Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Einmal mehr gab es Post vom amtierenden Decemvirn, diesmal jedoch privater Natur...

    Roma, A.D. IV ID FEB DCCCLXIV A.U.C.

    Ad
    Centurio Cohortium Praetoriae
    Lucius Iulius Antoninus
    Castra Praetoria
    Roma, Italia

    ____________________________________________________________
    Dives Antonino s.d.


    Ich hoffe von Herzen, dass du den grausamen Bürgerkrieg und die Kämpfe bei Vicetia heil überstanden hast. Schreckliches habe sich dort abgespielt, wie man sich sagt. Und natürlich bin nicht nur ich nun bereits seit einiger Zeit in Sorge darüber, wie es dir geht, nachdem man noch immer nichts wieder von dir hörte.


    Umso hoffnungsvoller nun mag dir die Nachricht erscheinen, die ich dir hiermit übermitteln will: Antoninus, ich werde heiraten! Dazu möchte ich auch dich am fünften Tag vor den Kalenden des Martius (25.2.2014/111 n.Chr.) in die Casa Sergia einladen und hoffe, dass du mir und meiner Verlobten Sergia Fausta diese Ehre machen kannst... und machen wirst.


    Mögen die Götter dich und die Deinen schützen! Mars sei mit dir!
    Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    DECEMVIR - CURSUS HONORUM


    Roma, A.D. IV ID FEB DCCCLXIV A.U.C.

    Ad
    Decurio Cohortium Praetoriae
    Decimus Atius Romanus
    Castra Praetoria
    Roma, Italia

    ____________________________________________________________
    Iulius Dives Atio Romano s.d.


    Wie geht es dir, praetorianischer Cousin? Ich hoffe, du hast den Krieg einigermaßen glimpflich überstanden? Nicht gering war meine Sorge um dich und deine Truppe in jener schwierigen Zeit.


    Doch eine neue Ära hat begonnen! Und wie ließe sich dies besser feiern, als auf einer Hochzeit zur Besiegelung einer neuen Verbindung? Dazu folglich möchte ich dich am fünften Tag vor den Kalenden des Martius (25.2.2014/111 n.Chr.) in die Casa Sergia einladen, wo bei ausreichend Speis und Trank meine Vermählung mit der Praefecta Vehiculorum Sergia Fausta festlich begangen wird. Ich und wir würden uns freuen, wenn du kommst.


    Mögen die Götter dich und die Deinen schützen! Mars sei mit dir!
    Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    DECEMVIR - CURSUS HONORUM

    Wer offiziell (noch?) in Ostia wohnhaft gemeldet war, den erreichte ein Bote mit Post natürlich auch nicht in Roma...

    Roma, A.D. IV ID FEB DCCCLXIV A.U.C.

    Ad
    Procurator Annonae
    Paullus Germanicus Aculeo
    Habitatio Germanici Aculeonis
    Ostia, Italia

    ____________________________________________________________
    Dives Aculeoni s.d.


    Es gibt wunderbare Neuigkeiten, mein Freund! Aculeo, ich werde, ganz wie es sich für einen anständigen, jungen Römer gehört, den Bund der Ehe eingehen. Du kannst dir damit nicht zuletzt auch sicher sein, dass die unreifen Fantasien, von denen du einst erfuhrst, lange der Vergangenheit angehören. Ich bin nun reif und erwachsen, bin Vigintivir und werde bald mit Sergia Fausta, einer Nichte des gewesenen Praetors Kaeso Annaeus Modestus, eine gute und attraktive Partie an meiner Seite wissen.


    Zu meiner Eheschließung am fünften Tag vor den Kalenden des Martius (25.2.2014/111 n.Chr.) in der Casa Sergia möchte ich dich hiermit nun ganz herzlich einladen, mein treuer Freund! Selbstverständlich gilt diese Invitation auch für deine Verlobte Quintilia.


    Mögen die Götter dich und die Deinen schützen!
    Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    DECEMVIR - CURSUS HONORUM

    Der Iulier hatte sich in Sachen Kultbild des Iuppiter Serapis nach einem längeren Entscheidungsprozess (endlich) auf ein Angebot festgelegt... zum nunmehr zweiten Mal nach diesem Cleonymus.

    Roma, A.D. V ID FEB DCCCLXIV A.U.C.

    Ad
    Petronius Crispus
    [Trans Tiberim] Insula XXI
    Roma, Italia



    Iulius Petronio s.d.


    Ich danke dir recht herzlich für dein überaus attraktives Angebot mir zum Preis von in Summe 370 Sesterzen eine etwa eine Pertica hohe, marmorne, lebensecht bemalte Kultstatue eines aufrecht stehenden, stolzen und mächtigen Iuppiter Serapis samt kleinem Sockel mit der Inschrift Iovi Serapi M. Iulius Dives V.S.L.M. zu fertigen und diese hernach nach Ostia auszuliefern.


    Nach reiflicher Überlegung nun bin ich zu dem Schluss gelangt, dass ich dieses dein Angebot mit Freuden annehmen möchte. Zu diesem Zweck bitte ich dich, da ich aus schlechten Erfahrungen gelernt habe, mich in zwei Tagen * in meinem Officium in der Casa Iulia auf dem Esquilin zu einem entsprechenden Vertragsabschluss aufzusuchen.


    Ich verbleibe in Erwartung deines Erscheinens und wünsche dir den Schutz und Segen der Götter!
    Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    DECEMVIR - CURSUS HONORUM


    Sim-Off:

    * fiktive Angabe.

    [Blockierte Grafik: http://img442.imageshack.us/img442/5370/wonga6yp.jpg] | Wonga


    Der Ianitor, der trotz der diversen Vorbereitungen, die für den Einzug der Sergia dieser Tage hier so getroffen wurden, recht entspannt war - weil das Gros der Dinge seinen Job an der Porta noch nicht einmal peripher tangierte -, brauchte dennoch einen kleinen Moment, um sich von seinem andere Sklaven bei der Arbeit beobachtenden Posten zu lösen und seiner eigenen Tätigkeit an der Porta nachzugehen.
    "Salvete!", begrüßte der hochgewachsene Nubier nach dem Öffnen der Pforte sogleich die vor ihm stehenden Gesichter. "Iulius Licinus, Herr. Iulius Servianus, Herr. Und... ähm... Iulia, Herrin. * Erwartet bereits werdet ihr.", erklärte er dann, trat von der Tür zurück und machte mit einer einladenden Geste Platz, um die Gäste aus Mantua sodann zum in seinem Officium arbeitenden Verlobten führen zu lassen.


    Sim-Off:

    * Korrigier mich ruhig, falls ich falsch liege. Aber ich meine dergleich bereits von dir gelesen zu haben. Sollte dies stimmen (z.B. durch Adoption), dann könnte Esquilina eigentlich auch in den Stammbaum, oder? ^^



    IANITOR - CASA IULIA

    | Antinoos


    Der Bithynier nickte verstehend.
    "Sehr wohl, Herr.", erklärte er dabei, bevor er sich wenig später bewaffnet mit dem Brief und der mündlichen Nachricht bereits wieder auf dem Rückweg ins Legionskastell befand.


