Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Dem ersten Schock über die unfassbaren Neuigkeiten im Hause Iulius Dives folgte eine divitische Planungs- und Organisationswut, mit welcher er sich nach Kräften von seinem Verlust abzulenken versuchte...


    Roma, NON NOV DCCCLXV A.U.C.

    Ad
    Pontifex Maximus
    Tiberius Aquilius Severus
    Palatium Augusti
    Urbs Aeterna



    Iulius Dives Senator Aquilio Augusto Pontifici Maximo s.d.


    Es erreichte mich am frühen Nachmittag des gestrigen Tages die für einen Vater wohl schlimmste aller möglichen Nachrichten aus dem Atrium Vestae. Die junge Vestalin Iulia Torquata, meine Tochter, die ich einst vor dem Praetor Urbanus als solche annahm, ist nach kurzer aber wohl schwerer Krankheit gestern Morgen überraschend aus dem Leben getreten.


    Ich nehme an, dass du als Pontifex Maximus bereits über diesen nicht nur meinen Verlust, sondern auch deinen Verlust und einen Verlust für Roma und das ganze Imperium informiert bist - wie du dich unter Umständen auch an die Cena in der Domus Augustana, zu welcher du meine Frau und mich einludst, grob zu erinnern vermagst. Damals, es scheint mir wie gestern, sprach und erzählte ich dir unter anderem, wie väterlich verbunden ich meiner Adoptivtochter zuletzt war.


    Deshalb nun bitte ich dich - von Vater zu Vater - eindringlich darum, mir einen angemessenen Abschied von meiner unbestreitbar viel zu jung zu den Göttern gerufenen Tochter zu ermöglichen. Ich bitte dich, als ihr Adoptivvater die Leichenrede auf dem Forum Romanum auf sie halten zu dürfen. Torquata soll eine kleine Pompa bekommen und ein paar Worte, die ihr und den Göttern zeigen, dass sie vermisst werden wird.
    Ferner bitte ich darum, sie, die sie in ihren letzten Jahren von ihrer leiblichen Familie in meine Familie kam, bevor sie in die Familie der Vestalinnen aufgenommen wurde, in einem iulischen Familiengrab an der Via Appia bestatten zu dürfen. Denn als vestalische Jungfrau mag sie das Recht haben, auch innerhalb der Stadtmauern beigesetzt zu werden. Dennoch wäre mir in ihrem Sinne wohler zumute, dürfte sie im Kreise ihrer leiblichen Verwandten ihre letzte Ruhe finden.


    Im Gegenzug, denn ich möchte auch deine Rolle als ihr väterlicher Pontifex Maximus keineswegs infrage stellen oder geringschätzen, wäre es mir nur recht, wenn Torquata bis zum Ende der aktuellen Ludi Plebei * im Atrium Vestae, ihrem letzten und stets geschätzten Zuhause, aufgebahrt bliebe. So vermögen sich auch ihre vestalischen Schwestern angemessen von ihr verabschieden zu können. Darüber hinaus würde ich mich natürlich über jeden freuen, der meiner und unserer Tochter den letzten Respekt erweist und zu gegebener Zeit auf dem Forum Romanum Anteil nimmt an meinem und unserem traurigen Verlust.


    Sim-Off:

    * Die Aufbahrungzeit beträgt zwar eigentlich nur 7 Tage, doch will ich hier die Zeitebenen etwas verschieben, um A. nicht mit den Ludi Plebei und B. auch nicht mit der Imagines-Weihe in Konflikt zu geraten.


    Mögen die Unsterblichen stets wachen über dich, über deine Familie und über das römische Imperium. Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    SENATOR ET QUAESTORIUS

    Das Schreiben der decimischen Vestalin hatte unbedingt zeitnah beantwortet werden müssen. Umso offensichtlicher jedoch wurde es, dass der Schock ob der übermittelten Neuigkeiten noch immer spürbar tief saß...


    Roma, NON NOV DCCCLXV A.U.C.

    Ad
    Sacerdos Vestalis
    Decima Messalina
    Atrium Vestae
    Urbs Aeterna



    Iulius Dives Senator Decimae Messalinae Sacerdoti Vestalis s.d.


    Ich kann es in der Tat noch immer kaum glauben, wie die Götter mir meine Tochter, dir und den übrigen Vestalinnen eure Schwester und Roma und dem ganzen Imperium eine treue und herzensgute, junge Vestalin nehmen konnten. Es ist ein so unfassbar großer Verlust für uns alle!


    Umso wichtiger ist es, gerade in dieser schweren Zeit zu wissen, nicht allein zu sein mit dieser Trauer. Ich danke dir sehr für deine unverzügliche Benachrichtigung und dein wärmendes Mitgefühl in dieser unwirklichen Stunde. Mir auch jetzt in dieser Weise zur Seite zu stehen, das zeichnet dich aus als eine wahre Freundin meiner Familie! Auch dafür möchte ich dir danken, wie ich mich darüber hinaus auch für deine herzlichen Worte über Torquata selbst bei dir bedanken möchte.
    Denn gewiss nicht jeder war ihr gegenüber so aufgeschlossen und freundlich gesinnt. Umso mehr erfüllt es mein Herz mit einem kleinen Lächeln, dass sie in dir eine so treue Freundin gefunden hatte.


    [strike]Ich.[/strike] [strike]Es.[/strike] Mir fehlen noch immer die Worte.


    Möge Vesta stets schützend über dich wachen, wie auch du stets über ihr heiliges Feuer wachst! Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    SENATOR ET QUAESTORIUS

    "Ich, nun, äh...", druckste der Privatsekretär nach einer gefühlten Ewigkeit der Stille herum, um die unangenehme und beklemmende Ruhe zu durchbrechen. "Es tut mir Leid. Ich... ich sollte die gelesenen Briefe... ich sollte notieren, wer dir alles geschrieben hat. Ich sollte gehen, um die Liste..." - "JA! MACH! Mach und hau ab!", platzte es ohne Vorwarnung erschüttert aus einem sich ruckartig erhebenden Dives heraus. "Geh, und lass auch du mich allein.", setzte er, während der Sklave bereits geschwinden Schrittes das Weite suchte, kraftlos nach. Der iulische Privatsekretär wäre immerhin nicht der erste, der den frisch in den Senat berufenen Quaestorier verließ. Im Gegenteil reihte er sich nur ein in eine lange Liste von Menschen, in der bereits die divitischen Eltern standen, der gute Freund Helvetius Ocella, die alte Liebe Decimus Serapio, der einstige Verehrer Caelius Caldus, der süße und ohne ein Wort mutmaßlich wieder nach Mogontiacum abgereiste Duccius Callistus und... seit heute also auch Iulia Torquata.


