Beiträge von Marcus Iulius Dives

    So grob hatte er die Namen erfasst, wenngleich er kaum behaupten würde, dass er sie jetzt noch einmal richtig zugeordnet wiederholen könnte. Seiana war die Frau, die der Iulier zumindest schonmal gesehen hatte. Sie ließ sich also vom Praetorianertribunus der Gens beschützen, Serapio... Serpaio... irgendwie so. Nette Statur, das musste man den Männern vom Militär doch lassen. Die nächsten beiden waren also Geschwister, er seinem Namen nach besonders pfiffig und sie schön wie ein Stern. Dafür hatte Dives nicht ganz so Augen, aber er hoffte sich auch das irgendwie merken zu können. Blieb das Ehepaar Decimus und Helvetia mit der Vestalin als Tochter. Die zuletzt gehörten Namen waren als erstes wieder weg.
    "Salvete! Es freut mich, dass ihr alle gekommen seid!", begrüßte er nach Flavus' Vorstellung alle zusammen.
    "Mein Name ist Iulius Dives... und ich hoffe euch heute einen schönen Aufenthalt hier in Ostia bereiten zu können.", stellte er sich dann selbst vor. Er wusste ja nicht, ob Flavus das nur vergessen hatte oder ob er es bereits im Reisewagen oder bei ihnen zu Hause getan hatte.


    "Bevor wir gleich durch den rechten Aditus Maximus" - einem der zwei besonderen Zugänge zum Theater für die angesehensten Leute, die dann auch auf den senatorischen Plätzen sitzen würden - "in das Theater gehen, habe ich noch eine Kleinigkeit...", überbrückte Dives die Zeit, bis ihm zwei Helferlein nachgeeilt waren. Der Iulier hoffte, dass es einigermaßen gut ankäme, wenngleich offensichtlich schon hier und dort bereits etwas vorhanden war.
    "... ein paar Blumen... für euch... oder für die Schauspieler nachher..." Wer sie also behalten wollte, der könnte dies ohne Weiteres tun. Wem dies nicht gefallen würde, der würde eine passende Gelegenheit bekommen, sie wieder ohne Probleme - und ohne unhöflich zu wirken - loswerden können.


    Dives ließ es sich nicht nehmen und verteilte höchst selbst Blumen an seine Gäste, um sie so wenigstens einmal richtig begrüßt zu haben. Ob er damit vielleicht auch 'etwas durch die Blume' sagen wollte, blieb unklar.
    Die Vestalin bekam neben der begrüßenden Hand eine wunderschöne Gentiana - benannt nach dem letzten illyrischen König Genthios, der wohl die besonderen Kräfte der später Enzian genannten Pflanze entdeckte. Anschließend überreichte der Iulier der Helvetia eine africanische Aster - später als Gerbera bekannt - deren Farbe sogar zur Farbe ihrer Kleidung passte. Aber auch Varenus ging nicht leer aus und hielt wenig später, vielleicht etwas unscheinbarer, aber immerhin war er ja auch ein Mann, einen Heracleum in den Händen, den nach Hercules benannten späteren Bärenklau. Danach gab Dives Flavus einen Blaustern, Stella eine weitere Gentiana (= Enzian), Catus einen weiteren Heracleum (= Bärenklau) und Seiana eine schöne, große Gerbera. Abschließend hatte er nurmehr einen weißen Dianthus - auch Zeus-Blume oder später Nelke genannt - in den Händen, den der Praetorianertribunus erhielt.
    Zu jedem der Gäste sagte Dives dazu natürlich auch noch ein paar nette Worte, höfliche Floskeln um sie Willkommen zu heißen. Da aber auch die vier Praetorianer irgendwie seine Gäste waren, gingen auch jene nicht leer aus, wenngleich hier die beiden Helferlein den Iulier vertraten und die Blumen - allesamt Leucanthema vulgares - verteilten. Diese ihrem Namen nach allgemeinen weißen Blumen, die in zukünftigen Zeiten auch Wiesen-Wucherblumen genannt werden würden, waren genau ausgesucht worden und würden die bedrohliche Aura, die die Praetorianer auf mancheinen haben mochten, hoffentlich nicht allzu sehr untergraben.


    Kurz schaute Dives dann leicht verwirrt, weil er Aculeo noch irgendwo in der Nähe erwartet hatte. Speziell für den war ja auch noch ein Blümchen ausgesucht worden. Aber das würde der Iulier dann wohl später übergeben müssen.
    "Gut. Dann wollen wir mal.", sprach Dives zu den Gästen und sprach sich wohl auch selbst damit etwas Mut zu. Er ging ein paar Schritte voraus, schaute dann zurück, ob man ihm folgen würde, und führte sie alle durch den rechten aditus maximus auf die reservierten Plätze: Die mittleren Plätze der ersten beiden Reihen, direkt an die orchestra grenzend.
    "Setzt euch hier, wo es euch beliebt.", erklärte Dives mit einem Lächeln und zeigte auf den entsprechenden Bereich. Er ließ natürlich den Gästen den Vortritt bei der Platzauswahl. Hoffentlich fand der Germanicer ihn hier...


    Sim-Off:

    Edit: Farbe eingefügt, um Missverständnisse hoffentlich zu minimieren... Zur Bedeutung bitte nach eingefärbten Worten gehen. ;)
    Edit II: Um es auf Wunsch nochmal eindeutiger zu machen.

    Oha! Die kleine Frage nach den gestrigen Entwicklungen löste ja förmlich einen Redeschwall des Germanicers aus. Aber auch einem Large-Talk war Dives keineswegs abgeneigt, solange sich ansonsten nichts die beiden betreffendes in der Curia tat.
    "Ja, mir gehts soweit gut.", antwortete der Iulier ersteinmal und man konnte in seinem Gesicht lesen, wie er sich überlegte, wo er anfangen sollte...


    "Und du bekommst jetzt ein Tribunat... gehst zum Militär? Ich meine, gerade in der jetzigen Zeit ist das ja nicht sehr unwahrscheinlich gewesen, aber... pass auf jeden Fall gut auf dich auf! Mit dir etwas zu unternehmen ist immer sehr... entspannend und verdrängt so manche Sorge. Und ich hab keine Lust mir einen neuen Freund wie dich suchen zu müssen... Den gibts wahrscheinlich auch nicht." In Friedenszeiten und in der richtigen Provinz bräuchte man sich da weit weniger Sorgen zu machen, ob man einen Tribunus wiedersehen würde oder nicht. Aber jetzt, wo alle Zeichen auf Bürgerkrieg standen, wo also wahrscheinlich alle militärischen Verbände irgendwie in Gefechte und Schlachten verwickelt sein würden, da sah das schon anders aus.
    "Weist du schon etwa wo es hin geht? Vigiles in Roma oder Ostia? Classis in Misenum oder Ravenna? Oder weiter weg?" Könnte ja sein, dass man ihm gesagt hätte Classis hier oder Vigiles dort. Dann gäbe es ja bereits eine klare Eingrenzung, wohin es ginge.


