Beiträge von Marcus Iulius Dives

    "Hmh.", nickte Dives steif, als die Quintilierin ihm erzählte, dass sie soeben selbst der Fortuna geopfert hätte. Wofür sie wohl das Glück der Göttin brauchte? Wenn sie darum gebeten hatte, genug Glück zu haben, dem Iulier nie wieder über den Weg zu laufen, dann war sie augenscheinlich nicht erhört worden. Er unterdrückte ein müdes Schmunzeln über diesen Gedanken, denn wahrscheinlich hatte sie eh um etwas ganz anderes gebeten.


    Bevor er jedoch in die Verlegenheit kam, darüber nachzudenken, worum die Verlobte Serapios stattdessen gebeten haben könnte, sprach sie bereits weiter und bat Dives um einen Moment seiner Zeit. Stante pede stellte sich dem Iulier daraufhin selbstredend die Frage, was bei allen Göttern die Quintilia mit ihm wohl zu bereden haben könnte. Wollte sie ihm jetzt, da sie zum ersten Mal - seit der Cena mit Aculeo in der Casa Germanica - ohne Serapio auf den Iulier traf, jenem nun einmal ungetrübt reinen Wein einschenken darüber, was sie über ihn und seinesgleichen dachte? Mit diesem spontanen ersten Gedanken im Kopf wollte Dives bereits eine Ausrede aus der Togafalte schütteln, weshalb er jetzt leider überhaupt gar keine Zeit für sie hätte. Doch Serapios Verlobte war schneller und sprach bereits weiter.
    "Du möchtest dich... dich entschuldigen?", zog Dives sodann die Augenbrauen zusammen, da er diese Wendung tatsächlich nicht hatte kommen sehen. "Bei mir?" Das konnte sie unmöglich ernst meinen nach allem, was sie über den Iulier wusste und nach allem, was er über ihre Feindschaft mit seiner Frau gehört hatte! "Vielleicht können wir uns einen Moment dort auf die Brüstung setzen?", schlug er anschließend vor und zeigte auf das Mauerwerk, welches am Rande der Treppe vor dem Sturz von selbiger schützte. Nur einen kurzen Augenblick wartete er, dann schritt er ungeachtet ihrer Reaktion an den Treppenrand und lehnte sich rücklings gegen das Gemäuer, sich mit seinen Händen ebenfalls auf selbigem abstützend.


    "Welchen Grund - ich hoffe, du wirst verstehen, dass ich das einfach fragen muss - hast du, Quintilia, nach allem, was du über mich weißt, nach allem, was du nie über mich wissen solltest, nach allem, was _nie_ jemand anders als... ganz... 'ausgewählte' Menschen über mich wissen sollten, welchen Grund hast du da, _dich_ bei mir für irgendetwas zu entschuldigen?", erkundigte er sich anschließend wortreich und schaute der Quintilierin ins Gesicht, während seine etwas hilflose Mimik wohl deutlich werden ließ, dass er tatsächlich nicht ganz verstand, woher diese unerwartete Entschuldigung an dieser Stelle kam. Denn an der Ernsthaftigkeit ihrer Worte ließ ihre Körperhaltung eigentlich keinerlei Zweifel. Weder sprach sie hörbar von irgendwem zu dieser Aussage gezwungen, noch wirkte sie, als verfolge sie hier nun gezielt irgendeine Agenda. Stattdessen schien sie einfach nur ehrlich. Doch warum? Warum diese Entschuldigung? Nicht zuletzt hatte sie doch die Gesellschaft als solche absolut hinter sich, wollte sie Dives für seine Neigungen verachten...

    Die herzlichsten Glückwünsche auch von mir:


    - dem Dr. Marc Meier, dessen Alter Ego mir dereinst in Ostia so lange und aktiv eine tolle Gesellschaft geleistet hat
    - dem vor kurzem erst aus dem Exil zurückgekehrten Jude Law, einem der besten SimOn-Freunde, die Dives derzeit hat
    - dem mir unbekannten Gesicht, mit dem ich vor einiger Zeit bei den Urbanern das erste Mal und seit einer Weile nun auch auf anderer Ebene erneut zusammenarbeiten darf
    - sowie natürlich dem einen Olsen-Zwilling, auch wenn ich mit ihr jetzt noch nicht ganz so viel zu tun hatte.


    Happy birthday (ggf. nachträglich), euch viern! :app:

    Der Augustus betrat zusammen mit seiner Familie das Peristylium und Dives konnte sich nicht helfen, mit seinen Augen zunächst an der scharlachroten Synthesis des Herrschers hängenzubleiben. Wäre er nicht bereits allein deshalb aufgeregt gewesen, weil er hier zu einer Cena mit der principalen Familie geladen war, wäre er nicht schon allein deshalb aufgeregt, weil einer seiner Sklaven so unvorhergesehen bei den praetorianischen Palastwachen hängen geblieben war, ihm wäre spätestens in diesem Augenblick nun das Herz bis in die Kniekehlen gerutscht. Denn war es nicht vor wenigen Jahren noch der Dichter Marcus Valerius Martialis gewesen, der Scharlachrot und Mauve als traditionelle Farben der Weiblichkeit - gerade im Hinblick auf solche Männer wie Dives - beschrieben hatte?
    Handelte es sich hier folglich um ein Versehen des Imperators, das es höflich zu übersehen galt? Oder aber war es womöglich die pure Absicht des ersten Mannes des Staates, dass er sich hier in einer traditionell weiblichen Farbe zeigen wollte? Spekulierte der Aquilius in der Folge womöglich also sogar auf einen Kommentar zu seiner Aufmachung? Der Iulier war diesbezüglich überaus verunsichert und blickte darob kurz zur Augusta und anschließend zum Caesar, während er versuchte, sich ruhig und flach atmend wieder etwas zu beruhigen. Dann wurde er angesprochen und nickte kurz, während er sich beiläufig über sein in dunkelblauer Farbe gehaltenes Gewand strich, welches am Rand mit der einen oder anderen zarten, silbernen Applikation verziert war.


