Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Ein zweites Mal zurück aus Ostia. Der erste Weg in Roma führte Dives natürlich in die Casa Iulia, wo er natürlich auch sofort durch den Ianitor der Casa eingelassen wurde. Schließlich gehörte Dives selbst ebenfalls zu den Iulii, die hier wohnten und er würde wohl auch zumindest ein-zwei Nächte bleiben, bis er alle Stationen, die er anzulaufen gedachte, auch tatsächlich angelaufen hatte.


    Im Atrium angekommen, schickte er zunächst seine ihn begleitenden Sklaven mit seinem Gepäck in sein Cubiculum und ließ dann durch einen Bediensteten des Hauses seinen Cousin, Lucius Iulius Centho, über den Besuch informieren...

    Ein Bote aus Ostia gab einen Brief an der Casa ab:


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/al…epunkt/Payiosbreit1-1.jpg]
    Ad
    Lucius Flavius Furianus
    Casa Flavia
    Misenum, Italia



    Salve Consulare Flavi,


    Es ist eine meiner Pflichten als Quaestor Ostiensis, die Aufsicht über die Stadtkasse der Civitas Ostia zu führen und sämtliche Einnahmen und Ausgaben der Civitas genaustens zu kontrollieren und zu überwachen. Des Weiteren fällt mir die Aufgabe zu, dich, als Eigentümer des Navis Actuaria "Penelope", um die Zahlung der nach ausgehängter neuer Hafenverordnung fälligen Gebühren zu bitten.


    Da besagte Neufassung der Hafenverordnung erst seit ANTE DIEM V ID OCT DCCCLXI A.U.C. (11.10.2011/108 n.Chr.) Gültigkeit besitzt, erfolgt die Berechnung der Abgabe auch erst mit diesem Tag. Abzüglich der verordnungsmäßig 10 kostenfreien Liegetage, bleiben für den Monat November somit noch genau 11 kostenpflichtige Liegetage à 20 Sesterzen. In Summe sind für den vergangenen Monat folglich 220 Sesterzen an Gebühren zu begleichen, die ich dich im Folgenden bitte, nach Ostia (Konto: 1217) zu überweisen.


    Weiterhin möchte ich dich höflich um eine möglichst zeitnahe Zahlung der Hafengebühr bitten, spätestens aber bis zu den ID NOV DCCCLXI A.U.C. (13.11.2011/108 n.Chr.). Denn sollte bis dato keinerlei Reaktion deinerseits erfolgt sein, so ist die Civitas Ostia gezwungen, über entsprechende Maßnahmen zu befinden. Dies liegt jedoch weder im Interesse der Civitas Ostia, noch gehe ich davon aus, dass es in deinem Interesse liegt.


    Mögen die Götter dich und die Deinen schützen.
    Vale bene.


    Marcus Iulius Dives
    QUAESTOR - OSTIA




    Anbei zum Brief fand sich auch noch eine Kopie der aktuellen Hafenverordnung.

    Nun war es also soweit: Die Änderung der Hafenverordnung war durch die Curia und der Monat zu Ende gegangen. Mit den Kalenden des November stand heute das erste Mal die Eintreibung der Gebühren. Wie versprochen, hatte Dives es übernommen, die Hafenverwaltung dahingehend einzuarbeiten. Man hatte gemeinsam geschaut und nachgeforscht, welche Schiffseigner der "Hafenblockierer" überhaupt noch lebten. Sehr viele waren das nämlich nicht. In diesen Fällen würde es nämlich durchaus ausreichend sein, eine entsprechende Nachricht zu senden. In allen anderen Fällen müsste zunächst herausgefunden werden, wem das Schiff überhaupt gehörte, bevor man von der entsprechenden Person Einnahmen verlangen könnte. Das war wohl die Hauptarbeit - und fiel in voller Höhe Dives zu.


    Das Ausrechnen der zu zahlenden Gebühren gestaltete sich äußerst einfach. Denn erst mit Eintritt der neuen Hafenverordnung trat diese ja in Kraft, sodass alle Schiffe gleichermaßen von da an die 10 kostenfreien Liegetage genossen, bevor für die restlichen Tage des Monats die Abgaben anfielen. ANTE DIEM V ID OCT DCCCLXI A.U.C. (11.10.2011/108 n.Chr.) war also der erste kostenfreie Liegetag, sodass ab einschließlich ANTE DIEM XII KAL NOV DCCCLXI A.U.C. (21.10.2011/108 n.Chr.) Gebühren fällig wurden. Das Ganze bis zum Ende des Monats waren also 11 Tage, multipliziert mit 20 Sesterzen pro Tag, ergaben folglich 220 Sesterzen - für jedes Schiff, dass seither den Hafen nicht verlassen hatte. Dives machte eine Liste, sortiert nach Gens der Eigentümer...


    ~~ NOTATIO DIVITIS ~~


    POTVS OSTIENSIS
    NAVES




    Sim-Off:

    = Anlegeplatz des Schiffs (bzw. Link zum Thread)


    Stand: 01.11.2011



    Für den Flavier reichte also ein Brief. Die Aurelier mussten persönlich aufgesucht werden. Den Decimern musste ebenfalls ein Besuch abgestattet werden, wenngleich einer der Schiffseigner noch am Leben war. Dafür müsste man dann für den nicht unbedingt noch einen Brief schreiben. Da Dives bei seiner Verwandtschaft eh vorbeischauen würde, war die Sache des iulischen Schiffes ebenfalls kein Problem. Dann müsste auch die Gens Ocavia persönlich besucht werden, da sich bei einem allgemeinen Schreiben an die Gens wohl kaum jemand angesprochen fühlen würde und folglich die Zahlung ausbleiben würde. Weiterhin müsste Dives dann noch den Magister der Socii Mercatorum Aurei anschreiben. Neben einigen weiteren bliebe dann noch ein peregrines Schiff, bezüglich dessen Dives noch vor Abreise nach Roma in der tylusischen Vertretung in Ostia vorbeischauen würde.


    Mit diesen Informationen machte sich Dives also auf nach Roma...


    Sim-Off:

    Edit: Korrektur eines Irrtums bzgl der SMA.

    Nachdem Dives die Bekanntmachung bezüglich der nächsten Wahlen gelesen hatte, dauerte es nicht sehr lang, bis er sich von seinem quaestorischen Officium einige Zimmer weiter zum Officium der Duumviri begab. Da dieser Tage die Bewerbungen auf die verschiedenen Ämter der Stadtverwaltung bekannt abgegeben werden konnten und folglich nicht unbedingt davon auszugehen war, dass die Duumviri gerade keinen Besuch hatten, meldete sich Dives zunächst erstmal beim entsprechenden Scriba vor dem Officium an. Ihm zur Seite stand sein unterstellter Scriba Asinius Celer.


    "Salve. Quaestor Iulius Dives und sein Scriba Asinius Celer bitten um ein Gespräch. Es geht um unsere Kandidaturen bei der kommenden Wahl.", meldete er sich also ganz offiziell. Dem Vorzimmerbeamten war zumindest Dives sicherlich auch so bekannt, aber Form war eben Form.


    "Salve.", grüßte auch Celer.


    Unabhängig davon, wie schnell gewisse Dinge voran kommen würden, hatte sich Dives nämlich entschieden, seinen ursprünglichen Plan einer Kandidatur zum Duumvir weiter zu befolgen. Für einen richtigen Wahlkampf in Roma würde nämlich wohl kaum genügend Zeit bleiben, wenn überhaupt genug Zeit bleiben würde, um gleich bei der kommenden Wahl zu kandidieren. So hingegen konnte es ihm beinahe egal sein, wie lange die Mühlen der Bürokratie mahlten und seine begonnene Arbeit hier in Ostia fortsetzen. Nicht zuletzt würde er mit seiner Arbeit hier hoffentlich auch noch ein bisschen Anerkennung einheimsen können, während er sich gleichzeitig hoffte, zumindest etwas vor Missgunst zu schützen...

    Theon - Retiarius


    Es zeigte sich nun also mehr als deutlich, wie überlebenswichtig der Dolch eines Retiarius wirklich war. Hätte Theon diesen vorhin nicht verloren, so hätte er die Kordel, die den umgelegten Ledergurt mit dem Netz verband, schlicht durchtrennen können und der Kampf hätte danach aufgegeben oder weiter ausgefochten werden können. Aber so hatte er momentan keine Alternative, als zu versuchen, diese Kordel irgendwie durchzubeißen. Wie wollte Theon in dieser Situation seine Waffen fallen lassen, wo er unweigerlich mit dem Netz verbunden war und sich dieses nun beim seinem Gegner verfangen hatte? Es ging nicht. Und auch seine Zähne waren keine Dolche, die zum Durchtrennen der Kordel in diesem kurzen Moment gereicht hätten...


    In seiner Verzweiflung antwortete er nicht nur deshalb nicht auf die Frage des Secutors, weil er den Mund voll hatte, sondern auch, weil er in seiner Panik voll und ganz auf diese Kordel fixiert war und ansonsten nichts weiter wahrnahm. Es folgte ein kräftiger Ruck, der ihm die Kordel aus dem Mund zog. Dann spührte er, wie über die Kordel mit leichter Verzögerung auch der Rest seines Körpers hinterhergezogen wurde, sodass er binnen kurzem direkt vor seinem Kontrahenten zum Stehen kam. Noch bevor er fähig zu irgendeiner Reaktion gewesen wäre, spührte er einen stechenden Schmerz der von seiner linken Seite rasend schnell bis zur Körpermitte vordrang. Mit weit aufgeschlagenen Augen, in denen man den Hauch von Ungläubigkeit sehen konnte, blickte er den Secutor an. Die Zeit schien plötzlich still zu stehen.


    Nach und nach schwanden Theons Kräfte. Was ihm selbst nochmals wie eine halbe Ewigkeit vorkam, ging wohl in Realität doch um einiges schneller. Er merkte, wie er das Gefühl in seinen Finger verlor und keinerlei Kontrolle mehr über sie hatte. Dann schienen ihn auch seine Beine nicht mehr tragen zu wollen und langsam fiel er zu Boden. Im Fallen wandte er seinen Kopf nach rechts, wo er tausende zuschauender Gesichter in weiter Ferne sah. Dazu in der Mitte seines Blickfeldes: Die Kaiserloge mit einem gewichtigen Mann in deren Mitte. Dann fühlte er den warmen Sand unter sich und mit jedem Ausatmen wurde er wieder ein Stück leichter und er hatte weniger Schmerzen. Irgendwann spührte und hörte er gar nichts mehr und nur noch sein Blick verband ihn mit der irdischen Welt. Doch auch hier verschwammen nach und nach die verschiedenen Konturen und ein buntes Farbenmeer wurde zu einer Farbmasse, in deren Mitte immernoch der editor der Spiele war.


