Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Selbstevident und selbsterklärend in der Tat war es für Dives nicht, sollte ihm gegenüber jemand behaupten, dass es in ganz Roma nur zwei patrizische Senatoren, Flavius Gracchus und Aurelius Lupus, gäbe, die sich als Patroni für einen aufstrebenden Politiker eigneten. Wäre er je explizit mit dieser Thematik konfrontiert, ihm käme womöglich der Aedilicius Claudius Menecrates, Patron auch seines Cousins Antoninus, in den Sinn - beispielsweise. Und selbst wenn doch alle patrizischen Stricke rissen, so würde sich der Iulier seinerseits wohl kaum damit zufriedengeben, dass die Umstände sein Leben diktierten - und sein Leben nicht umgekehrt die gewünschten Umstände schuf. Seine Lösung tatsächlich wäre wohl im Zweifelsfall reichlich simpel: ein Umdenken im Kopf. Denn wo zu wenig patrizischer Adel wäre, um zufriedenstellend einen Patron betreffend fündig zu werden, da musste eben die Begrifflichkeit des Adels schlicht überdacht werden. Vielleicht also nahm man sich nicht zuletzt gar am übergroß über der tiberischen Gens schwebenden Tiberius Durus ein Vorbild, für den offenkundig Adel wohl auch keineswegs exklusiv patrizischer Adel bedeutet hatte. Und war nicht in der Tat auch und vor allem die Nobilität adelig? War der bislang wohl größte Tiberier der jüngeren Geschichte nicht vielleicht auch deshalb einst Klient eines Plebeiers gewesen? Hatte er nicht vielleicht auch deshalb - soweit der Iulier oberflächlich informiert war - dem schon dereinst aussichtsreichen Senator Purgitius, welcher heute sich selbstredend zu den Consularen zählen durfte, eine Tiberia zur Frau gegeben?
    Doch da explizit diese Thematik hier nun nicht auf dem Gesprächstisch landete, blieben diese etwaigen Gedanken wohl vorerst ungedacht. Und auch die Tatsache, dass dazu noch mancher Plebeier auf den zweiten Blick vielleicht gar nicht unbedingt so plebeisch war, wie es zunächst schien - weil er sich über einen Marcus Vinicius und eine Iulia Livilla auf die Iulii Caesares zurückführen konnte; oder weil er über Quintus Aelius Pomponius und Aelia Ulpia, Schwester des Divi Traiani Pater, doch vergleichsweise nah mit dem ulpischen Kaiserhaus verbandelt war -, blieb folglich vorerst unausgesprochen. Stattdessen ging das Gespräch nun in eine andere Richtung.


    "In der Tat wohl, Lepidus, wäre ich vermutlich dazu in der Lage gewesen, diese erste Anhörung - zu einen richtigen Prozess ist es ja glücklicherweise gar nicht gekommen -", wollte der Iulier durchaus ein wenig betont wissen, "zu verhindern. Jedoch hat es offenkundig keine der beiden Seiten - weder Fausta noch Sedulus - für nötig befunden, mich über diese unschöne Entwicklung zu informieren... bis ich auf einer meiner tribunischen Kontrollgänge kurz vor Anhörungsbeginn ZUFÄLLIG von diesem Vorgang erfuhr! Und da sodann konnte ich tatsächlich nurmehr meine Frau betrefflich ihrer vermeintlichen Motive zur Rede stellen und Sedulus brieflich mein Bedauern ob dieser Ärgerlichkeit ausdrücken, während die Anhörung als solche schlicht kaum mehr zu verhindern gewesen war.", exkulpierte Dives seine Position in dieser ganzen Angelegenheit und zog für einen kurzen Moment lang seine Stirn in nachdenkliche Falten. Denn ob er diese Szenerie, wie Lepidus es nannte, hätte durch früheres Wissen verhindern können, da war er sich in der Tat mehr als unsicher. Vermutlich hätte Fausta ihn am Ende nur früher mit der Schwangerschaft mit ihrem gemeinsamen Sohn zu erpressen versucht und er hätte nur früher abermals Schwäche ihr gegenüber gezeigt, sodass er wahrscheinlich gar dankbar sein musste, so lange im Unwissen gelassen worden zu sein - insbesondere seitens Sedulus.
    "Eh du dich nun jedoch sorgst, habe ich neben meinen entschuldigenden Worten natürlich längst auch aktiv Schritte eingeleitet und unternommen, um mein über mehrere Jahre aufgebautes gutes freundschaftliches Verhältnis zu Sedulus nicht durch eine unüberlegte und unverständige Tat einer Frau, meiner Frau, nicht vor die Hunde gehen zu lassen.", versuchte er sodann seinen Verbündeten ein wenig zu beruhigen. Denn dies war wohl der Hauptgrund für die tiberische Erkundigung: Dives wurde als Partner zweifelsohne unwichtiger und uninteressanter, wenn er eines solch bedeutenden Kontaktes verlustig ging. "Und ich bin ganz zweifellos optimistisch, dass sich diese Freundschaft wieder einrenkt. Nicht zuletzt vermochte ich mit meinem Wort als Iulius der Iulii Caepiones ihn sogar im Vorfeld der Wahlen erfolgreich davon zu überzeugen, dass er meine Kandidatur einmal mehr mit seiner Stimme - und hiermit meine ich nicht nur seine Wahlstimme sondern insbesondere seine gesprochenen Worte im Anschluss an meine Kandidaturrede - unterstützte." Wie er indes zukünfig derartige Situationen von Beginn an unterband, darüber musste er in der Tat wohl erst noch eingehend nachdenken. Denn er konnte wohl kaum, obgleich er in einem Anflug von Mut einst damit gedroht hatte, sich scheiden lassen von der Frau, die vor vielem anderen sein intimstes Geheimnis kannte - und es wie ein Damokles-Schwert über ihn hielt. Keinen Wimpernschlag lang zweifelte Dives daran, dass sie ihre Drohung gewiss im Zweifelsfall wahr machen würde und den Iulier in aller Öffentlichkeit outete. Niemals dürfte das passieren!

    Salve Stilo und erst einmal herzlich willkommen im IR!


