Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Sim-Off:

    @ Narrator: Danke! // @Sedi: Begonnen hat das alles hier vor *tromelwirbel* fast genau einem RL-Jahr. Das war damals noch lange vor den Munera Tiberii Duri. Im Verlaufe des Gesprächs wurde dann dieses Treffen in der Taverna Apicia für 'morgen' vereinbart. Ausgehend davon bin ich dann mit hier mit der Idee gekommen, dass wir in unserer alten Zeitebene bleiben und ohne Zeitsprung einfach weiterverhandeln. SimOff sind die Munera inzwischen lange gelaufen. In dieser alten Zeitebene ganz einfach aber eben noch nicht. ^^


    "Darauf ein Prosit.", bestätigte Dives den Musonius und lächelte zufrieden. Es war seit dem gestrigen Treffen im Circus Maximus ein nicht ganz leichter und doch irgendwie gefühlt teils gar recht langwieriger Weg durch die Verhandlungen gewesen. Nun hatten sie sich diesen Wein hier aber allesamt redlich verdient!

    Sim-Off:

    Nach nochmaliger Rücksprache mit Sedi: 1500 Sz. + 1500 Sz. = 3000 Sz. überwiesen.


    "Darauf lasst uns die Becher erheben und anstoßen!", mischte sich Dives am Ende der Verhandlungen noch einmal mit einem gewinnenden Lächeln in selbige ein und erhob seinerseits schon einmal den Becher. 1500 Sesterzen würde in der Folge an diesem Tag noch den Besitzer wechseln und der Factio Veneta das Vorkaufsrecht am Auriga Oxtaius sichern, bevor der siebte Platz des Oxtaius bei den Munera Tiberii Duri dessen Verpflichtungssumme kaum würde weiter in die Höhe treiben können. Und dennoch würde die Veneta den Massilier an jenem Tag nicht fallenlassen, sondern für in Summe also ganze 30 Aurei endgültig verpflichten...

    Auf dem Weg von der Palastwache hierher merkte Dives, wie die noch am Vortag bezüglich dieses heutigen Termins aufgetragene Lockerheit langsam aber sicher einer gewissen Anspannung und Nervosität wich. Immerhin saß, lag oder stand man gleich dem Augustus höchst selbst gegenüber! Und obgleich dies schon das zweite Mal in seiner Laufbahn war, dass dem vergleichsweise jungen Iulier diese Ehre zuteil wurde - wie viele Menschen trafen einen Kaiser überhaupt nur wenigstens einmal in ihrem Leben persönlich?! -, fühlte er sich dennoch nicht weniger klein und unbedeutend in just diesem Augenblick.
    "Das ist dann wohl die Stunde der Wahrheit, Licinus.", flüsterte er zu seinem Großonkel, bevor er sich einen kleinen Wortwitz nicht verkneifen konnte: "Ich meine natürlich die... 'dreizehnte' Stunde." Doch auch dieser Gag auf Kosten ihres Einladungsschreibers vermochte die divitische Anspannung kaum zu lösen. Nicht einmal wirklich schmunzeln konnte er über seine eigene Bemerkung. Und so verharrte er im Folgenden also erst einmal weiter an der Seite seines Großonkels, gespannt auf die übrigen Mitglieder dieses ersten Consilium Ulpianum und gespannt selbstredend vor allem auf den Cornelius, der diese Tagung wohl sicherlich eröffnen und auch leiten würde... vermutlich.

    "Vielen Dank.", nickte der Iulier zunächst kurz in Richtung der Wachen, nachdem man ihn kontrolliert hatte und nun also einließ. "Kommst du, Licinus?", wandte er sich hernach dann an seinen Großonkel, der am Vortag in der Casa Iulia ja derartig in Sorge schien, dass sein Großneffe ihm hier und heute besser nicht allzu sehr von der Seite wich... (^^) Anschließend letztlich wandte er seine Schritte zielstrebig dem Palastpersonal hinterher in die Domus Flaviana.

    Einmal mehr machte Dives große Augen und war überrascht.
    "Ach, sag bloß. Dich hat man ebenfalls ins Consilium Ulpianum berufen?" Dann wären sie folglich also gar zwei Iulier von insgesamt sieben Consiliumsmitgliedern, was man wohl zweifellos als eine doch etwas besondere Ehrung verstehen könnte, so man dies wollte. "Dann können wir ja morgen gemeinsam in die Domus Flaviana aufbrechen, was? Denn mir wurde die gleiche Ehre zuteil.", schmunzelte der Iulier und machte keinerlei Anstalten der Eile senies Großonkels nachzugeben. "Möchtest du einen Wein zur Beruhigung? ...und zum Anstoßen auf unsere Mitgliedschaft im ersten Consilium Ulpianum natürlich?", bot er an, bevor er erst danach allmählich auf das Consilium zu sprechen kam.
    "Wegen dem Consilium Ulpianum würde ich mir indes jetzt nicht allzu große Sorgen machen, Licinus. Sieh, dem Consilium gehören laut Richtlinien, ich habe mich informiert, neben dem Augustus zwei Senatoren an, du als Eques, ein Patrizier und neben mir noch ein weiterer Plebeier. Die größten Erwartungen werden also sehr wahrscheinlich eh auf den beiden Senatoren ruhen. Zudem, was wir zu tun haben, ist am Ende einzig und allein 'ja' oder 'nein' zu sagen zu den bereits vom Kaiser und Senat gemachten Vorschlägen." Er zuckte mit den Schultern. "Die Vorschläge selbst können wir nicht mehr beeinflussen und wir tragen dementsprechend dann natürlich auch keinerlei Verantwortung für die Vorschläge selbst.", erklärte Dives. Am Ende würde es seiner Ansicht nach folglich darauf hinauslaufen, dass man sagte: Kandidat 1 wird mit 4:3 Stimmen ins Ulpianum aufgenommen; Kandidat 2 mit 2:5 Stimmen nicht; Kandidat 3 mit 6:1 Stimmen wird aufgenommen... und so weiter.