    "AARRGGHH!", stieß er sodann nach einem kurzen Kräftesammeln aus und wischte dabei einmal mit seinem rechten Arm über den gesamten Tisch, sodass zahlreiche Schriftstücke - Papyri wie Tabulae - zusammen mit Schreibgeräten, einer leeren Öllampe, mehreren kleinen Statuetten sowie selbstredend dem vinicischen Dolch, welchen er einst von seinem Patron zur Hochzeit geschenkt bekam, zu Boden gingen. Dives selbst sackte daraufhin auf seinen Stuhl zurück, während sein Kopf und seine Arme endlos schwer geworden auf dem Schreibtisch liegen blieben. Kurz darauf löste sich eine erste Träne aus seinen Augen - und weitere würden ihr leise schluchzend folgen...

    "Sag, die wievielten Glückwünsche zu meiner Berufung in den Senat waren dies?", erkundigte sich Dives bei seinem Privatsekretär, nachdem er sich bereits seit einer Stunde anhörte, welche Nachrichten und Gratulationen ihn vor allem von Bekannten und Freunden aus Ostia in schriftlicher Form erreichten. "Erst zwölf, Dominus.", antwortete der Sklave unbekümmert. Der Iulier seufzte. "Okay, schön. Dann lies noch eine - und der Rest wartet dann aber bis morgen.", entschied er also, lehnte sich neuerlich entspannt in seinen Schreibtischstuhl zurück und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Unterdessen legte der Sekretär den zuletzt verlesenen Brief auf den Stapel der bearbeiteten Post, bevor er sich den nächsten vom Stapel der unbearbeiteten Korrespondenzen nahm. Dabei handelte es sich um ein Schreiben aus dem Atrium Vestae.


    "Die Vestalin Decima grüßt den Senator Iulius Dives.", begann der Sklave nach dem Öffnen der Wachstafel und einem kurzen Räuspern mit dem Lesen. Wie bei allen anderen Schreiben zuvor betonte er dabei auch hier nun einmal mehr sowohl den Namen der Absenderin als auch den neuen Titel des Iuliers, Senator. Anschließend folgte ebenfalls wie bei allen anderen Briefen ein kurze Pause, damit sich der Zuhörer sodann angemessen auf die Nachricht der Absenderin einstellen konnte. "Es liegt mir... fern... dies zu tun, doch muss ich deine seit Tagen anhaltende gute Stimmung, nach der Berufung zum Senator, unterbrechen." Verwundert blickte Dives auf und sah seinen Sekretär fragend an. Der indes las nach dem anfänglichen, kurzen Stocken nun einfach nur weiter. "Du musst sehr stark sein, mein lieber Dives. Setz dich am besten."
    Die Gedanken des Iuliers begann zu kreisen - und kreisten selbstredend stante pede um seine Tochter, ihren Fehltritt vor der Captio, die unsägliche Gerüchteküche, den Mord am syrischen Händler, die Verdächtigungen und... Serapio... dessen tollen Borkan... sowie Fausta. Denn wohl keiner der drei empfand auch nur annähernd Sympathie für Torquata. Borkan war es, der sie bei ihrem Tête-à-Tête mit diesem Soldaten beobachtet hatte und anschließend offenkundig seinen Mund nicht darüber halten konnte - woher sonst waren die Gerüchte dereinst aus dem Boden geschossen? Serapio war es, der Dives praktisch ins Gesicht gesagt hatte, dass er Torquata für ungeeignet hielt, eine Vestalin zu sein. Dazu war es alles andere als ausgeschlossen, dass er auch hinter den Beobachtungen Borkans steckte, ihn womöglich gar erst zum Bespitzeln losgeschickt und auf Torquata angesetzt hatte oder aber am Ende wenigstens dafür gesorgt hatte, dass sein toller Borkan die nächtlichen Beobachtungen auch ja nicht für sich behielt. Tja, und schlussendlich war da erwähntermaßen auch noch Fausta, die nicht nur aus ihrer Abneigung gegen Torquata nie wirklich einen Hehl gemacht hatte, sondern zudem vor einiger Zeit noch mehr als deutlich sowohl sie als auch ihren gemeinsamen Sohn, beide Kinder Dives, unmissverständlich bedroht hatte.


    Erst Torquatas nächtliches Treffen mit einem Soldaten, anschließend die Ermordung eines syrischen Händlers - was war es diesmal?
    "Ich möchte nicht, aber ich muss. Heute morgen...", betonte der Sklave durch eine künstliche Pause und Dives malte sich bereits die wildesten Szenarien aus. Heute morgen... wurde ein nur halb bekleideter Soldat in Torquatas Zimmer aufgegriffen. Heute morgen... wurde ein weiterer Syrer tot aufgefunden, direkt vor dem Atrium Vestae. Heute morgen... hatte sich Serapio, hatte sich dessen Borkan, hatte sich Fausta, hatte sich einer dieser drei eine neue Intrige gegen Torquata ausgedacht. Heute morgen... "ist deine geliebte Tochter, meine beste Freundin, von uns gegangen.", las der Sekretär weiter. "Wohin?", hakte Dives sogleich ein. "Wohin ist sie gegangen?" Es dauerte einige Augenblicke, bis die Worte der Vestalin bis ins Bewusstsein des Iuliers vorgedrungen waren und er zu verstehen begann. "Ihr Tod war nicht zu erahnen. Es überraschte die ganze Schwesternschaft. Unserer Medicus meinte, dass sie einer kräftigen Krankheit zum Opfer fiel. Ihr kleines Herz zerbrach. - Ich finde dafür keine Worte. Es schmerzt so sehr. - Dives, wenn du mich brauchst. Ich bin für dich da. - Vale bene. Messalina."


