Ein Seufzen unterdrückend ließ Dives auch diesen Kuss über sich ergehen, wie er bereits vor der Arena keinerlei Anstalten gemacht hatte, sich gegen die Initiative der Sergia groß zur Wehr zu setzen. Anschließend lächelte er einmal kurz aufgesetzt in ihre Richtung und war sodann froh, dass der Veranstalter dieser Spiele just in diesem Augenblick seinen großen Auftritt hatte.
"Ja, ich denke, jetzt ist es soweit.", antwortete der Iulier seiner Begleiterin noch auf ihre letzte Frage, bevor er sich ganz und gar auf den Redner konzentrierte. Dessen Namen hatte der Duumviralicius, der weder besonders interessiert an Hinrichtungen und/oder Gladiatorenkämpfen war, noch größere Freude über sein 'Date' mit der Sergia verspürte, in seinem folglich aktuell auch nicht existenten Elan für den heutigen Tag selbstverständlich nicht vom Einladungsschreiben, über das er noch nicht einmal einen flüchtigen Blick geworfen hatte, auswendig gelernt. So kam es dann, dass Dives - denn auch aus der Eröffnungsrede war schließlich kein Name zu entnehmen - einen Augenblick brauchte, um sich an den ihm durchaus bekannten Mann zu erinnern: Es war der 'Duccius aus dem Kerker', wenn man ihn denn so nennen wollte; oder alternativ 'der Kerkermeister Duccius Vala'.
"Sieh an, sieh an.", sprach der Iulier auf diese Erkenntnis hin mehr zu sich selbst, als zu irgendwem sonst. Da stand nun also der Mann, der wohl zwar nicht übermäßig von Dives' eigener Gefangenschaft profitiert hatte, wohl aber mit Sicherheit von der seiner Onkel Proximus und Victor, sowie der seines lieben Serapio! Nicht um den Einsatz des Ducciers für vor allem letzteren wissend blickte der gewesene Duumvir folglich ein wenig missgünstig zur Empora, bevor er sich mit dem Beginn der Pompa Triumphalis lieber ebenjener zuwandte und hoffte, dass dieser Tag ein kurzer werden würde. Es folgte die feierliche Eröffnung und hernach gehört auch Dives zu den Zuschauern, die wenigstens anstandshalber Beifall spendeten.
"Uouh.", hielt sich der Iulier wenig später schützend den linken Arm vor sein Gesicht, als zwei hohe Stichflammen wortwörtlich auch ihm ziemlich einheizten.
"Grillt das Schwein für seine Brandlegung! DER ist Schuld daran, dass WIR halb verhungert sind!", schrie im Gegensatz zu Dives ein Mann zwei Reihen hinter ihm unbeeindruckt von der Wärme auf und spielte damit ziemlich offensichtlich auf den Brand eines Kornspeichers an. Inwiefern ein tatsächlicher Zusammenhang zwischen dem Verurteilten und der damaligen Geschichte bestand, wusste er zwar nicht, doch trotzdem fand er recht schnell weitere Unterstützung:
"Wegen IHM habe ich damals meinen einzigen Sohn verloren! Der Kerl soll brennen!", stimmte eine komplett in schwarz gekleidete Frau mittleren Alters etwa ein Dutzend Plätze weiter rechts wutentbrannt zu.
"F E U - E R - A N ! L I C H - T E R - L O H !", "F E U - E R - A N ! L I C H - T E R - L O H !", tönte es schon wenig später beinahe im Chor von dieser Seite der Tribüne... und mitten drin: Iulius Dives und seine sergische Begleiterin. Nur wenig lustvoll, um nicht zu sagen völlig lustlos, klatschte ersterer mit dem Chor und betete, dass ein ganz bestimmter Decimer nicht bald im flavischen Amphittheater ganz ähnliche Hetzrufe aushalten müsste, bevor man ihn aus dieser Welt entführte. Überhaupt hoffte der Duumviralicius, dass jener Decimer ganz im Gegenteil schon bald auf freien Fuß gesetzt werden würde! 'Oh, Serapio...'
Als der Verurteilte kurz darauf in Flammen aufging, jubelte und applaudierte das Umfeld des Iuliers, während jener sich der Sergia zuwandte:
"Ich hoffe, du amüsierst dich gut, .. meine Liebe?"