Beiträge von Marcus Iulius Dives

    | Cito


    Die Reaktion seines Gegenübers verunsicherte Cito zunächst. War das "Aha!" jetzt etwas Gutes oder etwas Schlechtes? Er war sich da irgendwie nicht so ganz sicher. Oder hatte er sich gar an der Porta geirrt? Das wäre ihm natürlich schon etwas unangenehm...


    Es folgte die Feststellung, dass er ein Bote war, was für Cito zumindest in der Porta bestätigte. Drum nickte er - nun mit etwas mehr Selbstbewusstsein als noch zuvor. Letztlich ließ man ihn ein und er folgte dem Sklaven wortlos und in der Hoffnung, dass er ihn zur gewünschten Person führte.



    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    | Cito


    Der Bote nickte leicht mit dem Kopf. Offensichtlich hatte er genug Informationen preisgegeben, dass man ihm vertraute. Gleichzeitig jedoch war von der eigentlichen Nachricht noch nichts mitgeteilt worden. Ja, er fand, dass er sich gar nicht so schlecht machte als Cursor seines dominus...


    Doch besser nicht den Tag vor dem Abend loben, denn er wusste ja nicht, was ihn noch alles erwarten würde, bis er wieder zurück in Ostia wäre. Und da Cito in Zukunft öfter derlei Botendienste erledigen wollte - die waren ihm nämlich vielfach lieber, als Senftentragen und Ähnliches -, folgte er schließlich wortlos dem Sklaven des Senators zu besagtem Officium...



    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    | Cito


    Vor dem Officium des Senators angelangt, hielt Cito einen Moment inne. Er hatte noch nie zuvor einem Senator gegenüber gestanden. Das würde gleich das erste Mal für ihn sein, dass er eine so ranghohe Person traf... und ihr dann auch noch eine Botschaft überbrachte! Cito kam sich so verdammt wichtig vor - als Sklave!


    Sicherheitshalber klopfte er nochmals an, bevor er das Officium betrat. Zwar war er wohl bereits angemeldet, aber einen so wichtigen Mann wohlmöglich aufzuschrecken und dadurch zu verärgern... Das wollte er dann doch lieber nicht riskieren.


    *Klopf Klopf*


    Nachdem er meinte soetwas wie ein "Herein" gehört zu haben, schritt er voran ins Officium. Er schloss die Tür hinter sich, deutete eine leichte Verbeugung an und wartete darauf, dass er aufgefordert wurde zu sprechen. Wer genau hinsah, der könnte sicherlich die vor Stolz und Freude leicht angehobenen Mundwinkel erkennen. Ganz ließ sich das in diesem Augenblick nämlich nicht verbergen, wenngleich ein Nicht-Sklave wahrscheinlich nicht gerade ein Auge dafür hätte...



    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    Das hörte sich recht dramatisch an? Natürlich tat es das! Inwieweit es das nun wirklich war, mochte wohl nur ein Medicus genau einschätzen können, aber Dives war noch immer ein Mann. Und Männer litten doch für gewöhnlich bei jeder Krankheit - egal welchen Ausmaßes - Todesqualen, oder nicht? Da der Iulier aufgewachsen war bei seiner Mutter, de facto ohne Vater und damit ohne ein frühes contra gegen diese zweifelfrei weibliche These, musste es wohl so sein, dass er sie (die These) früher oder später für bare Münze hielt. Dementsprechend ging Dives auch nicht weiter auf das "dramatisch" ein. Es war eben so und er ging davon aus, dass der Duumvir das bei vertauschten Rollen ebenso sehen würde.


    "Ja, in der Tat.", beantwortete Dives die Frage des Duumvirs zunächst kurz und knapp. Ob er sich setzen durfte für eine ausführlichere Antwort? Immerhin war er ja - wie der Duumvir selbst festgestellt hatte - noch nicht 100%-ig wieder auf dem Damm.
    Aber der Iulier wollte natürlich auch nicht unhöflich sein - schließlich war er hier der Bittsteller. Daher setzte er ersteinmal stehend und um ein kleines Lächeln bemüht fort:


    "Es würde sich allerdings die Frage stellen, wo... das heißt in welcher Position ich wieder in den Dienst der Civitas treten könnte. Meine Quaestur habe ich ja aus gesundheitlichen Gründen nicht ordnungsgemäß zu Ende bringen können. Und ich gehe nicht davon aus, dass Asinius Celer als meine Vertretung einen Jahresabschluss präsentiert und insbesondere über die Auswirkungen der eingeführten Hafengebühr in meinem Namen gesprochen hat..." Dives machte eine Pause, in der er zu erkennen versuchte, in wieweit er mit dieser Vermutung richtig lag. Scheinbar hatte er den IST-Zustand ganz gut getroffen - zumindest dem zufolge, was er im Gesicht seines Gegenübers zu lesen meinte.
    Dabei bemerkte der Iulier die Sorgenfalten, die sich trotz seines Versuches zu Lächeln wohl schon während seiner Worte nach und nach auf seiner Stirn abgezeichnet hatten. Er entspannte also kurz seine Gesichtszüge, um danach wieder ein möglichst freundliches Lächeln aufzusetzen. Etwas gequält wirkte es wohl dennoch.


    "Dieser meiner Pflicht würde ich auf jeden Fall... zumindest also jetzt im Nachhinein noch nachkommen wollen, sofern es seitens der Civitas wünschenswert erscheint." Doppelt und dreifach bräuchte man schließlich wohl kaum die Finanzberichte.


    Mehr konnte Dives dazu ersteinmal nicht sagen. Er hoffte inständig, dass ihm dieser Schritt ermöglicht werden würde, sodass er sagen konnte, dass er ein gewesener Quaestor der Civitas war. Dann hätte er nämlich diese Voraussetzung für die Ernennung zum Decurio erfüllt und könnte seinen geplanten Weg zum Duumvirat weiter in Angriff nehmen. Einen Boten hatte er ja bereits gestern zu seinem Cousin Centho losgeschickt. Der dürfte wohl so langsam auch in Roma eingetroffen sein und den Senator unter anderem an dessen eigenen Wunsch erinnen, bei Dives' Abschluss der Quaestur in Ostia dabei zu sein...


    Sim-Off:

    Dass die Senatoren Roma derzeit nicht verlassen dürfen, weiß Dives nicht, aber da findet sich sicherlich auch irgendeine Lösung. :)

    Gut, der Duumvir hatte also Besuch. Da blieb einem nichts weiter übrig als zu warten. Dives verharrte also geduldig vor dem Officium und versuchte noch hier und dort ein paar Neuigkeiten des Flurfunks aufzuschnappen, was allerdings weniger ergiebig war, als er vielleicht gehofft hatte. Immerhin verging die Zeit so relativ zügig - hatte er zumindest das Gefühl, denn schon bedeutete man ihm, dass er eintreten durfte. Um eine einigermaßen würdevolle Figur bemüht, betrat Dives das Officium.