    "Und ich würde mich nicht sorgen, ob du verhungerst - das wirst du schon nicht. Du solltest lieber damit beginnen Mars um seinen Schutz zu bitten, dass du den Krieg heil überstehst!" Falls Aculeo das nicht schon getan hatte.
    "Ansonsten sind die civilen Einstiegsposten, glaub ich, auch ein bisschen besser vergütet, als die militärischen...", sprach Dives nur so einen Gedanken aus. Dass dieses 'Bisschen' mehr gleich 33% mehr sein sollte, wusste er hingegen nicht.


    "Der a Rationibus will dir deinen Stand aberkennen, sagst du? Ist ja nicht zu glauben! Wie kommt der dazu? Ich mein, du besitzt doch Land, oder? Das wurde doch wahrscheinlich schon vor deiner Erhebung zum Eques überprüft, oder nicht?" Dives schüttelte den Kopf. Das war ihm unverständlich.
    "Vor allem jetzt, wo Vescularius doch eigentlich Tribune braucht, lässt er die Kanzlei einen Census machen..." Der Mann musste ja echt siegesgewiss sein!

    Zitat

    Original von Paullus Germanicus Aculeo


    Bei den Antworten des Germanicers wiegte Dives zunächst den Kopf ein wenig. Aculeo war schließlich in der Societas Claudiana et Iuliana. Die war eindeutig Kultur, wenngleich sicherlich mit anderen, bedeutenderen Dingen nicht unbedingt vergleichbar. Aber kultutrell ungebildet ging aus iulischer Sicht anders! Beim zweiten Teil nickte Dives dann einfach nur fleißig, weil er sich um seine steigende Anspannung, Aufregung und Nervosität kümmern musste und damit eher weniger Kapazitäten zum Nachdenken und für passenden Antworten frei hatte. So beruhigte er sich immer wieder gedanklich, dass ja nicht er vor dem Publikum stünde, sondern die Schauspieler - und er lediglich am Ende für alles verantwortlich gemacht werden würde...


    "He. Du hast leicht reden. Einen Decimer lädst du ein und ihrem Namen entsprechend zu zehnt kommen sie dann... und mit nicht nur einem schwarzen Mann...", versuchte sich der Iulier in schlechtem Galgenhumor. Klar barg das zahlreiche Erscheinen natürlich nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen - Chancen, das Verhältnis ihrer gentes zumindest wieder etwas, ein kleines, ein winziges Bisschen anzunähren. Dass überhaupt soviele Decimi hier eintrafen, zeigte ja zumindest, dass auch von ihrer Seite vielleicht ein wenig der Wille bestand Altes zu vergessen und Neues zu schaffen.


    Zitat

    Original von Caius Decimus Flavus


    Dann endlich erblickte Dives Flavus unter den vielen decimischen Gesichtern.
    "Salve, Decimus... Decimus Flavus!", begrüßte er diesen etwas unschlüssig ob der passenden Anrede. Er selbst war mit Dives angesprochen worden, was er jetzt nicht als unpassend empfand, nachdem sie einen langen Nachmittag lang gemeinsam Ostia erkundet hatten. Aber so offiziell hatte bisher noch niemand dem anderen den cognomen angeboten. Fakt war: Eine Szene würde es deshalb jetzt bestimmt nicht geben! Vielleicht wirkte das ja auch im Gegenteil vertrauenserweckend auf die anderen Decimi?
    "Wie schade, dass er keine Zeit gefunden hat... Aber natürlich durchaus verständlich.", heuchelte Dives. Fehlte ja noch, dass man ihm sein diesbezügliches Unbehagen auch noch anmerken würde!


    "Das ist übrigens..." Folgen? Mussten die Gäste auch noch an den Wagen abgeholt werden? Eine Frage, die der Iulier wirklich nicht sicher beantworten konnte. Dives wandte sich kurz zu Aculeo, den er eigentlich gerade vorstellen und bekannt machen wollte und meinte mit einem entschuldigenden Schulterzucken und einem breiten Lächeln:
    "Komm am besten einfach mit..." Dann folgte der Iulier Flavus zu dessen Verwandtschaft...

    "Das ist eine sehr gute Idee!", meinte Dives sogleich. Flavus hatte den Verdacht bestätigt, sodass der Iulier ihn zu verstehen meinte. Dieses Problem war damit aus der Welt geschafft. Nun stand im Prinzip nur noch der Streit mit der Verdächtigen des doppelten Spiels selbst zwischen ihnen und da war Dives natürlich dran interessiert, dass dieser vergeben und vergessen würde.
    "Ich verzeih dir diese kleine Notlüge - und das muss dir nicht unangenehm sein...", sagte er dann nochmal explizit und hoffte, dass ihm nun im Gegenzug ebenfalls verziehen werden würde. 'Ich verzeihe, damit du verzeihst.' So lautete der Plan.



    An der Brauerei des Decimers angekommen, bekräftigte Dives noch einmal, dass er sich freue Flavus bald im Theater zu Ostia wiederzutreffen. Unterschwellig wollte er damit ausdrücken, dass der Decimer jetzt also nicht aufgrund dieser kleinen Meinungsverschiedenheit plötzlich ausgeladen sein würde oder so. Mit einem "Vale bene, Decimus!" und einem Lächeln im Gesicht, verabschiedete er sich wenig später dann und wurde von seinem Leibwächter zurück in die iulische Villa eskortiert.


    Sim-Off:

    Ich beende das mal. Es war mir eine Freude! ;)

    Bei Aculeos Bekenntnis zu dessen Essgewohnheiten blickte Dives schon teils ungläubig, teils auch etwas schockiert drein. Nicht dass es nicht auch in der Casa Iulia ab und an mal ein Resteessen gab - besonders nach großen Feiern oder ähnlichem ja durchaus sogar regelmäßig - aber wie der Germanicer das ausdrückte, klang das schon etwas eklig, fand Dives. So sagte er dazu erstmal nichts weiter, sprach doch wahrscheinlich bereits seine Mimik Bände...



