden höchsten Vertreter der Civitas nun zu der Spende für ebenjene Civitas sagen würde...

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio


    Na wirklich eine tolle Reaktion war das ja! Dives konnte es sich schon beinahe vorstellen, was der Decimer gerade denken mochte. So reserviert, wie Serapio antwortete, war er sicherlich sehr wohl sauer, aber es würde ihm das restliche Stück vermiesen, wenn er das jetzt ausdiskutieren würde. Drum verschob er das lieber auf später und machte zeitgleich jedoch klar, dass die Sache noch lange nicht vom Tisch wäre. 'Danke für dein Eingreifen.' Janee, schon klar. Als hätte der Iulier wirklich eine Wahl gehabt. Öffentlichkeitswirksam abgeführt zu werden war für Dives nämlich eigentlich keine Alternative.
    Er nickte kurz mit einem höflichen Lächeln, bevor er sich von Serapio abwandte und auf die Bühne blickte. Schnell verschwand das Lächeln wieder aus seinem Gesicht und während er vorgab dem Stück zu folgen, kreisten seine Gedanken darum, wie wohl später alles zu seinem Wohl ausgehen könnte...


    Bis Serapio ihn plötzlich doch wieder ansprach und damit die anderen Gedanken stante pede verdrängte. Kerle! Musste er das verstehen? Der Decimer war ja fast so schlimm, wie Dives selbst, der sich zugegebenermaßen auch manchmal nicht verstand - gerade in letzter Zeit. Und Frauen unterstellte man(n), dass sie gelegentlich nein sagen, aber ja meinen würden! War Serapio nun sauer... oder nicht... oder was? Wollte er jetzt reden, ja oder nein?! Der Blick des Iuliers löste sich wieder von der Bühne, wanderte mit einer leichten Kopfdrehung zunächst auf den Schoß seines Sitznachbarn, um dann langsam, nach und nach, an dessen Seite empor zu klettern und schließlich in dessen Gesicht anzukommen.
    "Danke.", flüsterte er vollkommen ernst. Der ansonsten eher ausdruckslose Blick rastete noch für einen oder zwei auf der Bühne gesprochene Verse in Serapios harmonischem Gesicht, in den wundervoll dunkelbraunen Haaren, bevor er nach vorne absprang, wieder weich auf dem decimischen Schoß landete und sich schließlich wieder nach vorn zu den Schauspielern wandte.


    Noch einen kurzen Moment hingen die Gedanken des Iuliers bei Serapio und den vielen Fragen, die mit den drei kleinen Wörtchen 'was wäre wenn' begannen, bevor Dives pragmatisch darauf zurück kam, dass er besser Antworten auf andere, dringlichere Frage suchen sollte. Er würde Serapio nun im restlichen Stück nicht weiter mit seinen Worten belästigen, nicht von sich aus. Der Iulier registrierte, dass bereits das Gewissen beziehungsweise der Chor in der orchestra stand, ihm also nicht mehr ganz so viel Zeit blieb bis zum Ende der Vorstellung blieb. Er würde also schnell denken müssen...

    Sim-Off:

    Ich hoffe, es ist mir niemand böse, wenn ich das Stück jetzt einfach zum Ende bringe.


    Prometheus hing wieder einfach nur da. Die Stille dauerte länger an, als noch vor dem Monolog des Prometheus. Dann jedoch war von irgendwoher ein Chor zu hören. Zuerst nur ganz leise und nur, wenn man sich wirklich darauf konzentrierte. Dann wurde er jedoch zunehmend lauter. Letztlich betraten durch die aditi maximi kommend die Töchter des Ocean im Chor die orchestra. Es waren bei weitem keine dreitausend Meeresnymphen, denn soviele Töchter hatte der Gott Ocean mit Thetys der Mythologie nach. Doch am Ende war die orchestra so gut gefüllt, dass man statt der blauen Stoffbahnen auf dem Boden nurmehr die verschiendenen Blautöne der Nymphengewänder sah. Mit ernsten Gesichtern blickten sie die Zuschauer an und verstummten alle zeitgleich.
    Kurz danach rappelte sich Prometheus erneut etwas auf und sprach gequält:


    (schaut suchend, aber den Wald vor lauter Bäumen nicht sehend umher)
    "Ha! welch ein Laut, was für
    ein unsichtbarer Duft fliegt zu mir her?
    Von Göttern, Menschen oder Oreaden?
    Führt Neugier sie an diesen Felsenstein
    Mein Leiden anzusehn?
    Was kann sie sonst hieher geladen haben?
    Seht den gefesselten Gott!
    Seht mich Unglücklichen!
    Den Götterfeind, gehaßt von allen Göttern,
    So viel derselben Jovis Haus bewohnen,
    Weil er so sehr geliebt die Sterblichen.
    Weh mir! was ists? was hör ich wieder?
    Ein näher Vogelgeschwirr.
    Es säuselt wieder die Luft
    Vom Schlagen der schnellen Gefieder.
    Ach! alles was sich nähert ist mir schrecklich."


    "O fürchte nichts! Denn diese gesellige Schaar
    In wechselseitig schnellem Fluge
    Ereilte diesen Felsenabhang,
    Das kaum vom Vater gewähret war,
    Getragen von schnellbeflügelten Lüften.
    Denn das Gehämmer des Eisens drang
    Bis tief hinunter zu unsern Grotten,
    Verscheuchte die jungfräuliche Schaam;
    Und ohne Socken eil ich her
    Auf einem beflügelten Wagen."


    (erkenntnisgetroffen)
    "Ach, ach, ach!
    O ihr der fruchtbarn Thetys Töchter!
    O Kinder des Vater Ocean!
    Der rings das ganze Erdenrund
    Umströmt mit rastloser Meereswoge
    O schaut und seht, von welchen Banden wund
    (wieder mehr und mehr leidend und klagend)
    Des Felsenabhangs höchste Klippe
    Ich unbeneidet hüten muß!"


    "Ich seh’s, Prometheus, und es dränget sich
    Aus meinen Augen eine Thränenwolke
    Von Schrecken ausgepreßt. Denn sie erblicken
    In Wunden schlagenden Eisen deinen Leib,
    Schier ausgedörrt an diesen Felsenstücken.
    Denn neue Herrscher thronen im Olymp.
    Durch Neuerung und wider alles Recht
    Gebietet Zevs, vergißt das große Urgeschlecht."

    (zum Ende hin leiser werdend, da ja nichts Falsches betont werden darf)


    "Ja, hätt’ er mich tief in der Erde Schooß,
    Tief zu des Orkus schattenvollen Gründen,
    Geschleudert in die gränzenlose Nacht,
    Und dort, wo weder Sterbliche noch Götter,
    An meiner Quaal sich weiden, mich in Bande,
    In unlösbare Bande mich geschlagen!
    Nun aber leid’ ich Elender! den Feinden,
    Dem Aether selbst zum Schauspiel hingegeben!"


    "Wer von den Göttern wäre hart genug,
    An deiner Marter sich zu weiden – Wer
    Als Zevs, der unerbittlich stets gewüthet?
    Noch bändigt er das himmlische Geschlecht,
    Und rastet eher nicht, bis sich sein Zorn
    Gestillt, bis ihm, was kaum ausführbar ist,
    Ein Mächtiger das Zepter ihm entwendet."


    "Fürwahr auch meiner, wenn gleich jedes Glied
    In starken Banden schmachvoll jezt verschmachtet,
    Wird einst benöthigt seyn der Götterfürst,
    Ihm jene neuen Feinde zu verrathen
    Die ihm das Zepter zu entwinden drohn,
    Gewiß. Mich soll sein honigsüßes Schmeicheln
    (zunehmend kraftvoller und energischer)
    mich seines Zornes Drohung nicht berücken,
    Ihm dieses zu enthüllen, bis er mich
    Nicht rettet blos aus diesen rauhen Banden,
    Nein auch die Schmach mir noch vergütet hat."


