Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Letztendlich hatte doch Dives die Eingeweideschau übernommen und so nahm er sich nacheinander jede einzelne der paterae vor und untersuchte das entsprechende Organ auf Unregelmäßigkeiten oder andere Auffälligkeiten. Dabei ließ er sich für alle zu beschauenden Innereien ausreichend Zeit, drehte sie in den Händen hin und her, tastete sie vorsichtig nach Knoten oder ähnlichem ab und suchte penibel nach etwaigen Fehlern. Doch schon beim ersten Organ, dem Herz, dem wichtigsten aller Innereien, begann sich abzuzeichnen, dass es wohl positiv ausgehen würde. Denn nicht nur, dass es weder ungewöhnliche Verfärbungen aufwies, noch Knoten, Verformungen oder etwas in der Art, sondern es war wahrlich auffällig perfekt, dass es wohl jeder sehen müsste, der es betrachtete. Mit jedem weiteren untersuchten Organ festigte sich bei Dives der Eindruck, dass es Iuppiter Optimus Maximus wohl kaum deutlich hätte machen können:


    "LITATIO!", verkündete Dives voller Stolz, nachdem auch die letzte Innerei untersucht und für fehlerfrei befunden worden war und damit auch feststand, dass überhaupt alle Organe vorhanden waren. Zusammen mit dem restlichen Fleisch des Opfertieres wurden die Eingeweide anschließend in die Tempelküche gebracht, wo sie gekocht werden würden. Natürlich würden die Iuppiter vorbehaltenen vitalia dabei in einem separaten zu Kessel zubereitet werden, bevor man sie feierlich auf dem Altar verbrennen und so dem Göttervater, dem höchsten aller Götter, zuführen würde. Der für die Menschen bestimmte Teil würde zu einer Hälfte bis zu zwei Drittel in Form von kleinen sportulae an die Opfergesellschaft und anwesende Schaulustige verteilt werden. Der Rest, also ein Drittel bis zu einer Hälfte, würde Dives selbst mit nach Hause nehmen. Bei den ersten Absprachen mit dem Aedituus hatte er es noch nicht ahnen können, aber nun war doch tatsächlich sein Cousin Iulius Centho überraschenderweise zu Besuch in Ostia. Das müsste man gebührend feiern...


    Aber natürlich würde auch der Aedituus dieses Tempels einen nicht gerade kleinen Korb bekommen. Ein schönes Ochsen-Steak, da würde er hoffentlich nicht nein sagen. Bevor es jedoch soweit war (das Fleisch musste ja erst noch gekocht werden), wollte man sich ja nochmal kurz unterhalten. Sehr gern würde Dives von dem Wissen des Erfahreneren profitieren. Vor allem in Vorbereitung auf die große öffentliche Opferung zu Ehren des Kaisergeburtstages hätte der Tempeldiener vielleicht noch den einen oder anderen kleinen oder auch größeren Hinweis. Mit einem freundlichen "Salve!" begrüßte Dives den Aedituus und setzte anschließend einen etwas fragenden Gesichtsausdruck auf. Der Gott hatte zugestimmt. Aber Götter waren ja auch manchmal etwas großzügiger, solange ihnen in ausreichendem Maß geopfert wurde. Wie würde der Tempeldiener das sehen?

    "Ja, wir sprechen einfach zu gegebenem Zeitpunkt einfach nochmal über den Circus.", pflichtete Dives seinem Cousin bei. Er würde sicherlich darauf zurückkommen, wenn es soweit wäre. Was Insciptiones anbelangte, so würde man sehen müssen. So, wie Dives momentan plante (bzw sich den fertigen Bau vorstellte), würde es auf jeden Fall genügend Platz im Eingangsbereich geben, um dort einige Inschriften anzubringen. Angesichts der Tatsache, dass sicherlich auch noch einige Gelder zusammengebracht werden müssten, wäre dies auch notwendig. Gönner wollten schließlich auch sichergehen, dass jedermann wusste, dass sie großzügig waren.
    Außerdem hatte Dives ja auch noch an einen Brunnen mit Statua auf dem Platz vor dem Circus gedacht. Das Motiv stand auch hier noch nicht genau fest, würde aber wahrscheinlich auf den Princeps oder dessen Vertreter hinauslaufen.


    "Du willst einen Rundtempel errichten? Nun auch das wäre möglich, wenngleich die Stadt bereits viele Tempel hat und konkret jetzt nichts braucht. Aber andererseits kann man natürlich nie genug haben. Wenn du den vollständig selbst finanzieren willst, dann bräuchtest du eigentlich nur ein passendes Grundstück. Dafür könnte ich dich auf dem schnellen Dienstweg mit dem Aedilis operum publicorum bekannt machen. Er ist für die öffentlichen Bauwerke, zu denen natürlich auch die Tempel zählen verantwortlich. Ich habe mich ganz gut mit ihm angefreundet und werde gemeinsam mit ihm zum Duumvirat kandidieren. Er ist also wirklich in Ordnung.", meinte Dives. Wieviel Platz allerdings bei einem kleinen Rundtempel wäre, um Inschriften anzubringen, wusste Dives nicht. Eine Inscriptio machte ja nur im Eingangsbereich wirklich Sinn, da dort die Menschen vorbeiliefen, die das Gebäude auch nutzten. Und ein kleiner Tempel hatte bekanntlich einen kleinen Eingangsbereich...


    "Naja... Oder vielleicht Neues vom Princeps?", erkundigte sich Dives. Ob ihm Centho jetzt von dem Brief erzählte, den er geschrieben hatte und von dem Dives noch immer nichts wusste?
    "Und gibt es sonst etwas Neues? Aus den anderen Ecken Italias, der Kanzlei oder Aegyptus?" Damit bezog sich Dives natürlich auf die Iulier die verteilt über das Imperium lebten und arbeiteten.

    Ja, zwei wichtige Fragen, auf die Dives hoffentlich auch die passenden Antworten geben konnte:


    "Ostia und vor allem der Stadtteil Portus wachsen seit Jahren. Es zieht viele Händler, Handwerker und ähnliche in die Civitas, sodass es schlicht und ergreifend langsam Zeit wird, dass Ostia auch kulturell - neben dem Theater - sich etwas leistet. Neben den steigenden Steuereinnahmen ist derzeit außerdem eine Hafengebühr für anlegende Schiffe im Gespräch. Das verspricht zusätzliche Einnahmen, die für solch einen Zweck mehr als geeignet verwendte werden könnten." Damit sollten sich die laufenden Kosten decken lassen - neben üblichen Spenden, die es hin und wieder gab.


    "Für den Bau selbst gibt es bereits ein nicht kleines Volumen an Spendengeldern. Diese Gelder müssten lediglich speziell für dieses Projekt bewilligt werden, was aber kein Problem darstellen sollte. Mein Kollege und ich, wir kandidieren bei den nächsten Wahlen auf das Duumvirat...", zeigte Dives auf den Aedilis operum publicorum und deutete damit - hoffentlich deutlich genug - an, dass man das Projekt zur Not von oben durchdrücken würde. Weiterhin würden die Senatoren hoffentlich herauslesen können, dass das Projekt offiziell noch gar nicht existierte. Dives wollte das Prestige-Projekt hier schließlich nicht den amtierenden Duumviri überlassen, sondern selbst mit im Rampenlicht stehen.


    "Dabei sprechen wir übrigens von einer fast fünfstelligen Summe, wobei sich sicherlich auch noch großzügige Gönner finden lassen würden. Nicht zuletzt ist der Praefectus Urbi der Stadtpatron dieser Civitas.", wenngleich auch der ersteinmal überzeugt werden wollte. Dass das nicht unbedingt leicht werden würde, war klar, aber Avarus würde hoffentlich sehen, dass eben ein gewisser, mitnichten kleiner, finanzieller Aufwand stemmbar wäre.
    "Ansonsten ist dieses Gelände hier im Besitz der Civitas und wurde von meinem Kollegen für bebaubar befunden. Wir befinden uns hier zwischen den Stadtteilen Portus und Ostia-Zentrum, sodass auch die Lage aus unserer Sicht stimmen würde.", erklärte Dives zum Grundstück.


