Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Es begann als ein Tag, wie jeder andere. Dives kam in sein Officium und hatte alle Hände voll zu tun - erst recht jetzt, nachdem er vor einigen Tagen von seiner zweiten Roma-Reise zurückgekehrt war. Dort hatte er einige Gespräche geführt über dieses und jenes Schiff. Entsprechende Ergebnisse wollten nun in den Akten der Hafenverwaltug festgehalten werden, weshalb sich nicht wenige tabulae und papyri auf Dives' Schreibtisch tummelten. Für Außenstehende mochte es wie ein einziges Chaos wirken, doch der Iulier hatte durchaus seine Ordnung. Umso weniger Verständnis konnte er für den plötzlich ohne zu klopfen oder sich sonst irgendwie bemerkbar machenden Boten aufbringen, der schnurstracks in das Officium stürmte und ein Schreiben vor Dives' Nase platzierte. Ohne ein Wort zu verlieren und eh Dives hätte irgendetwas sagen können, hatte der Mann das Officium auch schon wieder verlassen. Unglaublich! Wofür hatte die Curia denn ihren Briefkasten, wo jeder andere Bürger die Post auch abgab? Für diese Störung und das entstandene Durcheinander auf seinem Schreibtisch erwartete der Iulier jetzt aber wenigstens eine einigermaßen wichtige Botschaft... er las.


    8o 8o 8o


    Einigermaßen wichtig war diese Nachricht wohl, aber sie trug keinesfalls dazu bei, dass sich Dives' Laune besserte. Eher das Gegenteil war der Fall. Auf Verwunderung und Sprachlosigkeit folgte blankes Unverständnis und Wut, wobei letzte auch teilweise in dem Auftritt des Boten begründet lag. Das Schreiben hätte Dives in diesem Moment aus dem Affekt heraus als schlicht aberwitzig bezeichnet. Schon dass der Magister, also der nach geltendem römischen Recht Vorsitzende der Vereinigung, der den Verein vor dem Gesetze zu vertreten hatte, scheinbar kaum mit dem Kapitän der 'Mercurius' in Verbindung stand oder zumindest von diesem nicht über die in den ostiensischen Häfen ausgehängten Kopien der neuen Hafenverordnung informiert worden war, war wohl kaum dem Quaestor oder der Hafenverwaltung anzulasten. Bei 200 Schiffen Fassungsvermögen der Häfen wäre der vom Magister geforderte Aufwandt schlicht unverhältnismäßig, eben zumal man auch von der Informationslinie Kapitän-Schiffseigner ausgehen konnte. Wenn die SMA sich nun aus Ostia zurückziehen wollte und damit also eine der wichtigsten (wenn nicht sogar die wichtigsten) Hafenstadt zumindest des westlichen Mittelmeeres verlassen wollte, dann war das nicht zu ändern. Andere Vereinigungen und Organisationen würden sicherlich mit Freunde diese Lücke füllen, denn der Standort Ostia war selbst mit Liegegebühr durchaus Profit versprechend, zumal die kostenfreie Liegezeit ganze 10 Tage betrug!


    Interessant wurde dann durchaus noch der Teil, dass die SMA als gemeinnützige Organisation nicht selbst handle und über kein Geld verfüge. Das mochte durchaus alles stimmen, machte aber im Sinne der Hafenverordnung keinerlei Unterschied. Es war völlig irrelevant, ob der Schiffseigner eine gemeinnützige Organisation wäre, solange nicht der Princeps selbst dahinter stünde! Ob die SMA nun mit dem Schiff selbst Handel betrieb oder nicht machte auch nicht den Unterschied, denn Fakt blieb, dass das Schiff im letzten Monat 11 Tage kostenpflichtig in Ostia anlag. Und letztlich könnte man auch mit der nicht vorhandenen Vereinskasse keinen Punkt landen. Die SMA hatte zumindest ein Vereinsvermögen, nämlich die 'Mercurius' und war folglich in jedem Fall zahlungsfähig. Zwar ging Dives keinesfalls davon aus, dass man dieses Schiff veräußern würde, sondern rechnete eher damit, dass der Magister als Vereinsvorsitzender diese Summe begleichen würde, doch im Zweifelsfall lag es nicht am Iulier eine entsprechende Entscheidung zu fällen. Er sah weder sich noch die Hafenverwaltung von Ostia in irgendeiner Weise in der Schuld stehend, sodass er sich missgelaunt einen Schreiber in sein Officium bestellte und diesem ein Antwortschreiben zu zitieren begann...

    Auf die Frage des Aureliers hin, die hoffentlich nur rhetorisch gemeint war, zuckte Dives mit einem leicht verlegenen, leicht entschuldigenden Gesichtsausdruck mit den Schultern. Natürlich war das nicht seine Intention dabei gewesen, aber jene dem Aurelius nun zu erläutern führte erstens zu nichts und würde zweitens wohl auch einige Zeit in Anspruch nehmen, die er seinem Gegenüber (aber auch sich selbst, da er ja auch noch weitere Leute am heutigen Tage besuchen wollte) nicht zumuten wollte. Vielleicht wollte Dives auf den Punkt gebracht auch nur dies berücksichtigen:
    Wie gern hebt man sich ab von anderen durch eine teure Immobilie oder ein eigenes großes Schiff? - Aber wer spricht dabei jemals von den laufenden Kosten, die doch unweigerlich auch Rückschlüsse auf das eigene Geldvermögen zuließen?