    Das Lachen des Germanicers stieß dann beim Iulier zunächst nur auf Unverständnis. Was war los? Hatte er etwas seltsames gesagt? Manchmal passierte ja soetwas, wenn man schneller dachte, als man sprach oder sicherlich auch mal, wenn man mit dem Denken noch etwas hinterher war. Aber wie sich herausstellte, war dem nicht so.
    "Das hat doch damit nichts zu tun. Natürlich würdest du als Ritter die Veranstaltung aufwerten! Senatoren werden wohl kaum kommen und ich weis ja nicht, ob man den Aushängen in Roma soviel Aufmerksamkeit schenken wird, wo sie doch dort mehr als genug Theater haben. Da werden wohl hauptsächlich also Bürger Ostias zu meinem Theaterstück kommen, wobei ich nicht weis, wieviele Ritter da dann letztlich darunter sein werden... Klar also, dass jeder Eques, der kommt, die ganze Chose aufwertet, oder nicht?", fragte Dives rhetorisch. Natürlich mochte er etwas übertrieben haben, aber dass das gleich schon ans Eklige grenzen sollte? Gerade wo es der Germanicer war, der zu Tische anfing vom Nasenbohren zu reden... Ewah! Doch vielleicht war der Iulier auch einfach nicht mehr Ton und Tischsitten einer Taverne gewohnt...



    Die Teller leerten sich langsam (bei dem vielen Gerede) aber stetig und irgendwann kam die schwarzhaarige Bedienung wieder am Tisch vorbei.
    "Noch irgendwelche Wünsche?", erkundigte er sich bei den Gästen und hoffte nicht wieder in irgendwelche Geschichte herein gezogen zu werden.

    Nach dem Tavernenbesuch vor zwei Tagen und der dort verfassten und noch am selben Abend hier in der Curia eingegangenen Nachricht an die Duumviri, traf Dives pünktlich, wie mit Aculeo verabredet, im Atrium Municipii ein. Bereits draußen hatte er den Germanicer erblickt, dieser ihn jedoch scheinbar nicht, sodass sie sich erst im Innern der Curia wirklich trafen.
    "Salve, Aculeo!", begrüßte Dives seinen guten Freund mit festem Handschlag, nachdem er kurz hinter Aculeo das Gebäude betrat.
    "Und wie war dein Termin in der kaiserlichen Administration gestern?", platzte er dann auch schon gleich mit der ersten Frage heraus. Er hielt ein bisschen Small-Talk für den Moment durchaus für angebracht, wusste er doch nicht genau, ob die Nachricht ihrem Empfänger auch wirklich in dieser kurzen Zeit erreicht hatte. Zwar war gestern ein Bote mit Nachricht vom Duumvir in der Villa seines Cousins Centho aufgetaucht, doch hatte der wieder noch etwas anderes gewollt. Was genau das wäre, würde der Iulier jedoch erst in einigen Tagen bei der nächsten Sitzung des Ordo Decurionum erfahren. Wieder einige Zeit später war dann die Theateraufführung von Aischylos' "Prometheus in Fesseln" geplant.


    Sim-Off:

    Ich hab mal die Zeitebenen zur besseren Spielbarkeit etwas zugeordnet. ;)

    Das ging ja Schlag auf Schlag! Kaum hatte die Sitzung begonnen und Dives es sich auf seinem Platz so gemütlich gemacht, dass er problemlos eine ganze Weile hätte dort sitzen und zuhören können, da wurde er auch schon aufgerufen und vom vorsitzenden Duumvir zu diesem gebeten. Dieser Bitte kam der Iulier natürlich sogleich nach und ging mit einem erwartungsvoll gespannten Lächeln auf ihn zu. Und dann... ernannte der ihn doch glatt vor dem versammelten Gremium zum Decurio von Ostia!


    Damit hatte Dives ehrlich nicht gerechnet - nicht so vor allen anderen Decuriones in der Curia. Sichtbar wich die Anspannung für einen Augenblick aus dem iulischen Gesicht und machte Platz für überraschte Freude. Dann jedoch wurde sich der Iulier bewusst der Tatsache, dass nun wohl einige Worte von ihm erwartet werden würden - wo er doch nichts vorbereitet hatte! Zack, war die Anspannung wieder da. Bloß nicht zu lang! Aber auch nicht zu kurz! Dives atmete einmal tief durch.


    "Werte Duumviri, Magistratus und werte Honoratiores von Ostia!", begann er ruhig, aber mit fester Stimme und in gut vernehmbarer Laustärke. Dabei sah er die entsprechenden Adressaten auch jeweils kurz an, wobei er seinen Blick über letztere natürlich nur schweifen ließ.
    "Ich freue mich sehr, dass mir hier und heute diese Ehre zuteil wird, fortan diesem ehrwürdigen Gremium der Civitas Ostia beiwohnen zu dürfen. Ich werde stets bemüht sein meinen Pflichten nach bestem Wissen und Gewissen nachzukommen und hoffe die in mich gesetzten Erwartungen nicht zu enttäuschen. Vielen Dank!" Kurz und prägnant... zumindest so für Dives' Verhältnisse. Der Iulier, der durchaus auch mal wie ein Wasserfall erzählen konnte - was ihm nicht zuletzt ja seinen cognomen in gewisser Weise verschafft hatte -, war doch einigermaßen zufrieden. Anschließend blickte er zum vorsitzenden Duumvir. Wie ging es jetzt weiter? War es das oder kam noch etwas? Während seiner eigenen quaestorischen Amtszeit war niemand neu in den Ordo Decurionum erhoben worden - oder aber es war am Iulier wohl etwas vorbei gegangen...

    Zitat

    Original von Paullus Germanicus Aculeo


    So stand Dives also nun da und wartete. 'Je später der Abend, umso schöner die Gäste!', sagte er sich in Gedanken, wenngleich es noch lange nicht Abend war. Aber irgendwie musste man ja seinen Optimismus behalten! Wie würde das aussehen, wenn derjenige, der diese Veranstaltung ins Leben gerufen hatte, heute wie ein Trauerkloß dastünde? Das ging ja nicht.


