Mea culpa.
Na das wurde ja immer schöner! Jetzt war Dives also auch noch selbst Schuld daran, dass er so lange uninformiert geblieben war. Denn schließlich gehörte es ja zum guten Ton im Exercitus, dass man lieber schwieg, statt für den Vorgesetzten unerfreuliche Informationen pflichtbewusst und aller persönlicher Konsequenzen zum Trotz stante pede an selbigen weiterzuleiten. - Der Iulier erblickte vor seinem inneren Auge einen Späher, der auf ein großes Heer des Feindes stieß... und diese Informationen am Ende ebenfalls lieber für sich behielt, damit sich sein Vorgesetzter nicht unnötig (?) über diese Entdeckung aufregte.
"Oh, ich verstehe.", antwortete Dives mit deutlichem Unterton auf die anschließenden Worte des Iuniers. "Jetzt kennst du also nicht nur meine Tochter 'recht gut', sondern weißt überdies auch, was _ich_ denke?!" Da hatte es der Senator wohl mit einem richtigen Iulier-Versteher zu tun, was? Fabelhaft! Denn als hätte Dives nicht bereits genug Feinde seiner Person - von den mutmaßlichen Iulier-Gegnern im Cultus Deorum und Senat, über manch peregrinen Iulier-Feind bis hin zu seiner eigenen Ehefrau - fehlte ihm selbstverständlich unbedingt noch eine persönliche Fehde mit einem Mitglied des Exercitus Romanus...
Der Senator verspürte den dringenden Wunsch danach, an dieser Stelle nun einfach aufzustehen, sich umzudrehen und sodann wortlos diesen Raum zu verlassen. Doch er zögerte... und blieb letztlich für den Moment noch einfach sitzen. Diese Genugtuung nämlich gönnte er dem Iunius nicht auch noch - nein! Daher also holte der Iulier einmal tief Luft und versuchte sich im Aufbau einer zwar verärgerten doch lediglich stumm-verärgerten Maske, unter welcher er im Folgenden zunächst das Ende der iunischen Erklärungen abwarten würde... bevor er sich erst im Anschluss erheben und sodann wortlos diesen Raum verlassen würde.
Die verärgerte Miene des Iulier blieb reglos während der weiteren Ausführungen des Eques, obgleich Dives innerlich doch leicht aufatmete, als er hörte, was der Tribun ihm weiter noch zu sagen hatte. So letztlich verwarf er dann auch seinen gefassten Entschluss, hier frühzeitig zu gehen, und setzte stattdessen zu einer - jedoch noch immer in einem recht unerfreuten Tonfall gesprochenen - Antwort an:
"Das heißt, zu deinem Schutz, zu meinem Schutz und da dich meine Tochter darum gebeten hat, hast du mir damals diese wichtigen Informationen vorenthalten und mir dereinst folglich den Gehorsam verweigert. Ist das richtig?", fragte Dives rhetorisch und ließ eine kurze Kunstpause folgen. "Selbst wenn du ihr auf den Stein des Iuppiter dein Stillschweigen gelobt hast, hättest du deinem Treueeid als Soldat des Exercitus Romanus ein größeres Gewicht geben und Mittel und Wege finden müssen, mich damals schnellstmöglich zu informieren - mindestens inoffiziell.", sprach Dives mit ruhiger, ernster Stimme. "Im Übrigen denke ich, solltest du in deinem Versprechen des Stillschweigens nicht konkret diesbezüglich Einschränkungen formuliert haben, dass du heute nicht mehr und nicht weniger dein Wort ihr gegenüber brichst, als du es zu einem damaligen Zeitpunkt getan hättest.", bemerkte Dives beiläufig und nicht ohne einen kleinen Hauch Genugtuung. Denn am Ende würde sich der Geist der toten Torquata noch aus ihrem Grab heraus für seinen Verrat an dem Iunier zu rächen versuchen...
"Aber ich will anerkennen, dass du immerhin jetzt nun das Gespräch mit mir gesucht hast, dein Gewissen zu erleichtern und mir alles zu erzählen, was du bisher vor mir zurückgehalten hast.", lieferte der Iulier seinem Gegenüber schlussendlich die Vorlage dafür, in seinen Ausführungen fortzufahren.