    Eine bedrückende Stille erfüllte den Raum. Reglos saß Dives hinter seinem Schreibtisch und fixierte starr einen imaginären Punkt auf der hölzernen Tischplatte. Sein Mund war leicht geöffnet, doch nicht ein einziger Ton kam über seine Lippen. Torquata. Erst kürzlich noch hatte er dem Princeps, dem Caesar und der Augusta von ihr vorgeschwärmt. Erst kürzlich noch hatte er zum ersten Mal ausgesprochen, wie sehr er sich mittlerweile als ihr Vater fühlte. Erst kürzlich noch... Was für ein Schlag ins Gesicht. Vor wenigen Jahren erst war Torquata zur Vestalin ergiffen worden. Vor wenigen Jahren erst hatte Dives sie vor dem Praetor Urbanus als seine eigene Tochter angenommen. Vor wenigen Jahren erst war sie überhaupt erst angekommen in der ewigen Stadt - nur um nun also viel zu früh und lange, lange vor ihrer Zeit aus dem Leben zu scheiden? Der Iulier war fassungslos. Und er war sprachlos. Denn auch er fand, wie die Decima überaus treffend schrieb, keine Worte dafür.

    "Ich verstehe.", antwortete Dives zum Abschluss des Themas Herkunft lediglich und enthielt sich eines weiteren Kommentars dazu. Wahrscheinlich, so dachte er indes bei sich selbst, konnte man den Druck und die Erwartungen auch erst dann in ihrem vollen Umfang und ihren ganzen Ausmaßen wahrnehmen, wenn man den unmittelbaren Vergleich dazu hatte und wusste, wie es sich gänzlich ohne die großväterliche Erwartungshaltung lebte. Dennoch wünschte der Iulier seinem Gegenüber genauso wie dessen Großvater gewiss nichts Schlechtes. Denn die Familie war wichtig, wichtiger mitunter gar als man selbst - und entsprechend sollte man sie auch schätzen dürften, solange man nur konnte.


    "Zur nächsten Wahl bereits?", zeigte sich Dives anschließend von den flavischen Plänen überrascht und war zunächst geneigt, sich nach dem kaiserlichen Dispens er erkundigen - hätte sein Gegenüber jenen nicht selbst bereits zur Sprache gebracht. "Dann wirst du deine Kandidaturrede wohl noch vor deinen Res Gestae halten, was?", lächelte er sodann schmal, bevor er sogleich wieder ernst wurde. "Welche Pläne hast du denn für deine Quaestur und welches Amt genau wirst du dafür anstreben, wenn ich das bereits fragen darf?" Den baldigen Erhalt der Senatorenwürde vorausgesetzt konnte Dives schließlich weder drei Kandidaten zu Quaestores Principis noch fünf Kandidaten zu Quaestores Consulum unterstützen, wenn es nur zwei Quaestores Principis und zweimal zwei Quaestores Consulum zu wählen gab.




    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    VICARIUS PRINCIPIS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    "Selbstredend.", stimmte Dives der Aussage des Princeps sogleich zu und bemühte sich ebenfalls um ein Schmunzeln. "Es lag mir auch gänzlich fern, dies mit meinen Worten auch nur annähernd infrage zu stellen.", versicherte er anschließend, da er dem Augustus in der Tat nicht beabsichtigte hier sprichwörtlich auf den Togasaum zu treten. "Jedoch, so nehme ich an, wirst du verstehen, dass das Band zwischen einem Vater und seiner Tochter - sei es auf natürlichem Wege entstanden oder künstlich durch eine Adoption - niemals ganz abreißen und verschwinden wird. So weiß ich sicher, dass meine... unsere Tochter..." Kurz stockte der Iulier, hörte sich diese Formulierung gegenüber dem Princeps doch durchaus ein wenig befremdlich an - erst recht, wenn er sich dazu einmal mehr die ausgerechnet scharlachrote Synthesis des Mannes ins Bewusstsein rief. "...dass sie sich ihren natürlichen Eltern noch immer überaus verbunden fühlt, obgleich die beiden das irdische Leben vor mehreren Jahren bereits verließen.", versuchte Dives dem Aquilier nicht nur zu erklären, warum sondern auch dass er Torquata auch nach ihrer Captio zur Vestalin weiterhin mindestens partiell als seine Tochter ansah. Und sollte ihr - die Götter mochten sie davor bewahren (oder leider eben auch nicht) - eines Tages irgendetwas zustoßen, so würde sich Dives ohne jeden Zweifel und ohne zu zögern gewiss auch dafür einsetzen, dass er wenigstens partiell auch seinen familienväterlichen Pflichten würde nachkommen können und dürfen...




    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    VICARIUS PRINCIPIS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Roma, A.D. IV NON NOV DCCCLXV A.U.C.

    Ad
    Imperator Caesar Augustus
    Tiberius Aquilius Severus
    Palatium Augusti
    Urbs Aeterna



    Iulius Dives Senator Imp. Caes. Aquilio Severo Augusto s.d.


    Nachdem mich am frühen Abend des gestrigen Tages ein Cursor des Palatin erreichte und mir einige Dokumente übergab, welche mich als neuen Eigentümer eines kaiserlichen Grundstücks ausweisen, und nachdem man mir nachfolgend eine Urkunde überreichte, mit welcher du mich als Senator Romas in den hohen Senat berufst, möchte ich dir hiermit meinen größten Dank aussprechen!


    Dabei ist mir selbstredend bewusst, dass ein paar dankbare Worte auf einer Tabula genauso keinen Gegenwert zu deiner Großzügigkeit darstellen, wie es wohl auch sonst kein Geschenk gibt, mit welchem ich mich angemessen bei dir erkenntlich zeigen könnte - keines bis auf eines.


    So werde ich meine Berufung in den Senat annehmen und beim Stein des Iuppiter meine Stimme stets nach bestem Wissen und Gewissen für die Stadt Roma, für das römische Volk sowie selbstrendend stets loyal zu dir, unserem Imperator Caesar Augustus, einsetzen.