    Ein paar Mal war er bereits gerufen worden. Ein aufständischer Gast hier, ein kranker Platzeinweiser dort, Iulius kannst du mal dies, Iulius kannst du mal das, ... Da war es wirklich erleichternd, als der Iulier plötzlich die vertrautere Anrede 'Dives' irgendwo aus der Menge hörte. Und noch ehe er die genaue Richtung dieser Worte ausgemacht hatte, fand er sich auch schon in den Armen des Germanicers wieder, was ihm keinesfals umangenehm war, aber ihn doch reichlich irritierte im ersten Moment.
    "...?! ... Aculeo! Wie schön, dich hier zu sehen!", grüße er den ersten geladenen Ehrengast und erwiederte kurz die Umarmung. Dann suchte er sich aber auch schon wieder aus jener zu lösen. Seine Toga müsste er wohl gleich nochmal richten lassen... zum x-ten Male am heutigen Tage! Aber sicherlich bei weitem noch nicht zum letzten Mal, wie er befürchtete.


    "Ich hoffe, du bist gut her gekommen... so durch diese ganzen Leute hier.", versuchte sich der Iulier dann lächelnd in etwas Small-Talk. Die Plätze waren reserviert, sodass man noch nicht zwangsweise ins Innere gehen müsste - insbesondere, da Dives ja nicht nur den Germanicer als Ehrengast erwartete. Unterdessen fand sich auch schon ein vestispicus bei ihm ein, der sich unaufgefordert und wortlos um die iulische Toga kümmerte.


    "Mach dich übrigens bereit, für heute hat sich auch die Gens Decima angekündigt... Mit praetorianischen Leibwächtern und allem Drum und Dran!", meinte Dives etwas später spitzbübisch. In diesem Augenblick fuhren zwei Reisewagen vor mit den decimischem Wappen an den Wagentüren.
    "Na? Das werden sie dann wohl sein...", sprach Dives mit hochgezogenen Augenbrauen. Jetzt ging ihm der A..llerwerteste aber wirklich auf Grundeis! Hoffentlich war der Praefectus Praetorio wirklich nicht dabei! Und vielleicht hätten sie dessen Frau auch zu Hause gelassen?! Wohlmöglich hatte sie ja eine ganz schlimme Grippe erwischt... also nur für heute, verstand sich. Der Iulier beobachtete das Geschehen dort, aber aus der Entfernung vermochte er noch niemanden genau zu erkennen. Nervosität machte sich in ihm breit...

    Es dauerte ein wenig, bis sich das Grinsen aus dem iulischen Gesicht verabschiedet hatte. Die Frage war ja nicht wirklich ernst gemeint, eher als komische Bemerkung oder so.


    "Meinst du?", fragte Dives nach, erwartete jedoch keine Antwort darauf. Er nahm sich noch ein Stück und verspeiste es mit dem Gedanken 'So schmeckt Sedulus' Fisch.'
    "Na, dann habt ihr ja regelmäßig absolute Köstlichkeiten auf dem Tisch, was?", lobte der Iulier anschließend.
    "Ich meine, ich hätte natürlich auch garnichts anderes erwartet von den Germanici...", fügte er dann noch hinzu. Schließlich waren mit Avarus und Sedulus ja gleich zwei Senatoren in Aculeos Verwandtschaft. Dass dort folglich auch besser gegessen wurde, war da nur logisch.


    Dann ging es um das Theater.
    "Hatte ich das noch nicht erwähnt? Entschuldige bitte. Das Stück heißt 'Prometheus in Fesseln' oder manche nennen es auch 'Der gefesselte Prometheus', wie dir beliebt. Letztlich läuft es ja auch irgendwie aufs Gleiche hinaus, oder?", schmunzelte Dives.
    "Es stammt vom griechischen Aischylos, dem vor Sophocles und Euripides ältesten der drei großen attischen Tragödiendichter. Zum Inhalt hüll ich mich einfach mal in Schweigen. Entweder du kennst das Stück. Dann erübrigt sich das deshalb schon. Oder du kennst es nicht. Dann lernst du es besser von geübten Schauspielern kennen, als von mir.", breitete Dives das Schmunzeln wieder zu einem breiten Lächeln aus.
    "Du bist der erste, den ich eingeladen habe... Gerne würde ich sagen, dass auch mein Cousin Centho kommt oder deine Verwandten Sedulus und Avarus einladen, aber Senatoren dürfen ja noch immer nicht die Ewige Stadt verlassen... Ich denke, dass der eine oder andere Decurio Ostias vielleicht kommen wird und wohlmöglich noch der eine oder andere Ritter. Mit großem Glück erscheint unter Umständen auch einer der Duumviri. Aber das ist schon... ziehmlich hoch gegriffen." Dives konnte ja nicht ahnen, was ein zufälliges Aufeinandertreffen mit einem Decimer für Auswirkungen haben würde...
    "Du würdest die Veranstaltung also in jedem Falle aufwerten!", schloss der Iulier ab. Bei soviel Honig-um-den-Mund-Geschmiere würde Aculeo jetzt ja wohl nicht gleich wieder absagen wollen, oder?!

    Was war denn das nun wieder für eine Aussage?
    "Meinst du ich sollte ihm das sagen, um in den Ordo zu gelangen?", antwortete Dives grinsend im Flüsterton und begann dann laut aufzulachen. Unbewusst trug damit auch er dazu bei, dass das Gespräch von außen weniger ernst wirken würde, als es war.


    "Sicher... Wie kann man sich schon sicher sein?", stellte der Iulier einfach mal in den Raum.
    "Natürlich hab ich auch meine Zweifel... Denn alles ist denkbar, vieles ist möglich, wenig ist wahrscheinlich, nichts ist sicher. Ne Binsenweisheit, ich weis. Aber die sagt doch schon alles aus, oder?" Nämlich, dass eben nichts sicher wäre. Ein Blitz könnte morgen den einen oder den anderen Imperator treffen und damit die aktuelle Krise zumindest stark in eine Richtung beeinflussen, wennnicht sie gar fürs Erste beenden. Ein Blitz könnte auch heute auf dem Heimweg Dives treffen, womit dieses Gespräch hier kaum noch von irgendeiner Bedeutung wäre... Sicher war nichts.


    Dann lenkte Aculeo das Gespräch langsam weiter weg von den politischen Gefilden. Wahrscheinlich war er dieses schweren Themas allmählich überdrüssig und Dives müsste lügen, würde er etwas Gegenteiliges behaupten.
    "Ja, der Fisch ist klasse! Ich hab sogar ziehmlich Glück mit den Gräten...", bekräftigte er noch. Manchmal waren diese verflixten Biester ja kaum vom Fisch zu trennen.
    "Und bei dir? Vergleichbar mit den Fischen von Sedulus?", fragte er dann noch nach. Der hatte schließlich eine Fischerei hier in Ostia und Dives ging einfach mal davon aus, dass es dann in der Casa Germanica auch ab und an mal Fisch geben würde. Ein eindeutig leichteres Thema, als die Politik, wenngleich dafür wohl weniger ergiebig. Aber mal schauen, wo sich das vielleicht noch hin entwickelte...