    "Und für unsere Entscheidung sehen die Richtlinien auch bereits mehr oder weniger harte Kriterien vor, die ich ganz grob zusammenfassen würde als ein militärisches Kriterium, ein politisches Kriterium und ein gesellschaftliches Kriterium. Passt der vorgeschlagene Kandidat in mindestens eine dieser Schubladen hinein, so nehmen wir ihn an; passt er in keine hinein, so lehnen wir ihn ab, ganz einfach." Wieder zuckte Dives leichtfertig mit den Schultern. "Das einfachste Kriterium ist dabei das militärische. Auf den Punkt gebracht heißt es da, dass man ein römischer Feldherr mit einem vom Senat bewilligten Triumphzug sein muss, um für eine Aufnahme ins Ulpianum in Frage zu kommen. Wenn Onkel Decimus Meridius also mal stirbt, dann wird er dieses Kriterium erfüllen und man braucht die anderen gar nicht mehr zu testen, um ihn mit absoluter Klarheit aufzunehmen ins Ulpianum." Beispiele halfen ja sicherlich beim Vorstellungsvermögen.
    "Hat jemand keinen vom Senat genehmigten Triumphzug erhalten, dann vergessen wir alle rein militärischen Taten der vorgeschlagenen Person und konzentrieren uns auf das nächste Kriterium, zum Beispiel das politische. Das ist schon deutlich schwieriger zu fassen. Es beginnt mit der Voraussetzung, dass es sich bei der betreffenden Person 1. um einen römischen Politiker handeln muss, der 2. ein politisches Amt ausübte und dabei 3. ganz grob gesagt etwas Besonderes geleistet hat." Wer als Politiker also stets nur dann etwas Großes getan hatte, wenn er gerade kein politisches Amt ausfüllte, der hatte folglich Pech gehabt und fiel durch das Raster dieser Bedingung. "Ich hoffe, dass wir entsprechende Imformationen über die vorgeschlagenen Leute morgen gestellt bekommen. Denn ansonsten hätte man uns ja wenigstens die Namen der Personen schon im Vorfeld mitteilen müssen, nicht wahr?" Wie wollte man sonst entscheiden? - Aber letztlich half eh alles nichts; man würde es auf sich zu kommen lassen müssen.


    "Und zuletzt das gesellschaftliche Kriterium. Dieses beachtet auf der einen Seite nun alle römischen Bürger und auf der anderen Seite deren nachhaltige Beiträge zu Kultur und Geschichte unseres Imperiums. Ich denke, darüber wird man am meisten streiten können." Und abermals folgte ein divitisches Schulterzucken. "Achso, und logischerweise müssen die Kandidaten für das Ulpianum bereits verstorben sein. Und sie dürfen keine nach Codex Iuridicialis verbotene Tat begangen haben in ihrem Leben." Der Iulier räusperte sich. "Das ist eine interessante Formulierung übrigens. Denn man bezieht sich nicht auf eine gültige Verurteilung oder so sondern auf das tatsächliche Begehen einer Tat." Er wiegte seinen Kopf. "Im Endeffekt wird es hier natürlich vermutlich aufs Gleiche hinauslaufen. Aber so ganz exakt... woher soll ich wissen, ob nicht Senator X in seinem Leben irgendwann mal jemanden erpresst hat?" Und ganz speziell hatte Dives ungeäußert sogar ein bisschen Bammel davor, dass man einen Vinicius Lucianus und einen Tiberius Durus hier noch einmal öffentlichkeitswirksam rehabilitieren wollte. Da würde man um die Einsicht diverser Praetorianerakten sowie der Gerichtsakten des Prozesses gegen den Vinicius ja eigentlich nicht herum kommen... dürfen. - Uneigentlich jedoch ließe sich ein anwesender Cornelius Augustus im Consilium wohl kaum ignorieren. Und mit dem Kaiser wollte man es sich bestimmt nicht leichthin verscherzen...

    Diese Information war in der Tat etwas überraschend, sodass man ein wenig Verwunderung für einen kurzen Moment auch auf dem iulischen Gesicht ablesen konnte. Wie konnten die Menschen nur ernsthaft glauben, dass Dives für den Tod dieses Mannes verantwortlich war?! Weder, wie zuvor ausgeführt, hatte er irgendeinen Vorteil abseits der vermeintlichen Genugtuung von dem Tod dieses Mannes, noch wäre dem Tribun als allererstes ein Mord in den Sinn gekommen, um einen Händler mundtot zu machen. Gerade als Tribun saß man doch praktisch an der Quelle, um alle möglichen sonstigen Gemeinheiten ganz legal gegen solch einen Händler anzustrengen: Betriebs- und Standkontrollen, die jeweils mit der Kontrolle der Warenqualität einhergingen, wären da zum Beispiel sicherlich ein ganz schönes Mittel. Und getreu dem Motto 'Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.' würden sich bei nur entsprechender Strenge der Kontrollen auch mit großer Sicherheit Gründe für Abmahnungen, Strafzahlungen und weiteres finden lassen - ganz zu schweigen vom Imageverlust des Händlers, wenn dessen Stand alle drei Tage und stets mit irgendeiner Beanstandung kontrolliert würde. Aber Mord? - Und vor allem: Was beim Iuppiter war mit den Bekenner-Graffitis?! Bestand denn ganz Roma etwa nur aus tauben Analphabeten?!! (Taub dabei deshalb, weil die Alphabeten ihren unwissenden Mitbürgern ja in der Regel doch vorlasen, welche Gerüchte und Co. zur Zeit auf den Gemäuern der Stadt so kursierten.)
    "Wenn schon diese Bekenner-Graffitis offenbar nicht von diesem substanzlosen Gerede abhalten, dann habe ich auch nur geringe Hoffnung, dass mir die Wahrheit hier einen besseren Dienst wird leisten können.", stellte Dives nun also wieder weit weniger gut gelaunt leicht bissig fest. "Ich weiß, du kannst ja auch nichts dafür, Optio.", ließ er noch eine halbherzige Entschuldigung folgen. Frustrierend, das traf den Charakter dieser Situation wohl am besten.


