Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Aufmerksam verfolgte Dives die Ausführungen seines Mitklienten, nickte hier und dort und wiegte dafür an anderer Stelle wieder etwas zweifelnder mit dem Kopf.
    "Nun hing ich als Quaestor dereinst nicht wirklich tagein, tagaus am Togenzipfel der Duumviri, aber dennoch ist dieses wohl das Amt, bei welchem man sich am meisten unter den Fittichen der beiden befindet. Verglichen mit den Aedilen, die wirklich ihre ganz eigenen Tätigkeitsräume haben, wenn man das Einspruchsrecht eines höheren Magistraten einmal außen vor lässt, ist der Quaestor in Ostia doch praktisch nie gänzlich sein eigener Herr. Natürlich und völlig zu recht funken dem die beiden Stadtobersten da quasi unentwegt rein. So weiß ich aus eigener Erfahrung nur zu gut, dass ich praktisch meine gesamte Arbeit dort zunächst mit einem Duumvir zu besprechen hatte, bevor ich mich an die versammelte Curia mit meinen Ideen wenden durfte.", erklärte er und zog daraus den anvisierten Schluss:
    "Insofern also kann man vielleicht schon sagen, dass ich im ersten Jahr meiner Tätigkeit in Ostia nicht unbedingt in dieser Bezeichnung Tiro eines der Duumvirn war, mich aber dennoch sicherlich auch nicht übermäßig fern davon befand." Es folgte eine kurze Zäsur, die gerade lang genug war, um sie als solche zu bemerken.
    "Doch selbstverständlich stimme ich dir voll und ganz darin zu, dass es nur Ausnahmesituationen sein sollten, wie die vescularische Usurpation wohl zweifelsfrei eine solche war, die eine kleine Abweichung von der Norm zulässig machen."


    "Ich würde mich freuen, wenn du hier dem Votum unseres Patrons folgend würdest.", lächelte der Iulier wenig später zurück, bevor die Sprache hernach auf seinen Cousin kam und auf ihren gemeinsamen Großonkel, den der Duccier überraschend ganz vertraut 'Licinus' nannte. Dives nickte.
    "In der Tat sind wir beide Cousins und teilen uns den gleich Großvater.", was da hieß, dass sie doch recht nah miteinander verwandt waren.
    "Inwieweit ich mich besser schlagen würde als er, sofern man mich wählt, vermag ich nicht versprechen zu können, da ich zu Zeiten seines Vigintivirats in der weit entfernten Provinz Asia lernte und folglich nicht einschätzen kann, womit genau ich mich zu messen hätte. Versprechen indes kann ich, dass ich mich nach bestem Wissen und Gewissen der anstehenden Aufgaben anzunehmen bereit wäre, um diese zu jener Zufriedenheit zu erfüllen, mit der du auch in Ostia sicherlich kaum eine Klage über meine Jahre als Duumvir wirst hören können." Ein paar missgünstige Leute gab es natürlich immer und überall, auch und gerade in der Curia, aber so im Großen und Ganzen waren Beschwerden seines Wissens nach doch ausgeblieben. Dass der Duccier eine mögliche Quelle zur Überprüfung der getätigten Aussage hatte, wusste Dives nicht.


    "Und auch in anderen Bereichen darf ich durchaus sagen, dass meine Arbeit nicht ungeschätzt ist. So wurde ich vor kurzem von den Mitgliedern der großen Factio Veneta zum Vicarius Principis Factionis, dem Stellvertreter des Factioführers, erwählt. Ich denke, dass dies durchaus für mich spricht - gerade als Nicht-Senator in einer Factio, die Größen, wie Aelius Quarto, die germanicischen Senatoren und natürlich auch unseren Patron Vinicius umfasst.", berichtete er und machte eine kurze Pause.
    "Darüber hinaus habe ich aus wohl relativ offensichtlichen Gründen vor einiger Zeit auch die Leitung des Kultvereins Societas Claudiana et Iuliana übernommen und bin mit einigen anderen Mitgliedern dabei, diese auf neue, etwas frischere Fundamente zu stellen. Bei dieser Gelegenheit kann ich vielleicht sagen, dass sich insbesondere ein gewisser Tiberius Lepidus ebenfalls sehr hervor getan hat.", ließ er diesen Namen kurz wirken, den er jener Person zwar nicht ausgesprochenermaßen, aber wenigstens gedanklich versprochen hatte hier positiv fallen zu lassen.
    "Der Zufall will es, dass jener Tiberius nicht nur ein guter Freund meinerseits ist, sondern bei den kommenden Wahlen ebenfalls auf ein Amt der untersten Stufe des Cursus Honorum kandidiert. Er ist als Klient des Senators Aurelius Lupus quasi ein Klientenklient des Augustus und daher, wenn ich das so sagen und einschätzen darf, sicherlich ebenfalls eine ausgezeichnete Wahl - zumal er im Gegensatz zu mir wohl auch die Tätigkeit als Tresvir capitalis anstrebt, soweit ich weiß." und damit also zwar immernoch auch, aber doch irgendwie weniger in direkter Konkurrenz des Iuliers stand.

    War dies nun ein so großer Schritt - eine Kandidatur, für die mancheiner auch nur ein schlichten Brief an einen der Consuln aufsetzte? Dives war sich da nicht so ganz sicher. Dennoch nahm er Glückwünsche und Gratulationen natürlich sehr gerne entgegen, lächelte dankbar und ließ sich von seinen Gedanken nichts anmerken.
    "Nun, dann will ich besagte Briefe an meine Verwandten alsbald aufsetzen, während ich bei meiner nächsten Salutatio auch ein paar lobende Worte über deine Person in mein Gespräch mit meinem Patron einfließen lassen werde. Das sollte sicher machbar sein.", lächelte er, nachdem der Patrizier sogar auch die gleichen Bemühungen zu unternehmen ankündigte. Spätestens da konnte er ja auch nicht mehr nein sagen. Anschließend konkretisierte Lepidus seine Vorstellungen von seinem Einsatz und jetzt, wo er dies tat, erinnerte sich der Duumviralicius auch wieder, dass der Patrizier ihm sogar schon mehrfach vom purgitischen Consular und dem guten Verhältnis zu diesem erzählt hatte! Nicht zuletzt wäre dies ja auch durchaus gerecht, wenn jeder hier sich bei einem Consular auch für den anderen mit einsetzte. Bei den Patriziern hatte Dives zwar kein so genaues Bild, aber dort vielleicht ein gewesener Praetor würde auch seinem Onkel Victor gleich kommen. (Zum Glück rechnete er dies in Gedanken, denn mit jenem Satz wäre der Tiberier wohl kaum einverstanden gewesen.) Blieben Centho und vielleicht Dives' duccischer Mitklient Vala, sofern das so zwei Tage vor der Wahl noch etwas werden würde - daher sprach er auch dies lieber nicht aus. Und dagegen rechnete sich... Aurelius Lupus???


    Der gewesene Duumvir konnte sich ein verdutztes Gesicht zu einem vermeintlich trockenen "He." nicht verkneifen und verschluckte sich folglich auch prompt. Nachdem er leicht errötet den kurzen aber durchaus etwas lauteren Husten hinter sich gebracht hatte, rieb er sich mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand die Augen. Sorgenvoll glitt jene Hand sodann langsam abwärts bis auf den iulischen Mund, bevor der wenig später noch immer leicht ungläubig doch noch seine Sprache wiederfand:
    "Aurelius Lupus... das ist... ich meine... Herzlichen Glückwunsch zu _dieser_ Wahl.", sprach er mit deutlichem Unterton.
    "Ich befürchte, dass du bei dem nicht viel wirst für mich ausrichten können, mein Freund. Ihm nämlich habe ich es sogar zu verdanken am Ende des Bürgerkriegs unfreiwillig die Castra Praetoria von innen und bei weitem nicht von ihrer besten Seite kennengelernt zu haben...", riss er kurz an, WAS da potenziell zwischen ihnen stand. Denn nur aus lauter Jux und Tollerei ließ man für gewöhnlich ja niemanden inhaftieren, "...ohne erkennbaren Grund, wie ich erwähnen möchte.", fügte er hinzu und tauchte auf diese Offenbarung nun erst einmal kurz ab.