    Unabhängig davon mit welcher Intention der Patrizier seine Worte sprach, entlockten die folgenden Sätze dem jungen Iulier doch ein nicht unterdrückbares Lächeln. Weiterhin teilte der Aurelier mit, dass er wünsche, Dives am morgigen Tage wieder hier zu sehen. Unverhofft kam oft, denn Dives hatte garnicht mal unbedingt vorgehabt die Gelder gleich einzustreichen. Wäre es nach ihm gegangen, so hätte das auch gut und gerne über einen Kurier oder so laufen können. Irgendwie so oder so ähnlich mussten sich die Schiffseigner/innen ja auch mit ihren Kapitänen verständigen. Aber wahrscheinlich wollte der Aurelius das Geld auch einfach nur in den richtigen Händen wissen, was in Dives' Augen durchaus verständlich wäre. So nickte er also, erhob sich von seinem Platz und verabschiedete sich für heute:


    "Gut, dann danke ich dir für deine kostbare Zeit und werde mich morgen noch vor Mittag wieder hier melden. So ist es mir dann hoffentlich möglich, gegen Abend wieder in Ostia zu sein. Vale bene.", verabschiedete sich Dives und ging - gefolgt von seinen beiden Getreuen. Auf, noch andere Gentes mit seiner Anwesenheit zu beglücken!


    ~~~


    Am nächsten Tag dann, etwa zur Mitte der hora tertia stand Dives wieder mit selbigen zwei Begleitern auf der Matte. Erneut wurde er ins Atrium geleitet, wo er nun hoffte, wieder auf den Aurelius vom Vortag zu treffen...

    So klärten sich die beiden Angelegenheiten doch recht zügig, wenngleich zumindest im ersten Fall etwas anders als erhofft. Dives würde sich also nochmal speziell an den Kapitän der 'Xenophon' wenden und einen Brief in Richtung Tarraco in Auftrag geben. Außerdem würden bei seinen Untergebenen wohl ein-zwei Köpfe rollen - im übertragenen Sinne. So frei heraus, wie die Decima ihm den Aufenthaltsort des Meridius berichtete, konnte dies woh kaum in irgendeiner Weise geheim gewesen sein, sodass es Dives völlig schleierhaft war, wie er nicht darüber in Kenntnis gesetzt werden konnte!


    Von diesen Gedanken, die seinen Kopf auch nur kurz durchstreiften, zeigte er nach außen nichts. Vielmehr nickte er auf die Worte Seianas mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Irgendwie war er ganz froh, dass sich das Gespräch hiermit dem Ende neigte, denn so ganz geheuer war ihm diese Frau nicht. Sie machte so einen kühlen und zurückhaltenden Eindruck, sodass Dives davon ausgehen musste keine Fehler gemacht zu haben. Sie selbst würde ihn wohl nicht darauf hinweisen, falls dem so wäre. So leerte Dives seinen Becher (viel war es nicht mehr), bevor er sich erhob und damit sein Gehen ankündigte:


    "Nun denn, Decima. Ich danke dir dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, mit mir zu reden und mir bei meinen Fragen weitergeholfen hast. Aus meiner Sicht wäre damit vorerst alles geklärt und ich möchte nun deine Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen." Es sei denn, sie hätte noch irgendetwas auf dem Herzen. Das war zwar wohl eher unwahrscheinlich, schätzte Dives, aber dennoch ließ er eine genügend große Pause für den Fall der Fälle...


    Sim-Off:

    Geht klar. ;)

    Ach, was wunderte sich Dives eigentlich! Als Senator lernte der Octavier sicherlich beinahe täglich neue Leute kennen. Dass ihm Dives' Gesicht, nachdem er es einmal gesehen hatte, nach dieser Zeitspanne nicht mehr ganz so bekannt vorkam, war sicherlich nicht ungewöhnlich. Insofern wischte Dives mit einem Lächeln und einer kleinen wegwerfenden Handgeste das Unangenehme der Situation einfach weg und antwortete lieber auf den letzten Teil:


    "Gut, sehr gut. Als Quaestor habe ich gerade viel Arbeit um die Ohren...", wobei ihm bei diesen Worten wieder in Erinnerung kam, weshalb er eigentlich hier war. Wenn er es geschickt anstellte, könnte er hiermit schon langsam überleiten...


    "Vor ziehmlich genau drei Wochen wurde eine neue Hafenverordnung für die Häfen von Ostia beschlossen, in der nun auch eine Liegegebühr verankert ist. Wenn du mal sehen willst...?", ließ Dives seinem Gegenüber eine Kopie der aktuellen Hafenverordnung reichen. Falls der Senator beginnen würde zu lesen, würde Dives mit seinen weiteren Ausführungen warten, anderenfalls würde er gleich fortfahren:


    "Als Quaestor helfe ich nun bei der ersten Erhebung dieser Gebühr, da zum Teil einige Daten auch erst noch erfasst werden müssen... Aber was erzähle ich, du warst ja auch mal in Ostia tätig und kennst das sicherlich auch.", schloss Dives seine Vorrede ab.


    "Lange Rede kurzer Sinn. Das ist auch der Grund dafür, dass ich heute hier zu Besuch bin. In Ostia liegt das Navis Actuaria 'Amphitrite' im Hafen. Als Schiffseigner eingetragen steht die gesamte Gens Octavia, was die Hafenverwaltung vor ein gewisses Problem stellt, wie du dir sicherlich vorstellen kannst...", deutete Dives an. Unzählige Leute wegen eines Schiffes anzuschreiben und dazu auch der zusätzlich Verwaltungsaufwand, der sich durch die Berechnung der jeweilig zu tragenden Anteile ergäbe. Soetwas wünschte sich wohl keine Verwaltung! Aber mal sehen, was der Octavier dazu meinte. Der war schließlich Senator und folglich erfahren und weise. - Das war zumindest Dives' Bild von einem perfekten Senator.

    Sehr schön. Proximus begleitete Dives also zu dem unbekannten Senator und eh sich der junge Iulier versah, standen sie beide auch schon vor ihm. Das heißt, eigentlich stand Proximus vor ihm und sprach ihn ersteinmal an, verwickelte ihn in ein Gespräch, plauderte mit ihm. Wie man eben 'Smalltalk' betrieb. Dives unterdessen stand neben seinem Onkel und wartete geduldig, bis jener seinen Neffen auf diesem oder jenem Weg ebenfalls mit ins Gespräch einbinden würde, um so den Senator kennenzulernen.


