Nach dem Augustus erreichte bald auch das dreiköpfige Richtergremium seine Plätze, darunter die Veturia Augusta, selbstredend der hohe Consul Flavius sowie angekündigtermaßen natürlich auch der seit einiger Zeit wieder an der geteilten Spitze der Cohortes Praetoriae stehende Decimus Serapio.
| Quintus Petilius Sophus
"Sag, Dives, du kennst diesen Decimus doch etwas besser als ich, oder?", erkundigte sich der Petilier ohne näheres Hintergrundwissen über die Vergangenheit der beiden. "Mir ist klar, dass er der Sohn des Consulars Decimus ist. Und auch die Tatsache, dass er als Praefectus Praetorio einen festen Platz als Beisitzer des Senats hat, ist mir natürlich nicht entgangen. Jedoch vor dem Ältestenrat reden hörte ich ihn noch nicht, wie mir auch kein Fall bekannt ist, da er als Kläger oder Verteidiger oder - abseits der heutigen Veranstaltung - als Iudex in Erscheinung getreten wäre." Fragend blickte Sophus zu seinem befreundeten Senatskollegen.
"Und deine Frage ist?", gab sich jener jedoch nur eher kurz angebunden, während er seinen Blick nebenher etwas über das Publikum schweifen ließ, gegebenenfalls den Mann zu erspähen, der ihm noch ungeliebter war als der Decimer. Doch jener Peregrinus war unter all den Menschen hier nicht auszumachen. Vielleicht spionierte er wieder hinter irgendeinem Mitglied der divitischen Familia hinterher? Oder vielleicht war er auch einfach niemand, der in der Menge dieses Publikums großartig auffiel und aus ihr herausstach. Mit einem dezent unbefriedigten Lächeln wandte der Iulier seinen Blick erneut seinem petilischen Nachbarn zu.
"Ich schätze, was ich wissen möchte, ist, ob der Decimus - so als römischer Militär durch und durch - tatsächlich derartig wortgewandt auch in Bezug auf die politische oder gerichtliche Rede ist, wie er uns auf den Aushängen angekündigt wurde.", beantwortete Sophus die ihm gestellte Frage etwas wortreicher. Denn dass die Frau eines Consulars und heutigen Augustus über die Jahre, die sie an der Seite ihres Mannes gestanden und ihm den Rücken gestärkt hatte, gewiss auch einige Erfahrungen beim Hören derartiger Reden gesammelt hatte, erschien ihm genauso naheliegend, wie die rednerische Erfahrung eines amtierenden Consuls selbst. Dachte er indes jedoch an einen römischen Militär, so sah er diesen nur meist im eher rauen Umgang mit anderen Soldaten und Militärs.
"Gewiss.", blieb Dives seiner Wortarmut in diesem Thema treu, bevor dankenswerterweise der erste Redner angekündigt wurde, sodass eine Vertiefung dieser oder ähnlicher Fragen des Petiliers zum aktuellen Zeitpunkt faktisch ausgeschlossen war. "Der Mörder eines Mörders... bleibt dennoch ein Mörder, oder nicht?", lenkte der Iulier im Anschluss an den vorgestellten Fall die Aufmerksamkeit auch seines befreundeten Nachbarn auf selbigen und die anschließende Rede des Helvetiers.
"Nun, wollen wir doch zunächst hören, was der Helvetius dazu zu sagen hat.", lächelte Sophus schmal, bevor sodann die Rede begann - eine lange und gute Rede, wie nicht zuletzt auch der Petilier am Ende fand. "Da wird sich mein Sohn aber ordentlich anstrengen müssen, an diese Rede heranzureichen.", urteilte der Senator dennoch zufrieden. Denn weshalb auch sollte er nicht zufrieden sein, war er doch immerhin genau deshalb hier - ein paar gute Reden zu hören.
"Da hast du in jedem Fall recht.", stimmte Dives seinem Mitsenator zu, bevor er das grüßende Nicken des Helvetiers lächelnd erwiederte. "Aber immerhin ist dieser Mann, Helvetius Severus, auch mein Klient... wenngleich er mir bislang verschwiegen hat, über ein derartiges Redetalent zu verfügen..."