    Sim-Off:

    Dementsprechend bin ich dann auch mal so frei, das hier zu beenden. ^^



    CUSTOS CORPORIS - MARCUS IULIUS DIVES
    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    Da Dives selbst in seiner Verwandtschaft aktuell niemanden hatte oder kannte, den er an den Helvetier verheiraten könnte - spontan kam ihm da nämlich nur Musa in den Sinn und über diese Matinia hatte ein Iulier selbstredend keine Verfügungsgewalt - verbot es sich für den Decemvirn ganz von selbst seinem Gegenüber nun eher zu der einen oder anderen Entscheidung zu raten. Der Helvetier vor ihm war schließlich nicht sein Cousin Crassus, sein Onkel Proximus oder sein junger Onkel Servianus, denen er in derlei Dingen stets ein offenes Ohr - und überdies natürlich auch seine eigenen Ratschläge und Meinungen - leihen würde. Nein, noch war der Helvetius nicht mehr für den Iulier als quasi ein Schwager in spe. Und während man die einmal erlangte Schwägerschaft ein Leben lang und unabhängig von der Dauer der dazugehörigen Ehe mit sich herumschleppte, war so eine Schwägerschaft in spe doch in aller Regel nur eine äußerst lose Verbindung zweier Menschen... so ganz allgemein gesehen.
    "Eine schwierige Frage, in der Tat.", pflichtete Dives seinem Gegenüber also lediglich unkonkret bei und nickte, bevor auch er sich noch einen Schluck verdünnten Wein gönnte.


    "Dann strebst du ebenfalls eine Praeceptur in der Schola Atheniensis an?", erkundigte sich der Iulier in einer Zwischenfrage, da er sich nicht erinnern könnte seinen Gegenüber bereits einmal in den entsprechenden Räumlichkeiten gesehen zu haben. Folglich also wusste er auch nicht, inwieweit einem solchen potenziellen Vorhaben bereits Taten gefolgt sein mochten.


    "Gerne... richte ich meiner Verlobten derlei aus. Aber sag, worum geht es denn? - Du hast sicherlich Verständnis dafür, dass ich sie nicht in irgendein womöglich offenes Messer laufen lassen möchte, obgleich ich derlei in diesem Fall selbstredend nicht vermute.", lächelte der Decemvir sodann vage. Dabei war es ihm natürlich eigentlich schon herzlich egal, was der Sergia mitunter Schlechtes widerfuhr. Hauptsache erstens, sie würde sich nicht später an Dives für irgendetwas rächen wollen, falls sie dazu noch in der Lage wäre, und zweitens, sie wäre vorher seine Ehefrau und hätte ihm ihre Mitgift übertragen. Denn letzteres hieße nicht nur, dass die Mitgift sodann in iulisches Vermögen überging, sondern auch, dass der Iulier als Witwer nicht erneut auch nur irgendeine Frau heiraten müsste! In diesem Sinne also war es durchaus interessant für Dives zu wissen, wofür der Helvetier mit der Sergia zu sprechen beabsichtigte. Nicht zuletzt bildete er sich zudem ein, dass er als Verlobter wohl mehr Familie für die Sergia wäre als ein mit ihr entfernt Verwandter einer völlig anderen Gens. Ergo sollte ihn diese delikate... familiäre Angelegenheit durchaus etwas angehen, wie er fand.


    Sim-Off:

    Edit: Nicht vergessen... ^^

    Erleichtert darüber, dass sich die Iunia so allmählich wieder beruhigte - das musste wohl an seinen gut gewählten Worten liegen, die seine Gegenüber jetzt besser das Warum verstehen ließen -, lehnte sich Dives ein kleines Stück nach vorn. Ihr Nicken galt jetzt seiner Frage nach der Erbschaftsannahme? Oder war es noch auf seine vorherige Erklärung bezogen? - Frauen. Nach kurzem Zögern notierte sich der Iulier einfach, dass sie den Nachlass annehmen würde.
    "Laut meinen Akten", auf die er im Anschluss zum Zwecke der Auskunft noch einmal einen genaueren Blick warf, "wurde der Todeszeitpunkt deines Cousins mit dem neunten Tag vor den Kalenden des September bestimmt... 862 ab urbe condita.", antwortete er ihr dann, bevor er einen Moment lang schwieg. Gar nicht so schlecht eigentlich, dass diese gerade Iunia hier war, überlegte er sich dabei. Denn vielleicht vermochte er das Gespräch ja noch auf ihren toten Exehegatten zu bringen. Mal sehen, ob ihm das halbwegs unfallfrei gelang...


    "Ich weiß, dass das... fast auf den Tag genau... vor einigen Jahren... auch der Tag war, an dem dich dein aelischer Ehemann in dieser Welt verließ, nicht wahr?", schnitt er an und hoffte, dass die Iunia derlei verkraftete nun auch noch mit einem weiteren ihr sicherlich nahe gehenden Fall in diesem Gespräch belastet zu werden. So hielt sich Dives dann auch erst einmal mit irgendwelchen weiteren Erklärungen zurück und beobachtete zunächst einfach nur ihre Reaktion auf diesen kleinen Themenwechsel. Dass auch der zu jenem Toten gehörige Erbschaftsfall keineswegs abgeschlossen war, wusste sie sicherlich selbst mit am besten.

    Zwar war Dives allein schon aufgrund der Tatsache, dass ihn der decimische Consul hier gerade höchst persönlich zu einer Cena einlud, jede Entscheidung abgenommen, da er als kleiner Aufsteiger derlei beim besten Willen unter keinerlei zu rechtfertigenden Umständen diese Einladung ausschlagen konnte, doch freute er sich dennoch, dass man ihn wenigstens der Form halber erst fragte, bevor man nicht zuletzt auch gegenüber Dritten sein Erscheinen einfach voraussetzte.
    "Deine Invitation ehrt mich zutiefst, Consul. Dementsprechend will ich dich auch nicht enttäuschen und sehr gerne ebendieser zu gegebener Zeit in die Casa Decima folgen. Es wird mir ein Vergnügen sein.", bedankte er sich, während er sich ebenfalls aufrichtete. "Zudem freue ich mich selbstredend, wenn ich dir zu deiner Zufriedenheit mit Auskünften zu meiner Tätigkeit als Decemvir zur Verfügung stehen konnte." Noch mehr freute sich der Iulier jetzt aktuell wohl nur, dass der Besuch des Consuls nun auch schon wieder vorbei zu sein schien. Es galt schließlich - neben der üblichen Arbeit an seinen Erbschaftsfällen - auch noch eine große Gerichtsrede für Dives vorzubereiten. Ausarbeiten, auswendig lernen, Gestik, Mimik, Intonation und Betonung angemessen einstudieren... Das alles würde noch stressig genug werden.
    "In diesem Sinne wünsche ich dir, dass auch deine Besuche bei anderen Magistraten die von dir erhofften Ergebnisse liefern werden.", klang er nun selbst bereits fast unüberhörbar nach Abschied, ohne jedoch ebenjenen auch auszusprechen. Denn obgleich dies hier sein Officium war, hielt er es dennoch für das Recht des Consuls zu bestimmen, wann ihr Gespräch wirklich beendet wäre.

    Ganz so schnell war Dives von seinen Vorstellungen nicht nur in diesem Fall, sondern auch ganz allgemein, nicht abzubringen. Und so würde er an dieser Stelle auch nicht gehen, bevor er nicht wenigstens noch einen zweiten Anlauf in dieser Sache unternommen hätte:
    "Bei allem gebietenden Respekt, werter Praetor Fundanius, möchte ich dir dennoch gerne widersprechen an dieser Stelle. Denn wie ich ausführte - und zufällig seitens eines der damals tätigen Decemvirn" namens Iulius Proximus * "auch direkt aus erster Hand weiß - geht es eben nicht darum, die Amtshandlung eines Decemvirn oder anderen Magistrats anzufechten. Mein Anliegen richtet sich noch ein wenig grundsätzlicher daran, dass die Erbschaftsfälle des Tiberius Durus und der Tiberia Arvinia dereinst gar nicht erst über den Tisch irgendeines Decemvirn gegangen sind, sondern meines Wissens nach vom damaligen Herrn Romas", blieb er bei diesem Titel für den vescularischen Fettsack, "höchst selbst einfach kassiert wurden. Erwähntermaßen genauso unbegründet, wie die einstige Herrschaft jenes Mannes zu diesem Zeitpunkt bekannlich unrechtmäßig war.", führte der Iulier einen Punkt an, in dem man ihm hoffentlich nicht widersprechen würde. Denn, Achtung Logikkette: Wer die Herrschaft des Vesculariers als rechtmäßig ansah, der implizierte, dass auch dessen Testament das echte wäre, was folglich das den Cornelier begünstigende Testament zum falschen machte und ebendiesem Cornelius damit einen Teil - genauer: den nichtmilitärischen Teil - seines rechtmäßigen Herrschaftsanspruches entzog. Und das wollte doch sicherlich niemand sagen, oder?
    "In diesem Sinne also geht es nicht um die Korrektur eines einstmals abgeschlossenen Erbschaftsfalls, verehrter Praetor Urbanus, sondern im Gegenteil darum, dass die erwähnten beiden Fälle überhaupt erst einmal eröffnet werden - ganz in dem Sinne, dass sich Roma und die Römer auf ihre Gesetze verlassen können und eben KEINE Willkür herrscht.", warf der Iulier sodann das Argument seines Gegenübers genau zu diesem nun auch wieder zurück.