    Dann begann sich auch das letzte Bild seines Lebens aufzulösen: während es in seinen Augenwinkeln langsam immer dunkler, fast schwarz wurde, wurde der Praefectus immer blasser und blasser, bis er schließlich vollkommen in einem weißen Punkt unterging. Es sah plötzlich so aus, als würde sich Theon unter einer enorm langen Brücke befinden, die immer breiter wurde, sodass sich das Ende also immer weiter von ihm entfernte. Wo er hier wohl gerade war? Der Retiarius könnte nichtmal sagen, ob er gerade im Fallen oder Aufsteigen begriffen war, wobei er von Ersterem ausging, da eine Apotheosis wohl kaum einem einfachen Gladiator zustehen würde. Ober Pluto damit jetzt direkt in die Arme fiel? Oder fiel er gar kopfüber und merkte es nicht? Nein, dann würde das Licht nicht immer kleiner werden und mittlerweile handelte es sich dabei wirklich nurnoch um einen kleinen Punkt, vergleichbar mit einem Stern am schwarzen Nachthimmel. Und bei diesem Gedanken 'sah' Theon dann eine Sternschnuppe und es ward ewige Nacht.



    Dass diese Sternschnuppe in Realität die Klinge eines Messers war, die ihm die Kehle durchschnitt, nachdem er aus die Arena durch die Porta Libitina in einem separaten Raum verlassen hatte, nahm er nicht mehr wahr...

    Ach, hier würde auch Dives deutlich länger verweilen können. Es war schließlich etwas kühler, wenngleich immernoch sehr warm und vor allem drückte ihm keine Hitze warmen Wassers auf die Brust. Für einen Außenstehenden musste sich dies sicherlich bescheuert anhören, aber wer das Gefühl kante, wüsste sicherlich, was gemeint war.


    "Die Factio Russata..." Dives kramte etwas in seinem Gedächtnis. Als Sekretär der Factio Veneta hatte er natürlich viele Daten und Fakten im Kopf; neben denen der Veneta natürlich auch die anderer Factiones. Er müsste sich nun eben "nur" erinnern... und möglichst an die richtigen Informationen. Da half der Hinweis, wer der Factio vorsaß, schon ein wenig.


    "Ah, genau. Deren Proteneas ist doch der derzeit stärkste Rivale von Tolimedes. Insofern würde diese Zusammenstellung ein durchaus hochklassig spannendes Rennen versprechen. Wenn mich allerdings nicht alles täuscht, so hat die Russata aktuell nur drei wirklich aktive Aurigae.", meinte Dives. Dass 'aktuell' hier in Ostia natürlich nicht unbedingt das gleiche war, wie in Roma, da Dives sich hier auf seine Informaten voll und ganz verlassen musste und sich nicht auch selbst einmal der Angaben versichern konnte, war klar. Auf der anderen Seite gab es schon seit längerem keine größeren Wagenrennen in der Hauptstadt und das waren schließlich die Zeiten, in denen die meisten Aurigae-Verpflichtungen zustande kamen.


    "Ich weis nicht, ob der Princeps Factionis der Russata sich damit arrangieren könnte. Natürlich würde ich versuchen dies irgendwie durchzudrücken, zumal der Trainingseffekt aller Fahrer damit stiege, doch versprechen kann ich nichts. Wir sollten also vielleicht auch schonmal überlegen, welcher unserer Aurigae im Zweifelsfall unter den Zuschauern Platz findet.", denn von einem Vorlauf würde Dives nur abraten. Damit wäre die Entscheidung zwar relativ objektiv getroffen, aber für den Endlauf wären alle Fahrer der Veneta leicht benachteiligt. Zudem wäre etwas Taktieren auf diese Weise möglich. Doch mal sehen...


    "Ach, und was mir gerade einfällt: Die Russata hat derzeit nur einen Princeps Factionis und keinen Vicarius, oder? Dann würde sich auch die Frage stellen, inwiefern der Senator Purgitius überhaupt anwesend ist und Zeit zur Organisation seinerseits hat. Hat er sonst noch irgendwelche auswärtigen Verpflichtungen?", womit Legionslegate, Statthalterschaften oder sonstige Ämter gemeint waren, für deren Ausübung der Senator Roma regelmäßig verlassen musste. Ansonsten müsste Dives sich ja auch noch darum kümmern, herauszufinden, an wen er sich sonst zu wenden hatte.


    "Da hast du natürlich auch Recht.", antwortete Dives mit einem Grinsen zur Sache des Conventus. Wer unterhielt sich schließlich gerne über eigene Niederlagen, besonders wenn sie noch ganz frisch waren?


    "Du willst abtreten?", machte Dives große Augen und die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Diese Idee fand er ja gar nicht gut! Einerseits war Sedulus derjenige, der sich in letzter Zeit aus Dives' Sicht am stärksten um die Factio bemüht hatte, sodass sich ganz klar die Frage der Nachfolge stellen würde. Auf der anderen Seite würde dies natürlich auch Dives' Einfluss mindern, da fraglich wäre, inwiefern ein Nachfolger überhaupt die Dienste eines Sekretärs, der zudem Iulius Dives hieß, benötigen würde. Es gab schließlich auch Zeiten, in denen man ganz ohne ausgekommen war...


    "Ich meine, ich kann dich durchaus verstehen. Aber sieh es mal aus Sicht der Factio. Wer sollte dir in deiner Position würdig nachfolgen? Und du hast ja sogar vorgeschlagen den gesamten Vorstand, also auch den Princeps Factionis neu zu wählen. Wer bitte soll genug Erfahrung für diese Posten haben, zudem in Roma tätig sein und auch noch ein Quäntchen Zeit mitbringen? Dass Letzteres wohl kaum jemand zur Genüge hat, ist klar. Viele Sodales sind schließlich bereits Eltern, haben zumeist mehrere Sodalitätsmitgliedschaften und eine Arbeit.", versuchte Dievs zunächst mögliche Argumente gegen einen Rückzug Sedulus' aus der Führung der Factio Veneta zu finden. Dann kam der nächste Punkt in seiner Überzeugungs-/Überredungsstrategie:


    "Eigentlich dachte ich eher, dass du, der jetzt über einen längeren Zeitraum die Führung der Factio de facto übernommen hat, nun auch nach der eigentlichen Position des Princeps Factionis strebt! Ich könnte mir - ganz ehrlich - derzeit niemanden besser in diesem Ehrenamt vorstellen!", versicherte Dives mit überzeugtem Gesichtsausdruck. Damit würde der erste Teil seiner Worte weniger nach Überredung zum Weitermachen klingen, sondern hoffentlich eher danach, dass Dives überzeugt war, dass Sedulus sein Könen und seine Fähigkeiten noch lange nicht ausgereizt hatte und durchaus höher aufsteigen könnte. Damit konnte er zum letzten Punkt der Taktik kommen:


    "Und nicht zuletzt hatte meines Wissens nach auch dein Vater einst die Position des Anführers der Factio Veneta inne - damals sogar noch mit einigen zusätzlichen politischen Verpflichtungen. Welcher Vater wäre nicht unglaublich Stolz darauf, wenn sein Sohn eines Tages einmal in dessen Fußstapfen tritt? Ich wage zu behaupten, dass dein Vater Stolz wäre!", beendete Dives seine Worte zu diesem Thema vorerst. Am Ende einer Rede ganz persönlich zu werden, war schließlich in nahezu jeder Rede DER Faktor schlechthin. Mit sachlichen Argumenten konnte man erreichen, dass jemand überzeugt von etwas war. Mit zusätzlichen persönlichen Argumenten könnte man gar erreichen, dass jemand etwas selbst wollte. Nun konnte Dives nur hoffen, dass seine Worte fruchteten...

    Theon - Retiarius


    Etwas irritiert, aber dennoch dankbar für die kurze Zeit zum Kräftesammeln, nahm Theon zur Kenntnis, dass sich sein Kontrahent scheinbar um den verlorenen Dolch zu kümmern schien. Nachdem der Retiarius bereits zweimal mehr oder wenigr spektakulär nach rechts ausgewichen war, war jene Waffen zwar eh bereits in einige Entfernung gerückt, doch nun gut. Er müsste sich jetzt also fast einmal quer durch die ganze Arena schlagen, um zumindest wieder irgendein 'stichiges Argument' gegen den Secutor in der Hand zu halten. Oder aber er versuchte seinem Gegner dessen Waffe abzunehmen...


    Kurzerhand entschied er sich für den Mittelweg: Einerseits würde er versuchen, den Weg zu seinem pugio langsam aber stetig zu verkürzen, während er andererseits bei Angriffen des Secutors mit seinem Netz versuchen würde, geschickt dessen Waffe aus der Hand zu lösen. Zwischen all diesen Gedanken und unter dem hohen Adrenalinspiegel verschwanden die Schmerzen durch die Schürfwunden recht schnell wieder. Die Anspannung stieg weiter, als sich dann der nächste Angriff des Pinytus anbahnte. Mit unmenschlichen Kräften nährte dieser sich, das 8-10 kg schwere - und mittlerweile ja auch noch zusätzlich beschwerte - scuntum soweit erhoben, dass die beiden schmalen Löcher seines ansonsten geschlossenen Helms darüber hinausragten. 'Schwitzen müsste der doch bei diesem dritten Angehen auch bereits wie ein Ochse!', schoss es Theon ungläubig durch den Kopf. Nur war von Erschöpfung keine Spur... fast keine. Er rannte schließlich nicht mehr, sondern schritt vorsichtig in Theons Richtung.