    "Salve, Aquilius Augustus.", lauteten anschließend seine ersten Worte. "Und salvete, Veturia Augusta, Aquilius Caesar." Scharlachrot. "In der Tat bin ich nicht allein gekommen, sondern habe auch meine Gattin Sergia Fausta mitgebracht.", lenkte er mit einer einfachen Geste seiner Hand die Aufmerksamkeit auf sie. Ausgerechnet scharlachrot. "Darüber hinaus jedoch erschien es mir auch nur richtig, nicht ohne ein paar kleine Gastgeschenke hier zu erscheinen, um dir und deiner Familie gegenüber auszudrücken, wie dankbar wir für diese eure Einladung sind und wie sehr wir sie zu schätzen wissen." Nur nicht allzu sehr auf das Scharlachrot fixieren. Stattdessen drehte sich der Iulier nun ein wenig ein, um die Gastgeschenke im Folgenden besser präsentieren zu können.
    "Lange habe ich, haben wir überlegt, welches Geschenk man wohl den Mitgliedern der principalen Familie machen könnte. Dabei, Aquilius _Severus_ Augustus, Veturia _Serena_ Augusta, kam mir irgendwann der folgende geflügelte Satz in den Sinn. 'Vita _severa_, ars _serena_.' Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst.", führte Dives aus und betete innerlich, dass diese Idee, mit den Cognomina Severus und Serena ein wenig zu spielen, keine allzu schlechte war. "Dementsprechend ist es mir und uns eine Ehre, dir Augustus dieses Mosaikbild zum Geschenk zu machen. Es trägt den Titel 'Der Ernst des Lebens' und zeigt", die beiden Sklaven präsentierten es, "nunja, gewissermaßen den Ernst des Lebens." Ein schwarzes Quadrat in einem weißem Quadrat, zusammengesetzt aus vielen kleinen schwarzen oder weißen Mosaiksteinchen - es war eben ein bisschen abstrakt. "Es ist nicht ganz leicht, ließe sich mit der passenden Befestigung, so wurde mir versichert, aber dennoch auch aufhängen." Oder der Princeps ließ es in irgendeine Abstellkammer schaffen, falls er kein Liebhaber abstrakter Kunst war.


    "Ars serena - heiter ist die Kunst.", wandte sich Dives anschließend an die Augusta und winkte nebenher die Buchrollen zu sich. "In diesem Sinne, werte Augusta möchte ich und möchten wir dir die zwölf Epigrammbücher des" Scharlachrot. Scharlachrot. Scharlachrot. "Marcus Valerius Martialis zum Geschenk machen. Ich hoffe, dass du nicht bereits Besitzerin dieser Werke bist wie ich zudem ebenfalls hoffe, dass du ein wenig Gefallen und Freude an den Schriften finden kannst." Ausgerechnet scharlachrot... Der Iulier vermochte nicht zu verhindern, dass ihm bei der Namensnennung des valerischen Dichters die eigenen Ohrenspitzen ein wenig zu glühen begannen. Aber wer bei den Göttern hatte denn auch ahnen können, dass der Augustus hier ausgerechnet in einer scharlachroten Synthesis vor ihm stehen würde? Entsprechend zügig versuchte Dives folglich nun zum letzten Gastgeschenk zu kommen:
    "Abschließend nun haben wir natürlich auch dich bedacht, Aquilius Caesar, wobei es keine Herabwürdigung deiner Person sein soll, als letzter bedacht zu werden. Im Gegenteil heißt es schließlich nicht ohne Grund, 'Primus erit postumus.' Der Letzte wird der erste sein.", schüttelte der Iulier hier ganz bewusst die Worte des Satzes ordentlich durcheinander. So nämlich hatte man länger etwas, worüber man nachdenken konnte, wie dabei dann sicherlich auch auffiele, dass der Caesar als potenzieller Thronfolger in der Tat alles andere als fern davon war, eines Tages einst tatsächlich der erste Mann im Staate zu sein. "Dieses Gemälde", zog er das hellblaue Tuch von der Malerei, "trägt den Titel 'Venit, vidit, milites conscripsit' - er kam, er sah, er rekrutierte - und zeigt den jungen Divus Iulius, auf dessen Name dein Titel zurückgeht, beim Ausheben neuer Truppen zu Beginn seiner Statthalterschaft in Gallien." Mit anderen Worten war der vergöttlichte Iulier dereinst zwar bereits ein Consular, jedoch noch niemand, der so herausragend war, dass er als einer der größten Römer der Zeit zwangsläufig in die Geschichte eingegangen wäre. Auch er folglich war in diesem Sinne noch Letzter, nicht Erster. "Wie man im Hintergrund vielleicht erkennt, handelt es sich bei der Stadt dort um Massilia, was insofern erwähnenswert ist, da es zu jener Zeit in jener Stadt war, dass mein Urahn Lucius Caepio", nicht nur dem Namen nach ein einfacher Zwiebelbauer, "sich vom später vergöttlichten Divus Iulius rekrutieren ließ, später dann das römische Bürgerrecht verliehen bekam und sich in Verbundenheit und Treue zum Divus Iulius fortan Lucius Iulius Caepio nannte.", erklärte kurz die Geschichte zu dem Bild, während er selbstredend hoffte, dass über dieses Gemälde die Iulier auch ein wenig länger und besser im Gedächnis des jüngeren Aquiliers blieben als vielleicht die eine oder andere Familie, die er in diesen Tagen mitunter ebenfalls kennenlernte.


    Sim-Off:

    Die Gastgeschenke für alle drei gibt es auch in der WiSim.

    Nach dem nicht nur ungeplanten sondern überdies auch vollkommen unerwarteten Zwischenfall bei den Palastwachen erreichte letztlich auch der Iulier das Peristylium, welches mit diversen Grünpflanzen sowie offenbar auch einigen Musikanten bereits sehr einladend wirkte. Die principale Familie allerdings schien noch nicht hier zu sein, was durchaus nicht schlecht war, wie Dives fand. So nämlich hatte er noch einen kleinen Augenblick Zeit für ein paar Anweisungen an seine Geschenke tragenden Sklaven.
    "Ich möchte euch beide mit dem Mosaikbild bitte hier vorne bei mir haben.", wies er mit koordinierenden Gesten an. "Das Gemälde indes muss den Abschluss bilden. Also lässt du ihn hier mit den Büchern bitte noch vor." Wenn er schon den ärgerlichen Vorfall am Palasteingang nicht hatte verhindern können, so konnte er hier nun wenigstens dafür sorgen, dass bei der Geschenkübergabe nicht alles drunter und drüber ging, indem er sich die Sklaven in die richtige Reihenfolge vorsortierte. Er warf einen letzten kontrollierenden Blick auf die Gastgeschenke und atmete anschließend einmal tief durch. "Gut. So sollte es optimal sein." Jetzt fehlten eigentlich nur noch die Gastgeber des heutigen Abends...

    Decurio Iulius, las der Wachhabende offenkundig von der divitischen Einladung ab. Dives lächelte schmal, da er selbst nicht wusste, weshalb man ihn als Decurio angeschrieben hatte, wenn er doch offenkundig nicht als Decurio - ein Status, der sich in aller Regel sowieso nur räumlich beschränkt, in seinem Fall auf die Civitas Ostia, vom Status eines einfachen römischen Bürgers abhob - sondern als gewesener Quaestor und Aspirant auf einen Platz im Senat hier und heute eingeladen worden war. Doch da der die Invitation kontrollierende Praetorianer am Ende vermutlich genauso wenig mit dem ausgefertigten Schreiben zu tun hatte wie der Augustus selbst, brachte es dem Iulier wohl weder an dieser noch an späterer Stelle beim Zusammentreffen mit dem Princeps etwas, diese kleine Merkwürdigkeit zur Sprache zu bringen.