    "Du sagst", begann der Tribun nach kurzer überlegender Pause, "dass ihr bereits eine Spur hättet. Was ist das für eine Spur?", wollte er wissen und ließ an dieser Stelle erst einmal noch offen, was er über ein weiteres Vorgehen dachte. Und vielleicht, ja, wollte er so auch noch ein wenig Zeit schinden, bis eine Entscheidung zu fällen wäre. Das Dilemma lag schließlich klar auf der Hand: Wollte er nicht den Anschein erwecken, er würde irgendetwas decken oder vertuschen, so wäre er praktisch gezwungen die Urbaner weiterermitteln zu lassen. Auf der anderen Seite allerdings konnten ihm genau diese Ermittlungen praktisch nicht helfen - egal, welches Ergebnis sie lieferten. Wer schon einem Bekenner-Graffiti nicht glaubte, wer glaubte dann der Ermittlung durch den ach so verdächtigen Tribunus Iulius? Stattdessen bestand hingegen die Gefahr, dass im Zuge der Ermittlungsarbeit kollateral irgendwelche 'schmutzigen Geheimnisse' über Dives ausgegraben und ans Tageslicht befördert wurden - allen voran dabei natürlich seine sexuellen Neigungen. Rosige Aussichten waren das nicht gerade...

    In der Tat hatte sich Dives die Zeit genommen und gönnte sich eine kleine Pause vom Schreiben und Formulieren seiner Senatsrede. Dazu hatte er sich in sein Cubiculum zurückgezogen, in welchem man zu diesem Zeitpunkt wohl tatsächlich kaum Gefahr lief auf Fausta zu treffen. Wenn sie nicht wieder irgendwen zu bedrohen, erpressen und/oder verklagen versuchte, dann musste sie ja schließlich als Praefecta bestimmt so einiges 'praefectieren' - was auch immer man sich darunter vorzustellen hatte.
    "Ja? Herrein.", drang die Stimme des auf der gut gepolsterten Fensterbank sitzenden Iuliers an die Tür, an welcher es kurz zuvor geklopft hatte. Wer das wohl war?

    Sim-Off:

    Das hier spielt noch vor dem Consilium Ulpianum, richtig?


    [Blockierte Grafik: http://i1294.photobucket.com/a…e/IR/Home/Avas/SWonga.jpg] | Wonga


    Der hochgewachsene Nubier hatte in der Tat soeben einen Gast in die Casa Iulia gelassen. Extra aus Ostia angereist war der iulische Klient Asinius Celer, der aufgrund der Entfernung selbstredend von der täglichen Salutatio seines Patrons befreit war, aber eben dennoch hin und wieder den Kontakt suchte und Termine bei Dives machte.
    "Von Hausherr erwarten du wirst.", gab Wonga dem ostiensischen Decurio noch mit auf den Weg und wies in Richtung des iulischen Officium. Denn tatsächlich hatte sich der Iulier einzig aufgrund dieses Treffens bereits vor einer Woche diesen Tag vom Dienst in den Castra Praetoria freigeschaufelt. Ansonsten wäre er nämlich wohl auch heute planmäßig ganz normal in seinem Büro in der Principia der Castra gewesen...


    "?!?", schaute der Ianitor sodann einen kurzen Moment lang leicht verwirrt drein, als sich die Porta auf einmal nicht schließen lassen wollte und kurz darauf plötzlich der Herr Iulius Licinus in der Tür stand. "Äh... Salve, Herr.", grüßte Wonga den offenkundig in Eile befindlichen Eques zurück. "In Officium er besuchen.", gab er sodann eilig auch die gewünschte Auskunft - so eilig gar, dass er seine Worte dabei noch schlechter als sonst zu sortieren vermochte.




    IANITOR - CASA IULIA

    'Nun, wie die Launen der Götter eben so sind, mein lieber Iulianus. Vielleicht ließen seine Kinder auch einfach deutlich länger auf sich warten als zunächst gedacht.', wollte Dives seinem Gegenüber in der kleinen Redepause zunächst antworten. Denn in der Tat wurden manche Paare schneller schwanger, andere langsamer, und wieder andere sogar trotz größter Anstrengungen gar nicht. Und wer mochte es Octavenus da verdenken, dass ein vielleicht im Rausch ehelicher Glücksgefühle deutlich zu früh erworbener Sklave eben kurzerhand aufgrund der stetig bis zur Geburt der Kinder gewachsenen Altersdifferenz sowie des Interesses von Selenus an Bildung vom Spielgefährten zum Erzieher umfunktioniert worden wäre? Der Iulier jedenfalls war dieser seiner Geschichte noch immer nicht ganz abgeneigt, wenngleich er sich an dieser Stelle erwähntermaßen noch damit zurückhielt, wollte er seinen Gegenüber schließlich nicht einfach unhöflich unterbrechen.
    Es folgte eine Rechtfertigung des Freigelassenen betrefflich seines engen Verhältnisses zu seinem ehemaligen Herrn Octavenus. Mit einem wenig erfreuten Lächeln im Gesicht hörte sich Dives diese Erklärung an, während er seine vorherigen Gedanken darüber langsam verdrängte. Denn in der Tat musste er sich eingestehen, dass gegen eine gewisse Nähe zwischen Herr und Sklave selbstredend nichts einzuwenden war. Dives selbst wurde sogar von Antinoos, einem nur geringfügig älteren Sklaven aus seinen Kindertagen, beim Praenomen Marcus genannt. Wie ein großer Bruder war der Sklave dereinst für ihn gewesen. Doch unterschied sich ihr Verhältnis dennoch in gleich zwei Punkten recht stark von jenem zwischen Octavenus und diesem Selenus: Erstens wagte es Antinoos nicht, den Iulier vor ihm Unbekannten derart vertraut zu betiteln. Und zweitens war Antinoos offenkundig noch immer unfrei - und würde es wohl auch noch eine ganze Weile bleiben.


