Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Der vermutete Schreiber, denn derlei hatte man auf der untersten Stufe des Cursus Honorum für gewöhnlich noch nicht, war Dives selbst. Er saß in eine Wachstafel vertieft an seinem bescheidenen Schreibtisch, während sein Sklave und zugleich einziger Mitarbeiter hier einige Akten in ein hölzernes Regal sortierte. Die Mittagspause war gerade erst vorbei, sodass im Moment vergleichsweise wenig los war und der Helvetier also in keine Unterhaltung platzte oder ähnliches. Stattdessen blickte der Iulier mit nach der Pause wieder entspannterem Gesichtsausdruck auf, als er angesprochen wurde.
    "Sei gegrüßt und tritt ein, Helvetius.", nickte er seinem Gast sodann lächelnd zu und deutete auf eine der beiden einfachen Sitzgelegenheiten vor seinem Schreibtisch. "Soweit ich das sehen kann, bist du hier genau richtig. Ich bin der Decemvir stlitibus iudicandis Iulius Dives. Sag, wie kann ich dir weiterhelfen?", erkundigte er sich wohl etwas überflüssig. Denn wie viele Gründe mochte es wohl geben, aus denen man mit einem decemvirischen Schreiben in den Händen das Officium eines Decemvirn aufsuchte? "Du bist der Cousin der Sergia Fausta, oder? Kann ich dir passend zur Vorsaturnalienzeit einen fruchtigen Würzwein anbieten?", fügte er an, nachdem ein Glöckchen bezüglich des Namens in seinem Kopf klingelte. Der alte Aglaopes wurde mit einem Handzeichen dazu aufgefordert, dem Helvetier gegebenenfalls den entsprechenden Becher Wein einzuschenken.

    Ebenfalls keineswegs unglücklich über den bierherigen Verlauf ihres Gesprächs und die daraus resultierenden Ergebnisse lächelte auch Dives auf die Einigkeitserklärung seines Gegenübers hin.
    "In der Tat kann ich sowohl mit dem Namen Iulia Fausta leben, als auch mit diesem... speziellen Wunsch deiner Großnichte Fausta. Wer wäre ich schließlich, würde ich ihr diesen kleinen Gefallen die Hochzeitszeremonie betreffend abschlagen, nicht wahr?", war er letztlich erleichtert, dass sie dies alles hinter sich gebracht hatten. Und ganz ehrlich waren ihm solche in seinen Augen wirklich eher als Kleinigkeiten zu bezeichnenden Dinge, die einzig die eigentliche Zeremonie betrafen, relativ egal. Die Braut wünschte es sich, die Braut sollte es bekommen. Das ersparte dem Iulier Zeit, Nerven, eine Diskussion und eventuell eine erneute Drohung der Sergia sein Geheimnis auszuplaudern.


    In der Folge besprach man noch die Zahlungsmodalitäten, wie beispielsweise auch die Frist, in der die Mitgift an den Iulier zu übertragen wäre, wie man sich darüber hinaus auch bereits auf einen (zum Glück noch einige Zeit in der Zukunft liegenden) Hochzeitstermin einigte. Jenen würde Dives gerade nach dem Debakel im Eheofficium bei nächster Gelegenheit noch durch seinen Cousin Centho und eine weitere ihm besonders wichtige Person als gültigen Termin bestätigen lassen, bevor es dann vermutlich trotz allem wohl bald schon an das Schreiben und/oder Aussprechen erster Einladungen ginge. Obwohl: Die Vorsaturnalien- und Saturnalienzeit würde sich Dives ganz sicher nicht von dieser aufziehenden Hochzeit vermiesen lassen!
    "Ich danke dir für deinen Besuch, Sergius. Du bist mir jederzeit wieder in der Casa Iulia willkommen! Vale bene.", verabschiedete er sich letztlich vom sergischen Besucher und erhob sich zum Abschied. Anschließend, nachdem der Großonkel seiner Verlobten den Raum wieder verlassen hatte, wandte er sich erneut seinem Brief zu, den er zuvor zugunsten des Gastes aus den Händen gelegt hatte. Es gab schließlich viel zu tun für den Iulier dieser Tage...




    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    VICARIUS PRINCIPIS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Da der Iulier ganz selbstverständlich davon ausging, dass der Sohn eigener Geschwister - und hier machten Bezeichnnugen à la fratres patrueles klar, dass auch Cousins und Cousinen irgendwo nur Brüder und Schwestern höheren Grades waren - als Neffe bezeichnet wurde, hatte er ohne Weiteres den Schluss gezogen, dass auch der nachgeborene Tiberius logischerweise ein Neffe seines Gegenübers sein musste.
    "Das freut mich.", antwortete er mit einem vagen Lächeln auf die Nachricht hin, dass es jenem Kind des ermordeten Consulars gut ginge. Tatsächlich jedoch fühlte er gerade im Bezug auf das tiberisch-aurelische Bündnis vergleichsweise wenig. Denn weder freute es ihn nun sonderlich, noch schien er dieser Begegnung zufolge irgendeinen Grund zu haben, aus dem ihm derlei missfallen sollte.


