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Original von Dracon
„Ich bin Geschäftspartner, sorge hier für Ruhe und Ordnung und beschütze die Damen des Hauses.“
Ein Stapel Papyri und Tabulae wechselte den Besitzer. Ein Wink von Morrigan, Dracon setze sich zu ihr in Bewegung.
Er gab an, gar ein Geschäftspartner zu sein, was in den Ohren des Iuliers in der Tat eine interessante Selbstbezeichnung für jemanden war, der offenbar erst die Erlaubnis respektive den Befehl der Verwalterin Morry-Gänn benötigte, um der tribunischen Bitte des Abstand Wahrens nachzukommen. Ja, damit wirkte er doch vielmehr wie ein Angestellter und Untergebener dieser Frau, was im Umkehrschluss vermutlich auch erklärte, weshalb er sich selbst als geschäftlicher Partner sah. Wer wollte im Normalfall schon der offen Untergebene einer Frau sein?
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Original von Morrigan
Ungeachtete der Worte des Tribun wurden Wein, Wasser und ein paar Kleinigkeiten gebracht und leise auf dem Tisch abgestellt.
Die kleine Sklavin brachte nun auch die gewünschten Unterlagen. Morrigan überreichte sie dem Iulier.
„Hier die Unterlagen. Bedien dich oder auch nicht. Wir werden uns zurückziehen um dich deine Arbeit machen zu lassen. Sollte es Fragen geben, so stehe ich gern zur Verfügung um eben jene zu beantworten. Wenn du also sons nichts weiter möchtest...“ sagte Morrigan immer noch freundlich.
Sie hatte nichts zu verbergen, nichts was man in den Unterlagen oder hier im Lupanar finden konnte. Deswegen sah sie dieser Überprüfung auch gelassen entgegen. Sie gab Dracon einen Wink, und falls dieser ihn verstehen würde, würden beide nun in den vorderen teil des Atriums gehen, wenn der Tribun nichts mehr von ihnen wollte.
Kurz darauf dann erreichte Dives ein kulinarischer Gruß, den der Tribun nach wie vor links liegen ließ. Das mochten die Mitarbeiter dieses Etablissements genauso wie die anwesenden Urbaniciani verstehen oder auch nicht verstehen. Dem Iulier war das egal. Er würde seine Position hier sicherlich nicht ausnutzen, war ihm das verwandschaftliche Band zwischen dem hiesigen Eigentümer und seiner Frau doch durchaus bekannt, wie er auch ganz allgemein wenig davon hielt, sich so stumpf und offenkundig für jedermann irgendwelche kurzfristigen Vorteile zu verschaffen, die ihm zu einem späteren Zeitpunkt durchaus noch zu erheblichem Nachteil gereichen könnten. Stattdessen vergrub er sich kurz darauf sodann in die dargereichten Akten und Unterlagen, die er mit einem dankbaren Nicken entgegennahm.
Den ersten Kontrollpunkt bildeten die Ein- und Ausgaben des Lupuanars. Letztere schienen mit rund 191 Sesterzen durchaus im Bereich des Normalen zu liegen. Nichts deutete auf die Organisation von Glücksspiel oder den hauptbetrieblichen Verkauf von Speis und Trank hin, was beides schließlich gewisse zusätzliche Aufwendungen bedeutet hätte. Die Einnahmen auf der anderen Seite jedoch hätten bei einem Bordell dieser Größenordnung im Schnitt bei etwa 250 Sesterzen liegen sollen. Tatsächlich lagen sie allerdings bei knapp drei Aurei. Dives wurde ein wenig misstrauisch und warf einen genaueren Blick in die Unterlagen. Jedoch stellte sich heraus, dass lediglich höhere Dienstleistungspreise in diesem durchaus erkenntlich auch gehobenen Bordell für die höheren Einnahmen und den entsprechend auch höheren Gewinn verantwortlich waren. Es ließen sich keine Zusatzeinnahmen durch Waffen- oder Menschenhandel nachweisen.