    "Von der Planung her steht nun eben die Einholung von Expertenmeinungen an, was die eben gestellten Fragen nach Eignung des Baugrundes, Dauer des Baus und voraussichtlichen Kosten betrifft. Da hoffen wir eben sehr, dass eure Erfahrung uns hier weiterhelfen kann. Anschließend würde ich, als Quaestor, mich kümmern, dass der Differenzbetrag zwischen veranschlagten Kosten und unseren Zahlungsmöglichkeiten noch zusammen kommt. Dann sind die nächsten Wahlen nicht mehr weit und kurz nach Amtsantritt würden die Ausschreibungen rausgehen können...", legte Dives die bisherige Planung dar.

    Dives freute sich, dass er seinen Cousin offensichtlich wenigstens ein bisschen wieder aufbauen konnte. Wer positiv dachte und an Sache heran ging, der würde nach seiner Sicht auch deutlich wahrscheinlicher erfolgreich damit sein. Wenn man hingegen schon missmutig etwas anpackte, war Dives überzeugt, dass kaum noch Hoffnung bestünde, dass daraus etwas werden würde.


    "Ja, die Straßen. Roma platzt wohl bald aus allen Nähten, wenn nun die Via Ostiensis trotz Entlastungstrecke verstopft...", meinte Dives. Die Via Portuensis führte schließlich auch von Roma nach Ostia; bloß halt in den Stadtteil Portus, der etwa zwei-drei Kilometer nordwestlich lag. Dann keimte in Dives die Frage auf, ob dieses Problem schon seit längerem bestand oder neu war. Er selbst hatte noch keine Probleme auf dieser Strecke gehabt und war ja doch immerhin ein paar Mal gependelt... Andererseits könnte es natürlich auch auf Fortuna zurückzuführen sein. Wer wusste das schon?


    "Bauprojekte... hmm... Offiziell gibt es derzeit keine. Inoffiziell arbeite ich allerdings schon daran, ass es bald wieder eins geben wird. In der Stadtkasse sind erhebliche Spendensummen, die zweckgebunden an den Neubau des Mecurius-Tempels waren. Der steht ja nun schon seit einer ganzen Weile und das Geld liegt seither fest. Das will ich ändern, da totes Kapital wenig förderlich ist.
    Investiert werden soll es in einen kleinen Circus, da die Menschen dieser Civitas derzeit die 30km bis nach Roma zurücklegen müssen, um Wagenrennen zu erleben. Ich bin in der Factio Veneta und mir fehlt das hier sehr."
    , erzählte Dives ersteinmal ein paar allgemeine Dinge darüber. Dann ging er speziell auf den Wunsch Centhos ein, sich engagieren zu wollen:


    "Ich würde es ganz schön finden, wenn du vielleicht noch ein bisschen mit einer Spende warten könntest. Wie gesagt, ist es bislang eher inoffiziell, d.h. der Aedilis operum publicorum und ich - wir verstehen uns ganz gut - schauen, dass wir schon hier und dort erste Weichen stellen. Wir wollen gemeinsam für das Duumvirat kandidieren und das Vorhaben dann als unser Prestige-Projekt laufen lassen." Soetwas wäre schließlich bestimmt förderlich für Dives' weiteren Weg in die Politik. Eine solche Information würde sich nämlich sicherlich bis nach Roma tragen - so zumindest hoffte Dives.
    "An wieviel hattest du eigentlich gedacht? Ich meine, aktuell stehen wir bei knapp über 9000 Sesterzen, die in diesem Topf sind und darauf warten, ausgegeben zu werden. Außerdem ist noch ein Brief nach Germania Superior unterwegs. Da könnten nochmal 250 Sesterzen dazu kommen, was allerdings eben noch nicht sicher ist, sondern reine Spekulation.
    Auch habe ich noch keinen Kostenvoranschlag, sondern weis nur, dass der Tempelneubau glatt 10000 Sesterzen gekostet hat. Ich treff mich aber die Tage mit diversen Architekten, die mir da hoffentlich Genaueres sagen können. Sollte es preislich zu hoch werden, dann muss ich eben mal schauen, dass ich einen Termin beim Stadtpatron, dem Praefectus Urbi, bekomme. Der hat damals auch einen nicht unerheblichen Betrag zum Tempelbau beigesteuert."
    , erklärte Dives die finanzielle Situation für den Neubau. Zum Schluss bot sich dann noch eine Frage an:


    "Ach, wo wir gerade vom Vescularier sprechen: Wie sieht's eigentlich aus in der Ewigen Stadt? Hat er sich wieder einmal mehr dort verewigt?", grinste Dives breit. Das Wortspiel hatte er bewusst gewählt. Salinator hatte, so hörte man immer wieder, einen Hang dazu, durch seine Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Vielleicht hatte Centho ja ein paar Geschichten vom Princeps oder seinem ersten Vertreter mitgebracht...

    'Na was für ein Argument.', dachte sich Dives. Weil acht Tage einer Marktwoche entsprechen und die Schiff hautsächlich Handelsschiffe hier sind. Aber okay. Er sagte dazu nichts weiter.


    Es folgten zwei Abstimmungen, bei denen Dives mit 'JA' und '5 Tage' votierte. Das Ergebnis war vertretbar: Die Hafengebühr sollte eingeführt werden, wobei die ersten 10 Tage kostenfrei bleiben sollten. Schnell ließ sich Dives nach der Verkündung des Resultates eine kleine tabula reichen, auf der er kurz einige Notizen machte und etwas rechnete. Der Duumvir forderte Wortmeldungen zu den Tagesgebühren und da war es natürlich an Dives, den ersten Beitrag zu leisten, da er den Antrag schließlich eingebracht hatte:


    "Ich bedanke mich zunächst für den allgemeinen Zuspruch zu dieser Initiative für unsere Civitas.", wenngleich die Regelung ja nun von deutlich mehr kostenfreien Tagen ausging, als zunächst angedacht. Etwas verwunderte Dives, dass nicht auch noch über das System abgestimmt wurde. Er selbst hate schließlich eigentlich geäußert, dass er einen kostanten Tagessatz befürworten würde, wenn es auch wirklich eine Mehrheit gegen seinen Vorschlag gab. Zwar war die Erleichterung deutlich hörbar, doch sagte ein Geräuschpegel doch in der Regel herzlich wenig darüber aus, wieviele Leute daran mitwirken. Aber Dives hatte keine Lust auf weiteren Stress nach dieser gefühlten Marathon-Verhandlung.


    "Dem Geräuschpegel vorhin nach zu urteilen, gehe ich davon aus, dass ein kostanter Tagessatz von der hier anwesenden Mehrheit der städtischen Honoratioren bevorzugt wird. Ausgehend davon und von den eben beschlossenen zehn kostenfreien Liegetagen, möchte ich eine feste Tagesgebühr von 25 Sesterzen vorschlagen. Bei etwa 30 Tagen im Monat, von denen also mindestens 20 kostenpflichtig wären, käme man folglich auf eine Gebühr von 500 Sesterzen. Bedenkt man, dass mitnichten jeder Schiffeigner derart lange mit Schiffen in unseren Häfen anliegt, so halte ich den Vorschlag für sehr fair." Eine kurze rhetorische Pause.


    "Für meinen Ausgangsantrag bedeutet das, dass der Absatz vier hinfällig würde und der Absatz zwei sich ändern würde in: 'Kostenfreiheit wird für die ersten 10 Liegetage gewährt. Für jeden weiteren Tag wird eine Tagesgebühr in Höhe von soundsoviel Sesterzen fällig.'"