    Es freut mich natürlich sehr, dass du dich für die Iulier interessierst. Prinzipiell steht die Gens Iulia Neuaufnahmen nämlich sehr offen gegenüber. Jedoch komme ich um ein paar kleine Fragen natürlich nicht herum:
    - Hast du bereits Erfahrung mit speziell dem IR oder allgemein mit textbasierten Rollenspielen und bist dir folglich darüber im Klaren, dass hier nach der Anmeldung keinerlei großartige 3D-Grafiken auftauchen, sondern getreu dem Motto "what you see is what you get" du bereits den Kern des Spiels hier vor dir siehst?


    Und speziell zu deinem Charakter Stilo:
    - Hast du dir bereits ein paar Gedanken darüber gemacht, in welche Richtung du mit deiner ID gehen willst, sowohl was eine mögliche Laufbahn als auch das Wesen des Stilo angeht?
    - Gibt es einen Grund, aus dem du Stilo als einen Iulier siehst beziehungsweise weshalb du dich für die Gens Iulia entschieden hast?


    Vale bene,
    MID

    Der kleine Marc, erst kurz vor dem Abendessen der Licinia selbst gefüttert, schlief auch im Arm seines Großonkels Proximus seelenruhig weiter, bevor er seine Milchmutter sehr wahrscheinlich in der heutigen Nacht wieder einige Mal wecken würde. Dives indes lächelte als Reaktion auf die positive Daumen-Geste seines Verwandten erfreut.
    "Ja, er ist prächtig, nicht wahr? Ich hoffe, dass er eines Tages einmal in meine Fußstapfen treten wird." Selbstredend meinte der Vater damit gewiss nicht, dass sein Sohn eine Kopie seiner selbst werden sollte. Diese Schwäche für das eigene Geschlecht beispielsweise wünschte er seinen Sohn gewiss nicht an den Hals, bereitete einem diese doch vor allem eines: zusätzlichen, unnötigen Ärger. Jedoch in rhetorischen Dingen beispielsweise würde er den kleinen Marc eines Tages wohl mindestenes genauso schleifen lassen, wie er selbst dereinst geschliffen worden war! "Aber wo wir gerade von der Karriere sprechen, welches sind eigentlich deinen nächsten Pläne hier in Roma, Proximus? Ich meine... du bist doch hoffentlich nicht nur für einen kurzen Besuch hier, sondern um auch hier zu bleiben, oder?", erkundigte sich Dives interessiert, während die Licinia ihrerseits jederzeit bereit wäre, den kleinen Marc wieder an sich zu nehmen - sofern der Großonkel seinen kleinen Großneffen denn überhaupt so schnell wieder abzugeben gewillt wäre.

    Vorerst ohne weitere Worte dazu nahm Dives nickend die Informationen über die zukünftige Frau des Tiberiers entgegen. Dabei versuchte er sich möglichst nicht anmerken zu lassen, dass er in der Tat durchaus zunächst gedacht hatte, dass es sich vielleicht um die Tochter des Flavius Gracchus handelte.
    "Du hast recht.", bescheinigte er seinem Verbündeten hernach ein wenig sicherlich auch aus dem schlechten Gewissen ob seiner leichten Enttäuschung heraus sodann betrefflich der patrizischen Berufung in den Senat. Nicht zuletzt auch schien es, als wolle Lepidus den divitischen Blickwinkel nicht sehen. So sprach er einerseits in großen Worten davon, wie viele respektable Persönlichkeiten er denn noch auf seine Seite ziehen sollte, während er auf der anderen Seite offenkundig zum bisherigen Zeitpunkt mit Duccius Vala nur genau eine solche Persönlichkeit in seiner Ecke wusste. Denn einen solchen rhetorischen Kniff, der weniger als mehr erscheinen ließ, durchschaute der Iulier selbstredend, wenngleich er nichts weiter dazu sagte. Nicht zuletzt wollte er über diesen kleinen Disput nicht gleich neuerlich die Verbindung zu Lepidus infrage stellen. "Sobald der Augustus von seiner Administration daran erinnert wird, wird deiner Berufung in den Senat sicher nichts mehr im Wege stehen." Ein höfliches Lächeln folgte diesen Worten, während der Iulier den Kommentar für sich behielt, dass die Kanzlei ihrerseits natürlich nur auf das reagieren konnte, was man direkt zu ihr brachte. Ob ein Procurator also folglich stets darüber informiert war, welcher Senator im Senat einen seiner Kollegen für irgendein Amt empfahl? Und ob ein Procurator also folglich stets darüber informiert war, welcher Senator im Senat welchen Aspiraten für einen Platz in der Curia Iulia empfahl? - Hernach sodann könnte man auf falsche Prioritäten innerhalb der Kanzlei aufgrund von fehlendem Wissen zu sprechen kommen und könnte seitens des Kaisers dessen Amtsbegründete Vergesslichkeit - so ein Augustus hatte schließlich viel zu tun - anführen. Und nicht zuletzt könnte man bei großer Spitzfindigkeit sicherlich auch die Frage in den Raum stellen, was wohl eine persönliche Empfehlung (egal ob schriftlich oder mündlich) von einer öffentlich geäußerten Empfehlung unterschied...


    Doch all das würde dem Verhältnis zwischen Dives und Lepidus wohl mitnichten gut tun, sodass der Iulier an dieser Stelle nun egoistisch das Problem seines Verbündeten ihrer gemeinsamen Verbindung kurzerhand unterordnete. Seine eigene Meinung hatte er brieflich und nun auch mündlich geäußert und hatte versucht nach bestem Wissen Empfehlungen zu geben. Wenn Lepidus - aus welchem Grund auch immer - lieber ohne einen Patron bleiben wollte und stattdessen lieber auf dem offenkundig ungemein steinigeren und Nerven aufreibenderen Weg seine Karriere fortsetzen wollte, so war das schlussendlich seine freie Entscheidung. Unschlüssig, ob er jetzt lieber weiter über die Flavia und eine bisher noch unterminierte Eheschließung reden sollte oder doch lieber das Stichwort Duccius Vala aufgriff, um über diesen und die Ehe Tiberia Lucias zu sprechen zu kommen, enthielt sich Dives hernach erst einmal weiterer Worte und ließ damit folglich seinen Gegenüber ihr nächstes Sujet wählen.