    [Blockierte Grafik: http://www.romanempire.net/rom…mages/PolCht/curia_in.jpg]


    Sitzung des Ordo Decurionum ANTE DIEM VI KAL IUN DCCCLXII A.U.C.


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    Pünktlich vor Eröffnung dieser Sitzung des Ordo Decurionum, zu der Dives extra von den Duumviri persönlich eingeladen worden war, fand sich der Iulier von Füßen getragen, denn Sänften mochte er noch immer nicht sonderlich, in der Curia Ostiensis ein. Eine Rede oder dergleichen hatte er nicht vorbereitet, denn er wusste ja nicht so sicher, was hier nun auf ihn zukommen würde. Dafür hatte er seine Energie umso mehr in seine Aufmachung investiert, die jetzt nicht sonderlich protzig oder extravagant war, aber eben besonders akkurat. Kurz bevor er das Gebäude betrat, zupfte sein vestispicus die Toga ein letztes Mal zurecht, sodass der Faltenwurf optimal wäre. Anschließend ließ sich der Iulier einen Platz als Beisitzer zuweisen, denn mehr als dieser stünde ihm in seiner Position aktuell auch nicht zu. Dann wartete er, dass die Sitzung beginnen und irgendwann der ihn betreffende Tagesordnungspunkt angesprochen werden würde...

    "Gut.", nickte Dives. Er hatte ja auch nur nachgefragt, weil er niemanden wegschicken wollte, der nicht alles losgeworden war, das er vielleicht loswerden wollte. Zwar hatte der Bote bereits zuvor von einer Nachricht gesprochen, doch wer sagte, dass eine Nachricht auch nur eine Information enthalten dürfte?
    "Wenn du willst, kannst du vorn an der Porta noch einen Becher Wein bekommen. Vale!", verabschiedete der Iulier dann den Bote. Der Wein wäre natürlich stark verdünnt, aber dennoch sicherlich angemessen. Letztlich war es auch nur ein Angebot und Dives war es egal, ob der Bote zugreifen würde oder nicht.


    "So, entschuldige die Unterbrechung.", wandte er sich nun erneut seinem iulischen Gast zu.
    "Ich hoffe, du hast die Zeit genutzt und dich ein bisschen bedient?", erkundigte sich Dives dann mit einem Lächeln und Blick zur Sklavin mit dem silbernen Tablett.
    "Also, was führt dich zu mir?", nahm er anschließend die Frage von vorhin, bevor der Bote eingetroffen war, wieder auf.

    "Was... Was meinst du damit, sich richtig verkaufen?" Beinahe hätte der Iulier vergessen zu flüstern.
    "Wenn ich heute an seinem Schoß klette, weshalb sollte mich dann morgen der Mann in irgendeiner Weise fördern, der ihn wohlmöglich vom Thron gestoßen haben wird? Was willst du da verkaufen?" Und letztlich musste Dives gefördert werden, denn wie sonst sollte er jemals Senator werden, wo doch nur der Imperator selbst die Macht dazu besaß Leute in den Senat zu berufen.


    "Schon.", bestätigte Dives die Wichtigkeit Ostias.
    "Die Bedeutung Ostias will ich damit ja auch garnicht in Frage stellen. Aber hier in Ostia gibt es nicht wenige Männer, wie mich. Homines novi, mit senatorischer Verwandtschaft, die hier einen ersten Fuß in politische Gefilde setzen wollen.", erklärte der Iulier. Wie viele es genau waren, wusste er natürlich nicht, aber ein paar kamen da bestimmt zusammen.
    "Gerade weil Ostia auch so nahe an der Urbs Aeterna liegt, bin ja auch ich hierher gegangen und nicht nach beispielsweise Mantua oder Misenum oder so." Bei Weitem nicht der einzige Grund, aber eben einer, den er sich mit den anderen sicherlich teilte.
    "Was also macht es für Salinator für einen Unterschied, ob hier ein Plautius, Cassius oder Rubellius nach seiner Pf...orstellung die Geschicke der Civitas leitet? ... Oder eben ein Iulius?" Er zuckte mit den Schultern.
    "Solange sie und ihre Familien treu zu ihm stehen, kann es dem Vescularier doch eigentlich vollkommen egal sein..." Dives nahm einen Schluck aus seinem Becher. Dann kam ihm noch ein Gedanke:
    "Im Gegenteil sogar. Sobald er auf die Idee kommen würde sich hier aktiv in städtische Angelegenheiten einzumischen - auch wenn er als Stadtpatron dazu sicherlich durchaus das Recht hätte - würde er damit bestimmt nicht wenigen Decuriones auf die Füße treten... und damit letztlich der Loyalität der Civitas zu ihm schaden. Und wie du schon gesagt hast: Ostia ist wichtig für Roma. Ostia ist wichtig für ihn." Und ein Stück Fisch wanderte in Dives' Mund... oder: wurde gewandert. Kauend lehnte er sich ein Stück zurück und wartete ab, was Aculeo erwidern würde.

    "Gut, ich werde da sein.", bestätigte Dives nochmals, nachdem der Bote den entsprechenden Termin genannt hatte. Die Antwort auf seine zweite Frage bracht, wie bereits erwartet, keine neuen Erkenntnisse.
    "Gibt es sonst noch irgendetwas?", erkundigte er sich dann, blickte kurz über seine Schulter zu Civilis und anschließend wieder zum Bote.