    Statement gesprochen. Jetzt könnte Dives nur hoffen, dass man sich wenigstens hier wieder ihm anschloss. Im Nachhinein nur sagen zu können, dass die Idee und Initiative von ihm stammten, würde schon recht betrübend sein. Da aber auch ganz zu Beginn dieses Tagesordnungspunktes niemand etwas gegen die 500er-Marke gesagt hatte, war ein Erfolg noch immer realistisch erreichbar.
    Während die Decuriones nun ihrerseits sprechen konnten, gab Dives seine Notizen einem seiner Untergebenen, der kurze Zeit später eine andere Tafel an den leitenden Duumvir übergab. Auf der tabula war Dives veränderter Vorschlag zu lesen, der teilweise ja schon beschlossen war (zumindest die 10 kostenfreien Liegetage). Nur für die Höhe der Tagesgebühr hatte Dives eine Lücke gelassen:


    ~~ SVPPLEMENTVM EDICTI ~~


    EDICTVM
    POTVVM OSTIENSVM


    §5 [Liegegebühr und Aufenthaltsbeschränkung]
    (1) Die Liegegebühr betrifft alle Schiffe, die in einem Hafen von Ostia anlegen und nicht dem Princeps unterstehen.
    (2) Kostenfreiheit wird für die ersten 10 Liegetage gewährt. Für jeden weiteren Tag wird eine Tagesgebühr in Höhe von __ Sesterzen fällig.
    (3) Zu entrichten ist die Summe aller Tagesgebühren an die Hafenverwaltung bei Auslaufen des Schiffes bzw. nach Aufforderung der Hafenverwaltung am Ende eines Monats.
    (4)
    Die Hafenverwaltung kann eine zeitliche Beschränkung des Aufenthalts eines oder mehrerer Schiffe anordnen.


    Sim-Off:

    PN again. 8)

    Nachdem dieses letzte Detail abgesprochen gewesen war, hatte sich Dives wieder auf den Weg gemacht, andere Dinge zu organisieren, Korrespondenzen zu bearbeiten und ähnliches. Erst zwei Tage vor dem Dankesopfer an Iuppiter schickte er einen Boten, der sich vergewisserte, dass auch alles, wie geplant durchgeführt werden könnte. Dann war es soweit:


    ANTE DIEM XI KAL NOV DCCCLXI A.U.C. (22.10.2011/108 n.Chr.):


    Zu Beginn der sechsten Stunde startete die Opfergesellschaft, bestehend aus Sklaven, Peregrini, einigen iulischen Klienten (wenngleich sie nicht Dives' Klienten waren) und Dives' Freunden aus Stadtverwaltung, städtischen Honoratioren und sonstigen bekannten an der Villa Rustica von Senator Iulius Centho, Dives' Cousin. Der Tross, dem Dives und in seinem Scatten seine beiden Liktoren voran schritten, zog am Theater vorbei und kam schließlich auf dem großen Platz vor dem Capitolium an. Dort blieb Dives zunächst auf den unteren Stufen zum Tempel stehen, flankiert von seinen beiden Liktoren, und wartete, bis auch der restliche Zug nach und nach eintraf. Vor allem war ihm wichtig, das Festmachen des blütenweißen Ochsen zu überwachen. Das Tier war schließlich mit großer Sorgfalt ausgesucht worden, mehrmals durch Dives selbst beschaut worden und am Morgen prächtig zurecht gemacht worden. So trug es weiße und rote infulae mit vittae um die Stirn, eine dorsule auf dem Rücken und hatte vergoldete Hörner. Zu guter Letzt war es - nicht dass es nötig gewesen wäre - weiß gepudert worden. Alles in allem war es für Dives' Verhältnisse sauteuer gewesen. Allein das Rind selbst hatte fast zwei Wochengehälter verschlungen und dazu kam eben jene Schmückung. Da war es nur verständlich, dass er auch sicher gehen wollte, dass das Tier an seinem Platz ankam und dort ordnungsgemäß festgemacht wurde.


    Dann ging es die Tempelstufen hinauf, wo Dives bereits den Aedituus zu erspähen meinte. Die beiden Liktoren blieben unten stehen, während eine kleine Truppe von tibicines und wenige ministri, die die Opfergaben trugen, Dives folgten. Im Tempelinneren bedeckte Dives dann zunächst sein Haupt mit einem Teil seiner toga, bevor er die symbolische Reinung am Waschbecken vollzog:
    "Möge dieses Wasser alle Unreinheit von meinem Körper waschen wie das Verwandeln von Blei in Gold. Reinige den Verstand. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So ist es."


    Während die Musiker leise spielten und damit die Geräusche fernhielten, die vor dem Tempel bei der Opfergesellschaft unweigerlich entstanden, schritt Dives weiter zum Altar, wo das Kultbild des Iuppiter stand und Opferfeuer brannte. Er kontrollierte den richtigen Sitz seiner Kopfbedeckung nochmals, bevor er die Hände mit nach oben zeigenden Handflächen in die Höhe streckte und sprach:


    "Ianus, Gott des Wandels, der du gleichsam am Anfang und Ende aller Dinge stehst!
    Gott der Götter, der du wachst über die himmlischen Tore! Gott des Übergangs!
    Ich, Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, möchte dir diesen Weihrauch zum Geschenk machen!
    Bitte nimm dies Opfer an und lass mich damit ein gutes Gebet sprechen!"


    Dabei opferte er den Weihrauch, sodass sich ein wohlriechender Nebel ausbreitete. Abschließend wandte er sich nach rechts, womit dieses Gebet beendet war. Damit sollte durch Ianus die Verbindung mit Iuppiter hergestellt werden können. Nun könnte also das eigentliche Voropfer folgen, wofür Dives sich die gut vorbereiteten Opfergaben reichen ließ, während die Musiker noch immer spielten. Dann nahm er die Gaben und streckte sie einzeln dem Gott entgegen, sodass jener auch genau sehen konnte, was geopfert werden sollte. Anschließend legte er die Gaben am Altar ab: Blumen, Kräuter, Obst und Wein, der in eine entsprechende Öffnung gegossen wurde.
    Es folgte das erste Gebet zu Iuppiter. Wieder streckte Dives beide Hände mit nach oben zeigenden Handflächen in die Höhe und sprach:


    "Iuppiter Optimus Maximus, höchster aller Götter und Herr des Himmels!
    Schwurgott und Gott der Blitze, dem alle Vögel heilig sind und der den Vogelflug lenkt!
    Ich, Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, möchte dir mit diesen Opfergaben meine tiefe Ergebenheit zeigen!
    Danken möchte ich dir damit für die gewonnene Wahl zum Quaestor der Civitas Ostia! Ich danke für den günstigen Vogelflug!"


    Um dieses Dankesgebet an Iuppiter zu beenden, wandte er sich nun traditionsgemäß zur rechten Seite um. Das Voropfer war abgeschlossen und würdevoll schritt Dives wieder nach draußen, um mit dem blutigen Hauptopfer auch den letzten Teil der Opferzeremonie zu vollführen. Immernoch stand der Ochse in strahlendstem weiß da und lauschte stumm dem Spiel der Musikanten. Während Dives dann erneut mit Wasser besprengt und symbolisch gereinigt wurde, gab Dives ein Zeichen und die Worte "Favete linguis!" ertönten. Augenblicklich wurde es still auf dem Vorplatz des Tempels. Wer gerade dort war, ließ es sich nicht nehmen, diesem Teil der Opferung noch beizuwohnen. Vielleicht fiel am Ende ja noch ein wenig Opferfleisch für ihn/sie ab. Unterdessen wurde Dives eine Schüssel gereicht, in der er nun auch seine Hände nochmals wusch. Anschließend trocknete er sie sich mit einem weißen Tuch, dem mallium latum, ab.
    Dann trat er neben das Opfertier, erhob seine Hände mit zum Himmel zeigenden Handflächen und sprach:


    "Iuppiter Optimus Maximus, höchster aller Götter und Herr des Himmels!
    Schwurgott und Gott der Blitze, dem alle Vögel heilig sind und der den Vogelflug lenkt!
    Ich, Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, danke dir nochmals für deine große Hilfe!
    Daher möchte ich dir nun diesen mit Argusaugen ausgesuchten schneeweißen Ochsen zum Geschenk machen!
    Und damit möchte ich dich auch bitten, mich auch weiterhin auf meinem Weg in die Politik zu unterstützen!
    Dann will ich auch in Zukunft geloben, dir große Opfer zu bringen! Do ut des."