    Neugier spiegelte sich dabei in Dives' Augen - umso mehr, als er aufschnappte, dass jener Senator ein Octavier war. So einige octavische Familiae unterschiedlicher Zweige dieser Gens hatte Dives in seiner Zeit in Roma bereits aufgesucht in der Hoffnung, dass man seine Mutter Licinia Octavia dort kennen würde. Denn viel hatte sie nie erzählt über sich und ihre Eltern - oder Dives hatte einfach einen Großteil davon vergessen, weil er andere Dinge damals für wichtiger erachtet hatte. Wer dachte auch schon daran, dass irgendwann der Moment kommen würde, in welchem man seine Mutter nicht mehr fragen könnte? In derart jungen Jahren wohl niemand.


    So würde sich hier und heute also eine neuerlich Chance ergeben, den Verwandten seiner Mutter - und damit den eigenen Verwandten - näher zu kommen... oder eben einen weiteren octavischen Zweig auszuschließen.

    Dives hatte sein Kommen nicht nur fest zugesagt, sondern war deshalb auch gar nicht erst abgereist aus der Ewigen Stadt. Aus seiner Sicht hätte es auch wenig Sinn gemacht, wo man doch erst gestern in der Casa Vescularia war und sich nun heute bei den Iuliern zu einer gemeinsamen Cena treffen wollte.


    Als jüngster der drei Iulier, die auch gestern beim Praefectus Urbi waren, war Dives natürlich auch derjenige, bei dem die aufwenige Tortur des Ankleidens am längsten dauerte. Dazu kam seine Eitelkeit in manchen Punkten, die den vestispicus einiges an Ausdauer und Geduld abverlangte. Dann endlich wagte sich Dives aus seinem cubiculum und hörte, wie bereits der erste Gast eintraf. Der Stimme und den Worten nach... Dives' Augen bestätigten den Verdacht: Salinator war eingetroffen!


    "Salve, Praefecte!", begrüßte Dives natürlich zunächst den Gast des Hauses, nachdem dieser die anderen beiden Iulier begrüßt hatte. Dann wartete er zunächst eine Reaktion des Vesculariers ab, bevor er sich recht kurz (da man sich ja nun seit gestern doch vergleichsweise oft gesehen hatte) an seine Verwandte wandte:


    "Lucius. Marcus.", nickte er in den beiden jeweils freundlich zu.

    Nun gut, der Duumvir schien nicht gerade hellauf begeistert von der Idee, wenngleich auch nicht sonderlich überrascht. Wie auch Dives' Cousin Centho spielte er auf das Alter des Iuliers an. Aber Dives hatte sich ja auch schon so seine Gedanken gemacht...


    "Ja, ich möchte als Duumvir kandidieren.", bestätigte er ersteinmal. Sein Lächeln war nun deutlich schmaler geworden, doch es ließen sich noch leicht nach oben gebogene Mundwinkel ausmachen.


    "Dass ich mit meinen fast 20 Jahren dafür zu jung bin, glaube ich nicht. Siehst du, du sprichst von anderen Städten, wo ein Duumvir mindestens 30 Jahre alt sein muss. Ich wiederum hörte auch von Städten*, in denen ein Quaestor aufgrund der enormen Verantwortung um die Stadtkasse zuvor ersteinmal eine Amtszeit als Aedil abgeleistet haben muss.", erklärte Dives ruhig und gelassen.


    Sim-Off:

    * Pars Secunda - § 4 ;)


    "Weil es die Gesetze hier aber zugelassen haben, habe ich mich hier sofort auf die Quaestur beworben - auch mit der Intention zu zeigen, dass ich trotz meines recht jungen Alters doch auch fähig und dazu in der Lage bin Verwantwortung zu übernehmen. Und so hoffe ich, dass genau das nun auch anerkannt wird und ich zumindest versuchen darf, die wahlberechtigte Bevölkerung Ostias von mir zu überzeugen." Ob das klappte und Dives am Ende gewählt wurde, stand schließlich auf einem anderen papyrus.


    Zu Roma sagte Dives nichts weiter. Dass es dort gewisse Mindestalter gab, war ihm bewusst. Dort hätte er noch kein Quaestor sein können, da er dafür ersteinmal das 25. Lebensjahr vollenden müsste. Aber immerhin hätte er zumindest betreffend seines Alters die Voraussetzung sowohl für das Vigintivirat, als auch für das Tribunat erfüllt. Das wären also eh nochmal 2 Jahre. Dazu das Duumvirat und ein Tirocinium und die Zeit wäre beinahe auch schon ausgefüllt... Gespannt blickte er dem Duumvir in die Augen. Was würde er wohl zu dieser Argumentation sagen? Gleich würde Dives es erfahren.

    Nickend pflichtete Dives dem Punkt bei, den Sedulus mit Hamiris machte. Wie schön, dass man sich diesbezüglich also schon einmal einig zu sein schien. Was das Nachfolgende betraf sah das bereits leicht differenziert aus. Den Kommentar, dass der Unterschied bei der Anzahl der Starter Sedulus nicht ausmachte, überging Dives einfach. Ihn persönlich würde es auch nicht stören, aber wer könnte schon sagen, ob es nicht vielleicht dem Purgitier missfallen würde? Aber das würde Dives noch versuchen herauszufinden.


    "Meinst du nicht, dass wir uns ersteinmal um einen Termin kümmern sollten, bevor eine andere Factio angeschrieben wird. Ich meine, für die Veneta hängt schließlich auch noch ein Conventus daran und letztlich richten wir das Trainingsrennen ja auch aus, oder nicht?" Eine andere Factio indirekt Einfluss auf das Datum des nächsten Conventus nehmen zu lassen, war zumindest in Dives' Augen schon etwas fragwürdig.


