Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Also übermorgen. Schön, dass auch das dem Germanicer zu passen schien. Es hätte ja auch durchaus sein können, dass er dann schon gedachte einem neuen Posten nachzugehen...
    "Was meinst du, wäre der frühe Nachmittag geeignet?", versuchte er dann einen ungefähren Zeitpunkt zu finden, wann sie sich an der Curia treffen könnten.


    "Na solange du dem A Libellis nicht direkt auf die Nase bindest, dass du gern auf seinem Amtssessel sitzen würdest...", grinste Dives. Das würde der bestimmt nicht gerne hören. Oder aber er wäre froh, falls er nämlich selbst schon alt war, was der Iulier ja nicht wusste. Aber selbst dann würde man wohl eine Beförderung innerhalb der Kanzlei vorziehen. Aculeo würde es schon irgendwie machen.


    "Einen Posten in einer Provinz? Wirst du jetzt vom Fernweh verfolgt?", lächelte Dives. Der Germanicer war schließlich gerade erst wieder richtig hier angekommen - das war ja das erste Treffen gerade seit seiner Germania-Reise. Und er dachte schon wieder an andere Provinzen...
    "Gibt es nicht vielleicht auch etwas in Italia? ... Procurator Annonae? ... Oder mit etwas Glück vielleicht Curator Kalendarii? Ich meine der Vinicier ist ja im Kerker... oder tot, wer weis. Ich weis ja nicht, ob da senatorischer Ersatz gefunden werden kann, so wie sich auch die Proskriptionsliste immer wieder verlängert..." Und wenn Salinator keinen Curator Rei Publicae hätte, dann bräuchte er doch sicherlich wenigstens einen Curator Kalendarii, oder nicht? Einen Versuch wäre es vielleicht wert.
    "Und beim Militär... Das ist ja auch nicht alles das gleiche. Als Tribunus der Vigiles wärst du zum Beispiel immer im Raum Roma, vielleicht auch mal hier in Ostia, ... und wirklich kämpfen müssen die ja nicht...", behauptete Dives einfach mal ganz frech.



    Während nun bereits Aculeo wieder auf diese Worte reagierte, kam der Schwarzhaarige wieder und trug mit beiden Händen eine große Fischplatte. Diese war hübsch angerichtet mit diversen Meeresfrüchten und Beilagen, hauptsächlich aber natürlich Fisch. Neben Aal, Bachforelle, Hecht und Karpfen, erregten besonders die beiden mittig in Szene gesetzten Fische Aufmerksamkeit - Wolfsbarsch! Die restlichen Sorten konnte Dives nicht so ganz sicher zuordnen, wenngleich er zugegebenermaßen auch bis hierher schon ein bisschen geraten hatte. Die Platte wurde in die Mitte zwischen die beiden Gäste auf den Tisch gestellt. Dazu wurden von einer weiteren Person zwei separate Teller und ein großer Korb voll geschnittenem Brot gereicht. Zuletzt fand auch eine neue Kanne Wein ihren Weg auf den Tisch.
    Stumm wurde aufgedeckt um das Gespräch möglichst nicht zu stören und Dives war für einen Moment etwas verwirrt. Hatte der Germanicer für zwei bestellt? Das war ihm garnicht mehr so in Erinnerung. Ohne Zweifel war die Portion aber auch für zwei Männer noch sehr gut bemessen. Man hatte bei der ungenauen Bestellung Aculeos einfach das teuerste Menue gebracht...
    Fragend blickte die Bedienung in die Runde. War alles soweit in Ordnung und zur Zufriedenheit der Gäste?

    Gerade wollte Dives auf die erste Frage Aculeos antworten, da kam der schon selbst darauf, was der Iulier meinte.
    "Genau.", bestätigte er also schlicht den Germanicer.
    "Ach, die werden sicher beide interessiert daran sein, wer der Civitas gegenüber so spendabel ist...", wehrte Dives ab. Und sie sollten auch beiden sehen, wer den Fisch an Land gezogen hatte - obwohl der Fisch in diesem Fall wohl eher zum Fischer gekommen, das heißt gestrandet war.


    "Hm... Dann schlag ich vor, dass wir das Ganze einfach auf Übermorgen verschieben?", fragte Dives.
    "Ich denke, dass auch die Duumviri gewohnt sein werden zur neunten Stunde zu essen." Ihnen danach noch einen Termin aufs Auge zu drücken, würde in jedem Fall also ihre Freude ob der großzügigen Spendensumme deutlich schmälern.
    "Dann wären die beiden Nachrichten auch weniger dringlich, weil es vollkommen ausreichen würde, wenn sie morgen früh in der Curia sein würden." Der Laufbursche war zwar nun schon auf den Weg geschickt, aber das wäre dann eben persönliches Pech... für einen der antanzenden iulischen cursores.
    "Also, was meinst du? Ginge das?", wiederholte der Iulier seine Frage, weil er Aculeo keine Zeit gegeben hatte diese beim ersten Mal zu beantworten.


    "Und du wirst dann der neue Procurator... a libellis? Oder...?" Oder irgendein anderer Procurator. Oder hätte er erst als Primicerius eine Testphase zu durchlaufen? Letzteres könnte der Germanicer wahrscheinlich auch erst sagen, wenn es soweit war.
    "Oder willst du dich erkundigen, wo standesgemäße Posten offen sind, und dich gegebenenfalls bewerben?" Das wäre ja auch irgendwie denkbar, wobei Dives keine Ahnung hatte, ob der A Libellis dafür zuständig wäre. Überhaupt war die Kanzlei - das eine Mal, da der Iulier sie bisher betreten hatte - nur ein Meer aus officia gewesen... und ein Ozean aus Beamten... Wer da genau wofür zuständig wäre und wem und in welchen Dingen etwas zu sagen hätte, entzog sich seinem Wissen, obwohl sich natürlich sicherlich irgendwo derlei Informationen finden lassen würden. Davon ging Dives einfach mal aus.

    Ein Bote aus Ostia gab den folgenden Brief ab:


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/Payiosbreit1-1.jpg]
    Ad
    Caius Decimus Flavus
    Casa Decima Mercator
    Roma, Italia



    Salve Decime,


    Ich danke dir für deine unverhofft zeitnahe Nachricht zwecks Terminfindung zu einem gemeinsamen Mahl in der Casa Decima. Weiterhin möchte ich mich auch nochmals für den erlebnisreichen Tag mit dir und die vielen interessanten Gespräche, die wir geführt haben, bedanken.


    Betreffs eines geeigneten Zeitpunktes für ein Essen hoffe ich auf dein Verständnis dafür, dass es mir aufgrund meiner Verantwortung in Ostia nur schwer möglich ist die Civitas an einem dies nefastus publicus zu verlassen. Dies schließt gleichermaßen auch den Tag unmittelbar vor und den den Tag unmittelbar nach dem jeweiligen öffentlichen religiösen Fest ein.


    Für den Monat Maius sind aus meiner Sicht also sowohl der XVI. bis XIV. Tag vor den Kalenden des Iunius, wie auch die letzten Tage des Monats ab dem VIII. Tag vor den Kalenden des Iunius passend. Für den darauffolgenden Monat kann ich leider bisher nur sagen, dass ich an den Carnaria unpässlich bin. Ich hoffe, dass sich unter Berücksichtigung dieser Einschränkungen dennoch ein geeigneter Termin für ein gemeinsames Mahl finden lassen wird.


    Des Weiteren möchte ich die Gelegenheit dieses Schreibens auch gleich dazu nutzen dir den Tag der von mir geplanten Theateraufführung zu Ostia bekannt zu geben. Ich hoffe, du hast am X. Tag vor den Kalenden des Iunius noch nichts vor? Das an diesem Tag dem Vulcanus geweihte Fest Tubilustrum erschien mir nämlich besonders passend für eine Feier zu Ehren dieses Gottes. Wie versprochen, lade ich dich und deine eventuellen Begleiter hiermit also ganz herzlich - und exklusiv noch vor den öffentlichen Ankündigungen - zu Aischylos' Stück "Promethus in Fesseln" ein.