    Die Thematik die gemeinsame Vorgeschichte betreffend unterdrückte Dives den Drang danach ebenfalls eine Augenbraue, jedoch wohl eher zweifelnd, anzuheben. Denn es war ja schön zu hören, dass den Senator ihre Begegnungen scheinbar nie nennenswert berührt hatten. Der Decemvir konnte dergleichen von sich selbst allerdings kaum behaupten. Wen würde es schließlich nicht tangieren, wenn er der eigenen Freiheit beraubt völlig überzogen in eine dunkle Kerkerzelle der Castra Praetoria gesperrt wurde? - Oder sollte der Aurelier tatsächlich der Meinung sein, dass seine Aktion dereinst als Re-Aktion auf die noch viel weiter davor liegende Geschichte der Hafengebühr nicht überzogen war? Dann jedoch würde sich wohl zwangsläufig die Frage stellen, wer hier eventuellen Vorgeschichten eine übertriebene Bedeutung beimaß...
    "Es freut mich zu hören, dass also offenbar keine persönlichen Differenzen mehr zwischen uns stehen.", gab sich der Iulier die vorherige Frage als rhetorische verstehend weiterhin freundlich mit schmalem Lächeln, da er in der Tat trotz allem wenig Interesse an einer Fehde mit einem Senator hatte - zumal es die aktuelle Lage der Iulier eh kaum zuließ überhaupt großartig gegen auch nur irgendjemanden zu agieren. Mit Selbstüberschätzung oder der Überschätzung der iulischen Bedeutung für das Imperium hatte das wenigstens aus Sicht des Decemvirn absolut nichts zu tun. Andernfalls säße Dives wohl längst mit qualmendem Kopfe in seinem hauseigenen Officium und würde sich überlegen, wie er sich seinerseits würde beim Patrizier für den Kerkeraufenthalt revanchieren können.


    "In der Tat war dies bereits alles. Ich danke dir, dass du dir die Zeit nehmen konntest für dieses kurze Gespräch.", antwortete der Iulier schlussendlich und erwartete in der Folge nun recht wahrscheinlich das nahende Ende dieser Unterhaltung. Vorerst jedoch blieb er noch sitzen und wollte es letztlich dem Aurelius selbst überlassen die Verabschiedung zu beginnen.

    Gerade er hatte es schließlich nötig, Erfolge in seiner Amtszeit als Vigintivir vorweisen zu können?
    "Na komm, nötig haben wir es alle zwanzig wohl annährend gleich stark oder schwach.", winkte Dives ab. "Denn genauso wie du aus einer geringeren Stimmzahl schließen kannst, dass du dich besonders engagieren musst, um auch beim nächsten Mal einen Wahlerfolg verbuchen zu können, kannst du bei einer größeren Zustimmung argumentieren, dass auch die Erwartungen an dich und deine Tätigkeit entsprechend größer sind. Und so müssen jene mit mehr Stimmen folglich ebenso nach Erfolgen in ihren Vigintiviraten streben, um die in sie gesetzten Erwartungen möglichst nicht zu enttäuschen. Ansonsten prophezeihe ich dir, wofür ich kein Haruspex sein muss, dass nämlich schon bei der nächsten Kandidatur ein anderer den hohen Senat am stärksten von sich überzeugen wird - vielleicht ja sogar du, mein Freund.", gab er seine Sicht auf die Dinge zum Besten. Denn in der Tat war ihm klar, dass auch er selbst sich keineswegs auf den errungenen Lorbeeren dieses einen guten Wahlergebnisses ausruhen konnte und durfte.
    "Ich danke dir für den Tipp!", lächelte er anschließend den Rat des Tiberiers betreffend. "Du kannst dir sicher sein, dass ich entsprechende Anweisungen an mein Personal geben werde, obgleich es auf dem Esquilin und speziell bei uns auf dem Cispius doch stets vergleichsweise gut aussieht, meinst du nicht?", spielte Dives sodann auf die gute Wohngegend an und darauf, dass neben Iuliern und Tiberiern ja auch die Claudier ihren Stammsitz dort hatten. Zweifellos also war das Umfeld etwas gehobener und damit doch schon fast automatisch auch sauberer, oder nicht?


    "Einen Verwandten bei der Legio Prima in Mantua?", überlegte der Decemvir dann gespielt und rieb sich mit der nassen linken Hand die Stirn. "Nein. - Nein, ich glaube, dass ich sogar mehrere Verwandte dort habe.", grinste er dann über die kurzzeitige Irreführung seines Verbündeten. Allerdings sprach der wohl kaum von Dives' Onkel Matinius Avianus, der als einfacher Legionär, soweit der Iulier wusste, seinen Dienst in Mantua tat. Weitaus wahrscheinlicher war wohl:
    "Lass mich raten: Es geht um meinen Großonkel Iulius Licinus, der derzeit als Praefectus Castrorum für die gesamte Legion verantwortlich ist. Hab ich recht?", erkundigte er sich mit einem gewinnenden Lächeln und hatte das Gefühl, dass ihn gleich eine die Prima betreffende Bitte erreichen würde. Doch das träfe sich unter Umständen vielleicht gar nicht mal schlecht. Denn auch der Iulier hätte im Anschluss eventuell noch eine Frage, die er Lepidus stellen wollte. Ob jener diese Frage dann allerdings als Bitte verstünde oder sich geehrt fühlen würde oder in einer Art und Weise reagierte, die der plebeische Dives nicht vorherzusehen vermochte, müsste sich gegebenenfalls zeigen.