    "Salve, Duumvir!", grüßte er zunächst zurück.
    "Die Freude ist ganz meinerseits, dass ich nach dieser entbehrungsreichen Zeit nun wieder hier stehen darf und nicht frühzeitig zu meinen Ahnen in Plutos Reich geleitet wurde." Dives machte eine kurze, ungeplante Pause. Er hatte sich verschluckt, wollte nun aber natürlich nicht husten und damit gleichsam seine Krankheit betonen. Soetwas hätte ihm gerade noch gefehlt. So sprach er also mit leicht erhöhter und hörbar kratzigerer Stimme angestrengt weiter:
    "Ansonsten geht es mir gut." Na das klang jetz wohl wenig überzeugend...
    "Das heißt, es geht mir jeden Tag besser." Das war schon... *HUST räusper* ... verdammt! Na wenigstens war es jetzt raus. -.-


    "Ich vermisse die Arbeit...", schob der Iulier nun noch mit ehrlichen Worten hinterher. Ja, er fühlte sich wirklich ziehmlich nutzlos dieser Tage: Die Krankheit stand ihm noch immer ins Gesicht geschrieben, sodass man ihn in der Villa teils schon in absurdem Maße bemutterte. Dazu kam, dass in solch unsicheren Zeiten kaum Arbeit für die Factio anfiel. Wer dachte schon an irgendwelche Rennen, wo ein Bürgerkrieg doch förmlich in der Luft lag?
    Gleichzeitig versuchte Dives damit aber natürlich auch etwas abzulenken von diesem... kleinen Fauxpas.

    | Cito


    Es waren unsichere Zeiten. Der Augustus samt Familie wurde ermordet, Senatoren verhaftet und proskribiert. Da wurden überall - an Stadttoren, wie Haustüren - die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Dementsprechend war Cito darauf vorbereitet worden, dass man ihn wohlmöglich nicht allzu offen empfangen würde... falls man ihn überhaupt empfangen würde. Denn Dives hatte ja keine Ahnung, wie es um seinen Cousin stand.


    "Salve!", grüßte Cito also zunächst seinen gegenüber, bevor er sich kurz versicherte, dass niemand sonst (maximal noch irgendjemand innerhalb der Casa, der hinter der Porta stand) mithören konnte. Ob diese Maßnahme erforderlich war, wusste der Sklave nicht, doch sein Herr hatte es ihm aufgetragen. Also befolgte er die Anweisung.


    "Ich komme aus Ostia und überbringe im Auftrag meines dominus Iulius Dives eine persönliche Nachricht an seinen frater patruelis*, den Senator Iulius Centho." Damit waren die beiden Fragen des Nubiers wohl ersteinmal beantwortet. Inwieweit der dezente Hinweis, dass Cito die Nachricht nicht einfach abgeben konnte - oder besser: nicht sollte -, auch bei dem Ianitor der Casa ankam, war unklar. Aber das würde seine Reaktion sicher gleich zeigen...


    Sim-Off:

    * fratres patrueles = Cousins (ersten Grades), deren Väter Brüder sind (Link)



    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    Es war schon ein paar Wochen her, dass Dives zuletzt hier gewesen war. Diese elendige Krankheit, wie auch immer sie letztlich genannt wurde - Dives war schließlich kein Medicus, sondern vertraute jenen praktisch blind -, hatte den Iulier doch einige Zeit außer Gefecht gesetzt. Aber nun, auf dem Weg der Genesung befindlich, musste er einfach wieder hierher kommen. Die Arbeit hier hatte ihm sehr gefallen und er hatte keinen rechten Schimmer, wie es hier seit seiner Absenz weitergegangen war. Daher führte ihn sein erster Weg auch direkt zum Officium der Duumviri - bzw natürlich zunächst zum Vorzimmerbeamter jenes Amtssitzes.


    "Salve!", grüßte er ihn freundlich und versuchte für einen kurzen Moment einzuschätzen, ob jener ihn wohl erkannte. Da er nicht wirklich etwas ablesen konnte - bei der "Spezies Beamter" war das wohl in der Regel deutlich schwieriger als bei anderen - ging er lieber den sicheren Weg mit allen Informationen:


    "Mein Name ist Marcus Iulius Dives und ich würde gern mit einem der Duumviri sprechen." oder beiden. Die Bezeichnung Quaestor oder gewesener Quaestor ließ er weg. Was er nun eigentlich war, wusste er nämlich selbst nicht so genau - einer der Gründe, weshalb er hier war. Er konnte noch nicht einmal sagen, ob er nach seinem letzten Gespräch mit einem der Duumviri nun in die Wahlliste für das Duumvirat aufgenommen worden war oder nicht. Auch über den Ausgang der Wahlen, die mittlerweile stattgefunden haben mussten, war er nicht informiert. Und er musste natürlich in Erfahrung zu bringen, wann die nächste Sitzung der Decuriones war, denn er hatte seinen Abschlussbericht noch nicht gegeben... Oder hatte seine Vertretung, Asinius Celer das in seinem Namen getan? Wohl recht unwahrscheinlich...


    Noch immer etwas blass um die Nase, mit weniger festem Schritt als sonst und auch mit schlechterer Körperhaltung als gewöhnlich, wartete Dives nun also auf eine Reaktion und hoffentlich baldigen Einlass...

    | Cito


    Bei all dem Denken, in dem Cito wahrlich kein Meister war, bemerkte er zunächst nicht, wie sich die Klappe an der Porta der Casa öffnete. Erst als er angesprochen wurde, registrierte er, dass sich etwas tat. Er erblickte den Ianitor - davon zumindest ging er mal sehr stark aus - und antwortete wahrheitsgemäß:


    "Salve! Mein Herr, Iulius Dives, schickt mich mit einer Nachricht für den Senator Germanicus..." Cito ahnte, dass diese Information nicht ausreichen würde... nicht bei den Germanici, einer großen Gens mit bestimmt mehr als einem Senator. Drum versuchte er sich kurz zu konzentrieren.
    "Germanicus Se... phew... lus.", setzte er angestrengt nach und versuchte mit einem entschuldigenden Lächeln sein Unwissen wettzumachen.
    "Ich soll sie ihm persönlich überbringen...", fügte er letztlich noch an. Einerseits, weil so der Auftrag seines Herrn lautete; andererseits, weil er so hoffte schnell vom bestimmt falsch ausgesprochenen Namen abzulenken.



    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    | Cito


    Nachdem der erste Brief überbracht war, hatte sich Cito wieder auf den Weg gemacht. Noch immer war er äußerlich ein 0815-Bewohner des Imperiums, der sicherlich niemandem länger als einen kurzen Augenblick im Gedächtnis bleiben würde. Sein nächstes Ziel war die Casa Germanica, in welcher er einen Senator Germanicus anzutreffen hoffte. Den Cognomen hatte er allerdings schon wieder vergessen... Irgendetwas in Richtung Sebu...cu...du...lus. Naja, er würde einfach etwas nuscheln und hoffen, dass der Ianitor ihn schon irgendwie verstand. Unauffällig gekleidet und mit seiner kleinen Umhängetasche, in der sich nur etwas Proviant befand, trat Cito an die Porta und klopfte gut vernehmbar an... *Poch Poch Poch*


    Er trat einen Schritt zurück und während er darauf wartete, dass der Ianitor sich zeigte, überlegte er kurz, wo er das Schreiben an den Senator versteckt mit sich führte...