    Dives hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was er noch weiter dazu sagen sollte. Er hatte sich da wohl ein kleines Bisschen verrannt; gut, vielleicht auch ein größeres Bisschen. Kurz blickte er zu Antinoos und erinnerte sich dabei an eine ähnliche Situation, die bereits etliche Jahre zurück lag:
    Damals, er war nicht halb so groß wie heute, hatte er einen kleinen Löwe, der aus Holz geschnitzt war, aber eine richtige Mähne aus echten Haaren hatte. Seine Mutter hatte ihm sogar erzählt, dass die Haare aus der Mähne eines echten Löwen stammten und Dives war so unglaublich stolz auf seinen tollen Löwe! Vor allem fanden auch seine Freunde den richtig cool, was natürlich auch auf Dives selbst abfärbte. Eines Tages jedoch war er weg. Einfach so spurlos verschwunden. Der letzte, der ihn hatte, war Antinoos, der schon damals - allerdings eher wie ein älterer Bruder - auf den kleinen Dives aufpassen musste. Oh, da hatte es große Hasstiraden und Schimpfparolen gegeben, bevor letztlich Ocatvia ihrem Sohnemann sein Spielzeug zurück brachte, das wohl irgendwie in der Wäsche gelandet war. Ganze drei Tage herrschte dann absolute Funkstille zwischen den beiden, Dives und Antinoos. Danach schenkte der Iulier schweren Herzens seinen Löwe an seinen Custos Corporis, in dessen Besitz er sich bis heute befand.
    Was wollte diese Geschichte ihn lehren? Schwierig... hier ging es nicht um ein kleines Spielzeug, das man so einfach verschenkte und dann war wieder alles gut.


    Flavus riss den Iulier aus dessen Gedanken, indem er seine Hand auf Dives' Schulter legte. Der Decimer suchte den direkten Augenkontakt und begann zu reden. Gleich zu Anfang jedoch stutzte der Iulier erneut. Das gebe ihm keinen Grund ihn anzulügen? Hatte er jetzt also doch gelogen? Dives kniff die Augen etwas zusammen. Ja, das klang wirklich alles etwas seltsam. Er nickte und sein Gesicht entspannte wieder mehr. Alles Weitere klang verständlich.
    "Aber warum erzählst du mir dann eben, dass du in Roma durchaus so einige schöne Orte kennst? War es dir unangenehm, dass du nun schon eine Weile dort bist und vielleicht nicht ganz so viel über die Stadt erzählen könntest, wie ich dir über Ostia erzählt habe?" Das könnte sich Dives ja durchaus vorstellen, wenngleich er nicht fand, dass er jetzt besonders toll als Stadtführer gewesen war. Da gab es mit Sicherheit unzählige Leute, die mehr erzählen könnten, Interessanteres erzählen könnten und besser erzählen könnten. Mit seinen großen, blauen Augen sah er Flavus gebannt an und fragte sich, ob er damit den Nagel auf den Kopf getroffen hätte. Dass er im Zweifelsfall seinem Gegenüber eine perfekte Ausrede geliefert hätte - perfekt, weil der Iulier sie sofort glauben würde, nachdem er sie ja selbst erdacht hatte - bemerkte er nicht.


    Langsam nährten sie sich wieder der Brauerei. Es würde nicht mehr lange dauern, dann müsste sie in Sichtweite sein...

    Der Ianitor nahm das Schreiben entgegen und übergab es auf schnellstem Wege an seinen Empfänger, der sich bei der mittaglichen Hitze eigentlich gerade entspannen wollte.



    Dives erblickte das Siegel der Decimer und freute sich, Antwort von Flavus bekommen zu haben. Ein anderer Decimer hätte ihm bestimmt nicht geschrieben. Weshalb auch? Es war also keine Überraschnug, als er nach Aufbrechen des Siegels als Bestätigung seiner Vermutung Flavus' Unterschrift sah. Er begann zu lesen...
    '... mit Freude entgegengenommen... nicht alleine kommen...' Soviel hatte er sich schon gedacht und er freute sich. Wen Flavus wohl becirct hatte mitzukommen? Er las weiter...
    '... Cousin Decimus Serapio...' Das war doch der Praetorianerpraefectus? Ja, das erschien ihm so. Bei Mars, hatte der nicht irgendeinen Krieg zu führen?! Der würde ein Risiko sein.
    '... Cousine Decima Seiana...' Definitiv ein weiteres Risiko, wenn nicht gar das größere von beiden. Frauen - insbesondere, wenn sie eine gewisse sprachliche Begabung hatten, wovon man bei einer Auctrix wohl getrost ausgehen durfte - würden etwaige Anspielungen und Paralellel zwischen Spiel und Realität bestimmt auffallen. Und dann war sie auch gleich noch die Frau des Praefectus Praetorio! Schon an dieser Stelle wünschte sich Dives innerlich ganz leise, dass er dem Decimer die Vorführung verschwiegen hätte. Nur von sich aus hätte der bestimmt nicht die beiden nach Ostia gebeten. Weitergelesen...
    '... vier Verwandte dazu... hm? ... vier Verwandte!...' Moment, das machte dann ganze sieben Decimer beziehungsweise vielleicht waren auch ein-zwei Gatten oder Gattinnen dabei. Ob der Terentier auch unter diese vier fiel? Dann hätte Dives ja auch gleich diese blubbernde Bulette, den fiesen Fettwanst, den verdammten Vescularier - Mensch, doch noch eine Alliteration gefunden! - persönlich einladen können. Aber es war wohl davon auszugehen, dass Flavus den schon persönlich angekündigt hätte, oder? Bestimmt! Wenigstens der musste sicherlich gerade Krieg für den purpurnen Princepsmörder führen. Also weiter...
    '... vier Praetorianer als Leibgarde...' Na super! Könnten sie Dives also gleich nach dem Stück auch prompt von den passenden Truppen abführen lassen! Klasse, wirklich klasse!
    '... einen Liktor... Cousine Vestalin...' Die könnte vielleicht eine Hilfe sein... Obwohl. Das Stück hätte sie ja gleichermaßen gesehen. Ob das die Schwester von dem Praetorianer-Decimus war, die Flavus erwähnt hatte? Dann könnte sich Dives das also auch sparen seinem Cousin Centho zu erzählen. Verdammt...


    Im letzten Abschnitt wurden dann auch noch Sklaven angekündigt, die allerdings keiner Reservierung bedurften. Aber wieviele Plätze waren denn jetzt nun eigentlich freizuhalten? Flavus eins, Serapio zwei, Seiana drei, vier weitere Verwandte sieben, vier Praetorianer elf, ein Liktor zwölf! Dazu noch der eingeladene Aculeo und Dives selbst ergaben vierzehn! Na ein Glück, dass der Iulier über den ganzen Bereich, der sonst für die Senatorenschaft reserviert war, praktisch frei vergeben konnte! Denn Senatoren hatten ja entweder in Roma zu sein oder in ihrer Provinz bei ihren Truppen. Andernfalls wären sie bei den Praetorianern "zu Gast", auf einer Proskriptionsliste oder im Exil! Moment. Im Exil fanden sich ehemalige Senatoren, ja.