    Mögen die Unsterblichen stets wachen über dich, über deine Familie und über das römische Imperium. Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    SENATOR ET QUAESTORIUS

    Die Novemberkalenden des Jahres 865 ab urbe condita - was für ein Tag! Noch am Morgen erschienen diese Kalenden dem Iulier nicht anders als andere Kalenden. Er war ein gewesener Quaestor ohne Sitz im Senat, besaß Land der Größe des halben senatorischen Census und rechnete entsprechend damit, wohl auch noch eine Weile lang die Sitzungen des stadtrömischen Ältestenrates maximal von den geöffneten Türen der Curia Iulia aus verfolgen zu können. Am frühen Abend allerdings überschlugen sich die Ereignisse! So folgte einem principalen Landgeschenk stante pede die divitische Berufung in den Senat - und stellte den Iulier vollkommen unerwartet vor gleich mehrere Fragen. Denn am selben Abend war es schließlich auch, dass die Kandidaturfrist für die nächste Amtsperiode endete.
    Sollte also Dives nun gleich aufs Ganze gehen? Sollte er ins Rennen gehen um die plebeische Aedilität? Konnte er überhaupt so kurzfristig noch kandidieren? Denn trotz der schriftlichen Berufung in den Senat hatte er seinen senatorischen Eid schließlich noch nicht gesprochen und erfüllte entsprechend formell die Voraussetzung, einen Sitz im Senat zu haben, mitunter noch nicht gänzlich. Dazu war am Abend in der Curia Iulia vermutlich niemand mehr, was es sicherlich schwierig machen würde, den Eid vollkommen formgerecht abzulegen; ganz zu schweigen davon, dass sich Dives binnen kürzester Zeit eine Kandidaturrede aus den Fingern saugen und Wahlkampf betreiben müsste, was ihn wiederum in den Augen seiner Mitsenatoren wohl ziemlich karrierefixiert erscheinen ließe.


    Entsprechend also schüttelte der iulische Senator nach einer Hora hektischer Überlegungen und überstürzter Planungen seine Gedanken ab und befreite sich von dieser fixen Idee einer kurzfristigen, übereilten Kandidatur zur Aedilität. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit für eine kleine Feierstunde - wer wüsste schon, wann ihm das Schicksal nicht wieder ein Bein stellte und ihn leiden ließ -, bevor er am nächsten Morgen nun herausgeputzt in der Curia Iulia erschien, darauf wartete, vom Consul aufgerufen zu werden, und anschließend also den senatorischen Eid schwor:

      "Ego, Marcus.. Iulius.. Caii filius.. Esquilina tribu.. Dives, hac re ipsa decus Imperii Romani me defensurum, et semper pro Populo.. Senatuque.. Imperatoreque Imperii Romani acturum esse.. sollemniter iuro.", ließ sich der Iulier nicht nur bei seinem Namen die Zeit für ein paar kleine Pausen, sondern platzierte selbige auch zwischen dem Volk und dem Senat und dem Imperator des römischen Imperiums sowie selbstredend vor dem Satzschluss 'sollemniter iuro', 'das schwöre ich feierlich'.


      "Ego, Marcus Iulius Dives, officio.. Senatoris Imperii Romani.. accepto, Deos.. Deasque.. Imperatoreque Romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et Virtutes Romanas publica.. privataque vita me persecuturum esse.. iuro.", stand nach seiner eigenen Person nachfolgend nun das Amt als Senator im Mittelpunkt und wurde vom Iulier entsprechend ebenso durch eine kleine Pause betont wie die Tatsache, dass er ebendieses Amt annahm und akzeptierte.


      "Ego, Marcus Iulius Dives, Religioni Romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat.. iuro.", gab es beim Part die römische Religion betreffend aus divitischer Sicht nun nicht ganz so viel zu betonen, sodass er entsprechend hier auch keinerlei größere Hervorhebungen tätigte - abseits vom immergleichen Schlusswort 'iuro', 'das schwöre ich'.


      "Ego, Marcus Iulius Dives, officiis muneris.. Senatoris me quam optime functurum esse.. praeterea iuro.", gab es im Abschnitt zu den Amtspflichten nur einmal mehr das entsprechende Amt betonend herauszustreichen, bevor es hier ein letztes Mal '(praeterea) iuro' hieß, 'das schwöre ich (außerdem)'.


      "Meo Civis Imperii Romani Honore, coram Deis.. Deasque Populi Romani, et voluntate.. favoreque eorum, ego munus.. Senatoris una cum Iuribus, Privilegiis, Muneribus et Officiis comitantibus.. accipio."

    Einen kurzen Moment noch verharrte der Iulier, wo er stand, und ließ seine Worte etwas nachwirken, ihnen das Gewicht zu geben, welches ihnen zustand. Anschließend dann bedankte er sich mit einem stummen Nicken bei dem Consul, welcher ihm das Wort erteilt hatte, bevor er sich einen Platz hinter den Consularen, hinter den Praetoriern, hinter den Aediliciern, in den Reihen der Quaestorier suchte. Letztlich, in der Tat, war Dives in der fortschreitenden Sitzung nicht viel näher an der politischen Bühne, als er es als Zuschauer von der Türen der Curia Iulia aus gewesen wäre - mit einem entscheidenden Unterschied: Er befand sich fortan auf der anderen Seite der Türschwelle.