    "Natürlich.", antwortete er stattdessen auf die Ankündigung des Soldaten hin, den Iulier und seine Frau einmal zu kontrollieren, bevor sie eingelassen würden. Als bei einem der Sklaven sodann ein unerlaubter Gegenstand gefunden wurde, entschuldigte sich Dives selbstredend bei den Wachhabenden für diesen Vorfall, erklärte in kurzen Worten, wie schwer es dieser Tage doch wäre, einen fähigen, auch mal seinen eigenen Kopf benutzenden Sklaven aufzutreiben und bestand letztlich darauf, dass dieser eine Sklave nach diesem Fehlverhalten seinen Herrn auch gewiss nicht würde ins Innere der Palastanlagen begleiten dürfen - egal ob mit oder ohne den gefundenen Gegenstand. Während der Iulier hoffte, sich damit ausreichend genug von dem Auftritt seines Unfreien distanziert zu haben, würde letzterer im Folgenden also bis zum Ende der Cena hier draußen bei den Palastwachen warten dürfen.


    Sodann folgte auch Dives den Palastdienern in die Domus Augustana und ließ es sich nicht nehmen, jenen am Ende selbstredend einen kleinen Obolus für ihre Dienste zukommen zu lassen - in der Hoffnung, damit auch den Vorfall bei den Palastwachen zumindest der Dienerschaft gegenüber etwas in den Hintergrund zu drängen und vergessen zu machen.

    Vom Esquilin und der dortigen Casa Iulia her kommend bahnte sich ein kleiner Tross seinen Weg hinauf zur Palastwache des Palatin. Im Zentrum dieses Trosses befand sich dabei eine etwas größere Sänfte, der schlussendlich bei den praetorianischen Wachen angelangt zunächst ein entsprechend dem Anlass bestmöglich herausgeputzter Iulius Dives entstieg. Kurz sah er sich um, bevor er die Besucher sodann ihre Einladung vorzeigend anmeldete:
    "Salve! Die Iulier sind hier, um der Invitation des erhabenen Aquilius Augustus zu folgen.", grüßte er zunächst und erklärte ihren Begehr. "Ich bin Iulius Dives, das dort ist meine Frau.", stellte er anschließend vor. * "Diese beiden Männer dort tragen ein gerahmtes Mosaik zum Aufhängen. In dieser Kiste, die dieser Sklave trägt, befinden sich zwölf Buchrollen. Und der dort trägt unter dem blauen Tuch ein Gemälde.", führte er anschließend für die Wachen aus. Denn jene würden die ganzen Sachen sehr wahrscheinlich zunächst etwas näher in Augenschein nehmen wollen, bevor sie Träger samt getragener Gaben hoffentlich ohne größere Probleme passieren ließen. "All dies sind Geschenke für die principale Familie.", betonte der gewesene Quaestor schlussendlich noch, damit nicht am Ende einer der Soldaten in kontrollierendem Übereifer eines der Geschenke beschädigte.


    Sim-Off:

    * Centho habe ich bisher leider - auch via Mail - nicht erreicht, sodass ich nicht zu sagen vermag, ob er ebenfalls mit in der Sänfte sitzt oder nicht.
    Ich nehme allerdings stark an, dass er sich in jedem Falle selbst vorstellen würde, weshalb sich Dives also so oder so auf die Vorstellung Faustas und seiner selbst beschränkt.

    | Caius Caelius Caldus


    So also kleidete sich dieser Corvinius nun wieder an, worüber sich der Caelier nun in der Tat keineswegs allzu traurig zeigte. Denn er schlief doch zumeist nur überaus ungern mit Männern, die just zuvor - ganz ernst und nicht etwa nur im Rahmen eines kleinen Rollenspielchens - gedroht hatten, ihn unzubringen. Es war sein Glück, dass er diese unschöne Erfahrung bisher noch nicht machen musste. Und es war sein Glück, dass er wohl auch am heutigen Tage verschont davon bliebe, diese Erfahrung zu machen.
    Nur einmal noch musste Caldus ganz unweigerlich angespannt die Luft anhalten. Denn nachdem sich der vermeintliche Corvinier wieder angekleidet hatte, nahm er auch das Messer wieder auf, hielt es nun allerdings am Griff, drehte sich zum caelischen Archivschreiber um und kam sodann auf ihn zu. Dabei zum Glück steckte der Fremde das Messer wieder weg. Die Anspannung allerdings blieb, da die Situation doch durchaus noch immer recht bedrohlich schien. Nicht zuletzt wäre dieser Corvinius wohl jederzeit in der Lage, das Messer auch einfach erneut zu ziehen.


    Mit einem gefrorenen Lächeln im Gesicht blickte sein Gegenüber Caldus an. Jener brauchte mehr als einen angespannten Gesichtsausdruck indes nicht zustande. An ein Lächeln erinnerte dies allerdings wohl eher weniger. Denn er war einfach nicht dazu in der Lage, in dieser Situation nun großartig zu lächeln. Stattdessen konnte er nur einmal laut ausatmen, nachdem er wieder allein war im Gästezimmer der Casa Iulia. Die ganze Anspannung fiel nun ab von ihm, während er rücklings gegen die nächste Wand stolperte und an dieser sodann zu Boden rutschte. Er versuchte es unterdrücken. Dennoch allerdings löste sich just in diesem Moment auch eine kleine Träne der Erleichterung aus seinem rechten Auge.
    Am Ende des Tages schlussendlich war das Cubiculum hospitale verlassen. Alle Sachen des Caeliers waren weg und auch Caldus selbst war wieder nach Ostia, in seine kleine Wohnung im Stadtteil Marina, verschwunden. (Dabei achtete er spätestens auf der Via Ostiensis überaus penibel und paranoid darauf, dass ihn niemand verfolgte.) Was blieb, war einzig eine kleine Wachstafel auf dem Bett, beschrieben mit nur drei sichtbar eilig und flüchtig geschriebenen Worten.


    "Ich musste zurück."



    SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE

    Sein jüngster Besuch bei Aculeo in Ostia beschäftigte Dives nun bereits eine ganze Weile lang. Denn es war in der Tat doch wirklich erstaunlich, was dieser kleine Ortswechsel für einen großen Unterschied machen konnte. Weder gab es eine intrigante Fausta in der Hafenstadt - keine immerhin, die ihm irgendwie bekannt gewesen wäre -, noch waren die Praetorianer - und mit ihnen ein Praetorianer Faustus - dort stationiert. All das war in Roma geblieben, als Dives seinen germanicischen Freund dereinst besucht hatte. Einzig beim Anblick des großen ostiensischen Theaters, dem man bei dessen Lage an einer der Hauptstraßen der Stadt kaum großartig aus dem Weg gehen konnte, musste der Iulier an jene beiden Theaterbesuche denken, welche ihm einerseits für kurze Zeit das größte Glück, andererseits am Ende doch nur großes Leid beschert hatten.


