Wenn Dives nicht selbst mit seinem Vorschlag für diese Unruhe gesorgt hätte, dann würde er jetzt wahrscheinlich breit in sich hinein grinsen. Wie sich zeigte, gab es aber auch andere, denen das Ganze ebenfalls eher ein Lächeln zu entlocken schien, die die Regelung 'lustig' fanden. Wieder andere hingegen erweckten den Anschein, die Punkte im Zusammenhang nicht wirklich zu verstehen und malten mit Klagedrohungen die schlimmsten Szenarien an die Wand. Als wenn die Bevölkerung sonst alle Gesetze und Verordnungen verstünde! Haargenau das tat sie schließlich eben nicht - wofür sonst gab es Rechtsver... Juristen! Und letztendlich waren da natürlich noch die Leute, die das Problem pragmatisch angingen und weniger an dem System, als viel mehr an konkreten Parametern Veränderungen erwirken wollten. Aber erst nach dem Vorschlag der Gebührenstaffelung bekam Dives überhaupt die Möglichkeit, sich selbst wieder aktiv einzuschalten:
"Werte Herren, werte Herren! Bitte beruhigt euch!", meinte Dives mit flachen nach unten zeigenden Händen, die er leicht auf und ab bewegte. Als es ruhiger geworden war, setzte er fort...
"Danke. Ich versuche jetzt mal auf alle Punkte einzugehen, die ich gehört habe. Gut, also zunächst ist einigen hier das System scheinbar etwas zu kompliziert formuliert. Das ließe sich prinzipiell natürlich ändern, sofern jemand einen anderen Formulierungsvorschlag hat. In einfacher Sprache läuft es darauf hinaus, dass man am ersten gebührenpflichtigen Tag einen Sesterz zu zahlen hat, am zweiten Tag zwei Sesterzen, am zehnten Tag zehn Sesterzen und so weiter.", erklärte Dives ruhig und in der Hoffnung, dass damit das System selbst nun ersteinmal bei wirklich jedem angekommen war. Das würde nicht zuletzt die Unruhe nochmals etwas minimieren.
"Der Punkt, dass wir mit einer solchen Regelung das Aufsehen auf uns lenken, ist vielleicht auch gar nicht so verkehrt, denn Sinn und Zweck dieser Abgabe soll ja nicht primär sein, dass wir damit das große Geld machen. Das ist lediglich eine erfreuliche Nebenerscheinung. Hauptsächlich sollte unser Interesse der Wirtschaftlichkeit unserer Häfen gelten und da müssen die Leute eben merken, dass Zeit Geld ist. Für jeden Bürger wird verständlich sein, dass es eine kostenfreie Liegezeit gibt und eine Zeit danach, die etwas kostet. Das Verständnis reicht völlig aus, um zu dem Ergebnis zu kommen, dass man gewisse Prozesse eben gegebenenfalls beschleunigen muss. Nicht zuletzt zwingen wir damit unsere Händler zu ihrem Glück, da effizienterer Handel auch für den einzelnen Händler erhöhten Profit verspricht." Dives machte eine rhetorische Pause. Das wäre die Sache aus Sicht der Händler.
"Verklagen wird uns da wohl mitnichten jemand, da die Regelung eindeutig ist und keinen Interpretationsspielraum lässt. Gegen sonstige Verordnungen oder Gesetze klagt schließlich auch niemand, nur weil er sie nicht versteht." Das war ein wichtiger Punkt, sodass auch hier wieder eine rhetorische Pause angebracht erschien.
"Schlussendlich noch zum System selbst: Es hat durchaus seinen Sinn, dass ich keinen konstanten Tagessatz fordere, sondern eine tagesweise Staffelung vorschlage. Denn aus meiner Sicht ist es nur sinnvoll, dass diejenigen Schiffeigner auch proportional stärker zur Kasse gebeten werden, deren Schiffe Anlegeplätze auch länger in Beschlag nehmen. Wer die kostenfreie Liegezeit nur einen Tag überzieht, der blockiert den Platz nicht so lang, wie derjenige, der zwei Tage überzieht. Folglich zahlt der erste Schiffseigner einen Sesterz für den überzogenen Tag, während der zweite durchschnittlich 1,5 Sesterzen zahlt." Soviel zum mathematischen Verständnis. Dives versuchte ruhig und sachlich und möglichst auch für alle Anwesenden verständlich zu erklären, wie genau er diesen und jenen Punkt eben meinte.
"Den Gedanken einer weiteren Staffelung auch nach Schiffsgröße hatte ich auch. Doch in der aktuellen Hafenverordnung, die ich extra hatte austeilen lassen, ist genau ersichtlich, dass das keinen Sinn ergeben würde. Es steht klar geschrieben, dass die Häfen über 200 Anlegeplätze verfügen. Punctum. Es steht nicht geschrieben, dass wir nur 150 Plätze haben, wenn nur große Schiffe anlegen wollen oder dass wir gar 250 Plätze haben, wenn nur kleine Schiffe anlegen wollen. Nein, es ist exakt von 200 Plätzen die Rede. Folglich blockiert ein Schiff - egal welcher Größe - genau einen Anlegeplatz, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Damit bleibt nur noch das Argument mit dem zu ent- und beladenen Raum. Doch auch dagegen halte ich, denn ein größeres Schiff hat wohl auch eine größere Besatzung, sodass die Vorgänge des Ent- und Beladens schneller vonstatten gehen dürften. Die benötigte Zeit sollte also in etwa übereinstimmen. Nicht zuletzt habe ich genau diese Punkte ja auch großzügiger mit 1,5 statt nur einem Tag angesetzt.", meinte Dives zum Abschluss. Er hoffte alle Punkt erfasst zu haben und auch genügend präzise und verständlich darauf eingegangen zu sein, sodass zumindest die Mehrheit ihn hoffentlich verstanden und seine Worte nachvollzogen hatten.
Es folgte ein fragender Blick, der durch die Reihen zog. Wenn jemand auf Dives Worte antworten wollte oder neue Aspekte ins Spiel bringen wollte, dann wäre folglich jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Andernfalls würde der sitzungsführende Duumvir sicherlich die Abstimmung einleiten. Natürlich hoffte Dives auf letzteres, doch war er dennoch bereit, auch weiter zu diskutieren. Mal sehen, wie es weitergehen würde...