    Ich würde mich freuen, wenn du an diesem Tag die Zeit für ein wenig Theater finden würdest und mir im positiven Fall vorab mitteilen könntest, wieviele Plätze du ungefähr wünschst.


    In diesem Sinne hoffe ich auf ein baldiges Wiedersehen. Mögen die Götter dich und die Deinen schützen.
    Vale bene.


    Marcus Iulius Dives




    Sim-Off:

    PS: Happy Birthday! :D :app:

    "Nicht, dass ich wüsste.", gestand Dives mit einem Schulterzucken. Auch er sah sich selbst nicht gerade als besonders kreativ in der Namensgebung irgendwelcher Dinge.
    "Aber letztlich ist wohl die Hauptsache, dass die Insel überhaupt einen Namen trägt, unabhängig davon wie heilig sie nun ist oder nicht." Er hielt kurz inne.
    "Du bist Decimus Flavus und ich bin Iulius Dives, ungeachtet dessen, wie blond du nun bist oder wie reich an Worten ich bin." War dieser Vergleich einigermaßen tragbar? Der Iulier hoffte es, wenngleich er sich selbst schon manchmal wie eine Labertasche vorkam...


    "Ich werde mich gerne ein wenig für dich umhören.", meinte Dives schlicht und umging damit eine konkrete Antwort.
    "Verstehe ich das richtig, dass du ein Objekt längerfristig mieten willst?", erkundigte er sich dann gleich weiter. Eben noch war der Iulier von einer Einmal-Übernachtung ausgegangen, vielleicht maximal einer Möglichkeit ab und an mal hier in Ostia zu verweilen. Jetzt hörte es sich schon fast danach an, dass Flavus längere Aufenthalte in Ostia plante. Ob das etwas mit dem Germanen zu tun hatte, den er in seiner Brauerei eingestellt hatte?


    "Na mein Freund, dann sollte ich dir wohl auch mal durch die Urbs Aeterna eine kleine Führung geben, was?!", erklärte Dives in gespieltem ernsten Ton. Konnte doch nicht sein, dass der Decimer dort kaum schöne Plätze kennen würde.
    "Du meinst zum Beispiel bei Munera?", fragte der Iulier auf Flavus' letzten Satz ganz unverfänglich nach. Bei Gladiatorenspielen, munera, saßen Männer und Frauen schließlich strikt voneinander getrennt - ganz im Gegenteil zu beispielsweise den Wagenrennen, die deshalb bekanntlich nicht selten auch dazu genutzt wurden dem anderen Geschlecht näher zu kommen.

    Der Germanicer hatte leicht reden. Bis die Bedieung vom Tisch verschwunden war, ignorierte Dives ihn. War ja nicht zu fassen...
    "Ich zicke ja garnicht.", stellte er dann klar. Allerdings widerlegte schon seine Intonation dies offenkundig.
    "Ich... Ach, ist ja auch egal!", blieb er eine alternative Antwort schuldig.
    "Du hast Recht. Eigentlich wollten wir feiern...", sprach die Vernunft aus dem Iulier. Dass ihm aber jetzt nicht gerade nach feiern zumute war, war ihm dennoch deutlich anzusehen. Er konnte eben eine Laune, ein Gefühl nicht von jetzt auf gleich abstellen. Dives führte seinen Becher zum Mund, bemerkte noch, dass dies der Wein war, den er bereits zu Teilen im Mund gehabt hatte, und trank dann trotzdem einen Schluck.


    "Der Bote soll mir meine beiden Cursores herholen. Ich will sichergehen, dass die Duumviri die Nachricht wirklich heute noch empfangen.", erklärte Dives sachlich neutral. Nicht dass die Botschaft zwar noch an diesem Tag eintraf, aber erst am kommenden wirklich zu ihrem Adressaten fand. Es war zwar noch nicht spät, die beiden Stadtobersten würden sicherlich auch gerade beim Essen sein und danach wohl auch noch das Eine oder Andere erledigen, aber man müsste es ja nicht darauf anlegen. Und dass der Iulier, allein schon um Form und Anstand gewahrt zu wissen, nur eigene Leute zu den Duumviri schicken würde, war hoffentlich auch klar.
    Mit ebendiesem Auftrag schickte er den Laufburschen dann auch in die Spur, als dieser an den Tisch trat. Die restlichen Bestellungen gingen nicht ganz so schnell und ließen noch etwas auf sich warten...


    "Du sagtest, dass du morgen einen Termin beim Procurator a libellis hast. Wann meinst du, dass du hier sein könntest?", begann Dives grob zu planen, denn nicht zuletzt lenkte das ab von anderen Themen. So wäre der Iulier nicht mehr ganz so unausstehlich.
    "Weshalb hast du überhaupt den Termin?", fragte er dann weiter. Ob Aculeo in der Kanzlei einen Job wollte?

    "Wie hättest du sie denn genannt?", fragte Dives sogleich. Er selbst fand es eigentlich ganz schön, dass man der Insel den Tod nicht gleich anhörte. Und auch betreffs der Laustärke konnte er nicht so ganz mitgehen. Der südliche Hafen war verglichen mit anderen Häfen aufgrund seiner Versandung nicht mehr wirklich als laut zu bezeichnen. Der Verkehr auf der Verbindungsstraße zwischen beiden Häfen war sicher nicht größer als jener an einigen Ausfallsstraßen aus Roma, an denen sich die Gräber bekanntlich auch nur so aufreihten. Besser der Iulier ließ Flavus aber trotzdem vorerst nicht wissen, dass er einst einen kleinen Circus auf der Insel zu errichten gedachte. Immerhin war die Sache ja auch nie öffentlich geworden und wurde spätestens seit dem Mord an Valerianus auch nicht weiter verfolgt.


    Wollte der Decimer Dives in Verlegenheit bringen? Er hatte ihn in die Casa Decima zum Essen geladen. Erwartete er jetzt, dass er in der iulischen Villa unterkommen könnte? Dives war sich da nicht ganz sicher und antwortete vage:
    "Darüber können wir uns ja nochmal unterhalten, wenn der Ausritt dorthin näher geplant wird." Er wollte doch sicherlich nicht gleich morgen, übermorgen oder in der nächsten Woche dorthin, oder? Bestimmt zumindest nicht vor dem Essen in der Casa Decima...
    "Ich bin mir sicher, dass ich eine angemessene Unterkunft für dich finden kann." Dies mochte durchaus die Villa seines Cousins sein, doch mit eben jenem müsste er zuvor zumindest sprechen. Außerdem kannte er den Decimer gerade einen Tag und einen Fremden in diesen Zeiten leichtfertig in sein Haus zu lassen, war mitunter nicht gerade ungefährlich. Noch dazu, wenn dieser Fremde mit der Frau des Praetorianerpraefecten verwandt sein würde... Da hielt man sich besser noch ein paar Optionen offen.


    Er musste bei Verstand bleiben und klar denken! Eine romantische Athmosphäre hätte ihm gerade noch gefehlt in diesem Augenblick! Dives atmete ganz leise einmal tief ein, und aus, und versuchte es mit Sachlichkeit:
    "Naja, manche Menschen haben eben sehr viel zu tun... Arbeit, ... diverse Verpflichtungen, ... Sorge um... die Familie... und so.", betonte er. Der Iulier hoffte, dass die Stimmung bereits hiermit ausreichend gelitten haben würde. Aber besser er schob noch weitere Argumente nach:
    "Und außerdem gibt es ja auch in Roma viele schöne..." Diesen Satz hätte er nicht beginnen sollen! Der bewirkte doch wahrscheinlich eher wieder das Gegenteil.
    "... Ecken, die man gemeinsam mit einer Frau aufsuchen kann." Na wenigstens er selbst war mit diesen Wort nun wieder auf dem harten Boden der Realität gelandet.

    Also schloss Flavus von 'nicht vielen' auf alle? Dives war spontan gewillt zu fragen, wieviele Iulier der Decimer denn kennen würde. Um aber diesen netten Wegbegleiter nicht in eine unangenehme Situation zu bringen, wenn der beispielsweise nur den einen Iulier kennen würde, mit dem er sich gerade unterhielt, schluckte Dives die Frage einfach runter.