    "Selbstverständlich will ich nicht vergessen, dass die hohen Senatoren später exakt festlegen werden, welcher gewählte Kandidat welches Amt übernehmen darf. Dennoch halte ich ganz persönlich es für nicht verkehrt klar zu sagen, was man anstrebt. Gibst du dich nur zögerlich, vermittelst du wohlmöglich leicht den Eindruck, dass du dir da zwar schon ein paar Gedanken gemacht hast, dir aber - aus welchen Gründen auch immer - noch immer nicht ganz sicher bist. Gibst du dich gar zweifelnd, wirst du mitunter vielleicht sogar - surprise, surprise - in ein ganz anderes Amt gesteckt, das sonst niemand wollte. Ergo: Umso mehr Selbstsicherheit du bei der Wahl deiner Präferenz an den Tag legst, umso höher sind - meiner Meinung nach - auch die Chancen, dass man dir, solltest du gewählt werden, deinen geäußerten Wunsch erfüllt.", schilderte Dives seine Sicht auf die Dinge. Denn ein Decemvirat hieß nunmal Decemvirat, weil nur zehn der zwanzig Vigintiviri dort einen Platz bekamen... Selbstredend war es ein schlechtes Beispiel hier nun ausgerechnet die größte Teilgruppe der Vigintiviri heranzuziehen, aber das Prinzip dieses Gedankens war sicherlich verständlich.
    "Insofern also trete ich ganz überzeugt von dem Wunsch genau diesem Gremium angehören zu wollen auf und äußerte diesen auch in meinen bisherigen Gesprächen mit meinem Patron, in der Factio, im Brief an meinen Onkel Victor und so weiter. Dass du nun neben den Decemvirn auch die Tresviri capitales als mögliche Option in Betracht ziehst, finde ich in der Tat.. besonders. Ich hätte gedacht, dass du dich eher für die Tresviri monetales entscheiden würdest, wenn du einmal kandidierst. Ich meine, sind es nicht jene Ämter, die in aller Regel von Patriziern besetzt werden?", stellte der Iulier einfach mal so in den Raum, was er meinte gehört zu haben.
    "Wie dem aber auch sei, so wäre auch mir jene angesprochene gemeinsame Abstimmung im Vorfeld nur recht. Wir wollen doch schließlich Mitstreiter sein und keine Konkurrenten, richtig?", lächelte er schlussendlich zu diesem Punkt. Und insbesondere da der Tiberier hier ja eh der zu sein schien, der sich eben auch gerne mit den Aufgaben der Tresviri capitales befassen mochte, wäre für Dives selbst ja nichts verloren...


    In der Factio-Frage winkte der Duumviralicius beim erwähnten Termindruck bereits ab, um zu zeigen, dass er tatsächlich durchaus Verständnis dafür hatte und es Lepidus keineswegs besonders übel nahm. Als die Rede dann jedoch erneut auf den Aurelier kam, konnte er sich einen weiteren Kommentar zu diesem einfach nicht verkneifen:
    "Und da haben wir ihn wieder, den Aurelius. Weil ich meinerseits jüngst zum Vicarius Principis Factionis Venetae erwählt wurde, meine ich annehmen zu können, dass es mir bekannt wäre, wenn sich die Factio-Frage zugunsten der Blauen geklärt hätte. Mit dem Wissen, dass ein Aurelius, wenn mich nicht alles täuscht, auch die Aurata führt, darf ich dann wahrscheinlich annehmen, dass du dort untergekommen bist, nicht?", spekulierte der Iulier durchaus etwas wild, aber dabei nun auch keineswegs unbegründet.
    "Er nutzt deinen verstorbenen Verwandten zu seinem Zweck und zieht dich, obwohl Tiberius Durus bei der Veneta und sogar einst deren Anführer war, bei dieser Gelegenheit trotzdem zu den Goldigen...", schüttelte Dives seufzend den Kopf, während er dennoch versöhnlich lächelte. Er gehörte ja glücklicherweise nicht zu den Menschen, die bei der falschen Factiozugehörigkeit Freundschaften beendeten (sonst wäre die Geschichte mit Serapio sicherlich auch noch einmal um einiges schwieriger). Dennoch war dieser weitere Schlag seitens des aurelischen Wolfes.. nun.. ein wenig niederdrückend.

    Wie so oft, seitdem er sich mit einigem Stolz einen Klienten des vinicischen Consulars nennen durfte, fand sich Dives auch an diesem schönen Morgen zur Salutatio seines Patrons an der Villa Vinicia ein. Allem Anschein nach war er dabei weder der erste noch der letzte und vermutlich auch nicht der einzige, der bei den anstehenden Wahlen für ein Amt des Cursus Honorum kandidierte.


    "Salve. Iulius Dives. Zur Salutatio des Consulars Vinicius Hungaricus, bitte.", zählte der Iulier nur das Wichtigste für den Ianitor auf, nachdem er an der Reihe war. Es war ja auch immer wieder die gleiche Leier... für den Türöffner vermutlich gar noch mehr als für Dives.

    So folgte Dives also einem Bediensteten des Hauses in eines der Triclinia und überbrückte dort die kurze Zeit des Wartens vornehmlich mit dem Studium der Einrichtung, wie selbstredend auch einem Anstandschluck aus dem ihm gereichten Becher. Die Raumgestaltung schlug ihm schließlich weit weniger auf den Kopf, als selbst gut verdünnter Wein. Die kleinen Snacks unterdessen ließ er unberührt.
    "Sei gegrüßt, Aedil Duccius.", grüßte er dann, nachdem der Senator erschienen war und ihn willkommen geheißen hatte, freundlich zurück. Er folgte der Einladung sich zu setzen und sein Lächeln wurde etwas verhaltener bei den anschließenden Worten seines Mitklienten und der mit jenen Worten unmittelbar verbundenen unangenehmen Erinnerungen.


    "Nun, wie du siehst, habe ich die Möglichkeiten, die sich mir nach unserer Übereinkunft, für deren Zustandekommen ich dir natürlich noch immer sehr dankbar bin, eröffneten, nach Kräften zu nutzen versucht.", versuchte Dives sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und das Thema von vornherein etwas auf Abstand zu bringen. Wer sprach schon gern über die eigene Gefangenschaft?
    "Dass meine bisherige Karriere mich dem ersten Anschein nach eher für den Ritterstand empfehlen würde, mag sein, ist jedoch dem Umstand geschuldet, dass ich bereits sehr frühzeitig mein langfristiges Ziel in den Senat aufgenommen zu werden nicht ganz geradlinig zu verfolgen imstande war. Du kennst die politische Situation unter Vescularius Usurpator sicherlich weit besser als ich, sodass du hoffentlich nachvollziehen kannst, dass ich in jener Lage das vergleichsweise selbsttätige Anlernen politischer Gepflogenkeiten in verhältnismäßig kleinem Rahmen in Ostia einem üblichen Tirocinium fori bei einem Senator vorgezogen habe." Wie sollte man auch groß etwas über Politik lernen, wenn der Fettwanst eh fast alles - von Gesetzesänderungen bis hin zu den meisten Amtsträgern des Cursus Honorum - aufdiktierte? Und für bloße Theoriestunden wurde man wohl kein Tiro...
    "Darüber hinaus denke ich, dass mich meine Quaestur und meine beiden Duumvirate, die ich in der Hafenstadt absolvierte, doch durchaus nicht schlecht auf eine mögliche Betätigung als Decemvir vorbereitet haben. Ferner, auch wenn ich soweit noch nicht denken will, erschiene mir auch der Posten als Curator Rei Publicae keineswegs uninteressant. Denn dafür genau und aus eigener Erfahrung zu wissen, was auch auf den Ebenen unter einem passiert, wäre sicherlich nicht ganz verkehrt.", erklärte Dives recht offen. Dass eine Curatur selbstredend nicht unbedingt mit einem religiösen Amt zeitgleich zu vereinbaren war - und der Iulier hatte sich ja bereits bei den Septemviri beworben -, lag auf der Hand. Aber, wie gesagt, wollte er so weit im Moment eh noch lange nicht denken.