    Sim-Off:

    * Auch Tiberius Ahala Tiberianus unterstützte die Aussage, dass es damals wohl von Seiten der SL hieß, dass der Sohn Durus' in der Gesamtsituation einfach nichts erben KANN - einfach weil er Durus' Sohn ist und Durus ein mutmaßlicher Kaisermörder und Gegner Salinators. Daraus schließe ich also, dass der Fall direkt von ganz oben (eben auch SimOn) kassiert wurde. Dass die Vermögenswerte anders als bei Archias gleich dem Staat zugeschrieben wurden, betrachte ich erwähntermaßen folglich auch als ungerechtfertigte Verstaatlichung und nicht etwa als zugunsten der Staatskasse abgeschlossene Erbschaftsfälle...

    'Der Consul ist da!', ging es dem Iulier beim Anblick des Decimers schlagartig einerseits erleichtert nach dessen letztem Zuspruch, auf der anderen Seite aber aufgrund ebendieses hohen Amtes auch ein wenig aufregungssteigernd durch den Kopf. Bloß nicht versagen! Alles, bloß nur nicht versagen!


    "Hoher Iudex, werte Verteidigung, anwesende Römer!", begann Dives tonal noch ein wenig von seiner Nervosität gezeichnet. Er räusperte sich und trat einen Schritt hervor. "Es mag euch zunächst etwas verwunderlich erscheinen, dass ich, Marcus Iulius Dives - ein IULIER aus dem Stamm der Iulii Caepiones -, heute nun hier vor euch stehe, um im Rahmen dieser Feststellungsklage dafür einzutreten, dass der Nachlass des viel zu jung verblichenen römischen Eques Imperialis Caius Aelius Archias, dem leiblichen Cousin zweiten Grades unseres geliebten GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS, entgegen dem Willen des Vescularius Usurpator, welcher dereinst noch als Praefectus Urbi amtierte, seinen rechtmäßigen Erben zugeführt wird. Denn die Iulier, werden einige sagen, waren diesem späteren Widersacher unseres verehrten Imperator Caesar Cornelius Palma Augustus doch freundschaftlich verbunden, gehörten zu seinem näheren Dunstkreis und waren bis zuletzt treue Handlanger dieses Vesculariers!" Dives machte eine wohldosierte Pause nach diesem ersten Teil seiner Einleitung. Er merkte, wie mit jedem gesprochenen Worten mehr und mehr die ursprüngliche nervöse Anspannung von ihm fiel, während dafür eine positive, aufmerksame Spannung in ihm zurückblieb.
    "Mit einem REINEN, einem reinen Gewissen nun aber sage ich allen, die solche Behauptungen aufstellen, dass es nicht nur ein IULIER meines Stammes war, der die Stadttore Romas öffnen ließ ein weiteres Blutvergießen zu verhindern, und dass es nicht nur ein IULIER meines Stammes war, der auch für einen friedlichen Seitenwechsel der Hafenstadt Ostia eintrat, um schnellstmöglich die Versorgung unseres zuvor befreiten, geliebten Caput Mundi sicherzustellen. Nein, es waren auch IULIER meines Stammes, die trotz mehrfacher persönlicher Aufforderung durch den Vescularier selbst NIEMALS den Namen ihres Patrons verrieten - den Namen des dreifaches Consulars Lucius Aelius Quarto, dem leiblichen Bruder des Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, dem Cousin zweiten Grades des römischen Eques Imperialis Caius Aelius Archias, um den es heute hier geht." Einleitung Ende. Zeit für eine weitere Kunstpause, in welcher der Iulier die Gelegenheit zum kurzen Durchatmen durchaus wahrnahm.


    "Als vom hohen Senat gewählter Vigintivir im Kollegium der Decemviri stlitibus iudicandis stehe ich nun also hier, um nicht nur von Amtswegen her in Erfahrung zu bringen, inwiefern die Abwickelung des Erbschaftsfalls Aelius Archias ein Teil meiner mir anvertrauten Amtspflichten ist, sondern nicht zuletzt auch als PERSÖNLICHER Freund der Aelier, der endlich Klarheit ob der gegen den Eques Aelius Archias erhobenen Vorwürfe, die eine Beschlagnahmung von dessen Nachlass unter Umständen zu rechtfertigen vermögen, zu erlangen!", leitete Dives über und war sich selbstredend im Klaren darüber, dass seine großen Töne ob der persönlichen Freundschaft zu den Aeliern ein wenig übertrieben waren, wenn man bedachte, dass diese auf nicht viel mehr als einer einzigen Begegnung in der Domus der Factio Veneta beruhten. Doch wer außer den Aeliern selbst sollte das schon so genau wissen?


    "Lasst mich folglich zunächst erst einmal kurz darlegen, was sich aus der mir bekannten Perspektive auf die Dinge dereinst zugetragen hat: Kurz vor seinem Ableben habe der Eques - man darf wohl begründet vermuten keineswegs aus heiterem Himmel, wie seine erst unlängst zuvor erfolgte Herabsetzung vom verantwortungsvollen Procurator a memoria zum Procurator Annonae nahelegt -", stellte er einfach mal eine zwei Ereignisse der aelischen Vita miteinander verknüfpende Vermutung in den Raum, "dem damaligen Praefectus Urbi Vescularius einen Brief zugesandt und ihn darin wohl beleidigt. In der Folge sandte der Vescularius eine bewaffete Truppe aus, um den Aelius der üblen Nachrede beschuldigt festzunehmen und seine Vermögenswerte zu beschlagnahmen. Der Aelius nun wurde jedoch nicht mehr lebend, sondern bereits nurmehr tot aufgefunden. Das ehemalige Vermögen des Eques wurde dennoch konfisziert. Soweit die Sachlage aus meiner Sicht.", führte er ruhig und zuletzt sachlich aus und machte eine kleine Kunstpause.
    "Nun frage ich jedoch euch, anwesende Römer", sprach er direkt ans Publikum gewandt. "ich frage die werte Verteidigung", richtete er seine Worte an diese und wandte sich dann weiter um bis zum Praetor. "und ich frage dich, hochverehrter Iudex: Wie kann das Vermögen eines Mannes beschlagnahmt werden, der selbst bereits längst tot ist und folglich gar kein Vermögen mehr HAT, da seine einstigen Besitzungen in der Folge rechtlicht längst seinen Erben gehören?! Oder vermag meine Gegenseite etwa zweifellos zu belegen, dass der Haft- und Beschlagnahmungsbefehl VOR dem Tod des Aelius erging?! - In dubio pro reo, im Zweifel für den Angeklagen, so heißt es - wobei letzterer hier ganz klar der der üblen Nachrede bezichtigte Eques Aelius Archias ist, sowie dessen Erben, deren potenzielle Erbschaft hier schließlich beschlagnahmt wurde." Mit schwerem Blick wandte sich der Iulier langsam wieder zum Publikum um und streifte dabei nicht zuletztlich seinen Prozessgegner ganz kurz, bevor er für einen kleinen Moment Halt in den Augen des anwesenden Consuls suchte. 'Ich würde diese Argumentation also mit ein wenig Vorsicht ins Feld führen, da man dir sonst vorwerfen könnte, die Entscheidungen des damaligen Kaisers in Frage zu stellen.', erinnerte sich der Decemvir an die Worte des Decimers bezüglich der Länge der vescularischen Stadtpräfektur. Dives würde diesen Punkt nun wohl erst einmal wenigstens für den Augenblick noch zurückhalten - nicht zuletzt auch, um einen guten und lernfährigen Eindruck auf Faustus' Vater zu machen. Doch nun bloß nicht gedanklich abschweifen!