    "Optimal wäre es natürlich, wenn wir vielleicht drei, vier terminliche Optionen anbieten könnten, womit wir zeigen würden, dass die entsprechende Organisation bei uns in guten und zuverlässigen Händen ist, während wir aber auch auf eventuelle Unpässlichkeiten an dem einen oder anderen Tage vorbereitet sind." Dives erinnerte sich dabei, dass er jenen Purgitier ja auch schon zu Gericht gesehen hatte. Das wäre wohl ein großes Glück, wenn man ihm nur ein Datum vorschlug und ihm dieses dann passte. Oder alternativ läge der Termin dann weit, weit in der Zukunft...


    "Ich denke, wen wir letztlich auf der Tribüne lassen sollten, sollten wir zu gegebenem Zeitpunkt entscheiden. Für heute wird es wohl reichen, dass die Frage aufgeworfen wurde.", meinte Dives mit einem Lächeln. Schließlich schien man sich darin einig, dass sowohl Tolimedes als auch Hamiris an den Start gehen würden, sodass letztlich die Entscheidung zwischen Mehaf und Casetorix fallen würde. Das war auch in Dives' Sinn. Dass man sich bis zum Rennen noch oft genug sehen würde, um die Frage zu klären (falls sie denn wirklich der Klärung bedürfen würde), war für Dives selbstverständlich.


    Bezüglich seines Abgangs würde sich Sedulus alles nochmals durch den Kopf gehen lassen. Das klang nicht unbedingt überzeugt, aber es war zumindest ein Anfang und zeigte doch, dass der Senator sich dieses Schrittes auch noch nicht so sicher war, wie er vielleicht sein wollte. Ein paar letzte Worte richtete Dives hierzu an seinen Freund:


    "Verzeih. Natürlich wäre dein Vater auch jetzt schon stolz auf dich. Ich meine, wer wäre dies nicht, wenn sein Sohn zum ehrenwerten Kreise der Senatoren zählte? Mir - mir als Freund - ist es nur wichtig, dass du dir das wirklich noch einmal ganz in Ruhe überlegst. Momentan hättest du die besten Voraussetzungen und wer kann schon sagen, was morgen ist? Nicht zuletzt denke ich daran, dass unsere Freundschaft zumindest in dieser Art nicht existieren würde, wenn du nicht damals schon zur Führungsriege der actio gezählt hättest..." Das war abschließend sogar noch die Antwort auf Sedulus' vermutlich rhetorisch gemeinte Frage, was die Factio für ihn tue: Sie band ihn noch stärker in das gesellschaftliche Leben ein und verschaffte ihm noch den einen oder anderen Kontakt zu Menschen, auf die er sonst wohl nicht unbedingt treffen würde.


    Wieder einigermaßen auf dem Damm und damit auch endlich wieder Energie fürs IR. =)


    Sorry nochmal an alle, die warten mussten. Und danke für die Genesungswünsche. :)

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    Mea culpa an alle wartenden Threadpartner von Marcus Iulius Dives!


    Der Spieler dieser ID musste sich seit Freitag nachmittag darum kümmern, dass er diese Woche wieder Uni-tauglich ist. Die Herbstgrippe hat zugeschlagen... :(


    Ich versuch mich aber heut langsam wieder einzulesen und werd sicherlich 'gen Abend auch wieder schreiben...


    Klasse! -.-


    Da denkt man, dass man die kleine Herbstgrippe schnell in den Griff gekriegt hat und dann bekommt man sein Fett erst richtig weg: Seitenstrangangina.


    Ich hoffe, meine Threadpartner verzeihen, dass ich sie schon wieder warten lassen muss. Also:


    Mindestens heut' und morgen absent, wahrscheinlich auch noch übers WE.

    Hmm. Das irritierte Dives für einen Augenblick. Im Normalfall hatte die Acta ihre Augen und Ohren doch quasi überall - natürlich in größeren Städten vermehrt und in Roma am stärksten. Auch wenn Ostia also nicht die Größe hatte, um vielleicht interssant zu sein, so war es immerhin der Hafen Romas und gehörte irgendwie doch zur Ewigen Stadt einfach dazu. Dann aber ging Dives ein Licht auf: Die Decima als Auctrix würde sich wohl kaum über ausnahmslos alles unterrichten lassen. Es gab da bestimmt eine Vorauswahl der Sachen, die überhaupt ihren Schreibtisch erreichten. Insofern also doch vielleicht nicht unbedingt verwunderlich, dass sie über die Hafenverordnung nichts wusste.


    "Nein, ich habe die Hafenverordnung nicht der Acta zukommen lassen. Ich hielt es für ausreichend, sie an den Häfen Ostias aushängen zu lassen, sodass die Mannschaften der Schiffe sie zur Kenntnis nehmen und ihre Auftraggeber, die Schiffseigner, informieren konnten.", erklärte Dives mit ziehmlicher Sicherheit mehr, als die Decima wissen wollte. Das war ihm jedoch weniger peinlich, als die eigene Fehleinschätzung, die er damit zu überspielen versuchte. Mit dem Ende seiner Worte hierzu, hielt er dann eine durch den älteren seiner Sklaven gereichte Kopie der aktuellen Hafenverordnung in der Hand und überreichte sie Seiana. Würde sie anfangen zu lesen, so würde er warten, andernfalls gleich fortfahren:


    "Wird es nochmals bezüglich der 'Xenophon' möglich sein, einigermaßen zeitnah eine Nachricht nach Ostia zu schicken? Vorzüglich adressiert an mich, da es an mir ist, jene Daten zusammenzutragen.", was man ja auch unschwer daran erkennen konnte, dass Dives heute hier zu Besuch war und kein anderer ostiensischer Magistrat oder Beamter. Diese kleine Nachfrage war für Dives nicht unwichtig, da er ansonsten bezüglich jenes Schiffes ersteinmal garnichts in der Hand haben würde. Nach der hoffentlichen Zustimmung der Decima (aber auch nach einer Ablehnung, denn da konnte Dives im Augenblick wohl nicht viel machen) setzte er mit der Antwort auf die letzte Frage seiner Gegenüber fort.