    "Nun, die heilige Insel hat ihren Namen ganz einfach daher, dass sie seit dem vergöttlichten Traianus einen großen Friedhof beherbergt.", antwortete er recht kurz und hoffte, dass sich der Decimer damit zufrieden geben würde. Allzu viel mehr wüsste er über dieses Thema nämlich nicht zu sagen. Aber was konnte man zu solchen letzten Ruhestätten auch im Allgemeinen groß sagen?
    "Naja, ich hätte eh vorgeschlagen, dass wir einen Besuch von Portus vielleicht eher zu Pferde bewältigen.", kam der Iulier damit indirekt auf den eventuellen gemeinsamen Ausritt zurück. Ob nun zu zwei oder zu dritt oder wie auch immer, spielte ja letztlich eine untergeordnete Rolle.
    "Von hier bis zum Leuchtturm gibt es auch kaum etwas zu sehen, das den gut zwei Meilensteine langen Fußmarsch lohnend machen würde.", fügte er bekräftigend hinzu. Ja, denn auch Dives hatte heute schon eine ganze Wegstrecke laufend zurückgelegt.


    Wie es hier zu Zeiten der frühen Republik aussah, wusste der Iulier nicht. Vielleicht war hier auch mal ein Kriegshafen gewesen, konnte schon sein. Es war auf jeden Fall denkbar. Als Antwort bekam der Decimer jedenfalls lediglich ein leichtes Seufzen. Das hatte aber rein garnichts mit seinen Worten zu tun, sondern entfleuchte Dives beim Anblick der bald im Wasser untergehenden Sonne. Für ihn war eindeutig dieser Hafen der schönere. Einzig die vor allem in den Abend- und Nachtstunden aus ihren Höhlen, den lupanares, kommenden Stricher und Stricherinnen konnten mitunter etwas nervig werden.
    "Und das ist es immer wieder wert.", fügte Dives hinzu. Noch ein genussvoller Blick, dann wandte er sich wieder ab von der Szenerie. Nicht dass er noch von diesem wundervollen Bild übermannt werden würde und Dinge sagte und tat, die er jetzt besser nicht sagen und tun sollte.

    Dives wollte schon ansetzen und sagen, dass er nie bestritten hatte, dass natürlich auch der Mensch ab und an dumm war. Aber das hatte ja schließlich nichts damit zu tun, dass der Mensch am längeren Hebel saß. Und letztlich waren auch Macht und Intelligenz zwei Paar Schuhe. Ein Ameisenhirn war durchaus in der Lage eine Ameise mit Hirn zu zertreten, hätte man wahrlich nicht gerade wissenschaftlich sagen können. Aber wo es keinen Diskussionsbedarf gab, war es sinnfrei irgendwelche Argumente vorzubringen.


    "Wie kommst du denn darauf?", fragte Dives mit einiger Verwunderung in der Stimme.
    "Ich bin, soweit ich weis, das einzige Kind meines Vaters. Aber beispielsweise mein senatorischer Cousin hat auch drei Kinder, weiterer Nachwuchs nicht ausgeschlossen." Dass der dafür erstmal wieder heiraten musste, weil seine letzte Frau im Kindbett geblieben war, ging den Decimer nichts an.
    "Und gerade in der Politik sind Kinder mitunter ein wichtiger Faktor. Nicht nur, dass sie neben dem jeweiligen Rang auch Teil der Sitzordnung im Senat sind, Väter werden - insbesondere, wenn es um das Consulat geht - bevorzugt gewählt und das mitunter bereits vor Errichen des Mindestalters.", führte der Iulier an. Die Lex Iulia et Papia, die er bereits vorhin erwähnt hatte, sprach eben nicht nur von Pflichten, sondern auch von Privilegien unter bestimmten Bedingungen.


    "Hm?" Die Isola Sacra ein Hafen?
    "Also zunächst ist die Isola Sacra, wie der Name schon sagt, eine Insel. Nördlich und südlich dieser Insel befinden sich Häfen. Zum älteren Hafen kommen wir gleich. Da liegen vor allem sehr viele kleine Schiffe und Fischerboote und so. Über die vielen Jahre ist der Hafen nämlich allmählich versandet, das heißt, dass nur Schiffe mit geringem Tiefgang in diesen Hafen fahren können." Dives machte eine kurze Pause.
    "Der nördliche Hafen wurde unter Claudius gebaut. Das war auch der Grund dafür, dass dieser auch den Kanal Fossa Traiani bauen ließ, der den Tiberis schon etwas weiter nördlich mit dem Mare Thyrrenum verbindet. Den Kanal hatte ich ja schon vorhin kurz erwähnt. Insbesondere die großen Getreideladungen aus Aegyptus kommen in Portus an... Das heißt, wenn sie denn ankommen." Soviel zum Hafen Romas.
    "Welcher Hafen der schönere von beiden ist, liegt wohl im Auge des Betrachters. Die Einen mögen den älteren Hafen, mit den vielen kleinen Booten, die im Wasser leicht hin und her schaukeln. Bei Sonnenuntergang mit Blick auf das Meer ein wirklich schöner Anblick... Die Anderen bevorzugen den neueren Bau mit den großen Schiffen und dem Leuchtturm...", erklärte der Iulier. Vielleicht hätte er den Leuchtturm weglassen sollen? Nicht dass Flavus den Weg bis dahin noch auf sich nehmen wollte. Das wären über den Daumen gepeilt schließlich noch zwei Längen des bisherigen Weges...
    "Achso, was eine Classis betrifft... Es wäre mir neu, dass in Ostia eine ganze Classis stationiert war. Ab und an wird die Civitas von Abordnungen der Classis Misenensis angefahren, aber sonst? Nicht, dass ich wüsste." Und die aus Misenum kamen ja auch nur, um nicht nur im eigenen Hafen die Soldaten ausbilden zu müssen...

    Etwas halbherzig stimmte auch Dives in das Lachen ein. Die Zeit, in der die Factiomitgliedschaft auch politisch eine große Rolle spielte, war vorbei. Mittlerweile gab es ja gar ein gesetzliches Verbot, das jegliche politische Aktivität innerhalb der Vereine untersagte. Viel wichtiger waren die Beziehungen der Gentes untereinander, die sich in klientelen und ehelichen Verbindungen manifestierten. Und da brauchte man sich nichts vorzumachen. Es war nur ein kleiner Punkt, dass die Nachfahren von Marcus Iulius Lepidus die Factio gewechselt hatten. Aber er zeigte deutlich, in welche Richtung die Entwicklung gegangen war zwischen Decimern und Iuliern. Das bereitete Dives hinsichtlich der Einladung des Decimers Sorge... Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


    "Hm... Naja ich glaube, dass jedes Pferd und allgemein jedes Tier, dass sich einem Mensch zu widersetzen versucht, nicht schlau, sondern eher dumm ist. Letztlich sitzen wir doch immer irgendwie am längeren Hebel, nicht?" Wer hatte denn schließlich das Imperium Romanum aufgebaut? Die Römer oder irgendwelche Tiere? So einfach war das für den Iulier.


    Sieben Kinder? Hatte Dives etwas von sieben Kindern gesagt? Oh, wahrscheinlich hatte Flavus im Gegensatz zu ihm die Eltern nicht mitgezählt, die zu einer Familia für den Iulier ebenso dazu gehörten. Aber daran brauchte man sich ja nicht aufzuhängen und hochzuziehen.
    "Natürlich Kinder... mindestens drei.", meinte Dives überzeugt.
    "Nur kann ich mir das momentan eben noch nicht so richtig vorstellen... In fünf Jahren verheiratet und dann vielleicht schon bald das erste Kind...", machte er ein etwas zerknirschtes Gesicht. Vor allem ein Kind mit einer Frau. Das kam ja erschwerend noch dazu.
    "Andererseits denk nur an die ganzen Privilegien...", wenngleich jedes Kind natürlich auch kostete - insbesondere, wenn es an die jeweilige Ausbildung ging.