    "Doch MEHR noch: Mir wäre trotz Einholung von Erkundigungen nicht bekannt, dass JEMALS förmlich Anzeige gegen den Eques Aelius Archias erstattet wurde! Ich frage also euch, anwesende Römer, ich frage die werte Verteidigung und ich frage dich, hochverehrter Iudex.", wiederholte er nicht nur die Worte, sondern mit ihnen auch die dazugehörigen Gesten ein zweites Mal. "Mit welchem Recht unternahm die Staatsgewalt vertreten durch den einstigen Praefectus Urbi Vescularius damals überhaupt diese - EIGENINITIATIVE - Vermögensbeschlagnahmung und versuchte Verhaftung?! Man bedenke: Wir reden hier keineswegs von Hochverrat oder auch nur IRGENDEINEM Schwerverbrechen nach §56 CodIur. Nein, wir reden hier von der Unterstellung einer üblen Nachrede, die nach §84 CodIur mit einer maximalen Freiheitsstrafe von fünf Monaten bedroht lediglich zu den nach §56 CodIur einfachen Verbrechen gerechnet werden muss..." Kurze Kunstpause. "... und die folgerichtig nach §60 CodIur auch nach spätesten fünf Monaten VERJÄHRT, sodass der einstige Formfehler der nicht erfolgten Anzeige nach der bis heute verstrichenen Zeit auch keineswegs mehr zu korrigieren wäre.", legte er dar, schwieg einen längeren Augenblick lang und hob hernach mit strenger Miene die flache rechte Hand anzuzeigen, dass jetzt noch einmal erhöhte Aufmerksamkeit gefordert war:
    "Ich habe jedoch kein Interesse daran, hier nur durch den Verweis auf einige Formfehler das Recht für die Erben des römischen Eques Imperialis Caius Aelius Archias zu erstreiten. Nein, als Freund der Aelier ist es mir eine Pflicht mich auch mit dem vescularischen Vorwurf der üblen Nachrede näher zu befassen. Und dieser Vorwurf, hochverehrter Iudex, werte Verteidigung, anwesende Römer, DIESER Vorwurf ist absolut HALTLOS!", ließ ich die Anwesenden unterstrichen durch eine Zäsur wissen. "Dies zu begründen zitiere ich an dieser Stelle einmal den §84 CodIur, wo es zum Vorwurf der üblen Nachrede heißt: 'Wer in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet'. Es wird ersichtlich, dass es zum gerechtfertigten Vorwurf der üblen Nachrede dreierlei bedarf: Erstens einer Person, welche in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet. Diese Person wäre wohl im Eques Aelius zu sehen. Zweitens einer Person, in Beziehung auf die eine Tatsache behauptet oder verbreitet wird. Hier erkennen wir den Vescularius. Und drittens und schlussendlich bedarf eine üble Nachrede einer Person oder Personengruppe, gegenüber der in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet wird! Wo nun aber identifizieren wir diese dritte Voraussetzung bei einem Brief, der lediglich EINEN Absender und EINEN Empfänger hat und ansonsten NIEMANDEN, der dazwischen mit dem Inhalt desselben in Kontakt gekommen wäre?!", schloss der Iulier diesen Part mit einer rhetorischen Frage und verkniff sich die sogleich folgende Beantwortung der gleichen. Letztlich sollte dieses Argument schließlich, obgleich es das wohl stichhaltigste und damit wichtigste war, nicht auch äußerlich aus der Reihe der übrigen Argumente ausbrechen, was in der Folge im Nachklang auch den vorherigen Argumenten noch zusätzliche Überzeugungskraft einverleiben sollte. So zumindest der rhetorische Plan hinter diesem Schritt.


    "Damit nun also fasse ich noch einmal zusammen, wie sich dieser Fall aus der mir bekannten Perspektive hier darstellt: OHNE richterliches Urteil eines UNBEFANGENEN Gerichts wurde das Vermögen, welches im Zweifel für den Angeklagten vielleicht schon längst nicht mehr das Seinige war, aufgrund einer FALSCHEN Anschuldigung beschlagnahmt, noch dazu mit STAATLICHEN Truppen, wo es OHNE förmliche Anzeige keinerlei STAATLICHES Interesse an ÜBERHAUPT diesem ganzen Fall gegeben haben dürfte! Dass hier darüber hinaus auch die Verjährungsfrist des Verbrechens, dessen der Eques Aelius einst beschuldigt wurde, lange abgelaufen ist, setzt dem Ganzen da nur noch die Krone auf.", stellte der Decemvir fest. "Ich beantrage folglich die Feststellung, dass die damalige Beschlagnahmung des Nachlasses des römischen Eques Imperialis Caius Aelius Archias für unrecht erklärt und aufgehoeben wird, damit sich die Decemviri stlitibus iudicandis - und diesen Fall würde ich selbstredend höchst selbst übernehmen - nachfolgend nach gültigem Recht und Gesetz um die Verteilung des Nachlasses an die rechtmäßigen Erben kümmern können." Ohne jeden Dank für die Aufmerksamkeit - denn derlei hatte dem Iulier, der auf seinem kurzen Weg zurück an seinen Platz aus den Augenwinkeln auch eine Studienklasse sah, sein eigener Rhetor bereits frühzeitig ausgetrieben - war Dives sodann gespannt auf die Reaktion der Gegenseite auf seinen Vortrag.

    Ganz offenkundig: Diese Entschuldigung verfehlte ihr Ziel... gewaltig. Im Gegenteil wusste der Iulier kaum wie ihm geschah, als sich Faustus trotz allem sogleich wieder in eine Rage redete, die wenig nur noch er selbst zu sein schien. Er, der als treu dem vescularischen Scheusal folgender Praetorianertribunus dereinst im Theatrum zu Ostia auch nicht so verbissen und schwarz-weiß war! Es war offensichtlich, dass der Krieg ihn mitgenommen hatte, sehr mitgenommen hatte und so, dass Dives kaum abzuschätzen vermochte, inwieweit Faustus je wieder zu seinem alten Selbst zurückfinden könnte und würde. Bevor er dazu kam jedoch, stellte er zunächst den noch immer von seinen Lippen unberührten Glaspokal neben sich ab, setzte sich um auf seine Knie und sprach noch einmal Klartext - vielleicht half es ja - zu der Sache mit der Sergia:


    "Faustus, ehrlich? Du, von allen Menschen ausgerechnet DU, der MICH einst abgewiesen hat, nichts Ernstes, sondern nur ein bisschen Spaß mit mir wollte, ausgerechnet DU wirfst MIR jetzt vor, dass ich das tue, was du immer von mir wolltest?!? Wozwischen soll sich eine Frau denn bitte bei uns beiden drängen, hm? Was IST hier?", riss er die Arme vorwurfsvoll auseinander. "Weißt du eigentlich, wie lange ich als kleiner Magistrat von Ostia nach unserer ersten Begegnung von dir geträumt habe, hoffte von dir zu hören oder zu lesen; wie es mir ging, als du, großer Praefectus Praetorio, mich kleinen Magistrat an deinem Festtag bei diesem Nymphaeum geerdet hast; wie voller Hoffnung ich dennoch war, als ich kurz vor deiner Abreise in den Norden zu dir kam, nur um dann doch nur wieder nicht das zu hören, wonach ich mich seit einer schmerzlich gefühlten Ewigkeit sehne?!? Weißt du das?!? - NEIN, das weißt du scheinbar nicht! Denn ansonsten würdest du hier nicht so tun, als wäre die Situation mit der Sergia nicht genau das, wohin DU mich getrieben hast!", schlug Dives verbal um sich und hielt folglich nur zum Luftholen kurz inne.
    "Und du hast verdammt recht: Heute habe ICH die Wahl und heute stehe ICH mit dem kleinen Zeh schon fast im Senat!" Dereinst als Prätorianerpräfekt saß Faustus ja beisitzend in jenem hohen Gremium - oder hätte dies gegebenenfalls tun können. Der Iulier wusste schließlich nicht, inwieweit sein Gegenüber einst Gebrauch von besagter Möglichkeit gemacht hatte. "Trotzdem lass dir gesagt sein, dass es keineswegs letzteres, sondern alles Vorherige ist, das mich dir sagen lässt, dass DU dein Recht lange verspielt hast, mir sagen zu können, was ICH zu tun und zu lassen hätte!", war vielleicht etwas übertrieben, weil es so ganz bewusst erst hier und heute Dives wirklich klar wurde, dass er Faustus derlei nicht mehr zuzugestehen bereit war. "Du kannst dir also sicher sein, dass ich die Sergia heiraten werde, ob du das unterstützt oder nicht!" Soviel dazu. Naja, vielleicht eins noch: "Überhaupt in Erwägung zu ziehen, dich zu fragen, ob du mir die Ehre machen würdest mein Trauzeuge zu sein - ich..." will jetzt lieber nichts Falsches sagen. "Mir fehlen einfach die Worte."


    "Aufwachen, Faustus, das solltest nämlich DU! Denn der Cornelier ein Gewaltherrscher und Kaisermörder...", schüttelte der Iulier ungläubig den Kopf, obgleich er sich selbstredend schon auch fragte, was hinter dieser konkreten Anschuldigung steckte. "Ich bin dem Cornelius begegnet, weißt du? Und ich kenne auch den Vescularius persönlich! Und beim besten Willen: Dieses widerlich Scheusal, das schon als Stadtpräfekt nur geil auf Geld und Macht war und sich am liebsten aufführte, als wäre er selbst längst der Kaiser, DER hat doch am meisten von allem profitiert und saß kurz nach dem Mord dann auch prompt auf dem Thron! Nicht umsonst habe ich damals in Ostia schon vor all diesen Ereignissen bewusst gegen dieses MONSTER propagiert! - Ja, BEWUSST, nur damit du es weißt!", gab er heute zu, was er dereinst noch verleugnet hatte. Luftholen.
    "Cornelius hingegen, dessen Name sicherlich auch nur deshalb im kaiserlichen Testament stand, weil der Princeps selbst kurz vor seinem Tod noch merkte, wie der Vescularius seine Macht nur missbraucht, wurde doch nach den Saturnalien gejagt wie ein armes Schwein! Daran ändern auch weder deine Worte damals, in diesem Interview mit der Acta, noch deine Worte mir gegenüber heute etwas! Das ist einfach..." Irrsinn? "Weißt du, was ich langsam glaube? Du nutzt diese alte Propaganda, die du damals für den Fettsack gemacht hast, nur um MIR jetzt eins reinzudrücken. - Ja, genau! Denn dein kleiner 'Dulcis Dives', dein nettes kleines Schoßhündchen, das immer für dich gesprungen ist, wenn du ES mal brauchtest und sich sogar nicht zu schade dazu war, es dir wie ein Sklave zu besorgen", erinnerte er sich daran, dass er Faustus damals hinterm Nymphaeum einen geblasen hatte. "springt jetzt eben NICHT mehr immer so, wie du willst! - Aber DU, Faustus, bringst mich bestimmt nicht dazu, dass ich etwas tue, wofür ich auf Ewig im Hades brennen würde!", nachdem man ihn logischerweise für den Verrat am Kaiser hingerichtet haben würde. "DU NICHT!" Mit diesen Worten erhob sich Dives, wandte sich mit Schmerz in der Brust von Faustus ab, ging bis an den Rand der Dachterrasse und versuchte gegen die beklemmende Enge in seiner Brust dennoch irgendwie zu atmen. Wahrscheinlich sollte er jetzt einfach gehen. Auf und davon. Ohne Blick zurück. Oh, Faustus!

    Nicht ganz so schnell und pünktlich wie der Cursus Publicus und ihre derzeitige Praefecta Vehiculorum in Italia erreichte trotzdem wohl noch rechtzeitig genug ein iulischer Bote die Legionscastra der Prima in Mantua. Dort gab er sodann gleich zwei Schreiben ab:


    Roma, NON FEB DCCCLXIV A.U.C.

    Ad
    Praefectus Castrorum
    Marcus Iulius Licinus
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua, Italia

    ____________________________________________________________
    Dives Licino s.d.p.


    Wieder einmal ist es an der Zeit, dass ich von mir hören lasse aus der stets turbolenten Ewigen Stadt. Ja, glaube mir, wenn ich dir schreibe, dass die letzten Wochen und Monate hier alles andere als ruhig waren für einen Decemvirn: Sogar eine Feststellungsklage musste ich in einem Fall beim Praetor einreichen!
    Dazu machte und mache ich mir, du hast in deinem letzten Brief selbst die Sprache darauf gebracht, so meine lieben Gedanken auch für das kommende Jahr, in welchem ich offenkundig kein Teil der Vigintivirn mehr sein werde. Anders jedoch als von dir in Aussicht gestellt, werde ich nicht nach Germania Superior oder in eine der anderen Provinzen zur Ableistung meines Tribunats gehen. Sieh, das Kämpfen war noch nie ganz das Meine. Stattdessen hoffe ich darauf, in der Tradition auch von Lucius und Onkel Proximus meinen Dienst bei den Stadtkohorten tun zu dürfen, wo man einen potenziellen Schreibtisch-Tribun sicherlich auch besser gebrauchen können wird.


    Apropos neue Posten im Militär: Ich hoffe doch, dass dich dieser Tiberius mittlerweile in Mantua erreichte und von sich zu überzeugen wusste? Sei dir versichert, dass ich mir größte Vorwürfe machen würde und werde, sollte ich dir tatsächlich mit ihm ein faules Ei ins Nest zu legen versucht haben! Umgehend würde und werde ich meine Konsequenzen daraus ziehen, solltest du mir derlei berichten!


    Konsequent nun wieder ist es auch nur, dass einer Verlobung und damit auch speziell meiner Verlobung früher oder später eine Hochzeit folgt. Und ohne im Folgenden lange um den heißen Puls zu schleichen: Am fünften Tag vor den Kalenden des Martius (25.2.2014/111 n.Chr.) ist es soweit, dann werde ich in der Casa Sergia meine Vermählung mit Sergia Fausta feiern. Selbstredend bist du zusammen mit deiner kleinen Familie ebenfalls recht herzlich dazu eingeladen uns beizuwohnen! Für eure angemessene Unterbringung würde ich in der Casa Iulia sorgen. Es wäre mir Freude und Ehre zugleich, wenn ihr kämet.
    Und auch meinen Onkel Matinius Avianus, der als Legionarius in deiner Legio dient, würde ich nur allzu gern an diesem einmaligen Tag in Roma begrüßen wollen. Er wird ebenfalls eine Einladung von mir erhalten und du würdest mir eine Freude damit machen, wenn du ihm entsprechend Freigang zu diesem Zwecke geben würdest.


    Mögen die Götter dich und die Deinen stets auf allen Wegen schützen!
    Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    DECEMVIR - CURSUS HONORUM


    Roma, NON FEB DCCCLXIV A.U.C.