    Dass diesem Pinytus dieser Kampf scheinbar so überhaupt nichts ausmachte, trotz seiner mit 15-18 kg schweren und damit etwa 10 kg schwereren Ausrüstung als Theon sie hatte, war wahrscheinlich der Grund dafür, dass sich im Retiarius langsam so etwas wie Verzweiflung ausbreitete. Selbst wenn er es irgendwie schaffen würde, zu seinem Dolch zu gelangen, wie sollte er dann dieses Monstrum, diese wahrliche Kampfmaschine hier überwältigen? - Aber aufgeben? Nein, das verbot ihm sein gladiatorischer Stolz!


    BAM! Bam-bam-bam-bam-bam!


    Das ausgeworfene 5-kg-Netz passelte wieder einmal auf das Schild seines Rivalen ein und wurde sofort wieder über die Kordel eingezogen. Zeigte sich eine Wirkung? Nicht in den Augen von Theon. Er konnte keine Wirkung ausmachen. Dann ein erneuter Auswurf seines Netzes. Diesmal direkt vor die Füße seines Kontrahenten - auf dass er in seiner Vorwärtsbewegung einen Fuß auf das Netz setzte, der Fischer seine Hauptwaffe einholte und damit dem Fisch wahrlich den Boden unter den Füßen entgleiten ließe. Doch auch hier kein Erfolg.


    BAM! Bam-bam-bam-bam-bam!


    Erneut fand das Netz den Weg auf den gegnerischen Schild und wurde direkt danach abermals eingezogen. Zumindest war das der Plan. Doch irgendwo hatte sich dieses Ding nun verfangen. An den Resten des Dreizacks? Am Schild selbst irgendwie? Darüber nachzudenken blieb keine Zeit und Theon wurde vollends von Panik erfüllt bei seinen zwei Versuchen weiteren Versuchen das Netz einzuholen. Doch es löste sich kein bisschen und das gegnerische Monstrum schien gar die Kraft zu besitzen, auch nichts loszulassen. Letztlich versuchte er dann sogar die Kordel und den ledernen Brustgurt irgendwie zu durchtrennen, bevor das geschah, was nun geschehen musste...

    Es dauerte eine Weile bis Dives nach dem Überraschungsbesuch seines Cousins auch wirklich genug Zeit und Muße aufbringen konnte, um den verabredeten Brief auch wirklich zu diktieren. Doch bereits früh am nächsten Morgen nach dem Diktat traf ein Bote mit besagtem Schriftstück in der Mansio Ostiensis des Cursus Publicus ein, um das Schreiben endgültig abzuschicken...


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/Payiosbreit1-1.jpg]
    Ad
    Paullus Atius Scarpus
    Castellum Alae II Numidiae
    Confluentes, Provincia Germania Superior



    Salve Cive Ati,


    Mein Name ist Marcus Iulius Dives von den Iulii Caepiones aus Roma. Ich schreibe dir jedoch aus der Hafenstadt Ostia, in der ich im Rahmen meiner geplanten politischen Karriere als Quaestor tätig bin. In dieser geschäftigen Civitas mit Verbindungen ins gesamte Imperium trug es sich auch zu, dass ich in einem Gespräch mit einem sehr weit herumgekommenen Händler auf deine Gens Atia und insbesondere auf dich aufmerksam gemacht wurde.


    Doch was ist der Grund dafür? - Meine Großmutter väterlicher Seite, Iulia Atia. Wie du dir bei dem Namen leicht denken kannst, stammt sie ebenfalls aus einem Zweig der Gens Atia, wobei erwähnter Händler steif und fest behauptete, dass sie eben Teil genau deines atischen Zweiges ist. Soweit ich das nachgeforscht habe, hieß ihr Vater Caius Atius. Sie heiratete in jungen Jahren cum manu mein Großvater Marcus Iulius Lepidus und lebte wohl seither in der iulischen Gens. Doch das ist leider schon alles, was ich dir diesbezüglich mitteilen kann, da sowohl sie und ihr Mann, als auch ihre Kinder bereits verstorben sind. Einzig meine Tante Iulia Helena wurde noch nicht von Pluto in sein Reich geholt. Da ich mich jedoch momentan nicht an sie wenden kann und auch mein Cousin, Senator Lucius Iulius Centho, mir nicht wirklich weiterhelfen konnte, kann ich dem Hinweis auf die genaue Abkommenschaft meiner Großmutter nur durch dieses Schreiben an dich nachgehen.


    Aus diesem Anlass bitte ich dich darum, doch auch einmal das Familienarchiv deiner Gens nach einer Iulia Atia zu durchsuchen, die mit meiner Großmutter übereinstimmen könnte. Ich bin derzeit 19, bald 20 Jahre alt. Das macht die Suche im Stammbaum vielleicht etwas einfacher. Solltest du tatsächlich Erfolg haben, unsere Gentes demnach miteinander verbunden und wir miteinander verwandt sein, würde ich mich sehr über eine Antwort in die Villa Iuliana Ostiensis freuen. Andernfalls tut es mir Leid, hiermit deine Zeit verschwendet zu haben.


    Mögen die Götter dich und die Deinen schützen.
    Vale bene.


    Marcus Iulius Dives
    SODALIS ET SCRIBA - FACTIO VENETA
    QUAESTOR - OSTIA




    Sim-Off:

    Familien-Wertkarte der Iulier (F-I)

    Nun kam auch Sedulus - aus Dives' Sicht: endlich - aus diesem bedrückend warmen Wasser und es ging tepidarium. Das war allerdings kein Raum mit irgendeinem Wasserbecken, sondern bot lediglich einige beheitzte bronzene Bänke, auf denen man ad flammam sudare* konnte (nach Sueton). Auch Boden und Wände waren hier beheizt und es war angenehm warm, wenngleich etwas kühler und doch merkbar trockener als zuvor. Aber der Raum diente ja auch nur der Vorbereitung des Körpers auf das folgende Kaltbadebecken...


    Sim-Off:

    * in etwa: bei der Glut schwitzen


    "Hmm. Nun, ich würde anders an die Sache herangehen und zunächst einmal fragen: Zu welchen Factiones wir denn gute und zu welchen Factiones wir eher weniger gute Beziehungen haben. Schließlich wollen wir doch weder unsere ärgsten Feinde trainieren, noch negative Schlagzeilen durch Fan-Ausschreitungen machen.", überlegte Dives laut. Erst im zweiten Schritt machte er sich dann Gedanken über die Stärke des Gegners:


    "Was die Stärke anbelangt, ist das wirklich nicht ganz einfach. Eine stärkere Konkurrenz erhöht natürlich unweigerlich den Trainingseffekt, gleichzeitig natürlich aber auch die Gefahr zu unterliegen, was dann auf den Conventus sogleich zu rechtfertigen wäre. Wobei... Während ein Sieg das eigene Selbstbewusstsein stärkt, ließe sich natürlich mit einer Niederlage exzellent ein verstärktes Training und nicht zuletzt auch der Neukauf von Hamiris rechtfertigen.", dachte Dives laut weiter. Und natürlich wäre es auch wesentlich peinlicher, wenngleich natürlich auch unwahrscheinlicher, gegen einen schwachen Gegner zu verlieren, als gegen einen starken! Doch eh Dives konkreter wurde, wartete er ersteinmal ab, was Sedulus zu den Factiobeziehungen meinte. Als Vicarius und wesentlich längeres Factiomitglied hätte Sedulus ohne Zweifel bessere Kenntnisse auf diesem Gebiet. Stattdessen ging Dives auf die Terminfrage ein.


    "Stimmt. Ich kann mir gut vorstellen, dass das nicht so einfach ist: Curator, Senator; Patronus, Vicarius; Freund und Familienvater! Da kommen eine ganze Menge Verpflichtungen zusammen...", zählte Dives alle auf, von denen er gerade wusste. Falls er von der Germanitas hätte wissen müssen, so hatte er sie wohl verdrängt. 8)
    Dann musste er lächeln, weil diese Aufzählung einen gewissen Wohlklang erzeugte und rhetorisch wohl einiges her machte. Aber Dives wollte jetzt nicht über Aufzählung, Climax, Anapher, Homoeoteleuton oder ähnliches nachdenken. Stattdessen schickte er einen auffordernden Blick zu Sedulus. Letztlich war diese Frage nur von Sedulus selbst zu beantworten, da ER der Vicarius war und auch ER der sicherlich Beschäftigtere. Zudem hatte Dives keine Anhaltspunkte, wie weit entfernt das Datum liegen sollte. Alles würde also hängen oder fallen mit Sedulus und folglich mit seinem Terminplan... den er hier hatte oder nicht?

    Dives hatte das Gefühl, dass Avarus derartige Liegegebühren etwas ungelegen kamen. Dabei war ihm eigentlich kein Schiff des Senators in den Häfen Ostias bekannt - und er hatte die Erstellung der Liste persönlich überwacht! Doch vielleicht galt die Sorge auch den Freunden, Verwandten und Klienten des Germanicers - vielleicht auch denen seiner Gattin. Doch wie dem auch war, konnte Dives eigentlich ganz beruhigt sein, denn der Warentransport über Wasser war immernoch der billigste und Ostia der mit Abstand nächste und am günstigsten gelegene Anlegepunkt in der näheren Umgebung von Roma. Trotzdem versuchte er etwas zu beschwichtigen:


    "Wenngleich es wohl einen Konsens geben wird, was die Einführung besagter Gebühr selbst anbelangt, denke ich, dass vor allem die Gebührenhöhe wie auch die Länge der kostenfreien Liegezeit noch stark verhandelt werden, sodass ich beim besten Willen nicht sagen kann, welches Ergebnis am Ende dieser Debatte stehen wird.", antwortete Dives also ersteinmal. Er selbst ahnte wohl am wenigsten, wie viel Kraft ihn die Sitzung zu jenem Thema kosten würde, wie oft er kurz vor der Verzweiflung und Resignation stand. Da Dives aber einen positiven Eindruck hinterlassen wollte und dieser Senator Germanicus Avarus wesentlich angenehmer war, als er aufgrund der diversen eingeholten Meinungen zunächst befürchtet hatte, ließ er sich zu einer kleinen Spekulation hinreißen.