    Nachdem er den flavischen Erfolgwunsch zunächst lediglich stumm mit einem dankbaren Nicken beantwortete, verfolgte Dives anschließend interessiert die Ausführungen seines Gegenübers. Jener sprach zunächst von seinem Vater und Großvater, bevor er seinen Werdegang von Geburt bis Gegenwart wiedergab. Wer also war Caius Flavius Scato? Allem Anschein nach war er ein patrizischer Römer, der sich in erster Linie über seine Herkunft und seinen Werdegang definierte.
    Doch war das so ungewöhnlich? Einen kurzen Moment lang ging der Iulier in sich, zu ergründen, was er wohl selbst in etwa auf diese Frage geantwortet hätte. Neben seiner Herkunft, fiel ihm dabei auf, hätte er gewiss auch seine Familia und insbesondere seine beiden Kinder erwähnt. Entsprechend folgerte Dives, dass sein Gegenüber wohl bislang weder Frau noch Kinder hatte. Ferner, so bildete er sich ein, hätte er die eine oder andere Station seines Werdeganges vermutlich mit irgendeiner Tat in Verbindung zu bringen versucht, um sich beispielsweise nicht nur als ehemaligen Duumvir von Ostia, sondern als einen jener beiden Duumvirn darzustellen, welche die Hafenstadt ohne Blutvergießen sicher durch den vergangenen Bürgerkrieg führten. Auch hier schlussendlich also folgerte der Iulier, dass seinem patrizischen Gegenüber entsprechende Erfahrungen vermutlich genauso erst noch bevorstanden, wie auch das Gründen einer Familie für ihn scheinbar noch in der Zukunft lag. Einen kurzen Wimpernschlag lang schlichen sich ein paar nachdenklichere Züge in den iulischen Gesichtsausdruck. Konnte das sein? Wurde er allmählich... alt?


    "In der Tat", fand er jedoch schnell wieder in die Unterhaltung zurück, "sind mir die Kraft und Wirkung bedeutender Namen durchaus bekannt. Denn auch mein Großvater, obgleich er schon viele Jahre im Elysium weilt, trug einst einen nicht unbekannten Namen." Dives ließ eine kleine Kunstpause folgen, während er still bei sich dachte, dass es wohl stimmte: Gemeinsamkeiten machten einander sympathischer. "Der Censorier Cicero Octavius Anton, er war der Vater meiner Mutter.", klärte er den Flavier anschließend auf. "Ihn zum Großvater zu haben, es war ohne jeden Zweifel ein Segen, doch gewiss auch manchmal ein Fluch. Aber das wirst du wahrscheinlich in ähnlicher Weise kennen, wie ich.", lächelte Dives und dachte daran, dass der Name seines Großvaters durchaus dazu imstande war, manche Tür zu öffnen, die dem Iulier andernfalls sicherlich verschlossen geblieben wäre. Auf der anderen Seite jedoch erwartete der Mann zu seinen Lebzeiten selten wenig. Im Gegenteil konnte er in Roma Politik machen, während Dives im westlichen Asia und östlichen Achaia seiner ersten Ausbildung nachging. Der Erwartungsdruck und die damit verbundene Last waren auch über diese große Entfernung hinweg stets deutlich spürbar gewesen. Und noch gut vermochte sich Dives daran zu erinnern, wie er in jungen Jahren den Tod seines Großvaters entsprechend auch gewiss nicht übermäßig betraut hatte - und das nicht nur, weil er seinen Großvater kaum persönlich kannte.

    Ich muss sagen, dass ich - in einem gewissen Rahmen - die Idee durchaus gut finde. Denn gerade bei einer Laufbahn als einfacher Militär kann ich mir vorstellen, dass es vielleicht Schöneres gibt, als die Grundausbildung mit einer neuen ID noch einmal von Beginn an absolvieren zu müssen. Zudem werden ja auch mit anderen IDs absolvierte SimOff- wie auch SimOn-Kurse auf aktive Bitte hin angerechnet und im Tabularium eingetragen.


    Jedoch muss ich andererseits auch sagen, dass mir beispielsweise ein sofortiger Einstieg bereits als Senator doch deutlich eine Nummer zu weit ginge. Wenn ich zum Beispiel an das Viginvirat denke, fällt mir als allererstes dazu ein, dass praktisch seit dem Bürgerkrieg jeder Vigintivir - unabhängig davon, ob er SimOn nun als Triumvir, Quattuorvir oder tatsächlich als Decemvir amtierte - SimOff mit der Aufgabe der Erbschaftsverteilung betraut war. Blickt man indes in die Zeit vor dem Bürgerkrieg, so stellte man fest, dass dort bis zurück zu Claudius Lepidus im April 2010 niemand woanders sein Vigintivirat abgeleistet hat als bei den Decemvirn - eben weil die SimOff-Aufgaben hinter diesem Amt selbstredend auch irgendwann erledigt werden wollten. Hier nun also die Möglichkeit zu eröffnen, insbesondere das Vigintivirat, aber auch die Quaestur SimOff zu überspringen, sehe ich daher eher kritisch.
    Zudem sei mir an dieser Stelle auch eine kleine Kleinlichkeit erlaubt. Wenn es nämlich zunächst heißt "Eine solche ID neu einsteigen zu lassen könnte man dadurch schaffen, wie es bereits bei NSCs gehandhabt wird: Posten, die nicht zur bespielten Welt gehören und demnach auch nicht mit Graswurzel-IDs hätten kollidieren können." und wenn dann offenkundig alle Kollegien der Vigintiviri tatsächlich zur bespielten Welt gehören (Capitalis wird aktuell ausgeübt; Monetalis war zuletzt 02/2014 besetzt; die beiden anderen zuletzt 10/2013), dann folgere ich daraus, dass kein Vigintivirat einfach so angerechnet werden soll. => Und ohne Vigintivirat keine Quaestur. => Wie zuletzt ohne Quaestor auch keine Senatorenwürde im herkömmlichen Sinne. ;)


    Dazu auch finde ich es nicht verkehrt, dass alle (wahlberechtigten) Mitspieler des IR die Möglichkeit haben, (mindestens) zweimal ihre Stimme für oder gegen eine ID abzugeben, bevor sich für jene ID überhaupt erst die Frage einer möglichen Senatorenschaft stellt. Dies empfinde zumindest ich ganz persönlich als einen nicht unwichtigen Teil des IR und ich würde mich auch als Spieler ein wenig übergangen fühlen, wenn plötzlich eine neue ID sofort im Senat säße, ohne dass ich nicht wenigstens zweimal meine Stimme für oder gegen jene ID hätte abgeben können. Dabei klar außen vor und nicht der Maßstab sind selbstredend SL-IDs wie beispielsweise unser aktueller Caesar.