    Glück, das mochte letztlich wohl auch genau das Wort sein. Denn wann hatte er das letzte Mal wirklich bis tief in die Knochen und ausnahmslos Glück empfunden? Zweifelsohne war die Geburt seines Sohnes ein sehr glücklicher Moment im divitischen Leben. Zugleich jedoch war jener Moment auch ein sehr sorgenvoller gewesen - aus mehr als nur einem Grund. In zweiter Instanz dachte der Iulier daher an seine mehr oder weniger intensiven Bekanntschaften mit Caelius Caldus, Claudius Felix, Duccius Callistus oder auch dem Fabier aus den Agrippathermen. Doch während mit den drei Letztgenannten noch nicht einmal ansatzweise etwas 'Glückliches' passiert war, hatte es zuletzt auch der Caelier scheinbar nicht länger in der divitischen Nähe in der Casa Iulia ausgehalten. Echtes Glück, so wenigstens betete Dives, sah doch hoffentlich anders aus. Damit schlussendlich blieb dem Iulier das Glück einiger wirklich ausgesprochen guter Freundschaften - sowohl innerhalb der eigenen Verwandtschaft als auch fern jeder familiären Verbindungen. Und er hatte das Glück, dass es mit seiner Karriere bisher doch stets ganz gut vorangegangen war. Doch so ausgesprochen wundervoll dies alles auch war, fehlte Dives zum ganz großen Glück dennoch auch weiterhin der kleine göttliche Funken, welcher mit einem Schlag jede trostlos graue Welt in ein farbenfroh buntes Paradies mit ewigem Sonnenschein und rosarotem Licht verwandelte.


    Keineswegs nun wollte der Iulier undankbar sein für all das, was er hatte. Es gab in ganz Roma gewiss hunderte, tausende Menschen, die träumen würden vom Leben des Iuliers. Und dennoch war es Dives, der am heutigen Tage nun beschloss, Fortuna um ein wenig mehr ihres kostbaren Glücks zu bitten. Immerhin hatte das mit dem Entlieben - dem Apoll sei Dank - ja ebenfalls vergleichsweise gut funktioniert, obgleich man wohl nicht behaupten konnte, dass es schmerzfrei oder auch nur ansatzweise angenehm gewesen war.
    "...", derart wortlos stieß der in seine derzeitige Lage vertiefte Iulier beim Emporsteigen der Tempelstufen mit einer anderen Person zusammen. Dabei blickte er zunächst nur kurz zu der getroffenen Person und hätte wohl auch normalerweise nichts weiter gesagt, sondern wäre nur stumm wieder in seine Gedanken entschwunden und weiter die Stufen nach oben gestiegen. Normalerweise. Doch diese Begegnung war alles andere als normal. Im Gegenteil war sie sogar in so vielerlei Hinsicht ganz und gar unnormal - auf eine überaus verstörende Weise unnormal. Allein schon ihr Wissen um eines der intimsten Geheimnisse des Iuliers, ein Geheimnis, welches er nie mit ihr und überhaupt nur mit sehr wenigen Menschen geteilt hatte, nährte doch seine Vorbehalte.


    "Quintilia Valentina.", sprach er ihren Namen aus und rang sich ein Lächeln ab, da er es sich wohl kaum leisten konnte, unhöflich zu ihr zu sein. "Salve. Und verzeih, ich habe dich ebenfalls nicht kommen sehen.", erklärte er anschließend. Denn er hatte es in der Tat nicht im Geringsten kommen sehen, hier nun ausgerechnet auf die Verlobte Decimus Serapios zu treffen. Eine kurze, unangenehme Pause entstand. Sollte er nun einfach weitergehen? Oder sollte er sie fragen, wie es ihr ging? Beides schien Dives nicht sonderlich passend.
    "Ich bin hier, um der Fortuna ein Opfer darzubringen.", brachte er letztlich hervor, obgleich er sich eigentlich recht sicher war, dass es der Quintilia wohl egal war, was er hier trieb. Auf ihrer Verlobungsfeier schließlich hatte sie doch deutlich genug gemacht, wie wenig erquicklich sie die divitische Anwesenheit fand. Vorsorglich also setzte der Iulier schon einmal sein Abschiedlächeln auf, da es ihm nur logisch erschien, dass sie nur allzu schnell diese Begegnung wieder hinter sich lassen wollen würde.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    Aber das ist ja nicht alles: WELCHE Threads wurden normalerweise vom Narrator eröffnet? Wie oft wurden freie Diskussionen vom Narrator eröffnet, wie oft nur die Verfahrensroutine um die Wahlen und anderen senatorischen Alltag?


    Ich sehe durchaus deinen Punkt. Jedoch möchte ich weniger unterscheiden zwischen Narrator und Spieler, sondern mehr zwischen NSC und SC. Und um zumindest eine deiner Fragen in diesem Sinne zu beantworten, zähle ich in den vergangenen vier Jahren immerhin 7 freie Diskussionen sowie die eine oder andere Anhörung, die von einem NSC-Consul gestartet wurden. Dieser NSC-Consul wurde dabei fünfmal vom Narrator geschrieben. Zweimal - und dies in jüngster Vergangenheit - hat ein Spieler über einen NSC-Consul eine Senats-Diskussion eröffnet. (Mit einer zuvor eingeholten Erlaubnis/Zustimmung der Spielleitung ist dies ja auch durchaus möglich.)
    Dabei streiche ich den Punkt der jünsten Vergangenheit deshalb ein wenig heraus, da dies aus meiner Sicht doch deutlich macht, dass auch in diesen beiden recht aktuellen Fällen Spieler der Meinung waren, dass die Consuln über die Tagesordnung im Senat bestimmen und es daher an ihnen ist, Debatten und Diskussionen im Senat auf den Plan zu rufen und zu eröffnen - unabhängig davon, ob gerade ein Spieler als Consul amtiert oder nicht. Sollten sich, und hier greife ich nun Lepidus Worte auf, die als Senatoren doch einigermaßen erfahrenen Rollenspieler nun also einfach nur nicht getraut haben, selbst eine neue Senats-Diskussion zu eröffnen, so bin ich geneigt zu ergründen, warum dem so ist. Dabei wiederum gelange ich schlussendlich unweigerlich zu der Frage: Könnte dem so sein, weil man doch irgendwo im Hinterkopf hat, dass erwähntermaßen die Consuln über die Tagesordnung befinden und es daher eben eigentlich auch an ihnen sein sollte, etwaige Diskussionen und Debatten im Senat zu eröffnen? ;)


    Was ferner die für die Spielleiter und Mods entstehende Arbeit angeht, so denke ich, dass sich diese doch in Grenzen hält, wenn lediglich ein Punkt der Tagesordnung aufgerufen und der entsprechende Senator zum Vortrag seines Anliegens gebeten wird. Zudem kann ich mich der 'kleinen Anmerkung' Axillas letztlich nur anschließen.