    Tarpeia. Ein Stück von Liebe und Wahn. Der Name des Cluvius Philonicus stand in einer der Hauptrollen ebenfalls in der Ankündigung und Dives schwante, dass dies kein sonderlich gutes Omen war. Und dennoch wagte sich der Iulier schlussendlich doch reichlich spät, erst kurz vor Beginn der Vorstellung in das Pegasustheater in Trans Tiberim. Dabei trug er ein Gewand, über das er sich zuvor einige Zeit lang den Kopf zerbrochen hatte: Grün als Farbe der Hoffnung hatte er beispielsweise von Beginn an ausgeschlossen für sein Outfit. Gelb war eine Farbe, die er ganz generell nicht als Kleidungsfarbe mochte. Zudem wäre sie als Farbe der Eifersucht ebenfalls alles andere als eine optimale Wahl gewesen. Blautöne indes trug er doch hauptsächlich zu Veranstaltungen der Veneta sowie entsprechend anlässlich irgendwelcher Wagenrennen. Und dies wiederum erinnerte ihn an die von zwei weißen Rössern gezogene Biga, auf welcher Serapio ihn am Festtag der Fors Fortuna einst entführt hatte. Auch diese Farbe schied damit kategorisch aus. Gleiches galt für Rot als Farbe der Liebe sowie irgendein feurig flammendes Orange. Und so griff der Iulier schlussendlich zu einer vermutlich doch etwas gewagteren Garderobe - vielleicht passte er damit ja auch ein bisschen besser zum sonstigen 'modernen' Publikum: In einem hauptsächlich schwarzgrauen Gewand erschien er im Theater. Nur hier und dort 'glimmte' ein fades und kraftloses Orange auf, welches wohl abgestimmt war auf die zu dieser Jahreszeit doch allmählich etwas dunelblonder werdenden Haare des Iuliers. Der sonstige Schnitt der selbstredend speziell zum heutigen Anlass erworbenen Kleidung erinnerte indes bewusst eher an die Mode des letzten Jahres. Dives wollte hier schließlich keineswegs den Eindruck erwecken, als wenn er sich extra für ein Treffen mit Serapio komplett neu hatte einkleiden lassen! Es reichte schon, dass man den Klamotten von Nahem vermutlich doch ansah, dass sie bis heute in der Tat ungetragen waren.


    Im Innern des Theaters sodann, an der rechten Seite der Zuschauerränge, blieb Dives erst einmal etwas unschlüssig stehen und blickte durch das aus seiner Sicht doch etwas unübersichtliche Publikum. Wenn er sich jetzt hinsetzte, dann würde Serapio ihn gewiss nicht finden, überlegte er sich. Blieb er jetzt jedoch zu lange allein hier stehen, sähe er aus wie bestellt und vergessen abzuholen. Etwas nervös biss er sich auf die Unterlippe und dachte kurz nach, was er nun am besten tun sollte...

    In der Tat wurden verdäntig schnell auf den iulischen Quaestor designatus zu flitzende Gassenjungen selbstredend von einem der divitischen Custodes vom Iulier selbst abgehalten. Man konnte schließlich nie vorsichtig genug sein hier, im Zentrum nicht nur der politischen sondern auch der kriminellen und schlichtweg jeder Welt. Nichtsdestotrotz erreichte die Tabula selbst den iulischen Tribun natürlich schon kurz darauf und mit einiger Überraschung stellte Dives beim ersten Lesen fest, dass diese Nachricht von Serapio stammte. Zu diesem Zeitpunkt jedoch war der Gassenjunge auch schon wieder davongeflitzt, sodass der Iulier leben musste mit dem, was er bekommen hatte: mit dieser Wachstafel.


    "Es war deine Entscheidung, dich in dieses Joch zu spannen.", repetierte Dives im leisen Selbstgespräch die zuvor gelesenen Worte und hatte nicht mehr als ein Kopfschütteln dafür übrig. Er hatte sich schließlich nicht ausgesucht, sich in Serapio zu verlieben! Weder hatte er Venus, noch Amor oder sonstwen darum gebeten, dass er sich in Faustus verliebte. Er hatte niemanden gebeten sich überhaupt in irgendwen zu verlieben! Mit ärgerlich zusammengezogenen Augenbrauen hielt er einen Augenblick lang inne und überlegte ernsthaft, ob er sich den restlichen Inhalt dieses Schreibens nun überhaupt noch zu Gemüte führen sollte. Er atmete einmal tief durch - dann gab er sich einen Ruck und las...
    ... und entschied schlussendlich, dass er hier bestimmt nicht vorschnell irgendetwas vernichten würde! Er würde diese Wachstafel stets bei sich tragen, bis er an den Decemberkalenden vielleicht ins Pegasustheater ging. Und er würde auch bestimmt wenigstens seinen alten Aglaopes darüber informieren, wohin er gehen würde und wann der Alte dafür sorgen sollte, dass man nach ihm zu suchen begann. (So wie Serapio hier von einer Intrige schrieb, wollte sich Dives nämlich gewiss nicht ausschließlich auf seinen alten Geliebten verlassen müssen.) Würde sich am Ende dann die Ankündigung Serapios als wahr erweisen, so in der Tat wäre der Iulier wohl zur nachträglichen Vernichtung dieser Wachstafel bereit. Andernfalls jedoch könnte er wohl kaum ein besseres Souvenir finden, das ihn auch zukünfig von jeder erneuten Annäherung zu Serapio abhielt.


    Mit diesem unterkühlten Plan im Kopf und der Hoffnung, dass auch sein Herz nach dem Opfer an Apollo keine weiteren Probleme machte, setzte Dives sodann seinen Weg fort... und würde letztlich in der Tat zur Tarpeiapremiere im Pegasustheater aufschlagen.

    So also erklomm Dives nach einer symbolischen Reinigung - barfüßig - die eine kleine Stufe des Privatheiligtums und nährte sich hernach dem apollinischen Kultbild darin. Er bedeckte sein Haupt mit einem Teil seiner zu diesem Anlass selbstredend angelegten toga und trat ehrfürchtig an den zu diesem Zwecke vor dem Kultbild aufgestellten Opferaltar. Er ließ sich den Weihrauch stumm von Helle in einer acerra reichen und nachdem er ihn in mehreren Anläufen schlussendlich an einer Öllampe entzündet hatte, stieg ihm binnen kurzer Zeit auch schon der bekannte Wohlgeruch in die Nase. Dives stellte die leise knisternde Schale auf dem Altar vor dem Kultbild ab und rief hernach mit nach oben zeigenden Handflächen den Gott Ianus an, wie es zu Beginn eines Opfers Ritus war, um die Verbindung von sich zu den Göttern herzustellen.