So kam der Tribun folglich zu den Unterlagen der Mitarbeiter und Angestellten dieses Etablissements. Er las, dass eine Morrigan diesen Laden hier verwaltete - und keine Morry-Gänn. Ferner stolperte er über Apolonia, Borkan, Dedina, Greta und Ines. Es ließ sich selbstredend nicht sofort zuordnen, wer hier eventuell wer war. Stand dort Greta in der Tür oder Ines? Welche der Damen war Apolonia? War dieser selbsternannte 'Geschäftspartner' Borkan? - Doch letztlich wen interessierte das auch? Viel wichtiger war sowieso die Frage: Woher kamen all diese Personen? Beim ersten Durchblick durch die Akten waren dem Iulier keinerlei Sklavenkäufe in dieser Größenordnung aufgefallen. Stattdessen schien es Löhne zu geben, was zusammen mit diesen Namen eindeutig auf Freigelassene oder Peregrini schließen ließ. Doch wie und womit hatte der Besitzer all diese Leute anwerben und für sich verpflichten können bei seinem Lupuaner dieser Größe? Konnte es sich folglich eventuell auch um entwendete Sklaven handeln, denen die Freiheit und ein gewisser Lohn gegeben wurde dafür, dass sie hier arbeiteten? Vielleicht sollte man in den Unterlagen der Stadtkohorten mal nach Anzeigen gegen Unbekannt wegen Sklavenraubs suchen...
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Original von Titus Germanicus Antias
Erleichtert darüber, die Öffentlichkeitsarbeit vom Hals zu haben, schob Antias Hispo mit dem Scutum vor sich her zum Schreibtisch hinüber. Wie seine Kameraden vor ihm trat er schließlich stramm vor den Tribun und machte Meldung.
„Tribun. Alle rückwärtigen Gemächer kontrolliert. Nichts verdächtiges. Keine Waffen, kein Geld, keine Dokumente, keine Kunden.“
Dann trat er neben Hispo zurück ins Glied, das sich zum etwaigen Empfang neuer Befehle oder zum Abmarsch an der Wand formiert hatte.
Der Tribun sah auf, als einer seiner Soldaten ihm Meldung machte. Es war wohl auch anhand der Unterlagen zu erwarten gewesen, dass man auf den ersten und zweiten Blick nichts Verdächtiges hier würde finden können. Doch was war mit dem dritten Blick? Könnte ein solcher hinter eine eventuelle Fassade sehen?
"Sehr schön... ähm?!?", ließ der Angesprochene seinen Untergebenen wissen und drehte seine rechte Hand so, dass die Handfläche nach oben zeigte. Dabei wollte er selbstredend nur im übertragenen Sinne etwas in die Hände gelegt bekommen - nämlich den Rang und Namen des Meldung machenden Urbaners, bei dem es sich wohl folglich sehr wahrscheinlich noch um einen der Tirones handelte.
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Original von Morrigan
Nun fiel Ihr Blick auf den Tribun, der hier scheinbar Wurzeln schlagen wollte. Sie hatte ja wirklich viel Verständnis, aber so langsam wurde es ihr zu bunt. Denn so langsam wurde dieser Belagerungszustand hier geschäftsschädigend und wenn es ums Geschäft ging, ja da kannte sie weder Freund noch Feind.
So ging sie also in den hinteren teil des Atriums und baute sich vor dem Tribun auf.
„Tribun Iulius Dives ist irgendetwas nicht in Ordnung? Fehlen Unterlagen? Kann ich dir irgendwelche Fragen beantworten? Ich würde nämlich so ganz gern wieder zum Tagesgeschäft übergehen:“ Sagte sie zuckersüß, doch wer sie kannte wusste, dass das nur aufgesetzt und Fassade war.
"Natürlich würdest du das. Wer würde das nicht?", antwortete der Iulier der Dame kryptisch und lächelte schmal. Er konnte der Frau selbstredend kein Wort erzählen von seinen vorherigen Gedanken - nicht bevor er entsprechende Nachforschungen außerhalb dieses Bordells angestellt hätte. Entweder schließlich würde er diese Morrigan nur unnötig warnen, wo man sie besser in Sicherheit wiegte, oder aber er würde sich mit seiner Vermutung selbst zur Lachnummer machen, sollte sich herausstellen, dass er hier nur unbegründet übermäßig misstrauisch war. Beides stünde ihm kaum gut zu Gesicht, sodass er sich letztlich von seinem Platz erhob.
"Scheint so, als wäre hier alles in Ordnung.", erklärte er und ließ seinen Blick noch ein letztes Mal kurz von ilnks nach rechts und von rechts nach links schweifen. Dann fokussierte er erneut diese Morrigan. "Haltet euch weiterhin stets an Recht und Gesetz und auch der nächste Kontrollbesuch wird niemandem irgendwelche Probleme bereiten.", gab er ihr noch mit auf den Weg, bevor er das Contubernium Soldaten im Innern antreten und gefolgt von ihm selbst wieder nach draußen abmarschieren ließ...