    "Und nun sprach ich ja von drei Schiffen. Die Zwei-Mast-Corbitae 'Castor' und 'Pollux' sind zugelassen auf den Senator Decimus Meridius. Meine Untergebenen haben allerdings nicht herausfinden können, wo sich der Senator aktuell aufhält.* Nun hoffe ich, dass du mir dahingehen vielleicht weiterhelfen kannst..." Tja, manchmal war eben selbst auf die besten Beamten und Untergebenen kein Verlass. Mit bittendem Gesicht wartete Dives Decimas Reaktion ab.


    Sim-Off:

    * Ich weis, dass er im Exil ist. Aber vielleicht lässt sich das auch irgendwie ohne ihn lösen? :)

    Gerne folgte Dives der Einladung ins Atrium - und war doch ein wenig überrascht, dann Senator Octavius Macer zu erblicken. Hier wohnte sein Cousin zweiten Grades also... Wow! Dives hatte den Senator vor einiger Zeit in der Casa Iulia kennengelernt und mit erstaunen festgestellt, dass seine Mutter einst aus dem selben Zweig dieser Gens stammte. Das alles war nun jedoch schon ein Weilchen her. Nach dem ersten Roma-Besuch musste Dives schließlich auch bald wieder zurück nach Ostia, wo er seinen Amtspflichten als Quaestor nachgehen musste. Jetzt, beim zweiten Besuch der Ewigen Stadt von Ostia aus, schien der Octavier seinen Verwandten sogar schon wieder vergessen oder verdrängt zu haben. Oder hatte er ihn in seiner Eile einfach nur nicht richtig wahrgenommen?
    Andererseits: Was hieß schon 'man hatte sich kennengelernt'?


    "Salve, Senator Octavius! Ich bin es, dein Cousin Iulius Dives!", grüßte er zurück und hoffte, dass dem Senator nun ein Licht aufginge. Ansonsten müsste sich Dives wohl spontan etwas einfallen lassen und improvisieren. Na hoffentlich kam es nicht soweit.


    Den eigentlichen Anlass für seinen Besuch hatte Dives für den Moment vergessen...

    Aufmerksam hörte Dives seinem Onkel Proximus zu. Den Senator kannte (oder erkannte) er in diesem Moment also nicht. Das war irgendwie eine beruhigende Nachricht, dass nicht nur Dives heute zahlreiche neue Bekanntschaften zu machen schien - zumindest hoffte er doch sehr inständig, dass er nach diesem Tage zu jenen Gesichtern auch ein kleines Profil hätte. Eben einfach so, dass er auch mit Fug und Recht behaupten könnte, diese Leute zu kennen, wenngleich auf einem anderen Blatt stünde, inwiefern sich jene Personen an Dives erinnern würden; aber gut.


    Gaius Pompeius Imperiosus hieß der Eques also. Und er war mitnichten ein irgendjemand! - Procurator a memoria musste man ersteinmal werden... dieser Tage und überhaupt. Was dieser Posten an Macht und Einfluss versprach, war schon nicht ohne - und mehr als das; viel mehr. Umso stolzer war der mit nichtmal 20 wohl deutlich jüngste in dieser Runde auf seinen Cousin Centho. Was der alles für Personen - nein, Persönlichkeiten (!) - kannte, war toll. Nie zuvor (und falls doch, dann verdrängte Dives dies gerade) war der junge Iulier Teil einer so ausgewählten Gesellschaft! Und noch eh er seine Begeisterung in irgendwelche Worte hüllen konnte, tauchte auch schon ein weiterer edler Gast auf. Zur Abwechslung jedoch war ihm dieser sehr gut vertraut. Das gab nochmal Rückhalt und Sicherheit und machte Dives nicht zuletzt irgendwie auch ein wenig stolz auf sich. Er kannte hier also auch einen Teil der Gäste schon - wenn auch nur einen.


    "Salve, Sedule! Es freut mich, dich hier wiederzusehen.", erwiederte Dives mit nicht minder breitem Grinsen. Es war ihm eben wirklich eine richtige Freude. Auf den Kommentar bezüglich Ostia konnte Dives nur weiter schmunzeln. Er wusste, dass Sedulus das keineswegs böse meinte, sondern ihn nur ein bisschen aufziehen wollte. Doch ob der Freude, ihn hier wiederzutreffen und damit also zumindest für einen der Gäste ein Bekannter zu sein, rückte diese kleine Spitze in den Hintergrund. Mehr noch. Dives verpasste es sogar irgendeine Antwort hervor zu bringen, was sonst eigentlich nicht unbedingt die Regel war. Aber vielleicht war es auch ganz gut so, denn auf diese Weise würde sich der Germanicer nicht erst ellenlang mit Dives unterhalten, bevor er seine Begrüßungen fortsetzten könnte. Man müsste es eben nur auf diese Art positiv sehen, beschloss der junge Iulier innerlich. Vielleicht würde sich ja auch später noch eine weitere Gelegenheit zu einem Gespräch ergeben. Wer wüsste das schon?


    Indes verfolgte Dives, wie Sedulus scheinbar zu jedem Anwesenden hier eine mehr oder minder persönliche Beziehung hatte. Er kannte hier offensichtlich jeden und war jedem bekannt... bis er sich dem Eques Pompeius vorstellte. Das waren vielleicht die unterschiedlichen Stände, rechtfertigte Dives... Sedulus? Den Pompeier? Beide? Im Prinzip auch egal.


    "Danke.", meinte Dives dann zu seinem Onkel Proximus und legte seine Hand auf dessen Schulter. Proximus hatte ihm ja seine Frage soweit beantwortet, wie es ihm möglich gewesen war. Während sich nun also Sedulus und Imperiosus begrüßten und vorstellten, begann Dives seinen Verwandten leicht in Richtung des unbekannten Senators zu drücken. Alleine mochte er dem Unbekannten irgendwie nicht gegenüber treten. Aber vielleicht zu zweit... (zumal ja auch noch nicht alle Gäste anwesend zu sein schienen)

    Gut. Entweder wollte der Duumvir nicht von sich aus auf eine mögliche Kandidatur von Dives zu sprechen kommen, was daran liegen könnte, dass er ihn mochte, aber nicht zum Duumvirat befähigt hielt, oder auch daran, dass er ihn nicht mochte und nicht auf derlei Gedanken bringen wollte. Beides war durchaus denkbar. Andererseits konnte es natürlich auch sein, dass Dives in seinen Worten derart wage geblieben war, dass der Duumvir schlicht nicht auf die Idee gekommen war, sich zu dieser Sache zu äußern - selbst wenn er es sonst vielleicht getan hätte...