    Mit einer Wendung nach rechts symbolisierte Dives, dass er sein Gebet gesprochen hatte und sogleich wurde damit begonnen, das Opfertier abzuschmücken und mit mola salsa zu bestreichen. Dives bekam seinerseits das Opfermesser gereicht, mit welchem er nun langsam dem Tier scheinbar von Kopf bis Schwanz strich. Bei genauerer Betrachtung würde man sehen, dass er die Klinge knapp über dem weißen Fell hielt. Das schöne Puder sollte ja hierdurch nicht abgestrichen werden.
    Dann übergab Dives das Opfermesser dem cultrarius, woraufhin der victimarius mit dem Hammer in der Hand ihm die Frage der Fragen stellte: "Agone?" - "Age!", antwortete Dives mit fester Stimme.


    ZACK! - ZACK!


    So fand erst der Hammer in perfektem Bogen den Weg auf den Kopf des Ochsen, bevor im Augenblick danach aus einer Halsschlagader zwei halbe wurden. raftlos, lautlos und irgendwie ganz unspektakulär sackte das Tier in sich zusammen. Sofort eilten einige Opferdiener herbei, um ein Teil des Blutes in paterae aufzufangen. Dennoch bildete sich innerhalb von nur wenigen Wimpernschlägen eine große Blutlache, die schonmal als gutes Omen gedeutet werden konnte.


    Nachdem das Rind ausgeblutet war, wurde der Bauchraum vorsichtig geöffnet, die Eingeweide entnommen und in einzelne paterae gelegt. Die Eingeweideschau könnte beginnen. Dives war gespannt, ob der Größte und Beste sein Opfer angenommen hatte...

    "Nicht sonderlich gewogen?", wiederholte Dives ungläubig die Worte seines Cousins.
    "Lucius, ich bitte dich! Du wurdest zum Aedil gewählt! Ich bin Quaestor hier in Ostia! Und das waren gerade mal wir beide! Da habe ich noch nicht über Mantua und Misenum, die Kanzlei und Aegyptus gesprochen...", startete Dives einen Aufmunterungsversuch. Irgendwie hörten sich Centhos Worte nämlich nicht sonderlich optimistisch an. Da musste er einfach zu seinem Cousin halten. Dives legte die Hand auf Centhos Schulter.
    "Du schaffst das! Hörst du? WIR schaffen das!" Dives blickte auf das angeschlagene Bein seines Cousins. Das würde er auch packen. Er war Senator, war stark. Er würde sich nicht durch ein angeschlagenes Bein ausbremsen lassen - zumindest hoffte Dives dies inständig. Und in etwa anderthalb Jahren würde Dives ja auch wieder nach Roma zurückkehren.


    Bei der Aussage, dass Centho ganz offiziell seine aedilische Amtszeit hinter sich gebracht hatte, lächelte Dives stumm und mit strahlenden Augen. Das freute ihn wirklich und es bedurfte keine größeren Worte.
    Was die letzte Sitzung der Curia betraf, nickte Dives nur. Ihm war nicht ganz klar, was sein Cousin damit verband oder sich davon erhoffte. Doch vielleicht waren es auch genau diese paar Jährchen Unterschied, die den Einen etwas erkennen ließen, was dem Anderen zunächst verborgen bleiben sollte...



    "Mach ich.", meinte Dives nur ganz knapp, bevor man auf das interessante Thema der Atier zu sprechen kam. Natürlich interessierte sich Dives dafür, wo seine Vorfahren her kamen. Viele Verwandte zu haben, war in seinem Augen ein großer Segen und wenn sich wirklich herausstellen sollte, dass er - oder besser: dass sie beide (!) - noch Verwandte in Germania Superior hatten, von denen bisher nichts gewusst haben, dann wäre das toll!


    "Super! Dann schreib ich diesem Atius Scarpus in den nächsten Tagen einfach mal und bin dann mal gespannt, was er dazu meint. Du kannst ja derweil das Familienarchiv durchstöbern und dann treffen wir uns ja auch sicherlich bald mal wieder. Wer weis, vielleicht schau ich ja auch mal wieder in Roma nach dem rechten...", grinste Dives breit. Noch wusste er nicht, wie recht er damit haben würde, denn noch war er auf gewisse Dinge nicht nur unvorbereitet, sondern war einfach völlig ahnungslos...

    Ein hörbares Aufatmen, als Dives anbot im Zweifelsfall auch eine feste Tagesgebühr zu befürworten. Innerlich war ihm bereits jetzt klar, dass es folglich also auf einen kostanten Tagessatz hinaus laufen würde. Dann aber musste er aufpassen, dass ihm seine Augen nicht ausfielen, sein Mund nicht vor Erstaunen auf ging und er nicht die Fassung verlor. Das war in Dives' Augen ja wirklich die Höhe! Er stand hier, brachte einen Vorschlag, bei dem er genau erklärte, wie er auf dieses System und jenen Wert kam - und es wurde nach bestimmten Intentionen ja sogar noch nachgefragt - und dann kam über drei Ecken raus, dass solche 'Rechenspielchen am Schreibtisch des Quaestors' doch völlig irrelevant seien!
    Nichts Anderes als das, was der Decurio gerade vorbrachte, hatte Dives vor gehabt: In der Curia einen Satz und eine kostenfreie Zeit einfach festzusetzten. Und nun warf man ihm hier also vor, dass er erklärt hatte, weshalb er für 5 Tage war und nicht für 6, 7 oder 8. Eben noch hatte Dives geglaubt, dass er mit diesem Decurio ja vielleicht noch auf einen grünen Zweig käme, doch das hatte sich hiermit wohl gerade erledigt!


    "Welches, wie sagtest du so schön, 'Rechenspielchen' steckt denn hinter deinem Vorschlag einer achttägigen kostenfreien Liegezeit?", erkundigte sich Dives immernoch freundlich, doch mit klar erkennbarer Spitze gegen die Formulierung des Decurios. Er müsste ja schließlich auch irgendeinen Grund haben, weshalb er 8 Tage vorschlug und nicht 7, 9 oder 10. Wäre ja mal interessant zu wissen, wie er gedachte nun zu begründen ohne zu rechnen...


    Später (nachdem der Decurio geantwortet hatte oder auch nicht) schlug Dives kurzerhand die wohl einfachste Lösung dieses Problems vor:
    "Nun, ich würde sagen, dass wir vielleicht einfach abstimmen sollten. Tabulae haben wir genug, sodass jeder seine Meinung auf eine Tafel schreibt und dann ausgezählt wird." Es folgte ein fragender Blick zum leitenden Duumvir. Jener würde wohl genügend Erfahrung haben, um zu wissen, wie nun zu verfahren wäre. Ansonsten würde Dives wohl auch noch das Abstimmungssystem vorschlagen müssen, denn mehr als zwei oder drei (mit Enthaltung) Stimmmöglichkeiten gab es in der Curia ja eher selten. Aber indem man mehrfach abstimmen würde und nach jeder Abstimmung immer nur die Vorschläge weiter kommen ließe, die die meisten Stimmen bekommen und zusammen gerade über 50% kommen, gelänge man in der Regel relativ zügig, d.h. in vielleicht drei Abstimmung zu einem Ergebnis, das auch von über 50% der Decurionen getragen würde.
    Ähnlich müsste man beim noch festzulegenden Tagessatz wohl auch vorgehen - zumindest aus Dives' Sicht. Aber mal schauen, was der Duumvir sagte...


    Sim-Off:

    Wieder mit PN. :D

    Von Avarus' Gedanken nichts ahnend, war Dives erstmal froh, dass jener Senator das Stück Land schön hieß. Nur seine genaue Formulierung war etwas irritierend: 'Grundstückchen am Meer'. Es klang irgendwie danach, als wenn er es unter einem völlig anderen Aspekt betrachtete, als Dives es eigentlich gehofft hatte. Nun, dann müsste Dives eben versuchen, ihm seinen Plan nochmal darzulegen, während die Sklaven Obst und verdünnten Wein reichten:


    "Naja, wenn es nach m... nach uns ginge ...", deutete Dives auf den Aedilis operum publicorum und fuhr dann mit allerhand verdeutlichenden Gesten fort,
    "..., dann soll hier zwischen Ostia-Zentrum und Portus auch gar nicht unbedingt Ruhe einkehren.", erklärte Dives. Senatorenvillen gab es bereits in anderen Ecken rund um Ostia. Außerdem würde neben dem Stadt- und Hafenlärm wohl auch die direkte Straßenverbindung zwischen Ostia und Portus einen negativen Punkt darstellen, der Reiche daran hindern würde, genau hier in ein Anwesen zu investieren.