    Doch erwähntermaßen lastete Dives diese Unzulänglichkeiten in erster Linie seinem Onkel an, der es offenbar versäumt hatte, ein in Dives Augen angemesseneres Verhältnis zwischen sich und seinen Sklaven aufzubauen. Folglich auch überging er diesen Punkt dann lieber ohne einen Kommentar.
    "Eigentum gewiss nicht.", nahm er stattdessen gleich den rechtlichen Aspekt auf. "Aber als Freigelassener meines Onkels Octavenus verlangen die Sitten eben, dass du seinem Klientel zugehörig bist; beziehungsweise dass du jetzt, nachdem er tot ist, folglich seinen Haupterben als deinen neuen Patron anerkennst. Und dieser Haupterbe dürfte wohl mein Cousin Macro sein.", führte er aus und ließ hernach einen kurze Pause, damit man ihm besser folgen konnte. "Und Macro wiederum, da hast du Glück, muss dir auch nicht länger als verschollen gelten. Er dient zur Zeit in den Castra Praetoria der Urbs als Tiro der Cohortes Urbanae; in der dritten Centuria der zwölften Cohors Urbana, um genau zu sein." Es sollte schließlich niemand behaupten können, dass ein Klient seinen iulischen Patron nicht fand. Da half Dives doch nur allzu gerne nach.
    "Selbstverständlich, und dieser Einwand ist vollkommen berechtigt, wirst du nun sagen können, dass dein tägliches Erscheinen wie überhaupt das tägliche Abhalten einer Salutatio in den Castra Praetoria kaum möglich sein wird. Das sehe ich ganz genauso. Jedoch gebieten es die Sitten und Traditionen, der Usus und nicht zuletzt natürlich auch die Dankbarkeit für deine Freilassung, dass du dich mit Macro genau über dieses Problem unterhälst und mit ihm klärst, welcher seiner iulischen Verwandten" Darauf in der Tat beharrte Dives und davon würde er sich auch gewiss nicht leicht wieder abbringen lassen. "seine patronalen Pflichten entsprechend für ihn übernimmt." Möglichkeiten gab es hier ja bekanntlich genug: Neben Dives, der sich hier aber bestimmt niemandem aufdrängen wollte, waren da auch Proximus und seit kurzem Pacuvius anwesend in Roma. Und ferner konnte man sicherlich auch darüber nachdenken, ob vielleicht sogar Torquata die patronalen Pflichten ihres leiblichen Bruders übernahm. Fakt jedoch war, dass ein von einem Iulier freigelassener Libertinus, der gar stolz das Iulianus in seinem Namen führte und das Praenomen seines einstigen Herrn trug, auch Teil irgendeines iulischen Klientels zu sein hatte. Das war etwas in den Augen des Iuliers kaum Verhandelbares. "Erklärst du dich damit einverstanden?", erkundigte sich Dives zum Abschluss dieses Punktes dann. Dabei hing wohl recht deutzlich in der Luft, welche Antwort er hierauf hören wollte...

    In seinem Officium hinter seinem Schreibtisch sitzend, wo er just zuvor den jüngsten und hinsichtlich ihres Verhältnisses zueinander überaus beruhigenden Brief des Lepidus gelesen hatte, erwartete Dives nun seinen asinischen Klienten aus Ostia, bevor er am morgigen Tag - obgleich sich das exakte 'Wann' letztlich kaum genau ermitteln ließ - in die Domus Flaviana zum ersten Consilium Ulpianum aufbrechen würde. Überraschend jedoch wurde Asinius Celer im Atrium des Hauses zu warten geben, auf dass ein anderer offenkundig weit mehr in Eile befindlicher Mann den iulischen Hausherrn zuerst sprechen konnte:
    "Großonkel Licinus! Salve!", war der zivil gekleidete Tribun ehrlich überrascht. "Wie geht es dir? Was machst du hier?", erkundigte er sich sogleich nach den naheliegendsten Dingen, während er seinen Verwandten mit stummer Geste einlud, sich auf eine der Sitzgelegenheiten vor dem Schreibtisch zu setzen. "Ist irgendetwas passiert?" Offensichtlich war es das. Ansonsten wäre Licinus wohl kaum den weiten Weg aus Mantua hierher geeilt. Aber eh sich Dives jetzt korrigierte und gleich danach fragte, was denn passiert war, dass sein Großonkel nun hier aufschlug, gab er zunächst seinem Gegenüber die Möglichkeit für ein paar erklärende Worte.


    Sim-Off:

    Edit: Zeitproblem behoben.

    Sim-Off:

    @ Licinus: Wie gesagt gehe ich mal davon aus, dass dein Besuch in der Casa vor dem Gang hierher stattfindet.