    Und doch befreite sich Faustus aus seinen Armen, während Dives sich erst jetzt des zusätzlichen Wassers in seinen Augen gewahr wurde. Bei den Göttern, wie peinlich! Mit der rechten Hand strich er sich erst übers linke, dann übers rechte Auge und versuchte weniger weichlich seine Gefühle in den Griff und vor allem wieder unter Kontrolle zu bekommen. Das allerdings gestaltete sich nicht ganz leicht hier und jetzt, Faustus endlich nach der langen Zeit des Krieges wiedersehend.


    "Nein.", antwortete der Iulier, während er seine rechte Hand auf Faustus' linke Wange legte und sanft über diese strich. "Nein, das ist mir nicht klar. Denn wie kannst du ein schlechter Umgang für mich sein, wenn es der Terentius war, der den Consular Tiberius ermordete? - Wie kannst du ein schlechter Umgang für mich sein, wenn es mein Onkel Victor war, der den Bruder meines Patrons im Auftrag des Ungeheuers anklagte? - Wie kannst du ein schlechter Umgang für mich sein, wenn es diese widerwärtigen Skythen des Scheusals selbst waren, die das grausame Todesurteils vollstreckten? - Wie kannst du ein schlechter Umgang für mich sein, wenn sogar der Cornelius scheinbar keinen Grund dazu sieht dich weiter festzuhalten?", stellte Dives rhetorische Frage für rhetorische Frage. Unterdessen erreichte seine rechte Hand Faustus' Kinn und während sein Daumen es sich nicht nehmen lassen konnte auch einmal über die Unterlippe des Geliebten zu streichen, versuchte die restliche Hand den decimischen Blick in die vom Gesagten überzeugten iulischen Augen zu wenden.
    "Wie kannst du ein schlechter Umgang für mich sein, wenn selbst Iuppiter Serapis mich offenbar erhörte und dein Leben bis heute beschützte? - Wie kannst du ein schlechter Umgang für mich sein, wenn es mir viel schlechter ohne dich ging? - Wie kannst du ein schlechter Umgang für mich sein, wenn die Nähe zu dir mein Herz stets höher schlagen lässt? - Und wie kannst du ein schlechter Umgang für mich sein, wenn... wenn nicht du dich, sondern dein Vater sich einst seiner Verantwortung entzog und Roma und dir den Rücken kehrte?", fragte er unentwegt weiter, bis er merkte, dass ihm die Fragen ausgingen. So beendete er seinen letzten Satz dann auch vergleichsweise riskant mit einem implizierten Schluss, der ihm aus einem Gespräch mit seinem Patron in Erinnerung geblieben war: Wie konnte man einen Nicht-Politiker, sondern Soldaten durch und durch, politisch für auch nur irgendetwas zur Verantwortung ziehen wollen?! Zumal doch selbst der Senat letztlich - und zwar VOR der Ernennung Faustus' zum Praefectus Praetorio, soweit der Iulier sich erinnerte - den Vescularius zum (unrechtmäßigen) Imperator Caesar Augustus gemacht hatte! Wer erwartete da bitte, dass sich ein Vollblutsoldat gegen die in kaiserloser Zeit höchste politische Instanz stellte?! (Obgleich der damals noch als Tribun der Praetorianer tätige Faustus ebendies in Ostia sogar schon irgendwie einmal getan hatte...)

    Da der Iulier bereits damit gerechnet hatte, dass er hier kein Land herausschlagen könnte, war er mehr als zufrieden mit dem anschließend folgenden Gegenangebot. Er wiegte seinen Kopf mit undurchschaubarer Miene leicht hin und her.
    "Nun, mit diesem Kompromiss kann ich gewiss leben... wie deine Großnichte ebendies sicherlich auch können wird.", lächelte er, bevor seine Gesichtszüge bei den nächsten beiden Punkten für einen Moment versteinerten. Er schluckte.


    "In der Tat wäre es vermutlich keine schlechte Idee, wenn wir den erstgenannten Vorschlag vertraglich festhalten würden. Diesem Erziehungsrecht, wie du es nennst, kann ich in der Form jedoch nicht zustimmen. Da ich selbst bereits sehr früh schulisch ausgebildet wurde, was ich überdies aus heutiger Perspektive auch für äußerst sinnvoll erachte, plane ich meinem et... Nachwuchs nicht erst siebenjährig schulische Bildung zukommen zu lassen, sondern bereits mit sechs Jahren.", erklärte Dives seien Standpunkt. "Ich fürchte also, dass ich auf dieses eine Jahr durchaus beharren muss.", zog er den Schluss. Doch damit nicht genug:
    "Ferner, nachdem du eine selbstverständlich nicht zu wünschende Scheidung ansprachst, möchte ich bezüglich der daraus resultierenden Rückgabe der Mitgift nicht nur, dass zum Wohle gemeinsamer Kinder für jedes Kind ein Sechstel, maximal jedoch die Hälfte der Mitgift bei mir bleibt. Ich möchte auch, dass in dem sicherlich überaus unwahrscheinlichen Fall, dass deine Großnichte die Scheidung durch ein uneheliches Verhalten verschuldet, ein weiteres Sechstel der Mitgift bei mir verbleibt.", forderte er, der er ja sogar mit der Sergia abgesprochen hatte, dass sie beide ihre außerehelichen Beziehungen haben durften. Doch selbstverständlich wollte er sich diese Chance nicht entgehen lassen, auch gegenüber der Sergia ein kleines Druckmittel zu haben. Wer wüsste schon, wofür dies einmal gut sein könnte. "Die Sechstel die Kinder betreffend sollen auch für den Fall meines vorzeitigen Ablebens gelten und bei ihnen respektive ihrem Tutor, der natürlich aus meiner Gens stammen wird, verbleiben.", fügte Dives noch hinzu und hatte damit nun seinerseits wieder einige Forderungen in den Raum gestellt, bei denen ergespannt war, wie der Sergius darauf reagieren würde.