    "Vielmehr dachten wir uns, dass diese stark wirtschaftlich geprägte Gegend hier ein bisschen kulturellen Aufschwung erfahren könnte und sollte. In der ganzen Civitas gibt es zur Unterhaltung nämlich gerade einmal ein Theater, sodass die Menschen hier den Weg nach Roma auf sich nehmen müssten, Zugang zu Gladiatorenspielen oder Wagenrennen zu bekommen." Und Avarus und Sedulus würde wohl die Reise nach Ostia so schnell nicht verdrängt haben, dass sie nun nicht mehr wüssten, dass 30km - zumal für einfachste römische Bürger - nicht gerade ein Pappenstiel waren.


    "Und ich wäre nicht in der Factio Veneta, wenn ich es nicht für wichtig erachten würde, dass im gesamten Imperium, in Ostia wie in Roma, der Wagenrennsport hoch gehalten wird. Deshalb soll auf diesem Grund und Boden ein kleiner Circus entstehen." Dass der natürlich mitnichten vergleichbar mit dem Hippodrom in Roma wäre, sondern wirklich nur für eben diese Civitas ausreichen müsste, verstand sich wohl von selbst - zumal Dives ja ausdrücklich 'klein' sagte.


    "Wenn man die Längsseite an die Straße anlehnen würde, hier an der Querseite den Haupteingang mit vielleicht einem kleinen Platz davor, wo man auch eine Statue aufstellen oder einen schönen Brunnen errichten könnte...", malte Dives den fertigen Circus mit seinen Händen in die Luft. Er hatte bereits ein klares Bild vor Augen, wie es hier einmal aussehen könnte. Dann wandte er sich wieder den beiden Senatoren zu:


    "Natürlich wäre es für die Realisierung wichtig zu wissen, ob der Boden hier auch wirklich einen kleinen Circus tragen könnte, wie lange man etwa für den Bau eines solchen Projektes brauchen würde und nicht zuletzt natürlich auch, was der ganze Spaß die Civitas über den Daumen gepeilt kosten würde...", führte Dives aus. Zwar hatte er all diese Fragen auch schon vorab mit diversen Leuten aus Ostia besprochen, doch hatten sie wohl alle kaum die Erfahrung, die ein senatorischer Magister Architecturae oder ein Curator operum publicorum hatten.
    "Und wer könnte soetwas besser einschätzen, als ein Magister Architecturae und ein Curator operum publicorum?", beendete Dives seine Ausführungen mit einer rhetorischen Frage.

    Theon - Retiarius


    Whoa! Da war sich Theon wohl doch etwas zu sicher gewesen. Plötzlich stürmte der Secutor, wie von Iuppiters Blitz selbst getroffen, auf ihn zu. Zwar war der Retiarius grundsätzlich schneller durch die leichtere Bewaffnung, aber was sein Gegenüber da gerade an Kräften aufbot, um die Distanz zu überwinden, dagegen kam Theon so plötzlich und ohne die kleinste Andeutung nicht an. Pinytus' scuntum schlug mit voller Wucht leicht links von seiner Körpermitte ein, da er dabei war, nach rechts auszuweichen. Nun jedoch wurde aus der Rechtsbewegung mehr ein nach schräg nach rechts-hinten stolpern und es war mehr Glück als Verstand, dass der Dreizack dabei irgendwie den Schwertangriff abwendete.


    Zwar war dieser Angriff damit glücklicherweise überstanden, da sich der Secutor so plötzlich wie er nach vorn gestürmt war, auch wieder zurück zog, doch änderte es nichts daran, dass der Retiarius das Gleichgewicht nicht mehr halten konnte und nach schräg rechts hinten auf den Arenaboden fiel. Der Sand federte den Sturz etwas ab, aber nicht viel. So konnte Theon die hölzerne Bodenkonstruktion mehr als deutlich spühren. Doch zum Zeigen der Schmerzen blieb nur wenig Zeit, da der Secutor jeden Moment von seinem Rückwärtsgang wieder umschalten könnte, wenn er erkannte, wie vorteilhaft die Lage für ihn doch gerade war: Bei dem Sturz hatte der Retiarius sowohl seinen Dolch, als auch seinen Dreizack verloren. Beide Waffen lagen - eine rechts, eine links - neben ihm.


    Reflexartig griff Theon den Dreizack und richtete sich in Windeseile wieder auf. Natürlich könnte es ihn sein Leben kosten, auf sein pugio verzichten zu müssen, doch ohne Dreizack sähe es sicherlich noch schlimmer aus! Die Zeit, den Dolch wieder entsprechend zu befestigen und dann mit Netz in der Linken und Dreizack in der Rechten weiterzukämpfen, blieb schlicht und ergreifend nicht, denn Theons Gefühl sagte ihm, dass der nächste Sturm unmttelbar bevor stand. Diesmal jedoch war er zumindest auf einen Blitzangriff gefasst, was einen erneuten derartig durchschlagenden Erfolg hoffentlich verhindern würde...

    Sedulus hatte nichts zu Dives' Reaktion gesagt. Ob er es nicht gemerkt hatte? Manchmal kam es ja vor, dass man selbst etwas für absolut offensichtlich hielt, was aber nur auffiel, wenn man sich genau drauf konzentrierte - was Gegenüber ja nicht können, wenn sie nichts davon wissen. In diesem Fall hätte Dives nochmal Glück gehabt. Anders sähe es aus, wenn Sedulus in seiner senatorischen Weitsicht nur nicht auf die seltsame Reaktion eingegangen wäre. Das wäre zumindest in Dives Augen nicht nur eine Peinlichkeit, sondern ein richtiger Fauxpas! Nicht so ganz wissend, was nun genau Sache war, war er dann aber dennoch ganz froh, dass das Thema in eine andere Richtung zu gehen schien...


    "Was? Ach nein, ich denke nicht, dass das nötig ist.", denn man würde wohl eher umgekehrt Sedulus aus Roma einen Boten schicken, wenn denn tatsächlich etwas vorgefallen wäre. Folglich könnte man es mit dem griechischen Sprichwort halten: 'No news is good news!'
    "So war die Frage ja auch nicht gemeint. Ich war einfach schon ein Weilchen nicht mehr in der Ewigen Stadt - das letzte Mal im Augustus -, sodass das Bild von meinen Freunden und deren Familien auch schon etwas gealtert ist..." Das hieß im Klartext, dass Dives nicht mehr unbedingt 'up to date' war und genau das eben wieder etwas ändern wollte.


    "Viel Arbeit und wenig Vergnügen. Ja, sprich es ruhig aus. Mi geht es als Quaestor von Ostia da nicht anders, wenngleich ich mir vorstellen kann, dass deine Arbeitsbelastung nochmal ein Zacken stärker ist.", versuchte Dives etwas lockerer zu reden. Erstens waren hier schließlich derzeit keine Frauen anwesend und zweitens war das Gespräch bisher etwas krampfig verlaufen. Da musste Dives einfach versuchen gegenzusteuern.


    "Ja, ansonsten komm ich hier durchaus gut zurecht. Ich habe ein eigenes Officium und eigene fleißige Untergebene. Zwar bin ich noch weit davon entfernt, ein Senator zu sein wie du, aber es fühlt sich zumindest wie ein erstes Schnuppern, ein erster Schritt in die richtige Richtung an.", erzählte Dives nicht ohne Begeisterung. Dennoch blieb bei ihm noch immer dieses Gefühl erhalten, dass man irgendwie noch nicht ganz war geworden war - und das hier, im caldarium!