    "Ianus, Gott des Wandels, der du gleichsam am Anfang und Ende aller Dinge stehst!
    Gott der Götter, der du wachst über die himmlischen Tore! Gott des Übergangs!
    Ich, Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, möchte dir diesen Weihrauch zum Geschenk machen!
    Bitte nimm dies Opfer an und lass mich damit ein gutes Gebet sprechen!"


    Anschließend wandte er sich nach rechts ab, womit dieses Gebet beendet war. Nun, da sich der benebelnde Dampf nicht nur im Sacellum verteilt hatte, sondern selbstredend durch die Säulen auch mit Leichtigkeit den Weg in den göttlichen Himmel fand, war Dives davon überzeugt, dass Ianus das Weihrauch-Opfer angenommen hatte und eine Verbindung zu Apollo herstellen würde. Somit konnte jetzt das eigentliche Opfer folgen. Dives lies sich von Phrixos die entsprechenden Opfergaben reichen, was abermals ohne ein Wort von Statten ging. Dann nahm er die Gaben und streckte sie einzeln dem Gott entgegen, sodass jener auch genau sehen konnte, was geopfert werden sollte. Anschließend legte er die Gaben auf den aufgestellten Altar vor dem Kultbild:
    In einem Halbkreis-Fächer arrangierte er zunächst vier weiße Diantus-Blumen, je eine für jedes Treffen mit Faustus - im Theatrum Ostiensis, auf dem Fest der Fors Fortuna, auf dem Dach in Trans Tiberim, sowie auf der Hochzeit in der Casa Sergia. (Das 'Treffen' auf dem decimischen Gut zu Ostia, wo man sich so wirklich getroffen ja nicht hatte, zähtle er hier offenkundig nicht mit.) Diese weißen Nelken waren doch mittlerweile eine Art Symbol auch für seine Verbindung zu Faustus geworden - daher entsprechend also ihre Wahl. Dann legte er in die zwei äußeren Freiräume zwischen diesen Nelken jeweils eine rote Damaszener-Rose, eine für jede intime Zweisamkeit mit Faustus. Dabei waren diese beiden Rosen jedoch genauso welk und dornen- und blätterlos wie auch die dritte Rose - eine gelbe den Konflikt mit Faustus symbolisierende Damascena -, die ihrerseits Platz im mittleren Freiraum zwischen den Nelken fand. Und schlussendlich - da die Zahl sieben doch wahrlich viel zu vollkomen war - brachte der Iulier noch ein winterliches Geißblatt dar, welches mit der Blüte nach unten direkt auf die mittlere Rose gelegt wurde. Beschwert und fixiert wurde dieses Blumenarrangement sodann mit einem verheißungsvoll roten Apfel, Symbol der Liebe, der sodann übergossen/ertränkt wurde mit einer halben Kanne eines schweren schwarzroten Rotweins. Die restliche halbe Kanne Rotwein schlussendlich wurde - in der Kanne - neben dem Arrangement auf dem Altar platziert.


    Nun folgte das Gebet zu Apollo. Wieder streckte Dives beide Hände mit nach oben zeigenden Handflächen in die Höhe und sprach:


    "Mächtiger Apollo Medicus, Gott ewiger Jugend und strahlender Schönheit, Sohn des großen Iuppiter Optimus Maximus!
    Oberster Orakelgott, Gott, der Licht in jedes Dunkel bringt, Gott, der alle Wunden zu heilen vermag!
    Ich, Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, möchte dir mit diesen Opfergaben meine tiefe Ergebenheit und Dankbarkeit zeigen!
    Schon einmal hast du mich geheilt und erlöst von den Qualen einer gemeinen Krankheit!


    Und so bitte ich dich hier und heute erneut um diese deine heilende Gunst: Entbrannt im fiebrigen Feuer Amors stehe ich verzweifelt vor dir. Denn wo Amor mir die Liebe schenkte, dort schenkte offenkundig Cupido meinem Geliebten nur begehrliches Verlangen. Mit Leichtigkeit daher vermochte mir Faustus, Faustus Decimus Serapio, seine Zuneigung zu entziehen. Doch ich, ich bin verlassen und zurückgelassen, allein nur mit mir und meiner unerwiderten Liebe, die mir damit statt zum Glück und zur Freude nur zu Kummer und Leid gereicht. Deshalb, mächtiger Apoll, dem nicht nur ich sondern alle Iulii Caepiones doch hinsichtlich unserer Vergangenheit so viel verdanken, bitte ich dich: Nimm von mir, was mir Amor gegeben! Nimm von mir, was mir hier und heute nurmehr eine allzu schwere Atlaslast! Nimm von mir meine Liebe zu Faustus Decimus Serapio!


    Dann verspreche ich dir, dir auch in Zukunft gut und reich zu opfern! Do ut des."


    Um dieses Gebet an Apollo zu beenden, wandte Dives sich nun traditionsgemäß zur rechten Seite um und hoffte, dass der Gott sein Opfer nicht falsch verstehen würde. Denn in der Tat handelte es sich hier schließlich 'nur' um ein unblutiges Opfer. Doch hatte dies finanzielle Gründe? Wohl kaum. Der Grund für diese Entscheidung war im Gegenteil schlicht und einfach der, dass Dives tatsächlich auch nur auf eine unblutige Lösung seiner Bitte hoffte. Immerhin war Apollo als Erlöser durchaus auch gelegentlich mit Tod bringenden Pfeilen unterwegs. - Und weder wünschte der Iulier sich selbst noch und erst recht nicht Faustus... Serapio den Tod. Sterben sollte hier stattdessen nur eins: Die Liebe, welche Dives für Decimus Serapio empfand.

    Diese Antwort genau hatte sich der Iulier erhofft, sodass er daraufhin nur zufrieden zu nicken vermochte.
    "Vortrefflich." Mehr wusste er dazu denn auch kaum zu sagen. "Dann bleibt mir an dieser Stelle eigentlich nur noch zu fragen, ob du sonst noch irgendein Anliegen an mich hast, dem ich mich annehmen soll?" Er ließ eine kleine Zäsur. "Denn so dies nicht der Fall sein sollte, möchte ich nämlich nur ungern der Grund dafür sein, dass du den Praefectus Urbi... oder vielmehr dessen Cornicularius, zu dem du hier gerufen wurdest, unnötig warten lässt.", machte er deutlich, dass er seinerseits ansonsten keine Dinge weiter mit dem Aemilius zu besprechen hatte.