    "Ja, die Straße führt geradezu auf den Hafen. Da hinten, wo die Straße einen Knick nach rechts macht, da sind wir im Prinzip da. Der Weg geht dann weiter über die Isola Sacra bis nach Portus, dem zweiten Hafen von Ostia. Genaugenommen ist es auch jener, der umgangsprachlich als Hafen Romas bezeichnet wird.", zeigte Dives erst den Weg und gab dann ein paar Erklärungen. Bei weiterem Interesse würde er natürlich noch mehr zu erzählen wissen.


    Sim-Off:

    HIER ist auch eine äußerst grobe Karte

    Der Ianitor öffnete die Porta zunächst nur einen Spalt, nachdem es geklopft hatte. Noch ehe er dazu imstande gewesen wäre seinen üblichen Spruch 'Wer was von wem wolle' aufzusagen, drangen bereits die entsprechenden Antworten an sein Ohr. Wenn das so war, denn bräuchte er natürlich nicht mehr fragen. Er streckte eine Hand nach dem Brief aus und sagte:


    "Der Dominus Iulius Dives ist gerade sehr bschäftigt und kann nicht gestört werden. Ich werde ihm den Brief überbringen. Mit einer Antwort ist sicher in den nächsten Tagen zu rechnen." Damit schloss er gleich die Möglichkeit des Wartens auf Antwort aus.


    "Sonst noch was?", fragte er dann nach.




    IANITOR - VILLA RUSTICA IULIANA OSTIENSIS

    "Das wollte ich damit auch garnicht andeuten...", antwortete Dives sogleich. Im Gegenteil wäre es ja sehr schön, wenn sich Decimer und Iulier wieder näher kommen würde. Darauf waren seine Gedanken hier fixiert. Und natürlich auch darauf, dass das Verhältnis der beiden Gentes in den letzten Jahren nicht das beste war - wahrlich nicht. Das würde er auf jeden Fall erstmal im Hinterkopf behalten. Nicht dass der Iulier am Ende nur für irgendetwas missbraucht werden würde...


    "Sozusagen ein Leitpferd, ja. Man nennt es auch Equus Funalis und es ist nicht selten, dass ein Gespann nur nach diesem benannt wird, beziehungsweise nur dessen Name erwähnt wird. Was die Intelligenz angeht, naja. Es sollte klug sein, ja... so klug, dass es den Befehlen und Anweisungen des Auriga während eines Rennens schnell Folge leistet. Das heißt, dass es schneller laufen soll, wenn man ihm Zügel gibt und das Tempo reduziert, wenn man die Zügel anzieht.", erklärte Dives. Wie bei fast allem käme es hier auch nicht unwesentlich darauf an, wie und was man nun genau als intelligent definierte. Besser der Iulier bliebe da also vage in seiner Aussage.
    "Das wäre ganz sicherlich interessant. Und wenn du mal an solche Daten kommen solltest, dann würde ich es überaus begrüßen, wenn du sie an mich weiterreichen würdest.", sprach Dives mit einem breiten Lächeln und einem Augenzwinkern. Im Prinzip glaubte er aber nicht wirklich daran, dass er auf diesem Gebiet die Hilfe des Decimer bekommen würde. Erstmal müsste der überhaupt an irgendwelche Statistiken rankommen und ob er die dann nicht lieber an eine gewisse andere Factio reichen würde... Naja.


    "Nein, ich mein davor... aber dann hab ich mich wohl verhört." Sprachs, drehte sich um 180 Grad und ging ein paar Schritte rückwärts... beziehungsweise mit dem Rücken vorwärts, je nach Betrachtungsweise. Er schaute dieser großen Familie nach. Das könnte er sich nicht vorstellen. Er als Vater von fünf kleinen, schreienden, nervtötenden Kindern. Seine beiden iulischen Neffen und seine iulische Nichte, die drei Kinder Centhos, hatte er natürlich lieb gewonnen und sie waren ihm ans Herz gewachsen. Aber selbst? Es war auch immer schön, wenn man die Kleinen nach einer Weile wieder an ihren Vater zurückgeben konnte... Er drehte sich wieder um 180 Grad, sodass er wieder mit der Front nach vorn lief.
    "Pater Familias einer siebenköpfigen Familie... könntest du dir das vorstelen?" Die eigenen Zweifel, die Dives dahingehend hätte, waren durchaus zu hören.
    "Achso und: Wir können das ja sicherlich irgendwann durchaus nachholen, ich mein das mit den Schönheiten Romas. Schließlich mag Roma noch viele tausend Jahre stehen, aber wir leben sicherlich nicht so lang...", lächelte der Iulier. Er interpretierte die Schönheiten als Bauwerke und machte sich darüber folglich keinen Kopf.
    "Und einmal nach rechts.", fügte er beiläufig an, da sie gerade an einer Weggabelung angelangt waren. Rechts und links des jetzt eingeschlagenen Weges konnte man nun auch vermehrt Lagerhäuser ausmachen, größere und kleinere und gen Ende der Straße immer mehr. Dazwischen hier und dort mal mehr mal weniger unscheinbare lupanare. Und insbesondere bei einem Blick in die Seitengassen warteten bereits einige hungrige Wölfe und Wölfinnen auf potenzielle Opfer...

    "Gut, dann werden wir uns wohl bald etwas häufiger sehen...", stellte Dives fest und rief damit hoffentlich auch nochmal seine Einladung zur geplanten Theatervorführung ins Gedächtnis. Nicht dass sich am Ende noch genau diese beiden Sachen in die Queere kommen würden...


    "Richtig, das linke Pferd ist von besonderer Bedeutung, also das innere, denn es geht ja links herum um die Spina.", begann Dives.
    "Und dass die Pferde nur rennen, stimmt so nicht ganz. Vor allem müssen sie alle etwa gleich schnell sein auf den Geraden und - und das ist das Knifflige - verschieden schnell in den Kurven. Die äußeren Pferde müssen ja einen längeren Weg zurücklegen als die inneren. Daher mag es für die äußeren Pferde noch stimmen, dass diese 'nur rennen' müssen, aber je weiter innen ein Pferd läuft, umso größer ist das Können, was ihm abverlangt wird.", erklärte der Iulier. Konnte man das vielleicht noch irgendwie verdeutlichen? Er versuchte es:
    "Ich weis nicht, ob dir der Verglich hilft, aber stell dir vor, dass wir beide zwei Wettrennen machen. Sagen wir beispielsweise von hier um den Tempel, dann ums Capitolium wieder hierher.", zeigte Dives die Strecke.
    "Beim ersten Mal laufen wir allein, jeder für sich. Um zu gewinnen, müssen wir auf dem ganzen Weg so schnell rennen wie möglich." Er machte eine Pause, um dem Decimer Zeit zu geben, sich das Szenario vor Augen zu führen und einzusehen, dass das die beste - faire - Rennstrategie wäre.
    "Bei einem zweiten Rennen bekommen wir jeweils drei Partner, mit denen wir ein Team bilden. Beiden Teams werden nun mit Gürteln, Seilen oder sonstetwas die Hüften miteinander verbunden. Wir laufen jeweils ganz innen, also links. Was passiert?", fragte er und schaute Flavus mit großen Augen an.


    "Das ist mitunter sehr schwer.", erwiderte der Iulier, als es um die Frage des passenden Gespanns ging.
    "Wie beim normalen Reiten müssen auch hier Auriga und Pferd zusammen passen und harmonieren - und das ganze mindestens viermal! Dann müssen die Pferde auch untereinander harmonieren und nicht, dass eins das andere nicht ausstehen kann... Meistens werden auch nicht nur vier Pferde, sondern ein paar mehr einem Auriga zugeteilt. Denn Unfälle und Verletzungen bleiben selbst beim Training nicht aus." Da reichte es ja schon, wenn ein Pferd mal stolperte oder aus dem Takt kam...
    "Womit wir dann bei deiner zweiten Frage wären. Prinzipiell sterben Aurigae und Pferde natürlich maximal einmal.", erlaubte sich Dives einen kleinen Scherz am Rande.
    "Zu allen weiteren Unfall- und Todes-Statistiken kann ich dir leider nichts sagen. Es gibt im Imperium so viele Circi für öffentliche Rennen, für Trainingsrennen, für beides, dass es da kaum möglich sein wird, dass jemand eine solche Statistik aufstellt. Vielleicht gibt es für die einzelnen Rennbahnen ja Unfallstatistiken. Aber das wird dir wohl auch nur ein jeweils für die Bahnen verantwortlicher Mensch sagen können..."