    "Vielleicht sollten wir ins Tepidarium weiter gehen.", sprach Dives seinen Gedanken aus, der seinem Gegenüber wohl wieder etwas aus der Luft geschnappt vorkommen musste. Als er merkte, dass er laut gedacht hatte, stutzte er ersteinmal selbst. Dann aber kam ihm die Idee, dass er selbst damit hoffentlich auch wieder etwas schneller zu denken im Stande wäre, da es ja weniger heiß wäre. Letztendlich würde sich auch die Möglichkeit bieten, so das Gespräch vielleicht auch nochmal neu zu beginnen - etwas entspannter.


    "Wie geht es eigentlich der Veneta?", schob Dives also gleich noch für einen Neuanfang nach. Zwar hörte und vor allem las Dives vieles, was die Factio betraf, doch war er eben nicht vor Ort in Roma...

    Dives nickte. Okay, dann also dort das öffentliche und hier das private Opfer. Damit waren die Örtlichkeiten geklärt. Weiterhin standen nun also auch die Daten fest und bei der genauen Stunde der öffentlichen Opferung würde sich Dives dann eben bei den Augustalen bemühen, Antwort zu bekommen. Bei der Processio würde er schließlich mit dabei sein und sowohl Startpunkt als auch Startzeit sollten ganz gut herauszufinden sein.


    Zum öffentlichen Opfer selbst - und es sah wirklich danach aus, als könnte Dives das Hauptopfer für Valerianus vollziehen - würde es sowohl nach dem privaten Opfer, wie auch mit den städtischen Augustalen Gelegenheit geben, sich auszutauschen. Bliebe nur noch die zeitliche Absprache für das Dankopfer an Iuppiter:


    "Gut, dann werde ich ANTE DIEM XI KAL NOV DCCCLXI A.U.C. (22.10.2011/108 n.Chr.) am Capitolium sein... wahrscheinlich so zur sechsten Stunde.* Ich würde mich freuen, dich dann ebenfalls hier anzutreffen. Für alles Weitere werde ich bis dahin sorgen. Ach halt! Die Eingeweideschau?" Das wäre wohl der einzige Punkt. Nicht, dass er das nicht auch schon mal gemacht hätte, aber wenn man hier einen Priester hatte (der damit sicherlich wesentlich mehr Erfahrung hatte - allein schon weil Dives noch recht jung war), dann könnte man dessen geschärften Augen vielleicht auch den Blick auf die Eingeweide überlassen. Für die übrigen Opferdiener, die Musikanten und nicht zuletzt natürlich auch die Opfergaben würde Dives sich schon kümmern. Es war ja immerhin noch über einen Monat hin.**


    Sim-Off:

    * Ich poste einfach im Verlauf des Tages irgendwann.
    ** ausgehend vom Datum meines ersten Posts

    Der Strum war weniger stark als erwartet und dass der Decurio in seinem ersten Punkt nachgab, konnte Dives immerhin schon als kleinen Erfolg werten. Über die Sache mit der Zeit zum Be- und Entladen der Schiffe musste er aber ersteinmal kurz nachdenken. Was hatte er vorher gesagt? Was sagte er jetzt? Und was forderte er jetzt? Hmm...


    "Aber wie stellst du dir das vor, dass eine Gebührenregelung erfasst, welcher Händler wieviele Tagelöhner hätte beschäftigen können? Das würde wohl erst recht diese Regelung verkomplizieren. Würde es nicht einfach reichen, wenn man der Hafenverwaltung eine entsprechende Anweisung gibt? Die haben da schließlich den genauen Überblick, was die Gewerkschaften der verschiedenen Hafenarbeiter betrifft und auch, was die Schiffe betrifft. Je nach Größe des Schiffes und Größe der Mannschaft kann zum Entladen ja dann ein bestimmer Teil aller Tagelöhner zur Verfügung gestellt werden. Beispiel: Es liegt ein Schiff im Hafen, dann hat der Schiffseigner die Möglichkeit auch über alle Tagelöhner zu verfügen, so er denn bereit sein sollte die entsprechenden Kosten dafür zu tragen. Kommt ein zweites Schiff gleicher Größe und Mannschaft, so stehen jedem Schiffseigner die Hälfte der Tagelöhner zur Verfügung, wenn nicht einer von sich aus nicht ene Hälfte beanspruchen möchte. Bei einem dritten Schiff der Größe und Besatzung dann jeweils ein Drittel. Wenn ein Eigner weniger in Anspruch nimmt, so steht dieser Teil dann wieder jeweils hälftig den beiden anderen Schiffseignern zur Verfügung..." Dives war nicht der Meinung, dass das unbedingt Teil der Gebührenregelung sein müsste. Mit ausgesprochenem Verfahren wäre gewährleistet, dass alle Schiffseigner die höchstmögliche Zahl an Tagelöhnern bekämen und dennoch alle anderen Schiffe ebenfalls schnell entladen werden. Wer nicht den ganzen ihm zur Verfügung stehenden Arbeiterpool ausnutzt, der wäre dann selbst Schuld, wenn er zu lange liegt. Auf der anderen Seite wäre aber auch gewährleistet, dass alle nicht-beschäftigten Tagelöhner auf dem Markt sind...


    "Was meine Intention betrifft, die ich damit verfolge, auch die relatove Belastung zu erhöhen: Wie du eben bereits ausgeführt hast, kann es mitunter auch vom Schiffseigner unverschuldet dazu kommen, dass ein Schiff länger als nur die kostenfreien fünf Tage im Hafen liegt. Sei es beispielsweise dadurch begründet, dass der Hafen gerade sehr viele Schiffe beherbergt und deshalb nur wenige Tagelöhner zur Verfügung stehen zum Ent- und Beladen. In dem Fall ist es eine vielleicht eine Art von Kulanz, dass die Gebühren bei einem Tag Überziehung nur einen Sesterz pro Tag betragen. Je länger ein Schiff dann aber überzieht, umso mehr muss man davon ausgehen, dass dies in der Verantwortung des Schiffseigners passiert, sodass die durchschnittlichen Gebühren, also die relativen Gebühren, nach und nach ansteigen.", erklärte Dives bereitwillig seine Absicht hinter diesem System. Nach einer kurzen rhetorischen Pause dann zeigte er sich aber auch kompromissbereit, da der wortführende Decurio hier weder sein Gesicht verlieren sollte, noch Dives zum Feind werden sollte:
    "Falls diese Regelung hier jedoch mehrheitlich auf Widerstand stößt, so könnte ich mir auch vorstellen, für eine konstante Tagesgebühr zu plädieren. Absatz eins, drei und fünf blieben davon unbetroffen, Absatz vier würde entfallen und Absatz zwei wäre nur entsprechend anzupassen, sodass wir dennoch heute in diesem Punkt zu einer Einigung kommen können - zum Wohle der Civitas!" Vielleicht hatte diese Großzügigkeit, dieses vorbehaltliche Zurückrudern, auch etwas damit zu tun, dass der Decurio zuvor selbst galant darüber hinweg gesehen hatte, dass Dives dessen Frage nach Fairness und Gerechtigkeit am Monatsende und -anfang unbeantwortet gelassen hatte.


    Sim-Off:

    PN.

    Ja, da hatte Dives wohl wirklich etwas missverstanden. Er war eigentlich davon ausgegangen, dass an den Iden jeden Monats - weil diese Tage dem Iuppiter heilig waren - stets eine Art Feiertag war. Aber gut, es war sein erstes Jahr in Arbeit (zuvor studierte er ja größtenteils und war dort weniger auf Opfer- und Feiertage bedacht gewesen). Der Aedituus lebte icherlich schon ein paar Jährchen hier in Ostia und würde demnach schon wissen, wie der Hase lief.


    "Gut, dann denke ich, dass ich ANTE DIEM VI KAL NOV DCCCLXI A.U.C. (27.10.2011/108 n.Chr.) dem Genius des Princeps ein großes blutiges Opfer bringen werde. Ich nehme an, dass Ganze wird hier am Capitolium stattfinden?", versuchte Dives zumindest das Terminliche so langsam unter Dach und Fach zu bekommen. Er war sich zwar nicht ganz sicher, ob der Aedituus jetzt auch wirklich gemeint hatte, dass Dives selbst die Ehre haben würde, Opferherr zu sein, aber falls er etwas dagegen einzuwenden hätte, dann würde er das schon sagen...
    "Und gibt es bestimmte Vorgaben, was die Stunde der Opferung betrifft? Ansonsten würde ich vorschlagen vielleicht so um den meridies rum, also zur sechsten oder siebten Stunde?" Dives hatte schließlich noch nie öffentlich für den Princeps geopfert.