    Also wenigstens kein Platzproblem, na gut. Doch wirklich zur Entspannung trug die Nachricht Flavus' auch nicht bei. Ein Massage, ja... Während entsprechende Sklaven also kurze Vorbereitungen trafen, um dem Wunsch ihres dominus zu entsprechen, kam diesem die Idee sich einfach dumm zu stellen. Er war ein Mann! Was musste er da schon zwangsläufig von Schöngeist und irgendwelche Aussagen des Werkes verstehen? Hoffentlich würde das klappen...
    "Ein bisschen weiter da... Au! ... Ja, genau da..." Mit dieser Frage würde er sich später weiter rumschlagen... Das Durchkneten tat gut...

    Im ersten Augenblick schien es, dass Dives den Decimer jetzt erwischt hatte. Der rang nach Worten, wie jemand, der im Wasser kurz vorm Ertrinken nach Luft schnappte. Ein kurzes amüsiertes Lächeln blitzte über Dives' Gesichtszüge. Der Erfolg war nahe. Er konnte ihn schon beinahe spühren, den Triumph. Wie poetisch gegen einen Decimer, einen Verwandten des Triumphators Meridius zu triumphieren!
    Doch im nächsten Augenblick war dieses Gefühl wieder verschwunden. Fing Flavus hier doch tatsächlich an zu beteuern... zu winseln! Fehlte nur noch, dass er gleich feuchte Augen bekäme. Aber so gut konnte er dann scheinbar doch nicht schauspielern. Oder war es echt? Dives war sich da plötzlich nicht mehr so ganz sicher und er merkte, dass er bei dieser Frage ein schlechtes Gewissen bekam. Es wäre leichter einfach weiter wütend zu bleiben, Zweifel zu ignorieren und zu sehen, was für Beweise dies zu Tage fördern würde. Nein, er würde jetzt bestimmt keinen Rückzieher machen! Flavus versuchte ein Spiel mit ihm zu spielen und das passte dem Iulier nicht im Ansatz - insbesondere, da er weder gefragt wurde, ob er mitzuspielen gedachte, noch wusste was das Ziel war.


    HA! Da war wieder so eine Sache: In Roma selten Kontakt zu anderen Menschen?! Das musste doch eine Lüge sein! Das könnte doch... Na gut, an der Begründung war schon etwas dran. Aber halt! Flavus hatte doch von seinem Cousin, dem Praetorianerpraefectus, gesprochen. Der musste doch Einfluss nehmen können. Oder nein! Er war doch auch mit Decima Seiana verwandt, die die Frau des Praefetus Praetorio war! DER - Wer wenn nicht DER? - hatte doch garantiert genügend Einfluss, um Leute bestimmt auch nach Belieben aus den Kerkern zu lassen. Andererseits könnte sich auch Flavus sicherlich nicht alles rausnehmen. Das war auch klar. Es blieb etwas widersprüchlich alles... Weiterhin leichter also böse auf den Decimer zu sein, statt einen Schritt vom Gesagten zurückzuweichen.


    Und dann kam es. Mit großem TamTam zog das Argument in die Diskussion ein, das wohl das größte Totschlagargument im Moment war. Dem Iulier war es ja vorhin schon einmal durch den Kopf geschlichen, ohne dass ihm eine passende Erklärung dafür eingefallen wäre. Und jetzt stand es also groß aufgebaut vor Flavus und wollte diesen schützen und Dives sah aktuell keinen Weg, wie er es umgehen oder unschädlich machen könnte.
    Doch damit nicht genug, merkte der Iulier plötzlich die verflogene Wut. Zwar schaute er noch böse, aber die passenden Gefühle waren verschwunden. Im Gegenteil tat es ihm auf einmal Leid, dass er Flavus unehrliche Absichten, zweigleisiges Vorgehen unterstellt hatte, wo der doch scheinbar wirklich nur Bekanntschaft machen und eventuell den Grundstein gar für eine Freundschaft legen wollte. Nicht mehr und nicht weniger. Wie sollte Dives da nun weiter gemein und vorwurfsvoll sein? Es ging nicht.


    "Ich... weis nicht.", beantwortete er die letzte Frage des Decimers. Die vorwurfsvoll-wütende Stimmlage war einer kleinlauten gewichen. Nur die Mimik des Iuliers passte noch nicht zu der neuen Stimmungslage, sondern verharrte weiterhin im Bereich zwischen Ärger und Hass. Ruhe kehrte für einen Moment zwischen den beiden ein und das einzige, was sich währenddessen bei Dives tat: Seine Gesichtszüge begannen sich zu lockern - im Zeitlupentempo.
    "Man, was... Erst sagst du hü, dann wieder hott... Und beides soll ich dir glauben.", beschwerte er sich noch immer kleinlaut. Seinem Gesicht indes war nun ebenfalls die Wut entfleucht. Zurück geblieben waren nur Enttäuschung, darüber wie sich ihr Gespräch nur hierhin entwickeln konnte, Verzweiflung, wie man es vielleicht noch retten könnte, und Sorge, dass dies wohlmöglich die Beziehung zwischen den beiden gentes nochmehr belastete. Zusammen zeichneten sich diese drei Emotionen in drei Furchen auf der iulischen Stirn ab.
    "Es tut mir Leid... ehrlich... Aber ich meine, du bist ein Decimer, ich bin ein Iulier... und dann erzählst du mir zwei entgegengesetzte Wahrheiten und... Ich meine, versteh mal... ... ..." Dives Blick senkte sich. Er vermochte Flavus gerade nicht in die Augen zu sehen. Dennoch sollte der aber auch ihn verstehen...

    Hallo?! Was beim Wissen und der Weisheit der Minerva erzählte Flavus da? Hatte er wirklich geglaubt, dass dies eine Frage war, auf die der Iulier eine Antwort erwartete? Minerva schenke ihm den Durchblick einer Eule! Die Wut kochte weiter in Dives hoch, dezent ignorierend, dass auch er vor wenigen Augenblicken noch Aussagen des Decimers übergangen war, weil er ihnen nicht im Ansatz hatte folgen können. Die Auffassung, dass Flavus ihn die ganze Zeit über nur an der Nase herumgeführt hatte, reifte in ihm heran und der Iulier konnte sich ihr in keinster Weise erwehren.