    "Hm? Wolltest du was sagen?", wandte sich Dives mit fragendem Blick an Flavus. Hatte der Decimer nicht gerade etwas gesagt? Oder kam ihm das nur so vor, weil gerade ein laut zankendes Paar mit ihren fünf lärmenden Kindern an ihnen vorübergegangen war? *
    "Nunja, ... Das ist ein überaus reizendes Angebot von dir, Decimus. Aber ich glaube, dass ich mich hier in Ostia auf meinen weiteren Weg konzentrieren sollte. Außerdem hat auch Ostia seinen ganz eigenen Charme, findest du nicht? Und vor allem soll ja auch die Theatervorführung in keiner Katastrophe für mich enden...", lehnte er so höflich, wie ihm gerade möglich war, ab. Hätte er allerdings von dem letzten Gedanken des Decimers gewusst, wäre er ganz sicher nicht ansatzweise versucht gewesen taktvoll zu sein. Der Tavernenbesuch mit seinem guten Freund Aculeo lag in der Vergangenheit und der Iulier achtete seither mehr denn je darauf, was er tat, wie er Leute anblickte und was er sagte. Dafür empfing er sogar täglich einen der Schauspieler, der auch bei dem geplanten Stück auftreten sollte... nicht um mit diesem zu schlafen, sondern um von ihm in richtigem Umgang und Einsatz von Mimik und Gestik geschult zu werden. Erste Erfolge hatten sich bereits nach der ersten hora eingestellt und Dives war sich ziehmlich sicher, dass er heute noch keinen Anlass für die Aufstellung gewisser Vermutungen gegeben hatte, wenngleich er natürlich noch lange nicht soetwas wie Perfektion erreicht hatte...


    Sim-Off:

    * Wusste nicht, ob das ein Gedanke von Flavus war oder nur vergessene Farbe... :)

    "Naja, das solltest du dann besser vorher klären.", stimmte Dives zu.
    "Du kannst mir ja dann eine Nachricht in die Villa Rustica Iuliana Ostiensis zukommen lassen.", meinte er, bevor er sich noch erkundigte:
    "Hast du schon irgendeinen bestimmten Tag im Sinn?" Dann könnte der Iulier gleich sagen, ob auch er da könnte oder sich gegebenenfalls den Tag freizuhalten versuchen.


    "Ja, schnell und klug sollten alle Pferde des Gespanns sein. Aber ich meinte, auf welches Pferd es im Gespnn am meisten ankommt. Das Zusammenspiel untereinander ist natürlich ein nicht zu vernachlässigender Punkt, aber dennoch kommt es auf eines der Pferde immer besonders an..." Ob Flavus jetzt wusste, was Dives meinte?
    "Und Quadrigae bringen des halb den meisten Ruhm, weil es eben schwieriger ist, sie zu fahren." Hatte er das nicht eben gesagt? Naja, vielleicht sollte er das noch kurz erklären:
    "Denn es ist natürlich immer leichter, wenn nur zwei Pferde aufeinander abgestimmt werden müssen. Nicht zuletzt sind Pferde Tiere, die man nie hundertprozentig einschätzen kann. Einige scheuen in gewissen Situationen, andere haben andere Schwächen. Das Risiko, dass etwas passiert, ist also bei den Bigae nur halb so groß.", erklärte der Iulier. Natürlich war die letzte Schätzung keinesfalls besonders gut, aber sie zeigte die Richtung des Gedanken.
    "Dazu kommt natürlich auch, dass vier Pferde einen größeren Platz einnehmen, sodass Überholmanöver wesentlich schwerer sind...", fügte er noch hinzu.
    "Und letztlich liebt das Volk die Gefahr bei den Rennen, spektakuläre Unfälle, Verletzte, manchmal Tote. Panem et Circensis. Bort und Spiele."


    "Wenig Betrieb? Dann müssen wir wirklich schnell zu den Hafenanlagen...", schmunzelte Dives.
    "Ist schon ein Weilchen her. Wieso fragst du?", wollte er dann wissen, während sie über das Forum schritten.

    Aculeo hätte Dives' Geheimnis aufgedeckt? Pah! Als wenn der Iulier nur ein Geheimnis hätte! Und dass er noch nicht sonderlich geübt darin war dieses Geheimnis zu verbergen, wusste er auch selbst, das musste ihm der Germanicer nicht auch noch schön aufs Brot schmieren. Er würde das schon noch lernen, sodass man das nicht so schnell merkte! Ja, ganz sicher würde er das. Und auch wenn es Aculeo nichts auszumachen schien und er es auch für sich behalten würde - ein Glück, denn der Germanicer hatte ja gleich zwei Senatoren in der Verwandtschaft(!) - so war der Iulier jetzt dennoch wütend, beleidigt und schmollte.
    "Ich brauche einen Boten, der mir eine Nachricht zur Villa Iuliana überbringt.", bekräftigte er das bereits zuvor Gesagte schnippisch und fügte dem keine weitere Bestellung hinzu.


    "Ich werd schon nichts sagen.", meinte er in gleicher Laune. Ihm war schon klar, dass der Germanicer da nun in gewisser Weise ein Druckmittel in der Hand hätte. Und dass Aculeo es auch einzusetzen verstehen würde, deutete er in den Augen des Iuliers unmissverständlich an, als er mit der Bedienung sprach. Auf das verdeckte Grinsen des Germanicers, verzog auch Dives sein Gesicht zu einem übermäßig freundlichen Lächeln - für einen Wimpernschlag. Danach war wieder alles beim Alten.



    Bei den Göttern, wurde er hier gerade in irgendeinen Beziehungsmist hineingezogen?! Während die beiden Gäste flüsterten, rollte der Bedienende mit den Augen. Das könnte ja noch heiter werden! Er lauschte - und darin war er gut - und darüber vergaß er die Schmach von eben. Der Brünette hatte ein Geheimnis des Blonden gelüftet. Was das wohl war? Auf jeden Fall schien dem Blonden das so garnicht in den Kram zu passen. Und der zeigte das auch und zickte und bockte...
    'Ein richtiger kleiner Zickenbock...', dachte sich der Schwarzhaarige und musste in sich hinein lächeln. '... oder ein großer?' Eine spannende Frage. ^^
    Dann offenbarte sich, dass es scheinbar um irgendetwas Politisches zu gehen schien. Oder sagte der Brünette das nur, um vom Thema abzulenken? Von Politik verstand die Bedienung nichts und hörte also kurzerhand beim Nachbartisch etwas zu: Ein Ehestreit - in einer Taverne! Er hatte eine Sklavin geschwängert. Die Sklavin gehörte einem der amtierenden Duumviri... wieder Politik!
    '... peinlich.' Jetzt schien dafür das Gespräch an dem Tisch wieder interessant zu werden, an dem er gerade stand und seit einer gefühlte hora auf die Bestellung der beiden Herren wartete.
    "Fisch.", nickte er. Mal sehen, was die in der Küche so da hatten. Die Andeutung verstand der Schwarzhaarige nicht, nickte aber trotzdem brav weiter.
    "Und Wein, ist gut.", nickte er abermals. Er wartete noch einen kurzen Moment, ob den Herrn sonst noch etwas einfallen würde. Dann verzog er sich.