    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    | Cito


    Gut einen Tag nachdem Dives jenen beunruhigenden Traum - er selbst bevorzugute allerdings die Bezeichnung "gedankliches Erlebnis" - hatte, der ihn nicht so schnell wieder loszulassen schien, erreichte ein Bote die Casa Iulia in Roma. Sogfältig hatte Dives ihn für diese Reise ausgewählt: Er war äußerlich ein absoluter 0815-Bewohner des Imperiums und würde wohl niemandem, dem er auf seinem Weg hierher begegnete, in Erinnerung bleiben. Seine namensgebende Schnelligkeit würde wohl ebenfalls dazu beitragen. Unauffällig gekleidet führte er lediglich eine kleine Umhängetasche mit etwas Proviant mit sich. Die zu überbringenden Briefe waren an diversen Orten, wie beispielsweise einem Hohlraum in seinem Namensschild, versteckt, sodass man sie - zumindest bei einfachen Kontrollen - wohl kaum finden würde.


    Gut vernehmbar klopfte Cito an die Porta... *Poch Poch Poch*



    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    Ein lautes Quietschen erfüllte den Raum und drang förmlich immer tiefer in Dives' Ohren ein. Da halfen auch die Hände nichts, die der Iulier schnellstmöglich auf seine Ohren presste. Dieses Geräusch, das sich anhörte, als wenn man mit einem Fingernagel über eine Tafel fuhr, fand mit Leichtigkeit Wege und Möglichkeiten sich Dives in voller Pracht mitzuteilen. Jenem war dies natürlich weniger eine Freunde, als viel mehr eine Qual. Mehrere Schauer liefen ihm gleichzeitig den Rücken rauf und runter. Dann fiel eine Tür ins Schloss.


    Aber die Erleichterung ob der Ruhe hielt nur kurz. An eine derartige Geräuschkulisse konnte sich Dives nicht annährend erinnern und er wohnte nun mittlerweile bereits etwa ein Jahr hier, in der Villa seines Cousins Centho! Vorsichtig öffnete Dives die Augen... und stellte zunächst mit einiger Überraschung fest, dass es gar nicht so hell war, wie er angenommen hatte, sodass er seine Augen folglich nicht allzu stark zusammenkneifen musste, um nicht vom Licht geblendet zu werden. Erst auf den zweiten Blick fiel ihm auf, dass es zu dunkel war. Wo war das Fenster hin, durch das sonst wenigstens etwas Licht von Mond und Sternen fiel? Dives begann seinen Kopf zu bewegen, um die vollkommen logische Erklärung für diese Tatsachen - die es zweifelsohne dafür geben musste - auszumachen. Dabei erst spührte er den harten, kalten Boden unter sich, der sich so überhaupt nicht nach dem Bett anfühlte, auf welchem er eingeschlafen war. Verdammt, was war hier los? Was sollte das? Wo bei allen Göttern war er hier?!


    'Dominus? Dominus, bist du wach?', erklang eine Dives vertraute Stimme aus dem Dunkel. Er kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, wer dort war. Doch mehr als ein paar grobe Umrisse konnte er nicht erkennen. Unsicherheit machte sich breit, doch da er mit 'Dominus' angesprochen wurde, rag sich der Iulier zu einem vorsichtigen '...ähm... ja...?' durch.
    'Oh, den Göttern sei Dank, du hast die Reise gut überstanden!' Die Reise? Was meinte der Kerl damit? Dives war seit Ewigkeiten nicht mehr gereist. Moment. Oder sollte das etwa heißen, dass er gereist wurde? Aber von wem? Und viel wichtiger: Warum um alles in der Welt?! Dives stützte sich auf seine Hände und schob sich langsam in eine sitzende Position. Viel konnte er auch jetzt noch nicht vom Raum erkennen, doch gewann er den Eindruck, dass sich das gesamte Konstrukt bewegte. Ihm war offenkundig schwindlig und wurde auf der Stelle schlecht. War er hier auf einem Schiff? Im Kopf des Iuliers drehte sich alles und er lehnte sich gegen die nächste Wand, um zumindest etwas Halt zu finden. Die Wand war ähnlich kalt wie der Boden und steinhart. Scheinbar doch eher weniger ein Schiff...


    'Verdammt, wo bin ich?', brachte Dives schmerzerfüllt vor und schloss seine Augen wieder. Wenn das hier ein lustiger Spaß sein sollte, dann sollte dieser sofort beendet werden! Es war nicht ansatzweise zum Lachen! Im Gegenteil: Dives spührte Angst in sich aufsteigen. Und auch die Antwort seines Gegenübers - oder wo auch immer er sich nun genau befinden mochte in diesem Dunkel - war nicht wirklich beruhigend:
    'Wir sind in Roma...' Was sollte das heißen, sie waren in Roma?
    'Ich kann mich nicht erinnern, gereist zu sein... Ich meine... Gestern... Vorhin... Eben... Ja, eben. Eben habe ich mich nur kurz hingelegt. In Ostia! Wie kann ich dann hier aufwachen? Und wo in Roma sind wir hier überhaupt?' Dives öffnete seine Augen erneut, in der Hoffnung sich die letzte Frage zumindest grob selbst beantworten zu können. Doch nach wie vor machte es kaum einen Unterschied, ob er nun die Augen auf oder zu hatte. Erkennen konnte er weder so noch so etwas. Dann zuckte er plötzlich ruckartig zusammen. Was war das? Irgendetwas hatte ihn dort an seiner Hand berührt...
    'Wir sitzen im Kerker. Kurz nachdem du eingeschlafen bist, bekamen wir in Ostia Besuch von einigen Soldaten, die uns hierher brachten.' Dem Iulier blieb für einen Moment der Atem weg. Im Kerker? Er konnte sich nicht erinnern etwas getan zu haben, was diese Tatsache begründen könnte! Und überhaupt. Hatten er nicht eigentlich genügend Kontakte, die soetwas möglichst unwahrscheinlich machten?
    'Wie kann das sein? Ich habe Verwandte! Iulier und Atier bei den Praetonianern! Und der Praefectus Urbi ist ein persönlicher Freund meines Cousins, Senator Iulius Centho!' Es keimte soetwas wie Hoffnung im 20-jährigen Iulier auf. Das musste... Nein, das konnte doch eigentlich nur eine Verwechslung sein! Ja, das war die einzige logische Erklärung für all das hier! Das musste er jetzt nur noch einem der Wachen klarmachen... sofern er hier irgendwo einen finden würde. Eine prüfende Handbewegung... Ja, seinen Siegelring trug er noch am Finger. Dann sollte es hoffentlich nicht mehr allzu lange dauern, bis er endlich hier raus käme! Und da... Hörte er da nicht Schritte? Weit entfernte Schritte, aber dennoch Schritte?!
    'Nun, ich fürchte, dass das in diesem Fall keine Hilfe ist. Nach allem, was die Soldaten erzählten, sind wir auf Wusch des Praefectus Urbi überhaupt erst hier!' Volltreffer! Ein Schlag ins Gesicht. Ein Gefühl, dass sich anfühlte, als würde man ihm den Teppich, auf welchem er eben noch gestanden hatte, direkt unter den Füßen wegziehen. Man registriert noch, dass man fällt, doch kann nicht das Geringste dagegen tun. Das nächste, was man merkt, ist der harte Aufschlag des Kopfes auf dem Boden. Genauso fühlte sich Dives jetzt. Sollte ihm alle Verwandtschaft und Bekanntschaft hier nichts nutzen? Was wollte man von ihm?
    'Aber... was...?' Er fand keine Worte, doch sein Gesprächspartner verstand ihn scheinbar auch so:
    'Der Vescularier lässt scheinbar jeden Senator verhaften, der ihm auch nur den kleinsten Verdacht liefert gegen ihn zu stehen. Lucius soll seine eigene Frau nach der Geburt ihres dritten Kindes umgebracht haben... als Testlauf für den Praefectus...' Ungeheuerlich! Wie konnte man nur auf einen solchen Gedanken kommen! Dives mochte seinen Cousin nicht in- und auswendig zu kennen und traute ihm gewiss auch dies und das zu... Aber DAS?! Das war doch einen Nummer zu hart! Das würde Centho niemals tun! Vor allem: Wo sollte die Intention Centhos in einem Anschlag auf den Praefectus liegen?! Die beiden waren befreundet! Zwei Verwandte waren Klienten des Stadtpraefecten! Dives konnte sich nichteinmal erinnern, das sein Cousin je auch nur schlecht über den Vescularier geredet hätte...
    [i]'Und mit den Senatoren werden offensichtlich auch alle näheren Verwandten inhaftiert, die irgendwie mit ihm unter einer Decken stecken könnten...'
    Bitte??? Jetzt sollte auch noch Dives selbst an solch einer tödlichen Intriege mitgesponnen haben? Das war doch... Ihm fehlten die Worte!