    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    VICARIUS PRINCIPIS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    "Danke.", nickte Dives zunächst auf die Eindrücke seines Cousins zum neuen Officium und kam gar nicht dazu, noch einen weiteren Satz zu sagen, da folgten auch schon die Glückwünsche zu seiner Wahl zum Vigintivir. "Ja, ich danke dir. Du glaubst gar nicht, wie erleichtert ich war, als ich von meinem Ergebnis hörte. Denn als Iulier dieser Tage hatte ich doch auch meine Zweifel.", gab er lächelnd zu und schenkte seinem Cousin einen Becher Würzwein ein.
    "Bitte.", stellte er den Becher auf dem Tisch ab und machte gleichzeitig eine zeigende Geste, die Crassus anbot sich auf einen der beiden Plätze vor dem Schreibtisch zu setzen. Die Augen des Cicero hätten ihn genau im Blick. Dann nahm auch Dives auch selbst wieder Platz und erhob seinen Becher: "Auf einen neuerlichen Aufstieg der Iulii Caepiones!", prostete er seinem Gegenüber zu, verschüttete ein wenig des Weins zu Ehren der Götter und trank hernach einen Schluck. Obgleich er sonst kein großer Trinker von Bacchus' Rebensaft war, musste er selbst doch immer wieder feststellen, dass der etwas fruchtigere Würzwein der Vorsaturnalienzeit hier gewissermaßen die Ausnahme von der Regel war. Den zu genießen war selbst Dives imstande.


    "Ich muss leider gleich zu Beginn unseres Gespräches gestehen", begann der Iulier, nachdem er seinen Becher wieder auf dem Schreibtisch abgestellt hatte, "dass ich dich nicht nur zu mir gebeten habe, um dir mein neues Officium zu zeigen und mit dir auf die Zukunft anzustoßen. In gewisser Weise müssen wir nämlich zuvor noch einen Punkt der Vergangenheit kurz besprechen: Unser Cousin Sextus Iulius Faustus... ist tot.", redete er nicht lange um den heißen Puls und versuchte in den Augen seines Verwandten zu lesen, wie stark den diese Information traf. Er hielt kurz inne.
    "Als Decemvir stlitibus iudicandis muss ich dich das jetzt fragen: Bist du bereit als Intestaterbe den bescheidenen Nachlass unseres Cousins anzunehmen?", erkundigte er sich mit einem mutmachenden Lächeln. In der Tat nämlich gab es allzu viel hier wohl nicht zu verteilen. Doch vielleicht erleichterte das den Abschied von jenem Cousin ja nur. Für Dives selbst war es jedenfalls so. Denn selbst nichts zu bekommen, das zeigte schließlich, wie wichtig er seinem Cousin gewesen war, wie das Nichtvorhandensein überhaupt eines größeren Nachlasses letztlich auch zur Schau stellte, dass ihr Cousin kaum sonderlich viel für die Gens getan hatte. Schließlich wäre dem Decemvir auch nicht bekannt, dass Sextus Iulius Faustus durch irgendein Amt, bezahlt oder ehrenamtlich, staatlich oder privat jemals den Iuliern besondere Ehre gemacht hätte - ganz anders beispielsweise als Crassus hier vor ihm.

    | Caius Lupus
    PROCURATOR FACTIONIS - FACTIO VENETA


    Die weniger gereizt oder irgendwie provokant gemeinte Frage, die stattdessen vielmehr durch eine gewisse Portion Zweifel an der vorherigen Aussage des unbekannten Rennexperten gekennzeichnet war - so zumindest die Ansicht des Procurators selbst -, wurde nun also beantwortet. Lupus, der selbst weniger vom Renngeschehen, dafür jedoch umso mehr von Finanzen verstand, nickte zögerlich.
    "In der Tat, ich denke, ich sehe. Du bist aber nicht zufällig gerade der Manager jenes Oxtaius, der seinen Schützling hier an eine der großen Factiones vermitteln will?", erkundigte sich Lupus dann mit einem forschenden, aber dennoch freundlich offenen Lächeln. Immerhin gehörte neben dem Tanco, auf dessen Auftritt man hier wartete, auch dieser Oxtaius zu dem Feld der potenziell für die Veneta interessanten Talente.
    "Was weißt du denn noch über ihn zu erzählen?", erkundigte er sich deshalb einmal ganz unspezifisch nach der Herkunft und bisherigen Karriere des Fahrers.