    "Noch bist du kühn an diesem grausen Felsen,
    Beugst deinen Nacken nicht von soviel Quaal geschreckt;
    Mir graut – Ich fürchte deine künft’gen Leiden.
    Wenn wirst du denn das Ufer dieser Quaal
    Des hohen Unglücksmeeres finden!
    Wer kann Kronidens Sinn erspähn?
    Wer einen Weg zu seinem Herzen finden?"


    (seuftzt und spricht ruhiger weiter)
    "Ich weiß. Unbeugsam und voll Eigensinn
    Ist Kronos Sohn. Doch endlich beugt ihn doch
    Erweicht ihn doch das mächtigere Schicksal.
    Und hat sein langer Zorn einst ausgezürnt,
    So wird von ihm ein Bund mit mir gestiftet,
    Und wie ichs wünsche, Liebe mir gezollt."


    "Enthüll’ uns alles, nenn’ uns jeden Grund,
    Für welch Vergehen Zevs so schwer dich peinigt,
    So hart, so schimpflich dich verschmachten läßt.
    Belehr’ uns, wenn dein Schmerz es dir verstattet."


    (seutzt erneut kunstvoll, bevor er antwortet)
    "Zwar schmerzlich ist’s mir, dieses zu erzählen.
    Doch schmerzt auch Schweigen. Ringsum ist nur Elend.
    Kaum war der Götterzwist entstanden, kaum
    Empörten gegen Götter sich die Götter,
    So wollten einige Saturn vom Throne stürzen,
    Und herrschen sollte Zevs – und wieder andre
    Verhinderten Kronidens Thronbesteigung.
    Ich rieth hierauf das Beste, doch umsonst!
    Nie konnt ich die Titanen überreden.
    Sie spotteten des mildern Raths, und wähnten
    Mit leichter Müh die Herrschaft zu erzwingen.
    Doch mehr als einmal hatte Mutter Themis
    Der Zukunft Schleyer mir enthüllt, vorher
    Gesagt: Gewalt und Härte könnten nie
    Nur List die künftgen Herrscher überwinden.
    Und dieses legt’ ich ihnen deutlich vor.
    Doch würdigten sie keines Blickes mich.
    Nach vielem hin und wieder sinnen schien es
    Mir und der Mutter Themis doch das Beste,
    Dem Zevs, der’s gern sah, gerne beyzustehen,
    Wie ich’s ihm rieth, verbirgt der schwarze Grund
    Des tiefen Tartarus den Ahnen Kronos,
    Sammt seinen Mitgenossen. So viel Vortheil
    Benutzt der Götterherrscher erst von mir
    Und denn vergilt er’s mir mit solcher Marter.
    Denn leider ists einmal der Herrscher Sitte,
    Den Freunden nicht viel Gutes zuzutrauen.


    (eine deutliche Zäsur, die vorher noch nicht da war)


    Nun fragt ihr mich, warum er diese Schmach
    Auf mich gehäuft. Auch dies sollt ihr erfahren.
    Er hatte kaum den väterlichen Thron
    Bestiegen; gleich ertheilt er Göttern Gaben,
    Und jedem andere. So wußt’ er sich
    Die Herrschaft zu versichern. Nur die Schwächern
    Die Menschen übergeht er, will das ganze
    Geschlecht vertilgen und ein neues schaffen.
    Und diesem widersezte niemand sich als ich,
    Ich kühn genug, beschützte die Verlaßnen
    Und dafür beugt mich dieses Elend nieder,
    Dem Dulder schmerzlich, kläglich selbst dem Anblick.
    Ich, der ich Mitleid für die Menschen fühlte,
    Bin selbst nicht mitleidswerth geachtet, bin
    So ohne alles Mitgefühl gequält."

    (folgender Satz bleibt unausgesprochen)
    Für Jupiter kein ehrebringend Schauspiel!


    "O marmorhart und eisern muß er seyn
    Der ungerührt, der ohne Mitleid dich
    Gemartert sieht – ach! ich vermags nicht zu ertragen!"


    "Ja, Freunden bin ich wohl ein Jammeranblick."


    "Und weiter schrittst du nicht in deiner Kühnheit?"