    Unterdessen nährten sich die Schritte immer weiter und bald waren auch passende Stimmen zu hören...
    'Na, dann wollten wir mal sehen, was uns der zweite Iulier berichten kann. Der erste hat ja gut geredet... nachdem wir ihm richtig in die Mangel genommen haben!' Hämisches Lachen. Dives kauerte sich zusammen: Die Beine an den Oberkörper gezogen, den Kopf auf die Knie und seitlich mit den Armenstabilisiert. Die Hände letztlich pressten sich verzweifelt an die Ohren. Er wollte das nicht hören. Er wollte es nicht wissen. Dann zog man an seinem rechten Arm. Dives versuchte sich zu wehren, zu verharren. Er schrie laut auf...



    ... und öffnete die Augen. Er saß in seinem Bett... in Ostia... in der Villa seines Cousins. Schweißtropfen perlten über sein Gesich und seinen Oberkörper. Mehrere Sklaven standen im Zimmer, Asinius Celer blickte durch die offene Tür in den Raum. Rechts von Dives stand sein Cubicularius, der ihm wahrscheinlich geweckt hatte. Ungläubig zog Dives seinen rechten Arm an seine Brust und gab dem Cubicularius mit einem nachgeschobenen bösen Blick zu verstehen, dass er sich zurückziehen solle. Ein anderer Sklave ergriff das Wort:
    "Dominus, Asinius Celer ist da." Unterwürfig stand er mit krummem Rücken neben der Tür und deutete auf Celer, dem sein Erscheinen in dieser seltsam anmutenden Situation sichtlich unangenehm war.
    "Er kann wieder geh'n. Ich habe zu tun.", antwortete Dives forsch und wartete darauf, dass seinem Wunsch Folge geleistet wurde. Tatsächlich verkniff sich der Sklave ein 'Aber du wolltest doch'.



    Später am Tage würde Dives einen brief an seinen Cousin in Roma aufsetzen, denn der Traum hatte merklich seine Spuren hinterlassen...

    ... waren wohl am wenigsten die Besitzer der Schiffe! Nein, den größten Preis zahlte der Initiator dieser Abgabe höchst selbst. Nicht nur, dass er sich bei den diversen Gesprächen, die er mit Schiffseignern in Ostia, Roma und per Brief führte, nicht gerade viele Freunde gemacht hatte - einer dieser Leute war mittlerweile sogar Senator! - Dives hatte gar ein viel existenzielleres Problem bekommen:


    Im Zuge der Durchsetzung der Hafengebühr war der Portus quasi zu einem zweiten Arbeitszimmer des Iuliers geworden, in dem er teilweise mehr Zeit verbrachte, als in seinem "richtigen" Officium. Ungünstig nur, dass der Hafen bei weitem nicht so sauber war, wie sein gewohnter Arbeitsplatz! Der einfache Arbeit seit jeher verabscheuende Dives fing sich so also - im Prinzip war es wohl von Beginn an nur eine Frage der Zeit gewesen - irgendeine Krankheit ein. Zunächst fühlte er sich nur matt und abgeschlagen, später folgten Hustenanfälle, Schweißausbrüche, Fieberschübe... Das ganze Programm!
    Drob informierte ein iulischer Sklave die Curia und Dives' Freund Asinius Celer führte die letzten Wochen von Dives' Amtszeit dessen Officium. Der Iulier indes wurde in der Villa Iulia unter Karantäne gestellt und konnte nur über Ärzte und seine beiden Leibsklaven besucht werden.


    So bekam er weder etwas davon mit, dass die Gattin seines Cousins Centho in Ostia ihr drittes Kind gebahr, noch erfuhr er, dass sie im Kindbett blieb. Es erreichten in keine Neuigkeiten aus Misenum, wo in der Zwischenzeit der Augustus samt Familie gestorben wurde oder aus Roma, wo der Stellvertreter des Augustus daraufhin eine Ausgangssperre verhängte und später eine Proskriptionsliste ausgab. Letztlich verpasste er auch seinen 20. Geburtstag, was im Vergleich zu Vorhergenanntem natürlich weitaus nebensächlicher war, aber dennoch erwähnenswert.



    Nach mehreren Wochen, vielen Gebeten und einigen Opfern an Apollo und Aesculapius - durchgeführt natürlich durch die Bediensteten des Hauses für Dives, da er selbst wohl kaum dazu imstande gewesen wäre - gelangte der Iulier erst heute wieder zu einem Gefühl der Genesung. Ja, er konnte fühlen, dass es bergauf ging und er wohl durchkommen würde, wenngleich er noch immer recht schwach auf den Beinen war und daher den größten Teil des Tages das Bett hütete. Zumindest aber sein Kopf konnte wieder relativ klar denken und so ließ er sich dann auch gleich von seinem jugendlichen Elan getrieben, der ihm noch immer eigen war, die letzten Acta-Ausgaben kommen...