    "Wie wahr, wie wahr.", meinte Dives mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Er konnte seinem Gegenüber in diesem Punkt - ganz ehrlich - nur zustimmen. Fast als wenn es gestern wäre, so erinnerte sich der Iulier an seinen ersten Besuch in der Curia, wo er sich als aller erstes doch glatt mit dem Vorzimmerbeamten eines der Duumviri... sicherlich nicht unbedingt anlegte, aber doch ein kleines Wortgefecht lieferte und schlussendlich mit dem Gefühl unterlegen zu haben, wieder abzog. Aber das war nicht das Thema.


    "Ich hatte mir unter anderem aus diesem Grund überlegt, der Stadtverwaltung von Ostia für ein weiteres Jahr aktiv erhalten zu bleiben. Um gleichzeitig jedoch auch meinen politischen Werdegang weiter voran zu treiben, erschien mir allerdings eine Kandidatur nicht erneut zum Quaestor, sondern zum Duumvir am besten geeignet. Ich könnte höherem Gebiet beweisen, während ich gleichzeitig dafür Sorge trage, dass die ins Rollen gebrachten Dinge auch fest in den Alltag übergehen... Was meinst du dazu?", fragte Dives mit einem Unterton, der verriet, dass er sich durchaus sicher war zu kandidieren und folglich überzeugt, das Amt ausfüllen zu können. Vielmehr zielte seine Frage also darauf ab, schlicht die persönliche Meinung des Duumvirs einzuholen. Es wäre für den Wahlkampf ja beispielsweise nicht unerheblich, ob jener sich erneut für diesen Posten zur Wahl stellen würde. Noch immer hatte Dives ein breites Lächeln auf den Lippen. Es mochte etwas abgenommen haben, aber dennoch durchaus als breit zu bezeichnen. Es hing von der Reaktion des Duumvirs ab, ob und wie sich der Gesichtsausdruck des Iuliers veränderte.


    Indes stand der arme Asinier, wobei das Adjektiv 'arm' mittlerweile nur noch bedingt auf ihn zutraf, da die Scribatätigkeit ja schön bezahlt wurde, sich noch immer die Beine in den Bauch. Doch weder er noch Dives zeigten sich davon in irgendeiner Weise gekränkt oder beleidigt. Der Duumvir würde schon seine Gründe haben und wenn es nur die Wahrung der klaren Hierarchie von Decurio zu Civis, von Duumvir zu Scriba wäre. Getreu einem griechischen Sprichwort, welches wohl der Unterhaltungsbranche entstammte, aber dennoch zu passen schien, überspielte Celer sein Inneres und es huschte durch seine Gedankenwelt: 'The show must go on!'

    Sein Onkel dritten Grades fragte Dives fast schon schelmenhaft, ob er Wein haben wolle. Junger Mann... Tze. Aber Dives wusste, dass die Worte seines Verwandten nicht bös' gemeint waren. Drum befasste er sich auch nicht weiter mit der Wortwahl. Was das Getränk anbelangte, so war Dives unschlüssig, ob es nicht die bevorstehende Zeremonie vielleicht stören würde und folglich meinte er ersteinmal ganz diplomatisch:


    "Danke, erstmal nicht." So hielt er sich für den Fall der Fälle noch ein Hintertürchen offen. Falls jetzt hier nämlich in irgendeiner Weise angestoßen werden sollte oder so, dann müsste er seine eigenen Worte nicht revidieren. Dann rückte Dives möglichst unauffällig mit seinem Gesicht näher an Proximus' linkes Ohr.


    "Wer sind die beiden?", flüsterte er in der Hoffnung, dass dieses Getuschel nicht negativ von den beiden Gästen aufgenommen wurde. Und natürlich hatte er auch die leise Hoffnung, dass sein Onkel ihm wenigstens teilweise seine Frage beantworten könnte. Da Dives nämlich nichteinmal wusste, wer hierzu überhaupt eingeladen worden war, half es ihm nichteinmal, dass er erkannte, dass er es mit einem Senator und einem Eques zu tun hatte...


    Und sodann erschien Centho fast wie aus dem Nichts. Er begrüßte den Senator mit 'Macer' und den Ritter mit 'Imperiosus'. In Dives' Kopf ratterte es - aber zumindest für den Moment mit ausbleibendem Erfolg. Immerhin, falls Proximus keine Antwort auf seine Frage wüsste, so hätte Dives jetzt auch die Möglichkeit seinen Cousin zu fragen, der diese Leute ja schließlich auch eingeladen hatte!


    "Salve Lucius.", grüßte Dives fast im Einklang mit Proximus. Sein Onkel und er hießen schließlich beide Marcus und so nah wie sie beieinander standen, hatte wohl jeder von ihnen die Worte des Hausherrn auf sich bezogen.