    Nachdem sein Großonkel Licinus zuvor recht unerwartet in der Casa Iulia aufgeschlagen war, waren die beiden Iulier selbstredend gemeinsam aufgebrochen zu diesem Consilium Ulpianum, dem ersten seiner Art. Sie erreichten die praetorianischen Wachen und der jüngere Großneffe ließ selbstverständlich seinem älteren Großonkel den Vortritt.
    "Salvete!", grüßte er folglich nur als Zweiter der beiden. "Ich bin Marcus Iulius Dives, Tribunus der Cohors XII Urbana.", obgleich man dies dem dem Anlass entsprechend in ziviler Kleidung erschienenen Dives wohl kaum ansah. "Gleich meinem Großonkel Licinus bin auch ich auf Einladung des Augustus hier, dem ersten in der Domus Flaviana stattfindenden Consilium Ulpianum beizuwohnen." Mit diesen Worten zeigte auch er seine schriftliche Einladung vor und hoffte, dass sie hier einigermaßen pünktlich den Palatin erreicht hatten. So sicher konnte man sich da schließlich nicht sein, wenn man zur dreizehnten Stunde eingeladen war... wo die Tage in schönen Roma doch für gewöhnlich aber nur zwölf Stunden lang waren. Naja. Der Brief trug das Siegel der kaiserlichen Kanzlei. Das würde schon keine unechte 'Spaßpost' sein...



    Ad
    Marcus Iulius Dives
    Casa Iulia, Roma, Italia



    Geschätzter Iulius,


    der Kaiser hat dich in das Consilium Ulpianum berufen, welches über die Aufnahme verdienter Römer in die Ehrenhalle des Ulpoanums entscheiden soll. Die erste Sitzung des Consilium tagt am ANTE DIEM VIII ID NOV DCCCLXIV A.U.C. (6.11.2014/111 n.Chr.) zur dreizehnten Stunde im Domus Flaviana. Du und die anderen Consiliumsmitglieder werden dort von mir in Empfang genommen und in die Besprechungsräume des Kaisers geleitet.


    Vale bene,


    LUCIUS IUNIUS SILANUS
    ~~Procurator a libellis - Administratio Imperatoris~~



    Wenn der Kuchen sprach, dann hatte das Keksgebäck - gerade einer Situation wie dieser, vor weiterer Gesellschaft - keinen Widerspruch zu leisten. Das war eine ganz einfache Regel. Und so erwiderte Dives dann auch erstmal nichts auf die Worte seines Princeps Factionis. Stattdessen wandte auch er seinen Blick in der Folge von Sedulus zum Musonier, interessiert daran, was der nun wiederum davon hielt: 3000 Sesterzen für Oxtaius im Anschluss an das kommende Rennen - sofern der Massilier den Germanicer mit seiner Rennleistung überzeugen könnte. Hatten sie damit nun einen Deal?

    Nach den ersten Sätzen des Iuniers über den Mord löste sich die Anspannung des Tribuns merklich, während er die zuvor unbewusst angehaltene Luft langsam durch seinen Mund entweichen ließ. Mit irgendwelchen Syrern verkehrte er nämlich in der Tat eher selten - und wenn, dann tatsächlich nur beim Einkaufen oder ähnlich harmlosen Vorgängen. Männer aus dem Osten waren eben einfach... nicht Dives Typ, nicht mehr und nicht weniger. Indes legte der letzte Satz des Offiziers - dass er nicht glaube, dass der Iulier den Tod des Syrers gewollt habe - dann nahe, dass der Optio vom exakten Gegenteil dessen ausging... oder es zumindest in Erwägung zog, dass Dives zu dergleichen fähig war. Kurz machte sich daraufhin ein schmales, aber durchaus amüsiertes Grinsen auf seinen Lippen breit.
    "Optio Iunius...", begann er und betonte diese Worte ganz nach dem Motto 'wie kannst du nur so etwas von mir denken'. "Steht bequem.", unterbrach er sich anschließend jedoch zunächst selbst mit einer lockeren Handbewegung in Richtung der beiden Soldaten. "Optio, du traust mir also tatsächlich zu und ziehst es in Erwägung, dass ich auf solche haltlosen Gerüchte mit kalter und unbarmherziger Hand reagiere und meiner Familie und mir damit im Zweifelsfall nur noch mehr schade?" Sein Blick wurde wieder ernst und wanderte vom Iunius zum Germanicus. "Ich hoffe, du hast nicht ebenfalls einen derart fatalen Eindruck von mir gewonnen während meines bald endenden Tribunats." Andererseits, und genau deshalb konnte der Iulier augenblicklich auch nicht zornig sein, schmeichelte es ihm schon ein wenig, dass man ihm so viel Härte und Stärke - wohl bemerkt seitens römischer Elitesoldaten - grundsätzlich zutraute.