    Pünktlich zur zehnten Stunde am fünzehnten Tag vor den Novemberkalenden - und damit folglich nur zwei-drei Tage vor den kommenden Wahlen - erschien Dives vor der Casa Accia. Soetwas nannte man dann wohl den (versuchten) Stimmfang auf den letzten Passus. Doch was sollt's? Wenn der Duccier als amtierender Aedil aufgrund seiner zahlreichen Aufgaben und Pflichten keinen zeitnaheren Termin hatte anbieten können, dann ließ sich das nicht ändern. Auch ein 'Wäre ich früher beim Vinicius gewesen, hätte der mir früher vom Duccier erzählt und jener vielleicht schon etwas früher Zeit für mich gefunden.' führte zu nichts. Ein letzter Kontrollblick, dass die Toga des Iuliers auch angemessen saß, dann ging es ab durch die Mitte...


    "Salve! Mein Name ist Iulius Dives. Der Senator und amtierende Aedilis Plebis Duccius Vala war so freundlich und schrieb, dass er mich heute zu dieser Stunde zu einem kleinen Gespräch empfangen würde.", erklärte der Duumviralicius nett lächelnd, nachdem er an der Porta des Hauses geklopft hatte und man ihm sicherlich auch irgendwann geöffnet haben würde.

    http://i1294.photobucket.com/a…_Coronarium_pro_Palma.png Noch einmal atmete Dives tief ein und aus und merkte, wie zeitgleich und völlig kontraproduktiv das Adrenalin in beinahe jeden Winkel seines Körpers schoss. 'Verdammte Nervosität!' Er kontrollierte ein letztes Mal ganz oberflächlich und auch nur pro forma, da er jetzt eh kaum noch etwas ändern könnte, den guten Sitz seiner Toga und schritt anschließend wieder in der Mitte der Gruppe vor den Augustus, der sie sodann begrüßte.
    "Sei gegrüßt, unser Augustus. Es ist uns allen eine Ehre heute hier vor dir stehen zu dürfen, um dir gemäß der Sitten und Traditionen des römischen Imperiums im Namen der Civitas Ostia dein Aurum Coronarium zu überreichen.", trat der Iulier beiseite, um den Blick auf das schwere, mit Goldmünzen befüllte Geschenk freizugeben:


    "Da du den Inhalt der Truhe, das Krongold zu deinem Amtsantritt, selbstverstandlich anderweitig gebrauchen und zum Wohle des Imperiums einsetzen wirst, befand der Ordo Decurionum Ostiensis einst unter meiner Leitung als damaligem Duumvir dieser Stadt, dass wir dir anderweitig in Erinnerung zu bleiben versuchen wollen." Die Truhe wurde näher an den Cornelier heran getragen.
    "Wir ließen dein Wappentier und das noch junge, ebenfalls während meines Duumvirates geschaffene Motto der Hafenstadt als Zeichen der Verbundenheit an den Seiten einarbeiten, wie Mercurius, hier oben, selbstverständlich nicht nur ein Symbol für und eine Erinnerung daran sein soll, dass dieses Geschenk an dich aus Ostia stammt. Nein, wir möchten dir damit auch den Segen ebendieses Gottes wünschen, der dir vermutlich nicht nur den Weg zu unser aller Befreiung von einem Usurpator gewiesen hat, sondern auch dafür sorgen soll, dass diese deine Geldtruhe - sinnbildlich - niemals leer wird.", erklärte der Duumviralicius gestenreich am Objekt und hoffte lächelnd, dass den Cornelier all dies überhaupt auch nur ansatzweise interessierte. Er hatte da schließlich durchaus schon so eine Erfahrung sammeln dürfen, wenngleich er selbstverständlich nicht davon ausging, dass Palma dem Vescularier nun übermäßig groß ähnelte. Aber man wusste ja nie.


    Eine kurze Pause folgte.
    "Ferner soll natürlich auch unsere Gesandtschaft, die dir die vollste Unterstützung in den hoffentlich vielen und vor allem endlich wieder friedlichen Jahren deiner Herrschaft ausdrücken will, zur Anerkennung und Ehre gereichen. So besteht sie nicht nur aus dem gewesenen Duumvirn Iulius Dives, der soeben sprach, sondern auch aus einem seiner Nachfolger, dem amtierenden Duumvirn Helvetius Ocella.", wies der bereits etwas betagtere Pontifex Vulcani von Ostia mit flacher Hand und ruhiger Stimme auf die benannten Personen. Irgendjemand musste schließlich die Vorstellung nachholen, die der Iulier in seiner Aufregung vermutlich schlichtweg vergessen hatte. Sie alle wussten ja, wer vor ihnen stand. Ob der Cornelier es umgekehrt ebenfalls wusste, stand auf einem anderen Pergament.
    "Darüber hinaus steht hier der ehemalige Praefectus Ostiensis Cassius Hermina Maior, der zusammen mit dem Iulius mitverantwortlich für die _friedliche_ Befreiung unserer Civitas war. Sulpicius Cornuntus ist für die Verwaltung der Häfen zuständig und sorgt auf diese Weise dafür, dass das angesprochene Tor Romas in die vielen Provinzen deines Reiches stets geöffnet ist und man jederzeit sowohl in die eine, als auch die andere Richtung hindurch kommt. Und meine Wenigkeit bildet als Pontifex Vulcani von Ostia das bescheidene Äquivalent zu deinem höchsten Pontifikat hier in Roma.", wurden mit Ausnahme der Träger des Krongeldes alle Gesandten vorgestellt, bevor man dem höchsten Manne des Imperiums erst einmal wieder die Möglichkeit zur Reaktion auf all dies ließ. Er sollte mit dieser Vorstellung ja nicht gleich vollkommen überfahren werden.

    Dives nickte und ließ sich der Einladung folgend auf einer der Klinen nieder.
    "Nun, Centho geht es... den Umständen entsprechend sicherlich nicht schlecht, wenngleich ich mir, auch wenn er dies nicht explizit erwähnte, sicher bin, dass es ihn sehr bedrückt fernab allein mit seinen drei Kindern nicht in Roma zu sein. Seine Frau verstarb ja noch zu Lebzeiten Valerianus' nach der Geburt ihres zweiten Sohnes.", führte er kurz aus, der er als einer der nächsten Verwandten Centhos selbstverständlich über diesen Bescheid wissen musste. Und das tat er ja auch - soweit es ihm eben möglich war.
    "Ich darf dich aber in jedem Fall von ihm Grüßen und kann dir sagen, dass ich nicht ohne Grund um das heutige Gespräch mit dir gebeten habe, sondern ebendies natürlich nur konnte, weil er auch mehrfach von dir erzählte - nur Gutes, möchte ich noch hinzufügen.", lächelte der Iulier und meinte, dass die Situation für die Frage nach Serapio doch fast schon perfekt war!


