Beiträge von Quintus Flavianus Luka

    Als Luca, noch in einige Verbände gehüllt, aber schon recht gut genesen, das Cubiculum seines Herren betreten hatte, ahnte er überhaupt nicht, was ihn erwartete. Angst hatte er nicht. Warum sollte er auch. Es war nicht so, dass Luca die Furcht nicht kannte, im Gegenteil. Angst und Furcht waren wichtig, um sich selber und die Situation zu spüren und damals, bei dem Überfall, war es die Angst, die Luca angespornt hatte, alles in seiner Macht zu geben. Nicht nur wegen seinem Herren, auch er wollte nicht gerne sterben. Wer tat das schon gerne?
    Damals war es wie bei den Kämpfen gegen die Römer: Die Angst war ein schleichender Begleiter. Aber das Adrinalin liess sie dann bei Seite und bewegte unglaubliche Kräfte in einem. So eben bei Luca.


    Dieser stand nun im Raum und sein Dominus kam auf ihn zu, fast als wollte er ihn umrennen. Es war nur so unwirklich für Luca der natürlich nicht zurück wich, hatte er doch keine Nagst vor dem Mann. Er war nur irritiert. Luca wusste einfach nicht, was ihn erwartete. Der Griff seines Dominus war spürbar fest, aber im positiven Sinne. Dennoch war Luca irritiert. Er hatte bisher kaum solch engen Körperkontakt zu seinem Herren gehabt. Aber Luca blieb standhaft stehen, wenn auch gleich sein Blick erst sehr fragend war. Keine Frage, ja er hatte seinem Herren das Leben wohl gerettet. Aber das war für Luca selbstverständlich. Er hatte es geschworen. Warum nun dieser Aufstand? Nein, wenn Luca mal ehrlich zu sich war, genoss er es dann doch ein wenig. Denn jeder Mensch mochte es doch, gelobt zu werden. Dennoch war es eben für Luca noch etwas seltsam.
    Und dann sprach sein Herr, mit einem seltsamen Funkeln in dessen Augen, welches Luca aber als sehr wahrhaft deutete. Sein Herr zeigte erneut Emotionen und es freute Luca, auch wenn er noch nicht ganz wusste, was nun kommen würde. Ja, wenn Luca ehrlich war, wusste er gar nichts. Dennoch ahnte er etwas. Doch bei weitem nicht das, was kommen würde. Ja, natürlich hatte er seinem Herren geholfen, aber das hatte Luca doch auch versprochen. Natürlich war das nicht gerade selbstverständlich. Aber Luca wusste, zu was er fähig war und da war es doch nur klar, dass er sein Versprechen, seinen Herren zu schützen auch nach kam. Das war doch sein Ehrenwort und Ehre schrieb Luca sehr gross.


    Doch sein Herr schien irgendwie seltsam offen. Wieder war dieses seltsame Glitzern in den Augen seines Herren. Und er strahlte Luca regelrecht an. Luca lächelte zurück, wenn auch erst noch etwas unsicher, da er zwar verstand, dass sein Herr ihm wohl einfach nur dankbar war und Luca gab zu, dass es auch gut so war. Er mochte es schon, wenn man ihn lobte, schliesslich war es dann doch nicht so selbstverständlich, sein Leben für einen anderen zu riskieren. Aber Luca hielt zu seinem Wort. Nun kam also der Dank. Gut. Luca war bereit, aber dennoch wollte er das nun auch nicht zu wichtig nehmen. Luca war nun einmal der Leibwächter. Und Lob und so war er eh gar nicht gewohnt.
    Als sein Dominus aber dann davon sprach, dass es ihm niemals besser ging, verengte Luca leicht seine Augen, nicht aus Misstrauen. Er war das einfach nicht gewohnt, seinen Herren so emotional offen zu erleben, denn allein aus diesem Satz strahlte förmlich die Dankbarkeit. Ja, Luca nahm es ehrlich dankbar an und freute sich. Und er bemerkte den festen Blick seines Herren in seine Augen. Luca hielt dem stand und schaute nun wohl fast schon fragend, wollte noch so etwas sagen wie: Das es ihn freute, dass es seinem Dominus niemals besser ging.