    Da ich ein kleines Faible für Zahlen und Statistiken habe, habe ich mich im Senatus-Board einfach mal auf die Suche nach dem zuletzt gängigen Usus gemacht. Demnach sind in den letzten vier Jahren vom 01.08.2011 bis 01.08.2015 exakt 105 Threads im Senat erstellt worden. Davon nun wurden 46 Threads von einem NSC-Consul (= 44 vom Narrator und 2 von einer Spieler-ID), 41 Threads vom Consul Duccius Vala, 12 Threads vom Consul Decimus Livianus und 2 Threads von einem kaiserlichen Machthaber eröffnet. Das sind in Summe also 101 von 105 Threads (> 96%).
    Dem gegenüber stehen also nur 4 Threads (< 4%), in denen dies nicht der Fall war: Im September und Oktober 2011 gab es jeweils eine Senats-Anhörung oder Senats-Diskussion, die ohne einen Einstiegspost eines (NSC-)Consuls begonnen wurde. Und dazu gab es im Augustus 2014 eine Senats-Diskussion und eine Res Gestae, die ebenfalls ohne Einstieg eines (NSC-)Consuls begannen.


    Im August 2015 nun wurden bislang 5 Threads im Senat eröffnet. Davon wurde ein Thema von einem Narrator-NSC-Consul gestaret und eins vom Augustus (= 40%). Dem gegenüber stehen 3 Threads, die von einfachen Senatoren - also Nicht-Consuln - gestartet wurden (= 60%). Das ist offensichtlich eine doch auffällig große nicht nur absolute Abweichung von 3 Threads in diesem Monat zu 4 Threads in kompletten vier Jahren, sondern auch eine sehr auffällig relative/prozentuale Abweichung.


    Das also ist die Statistik, wie sie sich mir über die letzten 4 Jahre, über die letzten 110 im Senat eröffneten Threads und entsprechend den Seiten 1-6 im Senat darstellt. Daher halte ich den neutralen Narrator-Hinweis auch im Einklang mit dem gängigen Usus für durchaus gerechtfertigt.

    Muscheln in Weinsoße? Da Dives nicht viel von Bacchus Rebensaft vertrug, wusste er nicht recht, was er von dieser Idee halten und wie er darauf reagieren sollte. Überbackene Früchte? Da wurde das schelmische Lächeln des Iuliers noch ein kleines bisschen breiter. Gegen überbackene Früchte nämlich hatte er in der Tat nicht das geringste einzuwenden. Und etwas zum Spielen?
    "Du kennst mich einfach viel zu gut, mein Freund.", kommentierte er diesen letzten Part mit großen Augen und einem spitzbübigen Lächeln, das längst in ein vergnügtes Grinsen übergegangen war. Insgeheim hoffte er nur, dass der Germanicer am Ende nicht tatsächlich beim nächsten divitischen Besuch mit all diesen schönen Dingen aufwarten würde. Insbesondere bei der Wahl eines 'Spielzeugs' nämlich konnte er per se nur daneben liegen, wiewohl es selbst bei einem Glückstreffer eine äußerst unangenehme Situation wäre, in die er den Iulier damit bringen würde...


    Zitat

    Original von Paullus Germanicus Aculeo
    Du hast aber schon noch in Errinnerung welcher der Imperartoren mir damals diese Würde übergab?


    "Und hat der Aquilius oder hat zuvor der Cornelius dir deshalb deine Eignung und Befähigung abgesprochen und deine Standeserhebung rückgängig gemacht oder für nichtig erklärt?", kommentierte Dives selbstbewusst den Einwurf seines Freundes. Denn in der Tat war auch der Iulier selbst zwar noch zu Lebzeiten Valerianus und damit ganz offiziell von diesem in den Ordo Senatorius erhoben worden. Tatsächlich jedoch war es dereinst sein Cousin Centho gewesen, der eine nicht ganz unerhebliche Summe aufgewandt hatte, damit ein dicker Glatzkopf seinen Potitus unter diese Angelegenheit setzte. In der Folge also hatte sich Dives bereits eingehender mit derlei Fragen beschäftigt und war am Ende dabei zu der Überzeugung gelangt, dass alles, was nicht explizit rückgängig gemacht oder für nichtig erklärt wurde, als berechtigt, gerechtfertigt und bestätigt angesehen werden konnte und angesehen werden musste - zumal es ja auch durchaus vescularische Standeserhebungen gab, die rückgängig gemacht wurden.


    Im weiterem Verlauf beschrieb sich Aculeo am Ende des iulischen Sermon als Mann ohne Ziel. Kurz darauf sprang er auf, um offenkundig den Wein herbeizuholen. Dives unterdessen, der mit dieser drastischen Antwort nicht gerechnet hatte, blieb indes sitzen und begann zu grübeln. Was sollte er jemanden mit auf den Weg geben, der eine Vision für sein Leben scheinbar verloren hatte? Er könnte ihm schließlich kaum platt an den Kopf werfen, dass er sich eben eine Muse zulegen sollte, um seine Vision wiederzufinden. Was also war es, das den Iulier trotz diverser Probleme seine Fokus behalten ließ? War es das Pflichtgefühl insbesondere gegenüber seinem octavischen Großvater Anton? War es der Ehrgeiz, seinem Cousin Centho nachzueifern, um sich damit für dessen stete Unterstützung zu bedanken? Oder war es die Hoffnung, insbesondere seinem Sohn die besten Voraussetzungen für ein gutes Leben zu schaffen, indem er beispielsweise dafür sorgte, dass sein Sohn automatisch den Ordo Senatorius von seinem Vater erbte, so dieser einmal in den Senat berufen werden sollte?
    "Nun...", begann er schließlich etwas zögerlich, nachdem Aculeo mit dem Wein zurück war. "Aus meinem rhetorischen Studium kann ich dir sagen, dass es deutlich einfacher ist, eine gute Rede zu halten, wenn man für sich zuvor ganz klar festlegt, was man aussagen und erreichen möchte - und nicht nur vielleicht oder eventuell erreichen möchte, sondern _wirklich_ ganz fix erreichen will." Dives kratzte sich kurz am Hals. "Denn mit einer klaren Vorstellung davon, wo man mit seiner eigenen Rede hin möchte, ist die eigene Haltung und die eigene Einstellung zum Gesagten eine ganz andere. Die eigene Überzeugung ist eine ganz andere, die Sicherheit steigt, die Überzeugungskraft steigt, die Erfolgsaussichten steigen." Er hielt kurz inne.


