Luca hatte dann doch bemerkt, dass sich Malachi nicht wirklich gerne unterhielt. Und Luca nahm es nicht persönlich. Er hatte den Mann vorsichtig beobachtet, hatte gehofft, dass dieser es nicht bemerkte. Da war so wenig "Leben" in ihm, nie ein Lächeln, oder auch nur der Hauch von einem Mundwinkel, der sich nach oben schob. Dieser Mann musste schlimmes erlebt haben. Was auch immer. Luca hatte auch Schlimmes erlebt. Aber er war nicht der Mensch, der rechnete, denn das war nicht seine Art. Und ausserdem kam es immer darauf an, wie eine Seele es aushielt. Der eine weniger, der andere mehr. Manchmal war Luca sehr froh darum, dass er nicht an seinen Erinnerungen und Schicksalsschlägen zerbrochen war. Er war eine Zeit lang kurz davor gewesen. Besonders, als ihn dann auch noch ein Freund verriet und die Römer ihn und seine Rebellen überrannten. Dabei war das weniger schlimm, als seine toten Kinder zu finden und seine Frau.
Aber Malach mochte etwas anderes widerfahren sein. Doch es war egal, was, Luca merkte, dass der Sklave sich nicht gerade gerne unterhielt. Luca akzeptierte es.
Und so hatte Luca genickt, mit einem freundlichen Zug um den Mund, sich dann aber zurückgehalten. Dennoch hatte er auf Latein gesprochen und gedaankt. EInfach so: »Danke Malachi!« Der Dank war ihm wichtig. Doch dann schwieg Luca. Dennoch: Wie auch immer der Sklae den Dank aufasste, es war eben ein Dank. EIne ehrliche Aussage. Auf alles, was der Mann sagte und sei es nur, dass Luca das Latein schon lernen würde.
Er wollte den Menschen schliesslich nicht quälen, hatte Luca doch das Gefühl, dass ihn schon sehr viel mehr anderes quälte, was immer es auch war. Und Luca wollte sich nicht aufdrängen. Er selber kannte sich hier überhaupt nicht aus, schon gar nicht in der Stadt. Sein es Strassen oder die Menschen. Ihm war alles fremd und ihn quälte das Heimweh.
Und so hatte Luca einfach nur schweigsam genickt und dann dann den Rest der Wartezeit ebenfalls die Gegend aufmerksam begutachtet, die Menschen beobachtet. Es war zwar eine lange und schweigsame Zeit aber Luca nahm dies zum Anlass, in sich zu gehen und zu beobachten. Menschen waren so verschieden. Und eigentlich war es spannend. Aber nicht, wenn er das Gefühl hatte, dass es Menschen gab, die zwar handelten, aber von denen er glaubte dass sie kaum mehr fühlten, oder wenn, dann in ganz anderen Bahnen. Luca suchte keine Freunde. Er hatte nur freundlich sein wollen. Doch nun hatte er eingesehen, dass es wohl das Beste wäre, zu schweigen. Und dem Mann an seiner Seite zu zeigen, dass er es in Ordnung fand und ihn deshalb nicht verurteilte, auch wenn Luca das Gefühl hatte, dass es ihm eh egal war. So wie alles, ausser, dass er noch mit wachen Augen um sich schaute.
Aber auch Luca schaute sich dann um und begutachtete alles, saugte es in sich auf. Alles war so fremd und neu. Und er wollte lernen und verstehen. All die Armut, der Schmutz und Dreck hier. Und er lebte in einer sehr feinen Villa ... wenn auch als Sklave. Wie wohl Malachi lebte und Luca ragte sich, ob er es überhaupt wahrnahm. Luca hätte gerne mehr über den Sklaven gewusst, aber er hielt sich zurück.
Und daher kam ihm die schweigsame Wartezeit auch ein wenig wie eine Ewigkeit vor. Doch schliesslich kam die Frau zurück und als sie fragte, ob man sie vermisst hätte, glaubte Luka den kleinen Spass darin zu verstehen und lächelte einfach. Wenn er ehrlich war, wollte er hier einfach nur fort, aber er wusste ja nicht wohin er gehen musste. Natürlich hätte er sich einfach auch durchfragen können, er war also eigentlich nicht wirklich auf die Frau angewiesen. Aber diese war einfach freundlich und natürlich hatte auch er gewartet. Und so nickte er und sprach, eben so wie sie in griechisch, auch wenn sie einen anderen Dialekt sprach: »Gerne Herrin. Nur kenne ich mich eben nicht aus. Ich begleite Euch also gerne noch aus diesem doch recht dunklen Viertel und würde dich dann nur bitten, mir zu sagen, wie ich zurück zur Villa Flavia komme ...«[ Luca lächelte leicht, fast schon etwas verschmitzt. Denn Luca war kein Sklave, der sehr unterwürfig war, im Gegenteil. Er war immer offen mit seiner Mimik. Denn er kannte das Sklavendasein noch nicht und hatte einfach einen guten Herren.
Wahrscheinlich war er der erste Mann, der nach dem Weg fragte, denn normalerweise taten dies nur Frauen. Aber Luca wollte nicht ewig durch die Stadt irren und seinen neuen Herren eventuell das Gefühl geben, er wäre durchgebrannt. Luca fragte also auch nicht, ob sonst alles in Ordnung gelaufen war bei der Frau, denn dies ging ihn nichts an. Dennoch war er, trotz der längeren Wartezeit, nicht gerade unglücklich darüber, diese Frau und ihren Leibwächter kennen gelernt zu haben. Luca kannte in in diesem Moloch sonst kaum wen ... und so schaute er jene Frau mit den dunklen Augen und Haaren freundlich an. Irgendwie mochte er sie. Aber natürlich hielt er sich auch hier zurück. Dennoch sprach er:
»Also Herrin, in sofern will ich ehrlich sein und ja, ich habe dich vermisst. Denn meine Hoffnung ruht auf dich. Ich hoffe, dass du weisst, wie wir hier zurück finden?«
Wenn Luca ehrlich war, würde er das eigentlich auch alleine schaffen, nur würde es viel länger dauern, aber er wollte nun einfach höflich sein.
---
Signatur für Luca's Sprache in Posts: Luca spricht griechisch | Luca spricht gebrochen Latein