    "Senatswahlen. Kaum zu glauben...", begann er das Lesen. Wie dichterische Werke laut gelesen werden mussten, um ihre Schönheit voll zu entfalten, so musste in Dives' Augen auch jedes andere Schriftstück laut gelesen werden.
    "Publius Matinius Agrippa!", las er und blickte auf zu einem seiner Leibsklaven eine Antwort von diesem erwartend.


    "Dein propatruus, Herr.", bestätigte ihm dieser die Vermutung. Sollte etwa ein Mitglied der Familie zum Consul gewählt geworden sein, während Dives hier schon halb den Weg ins Eysium getan hatte? Er las weiter.
    "... 17,39% der Stimmen." Die Augregung legte sich wieder etwas. Das war wirklich ein niederschmetterndes Ergebnis und bereitete dem Leser keine Freude. Bei dem folgenden Vergleich musste Dives dann lautstark protestieren und es folgte entsprechend seiner noch unvollständigen Gesundung ein Hustenanfall.
    "Soo lange ist ein ähnlich schlechtes Ergebnis doch sicher nicht her!", behauptete der Iulier ersteinmal ins Blaue. Es durfte einfach nicht sein, dass das stimmte. Dives überlegte... und überlegte... und überlegte... und dann... war das nicht... JA!
    "Nein, so lange ist das nicht her.", bestätigte er sich noch einmal ganz ruhig, denn tatsächlich hatte (wennauch nur wenig später) Spurius Sergius Sulla einen noch geringeren Zuspruch bei den Wahlen. Gut, das waren sicherlich keine Senatswahlen im engeren Sinne, bei denen Dives' Cousin (der Sohn seiner Tante mütterlicherseits) damals so unterging. Doch die Wahl zum Tribunus Plebis ließ sch in Dives' Augen dennoch durchaus als "offen" bezeichnen.


    Damit war Dives zufrieden. Nicht, dass es nicht auch schlimm gewesen wäre, dass noch ein weiterer Verwandter ein derart schlechtes Votum erreicht hatte. Das war durchaus nicht toll. Aber so konnte er in seinen Augen zumindest behaupten, dass der Artikel so ja gar nicht stimmte, wenngleich man unter objektiven Gesichtspunkten vielleicht auch die Meinung der Acta haben konnte. Doch wer war bei Familie schon derart objektiv?



    Der Iulier wandte sich dem nächsten Artikel zu. Was dort stand, konnte er kaum glauben... der Augustus ermordet??? Dives ließ sich zurück in sein Bett fallen, in dem er bis dato aufrecht gesessen hatte und tausendundeine Frage schwirrten durch seinen Kopf. Da sonst niemand da war, begann er das Geschehene mit einem der Sklaven - natürlich einem der gebildeteren - zu erörtern.


    "Wenn Aelianus Valerianus und sein Sohn tot sind, wer hat dann den nächsten Anspruch auf den Thron?"
    "Na der im Testamentum des Augustus steht, oder nicht?" Was für eine Frage!, schob der Sklave gedanklich nach.
    "Sicher, dass es soeinen überhaupt gibt? Ich meine, es ist ja nichtmal wirklich sicher, dass auch sein Sohn drin stand. Sonst hätte er den ja auch gleich zum Caesar machen können... was er nicht getan hat." Ob der Augustus überhaupt ein Testamentum hatte? Sicherlich! In seinem Zustand hätte wohl jeder Berater darauf gedrängt. 'Da gab es ja auch viel zu vererben.', verglich der Iulier seine Situation mit der des einst "nur" kranken Augustus. Was Dives vererben konnte, entsprach wohl nichtmal einem Krümel vom Kuchen...
    "Keine Ahnung. Bisher gabs keine Infos, was da nun drin steht.", erwiderte der Sklave den tatsachen entsprechend.
    "Dann wäre doch der nächste Verwandte eigentlich Aelius Quarto, der Patron meines Cousins, oder?", stellte Dives mehr fest, als dass er fragte. Umso überraschter war er ob der Reaktion des Sklaven:
    "Naja, er ist der leibliche Bruder, ja. Aber rechtlich dürfte wohl Ulpius Probus als Cousin ihm näher stehen. Valerianus ist schließlich adoptierter Ulpier... war.", wandte der Sklave ein. Dives wusste nicht, inwiefern dieser damit nun Recht hatte, aber es erschien ihm zumindest plausibel - und er schien auch noch am Leben zu sein; zumindest hatte die Acta nichts Weiteres berichtet.
    "Die Frage ist doch, wem die Legionen folgen!", wandte ein weniger um das Recht bedachter, sondern viel mehr praktisch denkender Sklave ein. Aber auch dem konnte Dives kaum widersprechen.
    "Und wem folgen die Legionen?", stellte Dives in den Raum. Woher jedoch sollte das einer der Sklaven wissen? Betretenes Schweigen.


    Dives las weiter: "... Proscriptio Praefecti Urbi..."
    Damit war die vorherige Frage wohl zumindest für die Urbs Aeterna beantwortet. Im restlichen Reich fehlte Dives die Übersicht... genauso wie den anwesenden Sklaven.



    "Sextus Aurelius Lupus." Bei diesem Namen hielt Dives kurz inne. Irgendetwas sagte ihm , dass er diesen Namen kannte. Ein Blick zu den Bediensteten...
    "Seit kurzem Senator Romas, gewesener Quaestor, stammt aus patrizischem Hause.", ratterte der Angeblickte sofort herunter. Mehr konnte er aber auch nicht sagen.
    "Richtig, der Patrizier aus Roma...", erinnerte sich Dives. Diesen hatte er damals in dessen Villa besucht. Gut, inwiefern die Villa ihm gehörte, wusste Dives nicht. Aber zumindest wohnte der Aurelier damals dort. Wie der Iulier zu diesem Vergnügen kam? Die Hafengebühr, die verdammte!
    "Wurde aus dieser Richtung während meiner Abwesenheit in der Curia die Hafengebühr bezahlt? Lass nach Asinius Celer schicken!", kommandierte Dives einen Laufburschen. Der könnte Dives das wohl nur selbst erklären. Falls jedoch keiner der aurelischen Patrizier etwas gezahlt hatte, wäre die Frage wohl, inwieweit Ostia nun noch irgendwelche Ansprüche würde geltend machen können. Der Aurelier war ja schließlich vogelfrei durch die Proscription und demnach wahrscheinlich auch (rein rechtlich) besitzlos. Oder nicht? Dives war sich unsicher. Spielte das überhaupt eine Rolle? Gehörte das Schiff nicht einer Verwandten? Das würde Dives wohl später klären, wenn Celer hier wäre...