    "Sei gegrüßt, Decimus. Ich bin Iulius Dives.", stellte er sich zunächst dem sympathisch erscheinenden Typ an Lepidus' Seite vor und fand, dass man dem seine hispanischen Wurzeln durchaus ein wenig ansah... was in der Tat positiv zu verstehen war, erinnerte unter anderem dies den Iulier doch an Ser... Faust... Serapio hieß er an dieser Stelle wohl noch.
    "Meine Begleiter?", war eine gute Ablenkung des Tiberiers, um nicht zu lange mit dem Blick beim Decimus zu verharren. Tatsächlich nämlich hatte Dives seinen zweiten Begleiter noch gar nicht bemerkt, sodass er zunächst auch begann: "Dort drüben, der Kerl nennt sich Caius Lupus und kümmert sich wie ein Wolf um die Finanzen der Veneta. Denn: Doch, ich fürchte, ich bin heute für die Veneta hier unterwegs.", grinste er zunächst amüsiert zu seinem Verbündeten, bevor er auch den Decimer mit einem eher neugierigen Lächeln bedachte. Man wusste ja nie, wie diese feinen Goldnäschen - gerade jene, die besonders viel Goldstaub 'eingeatmet' hatten - reagierten.
    "Und mit Senator Germanicus Sedulus, dem neuen Princeps Factionis Venetae", winkte er den soeben entdeckten Mann einfach mal herüber, "ist unsere Abordnung auch schon komplett. - Salve, Sedulus. Ich darf vorstellen? Mein guter Freund Tiberius Lepidus und dessen goldiger Factiokollege Decimus.", machte er anschließend auch in andere Richtung bekannt und meinte das 'goldig' mit etwas leichtzüngigem Witz durchaus nicht nur in Bezug auf die Factio.

    Nachdem auch der Iulier einige Tropfen zu Ehren der Götter verschüttet hatte, nahm auch er einen allerdings etwas bescheideneren Schluck aus seinem Becher.
    "Es freut mich, wenn er dir mundet.", kommentierte er hernach das Lob für den Wein seines Onkels, bevor der Sergier auch schon auf die Mitgift zu sprechen kam. In der Tat hatte sich Dives hierzu, wie auch zu anderen vertraglich zu regelnden Dingen, bereits einige Gedanken gemacht:


    "Nun, deine Großnichte ist, wenn ich das so feststellen darf, in eine recht vermögende Verwandtschaft hineingeboren, wie mir natürlich nicht nur in Bezug auf die sergische Gens, sondern auch und vor allem hinsichtlich der annaeischen Verbindungen und cornelischen Wurzeln, die sie so gerne betont, scheint. Insofern also denke ich, dass man hier mitunter schon auch über ein kleines Stück fruchtbaren Landes reden können sollte.", begann der Iulier, dem auf der anderen Seite klar war, dass er jenen Grund und Boden hier nicht würde herausschlagen können. Dementsprechend würde er sich eben herunterhandeln lassen, was weitaus besser war, als wenn er mit einer geringeren Forderung an den Start gegangen wäre und dann womöglich trotzdem Abstriche hätte machen müssen.
    "Letztlich soll die Mitgift schließlich dafür sorgen, dass der Lebensstil deiner Großnichte, obgleich auch die Iulier keineswegs arm sind, abgesichert ist - und nicht nur der. Denn auch etwaige gemeinsame Kinder, die dieser Verbindung entspringen, sollen schließlich unter diesem Dach in eine sichere Zukunft hineinwachsen.", unterstrich er seine Worte mit einer zeigenden Geste und einem kurzen Blick nach oben. Wollte sagen: Jener etwaige Nachwuchs wäre iulisch und gehörte für Dives damit unweigerlich in dieses Haus - unabhängig von einer eventuellen Scheidung oder einem vorzeigtigen Ableben eines der Ehepartner. Während der Verlobte noch einmal an seinem Becher nippte, wartete er die Reaktion seines Gegenübers auf zunächst diesen gemachten Anfang ab.




    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    VICARIUS PRINCIPIS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Der Senator - es war wohl mit dessem gesamten Auftreten mehr als offenkundig, dass er es war - betrat das Atrium der Villa. Sogleich erhob sich der Iulier von seinem zuvor eingenommenen Platz.
    "Marcus Iulius Dives, amtierender Decemvir stlitibus iudicandis.", beantwortete er dann zunächst die implizierte Frage. "Es ist mir eine Ehre auch dich grüßen zu dürfen, Senator Claudius.", erwiederte er hernach respektvoll und senkte seinen Kopf für einen Augenblick ehrerbietend, bevor er den kleinen Hinweis hinzufügte: "Ich bin ein etwas entfernterer Cousin deines Klienten Iulius Antoninus, dem Praetorianercenturio." Jener war, so glaubte Dives schließlich, ja auch dem jungen Claudius Felix ein Begriff gewesen, sodass Dives an dieser Stelle wohl hoffte, dass der Hausherr ebendies indirekt noch einmal bekräftigen könnte und würde.
    "Vielleicht willst du dich kurz setzen? Ich fürchte, ich habe in der Tat wenig erquickliche Neuigkeiten einen deiner Neffen betreffend für dich.", kündigte der Decemvir im Anschluss daran mit bedauernder Mimik an und hoffte, dass nicht noch ein weiterer Neffe des Senators von den Mitgliedern seiner Gens vermisst wurde.

    Noch eine Antwort auf einen etwas ärgerlichen Brief seiner Verlobten formuliert, kam der Decemvir nicht umhin sich zu fragen, ob es sich sein Onkel vielleicht wieder anders überlegt hatte. Immerhin, das musste er sich ja auch eingestehen, war es auch Dives selbst gewesen, der einst brieflich schrieb, dass er den octavischen Senator aktuell nicht sehen könnte, da er genau dazu als Klient des Vinicius Hungaricus mehr oder weniger verpflichtet sei. Vielleicht zürnte ihm Victor deshalb? - Aber andererseits hätte er sich sicherlich nicht auf das Niveau begeben und erst zugesagt, um letztlich ohne Absage doch nicht zu erscheinen, oder? Und überhaupt war die eigentliche Problematik zwischen den beiden betreffenden Senatoren ja bislang nicht aus der Welt geschafft. Dennoch hatte der Iulier hier eine aus seiner Sicht ganz passable Möglichkeit geschaffen, um notfalls auch gegenüber seinem Patron mit seiner Amtspflicht als gewählter Vigintivir rechtfertigen zu können, den Octavier hier zu sehen und zu sprechen. Wenn das kein guter Wille war...