    "Aber ich werde mich gewiss nicht um eine Antwort drücken und kann dir entsprechend nur bestätigen, Optio Iunius, dass ich den Tod dieses syrischen Händlers weder gewollt noch verursacht habe." Er ließ eine kleine Zäsur folgen. "Andererseits aber denke ich auch nicht, dass mir jemand irgendwie schaden will, indem er irgendeinen Syrer umbringt, den ich selbst nicht einmal kenne." Zumindest ging der Iulier einfach mal davon aus, dass er diesen Syrer nicht kannte. Aber woher sollte er? "Stattdessen vermute ich vielmehr, dass dieser Mord vielleicht etwas mit diesen seltsamen Graffitis zu tun hat. Ihr habt sie vielleicht auch schon gesehen. Sie fordern ein freies Syria." Absurd, aber so waren eben manche Leute. Und gerade im Osten, wo auch diese Christianersekte ja irgendwo ihre Ursprünge haben sollte, tickten die Menschen eben scheinbar einfach anders.
    "Und ich nehme an, ihr habt das ganz zweifelsfrei ermittelt, dass dieser Syrer die selbstredend auch mir bereits mit einigem Unmut ans Ohr getretenen Gerüchte in Umlauf gebracht hat?" Diese Frage war eine rhetorische. "Gerade dann muss ich zwar sagen, dass er eine durchaus gerechte Strafe für diese Tat erhalten hat. Aber ich selbst habe davon am wenigsten. Denn weder kann dieser Händler nun noch die Falschheit seiner erfundenen Erzählungen zugeben, noch vereinfacht dieser Tod in irgendeiner Weise die Suche nach der wahren Quelle dieser Lügengeschichte über meine Tochter Torquata.", geriet der Iulier ob der Erleichterung darüber, dass sein Geheimnis weiterhin geheim zu sein schien, ein wenig ins Plaudern. "Lasst mich euch einen kleinen Exkurs in die Politik geben. Dort gibt es Römer, die den postbürgerkrieglichen erneuten Aufstieg der Iulier überaus kritisch betrachten, obgleich gerade meine eigene Familia mit dem Vescularius praktisch nichts zu schaffen hatte." Ganz so einfach selbstredend war die Situation nicht, doch Dives wollte auch nicht unnötig komplex werden. "Da war es vermutlich fast schon zu erwarten gewesen, dass kurze Zeit nachdem ich entsprechende Stellen zu einer Captio meiner Tochter zur Vestalin angeschrieben habe, irgendein Gerücht auftaucht, welches sie in ein schlechtes Licht stellen soll. Wobei Licht hier ein ganz gutes Stichwort ist: Denn wenn du des Nachts jemanden aus der Ferne siehst, Optio Iunius, bist du dir dann stets sicher, dass du die Person auch ganz zweifelsfrei erkennst?" Wieder folgte eine kurze Pause, in welcher der Tribun einmal durchatmete. "Also ich für meinen Teil wäre mir da jedenfalls nicht immer ganz sicher, wenn ich nachts im Dunkel auf einen Soldaten und eine Frau treffe, dass diese Frau... die Tochter des Bäckers zwei Straßen weiter... oder die Tochter irgendeines Geschäftspartners wäre.", verglich Dives und blickte den Iunier hernach nun erwartungsvoll an. Diese Gerüchte waren eben... Gerüchte, nicht mehr. Und dass dieser ermordete Händler ausgerechnet der Ursprung dieser Gerüchte war, das war - in den Augen des Iuliers zumindest - ein Zufall, den er eben teils durchaus guthieß und teils aber auch aus ausgeführten Gründen bedauerte.

    Obgleich der Tiberier selbst dereinst seine eigene Kandidatur zur Quaestur ohne jede Notiz an seinen iulischen Verbündeten - denn in der Tat hoffte Dives, dass dieser Verbund noch immer bestand - angestrengt und durchgezogen hatte, sodass der Iulier damals nur über Dritte von diesem doch absolut begrüßenswerten Vorgang erfuhr, gab er sich hier nun einen Ruck. Er vergaß für einen kleinen Augenblick die jüngsten brieflichen Entwicklungen zwischen ihnen und setzte Lepidus seinerseits nun über seine eingereichte Kandidatur in Kenntnis - ganz so, wie er sich dies eben von einem Bündnispartner auch selbst wünschen würde.


    Roma, A.D. III NON NOV DCCCLXIV A.U.C.

    Ad
    Quaestorius
    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Roma, Italia



    Dives Lepido amico s.d.


    Tag für Tag erwarte ich nun eine Mitteilung vom Collegium Pontificum respektive dem Pontifex Maximus oder seinem pro magistro, dass meine Tochter Torquata in eure Mitte eingeladen wird, auf dass man ihr die Chance gibt sich der Captio Vestalis als würdig zu erweisen. Doch Tag für Tag warte ich vergebens. Kannst du mir diesbezüglich Neuigkeiten berichten?
    Ich will doch sehr hoffen, dass all dies nichts mit diesen unsagbaren Gerüchten über meine Tochter zu tun hat! Denn ich bitte dich, mein Freund, Torquata hat ihren eigenen Bruder aufgegeben und sich von mir adrogieren lassen, nur um dem Atrium Vestae näher zu kommen. Nie würde sie sich des Nachts auf den gefährlichen Straßen Romas herumtreiben, noch dazu mit irgendeinem fremden Mann, und damit all das wieder unnötig gefährden. Und überhaupt scheint es mir auch mehr als fragwürdig, dass jemand meine Tochter in dieser Dunkelheit zweifelsfrei hätte erkennen können. Nein, ich versichere dir, dass es sich bei diesen Gerüchten um nicht mehr und nicht weniger handelt als dem missgünstigen Gerede von Menschen, die den Iuliern ihren postbürgerkrieglichen Aufstieg nicht gönnen!
    In diesem Sinne hoffe ich sehr, dass du mir sagen kannst, dass es andere Gründe hat, dass ein Schreiben aus dem Collegium Pontificum bislang noch auf sich warten lässt.


    Doch sag, wie geht es dir? Was machen deine Karrierepläne? Ich für meinen Teil, und dies ist auch der eigentliche Grund für diesen Brief, habe mich entschieden und vor dem Consul erklärt, im kommenden Jahr für die Quaestur zu kandidieren. Dabei haben es mir besonders die Pflichten des Quaestor Urbanus ab actis senatus etwas angetan, nachdem ich eines Quaestor Principis im Gegensatz zu dir wohl kaum würdig genug wäre. Weder bin ich schließlich ein Candidatus Augusti, noch stehe ich dem Kaiser als Klient eines seiner Klienten irgendwie nahe, noch fließt in meinen Adern patrizisches Blut. Stattdessen aber blicke ich auf meinen Großvater, den großen Cicero Octavius Anton, und seine einstige Quaestur... als Quaestor Urbanus.
    Wie dem auch sei, hoffe ich nun, dass ich auf dein Wohlwollen und deine Unterstützung in meiner Sache genauso bauen kann, wie du dir auch stets meiner Gunst gewiss sein kannst - wann immer jene dir helfen mag, ein ehrenhaftes Ziel zu erreichen; und wann immer, selbstredend, du um sie bittest.