    Was dann aber kam, hatte Luca nicht im Geringsten erwartet. Wie er eigentlich kaum etwas erwartete. Er nahm dann auch Platz auf einer der Klinen, als sein Dominus ihm den Platz anbot. Wieder setzte sich Luca nur darauf und nahm nicht liegend Platz. Luca hatte das Gefühl, dass da doch mehr noch im Raum stand. Was nur würde nun kommen? Dann sprach sein Herr von dem Überfall. Luca hörte ernsthaft zu. Schaute seinem Herren fest in die Augen. Dessen Worte dann berührten Luca, aber er lächelte dann fast ein wenig verlegen, als dieser ihn mit der Tapferkeit eines Löwen verglich. Dann sprach er davon, dass er ohne Lucas Einsatz wohl nicht mehr leben würde. Ja, vielleicht, ja, wahrscheinlich. Aber es war doch einfach Lucas Aufgabe. Er hatte sein Wort gehalten. Dabei war es schon komisch. Luca liebte sein Leben, wollte sicherlich nicht selber sterben. Aber Wort war Wort, eine Ehrensache.


    Dennoch freute es Luca, dass sein Herr diese Aktion würdigte, denn es stimmte schon. Vielleicht wäre der junge Flavier umgekommen. Vielleicht, was wusste schon das Schicksal. Doch Luca kam nicht zum Antworten. Auch wenn sein Herr dann eine Pause machte, in die Luca hätte reinreden können. Aber sein Dominus schluckte und es war für Luca unangemessen, nun etwas zu sagen.


    Und dann sprach sein Herr etwas aus, was diesmal Lucas Gesichtszüge doch ein wenig entgleiten liess. Luca starrte seinen Herren ungläubig an. DAS hatte er nun wirklich nicht erwartet. Sein Herr wollte ihm die Freiheit schenken???
    Luca starrte seinen Herren ungläubig an und schwieg. Er fand einfach für den Moment nicht die angemessenen Worte.


    Er war frei? Dabei war Luca noch erst so kurz ein Sklave, und hatte es wirklich gut erwischt. Wie musste es da erst einem Sklaven mit solch einer Aussicht ergehen, der Jahrzehnte lang gedient hatte? Luca war dennoch erst einmal sprachlos. So schnell war er frei? Natürlich freute er sich, aber Luca konnte es noch nicht ganz glauben.


    Und so starrte er seinen Herren einfach erst einmal vollkommen sprachlos an.
    »Erst wollte ich fragen, dass es nicht Eurer Ernst ist, aber ... ich sehe und spüre es: Das ist euer Ernst, ich sehe es in euren Augen. Aber ... « sprach Luca dann aber doch erst vollkommen ungläubig. Nein, Luca wollte, konnte es erst nicht glauben und dennoch war es so und er nahm die Worte seines Herren ehrlich auf. Aber es war so verdammt unerwartet.
    In Lucas Gehirn spielten die Gedanken verrückt. Er wollte so viel sagen, aber er konnte es nicht. Und dennoch freute er sich. Er war bald frei? Nach so kurzer Zeit? Nein, Luca konnte es kaum glauben. Und dennoch versuchte er es.


    Aber dennoch fühlte er sich seinem Herren verbunden. Irgendwie. Denn nach allem was geschehen war, fühlte es Luca einfach. Er hatte alles verloren. Seine Familie, seine Kampfgefährten, seine Heimat. Und nun das? Er wollte seinen Herren irgendwie nicht verlieren, da dieser so gut zu ihm war. Das war schön aber sehr seltsam. Sehr seltsam sogar. Denn eigentlich hätte Luca vielleicht auch einfach gehen können, aber er erinnerte sich an die Worte seines Herren in Germanien. Als dieser davon sprach, ihn frei zu lassen ...


    Luca wusste nicht wie er angemessen reagieren sollte. Und dann überkam es ihn einfach, so wie vielleicht damals in Germanien seinen Herren. Es bildeten sich Tränen in Lukas Augen, ohne dass er wirklich weinte. Aber es war so überwältigend, so unwirklich. Er wischte sie dann schnell weg, aber es war sichtbar gewesen. Und der Tränenfluss nahm einfach kein Ende. Luca war das sehr peinlich und er drehte sich etwas weg. Wischte sich erneut die Tränen der vollkommenden Freude weg. Sprach dann:
    »Ich ... ich danke Euch .. ich bin nun etwas sprachlos ... Aber danke ... ich ... ja ich danke Euch! «


    Luca war sichtlich angetan. So sehr, das er es einfach noch nicht fassen konnte und was das nun auch neues beinhaltete. Konnte er zurück in seine Heimat? Wollte er das eigentlich, wo es diese Heimat doch nicht mehr gab? Zumindest nicht mehr die Menschen, die er dort einst kannte, liebte, mochte.