    Ad
    Legionarius
    Publius Matinius Avianus
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua, Italia

    ____________________________________________________________
    Iulius Dives Matinio Aviano s.d.


    Wir kennen uns wohl noch nicht persönlich, aber dennoch sei versichert, dass ich wohl weiß, dass es dich gibt. Aus diesem Grund möchte ich dich, lieber Onkel, auch ganz herzlich dazu einladen, am fünften Tag vor den Kalenden des Martius (25.2.2014/111 n.Chr.) in der Casa Sergia zu Roma meiner Vermählung mit Sergia Fausta, einer Nichte des Senators Kaeso Annaeus Modestus, beizuwohnen! Selbstverständlich gilt diese Invitation potenziell auch für zwei.


    Um die Zustimmung des Praefectus Castrorum für einen Freigang zu diesem Zweck werde ich mich kümmern. Da er als mein Großonkel ebenfalls eingeladen ist an den Feierlichkeiten teilzuhaben, sollte es hoffentlich eine reine Formalie sein, dass er deinem Freigang seinen Segen erteilt.


    Mögen die Götter dich und die Deinen schützen!
    Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    DECEMVIR - CURSUS HONORUM

    Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen? In diesem Fall war es wohl eher die Tatsache, dass er bereits selbst öffentlich angekündigt worden war, die ihn hier hinauf zum Auguraculum auf das Capitol führte. Begleitet von einem seiner Decemviratskollegen, mit dem er sich zuvor an der Basilica Ulpia getroffen hatte, kam er im Gespräch mit jenem Manne begriffen letztlich also an. Zusammen waren sie nicht ganz so pünktlich hier, wie sich das der Iulier erhofft hatte, doch gegen die Verspätung seines Collega war er nunmal machtlos gewesen.


    "Ein bisschen geweint? Das ist doch noch GAR nichts! Ich hatte neulich eine bei mir sitzen, die erst im wortwörtlichen Sinne flennend vom Stuhl fiel, als sie nicht nur erfuhr, dass ihr einstiger Versorger kaum etwas hinterlassen hat, sondern von dem bisschen auch alles, was nur ging, anderweitig verteilte. Ich bin also hin zu ihr, um ihr aufzuhelfen. Und da fängt die plötzlich und ohne Vorwarnung an um sich zu schlagen wie eine Wilde! Ich mein, sie kam wohl aus Germanien, aber trotzdem!", ging es naturgemäß um die vorgeblichen Kuriositäten des Alltagsgeschäfts als Decemvir stlitibus iudicandis.
    "Ach komm! Echt?", konnte der Iulier kaum glauben, dass sein Fall mit der Iunia und ihrem Cousin hier keinen Stich zu machen imstande war.
    "Echt! Am Ende habe ich nicht nur mein Amtszimmer kaum wiedererkannt, sondern musste sogar vier, VIER Amtsdiener herbeischaffen, um diese Dame", denn natürlich sprachen die beiden Herren ohne die Nennung konkreter Namen, "erst aus meinen Räumlichkeiten entfernen und später dann auch wieder etwas beruhigen zu lassen!"
    "Da ist der Consul Decimus.", lenkte Dives von seiner kleinen Niederlage ab, deutete auf den Magistrat und grüßte ihn aus der Ferne mit einem Handzeichen. Sein Collega tat es ihm gleich. Schlussendlich wurden selbstredend auch die anderen Magistrate mal höflicher distanziert mal etwas freundschaftlicher begrüßt, bevor es hoffentlich bald losging.

    Sim-Off:

    Den Teil zum Vortrag mit den diversen Vorschriften zu Gestik, Mimik, Intonation et cetera spare ich mir mal, da es fürs Spiel sicherlich auch nicht DIE überragende Bedeutung hat.


    | Spurius Quinctius Rhetor


    Nachdem die letzte Stunde damit geendet hatte, dass sich die Schüler in der wohl verbreitetsten Technik der Gedächtnisstütze ein wenig übten - und hier gab es selbstredend für jeden Vortragenden, der seine Geschichte richtig zu erzählen vermochte, ein von der 'Homestory' unabhängiges Lob (denn jene 'Homestory' war schließlich der Weg, der in diesen Fällen ja ganz offensichtlich auch zum gewünschten Ziel geführt hatte) -, würde es heute wieder um ein neues Thema gehen. So baute sich der Quinctius, als er befand, dass es dazu an der Zeit wäre, vorne auf, hoffte, dass heute nicht wieder ein Trödler erst zu spät hier erscheinen würde und begann:
    "Salvete alle zusammen! Ich hoffe, ihr seid alle gut ausgeschlafen, denn nachdem wir uns in unserer letzten Sitzung etwas näher mit den 'officia oratoris' befasst haben, wird es uns im Folgenden um die 'genera causorum', die Gattungen der Rede, und die 'partes orationis', die Redeteile, gehen.", leitete er ein und setzte eine erste kleine Pause.


    "Die Gattungen, mit denen sich die Redekunst befasst, sind drei an der Zahl. Das stellte bereits wer fest? Aristoteles in seinem Werk 'Rhetorik'. Der Grund für diese Dreizahl wird dabei im Allgemeinen daraus abgeleitet, dass es auch drei Sorten von Zuhörern gibt. Denn, und das erklärt er zuvor, zu einer Rede gehört neben dem Redner und dem Gegenstand der Rede natürlich auch jemand, zu dem und um dessentwillen geredet wird - eben der Zuhörer.", ließ er an dieser Stelle erst einmal kurz sacken. "Notwendigerweise, so stellte bereits Aristoteles weiter fest, hört dieser Zuhörer nun entweder als Genießender oder aber als Entscheidender zu, letzteres entweder als Entscheidender über Vergangenes oder aber Entscheidender über Zukünftiges. Und daraus nun lässt sich folgern, dass der Zuhörer als Genießender Festtagsreden hört, wir nennen dies den 'genus demonstrativum', als Entscheidender über Vergangenes Gerichtsreden, wir nennen dies den 'genus iudiciale' und als Entscheidender über Künftiges Volksreden, wir nennen dies den 'genus deliberativum'. Zusammen nun sind sie die 'genera causorum', die drei Redegattungen.", erklärte der Quinctier zunächst und machte eine kleine Kunstpause.


    "Für den Redner wiederum hat die Gattung seiner Rede selbstverständlich die Folge, dass er ein je nach 'genus' anderes Ziel zu verfolgen, eine jeweils verschiedene Funktion mit seiner Rede zu erfüllen hat. So muss eine Gerichtsrede selbstverständlich Anklagen oder Verteidigen, während eine Volksrede Zuraten oder Abraten soll, wie eine Festtagsrede selbstverständlich auf Lob oder Tadel zu zielen hat.", verdeutlichte Rhetor jene dogmatischen Funktionspaare durch ein gestisches Zusammenspiel seiner linken und rechten Hand. "Letztlich lässt sich daran, und darauf legt ebenfalls schon Aristoteles einen großen Wert, festmachen, dass sich die einzelnen Gattungen jeweils verschiedenen Zeitsphären anzunehmen pflegen: In der Gerichtsrede fragt man 'Was ist geschehen?' und interessiert sich folglich für die Vergangenheit. Die Volksrede beschäftigt sich mit der Frage 'Was soll geschehen?' und ist folglich auf die Zukunft ausgerichtet. Und die Festtagsrede zum Schluss will wissen 'Was ist? Was liegt vor?' und hat damit zumeist Gegenwärtiges zum Gegenstand, ist richtiger vielleicht jedoch einfach nicht strikt an eine bestimmte Zeitsphäre gebunden im Gegensatz zu den anderen beiden.", beleuchtete er.