    "Ich kann vielleicht sagen, dass in etwa eine Marktwoche als kostenfreie Liegezeit angepeilt wird. Dementsprechend wird natürlich zunächst etwas weniger gefordert, wobei ich mir beinahe sicher bin, dass die im Feilschen trainierte Fraktion der Händler schon dafür sorgen wird, dass es mehr als nur besagte 8 Tage werden. Wenn du willst, dann kann ich dir auch eine Abschrift des veränderten Paragraphen nach Roma zukommen lassen, sobald er beschlossen wurde.", bot Dives schlussendlich zu diesem Thema noch an. Dann wäre der Senator zumindest in Roma einer der ersten, der über die genaue Verändung der Hafenverordnung Ostias im Bilde sein würde.


    Dann musste Dives kräftige Schlucken - natürlich möglichst unauffällig. Ein kleiner Holzbau? Für 'eine fünfstellige Summe'? Dabei war ja, was auch Dives offen gelassen hatte, noch nichteinmal klar, ob man nun von 100 Aurei (=10.000 Sesterzen 8) ) oder von gar von knapp 1.000 Aurei sprach! Da müsste Dives unbedingt nocheinmal genauer nachfragen. Während er also einigen kräftigeren Sklaven bedeutete, mal ein kleines Loch auszuheben, wandte er sich nochmals an Avarus:


    "Du sprachst von einem fünfstelligen Betrag für eine kleinen hölzernen Circus. Mir ist vollkommen klar, dass du das jetzt hier nicht auf den Aurei genau sagen können wirst. Aber vielleicht so eine grobe Richtung?", wagte sich Dives mal vor. Auf ein Vielfaches von 5.000 Sesterzen würde er es sicherlich in etwa schon runden können. Zumindest eventuell dann, wenn er eine erste Bodenprobe hatte. Drum schaute Dives zu der begonnenen Grabung. Bisher: Erde. Soviel konnte Dives erkennen. Geschulter war sein Auge allerdings nicht.


    "Und was meinst du, würde es kosten, den kleinen Circus aus Stein errichten zu lassen?" Das war schließlich Dives' eigentliche Vorstelltung. Er müsste ja nicht mit großen Marmorverzierungen verkleidet sein, da Ostia eh keine Stadt aus Marmor war. Die meisten Gebäude, natürlich abgesehen von den Tempeln, waren aus irgendwelchen roten oder rötlichen Steinen gebaut. Wäre Dives diesbezüglich etwas geschulter, wüsste er vielleicht sogar den Namen dieser Steine. Aber egal. Innerlich duckte er sich schonmal, wenn der Magister Architecturae ihm gleich zumindest den Differenzbetrag offenbaren würde. Der würde schließlich wohl weniger bodenabhängig sein - wenngleich auch nicht vollkommen.


    Dann wandte er sich wieder dem entstehenden Loch. Dass es nach etwa einem halben Meter Tiefe deutlich langsamer voran ging, war hoffentlich schonmal ein gutes Zeichen. Der Boden müsste in dieser Tiefe wohl relativ fest sein. Dives stellte sich neben die Grabenden und schaute mit Fragezeichen-Blick erst in die kleine Grube und dann zu den Senatoren...

    Nachdem Dives einen ganzen Schwall erzählt hatte, pflichtete ihm Centho sogar noch bei, wofür sich Dives später in der Casa Iulia nochmal herzlich und in aller Form bedanken würde. Zwar wusste er schon jetzt, dass jener wieder etwas in der Art sagen würde wie 'Wenn ich dich nicht unterstütze, wer denn dann?', doch ging diese Unterstützung doch bereits dermaßen weit und war dermaßen... familiär, dass Dives einfach nicht umhin käme. Für Centhos Kinder hatte Dives eh noch Spielzeuge im Gepäck. Bisher war er den kleinen Quälgeistern in der Casa nur noch nicht über den Weg gelaufen, da er auch erst recht spät gestern in Roma eingetroffen war. Für seinen Cousin musste er sich noch etwas überlegen, aber vielleicht gab es da ja schon so eine Sache...


    Indes ergriff Salinator das Wort, sprach jedoch offensichtlich mit Centho. Dives war wortwörtlich die dritte Person: 'sein Vater' ... 'seine Mutter' ...
    Doch als der Mann der vier, der den geringsten Status (nämlich nur den eines einfachen römischen Bürgers) inne hatte, störte ihn das natürlich nicht. Was ihm allerdings etwas sauer aufstieß, wenngleich er sich dies selbstverständlich nicht anmerken ließ, war die Tatsache, dass der Praefectus ihm offenbar nur halbherzig zugehört hatte. Gut, wenn Dives ersteinmal redete, dann hatte er oftmals viiieeel zu erzählen, von dem sein Gegenüber wahrscheinlich gar nicht alles wissen wollte. Doch dass seine Eltern beide tot waren, hätte er ja wenigstens merken können...


    Nichtsdestotrotz machte er weiterhin eine gute Miene. Er wollte hier schließlich auf gar keinen Fall das einreißen, was sein Cousin so mühsam aufgebaut hatte. Außerdem war Dives ja wohl der Hauptnutznießer! Nein, er würde ganz brav sein und heute notfalls jede noch so bittere Pille schlucken...


    Weiterhin würde er natürlich auch Nachfragen beantworten, die es aber wohl nicht geben würde. Der Vescularier schien hauptsächlich an anderen Dingen interessiert.

    Ups. Hatte Dives da etwas Falsches gesagt? Er hoffte doch nicht und wusste auch ehrlich nicht, was, wenn dem so wäre. Doch offensichtlich war irgendetwas los, denn das erste, was Centho sagte, klang irgendwie im Unterton ganz leicht eingeschnappt. In den dann folgenden Sätzen wurde deutlich, dass sein Cousin sich bereits sehr mit seiner Tempel-Idee auseinander gesetzt hatte und offensichtlich an ein Heiligtum für Veiovis dachte, jenen Gott, den die caesarischen Iulier mehr noch als Venus Genetrix verehrt hatten. Dives wollte seinem Verwandten den Vorschlag keinesfalls aus- oder madig reden, doch barg das natürlich auch Gefahren...


    "So war das doch nicht gemeint! Natürlich freut sich eine Stadt wie Ostia stets, wenn es neue Tempel, Heiligümer oder Altäre bekommt. Du sagtest ein Veiovisheiligtum? War das nicht der Gott, den die caesarischen Iulier noch vor Venus Genetrix verehrten? Ich meine, nicht dass die Acta..." Dives ließ seinen Gedanken unausgesprochen, doch es war wohl offensichtlich, worauf er hinaus wollte. Die iulische Gens, der Centho und Dives angehörten war plebeisch und nicht ansatzweise mit den patrizischen Iulii Caesares verwandt. Wäre die Acta besonders gut gelaunt, dann würde man wohl nicht nur auf diesen Standesunterschied anspielen, sondern könnte gar behaupten, dass Centho sich in eine verwandtschaftliche Beziehung zum Divus Iulius, Divus Augustus und dessen Adoptivsohn und Nachfolger Tiberius setzen wolle. Dass Centho keinerlei Hochverrat dieser Art plante, war Dives klar, aber er sah eben die potentielle Gefahr, auf die er zumindest hinweisen wollte.
    "Du kannst natürlich auch gerne die Duumviri aufsuchen...", antwortete Dives. Dann würde sich nur die Frage stellen, weshalb er dazu zuerst mit ihm sprach. Er war schließlich nur der Quaestor, der weder den Duumviri vorgesetzt oder weisungsbefugt oder sonst irgendwie mit vorteilhaften Rechten gegenüber denen ausgestattet war. Und zu einem Bauprojekt, welches keinerlei städtisches Finanzierung bedurfte, würde Dives nichtmal befragt oder großartig informiert werden.


    "Ach, ich habe mich hier eigentlich ganz gut zurecht gefunden und mit vielen Ansässigen hier gut unterhalten. Kurzum: Ich denke, dass ich im Volk hier doch ein bisschen Rückhalt gewinnen konnte; und auch unter den Decuriones gibt es so einige, mit denen ich eigentlich ganz gut klar komme.", plauderte Dives ersteinmal ganz unbehelligt und blauäugig los. Dann ließ er ganz nebenbei noch etwas fallen, was Centho wohl auch leicht zu deuten im Stande wäre:
    "Hab ich eigentlich schon erzählt, dass ich am Dies Natalis Valeriani das Opfer für den Genius Valeriani leiten darf?" Im Normalfall waren die gewählten Magistrate zwar stets Teil der Prozession, doch die Opfer wurden in der Regel doch von den örtlichen Augustales vollzogen. Dass nun Dives die Aufgabe zukam, ebenfalls ein Opfer als Opferherr zu leiten - und nicht eines der vielen für die Divi Augusti, sondern das für den Genius des amtierenden Princeps - war wohl eine nicht unbedingt kleine Ehre. Zumindest empfand Dives dies als große Würdigung.


    Centho danach zu fragen, ob er der Feierlichkeit nicht auch hier in Ostia beiwohnen wollte, unterließ Dives. Einerseits war das Spektakel in Roma wesentlich größer und prachtvoller; andererseits war er sich nicht sicher, inwiefern sein Cousin einer dermaßen großen Massenveranstaltung überhaupt schon ausgesetzt werden könnte - mit seinem schlimmen Bein. Zwar würde er, als Senator, zweifelsohne als Teil der Prozession mitlaufen können und sich damit nicht ganz so durch die Straßen quetschen müssen wie die reinen Schaulustigen, aber dennoch wäre es sicherlich eine enorme Belastung, bei der unklar war, ob Centho schon wieder bereit für sie wäre. Letztlich jedoch könnte nur er das wissen...

    Am heutigen Tage war es endlich soweit: Dives sollte seiner ersten öffentlichen Opferung als Opferherr vorstehen. Und es ging hierbei nicht um irgendeinen semiwichtigen Anlass, zu dem auch nur semiwichtige Leute erscheinen würden und die Resonanz des Volkes auch eher als mäßig zu bezeichnen wäre. Nein! Heute hatte der Princeps Geburtstag und das könnte man in allen Ecken des Imperiums deutlich vernehmen. Überall würde gefeiert und für den wieder ein Jahr weiser Gewordenen gebetet und geopfert werden. So wurde auch in Ostia dieser Tag ganz besonders begangen und statt in der Curia zu sitzen und seiner Arbeit nachzugehen, würde Dives zusammen mit den anderen gewählten Magistraten Teil der alljährlichen großen Prozession durch die Stadt sein. Auch die örtlichen Decuriones, Priester und Mitglieder der örtlichen religösen Sodalitäten, wie beispielsweise der Augustales, waren vor Ort, sodass mit dem Voropfer die ganze Serie an Opferungen eingeleitet werden konnte.