    "Aber selbstverständlich möchte ich mich auch nach deinen Verwandten erkundigen, die es dieser Tage ja ebenfalls keineswegs leicht haben. Ich hörte davon, dass Decima Seiana festgenommen wurde. Da ich von ihr trotz meiner Jugend als Praeceptor der Schola Atheniensis eingestellt wurde und folglich aus meiner persönlichen Erfahrung auch nur Positives über sie zu berichten wüsste, muss ich sagen, dass mich dies doch nicht unberührt ließ.", legte der Duumviralicius seine rechte Hand beteuernd und ohne groß darüber nachzudenken auf seinen Halsansatz.
    "Und darüber hinaus hat man meines Wissens nach auch Decimus Serapio, den ehemaligen Praefectus Praetorio inhaftiert, nicht? Ich habe mich ganz gut mit ihm angefreundet, nachdem er und beinahe die gesamte in Roma anwesende Gens Decima dereinst zu einer Theateraufführung in Ostia waren, zu der ich als Decurio der Stadt einlud. Und obgleich ich weiß, dass mein Großonkel Iulius Licinus, mittlerweile Praefectus Castrorum der Prima in Mantua, sich gerade für Se.. seinen ehemaligen Kameraden Decimus Serapio eingesetzt hat, muss ich gestehen, dass es an mir nagt nicht zu wissen, wie es meinem guten Freund geht. ... und natürlich auch seiner Schwester, versteht sich.", bemühte sich der Iulier, dessen Hand bei der Rede von Serapio unmerklich in die Region seines Herzens gerutscht war, bloß nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, dass es ihm hier tatsächlich nur um Serapio ginge.
    "Du kannst mir folglich nicht zufällig etwas genauer sagen, wie es ihnen geht? Ich meine, als Senator wirst du doch sicherlich zu ihnen dürfen, oder?", erkundigte sich Dives, der noch immer davon ausging, dass Serapio (über Seiana hatte er jetzt nie groß nachgedacht) im Kerker einsaß.

    Der Iulier lächelte amüsiert und lachte ansatzweise. Innerlich kam er dabei jedoch nicht umhin festzustellen, dass er selbst wenigstens im Bezug auf Serapio durchaus eine gute Miene zu traurigem Spiel machte. Andererseits: Setzte er nicht gerade bei diesem Thema fast unentwegt eine Maske auf? Nachdem er an diesem ewig in der Vergangenheit liegend scheinenden Festtag der Fors Fortuna mit dem Decimer zusammen gewesen war, hatte er sich ja umgekehrt auch nicht anmerken lassen dürfen, dass er plötzlich erfüllt von Glückgefühlen war! Das hätte schließlich unangenehme Fragen aufwerfen können, mit denen sich die Literatur dieser Tage so wohl kaum auseinandersetzte...
    "Meinen Glückwunsch!", gratulierte Dives dann, erst bei den Worten über den Ordo Senatorius wieder aus seinen Gedanken gerissen, nach dem Satz über die gute Laune. Für einen kurzen Augenblick lang überlegte er, ob es vielleicht angebracht wäre nun in irgendeiner Weise Körperkontakt herzustellen, sei es durch das Reichen der Hand oder ein Klopfen auf die Schulter, entschied sich letzten Endes aber dagegen. Einerseits wusste er schließlich, dass Lepidus den nun erlangten Ordo stets als eigentlich selbstverständlich angesehen hatte; andererseits waren sie hier zwei unbekleidete Männer im Bad, nicht? Erwähntermaßen galt es da wohl folglich etwas vorsichtiger zu sein, um keine falschen (also eigentlich stimmenden) Vermutungen bei irgendjemandem zu wecken. Da entschied sich der Duumviralicius, dass er heute notfalls lieber etwas zurückhaltender und ja, vielleicht auch distanzierter wirken sollte. Dann wäre dem eben so.


    "Du kandidierst ebenfalls?", konnte er sich im Anschluss an die übrigen Neuigkeiten dann nicht helfen, nicht wenigstens ein wenig überrascht zu sein. Mit den folgenden zweiten und dritten Gedanken erschien es ihm natürlich schon irgendwo auf der Hand liegend, dass der Tiberier es jetzt nun also auch gleich wissen wollte. Nunja.
    "Du musst wissen, dass auch ich, nachdem mich der aus dem Exil zurückgekehrte Consular Vinicius Hungaricus als seinen Klienten akzeptiert hat, mit seiner Unterstützung meine Bewerbung für das Decemvirat eingereicht habe.", erklärte er das vorherige 'ebenfalls' und ließ dann erst einmal eine kurze Pause folgen. Hernach nickte er verhalten.
    "Um ganz ehrlich zu sein.., ist das daher nicht ganz einfach, wenngleich ich mich gerade für dich natürlich gerne bemühen möchte. Ich versprach meinem Patron, dessen Bruder ja ausgerechnet durch meinen Onkel Octavius Victor angeklagt wurde, nämlich, dass ich keinerlei Umgang mit meinem Onkel habe und seine Taten, das finde ich wirklich, nicht gutheiße - begonnen bei der Entscheidung ein _Klient_ des Vescularius zu werden.", schilderte er kurz sein Dilemma und rieb sich anschließend einmal die Stirn.
    "Selbstredend bin ich jedoch auch zu dem Schluss gekommen, dass ich es mir als Iulier dieser Tage kaum erlauben kann, mir eine unter normalen Umständen fast schon sichere Stimme einfach so entgehen zu lassen. So habe ich ihm letztlich doch zumindest einen Brief geschrieben, in dem ich auch ihm zunächst meine derzeitige Lage darlegte, bevor ich ihn entschuldigend dennoch um seine Stimme bei den anstehenden Wahlen bat. Geantwortet hat er mir nicht.. bisher." Wieder folgte eine Zäsur, in der Dives gedanklich durchging, wo und bei wem er schon überall war. Logischerweise blieb er dann irgendwie bei der Vollversammlung der Factio Veneta hängen, auf der sich der Iulier schließlich gleich zwei nicht gerade unbedeutender Stimmen versichert hatte!


    "Ich will sehen, dass ich dennoch im Sinne unserer Verbindung einen weiteren Brief an meinen Onkel aufsetze, wie ich selbstredend auch meinen Cousin Centho - den wahrscheinlich noch am einfachsten - von deiner Kandidatur zu überzeugen versuche.", versprach er und nickte noch einmal bestätigend.
    "Nun gestatte du mir jedoch zunächst einige Fragen: Für welches Amt im Rahmen des Vigintivirates planst du dich denn zur Wahl zu stellen? Und du hast doch sicherlich ebenfalls einen einflussreichen Patron gefunden, wenn du nun kandidierst, nicht? Du könntest nicht zufällig bei dem auch ein gutes Wörtchen für mich einlegen?", schmunzelte Dives nach jener Formulierung und ahnte nicht im Geringsten, welch überraschender Schlag ihn wohlmöglich gleich treffen könnte. Nach der Verwandtschaft des Patriziers, denn soweit er wusste, saß nach Durus' Tod kein Tiberier mehr im Senat, fragte er nicht weiter.
    "Und nicht zuletzt: Wo war mein guter tiberischer Freund denn, als ich ihn zur Vollversammlung der Factio Veneta einlud?", erkundigte sich der Iulier mit einem etwas neckischen Grinsen, da er - wie schon nach der Erklärung Tiberia Lucias an jenem Tag - schlichtweg davon ausging, dass der Fehler eben auch nicht unwesentlich in der Kurzfristigkeit der Einladung lag.

    Nachdem es in letzter Zeit nicht wenig für ihn zu tun gab, erreichte der erste Bericht aus Roma Dives' Großonkel bei der Prima wahrscheinlich etwas später, als ursprünglich erwartet. Doch letztlich galt: Er hielt sein Wort und schrieb. Oder nicht? "Für den Praefectus Castrorum!", erklärte der Bote bei Übergabe des Schreibens in wichtigem Tonfall, bevor er anschließend den Rückweg in die Ewige Stadt antrat.


    Roma, A.D. VI ID OCT DCCCLXIII A.U.C.

    Ad
    Praefectus Castrorum
    Marcus Iulius Licinus
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua, Italia



    Dives Licino patruo magno ex abavo s.d.p.