    Summa summarum könnte ich mir folglich (weitere) Erleichterungen für neue IDs alter Spieler durchaus vorstellen. Jedoch würde ich für meinen Teil dabei offenkundig weit weniger weit gehen wollen, als dies hier vorgeschlagen wurde. Einem ehemaligen Centurio mit einer neuen ID irgendwie die militärische Grundausbildung zu erlassen oder einem ehemaligen Senator mit einer neuen ID sogleich den Ordo Senatorius mit auf den Weg zu geben, sowas könnte ich mir noch vorstellen. Und gerade wenn man in einer Gens ohne Senatoren begänne, hätte es auch sicherlich einen gewissen Reiz, praktisch stante pede zum Vigintivir kandidieren zu können. Jedoch neuen IDs die Erlangung des Ordo Senatorius, die Wahl zum Vigintivir, gegebenenfalls ein Militärtribunat, die Wahl zum Quaestor und auch noch die Berufung in den Senat zu erlassen, das finde ich alles zusammen dann doch etwas sehr viel.


    Wohlbemerkt schreibe ich dies als Spieler, nicht als Mod.

    "Das, in der Tat, wäre schön.", stimmte Dives den Worten des Quintilia nickend zu und versuchte sich ebenfalls in einem vorsichtigen Lächeln. Dann wandterte sein Blick weiter zum Tempel. "Ja, bei Fortuna, das wäre schön. Möge sie diesen unseren Willen erhören und als Schicksalsgöttin und Göttin des gelenkten, des bewussten Zufalls ihre schützende Hand halten über unser gemeinsames Vorhaben. Möge sie zum symbolischen Stützpfeiler unserer Brücke werden.", erschien es dem Iulier nur richtig, nach diesem zufälligen Aufeinandertreffen vor dem Tempel der Zufallsgöttin ebenjene zur Patronin über ihr weiteres Verhältnis zueinander zu erheben. "Ich bin mir sicher..." Kurz sah Dives leicht fragend zur Quintilierin. "...ich bin mir sicher, wir werden beide gemeinsam ein großes, üppiges Opfer darbringen, sollte diese sinnbildliche Brücke zwischen uns einst vollendet sein.", sprach er hier kurzzeitig für sie beide, bevor er in den Singular zurückkehrte. "Do ut des." In der Hoffnung, dass sie diese letzten Worte ebenfalls sprach und damit einem gemeinsamen Versprechen an die Schicksalsgöttin zustimmte, blickte Dives erwartungsvoll auf die quintilischen Lippen.


    Im Anschluss an diesen Part war aus Sicht des Iuliers für den Augenblick alles gesagt, was sie einander derzeitig zur Verbesserung ihres unglücklichen Verhältnisses sagen konnten. Entsprechend leitete er nachfolgend nun allmählich den Abschied ein.
    "Nundenn. Ich möchte dich nicht länger aufhalten.", kam es ihm zunächst etwas hölzern und steif und wohl auch ein wenig zu direkt über die Lippen. "Jedoch bin ich ehrlich froh, dass wir einander hier und heute begegnet sind und uns einmal ruhig etwas auszusprechen in der Lage waren.", versuchte Dives folglich im Nachsatz zu retten, was zu retten war. Noch einmal streckte er ihr anschließend die Hand aus - diesmal zum Abschied.

    "Nun, gerade bei einem solchen Zuspruch des Senats kann man wohl davon ausgehen, dass dort niemand deine zweite Amtszeit als einen Makel betrachtet. Andernfalls, so denke ich, hätte man dich dies gewiss bereits wissen oder zumindest deutlich spüren lassen. Und wenn also der Senat und die dort versammelten Senatoren in ihrer Weisheit keinen Makel in diesem deinem Werdegang sehen, so meine ich, dass auch du guten Gewissens dein zweites Vigintivirat nur als das betrachten kannst, was es ist - eine zweite Magistratur, eine zweite Kandidatur, die ein zweites Mal von Erfolg gekrönt wurde.", kommentierte Dives zunächst die Sorge des Flaviers, sein Werdegang könnte durch dieses weitere Vigintivirat nun mit einem Makel behaftet sein.


    "Nein, ich selbst bekleide zur Zeit keine Magistratur oder irgendein anderes Amt abseits der einen oder anderen Tätigkeit in einer Factio oder einer sonstigen nicht-politischen Vereinigung.", erklärte er anschließend mit einem vorsichtigen Lächeln. "Stattdessen versuche ich nach meiner Quaestur nun zu sehen, der Senatorenwürde so langsam aber sicher näher zu kommen, wie ich mir überdies die weitere Zeit ein wenig damit zu vertreiben suchen, den einen oder anderen ambitionierten und aussichtsreichen Mann etwas kennenzulernen - so wie dich.", ging der Iulier bewusst weder auf seine Sorgen um den senatorischen Census, noch den mysteriösen Briefwechsel mit der Administratio Imperatoris, an dem - ohne dass er dies wusste - bereits eine mögliche Berufung zum Senator hing, ein und rückte stattdessen einmal mehr den Patrizier in den Fokus. "Daher verzeih mir bitte meine Neugier und verweise mich gegebenenfalls in meine Schranken, sollte ich hier unangemessen eine Grenze überschreiten. Doch würde es mich durchaus interessieren, wer ist Caius Flavius Scato?" Sein Glas wieder aufnehmend führte er jenes an seinen Mund und setzte an, einen weiteren Schluck daraus zu trinken, während er zugleich aufmerksam die Reaktion seines Gegenübers beobachtete.

    Sim-Off:

    Es hat etwas gedauert, aber inspiriert von einigen anderen Themen gibt es jetzt auch hier einen Thread, den du jederzeit ohne Umweg über die Porta nutzen kannst.