    Man sollte meinen, dass gerade ich mich mit Aktivität und Passivität ein bisschen besser auskenne. ^^ Aber diese Verwechslung geht hier eindeutig auf meine Kappe. Geschenkt.


    Betrefflich des (jetzt aber wirklich) passiven Wahlrechts hatte ich geschrieben "schweigt sich die Lex da aus". Damit meinte ich natürlich, dass sich das Gesetz - im Bezug auf mögliche weibliche Kandidaten - ausschweigt. Ein paar - andere - Vorgaben zum passiven Wahlrecht werden gemacht, klar. Nur über Frauen und das passive Wahlrecht wird nichts ausgesagt: Weder wird die Kandidatur von Frauen explizit erlaubt, noch wird sie explizit verboten. Und es kommt wohl sehr auf die Sicht dessen an, der dieses Gesetz interpretiert, ob man daraus schlussfolgert, dass Frauen grundsätzlich kandidieren dürfen oder nicht.
    Denn Sichtweise 1, die konservative Sichtweise: Wenn Frauen das aktive Wahlrecht nicht ausdrücklich erlaubt wird, dann haben sie es auch nicht. Denn wir orientieren uns am stadtrömischen Senat und dort dürfen Frauen ebenso keine Senatorinnen werden. <=> Und Sichtweise 2, die liberale Sichtweise: Wenn Frauen das aktive Wahlrecht nicht ausdrücklich verboten ist, dann können sie Gebrauch davon machen. Denn wir orientieren uns an §41 des Codex Universalis, wo Frauen auch aktiv verboten wird, ein Amt des Cursus Honorum auszufüllen. Daraus schlussfolgern wir nämlich, dass ein solches Verbot überhaupt nötig ist, um Frauen eine Kandidatur zu verbieten.


    Und diese Koexistenz dieser aus meiner Sicht beiden gültigen Sichtweisen empfinde ich als Rechtsunsicherheit. DESHALB habe ich auch die Lex Coloniae Ostiensis angeführt. Denn diese Lex ist der Lex Octavia et Aelia natürlich untergeordnet, klärt aber - für Ostia - die Frage nach möglichen Kandidaturen von Frauen doch mittlerweile recht eindeutig, wie ich finde. => Damit in die Situation in Ostia folglich klar, während sie zum Beispiel in Mantua eben nicht so klar ist und gegebenenfalls einer Entscheidung bedarf: Entweder der Duumvir, bei dem man sich ja für gewöhnlich bewirbt, nimmt direkt diese Entscheidung vor und stimmt der Kandidatur einer Frau zu oder lehnt sie eben ab. Oder er wiederum wendet sich in dieser Frage an den Curator Rei Publicae, um erst mit dessen Rat die Kandidatur einer Frau anzunehmen oder abzulehnen. So oder so: Zur Zeit ist die Situation in Mantua in meinen Augen diesbezüglich eben etwas unsicher...


    Die männlichen und weiblichen Formen von "Kandidat" und "Bewerber" standen in meiner Argumentation indes eigentlich nicht im Mittelpunkt. Von Männern sprach ich überhaupt nur an einer Stelle - in Bezug auf eine alte Lex Civitatis Ostiensis. Und da wir in Ostia ein hübsches Gesetzes- und Verordnungsarchiv haben, verweise ich dich einfach mal genau dorthin: Da kannst du sehen, dass im Wahlteil ursprünglich mal die Begriffe "Kandidaten" und "Männer" synonym gebraucht wurden, was mittlerweile jedoch - und so hatte ich das ja auch geschrieben - angepasst wurde.

    Fausta? Kurzzeitig etwas irritiert drehte Dives seinen Kopf nach hinten und verkniff sich, obgleich es ihm irgendwie auf der Zunge lag, die Bemerkung, dass seine Frau doch seines Wissens nach eher Anfang denn Mitte zwangzig war. Und tatsächlich war hinter ihm auch keinesfalls seine Ehefrau aufgetaucht sondern jemand anderes. Der Iulier drehte seinen Kopf zurück und blickte seinem Onkel schmunzelnd ins Gesicht.
    "Also, Onkel Proximus, wenn du mit meiner Frau schon so per Du bist" Und damit meinte der Neffe keineswegs das in ihrer Zeit generelle Duzen; damit meinte er seine doch recht vertraute Anrede Faustas mit dem bloßen Cognomen. "dann solltest du sie aber eigentlich auch erkennen.", musste er ihn freundschaftlich tadeln. "Nein, das ist Licinia Lupa, die Milchmutter unseres kleinen Marc. Sie kümmert sich um das Stillen am Tag und in der Nacht und sorgt mit ihrem eigenen kleinen Jungen dafür, dass der kleine Marc auch nie allein sein muss, sondern immer einen Freund und Kameraden hat." Und vor allen Dingen natürlich sorgte sie dafür, dass Dives und Fausta keine Schlafprobleme hatten und fünf mal in jeder Nacht von hungrigem Kindergeschrei geweck wurden. Nach dieser Vorstellung nahm Dives die Geste seines Onkels mit einem dankbaren Nicken zur Kenntnis und setzte sich sodann zusammen mit der Licinia zu ihm.


    "Ich danke dir für deine Glückwünsche und... ah..." Er kratzte sich kurz an der rechten Schläfe. "Das hier ist jedenfalls, wie du schon richtig erkannt hast, Marcus Iulius Dives Minor - oder auch einfach nur mein kleiner Marc. Ich wollte euch hiermit einander vorstellen und bekannt machen und... vielleicht willst du ihn ja auch mal kurz halten, deinen jüngsten Großneffen?", bot er seinem Onkel in diesem Zusammenhang an und blickte auffordernd zur Licinia, die sich ihrerseits dazu bereit zeigte, das kleine Bündel weiterzureichen. "Sei aber bitte vorsichtig und vergiss vor allem ja nicht das Köpfchen zu stützen - das ist wichtig!", gab er dann mahnend weiter, was man ihm selbst zuvor bereits von diversen Seiten aus eingetrichtert hatte. Anschließend seufzte er ganz leise, kaum hörbar.