    Nachdem du unsere iulische Gens in der Verfassung und der Situation zurücklassen musstest, in der du ebendies gemäß deiner Pflichten als Militär tates, wird dich mein erster Bericht über die Zeit nach meinem Umzug zurück in die Casa Iulia auf den Esquilin sicher etwas erfreuen können:


    Zunächst möchte ich dich wissen lassen, dass es mir allen Umständen vor allem meinen Onkel Senator Octavius Victor betreffend zum Trotz gelungen ist, den großen Consular Vinicius Hungaricus, den Bruder des zum Tode verurteilten Consulars Vinicius Lucianus und Patron des ermordeten Consulars Tiberius Durus, davon zu überzeugen, mich als seinen Klienten zu akzeptieren!
    In der Folge unterstützt er mich sowohl dabei in das hohe Collegium Septemvirorum kooptiert zu werden, als auch bei meiner Bewerbung zum Decemvirat, die ich erst kürzlich erfolgreich beim amtierenden Consul Cuspius einreichte. So nehme ich aktuell Kontakt zu mehreren einflussreichen Senatoren, darunter auch Decimus Livianus oder auch Duccius Vala, auf, während ich in meiner Freizeit an einer geeigneten Rede für die Curia Iulia feile. Am XIII. und XII. Tag vor den nächsten Kalenden wird dann gewählt. * - Drück mir die Daumen, Großonkel!


    Weiterhin fand vor kurzem eine Vollversammlung der Factio Veneta, der ich ja angehöre, statt. Als erstem Mitglied der Iulii Caepiones ist es mir dabei gelungen eine der Führungspositionen in einer Factio zu erlangen! Ich bin nun als Vicarius der zweite Mann hinter Senator Germanicus Sedulus. Jenen habe ich dabei, wie auch den dreifachen Consular Aelius Quarto, ebenfalls von meinen Plänen zur Kandidatur überzeugen können, sodass ich wohl auch mit ihren beiden Stimmen fest rechnen darf.
    Was kann ich noch berichten? Ich bin verlobt! Die Dame heißt Fausta und stammt aus der Gens Sergia. Gleichzeitig ist sie eine Nichte des Senators Annaeus Modestus, des letzten Praefectus Aegypti Annaeus Varus und erzählte auch etwas von cornelischen Wurzeln, was sie sicherlich zu einer guten Partie macht. Und natürlich ist sie in ihrem jungen Alter auch ganz hübsch. Wir lernten uns einst in Ostia kennen.


    Ostia! Der Augustus hielt eine große Audienz für die Gesandten der Civitas ab, um auch von dort sein Aurum Coronarium in Empfahng zu nehmen. Da ich meinen Amtsnachfolger als Duumvir jener Stadt von Beginn an gefördert und zuletzt sogar seine Wahl dort unterstützt habe, hatte auch ich die Ehre als Decurio Ostias Teil jener Delegation zu sein. Aufregend!
    Ähnlich ging es übrigens auch meinem Cousin Crassus. Der arbeitete ja als Notarius in der kaiserlichen Kanzlei. Für die Beamtenschaft des Palatin gab es ebenfalls eine Großaudienz und vor den Augen aller wurde unser lieber Iulius Crassus dabei zum Primicerius ab epistulis befördert! Derweil, so meinte er weiter, hatten andere weniger gute Neuigkeiten zu schlucken. So wurde zum Beispiel der Eques Pompeius Imperiosus (ein Schwager von Tante Paula) zwar insgesamt in der Kanzlei belassen, musste jedoch seine Degradierung zum Procurator a memoria hinnehmen.


    Und zu guter Letzt: Die Casa Iulia ist im Groben nun durchaus wieder ganz passabel bewohnbar, wenngleich sich eine baldige Renovierung sicherlich empfehlen würde. Um etwaigen Sanktionen gegen meinen Cousin Lucius Centho etwas vorzubeugen, habe ich ferner die Absicht temporär zum Eigentümer und Herrn des Hauses werden zu wollen. Ich kann den Augustus nicht ansatzweise gut genug einschätzen, um abzusehen, ob er gleich dem vescularischen Usurpator wohlmöglich Enteignungen oder ähnliches plant. Meine Person wäre hiervon wohl weniger gefährdet, als Lucius oder Onkel Proximus.
    Crassus sieht das genauso, Onkel Proximus und Onkel Potitus... naja. Was meinst du dazu?


    Mögen die unsterblichen Götter dich und die Deinen schützen!
    (Da fällt mir ein: Hat dein Sohn meinen Brief erhalten?)
    Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    DUUMVIRALICIUS BIS - OSTIA


    Sim-Off:

    * 20. & 21. Oktober; wie angekündigt, ist der Brief recht lang... ^^

    Sim-Off:

    Bevor ihr alle weg seid und Porto fällig wird. ^^


    Nachdem er es lange - vermutlich sogar viel zu lange - vor sich her geschoben hatte, rang sich Dives letztlich doch noch dazu durch, einen vor einer halben Ewigkeit versporchenen Brief zu aufzusetzen, der dieser Tage am Stützpunkt der Classis Misenensis mit dem Hinweis "Das müsste zur zweiten Kohorte, erste Centurie, erstes Contubernium." ankam. Da der Adressat, falls er nach dem vergangenen Bürgerkrieg denn überhaupt noch lebte, über den Inhalt des Schreibens wahrscheinlich nicht sonderlich erfreut sein würde, war es dem Boten aus Roma ganz recht, das Lager nicht unbedingt betreten zu müssen, um die Nachricht persönlich zu überreichen...


    Roma, A.D. VI ID OCT DCCCLXIII A.U.C.

    Ad
    Miles Classicus
    Titus Flavus
    Castra Classis Misenensis
    Misenum, Italia



    Iulius Dives Flavo s.d.


    Nachdem der Bürgerkrieg vorüber ist und es jetzt an die Aufstellung der Schadensbilanz sowie erste Aufräumarbeiten geht, möchte ich dir in der Hoffnung, dass auch du diesen Machtkampf irgendwie überlebt und überstanden hast, hiermit den längst überfälligen Brief schicken, den ich versprach.
    Ich gehe davon aus, dass es dich kaum überraschen wird, dass die Position, in der ich mich heute befinde, kaum vergleichbar ist mit der, in der ich mich zum Zeitpunkt unserer Begegnung befand. Nicht nur einer meiner vielen einflussreichen Verwandten und Bekannten wurde in der Zwischenzeit von den Truppen des Cornelius Palma gefangen gesetzt oder hat Roma verlassen. Auch mir selbst blieb so einiges, mit dem ich dich jedoch nicht weiter behelligen möchte, leider nicht erspart.


    Folglich liegt es zur Zeit auch nicht im Rahmen meiner Möglichkeiten mich in derart besonderem Maße, in dem du es wünschtest, auch nur für irgendjemanden stark zu machen. Es wird offensichtlich sein, dass meine Schritte dieser Tage noch wesentlich genauer und kritischer betrachtet werden, als sie dies damals wurden.
    Nichtsdestotrotz kann ich dir, denn auch ich bin nicht völlig machtlos, anbieten mich ganz regulär für dein Bürgerrecht einzusetzen, sobald du deine 25 Dienstjahre im Exercitus Romanus erfolgreich absolviert hast. Deine bisherigen Bemühungen in der speziellen Sache betrachte ich mit diesem Angebot als abgegolten; alle weiteren Details unserer Übereinkunft als hinfällig.