    Gemäß iulischer Anweisung wurde der ankommende Praetorius stante pede zum Decemvir vorgelassen:
    "Onkel Victor!", begrüßte Dives den Verwandten freundschaftlich, während er sich mit einem breiten auch teils erleichterten Lächeln von seinem Platz erhob und mit einer einladenden Geste auf eine der recht einfachen Sitzgelegenheiten vor seinem Schreibtisch zeigte. "Es freut mich, dass du die Zeit gefunden hast mich heute hier persönlich zu besuchen! - Setz dich. Darf ich dir etwas zu trinken anbieten? Einen verdünnten... ähm...", sandte der Iulier einen hilfesuchenden Blick zu seinem Sklaven. Manchmal zeigte sich eben, dass Dives kaum Wein konsumierte - und sich folglich auch nicht besonders gut auf diesem Gebiet auskannte. "Sizilianer, genau.", las er seinem langjährigen Bediensteten von dessen stummen Lippen. Dann setzte er sich wieder und ließ sich Aglaopes um den eventuellen Becher Wein für den Senator kümmern.
    "Wie geht es dir?", erkundigte sich der Decemvir im Anschluss ganz allgemein und vergleichsweise fern jedweder Amtspflicht. Doch letztlich diente ebendiese ja auch nur als äußerer Vorwand für diese Unterhaltung mit seinem vor nicht allzu langer Zeit noch gefangenen Onkel. Ob wohl Sedulus einst der iulischen Bitte nachgekommen war und Victor in den Castra Praetoria zumindest besucht hatte?

    Ein spielender und ungefährdeter Sieg? Dives lächelte etwas schief, denn diese Meinung teilte er so nicht. Verglich man derlei nämlich der Einfachheit halber mit einem zu absolvierenden Cursus an der Schola Atheniensis, so bedeutete dort ein sehr gutes, auszuzeichnendes Ergebnis doch noch lange kein spielendes Bestehen. Selbstredend konnte es dies bedeutend. Genauso gut war es aber auch möglich, dass jemand ein Übermaß, denn auszuzeichnende Leistungen waren wohl zweifellos überdurchschnittlich, an Zeit, Energie und Aufwand in die Absolvierung der entsprechenden Prüfung investiert hatte. Und so hielt der Iulier seinen Wahlerfolg auch im Nachhinein weder für spielend, noch und erst recht nicht für ungefährdet - nicht bei seinen verwandtschaftlichen Verbindungen, seiner Genszugehörigkeit und den jeweils daraus und aus der jüngsten Vergangenheit resultierenden Konsequenzen.
    Doch da sich der Decemvir mittlerweile meinte wenigstens in Zügen an die teils schon etwas seltsam anmutenden Auffassungen der Patrizier im Allgemeinen wie der Tiberier im Speziellen gewöhnt zu haben, überging er diesen Punkt ohne weitere Kommentare. Was der eine als Hohn auffassen würde, hätte der andere als schlichte Anerkennung gesehen, doch würde sich der Iulier derlei zu merken versuchen. Nicht dass er am Ende in einer ähnlichen, einzig umgedrehten Situation seinem Verbündeten noch gratulierte und dieser dies nun gleichsam als Hohn auffassen würde...


    "Manchmal sind und bleiben plebeische Worte eben plebeisch.", lächelte der Decemvir lieber begleitend zu jenem Kommentar zum Ausdruck 'Vescularius Usurpator'. Damit war aber auch dieses Thema sodann für ihn durch. Denn so ganz direkt würde er sicher nichts für sich beanspruchen - zumindest im Falle einer solch kurzen Wortgruppe, die zwar ihren Reiz haben mochte, aber im Gesamtbild auch einer Kandidaturrede vor dem Senat sicherlich nicht allzu bedeutend war. Weitaus bedeutender war an der Stelle wohl eher die Frage, ob man das Scheusal überhaupt namentlich erwähnte oder eben nicht, wobei sich der Iulier selbst ja zumindest in seiner eigentlichen Rede klar für letztere Variante entschieden hatte. - Doch Schluss damit: Hätte, wenn und würde halfen jetzt schließlich auch niemandem weiter.
    "Oh, nein, ich bin voll und ganz zufrieden mit meiner Tätigkeit als Decemvir. Natürlich gibt es schon auch besonders anstrengende Tage und Angelegenheiten, die ich lieber delegieren würde, aber in welchem Collegium wäre dies nicht so? - Nicht zuletzt nutze ich die sich bietenden Möglichkeit nach Kräften aus, um auch mir bisher unbekannten Größen des Imperiums Besuche abzustatten und mich weiter bekannt zu machen.", beschrieb Dives. "Und bei dir? Dich hat es letztlich ja in ein ganz anderes Collegium verschlagen, als du zunächst präferiertest. Ich hoffe also, deine Motivation ist ebenfalls nicht gleich vom ersten Sturm der Arbeit hinweg-" Hier galt es aus offensichtlichen Gründen die eigene Formulierung des ansonsten an die tiberische Hoffnung angelehnten Satzbaus anzupassen. "-geweht wurde. Sag, wie geht es dir also mit der letztlichen Ämterzuteilung durch den Senat?", erkundigte er sich bewusst ohne Nennung des entsprechenden Collegiums... vorerst. Zunächst einmal wollte er schauen, wie gut oder schlecht Lepidus nun darauf zu sprechen wäre.