    "Favete liguis!", konnte Dives laut vernehmen. Dann setzte das Spiel der Musiker ein und kurz danach begann jemand das Opfergebet zu sprechen. Allerdings registrierte der junge Quaestor nicht genau, wer sprach und was gesprochen wurde, zum Teil sicherlich am Spiel der tibicines lag, viel mehr jedoch an der Aufregung, die nun in Dives empor zu steigen begann. Lange würde es nicht mehr dauern, dann würden tausende Augenpaare auf ihn gerichtet sein und kontrollieren, dass er keinen falschen Handschlag und keine falsche Bewegung tat, tausende Paar Ohren seinen Worten lauschen und wohl jeden Fehler erkennen. Und dabei war Dives nur ein Mensch und keinesfals perfekt! Überhaupt, wer war schon perfekt? Selbst die Götter hatten ihre Schwächen und waren mitnichten unfehlbar. Was würde also passieren, wenn die ganze Chose hier schief ging, nur weil Dives in einem entscheidenen Moment patzte? Besser bloß nicht daran denken, sonst passierte ihm am Ende wahrscheinlich wirklich noch ein Fauxpas!


    Kaum hatte er dies gedacht und sich entschlossen, der feierlichen Voropferung mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um sich von derlei destruktivem Gedenkengut abzulenken, da erfasste die Menge plötzlich eine geradezu mitreißende Energie: Der Prozessionszug hatte sich in Bewegung gesetzt! Langsam aber sicher würde man damit also dem Zeitpunkt der blutigen Opfer näher rücken. Da kam es Dives mehr als gelegen, dass auch er sich etwas bewegen konnte, um seine Nervosität abzubauen. Und überhaupt: Links und rechts säumten viele Schaulustige die Straßen, sodass auch er, der Quaestor stets von irgendjemandem beobachtet wurde. Eine zweifelnde Miene war da völlig unangebracht, sodass er den folgenden Weg zum Templum Divorum zumindest rein äußerlich bester Laune, aber in angemessener Würde beschritt. Zwar blickte er ab und an in die ihn und die anderen Prozessionsteilnehmer flankierenden Massen, doch wirklich wahrnehmen tat er dabei nichts. Seine Augen waren leer und er schickte gedanklich mehrere duzend Male Hilferufe an die Götter - allesamt natürlich ungehört von jenen, da auch sie nicht dazu in der Lagen waren, Gedanken zu lesen!


    So schlängelte sich der lange Zug durch die Straßen unaufhaltsam seinem Ziel entgegen. Ab und an hörte man eines der in mitten der Prozession kontrolliert mitlaufenden Opferrinder kurz muhen - manchmal auch öfter, wobei dann zügig einer der vielen Opferhelfer zur Stelle war, der dem Tier eine neue Ladung Drogen verabreichte, sodass es den weiteren Weg wider ruhig mit der Menge mittrottete. Vor allem bei den jungen Stieren für den Genien der Augusti wäre es wohl mehr als fatal gewesen, wenn es einem zu bunt geworden wäre. Tausende Verletzte wären unweigerlich vorprogrammiert, wenn einer durchdrehen würde - oder gar noch weitere Tiere mit seiner Panik ansteckte! Glücklicherweise und vor allem Dank des zahlreichen Einsatzes dieser flinken Gehilfen, blieb man vor diesem Szenario gefeit. Und auch das gegenteilige Ereignis, dass ein Rind vor lauter Dröhnung keinen Fuß mehr vor den anderen bekam, trat den Göttern sei Dank nicht ein. Noch wenige Meter, dann war der Platz vor dem Templum Divorum erreicht...


    ... Und Dives musste wirklich aufpassen, dass er nicht mitten im Zug plötzlich einfach stehen blieb oder gar rückwärts stolperte, so viele Menschen standen dort. In seiner ganzen Zeit, die er nun in Ostia war - und das war nun schon fast ein Jahr, denn bald standen ja wieder Wahlen an - hatte er noch nie so vielen Leute gleichzeitig auf diesem Platz gedrängt gesehen. Es war beinahe so, als hätte sich ganz Ostia heute hier versammelt, um den Opferungen zu Ehren des Augustus beizuwohnen. Dass es sicherlich keine 40000 Menschen waren, dessen war sich Dives bewusst. Auch 10000 Leute würden nicht mit einem Mal hier Platz finden. Dennoch fühlte es sich jedoch genau so an. Mit einem flauen Gefühl im Magen erreichten sie den Templum Divorum, den Tempel der Götter, den Tempel, in dem alle divinisierten Augusti und Augustae zuzüglich des Genius des amtierenden Princeps verehrt wurden. In einem kleinen Bereich vor dem Tempel waren die Statuen von Caesar als Divus Iulius, über den Divus Augsustus, den Divus Claudius und die vielen Nachfolger bis hin zum Divus Iulianus aufgestellt worden. Eine weitere sich von den anderen nochmals etwas abhebende Statue stellte ohne jeden Zweifel den Genius Valeriani dar: mit goldenem Lorbeer bekränzt, ein Wohlstand symbolisierendes Füllhorn in der linken und eine patera in der rechten Hand haltend.


    Nachdem ale Prozessionsteilnehmer eingetrudelt und die Opferrinder festgemacht sein würden, würde der Hauptteil der Zeremonie folgen: die blutigen Opfer für die Divi Augusti und den Genius Valeriani. Doch zunächst hieß es warten...



    Edit: ... Und bis die Menge einigermaßen zum Stillstand gekommen war, dauerte es tatsächlich seine liebe Zeit. Doch genau dies war durchaus in den Planungen einkalkuliert gewesen, denn einige Opferhelfer kamen mit wasserbefüllten Gefäßen an, in denen sich die Opfernden - also auch Dives - die Hände rein waschen konnten. Nachdem die Hände anschließend auch mit dem mallium latum genannten weißen Tuch wieder abgetrocknet worden waren, begann sodann der erste Würdenträger seine Stimme zu erheben:
    "O Divus Iulius, Schutzherr der Res Publica, des Imperium Romanum und aller Imperatores Caesares Augusti!
    Als du noch auf Erden wandeltest, hast du die Res Publica gut geführt und die Grenzen unseres Imperium bis an den Rhenus erweitert. Du hast die grausame Geißel des Bürgerkriegs hinfortgeweht und die Verräter am Volk der Quiriten niedergestreckt, bis hin zum feigen Mord durch die Feinde Roms! Auch vom Himmel herab schenkst Du unserem Staat Huld und Segen und mehrst unsere Macht!
    Nimm unser gerechtes Opfer, diesen makellosen, weißen Stier an, den wir dir, die wir dir stets makellose und gerechte Opfer darbringen, am heutigen Tage anempfehlen! Segne unseren geliebten Princeps, den Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus! Schenke ihm Weisheit, Kraft und Stärke um seine Aufgabe zu erfüllen! Steh ihm bei als himmlischer Ratgeber und schenke ihm ewigen Sieg, wie er auch dir zuteil wurde, aufdass der Staat gedeihe und wir dir auch in Zukunft gerechte Opfer darbringen mögen zu deiner Ehre und Nahrung!"
    , betete der Mann laut, wurde aber dennoch nur in den ersten Reihen gehört. Einmal mehr waren es einige Opferhelfer, die in regelmäßigem Abstand am Rand der Menschenmenge platziert, die Worte des Opfernden wiederholten und damit die Vorgänge für jedermann nachvollziehbar werden ließen.


    Hernach folgte das zweite Opfergebet, welches an den Divus Augustus gerichtet war, bevor jenes an dessen Frau, die Diva Augusta, aufgesagt wurde. So folgte ein Gebet nach dem nächsten und der große Augenblick für den jungen Iulier rückte immer näher und näher. So schlug denn auch das Herz des Quaestor Ostiensis immer schneller und schneller, während der Magistrat sich versuchte nach außen nichts anmerken zu lassen. Dann sprach der Nachbar des Iuliers seine an den Divus Iulianus, den Vater des amtierenden Princeps, gerichteten Verse, bevor Dives schlussendlich an die Reihe kam:
    "O Genius Valeriani, Beschützer unseres geliebten Imperator Caesar Augustus, des Pater Patriae!
    Du bewahrst unseren Kaiser, der die Geschicke unseres Staates wie ein Vater lenkt, vor aller Krankheit, schenkst ihm die Kraft, den ewigen Sieg, die Autorität, Frömmigkeit, Ehre, Gerechtigkeit und die Weisheit! Auch hast Du ihn mit Fruchtbarkeit gesegnet und den Bestand seines Geschlechts gesichert zur Erhaltung der Gens Ulpia und zum Frieden des Staates!
    Nimm unser gerechtes Opfer, diesen makellosen, weißen Stier an, den wir dir, die wir dir stets makellose und gerechte Opfer darbringen, am heutigen Tage anempfehlen! Segne unseren geliebten Princeps, den Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus! Schenke ihm Weisheit, Kraft und Stärke um seine Aufgabe zu erfüllen! Besonders gewähre ihm Gesundheit in dieser schweren Zeit, leite ihn an und gewähre ihm ein günstiges Schicksal, aufdass der Staat gedeihe und wir dir auch in Zukunft gerechte Opfer darbringen mögen zu deiner Ehre und zum Wohle des Kaisers!"
    , verkündete der Quaestor möglichst laut und deutlich. Danach atmete er erst einmal erleichtert durch. Kein Versprecher, kein Aussetzer, kein sonstiger Patzer - das hatte also schon einmal ganz gut geklappt.


    "Agone?", erkundigten sich hernach die Opferschlächter bei den jeweils Opfernden und während von allen anderen recht zügig und sicher das entsprechende 'Age!' kam, schaute Dives erst einmal leicht verdutzt drein. Er hatte sich so sehr gefreut und war so stolz gewesen bis hierher einen guten Job gemacht zu haben, dass er nun erst einmal einen Moment brauchte um zu realisieren, dass die Arbeit damit noch nicht ganz vollbracht war.
    "AGE!!", nickte er sodann leicht panisch, weil etwas verzögert zu den anderen. So war dann auch sein blütenweißer Opferstier der letzte, der kurz darauf sein Leben aushauchte und mit einem dumpfen Geräusch zu Boden ging. Von einem zum nächsten Augenblick färbte sich das Straßenpflaster um die toten Stiere und Kühe (für die weiblichen Vergöttlichten) rot von all dem Blut, während die Musiker nun besonders kräftig spielten.