    Irgendwie wurmte es Dives, dass der Name des Tiberiers ihm nichts sagte. Klar, dass man bei weitem nicht jeden kennen könnte, aber wenigstens die Namen der Leute, die in der Factio Mitglieder sind, in der man sich zugegebenermaßen natürlich nicht um allen, aber doch um nicht wenig Schriftkram kümmerte. Insofern kam ihm Flavus' Angebot da sehr gelegen:
    "Gerne, wenn's nicht zu viele Umstände bereit...", gab er also zur Antwort und machte eine kurze Pause.
    "Kannst du denn so einfach über die Casa verfügen?", schloss er wenig später dann doch noch an. Immerhin hatte er ja scheinbar einen älteren Cousin, der bei den Praetorianern diente und auch in Roma oder Umgebung zu sein schien, denn sonst hätte Flavus das ja sicherlich beim Vorschlag des gemeinsamen Ausritts zu dritt erwähnt. Ganz zu schweigen natürlich von eventuellen Onkels und Großonkels, die vielleicht gar dort wohnten und dementsprechend wohl das Hausrecht für sich beanspruchen würden...


    Dann musste Dives kurz lachen. Er bemühte sich wirklich, dass es nur kurz wäre.
    "Naja, in der Regel fahren schon mehr nur ein Fahrer um die Wette...", feixte er. Schon klar, dass Flavus es sicherlich anders gemeint hatte.
    "Aber jeder Auriga hat natürlich einen Wagen, das stimmt. Dass es Bigae gibt, ist auch richtig, aber zumeist werden die Rennen mit Quadrigae gefahren, was natürlich schwieriger ist." Einen Moment lang überlegte Dives. Es war nicht so einfach jemandem etwas über den Wagenrennsport zu erzählen, wenn man nicht wusste, was er schon alles so wusste beziehungsweise es keine Fragen gab, die man als Anhaltspunkt verwenden konnte. Aber gut. Dann fiel ihm etwas ein:
    "Als Decimus, der Pferden sehr zugetan ist, weist du sicherlich, auf welche Tiere es besonders ankommt in einem Rennen, nicht?" Erwartungsvoll blickte er Flavus an.


    "Ja, es ist natürlich nicht so groß wie in Roma, sodass man hier alles etwas näher beieinander findet.", lächelte er.
    "Aber ansonsten werden auch hier in der Curia die Entscheidungen getroffen und im Capitolium die Göttertrias aus Iuppiter, Iuno und Minerva verehrt." Aus der Entfernung grüßte er ein-zwei Leute die sich eilig in die Curia begaben. Auf den Stufen des Tempels von Roma und Augustus unterhielten sich mehrere Priester aufgebracht und wurden dabei von den gegenüberliegenden Stufen zum Capitolium von einer anderen Gruppe Priester beobachtet, während vor der Basilica scheinbar ein Dieb von einer Patroullie aufgegriffen wurde.
    "Tja, und hier ist immer etwas los.", fügte Dives lächelnd hinzu und ging weiter über den Platz.

    "Keine Sorge.", versicherte Dives nur kurz und knapp. Nein, so ein Motto würde er in seinen jungen Jahren noch nicht mit sich im Kopf herumtragen. Selbst wenn Flavus dies also nicht hinzugefügt hätte - weshalb auch immer er dies tat - Dives hätte es eh nicht sehr lange im Kopf behalten. Naja, wahrscheinlich tat er es, weil die Worte des Iuliers eben etwas seltsam angemutet hatten. Ja, das mochte es wohl gewesen sein.
    Seine Überlegungen zu Decima Seiana waren mit Flavus' Worten natürlich auch hinfällig geworden. Zweifelsohne ließe sich ein Gedanke daran sicherlich kaum bei einem nächsten Wiedertreffen verhindern lassen - solange dies in nächster Zukunft wäre - , aber wer sagte auch, dass er diese Frau überhaupt so bald wiedertreffen würde? Und wenn, dann hätte er wohl auch ohne diese Ansprache, was er wann im Kopf zu haben hätte, kaum angefangen über Privates zu sprechen... Das ging einen Iulius schließlich eigentlich nichts an.


    'Ein Gutes Stück älter als sie beide... zusammen? Dann wäre er ja mindestens... Erneutes Missverständnis, okay...'
    "Oh, achso. Naja..." Dives zuckte mit den Schultern. Flavus könnte es nicht wissen, aber für den Iulier stand damit fest, dass sein Vorschlag abgelehnt war. Es war nur allzu verständlich, dass ein Tribun der Praetorianer wohl kaum Zeit für einen Ausritt hätte - gerade bei dem, was sich scheinbar nördlich, südlich, östlich und vielleicht ja auch noch westlich alles zusammenbrauchte. Aber das wüssten die Praetorianer mit ihren ganzen Spitzeln natürlich selbst am besten, auf jeden Fall zumindest deutlich besser als irgendein gewesener Magistrat von Ostia.


    "Lepidus... Tiberius Lepidus... hm... Nein, also beim besten Willen, aber den Namen kenn ich nicht.", gab er mit bedauernder Miene zurück.
    "Allerdings bekomme ich, wie gesagt, bei weitem nicht jeden Tag Nachricht von der Factio. Und die Tiberier sind ja zumindest traditionell eher der Veneta zugewand... so wie auch die Germanicer und andere." Das wusste er aus den ganzen Unterlagen, mit denen er sich als Scriba Factionis des öfteren rumschlug. Vielleicht war es ja auch eher soetwas, was Flavus gehört hatte. Dass eine Gens einer bestimmten Factio nahe stand, hieß ja noch lange nicht, dass jeder aus der Gens bei ebendieser Factio Mitglied wäre. Es interessierte sich ja nicht jeder gleichermaßen für Wagenrennen, wie auch nicht jeder Gladiatorenkämpfe liebte, einen Sinn für Mode hatte oder Gedichte rezitierte...


    "Was willst du denn wissen? Dass es um Quadrigae geht, die in einem Circus um die Wette fahren ist dir ja sicherlich nicht neu...", begann Dives erstmal ganz locker. Das war noch keine speziell blaue Sichtweise, sondern eher vergleichbar mit der Erklärung, dass es sich bei Gladiatorenkämpfen um kämpfende Gladiatoren handelte. Damit betraten sie das Forum Ostias:
    "Bitte sehr! Das Forum der Civitas Ostia mit dem Capitolium zu unserer Rechten, dem Tempel von Roma und Augustus zur Linken, dort drüben rechts der Curia Ostiensis und dort links der Basilica...", zeigte Dives auf die einzelnen Gebäude. Dabei hatte es durchaus System, dass er immer wieder von rechts nach links und umgekehrt ging. So lenkte er den Blick nicht nur einmal über den Platz, was diesen größer erscheinen lassen würde, als er war. Nicht dass er besonders klein wäre, aber mit einem Forum Romanum der Hauptstadt war er natürlich bei Weitem nicht vergleichbar.
    "Na, was sagst du?", fragte der Iulier bewusst ganz allgemein.

    Der Iulier hatte es nicht so offen sagen wollen - und tat dies auch weiterhin nicht - aber 5000 Sesterzen entsprach dem Geldwert eines guten Stücks Grund und Boden. Daher war es in seinen Augen auch eine äußerst, wirklich äußerst großzügige Spende. Er könnte sich nicht erinnern, dass die Civitas von einer anderen Person jemals einen solch großen Spendenbetrag bekommen hätte - und Dives war immerhin mal Quaestor hier gewesen und hatte sich die letzten Jahrzehnte der Finanzberichte durchaus zu Gemüte geführt. Nur eine einzige Privatperson hatte einmal mehr für Ostia über gehabt - und die war mittlerweile nicht nur Stadtpatron, sondern auch Augustus!


    "Ich bin mir sicher, dass sie für dein Anliegen sehr schnell einen Termin finden werden. Am besten lasse ich gleich jemanden schicken, wenn ich wieder in der Villa Iuliana bin." Das würde dann aber sicherlich nicht mehr an die Curia sein, sondern an zwei Privatadressen. Natürlich freute sich Dives im Folgenden, dass sich Aculeo von ihm begleiten lassen wollte, doch so ganz verstehen tat er dessen Andeutungen nicht. Wahrscheinlich hatte der Befürchtungen, dass es so aussehen könnte, dass er vom A Libellis geschickt sein könnte, oder so. Letztlich war es dem Iulier aber nur allzu recht, dass er mitkommen durfte, sodass er nicht weiter nachfragte.