    Luca saß einfach vollkommen perplex da. Immer noch ungläubig. Was hätte er nun dafür getan, einen Schluck Wein zu sich zu nehmen ...
    Doch dann fragte er: »Darf ich dennoch für Euch da sein? Ich meine ... also Ihr seid in Gefahr. Und ... ich mache mir Sorgen um Euch! Dominus! « Luca schluckte. Was nur tat er hier? Er verstand es noch nicht ganz. Konnte ihm sein Herr nicht einfach egal sein? Nun? Aber nein, Luca fühlte sich mehr als verpflichtet. Er mochte diesen Mann irgendwie. »Verzeiht, Dominus, aber ich kann das irgendwie noch nicht ganz glauben ...« sprach er dann, ohne dass er es böse meinte oder so, als würde er seinem Herren keinen glauben schenken. Luca war einfach nur überwältigt.


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    Luca verkniff sich ein Schmunzeln, als er die ersten Worte vernahm, welcher der Mann sprach und daraufhin weise nickte, als wäre dass nun unglaublich von Bedeutung. Und was wohl meinte er? Das Luca ein Leibwächter war? Was auch immer der Herr meinte, er hatte seine ganze Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet, dabei wollte dieser wohl schon gehen, drehte sich dann allerdings nicht zum Gehen um, sondern schaute hinter sich, wo niemand stand, außer der Oleanderstrauch, in dem der Mann nun mit seinen stock stocherte. Luca verstand nicht so ganz, warum er das tat, denn Luca kannte es nun mal so, wie er die Herrschaften anzusprechen hatte. Er dachte sich also nichts dabei, außer dass er wieder zu dem Schluss kam, dass dieser Mann irgendwie "seltsam" wirkte.


    Dieser hatte sich schliesslich abrupt zu Luca umgedreht und wiederholte nun Lucas Frage, wobei er sehr das "ich" betonte. Und stolz verkündete er dann seinen Namen. Doch Luca erzitterte nicht. Sollte er? Nein, warum? Piso, war das nicht einer der Herrschaften? Kleóbulos hatte ihm doch den Namen genannt, als er erzählte, wer hier alles lebte. Luca musste in sich gehen und seine Gehirnwindungen kurz anstrengen. Dann fiel es ihm wieder ein. Er lebte hier mit seiner Gattin Aurelia Prisca, welche bald ihr Kind bekam (ooc: ist noch vor der Fehlgeburt). Und er war Senator und Ponnifex oder so, was auch immer das war. Und er war Künstler? Das interessierte den Hünen schon eher. Mit diesem ganzen anderen Kram kannte er sich noch nicht aus und er wollte nun auch nicht gerade diesen Senator fragen. Das konnte er dann Kleóbulos fragen.
    Und dann hob der Mann seinen Zeigefinger und wackelte damit herum und meinte irgendwas von geringen Ruf. Luca wusste erneut nicht wirklich, was der Mann meinte, aber Luca war diplomatisch genug und nickte einfach nur.
    Und dann kam er auf Lucas Namen zu sprechen und fragte, ob er Jude sei. Zum Glück war Luca genug gebildet, dass er wusste, was Palaestina bedeutete. Doch Luca antwortete noch nicht sogleich, denn der Herr war mit seinen Fragen noch nicht zum Ende gekommen. Und es war seltsam, aber Luca, der eigentlich nicht dumm war, fühlte sich nicht herablassend behandelt. Er fand den Mann einfach nur auf eine gewisse Weise amüsant. Und so wartete Luca ab, der einfach nur da stand und ein freundlichen Blick aufgesetzt hatte, allerdings keinen dumm grinsenden.
    Nun war leichter Argwohn im Antlitz des Herren zu sehen und er fragte, was Flaccus denn für ihn bezahlt hätte. Nicht gerade das schönste Thema. Und Luca fragte sich, warum das nur so wichtig war. Aber er liess den Mann einfach fragen und war bereit, ganz brav zu antworten, hatte man ihm doch gesagt, dass Luca hier nicht nur Flaccus unterstand.
    Und kurz überlegte Luca, ob er auf griechisch antworten sollte, nur um sich besser verständlich zu machen. Aber er antwortete erst einmal weiter in seinem gebrochenen Latein, ein Lächeln, welches keineswegs arrogant oder stolz wirkte, legte sich um seine Lippen.
    »Nun, werter Herr, nein, ich nicht kommen aus Palaestina, ich stammen aus Dalmatien. Ich besser sprechen griechisch, wenn Ihr es wünscht ... «. Luca hoffte nun nicht den Herren damit irgendwie blosszustellen. Er sprach als so hoher Herr sicherlich Griechisch.
    Doch schnell antwortete er dann noch in Latein: »Mein Dominus haben bezahlt 250 Sz.« Luca wusste inzwischen, dass das enorm wenig war und auch wenn das sonst was für jemanden heissen konnte, es war Luca herzlich egal. Sein Stolz hob er sich für wichtigere Dinge auf. Dennoch war er mutig genug, nun ebenfalls etwas zu fragen, hatte er doch schon nach dem Namen gefragt und eine Antwort erhalten. Doch er wusste seine Frage nicht in Latein angemessen zu stellen, also wechselte er ins Griechische um.
    » In welcher Kunst seid Ihr denn bewandert?«
    Vielleicht war das ja eine riskante Frage, aber es interessierte Luca nun einmal. Er dachte nichts dabei. Und scheinbar hatte der Herr nichts dagegen, sich mit Luca zu unterhalten. »Ich spiele leidlich die Lyra.«
    Und Luca beherrschte das Instrument nicht einmal schlecht. Seine Frau hatte es ihm beigebracht.