    "Wenn man aber nun nicht so genau weiß, wo man mit seiner Rede hin möchte, was man aussagen will, worauf man hinaus möchte, dann... macht dies die Situation natürlich etwas schwieriger.", stellte er anschliend das Offensichtliche fest. "Ich weiß selbst nicht genau, was ich dir in dieser Situation nun am besten raten sollte. Eh ich dir also irgendetwas Falsches empfehle, empfehle ich dir folglich lieber gar nichts. Allerdings möchte ich dir stattdessen einen persönlichen Eindruck von mir mit auf den Weg geben." Kurz blickte Dives zu Boden, bevor er Aculeo wieder ins Gesicht sah. "Nicht immer - aber doch manchmal - hilft es, wenn man Dinge einfach ausprobiert, um zu wissen, ob es das ist, was man will." Das traf auf einen Mann, der glaubte eventuell vielleicht unter Umständen ein kleines bisschen auf andere Männer stehen zu können, genauso zu wie auf einen Handwerker, der sich nicht entscheiden konnte, ob er lieber Schreiner oder Schmied oder doch eher Steinmetz werden wollte.
    "Du musst dir natürlich im Klaren darüber sein, dass eine getroffene Entscheidung natürlich auch Konsequenzen nach sich zieht. Wenn du die grüne Olive in den Mund genommen hast, dann kannst du sie nicht sofort wieder ausspucken, um dich doch für die schwarze zu entscheiden. Du musst die grüne Olive schlucken, daraus lernen, und kannst dich beim nächsten Mal dann mit der gewonnenen Erkenntnis neu entscheiden.", baute Dives ein sprachliches Bild. "Wenn du das im Hinterkopf behälst und wenn du ein Ziel gerade nicht ins Auge fassen kannst und wenn du dich darüber hinaus zu allen Ämtern und Posten ähnlich stark zu motivieren in der Lage bist... dann, so denke ich, könnte es unter Umständen vielleicht", sprach der Iulier hier bewusst sehr hypothetisch, da er Aculeo nur bei der Entscheidungsfindung helfen, ihn bei selbiger jedoch nicht aktiv beeinflussen wollte, "ja eine Idee sein, nach der zivilen Verwaltungstätigkeit als Procurator Annonae nun einmal einen Fuß in den militärischen Tätigkeitsbereich zu setzen. Denn wenn du dich in der Vergangenheit sogar bereits eingehender theoretisch mit diesem Bereich befasst hast, zeugt dies ja von einem bereits früher hier vorhandenen Interesse. Und wenn ich schlussendlich an die höchsten Ritterämter - den Praefectus Praetorio oder den Praefectus Aegypti - denke, so werden jene Positionen wohl eh in aller Regel solchen Rittern anvertraut, die in beiden Bereichen Erfahrungen vorzuweisen haben." Ein noch besseres Beispiel wäre vermutlich der Praefectus Urbi gewesen, der militärisch an der Spitze der Cohortes Urbanae stand, während er sich im zivilen Verwaltungsbereich um die Praefectura Urbis mit den stadtrömischen Curaturen und und und kümmerte. Allerdings war der Praefectus Urbi bekanntlich kein Eques, sondern ein ranghoher Senator bekleidete dieses Amt.


    "Doch wie gesagt weiß ich nicht, was ich dir am besten empfehlen sollte und kann und möchte dir in der Folge hier auch gar nichts empfehlen.", betonte der Iulier schlussendlich noch einmal. Vielleicht nur ließ sich Aculeo die divitischen Worte einfach durch den Kopf gehen und befand sie entweder für gut und hilfreich oder für weniger gut und weniger hilfreich. "Vom vielen Reden habe ich nun einen ganz trockenen Hals." Mit diesen Worten ergriff Dives den befüllten Becher. "Worauf trinken wir?", erkundigte er sich anschließend, da er selbstredend nicht ohne einen kleinen Trinkspruch einfach so seine Kehle befeuchten wollte.

    "Danke sehr. In der Tat stimmen mich diese beiden öffentlichen Empfehlungen durchaus recht zuversichtlich. Denn zwar muss ich noch immer an der Erfüllung des senatorischen Census arbeiten, bevor ich zusehen muss, wie ich meinen Namen beim Augustus für eine Berufung in den Senat ins Spiel bringe. Doch _wenn_ es erst einmal soweit ist, werde ich nun auf meinen dem Senat vorgestellten quaestorischen Tatenbericht verweisen können sowie insbesondere die Empfehlungen der beiden Senatoren, mir ebenfalls einen Platz in diesem Gremium zuzuerkennen.", begründete Dives seine bescheidene Zuversicht in dieser Sache. Denn der Vorteil einer Empfehlung im Rahmen einer Senatssitzung war selbstredend die Tatsache, dass die Senatssitzungen in aller Regel von dafür abgestellten Schreibern protokolliert wurden. So in der Folge also würde ein Mitarbeiter der Administratio Imperatoris auch noch in zwei oder drei oder mehr Monaten problemlos in den Senatsarchiven im entsprechenden Sitzungsprotokoll nachlesen und dem Princeps anschließend bestätigen können, dass der Iulier in Reaktion auf seinen quaestorischen Tatenbericht für einen Platz im Senat empfohlen wurde. Und damit konnte sich Dives wohl durchaus ganz glücklich schätzen, wie er fand.


    "Ich bitte dich, Aculeo.", winkte er im Folgenden dann kurz ab. "Den Ansprüchen eines kleinen Freundschaftsbesuchs genügt diese kleine Auswahl vollkommen.", versuchte er seinen Freund sodann in diesem Punkt zu beruhigen. "Ich meine, wäre ich ein Senator, dann würde ich natürlich Datteln, einen Spitzenwein und andere Exklusivitäten erwarten. Als Nicht-Senator jedoch sind Brot, etwas Käse und ein paar Trauben absolut angemessen." Ein schelmisches Lächeln umspielte die divitischen Lippen bei diesem kleinen Scherz. Anschließend griff er sich ebenfalls eine der Trauben, steckte sie in den Mund und lutschte sie kurz. Ja, das erinnerte ihn stets... nein, das gehörte nicht hierher. Schnell zerkaute er die Traube, schluckte sie hinunter und richtete seine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz auf die Ausführungen seines germanicischen Freundes.