    Nachdem die Tiere ausgeblutet waren und die Innereien in der Eingeweideschau auf Fehler und ungewöhnliche Verfärbungen untersucht worden waren, folgte die Verkündung der Litatio, des erfolgreichen Opfers. Damit nun war der offizielle Teil für den jungen Iulius Dives aber wirklich endlich abgeschlossen. Es würde noch ein erfolgreiches Opfer der Duumviri an die capitolinische Trias folgen (natürlich am Capitolium auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes) und eine kurze Ansprache des ältestens Duumvir von Ostia. Danach würde im Theatrum Ostiensis gespielt werden und im Rest der Civitas gefeiert, gespielt, gegessen und getrunken bis in die späten Abendstunden.
    Am nächsten Morgen dann würde nicht nur ein Bürger Ostias mit Kopfschmerzen oder Übelkeit erwachen...

    Genaustens lauschte Dives der Unterhaltung zwischen dem Praefectus Urbi und Centho. Dabei versuchte er noch immer herauszufinden, ob es nun eher positiv oder eher negativ zu bewerten wäre, dass er hier stand. Allein dies entwickelte sich zu einem kleinen Wechselbad der Gefühle, da der Vescularier zunächst einen gekränkten und etwas vorwurfsvollen Ton anzuschlangen schien. Nur einen Augenblick später atmete Dives dann doch ersteinmal (innerlich) auf, als Salinator die Einladung in die Casa Iulia annahm, was wohl als gutes Zeichen gedeutet werden konnte. Glücklicherweise hatte sich Dives genügend unter Kontrolle, dass wohl niemand der Anwesenden etwas von diesem innerlichen Auf und Ab bemerkte.


    Als es dann um Proximus ging, wurde es ernst und Dives merkte, wie seine Abspannung unweigerlich enorm anstieg. Folglich konnte er sich auch nur ein kleines Lächeln abgewinnen, als sein verwandter grünes Licht für seine Erhebung in den Ordo Senatorius bekam. Natürlich freute er sich auch für ihn, doch es war dieses Gefühl, mit dem man sich nicht für jemanden freuen konnte, wenn man selbst noch keine Gewissheit hatte. Das kannte wohl jeder, der irgendwann einmal eine Prüfung - welcher Form auch immer - abgelegt hatte.
    Und dann wurde Dives schon ganz anders, als der Praefectus ihn persönlich ansprach, während er ja nur über Proximus gesprochen hatte. Er kannte Dives kaum, was wenig verwunderlich war, aber Dives klärte ihn gerne über sich auf:


    'Also der Reihe nach.', dachte er, während er noch einmal tief Luft holte und dann zum Sprechen ansetzte:
    "Nun, ich bin geboren in Roma. Mein Vater war Caius Iulius Constantius, der etwa ein Jahr nach meiner Geburt in die ehrenvollen Cohortes Urbanae eintrat, wo er es bis zum Miles und Tesserarius brachte. Zu einem weiteren Aufstieg ließ Pluto es leider nicht kommen. Mein Vater ist seinerseits der Sohn von Marcus Iulius Lepidus gewesen und war somit auch der Bruder von Lucius' Vater." Mit einem zu Centho gewandten Blick zeigte Dives, dass er eben jenen mit 'Lucius' meinte. Es könnte nicht schaden, wenn der Praefectus sehen würde, dass Dives nicht nur irgendein mehr oder weniger entfernter Verwandter des Senators war, sondern ihm ziehmlich nahe stand. Nicht zuletzt würde es die dritte seiner Fragen schon einmal in ein anderes Licht stellen...


    "Meine Mutter Licinia Octavia war zudem die Tochter eines octavischen Senators. Kurz bevor mein Vater seinen Dienst bei den Stadtkohorten antrat, wurde die Ehe meiner Eltern geschieden und wenig später zogen meine Mutter und ich nach Mytilene auf Lesbus in der Provincia Asia, wo ich meine Kindheit und Jugend größtenteils verlebte. Denn schon recht früh wurde meine schulische Ausbildung begonnen und setzte sich später mit Studien in Athenae, Pergamum, Ephesus und zuletzt Rhodus fort. Man könnte also sagen, dass ich seit meiner frühen Jugend daran arbeite ... mir meinen Kindheitstraum zu erfüllen." Klang zwar wahrscheinlich recht schmalzig, war aber so und diese Offenheit würde sein Gegenüber sicherlich auch bemerken. Dass Dives den Namen des octavischen Senators nicht nannte stand dem in keinster Weise entgegen, da er bisher einfach noch nicht die den richten Octaviern begegnet war - obwohl er durchaus nach ihnen gesucht hatte. Aber so wie es in Roma unzählige verschiedene (nicht miteinander verwandte) Iulier gab, so hielt es ist in ähnlicher Form auch mit den Octaviern. Dives' Mutter hatte nie viel erzählt, sodass er bisher nicht wusste, dass sein octavischer Großvater einst Censorier war!


    "Seit meinem 18. Lebensjahr bin ich wieder in Italia, wo ich mich zunächst hier in Roma sehr zu engagieren versucht habe. Ich bin der Societas Claudiana et Iuliana beigetreten, der mein Cousin hier vorsteht. Wenig später wurde ich in die Factio Veneta aufgenommen, der auch der göttliche Vater des Princeps angehörte. Zum dortigen Vicarius Principis Factionis, Senator Germanicus Sedulus, habe ich ein besonders gutes Verhältnis aufgebaut.", führte Dives ins Feld, was er nur konnte. Damit gab er schließlich vor, dass er sich schon gezielt mit Senatoren anfreundete - also sehr strebsam war -, wenngleich es wohl eher Fortuna zu verdanken war, dass nun gerade ein Senator diesen Posten der Factio besetzte.


    "Auf Anraten meines Cousins und mit einer Empfehlung des besagten Senators Germanicus Sedulus - ich arbeite nämlich seit dem zweiten Tag meiner Factio-Mitgliedschaft ehrenamtlich als Sekretär der Factio - bin ich dann nach Ostia gegangen, um für das Amt des dortigen Quaestors zu kandidieren und meine Karriere auf diesem Wege weiter voran zu treiben. Und, was soll ich sagen, nun stehe ich hier als amtierender Quaestor der Civitas, dessen edler Stadtpatron du bist!" Ein kleiner Fingerzeig und ein kurzer Blick nach rechts reichten, dass Dives' Custos Corporis, Antinoos herbei eilte - mit dem Geschenk, das Dives sogleich enthüllte:



    "Und das möchte ich dir, natürlich auch im Namen der Civitas zum Geschenk machen. Du hast Ostia schließlich dereinst dazu verholfen, dass es wieder einen Tempel des Mercurius hat. Daher also ein Caduceus aus feinstem Gold für dich!" Dieser Stab (er war etwa 1,5 Meter lang) war schließlich eines der Symbole des Mercurius und würde sich an der Wand hinter einem Schreibtisch sicherlich ganz vorzüglich machen. Dass dieses Ding Dives ein kleines Vermögen (mehrere Wochengehälter) gekostet hatte, bräuchte er sicherlich nicht zu erwähnen. Und auch dies zeigte, dass er sich sehr wohlauch Dinge leisten konnte!


    "Diesem Stab werden im Übrigen wundersame Kräfte zugesprochen, er symbolisiert Immunität und sein Träger gilt als unaufhaltsam." Dass sich die letzten beiden Punkte eher auf Boten und Kuriere bezog, war nebensächlich. Vieles wurde schließlich einfach so gedreht, wie man es gerade brauchte. Als Zeichen von Macht wäre es - davon war Dives überzeugt - einer Statue klar vorzuziehen...


    "Und was ich plane...? Nun früher oder später dem Imperium den edelsten aller Dienste zu erbringen...", fügte Dives schlussendlich noch hinzu. Dass er von der Senatorenwürde sprach, würde dem vescularischen Senator schon klar sein. Was das Finanzielle anbelangte, so hatte Dives seiner Ansicht nach hinreichend zur Schau gestellt, was er sich zu leisten im Stande war. Zur Not würden eh Nachfragen kommen. Beispielsweise würde den Praefectus vielleicht auch interessieren, was Dives in Ostia so trieb während seiner Amtszeit...

    Theon - Retiarius


    Wie er vorausgesagt hatte! Zumindest in diesem Punkt ließ ihn sein Gefühl nicht im Stich: Der Secutor stürmte mit der scheinbar gleichen Taktik wieder auf Theon zu, als dieser gerade wieder auf die Beine gekommen war. Es gab jedoch einen feinen Unterschied zur letzten Angriff: Er war nicht so überrascht und überrumpelt, wie beim letzten Mal! So sah er diese Attacke genau kommen und konnte darauf reagieren...


    Es handelte sich zwar nur um wenige Augenblicke, vielleicht gerade zwei oder drei Wimpernschläge, doch einem geschulten Kämpferauge und mit antrainierten Reflexen wäre das gerade ausreichend. Der Retiarius fasste seinen Dreizack fester und nun mit beiden Händen, verlagerte sein Gewicht nach unten, um den bevorstehenden Aufprall möglichst gut abfangen zu können. Gleichzeitig machte er sich aber auch dazu bereit, notfalls mit einem Hechtsprung aus der Schussweite des Anstürmenden zu entkommen.


    Der letzte Schritt vor dem Auftreffen: Ein furchtloser Blick. Die letzte Elle vor dem Auftreffen: Verteidigendes Kampfgebrüll. Die letzte Fingerbreite vor dem Auftreffen: Jetzt war es soweit! Es gab einen heftigen Ruck und Theon konnte nicht sagen, ob es wirklich einige Zentimeter rückwärts geschoben wurde oder ob es sich nur so anfühlte. Dazu konnte man das Holz richtig ächtzen hören, wobei dem Retiarius keine Zeit dazu blieb, zu überlegen, ob dieses Geräusch vom gegnerischen scuntum ausging oder vom Griff des Dreizacks. Im nächsten Moment nämlich knackte es einmal mächtig: Der Griff war direkt vor Theons Führungshand gebrochen, sodass er nun gezwungen war, sich mit einem beherzten Sprung nach rechts zu retten...