    "Ich hemmte ihre Blicke in die Zukunft."


    "Was fandst du gegen diese Sucht für Mittel?"


    "Ich ließ die Hoffnung täuschend sie umgaukeln."


    "Fürwahr, ein groß Geschenk für Sterbliche!"


    "Und dazu bracht’ ich ihnen noch das Feuer."


    "Und scheint den Irrdischen des Feuers Flamme noch?"


    "Ja wohl, und wird sie viele Künste lehren."


    "Und solch Vergehen läßt dich Kronos Sohn
    So schmählich büßen, rastet nie mit Quaalen?
    Siehst du auch nirgends deines Elends Gränze?"


    "Nur denn, wenn’s ihm einmal belieben wird."


    "Und wann? Und welche Hoffnung? Fühlst du nicht
    Daß du gefehlt? Ach! Dieses eben schmerzt mich
    Und schmerzen muß es auch dich selbst – Doch still
    Davon! Nur einen Retter suche auf!"


    "Ja, wer den Fuß von keinem Ungemach
    Gefesselt fühlt, kann warnen, kann wohl rathen
    Dem Elenden. Doch alles dieses wußt’ ich.
    Ich habe gern gefehlt, ich läugn’ es nicht.
    Ich brachte Menschen Rettung, und mir Quaalen.
    Doch dafür glaubt’ ich nicht zermartert, nicht
    An solch ein unwirthbares Felsgerippe
    Verbannt zu werden. Doch bejammert nicht
    Mein jetziges Verhängniß – hört vielmehr
    Der Zukunft höhre Quaal, bis zur Vollendung.
    O senkt euch zu mir nieder, schenkt mir Mitleid,
    Mir, der ich soviel dulde! Denn das Unglück
    Schwärmt unstät bald zum einen, bald zum andern."

    (fällt abermals in seine Ketten zurück)


    "Uns rufest du, als hörten wir es nicht:
    Hinunter denn von dem beflügelten Wagen
    aus der reinen ätherischen Luft
    In diese fürchterliche Felskluft hinunter
    Zu hören deine Quaal und deiner Leiden Menge."

    (zeitgleich senken sich die Köpfe des Chors)


    Sim-Off:

    Textquelle; nur Kommis sind auf eigenem Mist gewachsen


    Auf der Bühne passierte nun erstmal garnichts mehr... bis das Publikum verstanden hätte, dass das Ende des Stücks erreicht war und eine Reaktion - in welche Richtung die auch immer gehen mochte - sich abzeichnete. Und nach letztlich ebenjenem positiven oder negativen Beifall, Blumen oder nicht mehr allzu frischem Obst, enterte mutigen Schrittes der mittlerweile bereits zweimal in Erscheinung getretene Ansager die Bühne, nahm zu Prometheus Rechter (für den Zuschauer: Linker) Aufstellung und war bereit nun - aller guten Dinge - auch ein drittes Mal im Blickpunkt der Zuschauer zu stehen:


    "Vescularia."


    So kündigte er groß das während des dritten Teils der Vorstellung entstandene Gedicht an.


    "Gegrüßt sei Vescularius
    Das Militär ihm Hochgenuss
    Verteidigt hat er unser Reich
    - Einem Triumphator gleich!


    Gedient stets dem Imperium
    Klient des Princeps, beinah' Sohn
    Praefectus Urbi viele Jahr'
    - Testamentisch nun Kaiser!


    Verfolgt die Mörder bis ins Grab
    Auf dass sie büßen ihre Tat.
    Drum erhebet eure Becher!
    Auf Salinator; den Rächer!"


    Einen Becher hatte der Sprecher der Verse zwar (solidarisch mit dem Publikum) auch nicht dabei, aber die in die Höhe gestreckte, zur Faust geballte Linke würde es hoffentlich auch tun. Wem man damit wohl etwas beweisen wollte?