    Mögen Neptun und Mars über dich wachen!
    Vale!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    DUUMVIRALICIUS BIS - OSTIA

    Und da war es auch schon vorbei mit der Ruhe. Das hieß natürlich: Auch jene Stille existierte im öffentlichen Raum ja stets nur relativ. Die Thermen waren laut, genauso wie öffentliche Latrinen mitnichten stille Örtchen waren und selbst - nein gerade - Bibliotheken waren ob der vielen lauten Leser (lautlos hörte ja niemand die hohe Verskunst der Dichter und Denker) einfach ein Meer aus tausend Stimmen. Mit einem leisen, wohligen Seufzen öffnete Dives seine Augen und wurde sofort zu einem breiten Lächeln verleitet.
    "Salve, Lepidus! Eine Freude, dich zu sehen! Und in der Tat geht es mir gut, wenn man von der einen oder anderen Sorge des Alltags absieht.", antwortete der Iulier. Da war zunächst noch immer diese nagende Ungewissheit das Schicksal Serapios betreffend, die wie ein Damoklesschwert über ihm hing, gefolgt von dieser einen Sergia, die fast schon eine Sorge an sich war. Und zu guter Letzt rückte auch bald der Augenblick näher, in dem Dives mit einer möglichst guten Rede vor den Senat treten müsste. Aber noch ließ eine Einladung dazu ja auf sich warten...
    "Aber sag, auch dir steht deine Geschäftigkeit" Denn andernfalls wäre ein Treffen ja nicht so dringlich zeitnah nötig gewesen. "ausgezeichnet zu Gesicht! Ich bin mehr als froh, dass du nach unserem letzten Treffen in deinem beneidenswerten Heim wieder vom Elan gepackt wurdest. Was ist der Anlass, aus dem wir heute hier sitzen?", erkundigte er sich schließlich, nachdem er um die vorherige Feststellung nicht umhin gekommen war. Durchaus erinnerte er sich schließlich noch in groben Zügen daran, wie vergleichsweise unsicher und selbsthinterfragend der Tiberier dereinst gerade im Bezug auf seinen weiteren Werdegang ganz allgemein und speziell auch im religiösen Bereich war...

    Die sinnbildlichen Haie und Kranken blieben stumm - und kurze Zeit später dann war Dives auch schon die zweite Spitze der Veneta! Dankend nickte er anschließend in Richtung des älteren Aeliers und formte ein stummes 'Danke' mit seinen Lippen. Großartig anders, musste er sich hernach jedoch eingestehen, fühlte er sich jetzt nicht. Hatte er das erwartet? Oder hätte er das erwarten sollen? Erst just in diesem Moment bemerkte er, dass er sich über diese Frage bisher keinen Kopf gemacht hatte - und es jetzt wohl reichlich spät für derlei Überlegungen war.
    Jene Zweifel für den Augenblick verdrängend folgte der frisch ernannte Vicarius im Weiteren den Worten des germanicischen Senators. Auch ihm nickte er als Reaktion auf dessen Glückwünsche nur stumm lächelnd zu, da er die Rede schließlich nicht unterbrechen wollte, bevor er ebenfalls nicht wenig überrascht den Vorschlag und die nachfolgende Ernennung zum Ehrenmitglied vernahm. Kurz verbreiterte sich das iulische Lächeln im Anschluss daran zu einem Grinsen, als man ihn aufforderte seines Amtes zu walten und eine Ehrenmitgliedschaft zu notieren. Zweimal kurz tippte er sich mit Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand gegen die Schläfe, um zu zeigen, dass er sich dies für den Moment nur merken würde. Zudem war er jetzt ja kein Factiosekretär mehr, sondern der Stellvertreter Sedulus'! Als solcher würde er fortan auch ein paar mehr Aufgaben delegieren.


    Beschäftigender als dies war aber ohnehin die Frage, mit der der frisch gewähte Princeps Factionis fortfuhr.
    "Nun, wenn ich denn an dieser Stelle einfach kurz einhaken könnte?", ergriff der Duumviralicius diese Gelegenheit beim Schopfe nun endlich auch zur Sprache zu kommen.
    "Erst einmal gilt selbstredend auch mein Dank unserem neuen Ehrenmitglied, Consular Aelius, dem neuen Princeps Factionis Germanicus, wie natürlich auch meinem Patron, Consular Vinicius, und allen anderen Mitgliedern der ruhmreichen Factio Veneta für ihr Vertrauen!", lächelte und nickte Dives in diese und jene Richtung.
    "Um aber sogleich auf die Frage einzugehen, wie wir das von Sed... Senator Germanicus angesprochene Problem angehen können, möchte ich zunächst aussprechen, was sicher jeder hier weiß: Wir brauchen wieder neue Aurigae, neue, hoffnungsreiche Talente, die wir mit altgewohntem Einsatz und gutem Training zu Stars ihres Sportes schleifen." Er blickte sich kurz um und blieb mit den Augen für einen Moment bei der Tiberia hängen.
    "Und was nun ist es, das uns hoffnungreiche Talente verschafft? Nun, ich würde sagen, das sind neben geschickten Verhandlungsführern", sprach er bewusst im Plural, "selbstverständlich auch solide Finanzen und ein möglichst weites Feld an Kontakten." Der Iulier streckte seine flache rechte Hand in Richtung der Tiberia.
    "So freue ich mich daher ganz besonders, dass heute neben Aelius Paetus auch die jugendliche Tiberia Lucia hier ist, um ebenjenes Feld der Kontakte mit ihrer Mitgliedschaft in unserer Factio", nickte er erst der Patrizierin, dann Sedulus zu, während er kurz innehielt, "ebenfalls zu erweitern.", erklärte Dives. Dabei kreuzte in diesem Moment genauso wenig wie einige Zeit zuvor die Idee seine Gedanken, dass Lucia wohlmöglich überhaupt nicht an einer Mitgliedschaft interessiert sein könnte. Denn ganz ehrlich: Wer die Einladung zu einer Vollversammlung annahm, nachdem der Iulier doch recht ausführlich davon gesprochen hatte, wie gern er die Tiberier als Mitglieder der Veneta sähe und dass am heutigen Tage eh ein Punkt aus Personalien bestand, der musste doch beinahe zwangsläufig damit rechnen, dass allein seine Anwesenheit schon als ein Statement für die Factio interpretiert wurde. Hinzu kam mittlerweile natürlich auch, dass der gewesene Duumvir jenen 'Beitrittswunsch' der Tiberia schon nicht mehr zum ersten Mal in ihrer Gegenwart zur Sprache brachte. Und was sie einmal nicht von sich wies, das würde sie sicherlich auch ein zweites Mal nicht von sich weisen, oder?

    Sich an der Porta noch kurz einsilbig, da er den Senator ja nicht unnötig warten lassen wollte, beim sogar freundlich für ihn lächelnden Ianitor bedankend folgte Dives anschließend einem Sklavenjungen zum besagten Officum des Praetoriers Decimus Livianus. Er ließ den Jungen sein Erscheinen ankündigen und betrat nach der Aufforderung sodann auch selbst die Räumlichkeit, in deren Mitte der Senator wirksam präsent stand und ihn bereits zu erwarten schien.
    "Salve, Senator Decimus! Ich freue mich, dass du mir die Gunst erweist, mich zu einem kleinen Gespräch hier zu empfangen.", grüßte und bedankte sich der Iulier natürlich zunächst und zeigte ein etwas angespannt schmales, aber dennoch ehrliches Lächeln. Heute ging es für den Iulier um durchaus nicht wenig.
    "Ich hoffe doch, du musstest trotz der morgendlich-überfüllten Straßen nicht allzu lange warten?", erkundigte er sich dann mit bereits eingefügter Entschuldigung. Denn zwar hatte der Duumviralicius doch eigentlich gedacht, dass er pünktlich wäre, aber wenn der Decimer schon die Zeit zum Rückzug in sein Officium gefunden hatte, hätte Dives wohl doch noch ein akademisches Viertel früher aufbrechen sollen. Immerhin aber waren die Wege an diesem Morgen tatsächlich etwas verstopft gewesen - wenigstens jene, die er selbst gegangen war -, sodass statt einer Notlüge auch eine kleine Übertreibung in dieser Sache genügte.