    Autsch. Wieder spührte er die Härte des Bodens und der Sand schmirgelte seinen rechten Oberarm und Oberkörper entlang, während er durch den Sprung noch ein kurzes Stück auf dem Sand entlang rutschte. Er kam mit dem Blick zum Secutor zum Liegen und sah, dass der vordere Teil seines Dreizacks zumindest zur Hälfte, wenn nicht gar zu zwei Dritteln im Schild seines Kontrahenten steckte. Das erneute Aufstehen fiel schon um einiges schwerer, als es noch beim ersten Mal der Fall gewesen war. Dennoch war es wohl vor allem dem harten Training und der leichten Rüstung zu verdanken, dass Theon trotzdem sofort wieder hoch kam, als der Boden seine Geschwindigkeit schmerzhaft wieder auf Null reduziert hatte. Er hatte noch immer sein Netz und könnte hoffen, vielleicht irgendwie zu seinem Dolch zu kommen. Zudem hätte sein Kontrahent wohl ein um einiges unhandlicher gewordenes scuntum, welches auch ersteinmal bei all der sonstigen Ausrüstung getragen werden wollte...


    Hafenverordnung der Stadt Ostia


    §1 [Hafen und Verwaltung]
    (1) Die Hafenverordnung ist Reglemant für sämtliche Aktivitäten an Ostias Kaien. Sie erfährt ihre Umsetzung durch die Hafenverwaltung und deren Kontrollorgane (Vexillatio Ostiensis).
    (2) Die Hafenverwaltung untersteht einem oder mehreren Magistraten der Stadtverwaltung. In Angelegenheiten der Getreideversorgung der Stadt Rom untersteht sie außerdem dem Procurator Annonae.



    §2 [Kapazität und Anlegesperre]
    Der Hafen bietet Anlegeplätze für maximal zweihundert Schiffe. Schiffe,


    1. die zu groß zum Einlaufen sind,
    2. die zu sinken drohen,
    3. die Feuer gefangen haben,
    4. deren Mannschaft oder Passagiere mit einer schwer ansteckenden Krankheit infiziert sind, oder
    5. die ein Hafenverbot gem. §6 von der Hafenverwaltung erhalten haben,


    dürfen nicht in den Hafen einlaufen.



    §3 [Liegeplätze]
    (1) Der Hafen besitzt 10 Liegeplätze.
    (2) Auf Verlangen der Hafenverwaltung sind bestimmte Liegeplätze einzunehmen oder zu verlassen. Zugewiesene Liegeplätze dürfen nicht ohne Erlaubnis der Hafenverwaltung gewechselt werden.



    §4 [Betreten eines Schiffes]
    Die Hafenverwaltung hat das Recht, Schiffe jederzeit ungehindert zu betreten, zu besichtigen und zu durchsuchen.



    §5 [Liegegebühr und Aufenthaltsbeschränkung]
    (1) Die Liegegebühr betrifft alle Schiffe, die in einem Hafen von Ostia anlegen und nicht dem Princeps unterstehen.
    (2) Kostenfreiheit wird für die ersten 10 Liegetage gewährt. Für jeden weiteren Tag wird eine Tagesgebühr in Höhe von 20 Sesterzen fällig.
    (3) Zu entrichten ist die Summe aller Tagesgebühren an die Hafenverwaltung bei Auslaufen des Schiffes bzw. nach Aufforderung der Hafenverwaltung am Ende eines Monats.
    (4) Die Hafenverwaltung kann eine zeitliche Beschränkung des Aufenthalts eines oder mehrerer Schiffe anordnen.



    §6 [Strafen und Sicherheit]
    (1) Bei Zuwiderhandeln eines Kapitäns oder seiner Mannschaft gegen die Hafenverordnung kann die Hafenverwaltung


    1. Strafgebühren nach eigenem Ermessen,
    2. Auslaufsperre des betroffenen Schiffes, oder
    3. ein Hafenverbot gegen genannten Kapitän


    als Strafen verhängen.
    (2) Ein Hafenverbot kann auch gegen Schiffe verhängt werden, die eine oder mehrere Nummern aus §2 Hafenverordnung erfüllen und damit die Sicherheit des Hafens gefährden.



    §7 [Sperrung des Hafens]
    Die Hafenverwaltung behält sich das Recht vor, den Hafen jederzeit schließen zu lassen.



    §8 [Inkrafttreten]
    Die Hafenverordnung tritt ab dem Tag ihrer Verkündung in Kraft.



    Im Namen der Curia Ostiensis:



    MARCUS IULIUS DIVES

    LEX MUNICIPALIS OSTIENSIS



    Im Namen des Volkes von Ostia! Die Götter seien unsere Zeugen, dass der Civitas Ostia diese Lex gegeben sei, welche vom Ordo Decurionum beschlossen wurde und von den Organen der Stadtverwaltung umzusetzen ist.



    Praeambel
    Im Rahmen des Pars Quarta Decima - Lex Octavia et Aelia de administratione regionum Italicarum (Lex Octavia et Aelia) gibt sich das Volk von Ostia nach bestem Wissen und Gewissen im Rahmen der Bona Fides in diesem Dokument eine Gesetzesgrundlage zur Erhaltung und Verwaltung der Stadt Ostia und des selbige umgebenden Landes. Sämtliche Bürger der Stadt haben sich der Lex Municipalis Ostiensis zu unterwerfen und ihrem Wortlaut nach zu handeln. Die Codices Universalis et Iuridicalis sowie Militaris stehen hierbei über der Lex Municipalis und stellen somit übergeordnetes Recht dar. Jegliches Handeln zum Wohle der Stadt Ostia darf niemals wider der kaiserlichen Gesetze geschehen.



    Pars Prima - Allgemeines


    §1 - Territorium
    (1) Den Hauptort der Civitas Ostia bildet das Oppidum Ostia. In das Stadtgebiet eingegliedert sind sämtliche Vici und Villae Rusticae, welche in dafür vorgesehene Grundlisten der Stadtverwaltung eingetragen sind.
    (2) Die Grenzen des Stadtgebietes bleiben nach Erlass dieses Gesetzes so bestehen wie sie derzeit vorliegen. Änderungen durch Vertrag oder kaiserliche Weisung sind möglich. Verträge der Stadt Ostia sollen indessen keine derartigen Stadtgebietsverluste zur Folge haben, welche öffentliche Bauten, besonders die Kais des ostiensischen Hafens, beeinträchtigen.


    §2 - Rechtlicher Status
    Der rechtliche Status des Oppidum Ostia bestimmt sich gemäß der Weisungen unseres erhabenen und von den Göttern allseits gesegneten Imperator Caesar Augustus.


    §3 - Administration
    Die Regierung der Stadt übernimmt die Curia Municipalis. Sie setzt sich im Sinne der Lex Octavia et Aelia zusammen. Die Magistrate der ewigen Stadt Rom sollen hierbei zum Vorbild gereichen.



    Pars Secunda - Organe der Stadtverwaltung


    §1 - Ordo Decurionum
    (1) Wer Decurio Ostiensis wird, bestimmt sich nach Absatz V Lex Octavia et Aelia. Hiernach hat jener, der einen Sitz im Ordo Decurionum Ostiensis anstrebt, ein Honorarium in Höhe von M Sesterzen an die Stadtkasse zu zahlen.
    (2) Des weiteren muss er eine Amtszeit als Magistratus Ostiensis abgeleistet haben.
    (3) Sind beide Voraussetzungen erfüllt, wird der Bewerber von den Duumvirn zum Decurio ernannt und wird somit Inhaber aller Rechte und Pflichten eines solchen.
    (4) Dem Ordo Decurionum kommt die Organisation der öffentlichen Spiele zu, sofern notwendig.
    (5) Aus dem Ordo Decurionum auszuscheiden ist möglich lediglich durch Tod, Austritt oder Enthebung durch kaiserliche Verfügung.


    §2 - Duumvirn
    Der Stadtverwaltung stehen die Duumvirn vor. Neben der Ausübung des Marktrechts haben sie den Vorsitz über die Curia Municipalis inne. Sie weisen den gewählten Magistraten zudem ihre Aufgabenbereiche zu und leiten die Wahlen der städtischen Magistrate zum Ende ihrer Amtszeit.


    §3 - Magistrate
    (1) Die städtischen Magistrate setzen sich zusammen aus einem Quaestor und zwei Aedilen. Sie können niedere Beamte zu ihrer Unterstützung einstellen.
    (2) Der Quaestor hat die Aufsicht über die Stadtkasse. Er überwacht Ein- und Ausgaben. Er hat außerdem Sorge zu tragen für die Einnahme sämtlicher Gebühren, die auf die Einfuhr von Waren auf dem Schiffsweg erhoben werden.
    (3) Der Aedilis Operum Publicorum erhält die Aufsicht über Instandhaltung und Sicherheit der öffentlichen Bauwerke wie Tempel, Thermen und Verwaltungseinrichtungen und Häfen und den Verkehr mit Einhaltung der Stadtverordnungen.
    (4) Der Aedilis Mercatuum hat die Aufsicht über die Sicherheit in der Stadt und den Verkehr mit Einhaltung der Marktordnung und über Speicher und Magazine mit der Kontrolle der Getreide- und Ölzufuhr und Getreideverteilung. Er ist insbesondere den Weisungen des Procurator Annonae hinsichtlich der römischen Getreideversorgung unterworfen.
    (5) Allen gewählten Beamten der Stadtverwaltung steht eine bestimmte Anzahl Liktoren zu. Für Duumvirn sind dies vier, für Magistrate je zwei Liktoren.
    (6) Quaestoren und Aedilen steht außerdem das Recht zu, die Vigiles Ostiensis zur Durchsetzung ihrer Maßnahmen hinzuzurufen.



    Pars Tertia - Wahlen


    §1 - Wahlrecht
    Aktives und passives Wahlrecht haben alle Bewohner Ostias mit Bürgerrecht und bestandenem Cursus de Rebus Vulgaribus inne. Im Rahmen des aktiven Wahlrechts hat jeder Berechtigte so viele Stimmen, wie es wählbare Ämter in der Stadtverwaltung gibt.