    "In Ordnung, Helvetius." Wenn sein Klient ansonsten wunschlos glücklich war, dann konnte er sich als Patron wohl ebenso glücklich schätzen. "Dann werde ich dich am besten noch bis zur Porta begleiten, um bei dieser Gelegenheit auch gleich unseren Ianitor darüber in Kenntnis zu setzen, dich fortan bei meinen Salutationes stets ohne Umschweife einzulassen.", erklärte Dives und füllte sodann auch noch den restlichen Weg ein wenig mit Rede, um seinen neuen Klienten nicht unangenehm nur anschweigen zu müssen. "Denn hier in der Domus Iulia, das wirst du dann sicherlich demnächst feststellen, läuft das ganze so, dass zumindest zu meiner Salutatio" Sein Cousin Centho mochte dies unter Umständen auch etwas anders handhaben. "stets auch nur Klienten ins Haus gelassen werden und keine sonstigen Bittsteller. Auch jemand, der noch auf der Suche ist nach einem geeigneten Patron, würde entsprechend an der Porta bereits nicht weiterkommen und müsste gegebenenfalls erst das Ende der Salutatio abwarten." Der Iulier machte eine kleine Kunstpause. "In diesem Punkt mag ich vielleicht etwas eigen sein oder auch nicht, doch bin ich der Auffassung, dass die Salutatio eine Zeit ist, die sich ein Patron gezielt für seine Klienten und ihre Anliegen nimmt und entsprechend nicht damit verbringt, sich mit den Problemen Dritter zu beschäftigen..."


    Ohne ein wirklich neues Thema zur Sprache zu bringen, begleitete Dives den Helvetius also erzählend ins Vestibulum, wo er dem nubischen Ianitor in einem Satz kurz den neuen Klienten bekanntmachte. Umgekehrt indes hielt er es nicht für notwendig, dem Klienten nun auch den Ianitor noch einmal als solchen vorzustellen, sodass er darauf entsprechend auch verzichtete und stattdessen mit einem Handschlag und einem "Vale bene" den Helvetier verabschiedete.


    107-f8fe80df.png TRIUM

    << TRADITIO ET PROGRESSIO >>


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    Hier empfängt der Senator und gewesene Aedilis Marcus Iulius Dives regelmäßig seine Klienten zur morgendlichen Salutatio.


    Es war die immergleiche Prozedur, die beinahe täglich den Morgen in der Domus Iulia prägte. Noch bevor sich Dives das erste Mal im Atrium des Hauses blicken ließ, öffnete der Ianitor bereits die Porta und lud - ohne dass sie dafür erst umständlich anklopfen mussten - die nach und nach eintrudelnden iulischen Klienten kommentarlos ein, einzutreten. Einzig den unbekannten Gesichtern offenkundiger Nicht-Klienten stellte er sich bewusst in den Weg und hinderte sie am Betreten der Domus. Denn die tägliche Salutatio galt Dives als Zeit für seine Klienten - und sollte in der Folge also auch lediglich ebendiesen iulischen Klienten zugutekommen.
    Wer die Türschwelle überschritten und den Ianitor hinter sich gelassen hatte, der wurde in der Regel bald darauf schon vom geschäftig rotierenden Nomenclator ins Visier genommen. Der nämlich sortierte und koordinierte die diversen Klienten nach Kriterien, in welche der Iulier selbst kaum tiefergehenderen Einblick hatte. Doch der gesellschaftliche Stand, die Dauer der Zugehörigkeit zum iulischen Klientel und ähnliche Faktoren spielten hierbei gewiss ebenso eine Rolle wie die äußere Aufmachung. Denn für römische Bürger war das Erscheinen in Toga durchaus Pflicht, sodass all jene Römer ohne Toga perspektivisch eher hintere, all jene Römer mit Toga indes eher vordere Plätze bei der Salutatio erhielten.

    Zu Beginn der zweiten Stunde dann trat ein frisch hergerichteter Dives vor die iulischen Klienten und setzte sich auf das Solium, ein mit Arm- und Rückenlehnen ausgestattetes und damit gewissermaßen fast thronähnliches Sitzmöbel, das in diesem Fall jedoch nicht aus Gold und Elfenbein sondern lediglich aus einem dunklen Edelholz gefertigt und mit einigen Silberapplikationen verziert war. Anschließend dann, seinen Nomenclator zu seiner Linken, folgte der Iulier ein bis zwei, meist etwa anderthalb Stunden dem nomenclatorischen Tagesprotokoll, bis er sich am Ende jener Zeit von seinem Platz erhob, die nicht zu Wort gekommenen Klienten mit einigen Worten auf den nächsten Tag vertröstete und hernach die Salutatio beendete. Die bedürftigsten Klienten wurden beim Verlassen des Hauses sodann noch mit der einen oder anderen Gabe bedacht, während Dives vor seinem nächsten Termin gelegentlich noch ein oder zwei Vieraugengespräche mit ausgewählten Klienten führte.

    "Möge er seinen Frieden gefunden haben.", nickte Dives zustimmend und erhob sein Glas. Anschließend opferte auch er ein paar Tropfen des verdünnten Weins, bevor er sich einen kleinen Schluck des guten Rebensaftes gönnte. Mit einem anerkennenden Nicken stellte er das Glas hernach wieder auf den Tisch zurück, während er den Eindruck gewann, dem amtierenden Magistraten letztlich also doch als persönlicher Gast nicht ganz so willkommen zu sein.
    "In der Tat wohl hätte ich mich auch schriftlich melden können - und so du dies präferiertest, will ich künftig selbstredend auch ein Schreiben von dir nurmehr mit einem Schreiben meinerseits beantworten.", erklärte der Iulier ohne Unterton neutral. "Jedoch muss ich gestehen, dass ich bei aller Trauer um den Verlust meines Cousins auch ein wenig neugierig war darauf, den Mann kennenzulernen, der mit so überwältigender Mehrheit zum zweiten Mal zum Vigintivir gewählt wurde." Bewusst gab Dives die Geschichte um den verirrten Brief des Magistraten an dieser Stelle nun nicht zum Besten. "So dir dies nicht zu vermessen schiene, möchte ich dir auch recht herzlich gratulieren zu diesem deinem Erfolg." Immerhin, so meinte der Iulier, war die erfolgreiche Wahl des Flaviers zwar letztlich keine große Überraschung gewesen; die schlussendliche Höhe des Wahlsieges indes mitunter schon. Denn selbst das einstige Wahlergebnis des heute als Praetorius und Pontifex pro magistro überaus bekannten Flavius Gracchus, so hatte sich Dives informiert, hatte Flavius Scato mit dieser Wahl nun übertroffen. Und wo sich der Aufstieg einer neuen derartigen Größe ankündigte, da, so meinte der Iulier, konnte es gewiss nicht falsch sein, einen ersten Kontakt aufzubauen zu diesem Mann...