    Sim-Off:

    In der Hoffnung, dass es sich jetzt vielleicht doch noch als nicht vollkommen sinnfrei herausstellt, sich am ersten April verarscht lassen zu haben. :D

    In der scaena angelangt, hatte Dives zunächst einen jungen Laufburschen angeherrscht, dass dieser ihm unverzüglich den Kopf der Schauspieltruppe herbringen solle. Er hatte sich auf seinem Weg hierher nämlich nicht einmal umgedreht und wusste folglich nicht, ob der Decimer ihm vielleicht gar noch jemanden hinterher geschickt hatte. Also hielt er es für das Beste, wenn er seine Maske noch ein wenig auf behielt. Erst nachdem der Vorhang gefallen und sich das Ensemble zusammen mit dem Iulier zu einer Besprechung zurückgezogen hatte, sprach er offen. Davon drang jedoch nichts nach außen, da in dem Zimmer nur geflüstert wurde, sodass nichtmal der vor der Türe Schmiere stehende Bias aufgrund der Unruhe auf den Tribünen und der Hektik beim Abbau der Statue etwas hörte.


    Als der Prometheus später dann bereits zum wiederholten Male so allerlei Naturgötter anrief, kam Dives wieder aus derscaena und ging mit schmalem Lächeln auf gleichem Wege zurück zu seinem Platz, auf dem er zuvor auch ins Bühnengebäude gegangen war. Während er ging, seinen Platz fokusierend, ließ er einiges revue passieren. Serapio hatte scheinbar auf Anhieb die kritische Botschaft, die Übertragung auf heute verstanden. Er, ein Praetorianer! Ob nun Tribun oder nicht, er war doch ein Soldat, ein Militär - alles, aber kein ausgewiesener Schöngeist! Beim nächsten Mal - sofern es ein nächstes Mal geben würde -, das schwor sich Dives, würde er eine solche Veranstaltung eher abblasen, als dass ihm nochmal ein Praetorianer ins Haus käme. Und er Tölpel hatte gedacht, dass von Seiana die größte Gefahr ausginge! Oder hatte sie ihn erst darauf hingewiesen? Das vermochte der Iulier so rückbetrachtend nicht mit Sicherheit bestätigen oder ausschließen zu können.
    Andererseits... was hatte er erwartet? Es war ja schon irgendwie absehbar gewesen, dass früher oder später auch die Ehrengäste merkten, was gespielt wurde. Nun, was sollte er tun? Es war so, wie es war und er müsste das beste versuchen daraus zu machen. Groll und Gram würden ihm jedenfalls nicht weiterhelfen; er würde jetzt froh sein, dass wieder alles so war, wie es seinen decimischen "Freunden" hoffentlich eher zusagte. Genau. Was sollte er darüber jetzt auch ein Fass aufmachen? Der Tempel (oder besser: die Statue) war in den Brunnen gefallen... jetzt könnte man das Kind auch im Dorf lassen. Bei diesem Gedanke verbreiterte sich sein Lächeln automatisch ein wenig, während er wieder an seinem Platz angelangte und sich setzte.


    "Ich hoffe, ihr habt die Pause gut überstanden.", begann Dives kurz nachdem er sich gesetzt hatte zu Serapio zu flüstern. Da das Stück bereits wieder lief, hielt er es für unangebracht jetzt das Wort an alle Ehrengäste zu richten. Dass er seinen Sitznachbarn damit eventuell störte, war vertretbar... musste vertretbar sein.
    "Es tut mir Leid, dass es soweit gekommen ist. Das ist das erste Mal, dass ich eine solche Veranstaltung initiiert habe und ich dachte mir nichts weiter dabei, als von einer noch nicht ganz fertigen Iuppiter-Statue die Rede war. Ich hoffe, du... ihr seid mir darob nicht allzu böse...", flüsterte er reumütig weiter. Auch hierbei konnte er ganz ehrlich sprechen, denn es entsprach alles irgendwie der Wahrheit. Dass die Statue nur deshalb noch nicht fertig war, weil sie auf Wunsch eines einzelnen Herrn nochmal etwas fülliger werden sollte, verschwieg der Iulier selbstredend.

    Mein lieber Scholli... So eine Unordnung im Briefkasten... Und das bei einem Praetorianercenturio!


    Zitat

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