    Als der süße Typ wieder an den Tisch heran trat, um weitere Bestellungen aufzunehmen, führte der Iulier seinen Becher zum Mund und trank einen Schluck... gaaanz langsam. Es war sicherlich nicht die eleganteste Methode, aber so könnte er zumindest vorübergehend so einiges Verdecken, was ihn vielleicht verriet - wenn es dafür nicht mal schon zu spät wäre!
    'Sonnenschein?' Irritiert blickte Dives über den Becher zu Aculeo. Hä? Und als der Germanicer dann meinte, der Bediener gehöre ihm, gab es einen heftigen Rückfluss aus dem iulischen Mund zurück in seinen Becher. Dabei verschluckte er sich natürlich auch noch und musste folglich noch zwei-dreimal husten. Damit geendet saß er erstmal einfach nur da. Immer wieder rief er sich gravitas ins Gedächtnis, um nicht aus dem Affekt heraus einfach aufzustehen und irgendwohin zu rennen, hauptsache hier raus. Mit dem Gesichtsausdruck eines begossenen Pudels - und einige Weinspritzer fanden sich wirklich verteilt um seinen Mund - stellte er ganz ruhig seinen Becher vor sich ab. Noch immer blickte er dabei starr zu Aculeo. Er nahm ein Tuch aus seinem Mantel, denn eigene hatte die Taverne scheinbar nicht(?), und tupfte sich dann, wieder ganz auf den Germanicer fixiert, seine Mundpartie ab.
    Dives war sauer und das ließ sich auch nicht verbergen. Auf wen er dabei so wütend war, wusste er selbst nicht ganz. Irgendwie auf Aculeo, ja. Aber vielleicht weniger auf dessen Wortwahl, als viel mehr auf die sich immer mehr als Tatsache herausstellende Gewissheit, dass dieser das wusste, was der Iulier so zu verbergen versucht hatte. Im Prinzip müsste er auf sich selbst stinkig sein, aber diese Erkenntnis ließ noch auf sich warten. Langsam wandte er sich zu dem schwarzhaarigen Typ um. Ja, auf den war er jetzt auch nicht mehr gut zu sprechen, trug der doch auch eine gewisse Schuld an all dem. Wäre er nicht hier gewesen heute, jetzt, sondern... irgendwer anders... irgendeine andere Schanktussi, dann wäre das alles nicht passiert!
    "Einen schnellen Laufburschen. Der Appetit ist mir gerade vergangen!", raunte er... selbst nun ebenfalls durchaus zweideutig. Anschließend wanderte sein Blick ohne ein weiteres Wort zu Aculeo.



    Dass er ein Sonnenschein war, hörte der sonst eher mit Schimpfworten Titulierte gerne. Scheinbar hatten diese beiden Herren hier es sich doch noch anders überlegt. Vorhin hatte ihn nur der eine so gemustert, nun schien auch der andere zumindest nicht ganz abgeneigt zu sein. Das könnte noch ein verdienstreicher Abend werden...
    Dann gab es den ersten Schlag in die Magenkuhle. Der Mann, der ihn eben so von oben bis unter andeschaut hatte, verschmähte ihn nun doch und überließ ihn ganz dem anderen. Dabei war er doch alles andere als unattraktiv, wie er selbst fand. Er sah, wie die Sesterzen, die er schon beinah in der Hand gehabt hatte, plötzlich zwischen seinen Fingern hindurch wegkullerten. Nein!
    Jetzt schien auch noch der andere Kerl wütend zu sein und wollte... Was? Einen Boten? Was an einem Boten besser sein sollte als an ihm, verstand er ja mal garnicht! Das kam ja wirklich schon fast einer Beleidigung nahe! So entglitten ihm für einen Moment die Gesichtszüge - er war fassungslos. Doch gerade noch rechtzeitig registrierte er, wie sich in seinen Augenwinkeln schon der Wirt aufzubauen begann. 'Der Kunde ist König', predigte der immer... 'solange er nur fleißig bezahlt.' Also zwang er sich zu einem erkennbar aufgesetzten Lächeln und antwortete in freundlichster Stimmlage:
    "Aber gerne." Beim zweiten Wort knickte fast seine Stimme weg, weil er in seinem Bemühen um Feundlichkeit so hoch gesprochen hatte. Dann folgte er dem Blick des Wütenden und schaute zu dem anderen Kerl. Was wollte der? Auch einen Botenjungen?

    Dives hörte dem Decimer aufmerksam zu. Der dachte doch tatsächlich schon in so jungen Jahren - mit 17(!) - über sein eigenes Ende nach. Das war eine bestürzende Nachricht in den Augen des Iuliers. So wie es sich anhörte, schien es der eigene Großvater von Flavus ja geradezu darauf abgesehen zu haben, dass dieser sich solche Gedanken machte - noch bestürzender. Für Dives hatte es schon bei weitem gereicht sich nach dem Tod seiner Eltern über deren Ende Gedanken zu machen und gezwungenermaßen auch während seiner schweren Erkrankung vor einiger Zeit. Der Decimer tat ihm da nun schon ein bisschen Leid...
    Da stellte sich doch auch glatt die Frage, ob das bei den Decimern ganz allgemein so gehandhabt wurde? Beziehungsweise nur bei den hispanischen Decimi, zu denen Flavus ja gehörte... und auch eine Auctrix Decima Seiana. Klar hatte Dives diese bisher nur einmal getroffen und das Gespräch war weder besonders lang, noch in irgendeiner Weise intensiv gewesen, sodass man mitnichten davon sprechen könnte, dass der Iulier sie kannte. Aber sie wirkte auffallend... kontrolliert, ... emotionslos, ... kalt. Bis eben war sie damit für Dives eine Person gewesen, vor der er nicht nur großen Respekt, sondern auch ein wenig Angst gehabt hatte, wenngleich er letzteres ganz sicher niemandem gegenüber zugegeben hätte. Nun jedoch offenbarte sich ihm ein gänzlich anderes Bild. Wahrscheinlich war sie einfach nur sehr, sehr nachdenklich aufgrund einer solchen Erziehung und versuchte sich mit ihrem Auftreten deutlich vom Bild einer römischen Frau abzuheben, strebte nach Anerkennung, versuchte mit ihrer Arbeit in so bedeutenden Positionen ein großes Werk aufzubauen, das sie irgendwann einmal - an ihrem Ende - krönen würde.


    Bei all diesen Gedanken schwieg Dives verständlicherweise erst einmal eine gewisse Zeit.


    "Ich benötige keinen Grabstein, aber
    Wenn ihr einen für mich benötigt
    Wünschte ich, es stünde darauf:
    Er hat Vorschläge gemacht. Wir
    Haben sie angenommen.
    Durch eine solche Inschrift wären
    Wir alle geehrt."
    *


    Ohne danach gefragt worden zu sein, sprach der Iulier diese Worte langsam und nachdenklich vor sich hin. An dem Adressat "ihr" konnte man dabei hören, dass er weder mit Flavus, noch mit sich selbst sprach. Er sprach es in die Welt hinaus - wenngleich er natürlich wusste, dass es außer dem Decimer und Antinoos wohl maximal die Götter hören würde. Und letzteres auch nur, wenn der Gott, dem gerade an den vier republikanischen Tempeln geopfert wurde, vielleicht zufällig seine Ohren in diese Richtung aufsperrte.


    "Ehre und Stärke. Ehre und Tapferkeit. Das hört sich schon eher nach Militär an.", stellte Dives trocken fest, nachdem er mit seinen Gedanken wieder nach Ostia zurück gefunden hatte. Die von Flavus sich selbst zugesprochene Schande, überging der Iulier einfach. Persönlich fand er es auch gar nicht so schlimm, hatte schließlich auch er noch sein ganz persönliches Motto 'CARPE DIEM'. Solange man überhaupt gewisse Grundsätze und Richtlinien hatte im eigenen Leben... Wobei natürlich auch die in besonderen Fällen nicht gänzlich unumstößlich waren, wie eine gewisse Nacht dem Iulier gezeigt hatte!