    Ich wünsche dir nur das Beste, den Segen und die Gunst der Götter!
    Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    TRIBUNUS COHORTIS XII URBANAE

    Als Tribun der Cohortes Urbanae hatte Dives in der Tat nicht wenig zu tun. Doch sein Onkel Victor war mit seinem Amt als Curator Viarum sicherlich ebenso gut ausgelastet, sodass es wohl für beide Seiten ohne Weiteres zu verkraften wäre, dass der Neffe hier einem langen Besuch den folgenden Brief vorzog:


    Roma, A.D. III NON NOV DCCCLXIV A.U.C.

    Ad
    Praetorius
    Gaius Octavius Victor
    Casa Octavia
    Roma, Italia



    Dives Victori avunculo s.d.p.


    Seit nunmehr Längerem habe ich schon nichts mehr von dir gehört, sodass ich doch sehr hoffe, dass es dir gut geht. Zu meiner Hochzeit war es dir ja offenkundig leider nicht möglich, den Feierlichkeiten beizuwohnen. Umso herzlicher seist du dafür nun jedoch eingeladen, deinen kürzlich geborenen Großneffen Marcus Iulius Dives Minor in der Casa Iulia zu besuchen. Du wirst ihn lieben!
    Ferner hörte ich, dass du auch unter Cornelius Augustus weiterhin ein hohes öffentliches Amt bekleiden darfst. Und obgleich es sich dabei nun nicht mehr um die Curatur Rei Publicae handelt, möchte ich dir dennoch meine leicht verspäteten (tut mir Leid) Glückwünsche dazu aussprechen. Ich freue mich für dich!


    Wie du sicher gehört hast, ist es inzwischen auch mit meiner Karriere ein Stück weitergegangen. So leiste ich noch bis zum Ende dieses Amtsjahres mein obligatorisches Tribunat bei den Cohortes Urbanae unter dem Praefectus Decimus ab. Dabei ist mir wohl bewusst, dass auch du einst dein erstes Tribunat in dieser Einheit absolviertest. Und nicht zuletzt genau deshalb sei dir versichert, dass ich mich wirklich nach Kräften bemühte und bemühe, ein guter Tribun zu sein!


    Aber bekanntlich muss man nicht nur die Stelle, auf der man steht, sondern auch den Weg unmittelbar vor sich stets im Auge behalten, um nicht zu stolpern. Genau das nun versuche ich zu beherzigen und genau darum habe ich mich beim Consul beworben, im nächsten Jahr Quaestur Urbanus ab actis senatus zu werden.
    Ich hoffe sehr, du unterstützt dieses mein Vorhaben - sowohl durch deine Klienten im Senat als auch durch deine eigene Stimme. Denn gerade ohne meinen Patron Vinicius Hungaricus, der ja als Statthalter in Germania Superior weilt, befürchte ich doch, dass ich umso mehr auf jede einzelne Stimme angewiesen sein werde, um überhaupt in ein Amt des Cursus Honorum gewählt zu werden. Darum, bitte hilf mir und unterstüze mich! Dein Wohlwollen sei dir auch nie vergessen.


    Mögen die unsterblichen Götter über dich und die Deinen wachen!
    Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    TRIBUNUS COHORTIS XII URBANAE

    In der Tat waren die beiden Namen dem Iulier, denn gerade eben noch hatte er sie in seinem Diktat schließlich beide sogar mehrfach erwähnt, bekannt.
    "Salvete.", erwiderte er nach der salutierenden Vorstellung der beiden Soldaten zunächst gespannt auf den Anlass ihres gemeinsamen Aufschlagens hier. Der iunische Optio kam sodann ohne große Umschweife zum Punkt... und war damit ein wenig zu schnell für den ihm noch nicht ganz folgen könnenden Tribun. Dives legte seine Trauben beiseite, während sich seine Augenbrauen zusammenzogen, sich feine Denkfalten auf seiner Stirn abzeichneten und seine linke Augenbraue etwa einen halben Digitus nach oben wanderte. "Um welche Besorgnis erregenden... Gerüchte", ließ er sich dieses bitter schmeckende Wort ein wenig auf der Zunge zergehen. "über meine Familie und mich geht es denn?" Bei Apoll, dem Schönen, konnte es hier um die geheimen Neigungen und Vorlieben des Iuliers fürs eigene Geschlecht gehen?!? Dives wurde ein wenig nervös, legte die Hände auf seinem Schoß zusammen und presste seine Daumen fest gegeneinander, um so die innerlich aufkeimende Unruhe nach außen hin möglichst wenig zu zeigen. "Und von welchem Mord und welcher Untersuchung sprichst du da?!" Was wäre, wenn man Caelius Caldus ermordet hätte und nun einen unbedacht offen formulierten Liebesbrief dieses schmeichelhaft in den Iulier Verliebten gefunden hatte? Da es offenkundig nicht nur um Dives selbst sondern auch seine Familie ging, wie der Optio sagte, lag dann gar die Vermutung nahe, dass dort vielleicht auch über die iulisch-sergische Ehe etwas geschrieben stehen könnte. Definitiv, überlegte sich der Tribun, müsste er ein solches Beweismittel selbst irgendwie in die Hände bekommen und sehen, welche Informationen damit in Umlauf geraten könnten. Dann müsste er sich eine Strategie für ein glaubhaftes Dementi überlegen und diese Beweismittel unter irgendeinem Vorwand vernichten. Er nickte seine stillen Gedanken bestätigend. "Also?"

    Der Sklave nickte. Ihm war es schließlich relativ egal, ob die iulischen Herrschaften nochmal angekündigt wurden oder nicht. Denn auf wen fiel das im Zweifelsfall nur zurück? Im Zweifelsfall wäre es ein dem Vorzimmerbeamten anzulastender Fehler. So also wandte sich der Unfreie lediglich zu den beiden Iuliern um und wiederholte treu und brav:
    "Der Curator erwartet bereits euren Besuch."


