In der Tat gab es Ereignisse im Leben, in denen man von jetzt auf gleich von einem zum nächsten Augenblick die ganze Welt mit anderen Augen erblickte. Dabei hatte man manchmal Glück und die Welt wurde heller. Und manches Mal gehörte man zu den weniger Glücklichen, deren Welt ein Stück weit düsterer wurde. Der Iulier vor einiger Zeit hatte Letzteres erfahren, sah sich gefangen in den Klauen einer zu allem - unzwar wirklich allem - bereiten Furie, die sich selbst an seinen unschuldigen Kindern zu vergehen drohte, wenn er sich nicht schützend vor jene stellte. Es war, wann immer sie in seiner Nähe war, der reinste Tartarus! Weitgehend unberührt von seinem inneren Befinden blieb einzig die äußere Fassade des Iuliers, der sich bereits seit seiner Zeit in Ostia stets gegenüber jedem zu verstellen gehabt hatte und folglich mittlerweile auch nicht wenig Übung in solcherlei Dingen vorweisen konnte.
Mit einem unverändert unbeschwerten und freundlichen Gesichtsausdruck nahm Dives folglich die Worte seiner Ehegattin entgegen, während er sich für den restlichen Weg wieder in stilles Schweigen hüllte. Vor dem Brautpaar dann ließ er Fausta den Vortritt, bevor er selbst zu reden begann.
"Salve, Flavia.", begrüßte er selbstredend zunächst die Braut, da auch Fausta selbige zuerst begrüßt hatte. "Die Freude, da sei versichert, liegt ganz auf unserer Seite, in diesem stilvoll hergerichteten Haus heute Gast sein zu dürfen - nicht nur, aber auch, wenn man bedenkt, welche anderen Namen heute noch mit auf der Gästeliste dieser Feier stehen." Allen voran natürlich der des quasi frisch inaugurierten aquilischen Pontifex Maximus. "Überdies darf ich hoffentlich feststellen, dass deine Erscheinung heute in jedem Fall der Anwesenheit eines Princeps würdig ist.", schloss Dives mit einem Kompliment, bevor die Gelegenheit günstig erschien, Fausta auch bei Lepidus abzulösen.
"Das selbstredend gilt auch für dich, Lepidus.", sprach der Iulier mit einem amüsierten Schmunzeln im Gesicht und ließ offen, wie ernst oder weniger ernst er dies meinte. "Salve und noch einmal vielen Dank nicht nur für eure Einladung, sondern auch für das Vertrauen, welches du in mich legtest, mich zu einem deiner Trauzeugen zu bestimmen." Er lächelte bei diesen Worten des Dankes. "Und ich verspreche dir, mit der Kaiserfamilie selbst vermag ich es zwar nicht aufnehmen zu können, indes auf meine Freundschaft kannst du dich stets verlassen." Auch Dives lehnte sich im Folgenden nun ein wenig zum Bräutigam: "Beständiger als das Gentilnomen der letzten Augusti ist sie allemal.", ließ er sich zu einem Kommentar zu deren jeweils doch nur recht kurzen Regierungszeit hinreißen.
"Was meine in der Tat neue Frisur betrifft" - wie überaus aufmerksam von Lepidus, dass von allen Menschen gerade ihm dergleichen scheinbar sofort ins Auge fiel - "so war es für mich zuletzt einfach an der Zeit unter ein Kapitel meines Lebens" Der Name dieses Kapitels lautete im Übrigen Serapio. "einen Schlussstrich zu ziehen.", erklärte Dives ein wenig ernster, bevor er das Thema aber sogleich wieder auf den heutigen Tag zurücklenkte. "Aber wem erzähle ich, dass es Tage gibt, an denen sich das Leben schlagartig von einem zu nächsten Augenblick in vielerlei Hinsicht verändert? - Du heiratest heute! Und dazu wünsche ich dir, dazu wünsche ich euch", bezog er anschließend auch die Flavia mit ein, "den Segen der Götter sowie auch sonst alles Gute!"