"Gerne.", nickte Dives auf den Dank der Iunia, der ihm selbstredend überaus willkommen war. Wem auch wäre er dies nicht? Dann jedoch folgte die Darstellung ihrer Sicht auf die Sachlage, die den Iulier durchaus etwas erstaunte. So machte die Gattin Imperiosus' hier ganz offenbar Andeutungen darüber, wie ihr einstiger Ehemann wohl reichlich unfreiwillig ums Leben gekommen wäre. Doch hatte das irgendeine Relevanz für die Feststellungsklage? Er überlegte... und kam zu dem Ergebnis, dass es hier und für diesen Zweck wohl absolut ausreichen würde, wenn er die Unsicherheit des relativen Todeszeitpunktes in Bezug auf die Ausstellung des Haft- und Beschlagnahmungsbefehls ins Feld führte. Denn letztlich wäre es unterm Strich sicherlich erfolgversprechender, wenn man sich darauf beschränkte nur derlei Unsicherheiten zur Sprache zu bringen, welche die eigene Sache auch unterstützten. Eine bestimmt nur unzureichend belegbare Verschwörung seitens des Vesculariers gegen den Aelier also zu erwähnen, schadete dem Fall am Ende aus iulischer Sicht sicherlich nur. Es wäre ein gefundenes Fressen für die Gegenseite, die durch Widerlegung eines Arguments gleich noch andere versuchen könnte zu schwächen. Ungut.
"In der Tat.", stimmte Dives seiner Gegenüber dennoch zu. "Eine Verhaftung und Beschlagnahmung anzuordnen halte auch ich für eine äußerst unangebrachte Reaktion auf eine vermeintlich üble Nachrede - insbesondere, da es sich bei diesem ominösen Brief meiner Ansicht nach auch maximal um eine Beleidung, ein strafrechtliches Vergehen also, handelt.", pflichtete er ihr bei. "Das bedenkend, die daraus resultierend längst vergangene Verjährungsfrist, sowie auch die Tatsache einer nie erhobenen Anklage, sollten die Aussichten auf einen Erfolg, auf eine Freigabe und anschließende Verteilung des Nachlasses ganz gut aussehen lassen.", machte er ihr in der Folge durchaus Hoffnung. Es folgte eine kleine Zäsur.
"Jedoch was du da sagst über diese Skythen... Ich dachte, dass es gar Urbaner waren, die zur Verhaftung deines damaligen Gatten und zur Beschlagnahmung des entsprechenden Vermögens losgeschickt worden wären. Oder irre ich da?", hakte er einfach mal nach und erklärte sich auch sogleich weiter: "Denn - und ich hoffe, du magst mir meine Direktheit verzeihen - das nämlich würde ich als noch fataler empfinden: Ein amtierender Praefectus Urbi, der mutmaßlich beleidigt wurde, klagt jenes vorgebliche Vergehen nicht etwa an, sondern schickt unter dem haltlosen Vorwand einer üblen Nachrede Truppen des römischen Staates zu derlei privatem Zweck zum Aelius! Ich bin noch kein anerkannter Advocatus, Iunia, aber das stänke mir zum Himmel nach einem Missbrauch der eigenen Amtsgewalt!", war der Iulier selbst erstaunt, wie schnell er hier Fahrt aufnahm nach Aufkommen dieses Themas. Er zwang sich daher zu einer kleinen Pause, bevor er ruhig nachschob:
"Doch ganz zweifellos ist dies sicherlich kaum vergleichbar mit dem Verbrechen einer Usurpation des Kaiserthrones." Obgleich man vielleicht eingestehen könnte, dass dieser Fall der vescularischen Usurpation offenkundig vorausging und daher eine rechtmäßige Verfolgung dieser Sache zur damaligen Zeit am Ende eventuell den Vescularius von vielen späteren Straftaten abgehalten hätte... Aber gut. Darum, dass das Amt des Praefectus Urbi für gewöhnlich jedes Jahr neu besetzt wurde, hatte sich ja zu jener Zeit auch niemand erfolgreich beim Augustus zu kümmern vermocht.