    "Ach was, ich denke nicht, dass du dich da gleich geschmeichelt fühlen musst. Du bist ein Eques Romanus, der als Procurator Annonae bereits den ersten Schritt der ritterlichen Laufbahn gegangen ist. Was läge da nun also ferner, als nun an den zweiten Schritt zu denken und diesen also ins Visier zu nehmen?", zuckte Dives kurz mit den Schultern. "Insbesondere aber denke ich, dass du deine eigenen Vorstellungen, Wünsche und Ziele nicht allzu sehr hintanstellen solltest. Denn der Augustus hat _dich_ zum Eques gemacht, weil er _dich_ für befähigt und in der Lage hält, ihn bei der Verwaltung - der militärischen wie auch zivilen - unseres Imperiums in einer herausgehobenen Position" Der Ritterstand war immerhin der zweithöchste Stand im Imperium. "loyal zu unterstützen. Ich meine, dass man am Palatin nichts Geringeres von dir erwartet." Dives machte eine kurze Zäsur.
    "Genau das bedeutet für dich nun aber auch, dass _du_ sehen musst, wo _du_ diesem Anspruch des Augustus am besten gerecht werden kannst. _Du_ musst dich also fragen, ob du für den Kaiser und das Imperium von größerem Nutzen bist, wenn du als Procurator ein verantwortungsvolles Verwaltungsamt pflichtbewusst ausfüllst und damit die enorme Bürokratie des Reiches am Laufen hälst oder ob du dem Imperator als genauso verantwortungsvoller und pflichtbewusster Tribun von größerem Nutzen sein könntest." Dies letztlich zu entscheiden, das vermochte einzig Aculeo selbst. Denn niemand kannte ihn besser als er sich selbst, sodass folglich auch nur er selbst einzuschätzen in der Lage war, für welche Ämter er die größte Motivation aufbringen konnte, in welchen Ämtern er sich am wohlsten und vor allem weder über- noch unterfordert sähe. So hätte sich Dives seinerzeit für ein senatorisches Militärtribunat an der britannischen Grenze schon aus klimatischen Gründen kaum motivieren können, während ihm das Klima in Cappadocien vermutlich schon eher zugesagt hätte. Doch weder mit Britannien noch Cappadocien fühlte er sich auch nur irgendwie näher verbunden. Er hätte in der gesamten Provinz vermutlich niemanden gekannt. Auch das konnte ein Motivationskiller sein. Im Gegensatz dazu hatten seine Verwandten Centho und Proximus als Tribuni bei den Cohortes Urbanae gedient, wie Dives eigener Vater gar als Miles Tesserarius im Dienst bei den Stadtkohorten einst verstorben war. Das allein waren bereits drei Gründe, die ihn dereinst zur Ableistung seines Militärtribunats bei den Cohortes Urbanae motiviert hatten.


    "Wenn es deine Motivation beispielsweise erhöhen würde, wenn du hier in Italia bleibst, dann denke ich, dass die Kanzlei gut daran tut, darauf - sofern dies möglich ist - Rücksicht zu nehmen. Denn auch dort wird ja sicherlich geschaut, dass nicht nur jeder Posten irgendwie vergeben wird, sondern dass man auch die richtigen Leute für die entsprechenden Posten findet.", zeigte sich Dives überzeugt. "Solltest du indes Italias überdrüssig sein und dich für einen Posten zum Beispiel in Germania noch besser motivieren können, so würde ich auch das an deiner Stelle unbedingt anmerken." Wie kam Dives auf Germania? "Auf Germania komme ich dabei deshalb, weil deine Gens ja vor mehreren Generationen von dort kam, wenn mich nicht alles täuscht. Außerdem weiß ich, dass du ja auch in deiner Zeit als Praefectus Vehiculorum einst für längere Zeit dort im Norden warst." Er nickte bekräftigend. "Oder wenn du meinst, dass du Italia und Germania bereits kennengelernt hast und deine Motivation am größten wäre, wenn man dich in die fremde Ferne nach... nun... beispielsweise Aegypten schicken würde, dann wäre das ebenfalls ein völlig legitimer Grund, ein Amt dort einem Amt hier oder in Germania vorzuziehen." Doch damit genug der Beispiele.
    "Ich denke, was ich sagen möchte, ist, dass nur _du_ weißt, auf welchem der unzähligen Amtssessel du dich am wohlsten fühlen würdest und dem Augustus und dem Imperium von größtmöglichem Nutzen wärst. Und je mehr von diesem Wissen du der Administratio Imperatoris gibst, umso wahrscheinlicher ist es, dass du am Ende vielleicht nicht ganz genau den einen Posten erhälst, den du gerne gehabt hättest. Aber umso wahrscheinlich ist es, dass du ein Amt erhälst, welches deinen Vorstellungen, Wünschen und Zielen doch recht nah kommt.", kam Dives allmählich zu einem vorläufigen Schluss in diesem Punkt. "Denn bedenke, dass auch der Augustus und seine Kanzlei durchaus ein berechtigtes Interesse daran haben, einen Eques dort einzusetzen, wo er motiviert ist und folglich bestmögliche Arbeit macht." Abermals pflückte sich der Iulier nach dieser etwas längeren Ausführung eine Traube und verspeiste sie - diesmal ganz ohne irgendwelche unanständigen Hintergedanken.


    "Deshalb also lass mich noch einmal fragen, wo _du_ dich am liebsten sehen würdest. Procurator Germanicus Aculeo oder Tribunus Germanicus Aculeo, wie soll man die künftig nennen?", schmunzelte Dives und blieb an dieser Stelle hartneckig neugierig. Als sein Gegenüber jedoch die eigenen divitischen Probleme zur Sprache brachte, wurde das iulische Lächeln etwas angespannter. Wie immer, wenn er sich in anderen Themen ausführlichst ergehen konnte, schienen seine eigenen Probleme doch zumeist in höchst angenehmer Weise nur allzu fern. "Wenn es dir schwer fällt, darüber zu reden, dann helfe ich dir auch dabei, den Wein zu holen.", konterte er entsprechend also den Versuch eines Themenwechsels. Sie würden später vermutlich noch früh genug auf diese überaus unangenehme Lage des Iuliers zu sprechen kommen. Da war an dieser Stelle jeder Augenblick unbeschwerter Freiheit ein absoluter Segen.