    "In der Folge nun lassen sich damit aus dem 'genus' der Rede schlussendlich auch jeweils verschiedene Maßstäbe oder Zwecke namhaft machen. Bei einer beratenden Volksrede kommt es so zum Beispiel zuallererst auf Nutzen und Schaden und die mutmaßliche Bilanz von beidem an. Nur hilfsweise und unterstützend, nachrangig also, können auch andere Kriterien Anwendung finden. So auch bei der Gerichtsrede, bei der selbstverständlich die Frage nach Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit im Vordergrund steht, während alles andere erst in zweiter Linie in Betracht zu ziehen ist. Schlussendlich bei der Festtagsrede steht vorrangig Ehrenhaftigkeit und Unehrenhaftigkeit im Mittelpunkt.", führte er aus und ließ nach diesem Punkt, der einen vorläufigen Schlussstrich unter die Gattungen der Rede setzte, nun eine etwas längere Redepause folgen.


    Sim-Off:

    Hinweis: Ich habe parallel hierzu mal eine Exkursion in die Basilica Ulpia begonnen.


    Sim-Off:

    Ich nehme das mal als ein stilles 'ja'. ^^ (Zumal ich las, dass wenigstens heutzutage derlei öffentlich sei, solange nicht explizit 'unter Ausschluss der Öffentlichkeit' verhandelt würde.)


    | Spurius Quinctius Rhetor


    Seine Schüler hatten die ersten trockenen, faden, öden Stunden voller teils neuer, teils bereits bekannter Begriffe, Definitionen, Erklärungen, Einteilungen, Schemata und ähnlichem erfolgreich hinter sich gebracht. Es war für sie wie für ihren Magister nicht immer ganz einfach miteinander gewesen, aber letztlich nun lag jene Zeit erfolgreich hinter ihnen und sie konnten sich schon ein bisschen mehr mit der Praxis der Rhetorik befassen.
    "Da wären wir also, in den beeindruckenden Hallen der Basilica Ulpia.", verkündete Rhetor seinen wissbegierigen Verfolgern und führte sie hernach allesamt in einen der Verhandlungssäle, in welchem offenkundig soeben ein Prozess begann. "Gerade noch rechtzeitig.", murmelte er und suchte und fand in der hinteren Mitte der für die Zuschauerschaft gedachten Sitzreihen ein paar Bänke, die genügend Platz für sich und seine Schüler bieten sollten.


    "So, hier und dort könnt ihr euch hinsetzen und dann wollen wir einmal genau hören, wie sich die beiden Parteien hier so schlagen!", kündigte der Quinctius in leicht gedämpfter Lautstärke an, während er auf die entsprechende Plätze wies, welche er seinen Schülern zudachte.
    "Magister Quinctius? Wer sind denn die beiden Parteien und worum geht es?", erkundigte sich der kleine Olli neugierig und dennoch mit seinem bekannt arroganten Gesichtsausdruck. "Keine Sorge, Ollius, das werden wir sicherlich alle gleich erfahren. Aber bedenke: Wir wollen nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf die äußere Form achten. Deshalb sind wir hier.", mahnte der Quinctier in eher väterlicher Strenge, während der Ritterssohn wenig zufrieden mit der Antwort scheinend sich einen Platz möglichst weit weg von dem Magister suchte.


    "Ich hoffe ja, dass das nicht genauso fad und langweilig wird, wie der Rest des Unterrichts.", raunte er seinem Nachbarn zu, ohne ihn anzusehen und folglich auch ohne so genau zu wissen, mit welchem seiner Mitschüler er hier gerade sprach. "Ich meine, andere Klassen gehen ja auch in die richtig großen Prozesse mit den Staranwälten und alles - und wir? Wir sitzen hier bei einer Verhandlung, die so wichtig ist, dass sie auch mit einem Iudex und wahrscheinlich nichtmal mittelmäßigen Klägern und Angeklagten auskommt!" Er hatte sich das einmal viel aufregender und spannender vorgestellt!



    Interessiert schenkte Dives seinem Cousin Gehör und registrierte durchaus, dass der hier implizit bereits von zwei Vollversammlungen sprach.
    "In der Tat bin auch ich der Meinung, dass es schon viel zu lange her ist, dass sich alle Mitglieder der Societas Claudiana et Iuliana gezielt getroffen und versammelt haben. Gleichzeitig stimme ich dir aber auch darin zu, dass jetzt eine überstürzte Wahl der leitenden Positionen mitunter ein falsches Signal aussenden könnte und daher nicht unbedingt so ganz kurzfristig realisiert werden sollte, stattdessen eher mittelfristig, wie du sagst.", nickte er. "Damit wäre ich allerdings eher der Ansicht, dass auch die erwähnte Vollversammlung noch ein bisschen Zeit zur Vorbereitung finden können sollte, da ich darüber hinaus der Meinung bin, dass das Finden _eines_ passenden Termins sicherlich bereits genügend schwierig werden dürfte.", erklärte er. Schließlich würden nicht nur Lepidus und Dives ihre Politiker-Karrieren weiterführen und mit Crassus' Arbeit in der Kanzlei abstimmen müssen, sondern darüber hinaus gab es ja auch noch den Eques Germanicus Aculeo als amtierenden Procurator Annonae, den Senator Octavius Victor als amtierenden Curator Rei Publicae und und und.
    "Aus diesem Grund würde ich eine derartige Vollversammlung, im Rahmen welcher ich mich selbstredend dazu bereit erklären würde und sicherlich auch werde, auch weiterhin das Magistrium - nun jedoch ganz regulär - auszufüllen, letztlich dann eher zu Beginn oder Ende des Aprilis terminieren wollen.", eben an irgendeinem der nicht gerade zahlreichen Dies Comitiales des Monats. "Ich weiß nicht, vielleicht würde sich der achte Tage vor den Kalenden des Maius (24.4.2014/111 n.Chr.) ja ganz gut machen? - Du weißt schon, der Tag, an dem der vergöttlichte Augustus vor dann genau... ähm... 137 Jahren, glaube ich, seine Toga virilis anlegte.", was bekanntlich zumindest so ganz grundsätzlich erst einmal ein Grund zum Feiern war. Diesen Vorschlag ließ er ohne weiteren Kommentar, obgleich ihm durchaus spontan auch gleich eine entsprechende Übertragung der Toga virilis auf den Kultverein einfallen wollte, fürs erste so stehen.


    "Was den erwähnten Leitfaden betrifft, so magst du recht haben, dass wir eine entsprechende Ausarbeitung dazu vielleicht zugunsten der Mittelfristigkeit einer ersten Vollversammlung jener erst einmal hintanstellen sollten. Im Übrigen nehme ich es selbstredend mit Freude auf, dass du auch an jenem Projekt so spontan bereit wärst mitzuwirken!", strich er hernach lobend heraus und leitete damit über in die Gegenfrage zu jener Erkundigung, welche Crassus selbst vor wenigen Augenblicken erst tätigte: "Wie sieht es denn entsprechend bei dir eigentlich aus? Wärst du, nachdem du dich so spontan für derlei Aufgaben zu begeistern weißt, auch selbst daran interessiert, innerhalb des Kultvereins eine... nun, auch nach außen hin verantwortungsvollere Position zu übernehmen und auszufüllen?" Es sollte wohl klar sein, was damit gemeint war.

    | Antinoos


    Sichtlich überrascht von der Geschwindigkeit, mit der sich die Tür nach dem Klopfen öffnete, brauchte der Bithynier einen kurzen Moment, um der Einladung ins Innere der Wohnung zu folgen.
    "Ich? Ähm... Nein, Herr." Das war unwahrscheinlich, oder? "Also... ja, Herr. Ein Klopfstreich irgendwelcher Kinder, über die sich eine Dame dieses Hauses sodann mächtig erregte.", erklärte er in der Hoffnung damit eine überzeugende Antwort geliefert zu haben. Dann nahm er das Schreiben für seinen Dominus in Empfang.
    "Ich danke dir, Herr. Gibt es darüber hinaus noch etwas, was ich für dich tun oder meinem Dominus ausrichten kann?", erkundigte er sich einfach mal pro forma, zumal er sich durchaus vorstellen konnte, dass ein Magistrat einer italischen Stadt vielleicht durchaus ein Interesse an einem Austausch mit einem ehemaligen Magistraten einer anderen italischen Stadt haben könnte. Aber eventuell stand dergleichen ja auch bereits in dem zu überbringenden Brief, den der Sklave selbstredend weder unaufgefordert lesen, noch überhaupt erst öffnen würde.