    "Ich hoffe doch, ihrem Sohn, deinem Neffen, geht es gut?", erkundigte sich der Decemvir bei dieser Information selbstverständlich - und letztlich nicht einmal uninteressiert. Immerhin war jener Sohn seiner Kenntnis nach ein Tiberius. Und zu jener Gens pflegte Dives doch vergleichsweise gute Kontakte zu haben, wie er meinte: Bekanntschaftliche, freundschaftliche und nicht zuletzt sogar verwandtschaftliche.


    "Bitte verzeih, sollte ich mich missverständlich ausgedrückt haben.", war der Iulier durchaus gewillt dies auf seine Kappe zu nehmen. "Ich denke nicht, dass du dich nicht hättest zurückhalten sollen.", betonte er das letzt Wort ein wenig stärker. "Vielmehr muss ich dir gestehen, dass es mich... wie soll ich sagen... etwas überraschte, dass du es tatest, insbesondere eingedenk unserer doch wenig erbaulichen Vorgeschichte.", erklärte Dives und erinnerte sich in diesem Zusammenhang durchaus für einen Moment an den entsprechenden Artikel der Acta, in welchem es hieß: 'Sowohl Tiberius als auch Iulius (sic!) blieben derartige Rechtfertigungs- und Bekenntnisforderungen erspart und genossen dementsprechend eine relativ unkomplizierte Selbstdarstellung und Unterstützungsbekundungen der Senatoren.' Sicherlich weit weniger stark als bei den Decimern hätte schließlich dennoch auch bei Dives deutlich mehr Gegenwind in der Curia Iulia aufkommen können. - Doch das tat es nicht. Darüber nun war der Iulier froh und er wollte sich eben dafür auch dankbar zeigen.


    "Bezüglich des Erbes werde ich mich unter diesen Umständen natürlich darum kümmern, dass dieses möglichst zügig an dich überwiesen wird.", fügte er zu diesem Punkt nur kurz hinzu und lächelte abermals schmal. Letztlich war diese Nachlass-Geschichte schließlich auch nicht viel mehr als ein Vorwand, um zu ergünden, inwiefern die offensichtliche Feindschaft, die der Aurelier noch als Tribun Dives gegenüber gezeigt hatte, mittlerweile einer etwas neutraleren Haltung, welche er im Senat zur Schau stellte, gewichen war.

    Sim-Off:

    Nachdem Aculeo wieder da zu sein scheint, kürz ich das hier mal etwas ab. ;)


    | Potitus Asinius Celer


    Der ostiensische Honoratior nickte.
    "Mal sehen. Vielleicht kann ich ja meinen Patron davon überzeugen, dass er sich ebenfalls den Socii Mercatorum Aurei anschließt. Das heißt natürich: Nur wenn du nichts dagegen hast...", erklärte er lächelnd und wusste an dieser Stelle natürlich noch nicht ansatzweise, wie begeistert oder eben auch nicht begeistert der Iulier im Zweifelsfall von dieser Idee wäre. Ein bis zwei belanglose Themen später - mittlerweile war man erneut mit einer Fähre diesmal über einen künstlichen Kanal statt dem Tiber gefahren - kamen die drei Männer in Portus an, wo es wiederum nicht lange dauerte, bis man vor dem Officium Aculeos zu stehen kam.




    DECURIO - OSTIA
    KLIENT - MARCUS IULIUS DIVES

    | Potitus Asinius Celer


    Von der Isola Sacra kommend erreichten die drei Männer also das Officium des Procurator Annonae Paullus Germanicus Aculeo. Celer klopfte an und nachdem er meinte ein 'Herein' von innen vernommen zu haben, öffnete er die Tür und trat als erster der drei Männer selbstsicher ein.


    "Grüß dich, Aculeo! Na, wie gehts?", grüßte der eine Decurio den anderen freundschaftlich vertraut. Man sah sich ja in der Curia des Öfteren und mittlerweile wusste der Germanicer wohl auch, dass Celer der Klient seines Freundes Iulius Dives war. "Ich habe hier einen jungen Mann, Decimus Dexter, mit im Gepäck, der für seinen Verein, die Socii Mercatorum Aurei, ein passendes Gebäude hier am Hafen sucht. Wie du sicher weißt, sind die Magistrate in der Curia ja mehr als beschäftigt mit allerlei Wichtigem und weniger Wichtigem, sodass ich mir dachte, dass ich den Decimus gleich hierher zu dir begleite.", zeigte er mit flacher Hand auf den Decimer und dessen Begleiter.
    "Kannst du ihm da weiterhelfen?", erkundigte er sich letztlich und hoffte, dass sie jetzt nicht zum Hafenverwalter weitergeschickt würden. Dem schuldete der Asinier nach ihrem letzten Würfelspiel vor einer Woche nämlich noch Geld...