    "Sonst irgendwelche Neuigkeiten?", erkundigte sich Dives, um die Zeit einigermaßen sinnvoll zu überbrücken.
    "Zwei weitere Todesfälle: Dein Cousin Gaius Octavius Largus und die Gattin deines Cousins Centho, Furia Calliphana, die bei der Geburt ihres dritten Kindes im Kindbett blieb. Das Kind, Tiberius Iulius Fusus, ist aber wohl auf.", trug der Sklave kleinlaut die Fakten vor. Dives war bestürzt!
    "Lass mich allein!", befahl er und drehte sich auf die Seite. 'Der arme Lucius!', dachte er noch, bevor er sich völlig erschöpft von dieser anstrengenden Unterredung in Morpheus' Reich begab...

    Entschuldigung an alle, die ich warten lasse. Aufgrund mehrerer Probleme mit PC und Internet sowie Uni-bedingtem Zeitmangel zur Behebung dieser war und bin ich de facto nicht on. Bis Weihnachten will ein guter Kumpel sich der Sache angenommen haben...

    Dives machte große Augen (was er gut konnte), als Sedulus ihm die Festlegung einer Terminauswahl überließ. Der Germanicer, ein Senator(!), schob die Entscheidung einfach weiter zum Iulier, der jünger war, weniger Erfahrung hatte und bei weitem nicht so beschäftigt war, wie ein senatorischer mehrfacher Familienvater, der zusätzlich auch in einigen Sodalitäten engagiert war. Letztlich wollte er sich dann einfach versuchen nach dem Iulier zu richten, was Dives endgültig die Sprache verschlug. - Immerhin konnte Dives dadurch nichts gegen Sedulus' Vorschlag sagen...


    So hörte der Quaestor seinem Gegenüber nur zu und nickte hier und da an passenden Stellen. Erst als der Germanicer scherzte, er bekäme schon fast Angst vor Dives, da fand letzterer seine Worte endlich wieder:


    "Das liegt bestimmt nur an der Räumlichkeit. Wenn du willst, können wir unseren Weg gerne fortsetzen... Oder aber es liegt daran, dass ich doch recht oft mit dir Kontakt habe und du einfach auf mich abfärbst...", stellte Dives zwei mögliche Antworten in den Raum. Dabei wirkte die erste noch spontan und war scherzend gesprochen, während die zweite einen überlegteren und auch ernsteren Eindruck machte.


    "Was das Treffen einer terminlichen Vorauswahl betrifft, so ist mir dies eine große Ehre, die ich gerne entgegen nehme. Soll ich dir vor dem Anschreiben an den Princeps Factionis der Russata die Terminauswahl noch zukommen lassen, damit du sie abgleichen kannst, oder soll ich den Purgitier direkt anschreiben?" Zwar würde dies bedeuten, dass wieder zwei-drei Tage bis zum Anschreiben vergingen, doch könnte man so auch sicher gehen, dass Sedulus auch wirklich Zeit hatte.


    Mehr fiel Dives gerade nicht ein zum Thema. Oder war er vielleicht immernoch ein wenig baff, ob des Vertrauens, welches der Senator in ihn setzte?

    Scheinbar hatte der Duumvir ihn nicht so ganz verstanden - oder wollte dies ganz einfach nicht. Dabei hatte Dives doch gerade erklärt, weshalb er eben nicht als Aedil kandidiert hatte, obwohl er dies natürlich gekonnt hätte. Und dass ihm dann seine Worte schon halb im Munde umgedreht wurden, ließ ihn auch nicht kalt. War dies das Zeichen seines Gegenübers, dass er ihn für ungeeignet hielt? Oder stellte er Dives lediglich auf die Probe? Der junge Iulier wusste es nicht, war nun allerdings schon auch etwas verunsichert. Doch ersteinmal galt es, ein paar Dinge zurückzuweisen:


    "Ich würde es niemals wagen, es gegenüber älteren Bürgern Romas an Respekt mangeln zu lassen.", beteuerte Dives, wobei er bewusst Sklaven und Fremde aus dieser Gruppe ausschloss. Das gehörte für ihn zu einem gesunden Standesbewusstsein und hieß ja bei Weitem nicht gleich, dass er Sklaven garnicht beachtete oder schlecht behandelte.


    "Im Gegenteil ehre ich das Alter und die damit verbundene Erfahrung von der gerade junge Menschen sehr viel lernen können. Auf der anderen Seits bin ich jedoch auch der Meinung, dass der Geist eines Menschen nur so stark wachsen kann, wie man ihn auch fordert und ihm die Möglichkeit zum Wachsen gibt. Deshalb suche ich stets die Herausforderung. Ich habe sie damals gesucht, als ich mich hier zum Quaestor bewarb und suche sie nun wieder. Und welche Kandidatur wäre in meiner Position wohl eine größere Hausausforderung, als jene zum Duumvirat?" Noch wartete Dives schließlich auf seine Erhebung in den Ordo Senatorius, sodass er die Herausforderungen des Cursus Honorum noch nicht auf sich nehmen konnte. Doch die Mühlen der Bürokratie mahlten stetig, sodass er zur nächsten Wahl zumindest wieder in Roma sein könnte und zumindest den Schritt eines Tirociniums gehen könnte...


    "Und ich weis ja nicht, ob der Aedilis Operum Publicorum, Quintus Titinius Catienus, schon bei dir war. Er ist ein Sohn der Stadt und soweit ich weis, gehört auch sein Vater der Curia an. Wir beide hatten überlegt uns eventuell gemeinsam zur Wahl zu stellen, da wir uns doch recht gut verstehen." Das war ja auch wenig verwunderlich, da für städtische Baumaßnahmen, wie diverse Renovierungen oder kleinere Neubauten der Aedilis stets zum Quaestor gekommen war. Hoffentlich könnte das den Duumvir noch ein bisschen von Dives' Kandidatur überzeugen. Fragend und mit einem erkennbaren Hauch von Unsicherheit in den Augen blickte der Iulier zum Duumvir...


    Sim-Off:

    PN.

    Das grenzte ja schon fast an eine Frechheit. Nicht nur, dass sich der Herr in keinster Weise vorstellte, sondern auch, dass er sich ziehmlich von oben herab gab, was sich nicht zuletzt in der nahezu beleidigenden Aussage bezüglich der Vigiles Ostiensis heraus kristallisierte.


    "Aha, ein Siegel der Classis Misenensis. Nun da würde die Hafenverwaltung sicherlich interessieren, wie die Classis dazu kommt, ein ziviles Schiff, welches in keinster Weise der Classis untersteht, aus diesem Hafen schleppen zu wollen?!", fragte Asinius Celer mit Blick auf die beiden Beamten der Hafenverwaltung, die bei dieser Frage erstmal nichts Gegenteiliges sagen konnten und folglich nickten.


    "Das ist im Übrigen mein schriftlicher Befehl...", reichte Celer dem Mann eine Kopie der neuen Hafenverordnung.