    Selbstverständlich hatte sich Dives gerade für den heutigen Tag, an dem er in einigen Anwesen einflussreicher Gentes von Amtswegen vorbeischauen musste, besonders zurecht gemacht. Dazu gehörte natürlich auch eine entsprechende Rasur. Dives hätte sich gefreut, hätte er gewusst, dass sein Gegenüber gar dachte, dass ihm im Alter von fast 20 Jahren noch kein Bart wuchs. :D
    Dass sein Gegenüber jedoch zunehmend ungeduldiger wurde, blieb Dives nicht verborgen. Dafür sprach er zu klar. Wahrscheinlich würde er den Iulier in hohem Bogen hinausbefördern, wenn er nicht bald alles erzählte. Umso erleichterter war Dives, als sich mit der Vormundschaft, die der Aurelier über eine Schiffseigentümerin hatte, die Möglichkeit bot, ihm die gewünschten vollständigen Informationen zu liefern, ohne unbedingt vom zuvor eingeschlagenen Weg abweichen zu müssen:


    "Nun denn... Es geht um die Liegegebühr für Schiffe in den Häfen Ostias, welche in diesem Monat beschlossen und nun das erste Mal* erhoben wird.", begann Dives sachlich. Es war ja schonmal schön, dass er wenigstens betreffs der 'Nordwind' an der richtigen Adresse zu sein schien. Mit seinen Worten ließ er sich auch eine Kopie der aktuellen Hafenverordnung reichen, um diese an den Patrizier weiterzugeben. Zwar war eigentlich davon auszugehen, dass die Schiffseigner von ihren Kapitänen informiert worden waren, da die Neufassung ja auch in den Häfen ausgehängt wurde, doch war dieser Aurelius ja nur Vormund einer Schiffseignerin und demnach nicht unbedingt im Bilde.


    "Für die 'Nordwind' beläuft sich die Abgabe auf 220 Sesterzen, da die Gebühr seit ANTE DIEM V ID OCT DCCCLXI A.U.C. (11.10.2011/108 n.Chr.) erhoben wird und das Schiff seither Ostia nicht verlassen hat. Ebenso verhält es sich mit der 'Helios'." Aus diesen Angaben und mit dem Schriftstück würde sich die zu zahlende Summe problemlos errechnen lassen, wenngleich Dives natürlich gegebenenfalls auch erklären würde, wie er auf die Abgabenhöhe kam.


    "Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du diesbezüglich also Rücksprache mit deinen Verwandten halten könntest, sodass die jeweiligen Schiffseigner dann die genannte Summe an die Civitas Ostia** entrichten können.", erklärte Dives weiterhin ganz sachlich. Die Frage der Eigentümer war wohl heute für ihn nicht mehr zu beantworten. Aber spätestens wenn das Geld in Ostia eintreffen würde, ließen sich wohl die Namen der Schiffseigentümer in die Akten der Hafenverwaltung aufnehmen...


    Sim-Off:

    * und einzige Mal
    ** Konto: 1217

    Der Ianitor öffnete mit knappen drei Worten die Porta. Er wirkte etwas abweisend auf den Iulier, was bei Bediensteten eines senatorischen Haushalts und vor allem in dieser Position jedoch nicht ungewöhnlich war. Zumindest Dives hatte ähnliche Situationen schon häufiger hier in Roma erlebt. In Ostia, wo er derzeit als Quaestor amtierte, sah das natürlich etwas anders aus.


    "Salve. Mein Name ist Marcus Iulius Dives und ich bitte in meiner Position als amtierender Quaestor Ostias um ein Gespräch mit einem Mitglied der Gens Octavia. Es geht um das Navis Actuaria 'Amphitrite', welches derzeit in Ostia anliegt."


    Mehr brauchte der Ianitor aus Dives' Sicht wohl nicht zu wissen. Dass die Person, welche Dives zu sprechen gedachte, wenigstens grobe Kenntnisse betreffs des Schiffes haben sollte, musste er sicherlich nicht extra erwähnen...

    Die Zeit verging und kam Dives wie eine halbe Ewigkeit vor. Nicht nur einmal dachte er daran, andere Terminlichkeiten vorzuschieben, um der Decima vielleicht doch besser aus dem Weg zu gehen. Aber würde das das Bild, welches sie über die Iulier zu haben schien, nicht nur zusätzlich ins Negative ziehen? Denn dass er zu dieser Gens gehörte hatte er ja bereits an der Porta gesagt und es würde die Auctrix sicherlich nicht allzu viel Arbeit kosten, herauszufinden, inwieweit Dives mit Centho verwandt wäre. Es gab also kein Zurück mehr. So ließ Dives sich vom älteren seiner beiden Begleiter einige Unterlagen reichen, an denen er zur Beruhigung etwas werkelte.


    Als Seiana das Atrium betrat, wanderten jene Akten wieder zu Aglaopes, dem älteren der beiden anwesenden iulischen Sklaven, der sie sogleich sachgerecht verstaute. Nach der Begrüßung der schlanken, elegant aufgemachten Frau, die sich damit auch als Gesprächspartnerin betreffs der Schiffe in Ostia zu erkennen gab, erhob sich Dives sofort von seiner Platz, um zu erwidern:


    "Salve, Decima. Ja, das ist richtig." Da er nicht reden wollte, wie ein Wasserfall, machte er an dieser Stelle bereits eine erste Pause, in der man sich wieder setzen könnte, wenn Seiana das wollte. Dahingehend war sich Dives nämlich nicht so ganz sicher, da die Decima ihre Palla noch im Gehen ablegte und eher den Eindruck erweckte, dass sie diese Angelegenheit hier schnell hinter sich bringen wollte. So redete der Iulier - auch nach den Erfahrungen aus dem Gespräch bei den Aureliern - nicht erst lange um den heißen Brei.


    "Es geht um die drei Schiffe der Decimer, welche in den Häfen Ostias liegen. Wie du als Auctrix sicherlich wissen wirst, wurde in Ostia vor einigen Wochen eine Neufassung der Hafenverordnung verabschiedet, in welcher auch eine Liegegebühr für Schiffe enthalten ist. Zur Erhebung jener Abgabe ist es natürlich nötig, dass die jeweiligen Schiffseigner angeschrieben oder aufgesucht werden. Und genau dort liegt das Problem." Dives machte wieder eine kurze Pause, in der er leicht überrascht feststellte, dass er sein Atem ganz ruhig war und er folglich wohl auch in angemessenem Tempo gesprochen hatte.