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    Die Reise nach Germanien war für Luca ein Erlebnis gewesen, auch wenn die Reise an sich für alle anstrengend war, sowohl für die zwei weiteren Sklaven, wie für Luca und natürlich auch für den jungen Dominus. OB die Reise ein Erfolg war, dazu war Luca unterwegs auf der Heimreise nicht gekommen, seinen Herren großartig zu fragen. Außerdem wollte Luca auch nicht neugierig er scheinen. Sein Dominus würde ihm schon etwas erklären, nun wo Luca eingeweiht war über diese allumfassende Verschwörung. Aber natürlich wussten die zwei anderen Sklaven nichts davon, in sofern war es vollkommen klar gewesen, dass sie während der Reise nicht offen darüber hatten sprechen können.
    Und dann war es leider unterwegs zu einem sehr unschönen Zwischenfall gekommen. Eher gesagt zu einem Überfall auf die vier Reiter.
    Es passierte nicht unweit von Rom selber, etwa drei Reitmärsche davor, als alle vier schon sich mit dem Gedanken befassten, endlich aus den Sätteln steigen zu können um ihre verspannten Körper etwas Ruhe zu gönnen. Die Sonne waar schon am Untergehen und so kamen sie vollkommen unerwartet. Es war eine Bande von sieben Strauchdieben gewesen, alle zu Fuss, aber bis an die Zähne bewaffnet. Nur hatten sie nicht mit der enormen Gegenwehr aller vieren gerechnet. Und schon gar nicht mit dem geübten Kämpfer unter ihnen, der Luca nun mal war.
    Dennoch war es ein unfairer Kampf gewesen. Sieben Männer, wenn auch nicht auf Pferden, gegen vier Männer auf Pferden.
    Alles ging dann schon recht schnell und die drei Sklaven taten ihr Bestes, ihren Herren, aber ach ihr eigenes Leben zu beschützen. Wer starb schon gerne. Die zwei anderen Sklavven wie auch Luca zeigten den Möchtegern-Strauchdieben dann aber schon sehr deutlich, dass sie nicht gerade Männer wären, die ihrem Herrn abends mit der Laute vorstellten und auch Quintus setzte dem ein oder anderen einen heftigen Fussstoss vom Pferd aus vor die Brust.
    Luca war aber sehr darum bemüht, eben gerade seinen Dominus zu schützen und so strich er ein wenig mehr Verwundungen ein, als die anderen Sklaven, welche sich aber auch sehr tapfer schlugen, wenn auch nicht ohne Blessuren. Doch sie waren eben auch mit einigen der Männer beschäftigt und so glaubte ein Teil der Strauchdieb-Bande, sich auf den Adligen stürzen zu müssen, was in Lucas Augen vollkommen sinnlos war, da die Männer, taktisch gedacht, doch erst einmal die stark kämpfenden Sklaven ausschalten hätten müssen.
    Aber schliesslich kam es dazu, dass Quintus von gleich zwei Männern arg bedrängt worden war und auch wenn er sich heftig wehrte, sein Pferd warf den jungen Flavier irgendwie ab, oder vielleicht würde er auch herunter gezerrt, biemand wusste das genau zu sagen. Luca aber hatte immer besonders an der Seite seines Herren gekämpft und war inzwischen auch vom Pferd herunter, da er es so besser koordinieren konnte, zu kämpfen. Leider nur mit seinen Fäusten. Und gerade war Luca mit einen der Spiessgesellen beschäftigt, als er sah, wie ein anderer mit einem Langdolch auf seinen Herren einstechen wollte, der mit einem anderen zu tun hatte.