    "Weiterhin steht hier seitens der Stadt- und Hafenverwaltung und auch seitens der Vigiles niemand dumm herum. Jeder hier hat seine Aufgaben; die Vigiles beispielsweise dienen unter anderem zur Durchsetzung der Hafenverordnung, wie du ebenfalls auf dem Schriftstück nachlesen kannst.", erklärte Celer und zeigte dabei auf die eben überreichte Kopie der Hafenverordnung. Bei all diesen Worten blieb der Asinier ruhig und sachlich, sprach allerdings deutlich hörbar in ernstem Tonfall.

    Und wenig später war es dann auch schon soweit. Dives wurde von seinem Onkel etwas herangezogen und damit für einen kurzen Augenblick in den Fokus des Octaviers gerückt. Der Zeitpunkt der Vorstellung war gekommen. Zunächst etwas unschlüssig, weil er die Gäste und unter ihnen auch Octavius Macer ja schon in unpersönlicher Form begrüßt hatte, entschied sich der junge Iulier dann doch einfach noch einmal den Senator zu begrüßen. Konnte das verkehrt sein? Er hoffte, nicht.


    "Salve, Senator Octavius! Wie mich mein Onkel hier schon vorgestelt hat, bin ich Iulius Dives und derzeit amtierender Quaestor von Ostia." Das könnte man ja noch hinzufügen, sodass man einerseits zeigte, dass man selbst auch schon etwas erreicht hatte und andererseits dem Gegenüber einen möglichen Ansatzpunkt für ein Gesprächsthema lieferte. Mal sehen, ob der Senator näher darauf eingehen würde oder eher nicht. Im letzten Falle müsste Dives sich ein neues Thema aus den Falten seiner Toga saugen - im übertragenen Sinne.


    Danach könnte er dann möglichst unauffällig versuchen seine octavische Mutter ins Gespräch einfließen zu lassen. Für den Anfang jedoch wäre dieses Thema wohl eine Nummer zu schwer. Damit würde er den Senator sicherlich nur unnötig zurückschrecken, was er absolut nicht wollte...

    Eine beinahe umwerfende Begrüßung durch den Praefectus folgte. Doch Dives hielt der Masse mal Beschleunigung stand. Bei den anschließenden Worten des Vesculariers war er sich nicht ganz sicher, ob sie wirklich ernst gemeint waren. Denn wer bitte sammelte die vielen nötigen Purpurschnecken schon selbst, die er für die entsprechenden Streifen auf Tuniken und Togae benötigte? Aus diesen Gedanken heraus machte Dives mit kurzer zeitlicher Verzögerung ein amüsiertes Gesicht, da es für ein Lachen wohl etwas spät wäre. Außerdem hatten auch Salinator, Centho und Proximus nicht offen gelacht...


    "Ja, das kann ich wohl.", meinte Dives mit noch immer breitem Lächeln. Eine schlagfertigere Antwort fiel ihm leider nicht ein, doch war der Praefectus ja auch gerade erst angekommen, sodass man ihn auch später noch in dieser Art versuchen könnte zu beeindrucken. Irgendwann und irgendwie müsste der junge Iulier ja anfangen, sich ins Gedächtnis des Vesculariers zu arbeiten. Andernfalls würde er wohl ewig nur maximal als junger Cousin Centhos bei Salinator bekannt sein - wenn überhaupt.


    "... wobei die Küste vor Ostia ja eigentlich eher weniger für den Purpur-Reichtum bekannt ist. Was meinst du also, wo findet man die schönsten purpurae*? - In Africa? In Lakonien? Oder doch in Tyros?", fügte Dives noch an und deckt damit gleich mehrere Punkte ab. Die anwesenden Iulier würden zum Einen erfahren, welchen Purpur des Praefectus Urbi bevorzugte. Andererseits zeigte Dives, dass er sich durchaus schon mit dieser Probleatik beschäftigt hatte und nicht zuletzt käme er dadurch vielleicht schonmal ein wenig ins Gespräch mit dem derzeit wichtigsten Manne Romas.


    Sim-Off:

    * Purpurschnecken

    Dives hatte kein Problem damit zu warten. Er hatte sich ja relativ unkonkret für den Vormittag angemeldet und dementsprechend auch mit einer gewissen Wartezeit gerechnet. Dass der Aurelius auch diverse andere Verpflichtungen hatte, war dem Iulier sonnenklar. Insofern freute er sich einfach, als sein Gesprächspartner vom Vortag dann eintraf und man die Konversation fortsetzen konnte.


    "Salve, Aurelius! Ach, mach dir wegen der Wartezeit keine Gedanken.", begrüßte Dives also seinen Gegenüber und war sich dabei sogar recht sicher, das dieser sich auch keine ernsthaften Gedanken um die Wartezeit machte. Welcher Patrizier würde das angesicht eines einfachen Bürgers schon? Nein, da machte er sich keinerlei Illusionen. Während er den Ausführungen aufmerksam folgte, bekam er irgendwie das Bedürfnis etwas zu trinken. Denn ja, das war durchaus eine nicht ganz einfache Situation, in die die Hafenverwaltung ihn da gebracht hatte. Schon gestern in der Casa Decima Mercator hatte er beschlossen, dass Konsequenzen zu folgen hatten. Dies hier besserte seine Meinung von der Hafenverwaltung nicht sonderlich. Aber gut, Dives nippte an seinem Becher und als er einigermaßen sicher war, dass seine Gesichtszüge wieder nach außen Freundlichkeit ausstrahlten, setzte er den Becher wieder ab. Eine einigermaßen gute, wenngleich sehr spontane Rechtfertigung fiel ihm dann dazu ein:


    "Dann danke ich dir bezüglich deiner Hilfe zu der angeblichen 'Heilos', die in Ostia anliegt. Diese Information werde ich an die Hafenverwaltung weiterleiten und sehen, wer sich dort einer falschen Identität zu bedienen versucht. So einer Straftat wird die Civitas mit voller Härte entgegentreten." Klang ja zumindest schonmal gut und nach einem Plan, wenngleich Dives diese Worte zunächst einfach ersteinmal ins Blaue sprach. In jedem Fall würde er mit den Duumviri und der Hafenverwaltung sprechen müssen, auf dass Ermittlungen in die Wege geleitet würden und und und. Unterdessen sprach der Aurelier zur Nordwind und Dives begann wieder aufmerksam den Worten des Patriziers zu folgen. Die Sache mit den Besitzverhältnissen, die vom Praetor nicht korrekt übertragen worden seien, notierte sich der ältere Begleiter von Dives auf dessen Fingerzeig. Dies war schließlich nun seitens des Quaestors und der Hafenverwaltung zu überprüfen, was man in jedem Fall auch machen würde. Was dann jedoch kam, brachte ein Lächeln zurück auf Dives' Gesicht. Er war selbst anwesend gewesen bei der Sitzung, in welcher die neue Hafenverwaltung beschlossen wurde. Schließlich war dies ein Beschluss auf seine eigene Initiative hin gewesen. Dass der Aurelier nun eine angeblich zuverlässige Quelle haben wollte, die das Datum der Sitzung in Frage stellte, war wirklich... interessant. Nachdem der Aurelius geendet hatte, hakte Dives also ein:


    "Ich würde mich sehr dafür interessieren, wer jene zuverlässige Quelle sein soll, wenngleich ich nicht davon ausgehe, dass du mir dies offenbaren wirst. Da ich jedoch als amtierender Quaestor Ostias selbst Mitglied der Curia Ostiensis bin und bei jener Sitzung, in der die veränderte Hafenverordnung beschlossen wurde, anwesend war, nicht zuletzt sogar mehrere eigene Anträge eingebracht habe, kann ich dir mit Sicherheit sagen, dass die Sitzung ANTE DIEM V ID OCT DCCCLXI A.U.C. (11.10.2011/108 n.Chr.) begann und auch endete." Einen bissigen Kommentar verkniff Dives sich, wenngleich er durchaus die Frage auf Lager gehabt hätte, ob sein Informant vielleicht einfach zwei Wochen krank gewesen war. Aber der Patrizier hatte sich nicht auf solch ein Niveau begeben und Dives wollte dies auch nicht - zumal er hier Gast war und man von Gästen wohl auch ein wenig Anstand und Respekt verlangen durfte.


    "Was die Gebührenhöhe betrifft, bitte ich dich, Aurelius! Sechshundert Sesterzen für untätig im Hafen liegende Schiffe, die zudem auch schon im Vormonat mindestens 10 Tage im Hafen anlagen. Das ist selbst in meinen Augen durchaus gerechtfertigt. Nun bin ich kein häufig Schiffsreisender oder seefahrender Händler, doch die Curia von Ostia setzt sich aus einem nicht unerheblichen Teil solcher Händler, Kaufleute und Seefahrer zusammen und was soll ich sagen? Es hat sich schlicht eine Mehrheit gefunden und selbst die steuerzahlenden plebeischen Seefahrer Ostias haben dies akzeptiert.", erklärte Dives sachlich neutral. Auf das Beispiel des derart beschädigten Schiffes, dass es mehrere Monate der Reparatur bedürfen würde, ging er nicht weiter ein. Warum auch? Wurden derart kaputte Schiffe überhaupt noch repariert? Allein die durch den Aurelier aufgezählten Kosten neben der Liegegebühr wären enorm und es würde Dives in keinster Weise wundern, wenn schon heute jene Schiffe den Verbrennungstod sterben würden. Zumeist jedoch gingen sie für Spottpreise an zwielichtige Gestalten, die hofften mit einem halben Wrack noch möglichst viel Profit einzufahren und dabei nicht selten mit ihrem und dem Leben anderer spielten. Das war zumindest Dives' Sicht auf die Dinge.


    "Nichtsdestotrotz werde ich deine Einwände zur Sprache bringen. Dessen sei dir versichert." Dives hatte schließlich eh einen Bericht vor der Curia abzulegen, wie die erste Erhebung der Liegegebühr verlaufen wäre und welche Resonanzen es gab. Und dafür hatte er nicht zuletzt ja auch den älteren seiner beiden Begleiter, Aglaopes, bei sich, der den groben Gesprächsverlauf skizzierte. Zu den abschließend angeführten Spenden sagte Dives ebenfalls nichts. Er hatte als Quaestor einen ganz guten Überblick über die geleisteten Spenden an die Civitas und wusste folglich, dass zumindest in den letzten Jahren kein Aurelier einen Sesterz nach Ostia gespendet hatte. Hätte er aktuell die Möglichkeit in die entsprechenden Akten zu schauen, wäre er sicherlich nicht unüberrascht, dass die letzte aurelische Spende nach Ostia gar von dem lange verstorbenen Aurelius Commodus ausging...


    Nun wartete Dives ab, ob sein Gegenüber die Unterredung hiermit für beendet erklären würde oder ob er nochmals irgendeinen Punkt machen wollen würde.

    Erneut gab ein Bote aus Ostia einen Brief ab:


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/al…epunkt/Payiosbreit1-1.jpg]
    Ad
    Herius Hadrianus Subdolus
    Classis Misenensis
    Misenum, Italia



    Salve Tribune Classis Hadriane,


    Mit einiger Verwunderung erreichte mich dein Schreiben bezüglich der zu zahlenden Liegegebühr für die im Eigentum der Socii Mercatorum Aurei befindliche Ein-Mast-Corbita "Mercurius". Deinen Worten nach warst du überrascht und überrumpelt von der neuen Hafenverordnung, welche dir in Anlage an mein erstes Schreiben ja ebenfalls übermittelt sein dürfte. Dennoch kann ich leider keinerlei Fehlverhalten von meiner Seite oder von Seiten der Hafenverwaltung von Ostia ausmachen. Ich denke, dass man schon davon ausgehen kann, dass ein Schiffeigner und in diesem speziellen Fall der gesetzliche Vertreter des Schiffseigners, da der Schiffseigner selbst ja eine Vereinigung ist, einen regelmäßigen Kontakt zu Kapitän und Mannschaft des eigenen Schiffes hat. In den Häfen Ostias hängen seit Beschluss der neuen Verordnung Kopien eben jener aus, die kaum übersehbar sind. In den vollen drei Wochen zwischen Verkündung und gleichsamem Aushang der neuen Hafenverordnung und meinem ersten Schreiben an dich, kann man wohl sicherlich davon ausgehen, dass Kontakt zwischen Schiffsbesatzung und Schiffseigner bestanden hat.


    Dass die Socii Mercatorum Aurei eine gemeinnützige Organisation ist, ehrt sie. Allerdings spielt weder dies noch die Tatsache, ob ein Schiffeigner mit seinem Schiff selbst handelt oder nicht, im Sinne der gültigen Hafenverordnung Ostias eine Rolle. Auch dem Punkt, dass die Handelsvereinigung über keinerlei finanzielle Mittel verfüge, muss ich leider entgegensetzen, dass der Verein dennoch ein Vereinsvermögen hat, welches mindestens aus der "Mercurius" besteht. Insofern bitte ich erneut darum, die für den Monat Oktober zu zahlende Liegegebühr für die "Mercurius" in Höhe von 220 Sesterzen schnellstmöglich nach Ostia (Konto: 1217) zu überweisen.


    Dass die Socii Mercatorum Aurei sich aus derlei banalen Gründen gleich aus der Civitas Ostia zurückziehen möchte, um anderen Handelsvereinigungen das Feld zu überlassen, halte ich persönlich für eine übereilte Reaktion. Ostia ist längst nicht die einzige Civitas, die Liegegebühren erhebt, aber als Hafen Romas eine der profitreichsten Hafenstädte im ganzen Mittelmeerraum. Die jahrelange gute Zusammenarbeit nun einfach so aufzugeben ist sicherlich nicht der richtige Weg. Vielmehr sollten wir uns verständigen, wie wir diesen Konflikt zukünftig ausräumen könnten.


    In diesem Sinne. Mögen die Götter dich und die Deinen schützen.
    Vale bene.


    Marcus Iulius Dives
    QUAESTOR - OSTIA