    Welch Glück der tiberische Freund des Duumviralicius da doch hatte, dass Dives selten nur sich in den öffentlichen Thermen, in denen es schließlich auch irgendwo galt gesehen und wahrgenommen zu werden, mit einem Handtuch seinen Kopf verhüllte. Viel lieber auch ließ sich der junge Iulier gleich zu Beginn einer ausgedehnten Badesitzung erst einmal kräftig anspannungslösend massieren - am liebsten von dem schnuckeligen Hispanier, der ihn, wennauch nur ganz leicht, an Serapio erinnerte. Letzteres war auch der Grund dafür gewesen, dass der gewesene Duumvir eigentlich das kleine Zeitfenster vor seinem anschließenden Termin hier eingeplant hatte. Ja, eigentlich... Denn nachdem ihn sein guter Freund und persönlicher Verbündeter Lepidus nun unbedingt und zeitnah zu sprechen wünschte, war es wohl das Pflicht- und Treuegefühl, welches den Iulier schweren Herzens auf die Freuden der angenehmen Rosenöl-Massage der sanften und doch gleichzeitig männlich-starken Hände verzichten ließ. Hoffentlich wusste der Patrizier, was Dives hier nur seinetwegen freiwillig verpasste! (Das hieß: Eigentlich natürlich besser, er wüsste es nicht.)


    Wie dem auch war, hatte der Duumviralicius sich statt im Massageraum nun also erst einmal wartend im Caldarium der Thermen niedergelassen. Dort saß er ebenfalls ganz nett und doch auch durchaus entspannt im wohlig warmen Wasser und ließ sich von einem Thermensklaven - der war wohl griechisch und schon kein Schreckgespenst (war aber eben kein Hispanier!) - mit regelmäßigen Wassergüssen bedenken. Kurzum: Es war zwar alles schön und entspannend, blieb aber dennoch nur suboptimal. Letztlich lag vor dem Becken, in welchem der Iulier mit geschlossenen Augen den wenigstens kurzen Moment der Ruhe wartend genoss, über seinen Holzschuhen, ohne die sich über den warmen Boden hier nur schwerlich laufen ließ, sein Handtuch. Jenes, denn für Symbolik hatte er etwas übrig, wenn diese ihm denn passte, zeigte durchaus nicht ganz unauffällig auf veneta-blauem Grund die weiße Iulier-Taube, die gerade sinnlich gurrend (denn dies machte sie zum Vogel der Venus, zum Zeichen der Liebe und der Liebenden) aufzufliegen schien. Oder war das sinnliche Gurren vielleicht doch eher dem Iulier selbst zuzuschreiben, der da gerade wieder einen warmen Wasserguss in seinen Nacken genoss?

    Nachdem sein neuer Patron Dives nahegelegt hatte schon bald mit seinem Mitklienten Duccius Vala in Kontakt zu treten, tat der Iulier nun ebendies. Ein Bote, der es von der ebenfalls auf dem Esquilin gelegenen Casa Iulia nicht weit hatte, überbrachte letztlich folgende, die gemeinsamen Begegnungen in den Castra Praetoria faktisch totschweigende Wachstafel:


    Roma, A.D. VIII ID OCT DCCCLXIII A.U.C.

    Ad
    Aedilis Plebis
    Titus Duccius Vala
    Casa Accia
    Roma, Italia



    Iulius Dives Duccio Valae Aedili Plebis s.d.


    Auf die Empfehlung meines Patrons hin schreibe ich dir. Nachdem ich seit kurzer Zeit die Ehre habe, mich einen Klient des hochverdienten Consulars Vinicius Hungaricus nennen zu dürfen, verbindet dieser uns nun scheinbar zu doch einigermaßen unerwarteten Mitklienten ein und desselben Mannes.
    Überrascht, aber auch erfreut habe ich dies zur Kenntnis genommen und hoffe, dass du mir nachfolgend trotz deiner sicherlich zahlreichen Aufgaben und Verpflichtungen als Aedil meine Bitte nicht abschlagen wirst, mir dennoch ein wenig deiner Zeit für ein kleines Gespräch mit dir zu schenken. Gerne nämlich würde ich die Möglichkeit erhalten, mich dir persönlich als Kandidat zu den kommenden Wahlen auf das Decemvirat vorzustellen, wie ich darüber hinaus selbstredend auch mehr über dich als meinen Mitklient zu erfahren hoffe.


    So du zu diesem Zweck einen passenden Termin in deinem Kalender fändest, würde ich mich über eine Nachricht in die Casa Iulia auf dem Esquilin freuen. Mögen die Götter dich und die Deinen schützen!
    Vale bene!


    /images/signet/Siegel_gens_Iulia_Tabula.png



    MARCUS IULIUS DIVES
    DUUMVIRALICIUS BIS - OSTIA

    Der Iulier versuchte die Katze zu ignorieren und nickte schlussendlich verstehend.
    "Ich danke dir für dein offenes Ohr und deine Unterstützung. Vale bene, Patron!", verabschiedete er sich anschließend nicht ohne einen gewissen Stolz - gerade beim letzten Wort, das das Erreichte noch einmal klar herausstrich. Dann ließ sich Dives, nachdem er beim Gang vom Atrium über die Runde im Hortus ins Officium ein wenig die Orientierung verloren hatte, von einem Haussklaven den Weg nach draußen zeigen. Und von dort trat er hernach den Heimweg an.

    [Blockierte Grafik: http://img442.imageshack.us/img442/5370/wonga6yp.jpg] | Wonga


    Der Ianitor nickte verstehend.
    "Dann gleich wieder ich hier zurückgekommen. Verstibulum für warten du können.", erklärte er und bedeutete dem Boten in den überblickbaren Raum zwischen Tür und Atrium einzutreten. Dort stand auch bereits eine freundliche Haussklavin bereit, um dem Sklaven für seine Dienste den in gutem Hause obligatorischen Becher verdünnten Weines zu geben - oder wenigstens anzubieten. Hinter dem fremden Diener würde sich die Porta des Hauses selbstredend wieder schließen, während Wonga in Richtung des arbeitenden Iulius Dives eilte.


    Naturgemäß dauerte es eine kleine Weile, bevor sich die dumpfen Schritte des hochgewachsenen Nubiers wieder bemüht flink, aber dennoch leicht behäbig der Haustür nährten. Er hatte eine kleine Wachstafel dabei.
    "Also Informatierung...", begann er sogleich, schaute noch einmal auf die Tafel und entschied dann, dass er reformatisch (oder so) jetzt nicht der beste Ianitor war. Dives hatte gesagt: 'Im Zweifelsfall: Gibt ihm einfach die Tabula.' Also übergab Wonga nun genau die:



    Lepidus,


    Morgen zur frühen Mittagsstunde bin ich in den Agrippathermen. *
    Habe danach noch einen Termin dort, also leider nicht unerschöpflich viel Zeit - selbst für einen besonders guten Freund, wie dich.
    Würde mich freuen.


    Vale bene,
    Dives


    Sim-Off:

    Eröffne einfach ein Thema mit Titel "Zwei konspirative Freunde" oder so, wo wir uns dann gern auch öfter besprechen können.
    Das spart im Vergleich zu Hausbesuchen zum Beispiel jedes Mal den Ianitor. ^^ Ich komme dann einfach dazu.



    IANITOR - CASA IULIA

    Sim-Off:

    Du kannst parallel hierzu auch ruhig schon am Tor der Castra Praetoria beginnen. Dann musst du nicht immer auf mich warten, bei den vielen Threads, denen ich aktuell beinahe permanent hinterher arbeite. ^^


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/Tsuniro1.jpg] | Tsuniro et Audata |


    Der fraß ihr ja wie aus der Hand! So musste das sein! Sie schaute sich diesen Macro noch einen kleinen Moment lang ruhig lächelnd an, bevor sie anschließend nach ihrer liebsten Lieblingsmitsklavin Audata rief. Dann blinzelte sie verführerisch in Richtung des Iuliers. Das konnte jetzt Vieles heißen...
    "Ich kann mich ja nur schwer darauf konzentrieren, dir alles Wichtige über die anderen Bewohner des Hauses zu erzählen, wenn ich dir gleichzeitig auch noch eine entspannende Massage geben soll.", erklärte sie. Und so hatte sie es auch am liebsten: Sie könnte jemandem das Ohr abkauen, während eine andere Sklavin für Tsuniro arbeitete!