    Sim-Off:

    Oje! Ich fürchte, du bist mir hier temporär in Vergessenheit geraten. Sorry!


    Es waren gleich mehrere Worte, an welchen der Iulier im Folgenden bei seinem Gast hängen blieb. Erstens, die Tiberia hatte ein Problem, bei welchem ihr Bruder ihr - aus welchem Grund auch immer - offenkundig bisher nicht geholfen hatte. Zweitens, sie stand allem Anschein nach unter Hausarrest und durfte folglich wohl tatsächlich gerade nicht hier sein. Und drittens, sie stand offenbar so sehr unter Druck und war Ärger und Stress ausgesetzt, dass sie für Worte einen Plural fand, für die es schon aus rein logischen Gründen keinen Plural gab - und keinen Plural geben konnte: Die ganze griechisch-römische Welt der Mythologie schließlich müsste völlig neu erschaffen werden, wenn es plötzlich mehr als nur einen Hercules geben sollte! War es stattdessen nicht auch sowieso viel wahrscheinlicher, dass statt einem doppelt gesehenen Herakles nur zwei Herakliden, irgendwelche Nachkommen des Heroen in x-ter Generation also, von Lepidus vor der Tür seiner Schwester postiert worden waren?
    Doch selbstredend hielt der Iulier diese seine Gedanken erst einmal zurück. Denn weder wollte er seinerseits ebenfalls noch Druck auf die Tiberia aufbauen, noch wollte er die Thematik des Hausarrests noch weiter vertiefen. Und ganz genaugenommen war er sich auch nicht mehr ganz sicher, ob es darüber hinaus noch so eine gute Idee wäre, auch weiter in die Streit-Problematik inhaltlich einzudringen. Denn in der Tat hatte die Patrizierin zwar ein Problem, doch wusste ihr Bruder offenkundig davon. Immerhin war genau dieses Problem der Grund für ihren riesigen Streit, den sie ihrer Aussage nach hatten. Und wenn folglich Lepidus entschieden hatte, dass es für ihn, für sie und für ihre Familie das beste wäre, seiner Schwester nicht zu helfen, für wen müsste sich Dives dann halten, sich dennoch in diesen Konflikt zu drängen und womöglich am Ende gar einzumischen?


    "Beim strahlenden Apoll, bitte verzeih! Es war niemals meine Absicht dich mit meinen Worten in Verlegenheit zu bringen und dir noch mehr Kummer zu bereiten.", beteuerte er schlussendlich also ehrlich und überlegte zugleich krampfhaft, was er wohl tun könnte, um der Situation die Peinlichkeit zu nehmen und es der Patrizierin nicht noch schwerer zu machen, als sie es eh schon hatte. Die erste Maßnahme war schnell gefunden: Er machte eine kreisförmige Bewegung mit seinem zu Boden gerichteten rechten Zeigefinger - und Apollocrates, Divico und Tsuniro drehten der Tiberia allesamt den Rücken zu und entfernten sich einen Schritt von ihr. Denn verringerte sich die Peinlichkeit, wenn man vor weniger Leuten emotional in Tränen ausbrach? Vielleicht. "Tiberia", beugte sich der Iulier dann ein wenig zu seinem Gast. "was hälst du davon, wenn ich dir gegen all den Kummer - auch jenen, den ich dir mit meinen Worten offenkundig bereitet habe - ein Geschenk mache... und dich einlade... zu einem kleinen Wagenrennen?" Das klang wohl etwas seltsam. Aber Dives fiel auf die Schnelle tatsächlich gerade keine bessere Ablenkung von der sie scheinbar nur bedrückenden Thematik ein. "Damit meine ich jetzt kein großes öffentliches Wagenrennen sondern ein kleines Wagenrennen nur der Aurigae der Veneta - ein Wagenrennen nur für deine Augen.", lächelte er vorsichtig entschuldigend für diesen Einfall. "Denn deine Augen" - leider vermochte Dives diese aus gewissen Gründen nicht weiter als blau, grün, grau oder braun zu spezifizieren - "sehen so viel hübscher und faszinierender aus, wenn du lächelst und deine Sorgen einmal für einen Moment vergisst... wenn ich mir diese Bermerkung erlauben darf." Wenn alle anderen Stricke rissen, dann konnte Dives immernoch versuchen möglichst charmant zu sein und Komplimente zu verteilen! Hoffentlich halfs...

    Also lassen wir das? So ganz lassen konnte es Dives eigentlich noch nicht - und gab dennoch zunächst erst einmal dem Themenwechsel nach.
    "Das ist ja fantastisch, Lepidus!", platzte ihm bei diesen Neuigkeiten fast schon heraus. "Da gratuliere ich dir herzlichst zu diesem gelungenen Coup!" Er schüttelte leicht den Kopf. Denn diese Entwicklung war doch in der Tat besser als jedes Wahlergebnis! "Darf ich auch so neugierig sein und fragen, welche Flavia genau du ehelichen wirst? Du hast es doch nicht etwa auf die Tochter des Flavius Gracchus selbst abgesehen?", grinste er vorfreudig bei der Äußerung dieses aus seiner Sicht nicht allzu abwegigen Verdachts. Immerhin waren der Flavius und Lepidus beide Pontifices und Lepidus steuerte grundsätzlich - obgleich aktuell ein wenig ausgebremst - sehr zielstrebig auf einen Platz in der Curia Iulia zu.