    "PRAETORIANERTRIBUN?!", platze es nur so aus Dives heraus.
    "Wie hat er DAS denn in dem Alter geschafft?! ... Moment. Er ist doch in unser'm Alter?" Der Iulier erwartete nun förmlich das Nein seines Gesprächspartners. Solch einen raschen Aufstieg könnte er sich nichtmal bei den Decimi vorstellen...


    "Einen Tiberier aus der Factio Veneta? Na da ich nicht glaube, dass du den Consular Tiberius Durus - Pluto sorge für sein Wohlergehen - getroffen haben wirst, wird es wohl dessen Sohn Tiberius Ahala sein, nehme ich an. Ansonsten wüsste ich gerade keinen Tiberier aus dem Stehgreif... was aber auch noch nichts heißen muss, da ich längst nicht täglich über Neuigkeiten aus dem Domus Factionis informiert werde." Gerade in diesen Zeiten passierte auf diesem Gebiet ja auch nicht unbedingt allzu viel. Da waren die Gedanken der Geldgeber wahrscheinlich eher bei Krieg und Politik, statt bei der Frage, wann die nächsten Rennen auszurichten seien...
    "Hast du Interesse daran, dass ich dir etwas drüber erzähle?" Flavus' letzter Satz hörte sich ja fast schon nach einem Hilfeschrei an, auf den Dives einfach - allein schon aus Höflichkeit - eingehen musste.
    "Wäre natürlich alles aus der Sicht eines Blauen...", warnte er den Decimer vor und begann zu lachen. Aber er erwähnte es besser, denn wie man allein schon anhand der Fangesänge bei solchen Rennspektakeln laut und deutlich hören konnte, waren die Goldenen nicht gerade Freunde der Veneta...


    Sim-Off:

    * Das ist alles nur geklaut - aber nicht von den Prinzen, sondern von Bertolt Brecht. :D

    "Na wer opfert auch schon bei strömendem Regen?", meinte Dives belustigt und stimmte in das Lachen ein. Natürlich konnte es dafür mitunter wirklich auch Gründe geben, wenn es beispielsweise auf das Datum wirklich ankam. Aber daran wollte er jetzt einfach nicht denken. Außerdem könnte man sich sicherlich etwas einfallen lassen, die Tiere zum Beispiel in einem überdachten Wagen transportieren oder so...


    "Naja, ich versteh schon so ungefähr, was das meint." Er müsste seine Frage anders formulieren.
    "Ich hatte nur nicht erwartet... also, ich meine, hat dein Großvater schon immer viel über 'das Ende' nachgedacht? Denkst du oft darüber nach?", fragte er offen heraus. So, wie der Iulier es aufgefasst hatte, ging er auch nicht davon aus, dass Flavus' Cousins und Cousinen, Onkels und Tanten das gleiche Motto hatten. Für ihn hörte sich das mehr nach einer Großvater-Vater-Sohn-Geschichte an, die eben nicht zwangläufig auch auf Seitenlinien-Verwandte zutreffen musste.


    "Ähm... Also schon eine befristete Leihgabe. Ich habe das Pferd, solange ich hier in Ostia wohne.", gab er Auskunft. So zumindest hatte er es in Erinnerung, wenngleich das natürlich für den Verleiher durchaus heißen könnte, dass er auf den Tod des Iuliers warten müsste, wenn er das Tier zurück haben wollte. Aber Dives hatte natürlich nicht vor bis an sein Lebensende hier wohnhaft zu bleiben. Er wollte später wieder nach Roma! Und dort Senator werden - das war der Plan.
    "Na gerne! Wenn du willst, dann kannst du diesen Cousin... Serapio, richtig?... ja auch fragen, ob er vielleicht Lust hat.", schlug der Iulier noch vor. Er hatte schon ein klares Bild vor Augen:
    'Drei Römer auf Pferden erobern die Welt!'
    "Drei Römer auf dem Weg zu großen Senatoren..." Ups, hatte er das jetzt doch laut ausgesprochen? War sicherlich nicht so wild, zeigte aber, dass Dives doch davon ausging es mit einem zweiten Flavus zu tun zu haben: junger, ambitionierter Mann auf dem Weg zur Senatorenwürde.


    "Meine Familie... nunja." Jetzt musste Dives etwas ausholen.
    "Soweit ich weis, war mein Großvater Iulius in der Factio Aurata. Da hat er auch richtig tatkräftig mit angepackt. Mein Vater jedoch war Mitglied der Veneta, wie auch meine Tante Helena und mein Cousin Centho. Warum er da nicht seinem Vater gefolgt ist, weis ich nicht, aber ich bin meinem gefolgt und bei den Blauen. Aber der Tradition meines Großvaters folgend bin ich dort nicht nur ein einfacher Sodalis, sondern engagiere mich als ehrenamtlicher Scriba Factionis, also quasi als Chefsekretär oder rechte Hand des Vicarius, für die Factio." Das konnte er zur Familie sagen.
    "Es ist auch das Pferd des Vicarius, das ich hier in Ostia habe. Er will schließlich auch, dass ich möglichst schnell nach Roma kommen kann, falls irgendetwas dringliches sein sollte.", wobei Dives offen ließ, was so derartig dringend sein könnte.
    "Und du bist noch nicht bei den Goldenen?", fragte er nochmal nach.
    "Nach dem, was mir so bekannt ist, ist mein Großvater durch seinen Arbeitgeber Decimus Meridius - genau den Meridius - überhaupt erst dort eingetreten. Da hatte ich schon vermutet, dass du vielleicht auch da bist. Aber scheinbar kann ich dich ja noch für die Veneta gewinnen, was?" Dives lachte. Wirklich daran glauben tat er nicht, dass Flavus zu den Blauen kommen würde. So schritten sie mittlerweile bereits durch das Tor des alten Castells. Das Forum rückte näher, das geschäftige Treiben auf der Straße nahm zu...

    "Naja, wer weis... Vielleicht wurden da auch einfach ein paar puderweiße Tiere nur noch ein bisschen puderweißer gemacht...", feixte Dives. So machte er selbst es ja auch, obwohl er seine Opfertiere immer mit kritischem Blick aussuchte. Das gab einem einfach zusätzliche Sicherheit beim Opfer selbst und war weniger der Versuch die Götter zu betrügen. Aber das würde er dem Decimer jetzt nicht noch ausbreiten.


    "Das Ende krönt das Werk?", wiederholte der Iulier und blickte leicht verstört. Er dachte nicht gerne schon ans Ende. Ein kurzer Schauer lief ihm über den Rücken.
    "Wie seid ihr, also dein Zweig, dazu gekommen?" Er ging einfach mal davon aus, dass das Motto aus Flavus' Linie stammte. Dann wurde ihm bewusst, dass er dieselbe Frage für das iulische Motto nicht beantworten könnte. Doch Worte konnten bekanntlich nicht zurückgenommen werden, hatte man sie erst einmal in die Freiheit entlassen. Also blickte er den Decimer erwartungsvoll an.


    "Tatsächlich..." Was es nicht alles über die Decimer zu wissen gab. Aufmerksam folgte Dives der Erzählung.
    "Das hört sich ja interessant an.", fasste er dann kurz und prägnant seinen Eindruck in einem Satz zusammen.
    "Mir liegt das Reiten sicherlich nicht ganz so im Blut, wie den Mitgliedern der Gens Decima. Aber so grundlegend kann ich es schon. Ich habe sogar ein eigenes Pferd hier in Ostia... Das heißt, genaugenommen ist es eine Leihgabe eines guten Freundes..." Den Namen dieses Freundes ließ er bewusst noch unausgesprochen, denn:
    "Dein Cousin, ist der jetzt ein Freund von Pferden allgemein oder auch speziell von Wagenrennen?", hakte er nach.
    "Sind er oder du Mitglied in einer Factio?", kam er dann zum Punkt. Dives hatte da ja so eine goldene Vermutung...