    Dann ging es um das Dankopfer an Iuppiter. Das Aedituus riet Dives klar und deutlich von den Iden ab. Er sprach von einem 'beliebigen Tag'. Da konnte sich Dives natürlich nicht gegen stellen. Das Opferfleisch betreffend musste Dives dann aber noch kurz schmunzeln. Sah er schon so alt aus, dass sein Gegenüber glaubte, er hätte eine Familie? Und gut, die Quaestur war etwas angesehener als das Aedilat, aber Klienten? Aber Dives ließ es einfach mal unkommentiert, da der Tempelvorsteher sicherlich auch so seine Floskeln hatte, die nicht unbedingt auf einen Dives zugeschnitten waren.


    "Darf ich dann vielleicht einfach vorschlagen, dass ich mein Dankesopfer an Iuppiter dann fünf Tage vor der öffentlichen Opferung vollziehe? Unter dem Gesichtspunkt wäre es mir dann auch ganz lieb, wenn du oder einer deiner Collegae mir dabei etwas über die Schulter schaut...", erkundigte sich Dives. Bei einem öffentlichen Opfer durfte schließlich erst recht nichts schief gehen, da man zwar notfalls Sühneopfer bringen könnte, dennoch im Fall der Fäle sein Ansehen verspielt hätte.
    "Also, es ist ja nicht mein erstes Opfer, aber wenn sich einfach jemand beobachtend im Hintergrund halten würde, mit dem ich dann nach der ganzen Opferzeremonie kurz sprechen könnte... Das wäre ganz schön." Nicht dass der Aedituus noch dachte, dass er es hier mit einem absoluten Laien zu tun hätte, dem er Schritt für Schritt noch alles erklären müsste. Doch für ein-zwei Hinweise oder Tipps vor der öffentlichen Opferung wäre Dives natürlich dennoch dankbar - und nicht zuletzt wäre es ja wohl auch im Interesse der Priesterschaft, wenn an dem Tag alles reibungslos verliefe...

    KLATSCH! Volle Breitseite. Dives hätte lügen müssen, müsste er behaupten, dass dies nicht auch schmerzte. Aber jetzt Schwäche zeigen? Nein! Auch wenn er sich durch die Bezeichnung als realitätsferner Bürokrat schon etwas beleidigt fühlte. Immerhin wurde die Liste der sehr lange liegenden Schiffe ja schließlich mit seinen Notizen und unter seiner Instruktion angefertigt. Doch jetzt musste das Motto eben heißen: Aushalten, sich aufs Wesentliche konzentrieren und nach Möglichkeit Stärke zeigen. In freundlich-versöhnlichem Ton begann Dives:


    "Aber werter Decurio!
    Natürlich ist mir auch klar, dass der Platzbedarf von 200 großen und 200 kleinen Schiffen differiert. Dennoch ist es doch aber nötig, dass wir uns an das halten, was die Curia selbst an Regelungen und Verordnungen festgeschrieben hat. Gerne kann aus meiner Sicht ein Antrag auf Änderung dieses Passus gestellt werden, doch stehe ich eben heute hier als Quaestor vor euch allen und vertrete eben entsprechend mein Metièr."
    Als Quaestor hatte Dives sich um die Finanzen zukümmern und das tat er. Und wenn eben die Hafenverordnung vorsah, das es genau 200 Liegeplätze zu geben hatte, dann war dem eben so. Und wenn die Hafenverwaltung auch dementsprechend genau arbeitete, dann würde sie auch kein 201. Schiff in den Häfen anlegen lassen - unabhängig davon, ob nun noch Platz wäre oder nicht.


    "Dann zum Be- und Entladen: Was möchtest du hier genau für einen Punkt machen? Ich meine, dein letzter Satz sagte aus, dass große Schiffe eigentlich länger zur Reparatur liegen würden, aber dass es auch sein kann, dass dem nicht so ist und stattdessen die kleineren Schiffe länger zur Reparatur brauchen. Aus dieser Aussage kann ich beim besten Willen nicht erkennen, worauf du hinaus willst...", sprach Dives noch immer ruhig, sachlich, freundlich, wenngleich so ein Gefühl gegen das Innere seiner Bauchdecke drückte und pochte und schlug und mit aller Gewalt einfach nur raus wollte. Aber seit dem Verlust seiner Eltern - von dem er in kurzem Abstand erfahren hatte - war er ganz gut trainiert darin, Gefühle einfach runter zu schlucken.


    "Und letztlich zur Staffelung der Tagessätze: Da scheint der Unterschied zwischen relativer Belastung und absoluter Belastung nicht ganz klar zu sein. Drum möchte ich es nochmal versuchen zu erklären. Ein Schiff, für welches nur an einem Tag eine Gebühr zu zahlen wäre, würde man nach meinem Vorschlag absolut einen Sesterz entrichten müssen; relativ einen Sesterz pro Tag. Ein Schiff, für das Gebühren an zwei Tagen entrichtet werden müsste, kämen absolut drei Sesterzen auf den Schiffseigner zu, was relativ 1,5 Sesterzen pro Tag sind. Folglich wird derjenige Schiffseigner relativ gesehen stärker belastet, dessen Schiff eine längere Liegezeit hat." Dives machte eine kleine rhetorische Pause, die jedoch auch dazu diente, kurz darüber nachzudenken, wie er die wohl größte Schwachstelle seines Systems geschickt wettmachen könnte. Dass es dafür kein Recht oder ähnliches gab, war klar. Vielmehr suchte Dives nach einem passenden Beispiel, aus welchem hervorginge, dass man manchmal eben einfach Glück haben musste. Die Regelung brauchte einfach einen Endpunkt, an dem regelmäßig die Gebühren der Stadt zuflossen, wofür die Kalenden prädestiniert waren. Wer außerdem regelmäßig zu Fortuna und Neptun betete, der hätte sicherlich nicht so das Problem damit. Und vor allem hielte sich die Differenz ja auch im Rahmen, solange man nicht Ewigkeiten im Hafen lag. Im Prinzip also eigentlich nicht so schlimm - aus Dives' Sicht. Wie dem auch war, Dives fand kein Beispiel, sagte folglich auch weiter nichts und machte sich auf den verbalen Sturm des Decurios gefasst, der ihn wohl gleich überkommen würde...

    Theon - Retiarius


    Oh! Da wich der Secutor doch tatsächlich gleich erstmal zurück. Nun da schien der Fisch wohl deutlichen Respekt vor dem Netz des Fischers zu haben! Das freute den Retiarius natürlich - sichtlich, denn er hatte ja keinen Helm, der sein gemeines Grinsen hätte verbergen können. Ja, diese Kampfhaltung sorgte bei Theon für zusätzliche Sicherheit in der Arena...


    BAM! Bam-bam-bam-bam-bam!


    Das 5kg-Netz war das erste Mal ausgeworfen worden und traf allerdings nur auf das gegnerische scuntum, hinter dem sich Pintytus versteckte. Doch die gewichtigen Enden, die diesen kleinen Trommelwirbel auf dem Schild verursacht hatten, waren eben auch erstmal auszuhalten. 5kg plus Beschleunigung wäre nicht unbedingt ein Pappenstiel. Ein paar solcher Angriffe, dann würde der Secutor wohl angreifen müssen. Andernfalls würde der Fisch wohl baden gehen... in seinem eigenen Schweiß!


    Direkt nach dem Aufprall zog Theon das Netz über die Kordel wieder zurück. Es landete sicher wieder in seiner Hand. Es folgten wieder hier eine Finte und dort. Der Retiarius müsste nur aufpassen, dass er nicht zu leichtsinnig wurde. Aufgrund der bescheidenen Ausrüstung besaß er schließlich allerhand Lücken, die er nur durch seine Schnelligkeit im Ausweichen und durch Einsatz von Netz und Dreizack würde ausgleichen können. Ein Treffer wäre unweigerlich ein Treffer - keine Beinschiene, kein Helm, die da irgendetwas abfingen.