    Und wenig später passierte es dann gar zum zweiten Mal! Oder besser spräche man davon, dass er es jetzt zum zweiten Mal derart bewusst bemerkte. Da ging der Decimer doch tatsächlich auf diese Spitze ein! Gut, die Erklärung klang irgendwie logisch und wenn er darüber nachdachte, dann hätte er sich an Flavus' Stelle sicherlich auch rechtfertigen wollen... Aber, nein! Der Iulier dürfte jetzt nicht nachdenken! Zumindest nicht über solche ablenkenden Themen, die ihn vermutlich in seiner Wut bremsen sollten, auf dass er letztlich vergäße, weshalb er überhaupt so sauer war. Weshalb war er sauer? Richtig, Flavus hatte ihn für dumm verkauft! Zumindest für eine ganze Weile. Immerhin hatte Dives es ja noch gemerkt. Besser er spräche selbst davon, dass der Decimer ihn nur versucht hätte für dumm zu verkaufen. Woher sollte der oder Dritte auch wissen, ob der Iulier nicht selbst nur alles gespielt hätte, es von Beginn an durchschaute und jetzt nur so wütend wurde, weil es zu offensichtlich war?!
    "Hm.", schnaubte er nur auf die Worte des Decimers. Seine Lippen formten dabei ein äußerst schmales und überaus verkrampftes Lächeln. Damit passte es genau zu den schmalen Augenschlitzen, aus denen Dives seinen Gegenüber betrachtete, und der auch ansonsten sehr verkrampften Mimik.


    Beim eigentlichen Streitthema angelangt, entgleisten dem Iulier bei den decimischen Worten erstmal die restlichen Gesichtszüge. Der größte Teil war ja bereits entgleist. Leugnete der es also noch nichtmal, dass er den Iulier verschaukelte?! Was war DAS denn? Als Entschuldigung brachte er vor, dass es nicht seine Art wäre? Ganz offensichtlich ja doch! Und nicht seine Absicht? Wie könnte man jemanden unabsichtlich aufs Kreuz legen? Nein, versuchen! Es versuchen! Und zu guter Letzt war auch noch Dives selbst an allem Schuld, weil er sich das nur einbildete??!! Oder was sollte die Bemerkung mit dem Eindruck? Da blieb einem ja beinahe die Luft zu atmen weg. Und tatsächlich holte der Iulier während dieser beleidigenden Worte nicht einmal Atem. Er spührte deutlich wie sich in dieser Zeit jedoch ein innerer Druck gegen seine Bauchdecke aufbaute, die Wut aus ihm versuchte auszubrechen. Dann holte er mehrmals gut hörbar Luft. Er schnaufte.
    "Oh ja! Das sollten wir aus der Welt schaffen.", meinte Dives anschließend in bis zum Anschlag aufgeladener Ruhe.
    "Dann lass mal hören, wieso du mir vorgaukelst, du würdest Roma nicht so gut kennen, hm? Ganz offensichtlich kennst du es ja eben doch! Wie kommt's?", begann er weiterhin seine Wut nach Möglichkeit kontrolliert artikuliert abzulassen. Sie waren ja immerhin noch in der Öffentlichkeit, wo der Iulier nicht vorhatte, sich wegen eines Decimers - pah! - zu blamieren.
    "Du hattest es darauf abgesehen, dass ich dir auch eine Führung durch Roma anbiete, oder? Gib's zu. Warum? Wofür? Was erhoffst du dir davon? Oder besser: Was erhoffen sich die Decimer davon? Das ist doch sicherlich nicht nur auf deinem Mist gewachsen, oder?!" Nicht dass das einem Decimer nicht durchaus zuzutrauchen wäre, dass er damit vielleicht hoffte bei seinen Verwandten Eindruck schinden zu können, aber Dives vermutete eben einfach, dass da noch mehr Köpfe drin steckten. Das war ganz schön schwer die Wut so los zu werden und wenn er ehrlich war, dann funktionierte es nicht im Ansatz. Da müsste er sich wohl später in der Villa nochmal ein Opfer zum Dampf ablassen suchen...

    Alles war gründlichst vorbereitet worden. Die Schauspieler für die heutige Aufführung trafen bereits mehrere horae vor Beginn der Veranstaltung ein und gingen ihr Stück nochmals in einer Gegeralprobe durch. Der Tag war schließlich auch für sie nicht unbedeutend, entschied er doch darüber, ob sie vielleicht auch in den nächsten Wochen noch Auftritte hier in der Umgebung kriegen würden oder gleich weiterziehen müssten. Die Texte saßen, die Einsätze passten, die Kostüme mussten nur vereinzelt an einigen Stellen nochmal etwas angepasst werden.


    Als nächstes erschien der Iulier, der diese Veranstaltung am heutigen Tage auf die Beine gestellt hatte. Er wurde dabei umringt von diversen Sklaven und Bediensteten, die sich beispielsweise darum kümmerten, dass die sattgrüne Toga, die Dives über einer strahlend weißen Tunika mit dem breiten Purpurstreifen, der seine Zugehörigkeit zum Ordo Senatorius zeigte, trug, auch richtig fiel. Dives beaufsichtigte persönlich, wie nun nach und nach die Stände vor dem Theater aufgebaut wurden und wie anschließend die Karren mit dem zu verteilenden Brot den Ort erreichten. Spätestens jetzt wurde es langsam voller...


    Dann gab der Iulier das Zeichen zum Beginn der Brotspende:
    "Marcus Iulius Dives teilt sein Brot mit dir." "Marcus Iulius Dives teilt sein Brot mit dir." "Marcus Iulius Dives teilt sein Brot mit dir.", hörte man die Leute, die das Brot verteilten, immer wieder sagen. Jeder, der einen Laib bekam, wurde darauf hingewiesen. An den Eingängen ins Theater hatten junge Männer und Frauen Aufstellung genommen, die Blumen verteilten. Diese könnten die Zuschauer am Ende des Stücks den Schauspielern zuwerfen - sofern diese nicht versagten - oder sie auch einfach mit nach Hause nehmen.


    Damit fehlten eigentlich nur noch die Ehrengäste, die Dives persönlich zu begrüßen gedachte. Allen voran hoffte er natürlich, dass sich die Duumviri oder einige der einflussreicheren Decuriones an diesem Tag Zeit genommen hätten. Aber auch einen Germanicer und einen Decimer hoffte er in der Masse ausmachen zu können - beide eventuell mit Begleitung, eventuell ohne...


    Sim-Off:

    Brotspende in der WiSim.
    Gerne sind auch NSCs willkommen, falls jemand nicht persönlich erscheinen kann, aber trotzdem dabei sein möchte. ;)