    DECURIO - OSTIA
    KLIENT - MARCUS IULIUS DIVES

    Da ich nicht genau wusste, wer gerade so da ist und Zeit hätte, habe ich mein Anliegen mal dem Narrator Italiae gesandt. Möge in dessen Postfach schauen, wer interessiert ist. ;)


    Vale bene,
    MID

    | Antinoos


    Vom Eingang des Rathauses kommend erreichte auch der bithynische Sklave, nachdem er sich zunächst beinahe in die falsche Richtung verlaufen hätte, dank der guten Führung durch den adoptierten Iulius das Arbeitszimmer eines der Duumvirn. Gemäß seines Ranges trat Antinoos als letzter in den Raum und blieb gehorsam halb neben, halb hinter dem Praefectus Castrorum stehen. In seiner billigen Umhängetasche fingerte er möglichst beiläufig schon einmal nach dem passenden Wisch, den er von seinem Herrn mitbekommen hatte. War gar nicht so leicht den zu finden, während man den Blick bei einem neutral bis freundlichen Lächeln auf dem Duumvirn ruhen ließ...




    CUSTOS CORPORIS - MARCUS IULIUS DIVES
    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    | Antinoos


    "Gerne, das ist kein Problem.", antwortete der Bithynier noch bezüglich eines an seinen Herrn zu überbringenden Briefes, bevor er sich kurz darauf zurückpfeifen lassen musste. Konnte er ja nicht ahnen, dass die verschiedenen Kuriengebäude sich so voneinander unterschieden! Denn er hätte schwören können, dass er in Ostia auf dem Weg zum Duumvir Dives stets in die soeben gegangene Richtung hätte gehen müssen. Mit einem entschuldigenden Blick folgte Antinoos sodann dem jüngeren der beiden Iulii, der sich hier ganz offensichtlich um Längen besser auskannte, ins Officium eines der Duumvirn.




    CUSTOS CORPORIS - MARCUS IULIUS DIVES
    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    In der Tat verspätete sich Dives am heutigen Tag ein wenig. Eine penetrant diskussionsfreudige Mutter hatte ihn in seinem neuen Officium in der Basilica Ulpia aufgehalten und hätte ihm beinahe beide Ohren abgekaut mit ihrem Anliegen. So hatte sich der Decemvir letztlich dazu breitschlagen lassen, die Angelegenheit noch mit ihr zu klären, bevor er nun aber wirklich erst einmal etwas Entspannung nötig hatte!


    "Salve, Lepidus, mein Freund.", grüßte er den Patrizier, während er sich neben ihm auf seinen mittlerweile angestammten Platz ins bei diesen Temperaturen gemütlich wärmende Wasser setzte. Dann atmete er einmal hörbar durch nach diesem anstrengenden Tag! Nach kurzem Überlegen blickte er den Tiberier nachdenklich an:
    "Habe ich dir eigentlich schon zu deiner Wahl gratuliert?" Nein, das hatte er nicht, ging ihm selbst bereits beim Fragen auf. "Meinen herzlichen Glückwunsch zu deinem Erfolg! Da hat sich die Erwähnung des Wortspiels 'Vescularius Usurpator' ja durchaus gelohnt, nicht?", musste er in diesem Zusammenhang dann auch unbedingt mit einem amüsierten Lächeln loswerden. Denn tatsächlich stammte ebendiese Formulierung ja ursprünglich aus iulischer Feder, wie er selbst überzeugt war. Doch man musste eben damit leben, dass der Empfänger eines Briefes manch geschriebene Worte und Wortgruppen als Zeichen der Anerkennung, wie er hier mal unterstellte, einfach übernahm. Letztlich gab es ja auch kein Patent auf derlei Wortspielereien.

    Einmal mehr gab der noch am Anfang seiner Karriere stehende Dives einer Drohung seiner Verlobten nach:

    Roma, PRIDE NON DEC DCCCLXIII A.U.C.

    Ad
    Sergia Fausta
    Casa Sergia
    Roma, Italia



    Dives Faustae sponsae suae s.d.


    Da ich deine freundliche Bitte kaum ablehnen konnte, sei dir hiermit mitgeteilt, dass ich die Rückmeldungsfrist für deinen Cousin Marcus Helvetius Commodus im Erbschaftsfall des Senators Titus Helvetius Geminus ein halbes Jahr bis zum ANTE DIEM XI KAL FEB DCCCLXIV A.U.C. (22.1.2014/111 n.Chr.) verlängert habe.


    Ich überlasse es gerne dir, deinem Cousin ebendies weiterzuleiten. Mehr kann ich jedoch in dieser Angelegenheit nicht für ihn tun - nicht ohne meinen eigenen Ruf aufs Spiel zu setzen. Bekanntlich nämlich muss ich am Ende meiner Amtszeit als Decemvir alle mir zugeteilten Fälle abgeschlossen haben. Sollte sich der Helvetius also bis zum genannten Termin nicht in irgendeiner Weise entweder schriftlich oder mündlich bei mir melden und mir erklären den Nachlass seines Großvaters annehmen zu wollen, werde ich wohl oder übel dazu gezwungen sein, ebendiesen senatorischen Nachlass der Staatskasse zu übereignen.


    Mögen die unsterblichen Götter über dich und die Deinen wachen!
    Vale!


    /images/signet/Siegel_gens_Iulia_Tabula.png



    MARCUS IULIUS DIVES
    DECEMVIR - CURSUS HONORUM