    Kaum gerufen stand sodann auch schon die wirklich sehr zurückhaltende und schüchterne Illyrerin in der Tür, die zuvor im Raum nebenan - da zeigte sich: Wissen war tatsächlich Macht (!) - die frisch nach dem Waschen getrockneten Kleider eines der Herrn des Hauses ordentlich in dessen Kleidertruhe sortierte. Ihren Händen haftete noch ein feiner Lavendelduft an...


    "Audata, das ist Dominus Iulius Macro. Er wünscht sich eine entspannende Massage, während ich ihm ein wenig über die übrigen Herrschaften des Hauses erzähle.", erklärte die Aegypterin dem nur stumm nickenden Mauerblümchen, welches am Rande erwähnt auch ihr Spitzname wenigstens unter den Sklaven für sie war.
    "Dich, Dominus Iulius, würde ich dann bitten, dich frei zu machen und entspannt auf den Bauch zu legen, damit sich Audata dann zunächst um den Bereich von Nacken bis Hüfte kümmern kann. Wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich mich auf den Dreibein hier an der Seite setzen, um dir über die Husbewohner zu erzählen, was immer du magst.", zeigte Tsuniro zuletzt auf einen dreibeinigen Hocker und sagte sich selbst, dass schließlich niemand entspannen könnte, wenn nicht auch die Leute in seiner Umgebung (mit Ausnahme vielleicht der Masseuse, aber das war ja die sich nie über irgendetwas beschwerende Audata) entspannt wären.


    "Sag mir nur, bei wem soll ich beginnen? Derzeit wohnen neben dir und Iulius Dives, den du im Atrium kennengelernt hast, noch... Iulius Crassus, Iulius Potitus und natürlich Iulius Proximus. Mehr sind.. nein, ich glaube mehr sind es zur Zeit nicht. Es sei denn natürlich, sie verstecken sich vor mir. Aber weshalb sollte das einer machen?", begann die aegyptische Schönheit, nachdem sie ohne Abwarten einer Antwort auf dem Hocker Platz genommen hatte, ihre Ausführungen. Schon schnell hatte sie dabei den Beginn ihrer Worte wieder vergessen und redete munter immer nur weiter und weiter.
    "Wahrscheinlich wegen diesem gemeinen Krieg sind viele einfach weggegangen aus Rom. Vorher, da waren immer noch mehr Herrschaften hier. Zum Beispiel kenne ich auch Iulius Italicus oder könnte dir von den beiden Söhnen des Iulius Potitus, Iulius Lucanus und Iulius Flavus heißen die, ein paar Geschichten erzählen. Manchmal war auch ein Iulius Sabinus hier. Aber der hat, soweit ich weiß, nie so richtig dauerhaft hier geschlafen. Ob der jetzt also richtig mit dem Hausherrn verwandt ist, müsste ich erstmal erfragen. Ach, Mensch, den _Hausherrn_ habe ich ja ganz vergessen! Das ist der Senator Iulius Centho. Der hat drei kleine Kröt... äh... krötablen, das ist ein anderes Wort für liebreizend, Kinder." Ob es das Wort gab? Keine Ahnung. Aber die Sklavin wollte ja nicht, dass Macro den Eindruck bekam, sie würde diese kleinen Quälgeister nicht mögen. "Iulius Avianus, Iulia Aviana und Iulius Fusus heißen die. Ihre Mutter, Furia Calliphana, ist leider bei der Geburt des letzten Sohnes gestorben. Da fällt mir ein: Auch eine Aemilia Caenis hat hier mal kurzzeitig gelebt. Zu der könnte ich dir auch ganz viel erzählen, weil ich mich so toll mit ihr angefreundet habe. Aber jetzt, nachdem sie wieder weg ist, weil es hier einfach neben mir zu wenig Weiblichkeit gibt, sehe ich nicht mehr so oft; eigentlich gar nicht mehr." Kurz stockte die Aegypterin ihren Redeschwall. "Irgendwen habe ich vergessen. Moment, es fällt mir gleich wieder ein.", begann für den Zuhörer (ob der noch auf der Bettkante saß oder schon lag oder vielleicht gar fluchtartig den Raum verlassen hatte, nahm Tsuniro nicht weiter wahr) ein erster Augenblick der Ruhe, in der sich die Zeit für die Antwort auf die anfänglich eine kleine Frage bot.




    SKLAVE - CASA IULIA

    [Blockierte Grafik: http://img442.imageshack.us/img442/5370/wonga6yp.jpg] | Wonga


    Nachdem der hochgewachsene Nubier die Porta geöffnet und nach kurzen, begrüßenden Worten, die am Anfang wohl sehr vieler Begegnungen standen, die Botschaft des offenkundig aus tiberischem Haushalt stammenden Sklaven vernommen hatte, dachte er sichtlich einen kleinen Moment lang nach.
    "Wenn du warten, dann fragen ich kürzer können. Dominus Iulius Dives in Arbeit hier und dir vielleicht Informatierung für deinen Herrn sagen.", machte Wonga in seinem gebrochenen Latein einen gut gemeinten Vorschlag. Dann kratzte er sich am rechten Ohrläppchen.
    "Anders wird senden termini..lierte Informatierung nach Hause Tiberia." Das waren die beiden Optionen, die der Ianitor anzubieten hatte.




    IANITOR - CASA IULIA

    Dives nickte etwas abwesend, während sich in seinem Kopf die Gedanken überschlugen. Denn der Name Duccius Vala war dem Iulier mehr als nur geläufig, hatte er mit dem Duccier doch sogar schon einmal persönlich das zweifelhafte Vergnügen gehabt. Das hieß selbstredend: An und für sich war es wohl tatsächlich ein Vergnügen gewesen bei dem ehemaligen Herrn der Castra Praetoria ausgerechnet auf diesen Mann gestoßen zu sein, der auch ein offenes Ohr für den Deal gehabt hatte, der Dives vergleichsweise zügig wieder in die Freiheit zurück brachte, nachdem dieser wölfische Aurelier zuvor überhaupt erst für die unbegründete Inhaftierung gesorgt hatte. Es war wohl viel eher die Situation selbst - ein Treffen in einer dunklen Kerkerzelle - die dereinst ein zweifelhaftes Licht auf das Ganze warf.
    "Dann werde ich mich bemühen, demnächst auch noch einmal bei deinem Klienten Duccius Vala vorstellig zu werden.", versprach der Duumviralicius mit einem bei dem Gedanken an ein erneutes Gespräch mit dem Duccier leicht verkrampften Lächeln, während er zur Veneta nichts weiter sagte. Gewiss würde er die Vollversammlung, die Senator Sedulus bei seinem Besuch in Ostia erwähnt hatte, nutzen, um bei allen anwesenden Senatoren - den vinicischen Consular nun natürlich ausgenommen - auf Stimmenfang zu gehen. Schlussendlich atmete der Iulier, der mit dem frisch gewonnenen Patron bereits zu dieser frühen Tagesstunde sein Tagesziel erreicht hatte, noch einmal tief durch.
    "Nun, mehr habe ich nicht auf dem Herzen. Kann ich dir jetzt noch irgendwie von Nutzen sein?", erkundigte er sich dann, um nicht ungerechtfertigterweise derjenige zu sein, der diese Unterhaltung beendete. Sicherlich würden sie sich eh schon bald wieder zur Salutatio sehen, da Dives derzeit kein Amt ausfüllte, das ein Fehlen angemessen begründen würde.