    §2 - Durchführung
    (1) Die Duumvirn leiten die Wahl, sofern der Curator Rei Publicae nicht einschreitet.
    (2) Mindestens drei Wochen vor dem Wahltermin muss dieser verkündet werden. Die Kandidaturen müssen bis zum Beginn der zweiten Woche vor der Wahl der Stadtverwaltung bekannt gegeben worden sein. Diese veröffentlicht die Kandidaten.
    (3) Die Wahl wird innerhalb zwei aufeinanderfolgender Tage abgehalten. Die Urnen werden am Ende des zweiten Tages geschlossen und ausgewertet.
    (4) Kandidaten gelten mit fünfzig Prozent der Stimmen als zum Amt zugelassen. Werden mehr Männer zugelassen, als es Ämter gibt, scheiden die Kandidaten mit den geringsten Ergebnissen in aufsteigender Reihenfolge aus. Bei identischen Ergebnissen gibt es eine Stichwahl.
    (5) Das Ergebnis ist unverzüglich nach der Stimmenauswertung öffentlich bekannt zu machen. Die gewählten Stadtbeamten sind auf dem Forum zu vereidigen und daraufhin von ihren Vorgängern in die Ämter einzuweisen.



    Im Namen der Curia Ostiensis:



    MARCUS IULIUS DIVES

    Geschafft! Das Monstrum war durch. Mittlerweile war es Dives auch schon fast egal gewesen, welche Form und Formulierung die Änderung letztlich haben würde - Hauptsache war, dass sie von ihm kam, insgesamt gutgeheißen wurde und nun eben vorerst so rechtskräftig war. Die Auflage, dass Dives einen Einnahmen-Überblick erstellen müsste, der der Curia vorzulegen sei, nahm er auch gelassen hin. Das gehörte zu seinen Pflichten, die Einnahmen, wie auch die Ausgaben zu überwachen. Das wäre bestimmt nicht das Problem.


    Schwieriger hingegen würde der Punkt werden, dass dies auch möglichst zeitnah geschehen sollte, was aus Sicht der Versammlung natürlich nur verständlich war. Dives selbst hätte es ebenfalls gefordert, wenn er unter den Decuriones gewesen wäre. Nicht ganz so leicht würde dies jedoch vor allem deshalb, weil die ersten Forderungen erst an den Iden des November erhoben werden würden. Und von da an dauerte es ja auch nocheinmal ein Weilchen, bis er die Gelder von allen Schiffseignern zusammen hätte - zumal ja nicht jeder hier in Ostia lebte. Dazu kamen Erkundigungen, die er einholen müsste (vielleicht sogar bei den Vigintiviri oder den Vestalinnen) zu einigen Schiffen, deren in den papyri angegebene Besitz bereits verstorben waren.


    Viel Arbeit also, die folglich nicht wenig Zeit kosten würde. Inwiefern Dives das noch vor den kommenden Wahlen schaffen würde, war unklar. Vielleicht müsste er auch einen vorläufigen Jahresabschluss erstellen und einen endgültigen dann zu gegebenem Zeitpunkt nachreichen, wenn er hoffentlich zum Duumvir gewählt worden wäre...


    Mit diesem Punkt schloss dann die Sitzung des Ordo Decurionum ANTE DIEM V ID OCT DCCCLXI A.U.C. (11.10.2011/108 n.Chr.) und zu diesem Datum traten auch die beschlossenen Änderungen in Kraft. Entsprechende Scribae sorgten auch gleich dafür, dass die aktuellsten Versionen der Verordnungen und Gesetze in das städtische Archiv kamen. Mental völlig fertig verließ auch Dives die Curia und machte sich auf den Weg in die Villa, wo er es sich erstmal bei einem angenehmen Bad gutgehen lassen würde...

    Die nächsten beiden Statements von Sedulus ließ Dives unkommentiert. Dass er dem Senator scheinbar eine Teil seiner Sorge nehmen konnte, nahm er erfreut zur Kenntnis. In ähnlichem Maß war es ihm dann aber etwas unangenehm, dass er seit seinem Amtsantritt als Quaestor von Ostia die Civitas nie groß verlassen hatte, wenn man von einigen wenigen, längeren Ausritten absah. Ein entschuldigendes Lächeln breitete sich über Dives' Lippen aus. Ostia hatte genügend Aufgaben und pflichten für Dives als Quaestor bereit gehalten, dass er - bisher - schlicht nichtmal auf die Idee gekommen war, auch nur einen Kurztrip nach Roma zu planen. Dass sich das mit einem in wenigen Tagen eintreffenden Brief ändern würde, ahnte er noch nicht.


    "Ob mich... ob mich etwas bedrückt?", wiederholte Dives die Frage, um Zeit zu gewinnen und sich zu überlegen, ob er das Thema ansprach oder nicht. Ungewollt würde er damit wohl eine gewisse Erwartungshaltung bei seinem Gegenüber schaffen, was nach einmal gesprochenen Worten natürlich nicht mehr zu ändern war.


    "Ach, nein. Nur die üblichen Amtgeschäfte, die mich in meinem Kopf auch hier noch einholen...", presste Dives heraus. Dass das nicht die ganze Wahrheit war, wäre wohl zu erahnen, doch erschien es Dives einfach nicht richten, wenn er jetzt über wirklich familiäre Angelegenheiten zu sprechen beginnen würde. Natürlich waren Dives und Sedulus gute Freunde - die sich folglich beim Cognomen nannten -, aber eben auch nicht mehr. Diese Sache bedürfte eines größeren Vertrauensverhältnisses, wie es eben nur unter engsten Freunden und der Familie bestand, wo man sich beim Praenomen nannte.


    "Entschuldige.", meinte Dives dann nur recht kurz, bevor er aus dem Becken stieg unde sich auf einem nahegelegenen Holzplatz (der Boden war ja schließlich heiß) niederließ. Dieses warme Wasser war schön - in den ersten Augenblicken. Aber mit der Zeit breitete sich bei Dives immer so ein beklemmendes Gefühl aus. Die nasse Hitze, die seinen Körper umgab, schnürte ihm quasi die Kehle zu und nahm ihm die Luft zum Atmen. Er musste schlicht raus aus dem Wasser. Zudem war dieser Raum ja auch eigentlich nur zum Anregen des Blutflusses gedacht. Den Hauptaufenthalt würde man in oder an anderen Becken haben, wenngleich Sedulus dieses warme Wasser besonders zu gefallen schien.


    "Ein Trainingsrennen und einen Conventus? Vielleicht könnte man ja auch beides miteinander verbinden oder würde da spontan irgendetwas dagegen sprechen, woran ich gerade nicht denke? Und wenn man wöllte, dann würde es sich sicherlich auch einrichten lassen, dass man gegen eine andere Factio antritt. Theoretisch alles an einem Tag machbar. Praktisch natürlich eine organisatorische Herausforderung... Hattest du schon an einen speziellen Termin gedacht? Und mindestens genauso entscheidend: An welche Factio würdest du spontan bei einem Kräftemessen denken?", löcherte Dives den Germanicer nur so mit Fragen über Fragen. Aber wenn jemand soetwas ins Spiel brachte, dann hatte er in aller Regel doch schon gewisse Vorstellungen, die Dives nun in Erfahrung zu bringen versuchte. Selbstredend würde er, als Sekretär der Factio Veneta, sich darum kümmern, dass ein passendes Datum gefunden werden würde (so es noch nicht gefunden war) und es mit einer eventuellen anderen Factio abstimmen. Vielleicht so gegen Mittag hätte er das Rennen zu organisieren, das dann ausklingen könnte. Dann müsste man die Leute des anderen Lagers höflich loswerden, bevor man mit dem Conventus beginnen könnte. Alles in allem ein Großprojekt - vor allem aus Ostia. Aber Dives würde sich schon etwas einfallen lassen, wie er das notfalls hinbekäme.

    "Doch, doch.", entgegnete Dives mit einem so-Leid-es-mir-tut-aber-so-ist-es-Gesichtsausdruck. Er überlegte kurz, welche wichtigsten Fakten er mal eben schnell nennen könnte, ohne dass man zu sehr vom Thema ab käme. Der Circus sollte ja weiterhin im Vordergrund stehen.


    "Die Häfen von Ostia gehören zu den geschäftigsten Häfen im ganzen Imperium. Doch stößt der Hafenverwaltung seit geraumer Zeit sauer auf, dass es eine nicht gerade geringe Zahl von Schiffen bereits seit mehreren Jahren in den Häfen anliegt. Das verstellt aktiven Händlern wichtige Anliegeplätze und bringt folglich auch die Civitas um zusätzliche Einnahmen. Daher wird wohl die kostenfreie Liegezeit zeitlich begrenzt werden und für den darüber hinaus gehenden Aufenthalt von Schiffen in diesen Häfen werden Gebühren fällig.", erklärte Dives. Dabei ließ er bewusst ersteinmal außen vor, dass die Initiative für dieses Vorhaben von ihm selbst stammte. Wer wusste schon, wie die Senatoren - vor allem der Dives kaum persönlich bekannte Avarus - darauf reagieren würden? Gegebenenfalls würde Dives diese Information aber natürlich nachschießen. Was den Rest betraf, konnte Dives nicht wirklich genauer werden, da der Beschluss ja noch nicht gefasst war, sondern die entsprechende Sitzung der Curia noch ausstand.


    "Weil eben von mehreren Flüssen und dem Meer umgeben, ist dieser Ort aus meiner Sicht zusätzlich gut geeignet. Denn sollte der Tiber Hochwasser führen, fließt das Wasser über die zahlreichen Kanäle, wie den Fossa Traiani, schnell ins Meer ab und tritt eben nicht über die Ufer. Das ist es schließlich auch, was Ostia in dieser Hinsicht schützt. Und was die Gefahr vom Meer betrifft, so hat die Vergangenheit eigentlich zur Genüge gezeigt, dass Neptunus dieser Civitas freundlich gesonnen ist." Sowohl Erdbeben, als auch große Sturmfluten waren Dives hier nicht bekannt. Andernfalls hätte die Civitas sicherlich auch nicht das Stadtzentrum so nah und relativ offen und ungeschützt am Ufer belassen. Sollte es wirklich einmal zum Äußersten kommen, so wäre wohl auch jenes Stadtzentrum das Hauptproblem und nicht ein eventuell bis dato neugebauter kleiner Circus.