    Geistig gegenwärtig und vielleicht etwas aber auch sehr kühn, warf sich Luca zwischen den Angreifer mit dem Langdolch und seinen Herren. Es war so schnell gegangen, da Luca ja eigentlich noch mit einem weiteren Mann kämpfte. Doch schnell riss Luca seinen Arm in die Höhe vor Flaccus Brust, und wehrte damit den Messerangriff ab. Allerdings hatte sich dessen Schneide nun tief in Lucas Oberarm gebohrt und Luca schwer verletzt.
    Doch Luca brach nicht zusammen, er kämpfte so weiter, wie er es von seiner Heimat kannte. Sein Adrenalin hatte in seinen Adern gepocht, so dass er den Schmerz unterdrückte ...


    Jedenfalls kämpften alle bis zur Erschöpfung und am Ende siegten sie. Die Spiessgesellen lagen entweder tot oder verletzt am Boden. Alle, außer Flavius Flaccus waren arg angeschlagen, lebten aber. Nur Luca war recht schwer verletzt, hatte er eben doch nun aber auch nicht nur um sein Leben gekämpft, sondern auch um das seines Herren. Das hatten die zwei anderen Gefährten natürlich auch getan, aber Luca war nun einmal der Kämpfer unter ihnen.
    Es war nicht so, dass Luca bewusstlos war, aber er war schwer angeschlagen gewesen und auch wenn es nicht mehr weit bis nach Rom war, so waren diese letzten Meilen doch sehr anstrengend für ihn gewesen.
    Zum Glück trafen sie schnell auf eine Gruppe von Soldaten, die sich der Spiessgesellen annahmen, so dass sie schliesslich zurück nach Rom reiten konnten.
    Luca hatte sich noch gerade auf seinem Pferd halten könne.


    In Rom angekommen aber, verfrachtete man ihn in seine Kammer, hatte einen Arzt geholt und ihn versorgt und Flaccus wies ihn an, dass er sich erst einmal ausruhen hatte sollen. Luca hatte nicht widersprochen. Viel anderes war ihm auch nicht übrig geblieben. Und wen er ehrlich war, genoss er sogar die Zeit ein wenig, in der er so lange schlafen konnte, wie es ihm beliebte. Dennoch machte er sich auch Sorgen, in dieser kurzen Zeit nicht für seinen Herren da sein zu können, der wiederum wichtige Erledigungen in Rom hatte. Doch nur wenige Tage später war Luca wieder auf den Beinen, denn er war sehr zäh. Und er wusste, dass sein Herr ihm zwar die Zeit gab, die Luca brauchte, ihn aber auch sehen wollte. (Natürlich hatte Quintus einen Sklaven auch zwischendurch kurz in dessen Kammer, welche ja nur eine Armlänge von den Gemächern von Quintus entfernt lag, besucht und sich nach seiner Gesundheit erkundigt, aber seit dem Vorfall hatten sie sich kaum gesprochen oder gesehen.


    Nun aber war Luca einigermaßen wieder gesundet und so hatte er von Kleóbulos erfahren, dass sein Dominus ihn gerne sehen und sprechen wolle, so bald es denn ginge.


    Und Luca kam dann eines Abends und klopfte von seiner Kammer an, als er wusste, eben durch Kleóbulos. dass sein Herr heute Zeit hätte und Quintus bat Luca in seine Gemächer.
    Luca trat ein und nickte zum Gruss. Sein Gesicht war noch leicht lädiert. Sein rechter Unterarm gehüllt in einer Bandage, aber sonst sah Luca fast aus wie immer: Voller Tatendrang und Elan. Wenn auch doch noch etwas erschöpfter. Denn Luca lag nun die Tage in seiner Kammer und hatte seinen Leibesübungen nicht nachkommen können, hatte weniger gegessen und weniger Sonne gesehen.