    "Jedoch, wo du es selbst gerade wieder ansprichst, muss auch ich erneut auf diese gewisse... Stagnation zurückkommen, wenn du erlaubst. Denn ich muss gestehen, dass ich nicht ganz verstehe, weshalb du dich derartig auf den Palast und die Palastbeamten eingeschossen hast." Dives ließ eine kurze Pause. "Sieh, für mich, auch wenn ich gewiss nicht der Maßstab bin, zeichnet sich das Bild wie folgt. Der Augustus hat alleinig das Recht zur Berufung von Senatoren." Bis hierher war man sich sicherlich einig. "Und wenn der Augustus nun darüber befindet, ob ein gewesener Quaestor in den Senat zu berufen ist oder nicht, dann wird er - so behaupte ich einmal - eine kleine Liste erstellen - ob nun gedanklich oder tatsächlich verschriftlicht -, in welcher er die Argumente für eine Erhebung denen, die gegen eine Erhebung sprechen, gegenüberstellt." Konnte man sich darauf einigen, dass man auch bis hierher konform ging? "Ohne dem Aurelius hier einen riesigen Einfluss auf den Augustus unterstellen zu wollen, vermute ich dennoch, dass man wohl damit rechnen muss, dass auf der Seite gegen deine Berufung in den Senat sein Name stehen wird... während auf der anderen Seite... deine Leistungen in den Magistraturen stehen?", machte Dives ein vorsichtig unglückliches Gesicht und zweifelte auch hörbar durchaus ein wenig daran. "Ich scheue mich ein wenig davor, so direkt zu sein; doch Lepidus, das ist der Kaiser. Ohne eine Empfehlung von einer respektablen Persönlichkeit, einem befreundeten Senator, einem verschwägerten Flavius Gracchus, einem eigenen Patron... fürchte ich, dass es doch einigermaßen schwer bis nahezu unmöglich sein wird, ihn ausschließlich auf deine Taten gefußt von deiner Eignung zu überzeugen.", erklärte Dives und hoffte auf Verständnis für seine Worte. Denn in der Tat wollte er die Leistungen des Tiberiers keineswegs infrage stellen oder schlecht machen. Jedoch müsste auch Lepidus sehen, dass die Empfehlung eines Senators an den Kaiser einen gänzlich anderen Stellenwert hatte, als wenn man beispielsweise nur sich selbst empfahl. "Ich hoffe, dass ich dir damit nicht zu nahe getreten bin.", beendete er seine Aussage letztlich. Vielleicht konnte Lepidus ja nun wenigstens verstehen, weshalb es Dives so seltsam erschien, dass sein Freund hier nur und ausschließlich auf den Palastapparat fixiert zu sein schien. Denn zweifelsohne war der Palast ein wichtiger Platz, wo jeder Freund und Verbündete wertvoll war. Doch ausschließlich auf den Palast verlassen konnte und sollte man sich eben nicht - nie.

    Sim-Off:

    Der PU hat neuerdings ZWEI Amtsstuben: Eine zivile außerhalb der Castra und eine militärische innerhalb der Castra. Als Soldat würde ich dir eigentlich eher das Aufsuchen der letzteren Amtsstube empfehlen. ;)


    "Schön, schön.", konstatierte der iulische Tribun ohne näher auf die verspäteten Glückwünsche einzugehen. "Dann weißt du also auch, dass mein Cousin in diesen Tagen nicht in der Casa Iulia auf dem Esquilin weilt und zur Zeit auch keine Salutationes abhält, wie du dann ebenfalls weißt, dass ich nicht nur die Aufgaben und Pflichten des Hausherrn der Casa Iulia von meinem Cousin übernommen habe, sondern Zeit seiner Absenz auch die Klienten meines Cousins in Prokura betreue. Richtig?" Diese Fakten wollte Dives hier noch einmal ein wenig in Erinnerung rufen. "Wenn du folglich irgendein Anliegen oder Problem hast, mit dem du dich normalerweise an deinen Patron wenden würdest, so zögere nicht trotz der Absenz meines Cousins damit zur Casa Iulia zu kommen - insbesondere natürlich auch nach meinem bald endenden Tribunat hier." Denn zur Zeit war es aus trivialen Gründen einfacher, wenn man als Soldat schlicht dieses Officium hier aufsuchte. "Ich werde dich dann mit größtem Vergnügen versuchen im Sinne meines Cousins zu unterstützen und dir zu helfen. Sind wir uns soweit einig?", erkundigte er sich schlussendlich. Denn wenn der Iulier hier etwas erreichen wollte, dann war dies vor allem, dass der Aemilius auch weiterhin ein Teil des iulischen Klientels blieb und sich nicht kurzerhand einfach einen neuen Patron außerhalb der Gens suchte.

    Sapperlot, das gibt ja gar nicht!
    Ich hab meinen Cornicularius mal rangesetzt, dass er sich darum kümmert. Jetzt sollte hoffentlich wieder ein bisschen was reinpassen in meinem Briefkasten. ;)

    Der Iulier hinter seinem Schreibtisch sah auf, als der Optio eintrat und ordentlich salutierte.
    "Salve, Optio... Aemilius Classicus?", erwiederte der Tribun sodann die Begrüßung des Unteroffiziers, wobei er einen leicht fragenden Tonfall ob des Gentilnomens des Mannes an den Tag legte. "Movere.", erlaubte er kurz darauf.


    "Es ist schön zu hören, dass du wieder genesen bist, Optio. Darüber wird sich sicherlich auch mein Cousin Lucius Iulius Centho freuen, dessen Klient du doch auch bist, oder?", vergewisserte er sich anschließend, dass er hier keinem Irrtum und keiner Verwechslung aufsaß. "Falls dem so ist, habe ich drei Fragen an dich. Erstens, wann hast du zuletzt eine Salutatio meines Cousins besucht? Zweitens, hast du meine Briefe erhalten und gelesen? Und drittens... einen Augenblick." Dives ging kurz durch einen kleinen Stapel von Wachstafeln, bis er schlussendlich eine derselben aus dem Stapel zog. "Und drittens, hast du dich bereits beim Praefectus Urbi Decimus Livianus gemeldet?" Im Anschluss an jene dritte Frage legte der Iulier die Tabula auf dem Tisch ab, drehte sie um 180 Grad, damit niemand auf Kopf lesen musste, und schob die einstige Ankündigung dem Aemilius entgegen:


    BEFEHL


    Optio M. Aemilius Classicus hat sich umgehend beim Cornicularius des Praefectus Urbi zu melden.


    in nomine Praefecti Urbi
    Galeo Vitruvius Macer

    CORNICULARIUS PRAEFECTI - COHORTES URBANAE

    Ad 1: Das ist kein Problem. Als ich hier ins IR gekommen bin, hatte ich selbst keinerlei Erfahrung mit textbasiertem Rollenspiel. Doch wo ein Wille ist, da findet sich für gewöhnlich auch ein Weg und man findet sich rein...