    "Na komm, mein kleines Goldfischchen!", rief Theon aus vermeintlich sicherer Entfernung. Er war sich so sicher, dass er auch einer verbalen Provokation einfach nicht widerstehen konnte...

    Das Problem wäre weniger, dass Dives keine Zeit hätte, wenngleich auch er gewisse Bürozeiten hatte, sondern vielmehr, dass die Bevölkerung ja auch Zeit haben sollte, was vor allem die dies nefasti publici in den Mittelpunkt rücken würde. Dem Aedituus schien wohl langsam auch klar zu werden, dass Dives ein schwieriger Kunde war...


    "Naja, da hast du zweifelsohne recht, aber die letzten Vulcanalia sind ja gerade vorbei, wenn ich mich nicht täusche...", warf Dives ein. Falls er nicht ganz verkehrt war, dann war der Wahlausgang sogar an jenem Tag verkündet worden. Ergo wäre der Tag im Allgemeinen sehr gut, jedoch im Speziellen wohl eher weniger gut geeignet.


    "Und wenn ich ein Opferbankett für die Iden des October öffentlich ankündige?", kam er folglich auf den ersten Vorschlag zurück. Es käme Dives schließlich wirklich gelegen, wenn er mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte: Dankesopfer für Iuppiter an einem seiner Ehrentage und ein sich-beim-Volk-in-Erinnerung-rufen, um einer Kandidatur zum Duumvirat mehr Chancen zu geben.


    "Das Bankett müsste ja auch nicht unmittelbar auf das Opfer folgen...", deutete Dives an, dass ihm die Anwesenheit der Bevölkerung beim eigentlichen Opfer eh nicht ganz so wichtig wäre. Hauptsache eben, dass man seinen Namen mit dem Bankett verbinden würde...

    Hä? Der vorletzte Satz von Sedulus musste Dives' Gehirn zweimal passieren, um einmal verstanden zu werden. Und stante pede kam seine Erinnerung an die fragwürdige Bedienung in der Taverna, in der er mit Rufus gewesen war, hoch. Glücklicherweise würde man die Röte, die nun in Dives Gesicht aufstieg, wohl nicht als solche bemerken. Aber war Sedulus nicht verheiratet? Oder dachte er bei diesen Worten an seine Frau? Oder wäre es schlicht egal, weil es keine diesbezüglichen gesellschaftlichen Einschränkunge gab? Das Thema überforderte Dives - und das, wo sie die Thermen gerade erst richtig betreten hatten! Beim Iuppiter, was gäbe Dives in diesem Moment nicht alles für einen Vater...


    "Ähm... Hmhm... Ja... Eh...", druckste Dives rum. Themenwechsel! Themenwechsel! Dives' Denkapparat lief auf Hochtouren, das heißt eigentlich liefe er auf Hochtouren, wenn es denn nicht so warm wäre. Bei Hitze arbeitete nämlich nicht nur Dives selbst langsamer, sondern auch seine Gedanken ließen sich etwas mehr Zeit. Verdammt, er brauchte eine gute Überleitung zu einem anderen Thema.


    "Wie geht es eigentlich deiner Familie?", platzte Dives heraus. Autsch! Das war weder der Wechsel zu einem für Dives angenehmeren Thema, noch sonderlich elegant gelungen und erst recht nicht gerade unauffällig. Bliebe die Frage, ob Sedulus erkennen würde, dass Dives einfach noch sehr, sehr grün hinter den Ohren war oder ob ihm einfach nur auffiele, dass er seltsam reagierte. Vielleicht würde er ja sogar diese Ungeschicktheit großzügig übergehen...


    "... und auch so allgemein...", schoss Dives noch einen Nachsatz nach und im Augenblick, da er dies aussprach, tadelte er sich gedanklich auch gleich wieder dafür. Jetzt wäre er äußerst dankbar für Plutos von den Zyklopen erschaffenen Helm. Unsichtbar werden oder einfach im Boden versinken, ja...

    Unschlüssig war Dives gewesen. Natürlich war Centho das Treffen mit dem Vescularier ein paar Mal zusammen mit ihm durchgegangen, doch jetzt hier vor ihm zu stehen, das war dann alles doch nochmal etwas anders. So verpasste er eine Begrüßung des Praefectus Urbi gleich zum Zeitpunkt, als Centho ihn vorstellte. Aber das könnte man ihm hoffentlich auch als höfliche Geste auslegen, seinen Cousin nicht zu unterbrechen. Zum Glück hatte dieser ja auch gleich weitergesprochen und nicht erst gewartet. So würde es vielleicht gar nicht mal aufgefallen sein.


    "Salve Praefectus!", grüßte dann auch Dives gleich nach seinem misenischen Verwandten. So sehr er auch gehofft hatte, etwas aus Augen oder dem Gesicht allgemein zu lesen, hatte er dennoch nichts erkennen können. Folglich war er immernoch im Unklaren darüber, wie es hier nun weitergehen würde. Der Zahlenfreund in ihm hätte wohl gesprochen, dass er nicht wüsste ob das Vorzeichen dieser Vorladung positiv oder negativ wäre. Vergleichbar mit der Null als einzige 'neutrale' Zahl zwischen den unendlich vielen positiven und unendlich vielen negativen Zahlen, stand auch für Dives fest, dass es höchst unwahrscheinlich sein würde, dass genau dieser neutrale Fall hier eintreffen würde und Salinator auf einem neutralen Standpunkt stehen würde.


    Wie auch Proximus mit seinem Geschenk abwartete, so wusste auch Dives, dass der Zeitpunkt der Schenkung ein anderer sein müsste. Drum hatte Dives seinen Sklaven Antinoos schließlich auch beauftragt eben nicht fern ab zu stehen, aber dennoch möglichst unauffällig, wie es sich für einen Sklaven eben schickte. Aber auch falls ein Auge auf ihn fiel, so ließe sich die Gabe nicht gleich erkennen, da sie für den Transport und zum Schutz vor neugierigen Blicken in ein großes Tuch eingepackt war...

    Dives wollte aber dem besondersten aller Götter an einem besonderen Tag opfern. Drum überlegte er kurz, aber ihm fiel kein Feiertag zu Iuppiters Ehren mehr im Monat September ein. Der nächste wäre wohl erst wieder zu den nachfolgenden Iden. Doch fanden da nicht auch schon wieder irgendwelche anderen Festlichkeiten statt?


    "Ja, das ist mir bewusst. Doch will ich wirklich sicher gehen, dass der Größte und Beste mich hört, dann wäre bestimmt ein Tag geeignet, an dem er sowieso ein ganz besonderes Auge auf seine Tempel und die Geschehnisse hat, oder?" Damit bezweifelte Dives keinesfalls, dass er nicht auch an anderen Tagen Gehör finden würde, doch sicher war irgendwie besser.


    "Als nächster Termin würden dann wohl erst die Iden des October in Frage kommen, nehme ich an. Wenn mich aber nicht alles täuscht, dann findet zeitgleich auch das Equus October statt. Das ist hoffentlich weniger ein Problem?", fragte Dives vorsichtig. Zwar wurde besagtes Fest zu Ehren des Mars gefeiert, doch wurde das Pferderennen ja traditionell von der Priesterschaft organisiert. Wenn nicht allgemein, dann zumindest aber vielleicht außerhalb von Roma würden dafür sicherlich nicht nur die Priester des Mars herangezogen werden. Zumindest hatte Dives da seine Zweifel, weshalb er eben einfach nachfragte.


    "Ich würde dann auch gerne das Opferfleisch der Bevölkerung zu Gute kommen lassen, wenn das möglich ist." Allein deshalb würden sich die Meditrinalia, die Dives im October noch eingefallen waren schon eher weniger eignen. Die Bürger sollten schließlich auch wissen, wem sie die Gaben zu verdanken hatten. Die nächsten Wahlen klopften schließlich auch schon so langsam an die porta.