Wouw! Jetzt war Parthien aber offen! Es setzte links eine, rechts eine und gab noch einen Nachschalg oben drauf. Dives wusste garnicht recht, wie ihm da gerade geschah. Was war mit dem Germanicer los? Er tat ja gerade so, als hätte er wirklich etwas für die Peregrine, deren Name dem Iulier bereits wieder entfallen war, empfunden. Aber wenn dem denn so war, weshalb hatte er sie unbedingt heiraten wollen? Es hätte doch auch völlig ausgereicht sie weiter an der kurzen Leine zu halten, wie der Germanicer es offensichtlich bereits angefangen hatte als er sie zur Scriba personalis machte. Dann hätte Aculeo eine seinem Stand entsprechende Partie heiraten können - und damit Geld, Macht und Beziehungen, statt solcher Probleme.
Wenn sie ihn wirklich geliebt hätte und nicht nur auf das Bürgerrecht aus gewesen wäre, dann hätte sie doch wohl darauf bestanden, dass er jemand anderes zur Frau nimmt. Für den Iulier war die Sache relativ klar und im Geiste argumentierte er auch sogleich gegen Aculeos Worte:
Sie arbeitete hart? Okay, das mochte noch sein. Aber sie besaß auch einen Barbier? Doch sicherlich nicht gänzlich aus eigener Kraft. Wer wusste, was für einen wöchentlichen Lohn sie dem offensichtlich verliebten Germanicer abgeschwatzt hatte, von dem man sicherlich mehr als gut leben konnte - für peregrine Maßstäbe verstand sich. Und sie machte also häufiger den Mund auf als manch Römer? Stellte sich natürlich die Frage: Was hatte sie zu verliehen - und was im Vergleich dazu ein Römer? Klar dass, wer mehr hatte, auch mehr verlieren konnte und dementsprechend mehr aufpassen musste - auch darauf, was alles aus seinem Munde kam. Und letztlich, betreffs der Speichelleckerei, könnte man doch genauso gut auch sie als einen solchen sehen. Da es sogar um eine Hochzeit ging, könnte man den Begriff wahrscheinlich gar wortwörtlich nehmen... Dives grinste in sich hinein.
Schlussendlich erzählte Aculeo von Beweisen. Aber wer wusste, was sie ihm da nicht vielleicht versucht hatte unterzujubeln. Nicht dass der Iulier der Meinung wäre, dass der Germanicer leichtgläubig oder blauäugig wäre, aber scheinbar vielleicht einfach ein bisschen blind vor Liebe. Dives vertraute auf römisches Recht und zivilisierte Bürokratie. Wenn die entsprechenden Stellen etwas auszusetzen hatten, dann wird da sicherlich auch etwas dran gewesen sein - insbesondere bei einer Peregrinen.
"Gut.", meinte Dives in leichtestem Tonfall. Der Germanicer hatte sich verliebt und musste darüber hinweg kommen. Das würde sicherlich seine Zeit dauern, aber dann würde auch er erkennen, dass es so besser sein würde. Dem Iulier würe derartiges wohl kaum passieren, weshalb es ihm in dieser Sache deutlich an Einfühlungsvermögen mangelte. Männer heirateten schließlich nicht untereinander. Ob es soetwas jemals geben würde? Er grinste innerlich. Unterdessen ergoss sich Aculeos Becherinhalt in dessen Mund.
Auch ansonsten war die Reise des Germanicers also ein Reinfall gewesen, naja. Was sollte man da sagen? 'Komm lass es raus' und riskieren, dass er wohlmöglich die Beherrschung verlor und vielleicht gar Tränen zeigte? Besser nicht.
"Wollen wir das Thema wechseln?", fragte Dives vorsichtig.
"Ich will im Theater von Ostia in naher Zukunft ein Schauspiel auf die Bühne bringen. Dazu lad' ich dich gerne ein. Das bringt dich vielleicht auf andere Gedanken...", fügte er etwas zusammenhangslos hinzu. Diese persönliche Einladung hatte er eh noch irgendwann während ihres Besuchs der Taverne aussprechen wollen - und jetzt war wohl der passende Moment gekommen.