    Ad 2: Dann solltest du vielleicht die Seite 'Mitgliederwerbung der Gentes' nochmal ein bisschen durchschauen und/oder dich hier noch ein bisschen durchs Tabularium klicken. Denn unter den gegebenen Umständen lautet meine Antwort zu deiner Anfrage erstmal nein. Tut mir Leid. Dennoch wünsche ich dir - sobald du eine Gens gefunden hast, mit der du dich auch irgendwie identifizieren kannst / mit der du dich irgendwie verbunden fühlst / o.ä. - alles Gute hier im IR! ;)


    Vale bene,
    MID

    Sim-Off:

    Einsatzfreudige Urbaniciani hierher!


    Sein Tribunat neigte sich so langsam aber sicher dem Ende entgegen - zum Glück. Denn so hübsch er seine tolle Rüstung auch fand, so sehr vermisste Dives doch das zivile Leben ohne die vielen Waffen, ohne das militärische Gebrüll und vor allem ohne einen Praefectus Decimus Livianus, der ihn stets und ständig allein schon durch seinen Namen nur an dessen Sohn Serapio erinnerte! Und vermutlich war auch genau letzteres der Grund dafür, dass sich der Tribunus Iulius am heutigen Tage einmal mehr an die Spitze einer Patrouille setzte, um dem Alltag in den Castra zu entfliehen und römisches Recht und römische Ordnung direkt durchzusetzen auf den Straßen Romas.


    Als die Patrouille - sie bestand neben dem Tribun aus einem Unteroffizier und sieben einfachen Milites - in der zwielichtigen Gegend, in der sie sich gerade bewegte, im Begriff war eine Taverne zu passieren, geschah es: Ein auf den ersten Blick etwa halbes Dutzend Menschen, davon wohl drei männlich, zwei weiblich und ein... nunja, verließen scheinbar fluchtartig die Taverne und flüchteten sich aus der Tür heraus in alle Richtungen aus dem Gebäude. Eine jener Personen rief in der Flucht begriffen etwas von einer Schlägerei. Dives seufzte kurz, bevor er sich von seinem hohen Ross - denn selbstredend war der Tribun beritten unterwegs - hinab an seinen Unteroffizier wandte:
    "Optio, veni!", rief er den Mann zu sich. "Du und fünf deiner Männer geht da rein und seht nach, was da los ist! Alle an einer Schlägerei oder ähnlichem beteiligten Personen sind festzunehmen! Jeder, der euch - und damit der Staatsgewalt - Widerstand leistet, ist ebenfalls zu verhaften! Ausnahmslos!", befahl er streng und ohne jede Kompromissbereitschaft. "Die übrigen beiden Milites bleiben bei mir und... sichern hier draußen die Lage!", obgleich es hier draußen wohl nicht viel zu sichern gab - abgesehen natürlich vom senatorischen Tribun selbst. "Abi!" Der Iulier wartete noch einen Augenblick, bis seine Leute im Innern der Taverne verschwunden waren, bevor er sich überlegte, ob er jetzt von seinem Ross steigen sollte oder nicht. Doch letztlich befand er, dass er etwaigen Verhafteten lieber aus seiner erhöhten Position begegnete, denn auf Augenhöhe. Und so folglich blieb er auf seinem Gaul erst einmal sitzen in der Hoffnung, dass die Umstände ihn nicht noch dazu zwangen, dass er auch noch persönlich die Taverne betreten musste - wofür er schließlich zweifellos von seinem Pferd abzusteigen hätte.

    Und der Unteroffizier hatte leider ein wenig Pech. Denn just nur wenige Momente, bevor er sich angemeldet hatte, war ein Centurio in das Officium des Tribuns geführt worden. Jener Centurio nun wiederum brachte zahlreiche Anliegen vor, von Beförderungsempfehlungen, über die Freigangsanträge für fünf seiner Kameraden, über die Absegnung zweier detailreicher Ermittlungsberichte, ..., bis letztlich hin zu einem disziplinarischen Strafversetzungsantrag. So in der Folge mussten alle, die den Iulier gerade in seinem Officium aufsuchen wollten, sich eine geschlagene Hora in Geduld üben, bevor noch ein Bote von einem der übrigen Stadtkohortentribune mit einer wichtigen Eilmeldung vorbei kam - und natürlich den übrigend Wartenden vorgezogen wurde. Nachdem dieser Bote dann glücklicherweise nur ungefähr ein Viertel der Zeit seines Vorgängers beanspruchte, war nach summa summarum also gut einer ganzen sowie einer Viertelstunde schlussendlich der Optio Aemilius an der Reihe une durfte in das Officium des iulischen Tribuns eintreten - sofern er selbstredend all die Zeit geduldig im Vorzimmer ausgeharrt hätte...

    Und: Hast du bereits Erfahrung mit speziell dem IR oder allgemein mit textbasierten Rollenspielen?
    Sowie: Gibt es einen Grund, aus dem du Milonia als eine Iulierin siehst beziehungsweise weshalb du dich für die Gens Iulia entschieden hast?

    Es war nicht das erste Mal, dass Dives während seines Tribunats bei den Cohortes Urbanae die gemütliche Cena verpasst hatte und stattdessen in seinem Officium beim abendlichen Studium seiner täglichen Korrespondenzen sein Abendessen zu sich nahm. Und ganz ehrlich gesagt war dies auch einer der Gründe dafür, dass er sich so freute, bald die militärische Uniform wieder gegen einen zivilen Kleidungsstil eintauschen zu können.
    Da er beim Essen nun unter anderem auch darüber informiert worden war, dass sein Onkel Proximus aus Misenum nach Roma zurückgekehrt war, stattete der iulische Hausherr in der Folge also statt des Diktates noch zweier Briefe, welche er folglich wohl erst am morgigen Tage beantworten würde, seinem Verwandten einen abendlichen Besuch ab. Ein-, zwei-, dreimal klopfte Dives für sein absolviertes Tagespensum durchaus noch einigermaßen elanvoll an die Zimmertür von Proximus. Dann hielt er kurz einen Augenblick inne, bevor er das Cubiculum betrat.


    "Salve, Onkel Proximus!", grüßte er hernach sogleich, während er hoffte, dass sein Onkel überhaupt anwesend war. Und währenddessen er sich kurz umschaute, trat in seinem Rücken eine Frau, etwa in der Mitte ihrer zwanziger Jahre, in den Türrahmen. Ihr Blick war fixiert auf ein kleines Bündel, welches sie in ihrem linken Arm hielt und mit ihrer rechten Hand behutsam streichelte.