    "Das Navis Actuaria 'Xenophon' ist in den Akten der Hafenverwaltung auf einen Titus Decimus Verus gemeldet, der nach meinen Informationen jedoch nicht mehr unter den Lebenden weilt. Ich bedauere diesen Verlust für dich und deine Gens, komme aber dennoch nicht umhin mich zu erkundigen, wer das besagte Schiff geerbt hat.", machte Dives es möglichst kurz und schmerzlos. Er hatte ja keine Ahnung, wie das Verhältnis des Decimus Verus zu seiner Gens wirklich ausgesehen hatte. So wurde das ausgedrückte Mitleid auch von einem bedauernden Gesichtsausdruck begleitet.
    Damit war Punkt eins von zwei vorgebracht.

    Der Duumvir wünschte scheinbar noch mehr Informationen den aktuellsten Stand zur ersten Hafengebühr betreffend. Dem kam Dives doch gerne nach, unterstrich dies doch, dass er seine erste Amtszeit in der Stadtverwaltung von Ostia keineswegs einfach nur absaß.


    "Bei den meisten Schiffen stellt das Herausfinden der Eigentumsverhältnisse in der Tat nicht das Problem dar. Die meisten Aufzeichnungen der Hafenverwaltung sind doch recht ausführlich. Nichtsdestotrotz werde ich in den kommenden Tagen eine kurze Reise nach Roma unternehmen müssen, da leider nicht alle Einträge derart detailreich sind. Extrembeispiel ist das Schiff eines schon mehrere Jahre" - oder gar Jahrzehnte? - "toten Aureliers. Ich hoffe, dass ich diese und die anderen Eigentumsverhältnisse in den jeweiligen Gentes klären kann, sodass ich nicht noch den Weg zu den Decemviri antreten muss." Das würde die Sache nämlich nicht unwesentlich in die Länge ziehen, da die gewählten Magistrate mit Sicherheit auch anderes zu tun hatten.


    "Ansonsten liegen mir bis jetzt aus der Hafenverwaltung keinerlei beunruhigende Berichte vor. Also bisher sind die Häfen nicht voller oder leerer als sonst auch, sodass ich nicht davon ausgehe, dass der Civitas aus der Einführung der Liegegebühr negative Konsequenzen erwachsen." Nach Dives konnte man schließlich davon ausgehen, dass die Mannschaften die jeweiligen Schiffseigner über die neugefasste Hafenverordnung informiert hatten. Nicht umsonst waren entsprechende Pamphlete an den Häfen Ostias ausgehäng worden!


    "Aber wie durch die Curia beschlossen, wird es zu gegebenem Zeitpunkt auch noch einen entsprechenden Bericht geben.", schloss Dives das Thema möglichst rund ab. Seine Anwesenheit - und auch die des Scriba Asinius Celer, der sich geduldig und wortlos die Beine in den Bauch stand - hatte ja eigentlich einen anderen Grund:


    "Wo wir gerade bei der Curia sind... Ich habe gelesen, dass in wenigen Wochen die städtischen Magistraturen und die Duumviratsposten neu besetzt werden sollen..." Dives beließ es ersteinmal bei dieser Andeutung. Er war nicht uninteressiert an der Reaktion des Duumvirs. Würde er Dives für fähig genug erachten, das Duumvirat zu bekleiden, würde er ihm eine zweite Amtszeit als Quaestor nahelegen oder würde er ihm unterschwellig oder gar direkt dazu raten, seinen Weg in der städtischen Verwaltung Ostias nicht fortzusetzen? Der Iulier war gespannt...

    Leider befand sich Dives zur Zeit auf der Kurzreise nach Roma mit dem Ziel, die letzten Angelegenheiten bezüglich der Hafengebühr zu erledigen. Doch hatte er während seiner Abwesenheit seinen treuen Scriba Asinius Celer damit beauftragt, ihn in den Angelegenheiten der Hafenverwaltung Ostias zu vertreten. Bei dieser ersten Erhebung der Hafengebühr war es ja ein besonderer Aufwand, der betrieben werden musste - allein, um alle Schiffseigner ausfindig zu machen! So nahm Celer auf seinem Weg zur Hafenverwaltung auch das geschäftige Treiben an der Ein-Mast-Corbita "Mercurius" wahr. Es machte fast den Eindruck, als wolle die Besatzung den Hafen verlassen, ohne die entsprechende Gebühr zu entrichten...


    Nachdem sich Celer folglich schleunigst bei den Beamten der Hafenverwaltung informiert hatte und tatsächlich keinerlei Gebühren gezahlt worden waren, eilte er zusammen mit zwei Hafenbeamten zu betreffendem Schiff, während durch die Hafenverwaltung sicherheitshalber die nach §1 Abs. 1 der Hafenverordnung zur Kontrolle jener Hafenverordnung bemächtigten Vexillatio Ostiensis gerufen wurden. Die Vigiles würden natürlich ersteinmal im Hintergrund bleiben und erst wenn wirklich Gefahr im Verzug sein sollte, eingreifen.


    "Salvete! Potitus Asinius Celer mein Name. Ich möchte im Namen der Hafenverwaltung Ostias und in Vertretung des Quaestor Ostiensis darauf hinweisen, dass dieses Schiff erst aus diesem Hafen auslaufen kann, wenn die entsprechende Liegegebühr bei der Hafenverwaltung beglichen wurde.", versuchte der Asinier es in neutralem und höflichen Tonfall. Schließlich war ja nicht erwiesen, dass die Mannschaft dieses Schiffes wirklich fahren wollte, ohne zu bezahlen. In dubio pro reo. Bei seinen Worten wies er auf die beiden Hafenbeamten; stellvertretend für die gesamte Hafenverwaltung.


    Aber die Reaktion des entsprechend Verantwortlichen - dieser würde sich sicherlich hier aufhalten und nicht irgendwelche Kisten schleppen - würde über die Intention sicherlich schon mehr Aufschluss geben. So blieben die Vigiles weiterhin in einiger Entfernung, sodass es nicht den Anschein einer Drohung hatte. Im Zweifelsfall würde man das Schiff jedoch am Auslaufen hindern...