    Zusammen mit Pacuvius und ohne den selbstredend draußen wartenden Sklaven im Officium angekommen erhob Dives möglichst zeitig das Wort.
    "Salve, Sedulus!", grüßte er mit angespannter Freude. Denn tatsächlich wusste er schließlich nicht, wie der Germanicer auf diese iulischen Gäste reagieren würde. "Es ist schön, dich zu sehen. Ich hoffe, es geht dir gut?" Diese versteckte Erkundigung nach der gerichtlichen Anhörung und der Frage, wo und wie sie jetzt zueinander standen, konnte er nicht lange zurückhalten.
    "Ich darf dich bekanntmachen mit meinem Cousin Iulius Pacuvius?", wies er anschließend auf ebenjenen und machte also bekannt: "Pacuvius, das ist der Curator und Senator Germanicus Sedulus; der Princeps Factionis der Factio Veneta, der mir in der Vergangenheit stets ein guter und vor allem hilfreicher Freund war, dem ich in Dankbarkeit dafür damals wie heute sehr verbunden bin.", versuchte er Sedulus so indirekt ein wenig zu schmeicheln, bevor es für Pacuvius an der Zeit wäre, ebenfalls ein paar begrüßende Worte zu verlieren...

    | Caius Ursanius Caninianus Urbicus


    Es war der Cornicularius selbst, der gerade aus dem Officium ins Vorzimmer tretend die Anmeldung des Offiziers mit einem schmalen wissenden Lächeln entgegennahm. Was ihm wohl soeben diktiert worden war?
    "Salvete. Ihr könnt gleich zum Tribunus durchgehen. Er ist gerade fertig mit seinem Diktat.", erklärte der Ursanier und deutete auf die Tür zum Officium, bevor er selbst seiner weiteren Wege ging. Unterdessen saß im Innern seiner noch Amtsstube der tribunische Iulier leicht zurückgelehnt hinter seinem Schreibtisch und gönnte sich ein paar grüne Weinbeeren zur Entspannung. In Gedanken überlegte er dabei, wem er in den kommenden Tagen noch so alles Briefe würde schreiben müssen: Mit dem Praefectus Decimus hatte er bereits über seine Kandidatur gesprochen. Mit dem Consular Purgitius würde er bei seinem Termin in den Thermen unter anderen darüber sprechen. Bei Senator Sedulus hatte er ebenfalls bereits einen Termin in einigen Tagen... Wer fehlte da noch? Onkel Victor müsste ein paar Zeilen von Dives erhalten. Mitklient des Vinicius, Duccius Vala, dem musste er selbstredend ebenfalls schreiben, was sich sicherlich mit einem Dank für die Einladung zur Hochzeit kombinieren ließ. Und unter Umständen - obgleich sich der Tiberier einst beim Antritt zur Quaestur mitnichten die Mühe gemacht hatte, Dives als Verbündeten wenigstens kurz brieflich davon wissen zu lassen - würde der Iulier auch Lepidus schreiben. Doch letzteres wäre vermutlich auch abhängig davon, wie er zum Zeitpunkt der anderen Briefdiktate gelaunt sein würde...




    CORNICULARIUS TRIBUNI - MARCUS IULIUS DIVES

    Ein erster Zwischenbericht über die ganze Angelegenheit diese Christaner in Trans Tiberim betreffend erreichte den iulischen Tribun. Aufmerksam las er die Worte des Iuniers, der hier eine gute Arbeit zu machen schien. Da war es fast ein wenig schade, dass er nicht der aemilische Klient seines Cousins Lucius Centho war... sondern eben nur ein Dives auch nach dem einen Gespräch dennoch nicht näher bekannter Iunier mit dem dunklen Geheimnis einer Liebschaft zu dieser ehemalig gefangenen Beroe. Ob er wohl mittlerweile wusste, wer sie dereinst auf freien Fuß setzte? Dives wischte diese Gedanken mit einem Kopfschütteln weg. Er wollte nicht darüber nachdenken, über Liebschaften, Liebe und verlorene Geliebte. Letztlich landete er in dieser Thematik doch stets nur bei sich selbst. Und das war gerade hier in den Castra der Cohortes Urbanae alles andere als gut.


    Stattdessen machte sich der Iulier lieber ein paar Gedanken über Dinge, die er auch tatsächlich an dieser Stelle beeinflussen konnte: Die erste Sache in diesem Zusammenhang war da natürlich sein Verhältnis zu den Germanicern im Allgemeinen sowie Sedulus im Speziellen. Es mochte nur eine Geste sein, welcher der Germanicer vielleicht nicht die große Bedeutung beimessen würde. Doch es wäre eben auch erst einmal eine Geste der Versöhnung, wenn Dives den bereits mehrfach positiv in Erscheinung getretenen Tiro Germanicus Antias nicht nur frühzeitig für eine Beförderung zum Miles vorschlug, sondern darüber hinaus auch noch für seinen Einsatz auszeichnete. Mit etwas Glück, wer wüsste schon, wie engen Kontakt dieser Antias zur Casa Germanica pflegte, würde es dem Iulier nicht zuletzt auch bei seinen Kandidaturplänen zur Quaestur unter Umständen eni wenig helfen...
    Der iunische Optio auf der anderen Seite hatte sich indes ganz sicher ebenfalls eine Auszeichnung verdient! Und wer wüsste schon, wofür ein guter Kontakt bei den Stadtkohorten vielleicht noch einmal gut sein würde? So geizte Dives folglich denn auch mit einem Beförderungsvorschlag nicht, obgleich es sicherlich noch etwas früh zur Ernennung zum Centurio war. Doch zum ad spem ordinis, der folglich bereits sehr gute Aussichten auf eine Beförderung hatte, würde man den Iunier sicherlich machen können. Dazu schlussendlich noch diesen positiv erwähnten Rubrius Pennus mit einer Auszeichnung bedacht und die Cohortes behielten den Iulier vielleicht auch allgemein als einen der besseren Schreibtischtribune in Erinnerung. - Nun, das war doch ein Plan: >>>