    Nachdem er seinen letzten Satz an den annaeischen Praetorius losgeworden war, bestätigte Dives seine Aussage zuletzt mit einem bekräftigenden Nicken, bevor er seinen Blick zur Porta der Casa Gabinia richtete. Der Sklave seines angeheirateten Onkels - die einen mochten ihn damit einen Schwiegeronkel nennen, während andere ganz zeitgemäß keinerlei Unterschied machten zwischen Verwandtschaft und Schwägerschaft und folglich einen ganz regulären Onkel in ihn sähen - meldete den Senator an. Und obgleich der iulische Name dabei nun zunächst außen vor blieb, mischte sich der junge Iulier dennoch nicht ein oder ergänzte gar die Aussage des Unfreien. Wichtig war letztlich immerhin auch weniger, dass der gabinische Ianitor Dives kannte. Wichtig war vor allem, dass der Gabinier den Iulier kennenlernte - und umgekehrt. So in der Folge hielt sich der divitische Anhang des Annaeers an dieser Stelle schweigend zurück und wartete lediglich darauf, dass sie ins Haus gelassen werden würden.

    | Caius Caelius Caldus


    Einmal mehr geschah es, dass der Caelier die Reaktion seines Gegenübers nicht wirklich einordnen konnte. Denn eben noch gab er sich warm und bat um ein gemeinsames Vergnügen, bevor er just im nächsten Augenblick nun wieder vergleichsweise kalt davon sprach, dass Caldus nur ein Schwächling wäre. Mit dieser Wechselhaftigkeit hatte der Archivschreiber in der Tat zu kämpfen - als wäre die Situation für ihn nicht schon schwierig genug, nachdem der vermeintliche Corvinius das Leben des Caeliers bedroht hatte und Caldus alsbald auf schnellstem Wege dieses Schreckenshaus hier verlassen musste.
    Auch weiterhin wie angewurzelt blieb Caldus stehen, nachdem ihm sein Gegenüber den Rücken zukehrte. 'Du Schwächling!', echote es unterdessen in seinem Kopf. Und vielleicht, so kam ihm der Gedanke, vielleicht war er wirklich ein Schwächling. Denn zwar gehörte der Caelier alles andere als zu den Reichsten der Reichen, die in ihrem Leben nie arbeiten mussten und die selbst in der Latrine ihr Personal hatten, welches das Toilettenbesteck für sie hielt. Doch auf der anderen Seite gehörte Caldus eben auch nicht zu den Menschen, die morgens noch nicht wussten, ob sie am Abend etwas zu essen auf dem Tisch haben würden. Er war weder arbeits- noch obdachlos. Ihm ging es nicht über die Maßen gut, aber eben auch nicht allzu schlecht. Alle, die folglich unter schwierigeren Bedinungen lebten und überlebten, mochten daher tatsächlich gewissermaßen härter sein. Und sie mochten wohl nicht ganz unverständlich den Caelier nur als einen Schwächling betrachten.


    Was wohl die Geschichte dieses Corvinius war? Caldus konnte sich nicht helfen und malte sich aus, welche Ereignisse diesen Mann wohl derartig geprägt hatten. Wie konnte dieser Corvinius beispielsweise jetzt noch ernsthaft erotische Lust empfinden und an Sex denken? Denn gewiss nicht alles war sofort eine Vergewaltigung. Doch fehlte dem Rollenspiel ein Safeword und nicht alle Beteiligten partizipierten aus gänzlich freien Stücken, so war es eben auch kein harmloses kleines Spiel mehr. Ob der Corvinier womöglich gar selbst einst Opfer einer vergleichbaren Situation geworden war? Vielleicht betrachtete er sich deshalb als überlegen in dieser Lage und sah in Caldus nur einen Schwächling. Denn für den Caelier war es das erste Mal, dass man sein Leben bedrohte, um ihn womöglich anschließend zu nehmen. Noch immer reglos starr blickte der Archivschreiber seinen Gegenüber an. Dabei mischte sich nun auch ein Hauch von Sorge in seinen Gesichtsausdruck...
    Vielleicht, ging Caldus anschließend auf, war dieser ganze stetige Wechsel von einem Extrem ins andere, von heiß zu kalt, von kalt zu heiß, von Liebe nach Mord und umgekehrt, auch kein kalkuliertes Spiel dieses Mannes. Unter Umständen hatte er sich nach einer etwaigen Vergewaltigung auch einfach nur einen so harten Panzer zugelegt, dass sein freundliches Inneres kaum noch bis an die Oberfläche seines Körpers durchdringen konnte. So ergab es für Caldus durchaus Sinn, dass die harte Fassade gelegentlich brach, um das freundliche Gesicht dieses Corvinius durchscheinen zu lassen. Und direkt danach baute sich die kalte, herzlose Fassade beinahe reflexartig wieder auf, damit der innere 'Schwächling' - und das war durchaus lieb gemeint - nicht von außen durch eine gewaltsame Kraft, einen Angreifer, einen Gewalthaber, einen Vergewaltiger, neuerlich tief verletzt wurde.


    Fast schon in der Folge fühlte der caelische Archivschreiber nun mit dem vermeintlichen Corvinius. Fast schon hatte er soetwas ähnliches wie Mitleid mit dem Mann, der ganz unverholen sein Leben bedrohte. Fast schon fühlte sich Caldus nach diesen vielen gedachten Gedanken seinem Gegenüber ähnlich nah, wie auch Entführungsopfer gelegentlich eine Verbindung zu ihrem Entführer aufbauten, wie der in einer Bibliotheca tätige Caelier einst gelesen hatte. Fast. Dennoch rühte er sich nicht und war auch weiterhin zu keiner Bewegung und keiner Geste in der Lage.




    SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE


    An und für sich bin ich wieder da. Ab morgen dann auch wieder mit Beiträgen. ;)

    Salvete!


    Nach einer Klausur heute, muss ich auch morgen nochmal in der Uni ran, bevor ich von Freitag bis Samstag/Sonntag das alljährliche "Straßenfest" in Christophers Straße feiere. Anschließend gibt es Montag noch eine Klausur für mich, bevor ich mich hoffentlich verdient wieder etwas zurücklehnen kann und auch wieder mit mehr Beiträgen von meiner Seite aus gerechnen werden darf. Bis dahin aber wird meine Energie, Zeit und Kreativität wahrscheinlich nur für PNs sowie die eine oder andere Mod-Tätigkeit reichen.


    Wer in irgendeinem Thread auf mich wartet, der kann sich also hoffentlich noch ein paar weitere Tage in Geduld üben. Und vielleicht vertreibt ja auch der verlinkte Song samt Impressionen aus meinem schönen Studienort (ich weiß, dass sich mindestens eine Spielerin hier vielleicht ein bisschen darüber freut) euch ein bisschen die Wartezeit. ;)


    Valete bene,
    MID

    Zitat

    Original von Decimus Duccius Verus
    Schade, dann hast du dir ja selbst ins Bein geschossen :D, aber schon einmal vielen Dank für die eine Änderung.


    Dann wünsche ich der SL - oder weiterhin dir, falls ihr doch eine Regelung dafür findet - viel Spaß dabei 8)


    Update: Die gefundenen Fehler wurden, soweit ich das sehe, mittlerweile korrigiert. Danke fürs Finden! :dafuer:


    (Und falls du dem Teil 1 irgendwann noch einen Teil 2 folgen lassen willst: Macer hat mir einen kleinen Tipp gegeben, wie ich auch ohne zusätzliche Rechte künftig wieder den einen oder anderen Fehler mehr bearbeiten und verschwinden lassen kann.)