    CUSTOS CORPORIS - MARCUS IULIUS DIVES
    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    | Antinoos


    Wer nun wen aus welchen Gründen genau zum Erben bestimmt hatte, entzog sich selbstverständlich der Kenntnis des Bithyniers, welcher sich an der Seite seines divitischen Herrn schließlich bisher vergleichsweise fern der Kernfamilie in Asia, Achaia und später dann eben Ostia aufgehalten hatte und den verstorbenen Flavus folglich nicht einmal persönlich gesehen hatte.
    "Wie du wünschst, Praefectus, Herr.", nickte er daher nur unterwürfig und würde dann eben doch ein 'ja' nach Roma übermitteln. Wankelmütige Römer. Anschließend dann registrierte er noch die Adresse des jungen Iuliers, wobei er nicht einmal auf den Gedanken gekommen war, dass der auch hätte hier in der Curia antreffbar gewesen sein können. Der einfach strukturierte Gedankengang des Unfreien: Private Nachricht => privater Übergabeort. Aber gut. Es folgte eine kurze Verabschiedung und zurück gings ins Lager, wo der divitische Sklave tags drauf unauffällig in einer Ecke stehend zufällig auch das Gespräch des Präfekten mit dem städtischen Boten überhörte...




    CUSTOS CORPORIS - MARCUS IULIUS DIVES
    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    Wie immer, wenn ein "Kunde" seinen "Laden" betrat, legte der Iulier Wachstafel und Stilus aus der Hand, erhob sich kurz und begrüßte seinen Gast:
    "Salve Tiberius. Richtig, ich hatte dir geschrieben. Dort tritt erstmal ein und setz dich.", deutete er auf eine der beiden Sitzgelegenheiten vor seinem Schreibtisch und setzte sich auch selbst wieder. "Kann ich dir etwas zu trinken anbieten? Einen Becher verdünnten Wein?", schob er sodann nach, bevor er im Falle einer positiven Antwort dem Patrizier einen Becher voll einschenken würde.


    "Du bist heute hier, weil ich mich deiner Gens in einem besonderen Maße verbunden fühle. So nenne ich deinen Verwandten Tiberius Lepidus einen äußerst guten Freund, dessen Schwester eine Factiokollegin der Veneta und euren Verwandten Tiberius Dolabella gar selbst einen Verwandten.", strich er zunächst heraus. "Aus diesem Grund nun hielt ich es für angemessener dir statt eines unpersönliches Briefes persönlich gegenüberzutreten, wenn ich dir mein herzliches Beileid ausdrücke zum Verlust deiner Tante Tiberia Albina.", senkte er für einen kleinen Moment kurz seinen Blick.
    "Dennoch, und ich bin mir sicher, du wirst dies als ehemaliger Decemvir verstehen, muss ich dich natürlich an dieser Stelle zunächst fragen: Bist du dazu bereit, den dir nach Intestaterbrecht zustehenden Teil des Nachlasses deiner Tante Tiberia Albina anzunehmen?", stellte er die obligatorische Frage, nach der sich der Iulier im Anschluss daran selbstredend erhoffte auch zu seinem Gegenüber irgendeine Beziehung aufbauen zu können. Denn wie gesagt: Zu Lepidus, dessen Schwester und auch Dolabella hatte er bereits ein freundschaftliches bis gar verwandtschaftliches Verhältnis, auf das er durchaus viel gab und für das er auch durchaus einiges zu geben bereit war, wie er nicht erst einmal bewiesen hatte, wie er hoffte...

    Während er es von irgendwelchen Trauermärschen durch die Stadt durchaus gewohnt war, obgleich auch das selbstredend sicherlich kein alltäglicher Anblick auf den Straßen Romas sein mochte, bereitete es dem Iulier doch ein gewisses Unbehagen nun hier in seinem Officium allein mit einer trauernden... schnell einen unauffälligen Blick auf die Unterlagen geworfen... Cousine eines Verstorbenen zu sitzen. Dabei konnte er sie in ihrer Trauer durchaus verstehen. Er selbst hatte auch einiges durch gemacht beim Verlust seiner... Eltern, obgleich dergleichen beim nie groß gekannten Vater sicherlich einfacher für ihn gewesen war und er ganz sicher aufgrund der fehlenden Beziehung nicht geweint hatte, wie er sich zu erinnern meinte. Aber Schluss im der eigenen Geschichte!
    "Also keinen Wein.", stellte er mehr für sich selbst als für jemand anderes fest und überlegte, was er nun tun sollte. Sie, eine ihm eigentlich völlig fremde, wenn man mal von der Cena in Ostia absah, auf der sich die Iunia jedoch besser mit dem Cassius als dem Gastgeber Iulius verstanden hatte. Sollte er sie jetzt irgendwie versuchen zu trösten? Wo er über den Iunier nicht mehr wusste, als das, was in seinen Akten stand? Wo er über das Gefühlsleben einer Frau im Allgemeinen und der Iunia im Speziellen ziemlich wahrscheinlich gar noch weniger wusste? - Wie gerufen kam da ihre Frage des 'Warum':


    "Nun, vielleicht erhielt er in Alexandria et Aegyptus die Nachricht von der Erhebung zum Decurio von Misenum, wo er ja früher schon Magistrat gewesen war.", spekulierte der Iulier, der sich nach dem Brief der Iunia selbstredend auch die Vita des Mannes interessehalber ein bisschen angeschaut hatte. "Womöglich wollte er nach seiner Postpräfektur ja sogar das Duumvirat in Misenum bekleiden und hat sich deshalb aufgemacht zur Überfahrt in den Sinus Neapolis, den Golf von Neapel.", ergänzte er noch immer nur eher vorsichtig, was er selbst für logisch hielt. Denn unabhängig davon, ob der Iunier seine Postpräfektur freiwillig aufgegeben hatte oder aber entlassen worden war, wäre es zumindest Dives' Drang an dessen Stelle gewesen den alten Ort des Erfolges wieder aufzusuchen, um die dortige Karriere gerade nach so einer Erhebung zum Decurio weiterzuverfolgen. Der Decemvir atmete einmal tief durch.
    "Wie brieflich angekündigt muss ich dich nun aber dennoch fragen, und ich hoffe, du verzeihst mir diesen Zeitpunkt: Bist du dazu bereit, den dir nach Intestaterbrecht zustehenden Teil des Nachlasses deines Cousins Iunius Merula anzunehmen? - Er wird deinen Verwandten zwar nicht zu ersetzen vermögen, würde aber mit Sicherheit einigen Trost spenden und dir nicht zuletzt dabei helfen sein Andenken zu bewahren.", erklärte er uneigennützig. Er war einzig der Meinung, dass man nicht aufgrund vorübergehender tiefer Trauer eine wirtschaftlich miserable Entscheidung treffen sollte. Denn er hatte die Vermögensaufstellung des Iuniers gesehen... und da ging es nicht nur um ein paar Sesterzen, sondern um eine riesig fette Truhe mit Geld, Waren und allem Möglichen im Wert von knapp 250 Aurei, also beinahe 25.000 Sesterzen! Selbstredend würde dieser Betrag noch entsprechend aufgeteilt werden müssen, gegebenenfalls. Aber auch die Hälfte oder ein Drittel davon wären ja sicherlich keinesfalls zu verachten...