    Zitat

    Original von Dives_unlogged


    Ein internetloses Wochenende sowie eine Erkältung später - denn ein Unglück kommt bekanntlich selten allein - gibt die Technik zu Hause nun wieder grünes Licht. Und die letzten Kopfschmerzen werden sich sicherlich ebenfalls bald verabschieden...

    "So genau vermag ich das leider nicht zu sagen.", beantwortete der Iulier die Frage der Augusta ohne zu wissen oder auch nur zu ahnen, welcher arge Verlust bereits in nicht allzu ferner Zukunft ganz ungeduldig auf ihn wartete. "Jedoch hat Torquata gewiss noch Einiges zu lernen in ihren verbleibenden etwa sieben * Ausbildungsjahren." Ein kurzes Lächeln schlich sich über die divitischen Lippen. "Und das sage ich, obgleich ich bei jedem unserer leider viel zu seltenen Treffen stets aufs Neue erstaunt bin, wie sehr aus dem kleinen Mädchen, das ich einst als das meine annahm, allmählich eine verantwortungsvolle Frau und treue Dienerin der Vesta erwächst." Er nickte bekräftigend. "Wahrlich, sie ist nicht mein leibliches Kind, doch fühle ich mich seit ihrer Captio mehr als ihr Vater denn je zuvor, so paradox dies womöglich auch klingen mag.", erklärte Dives.


    Sim-Off:

    * Ausgehend von 10 Ausbildungsjahren und der Rechnung in CH-Jahren müsste Torquata Ende September 3 Jahre im Dienst gewesen sein.


    "Und die Vestalin Decima ist also deine Klientin?", griff er anschließend auf. "Das ist interessant, gerade wenn ich bedenke, dass ich vor nicht allzu langer Zeit noch meiner Tochter empfahl, sich doch unter das Patronat einer ihrer Schwestern zu begeben. Dabei wiederum legte ich ihr nah, insbesondere Decima Messalina diesbezüglich in Erwägung zu ziehen, da ich Decima erwähntermaßen kenne und schätze und sehr froh bin, dass sie meine Tochter ausbildet.", versuchte Dives aus der Erwähnung der Augusta eventuell ein kleines Gespräch zu entwickeln - zumindest bis sich die Gelegenheit bot, wieder mit einem der Männer zu Tisch ins Gespräch zu kommen. Noch befand sich der Augustus ja in einer Unterhaltung mit Fausta, während sich der Caesar eher in Zurückhaltung übte. Dennoch, so kalkulierte Dives, könnte er den einen oder anderen der beiden im Anschluss an die Vorspeise vielleicht einfach mal auf das Consilium Ulpianum - einmal beiläufig erwähnt hatte er es bereits - ansprechen...

    "Danke.", sprach der Iulier, während er nun also Platz nahm. "Gerne, wenn es nicht zu stark ist.", beantwortete er anschließend auch die Frage, ob er etwas zu trinken gewillt wäre. Zunächst nur eher beiläufig fiel sein Blick dabei für einen kurzen Moment auf die Kännchen, die allesamt ganz ordentlich und akurat auf dem Beistelltisch platziert schienen. Hernach begann der Flavier in seinen Unterlagen nach dem iulischen Namen zu suchen, womit sodann auch die Aufmerksamkeit des selbst einst gewesenen Vigintivirn auf den doch auffallend aufgeräumten Schreibtisch gelenkt wurde. Bei dieser Erkenntnis ließ Dives sogleich seinen Blick auch durch das restliche Officium ganz kurz ein wenig schweifen... und meinte dabei doch den Eindruck zu gewinnen, es hier mit einer sehr sortierten, sehr aufgeräumten und beinahe penibel ordentlichen Person zu tun zu haben. Dann fand der Flavier die gesuchte Akte und zeigte, dass er zudem im Allgemeinen wohl auch kein sonderlich mitfühlender Mensch war. Der Tod als eine banale Angelegenheit - der Iulier hielt kurzzeitig den Atem an.


    "Nun.", bemühte sich Dives in der Folge um eine möglichst ebenso sachliche und emotionslose Haltung, da er befürchtete, dass im Zweifelsfall niemand dem Flavier vorwerfen würde, zu hart und zu kühl und zu 'männlich' gewesen zu sein, man ihn selbst indes durchaus als etwas zu weichherzig und 'unmännlich' betrachten könnte. "Ich werde selbstredend der aus meiner Verwandtschaft zu meinem Cousin erwachsenen familiären Pflicht nachkommen.", erklärte er und musste dabei kurzzeitig daran zurückdenken, wie er unter anderem aus ebendiesem Pflichtgefühl heraus einst auch seine Cousine Torquata adoptiert hatte, um ihr zu ermöglichen, was ihre leiblichen Eltern ihr aus dem Grab heraus nicht mehr zu ermöglichen imstande waren. "Ich nehme das Erbe des Gaius Iulius Pacuvius folglich an.", brachte er anschließend auf den Punkt und verspürte direkt im Anschluss daran das Bedürfnis, die innere Kälte dieser so 'männlich' unberührten Worte durch einen Schluck Wein etwas zu lindern und zu betäuben.


    Doch sollte er tatsächlich im Officium eines dem Anschein nach streng sortierten und geordneten Flaviers, eines Patriziers dazu, einfach ohne einen vorherigen Trinkspruch zum Becher greifen? Oder sollte er womöglichen selbst einen Trinkspruch sprechen, obgleich er nur Gast war in diesen Räumlichkeiten? Sollte er es mit anderen Worten also tatsächlich wagen, die hier beinahe allgegenwärtige Ordnung zu zerstören und das Officium des Magistraten in eine womöglich katastrophale Unordnung zu stürzen? Unschlüssig sah er zu den Kännchen auf dem Beistelltisch. Oder reagierte er hier schon wieder zu weichherzig, emotionsgeleitet und... 'unmännlich'?