    »Dominus, Ihr wolltet mich sehen?!« begann Luca freundlich und lächelte, auch wenn dieses Lächeln vielleicht ein wenig lädiert aussah. Doch dann grinste Luca, der ja gelernt hatte, dass er stets offen seinem Herren gegenüber sein durfte, was er sehr schätzte und so winkte er fast schon ab, als wollte er keine bestimmten Worte seines Herren hören: »Mir geht es sehr gut und ich bin wieder vollkommrn Einsatz bereit. Aber wie geht es Euch, Dominus?«
    Lucas Frage war aufrichtig. Er stand einfach im Raum und wartete ab.


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    Das sein Herr es normalerweise nicht bei allen Sklaven duldete, herzhaft zu lachen, ahnte Luca nicht und er hätte es darin irgendwie auch einen Widerspruch gesehen, hatte ihn sein Dominus doch stets darum gebeten, offen und ehrlich zu sein. Und dazu gehörte nun auch einmal Lucas Gesichtsausdruck. Er war ganz schlecht darin, sich zu verstellen. Sicherlich konnte er in gewissen Situationen seine Emotionen mimisch zurückhalten. Auch entglitten ihm niemals seine physiognomischen Hautpartien in Formen der Unhöflichkeit oder gar Missgunst. Aber Luca war eigentlich ein sehr humorvoller Mensch, zeigte er dies allerdings eher, wenn man den Dalmaten besser kannte und er seinem Gegenüber traute. Dies aber schien der Fall bei seinem Dominus zu sein, auch wenn Luca erst gerade neu hier im Hause war.


    Als er sich dann versprochen hatte, wegen dem Lesen von Latein, nahm Luca augenblicklich wahr, wie sein "Versprecher" ein Schmunzeln in Quintus Gesicht zauberte, was für Luca bedeutete, dass auch sein Dominus mit einer Spur Humor versehen und nicht so kleinlich war. Alleine dies gefiel dem Sklaven schon und er verzeichnete auch das später herzhafte Lachen seines Herren insgeheim auf der Liste der positiven Eigenschaften.


    Luca nickte schliesslich, als sein Herr dann von Kleóbulos sprach und das er bei ihm in die Sprache eingeführt werden würde, damit Luca diese möglichst schnell und vor allem noch besser sprach und schrieb. »Selbstverständlich, ich werde mich darum kümmern!.


    Und dann hatte Luca jenen Punkt angesprochen, der für ihn einfach sehr lebensnotwendig war: Das Essen. Aber was sollte Luca auch jeden Tag mit flauen Magen seine Arbeiten verrichten? Er war nun mal überdurchschnittlich groß und vor allem kräftig. Das sein Dominus nun selber in herzhaftes Lachen ausbrach, so sehr, dass er sich sogar eine Träne weg wischte, störte den Dalmaten nicht weiter, wenn er auch für den ersten Moment irritiert war. Aber die positive Antwort seines Dominus wiederum erzeugte ein strahlendes und vor allem erleichtertes Lächeln auf Lucas Antlitz. Doch bevor er sich bedankte, liess er seinen Herren weiter sprechen und hörte aufmerksam zu. Was das Fenster anging, nickte Luca einfach. Er beharrte da nun nicht drauf, sein Herr würde schon wissen, was er wollte.
    Gerade wollte Luca auf alles etwas erwidern, wenn auch gar nicht lange, fragte ihn sein Dominus nach Möbeln in seiner Kammer und Luca schürzte etwas verlegen seine Lippen. Doch dann lächelte er, denn sein Herr machte ihm ja schliesslich offen dieses Angebot und dies schätze Luca.
    »Nun, erst einmal danke ich Euch, dass Ihr Kleóbulos wegen des Essens Bescheid werdet.« Dies unterstrich Luca mit einem deutlich strahlenden Nicken.
    »Was das Fenster angeht: Akzeptiert. So schnell kommt auch niemand an mir vorbei ...« grinste er dann noch.
    »Und was meine Kammer angeht: Nun, da ist dann das nächste Problem ...« Luca räusperte sich und nahm dann noch schnell einen Schluck des vorzüglichen Weines, setzte den Becher wieder ab und erklärte, dass sein Liege einfach viel zu kurz wäre. Luca tat dies fast so leicht verlegen, als es eben noch um das Essen ging. Dies leuchtete Quintus dann aber ebenfalls ein. Schliesslich wollte er einen erholten und satten Leibwächter neben sich wissen.


    Und so unterhielten sich die beiden noch weiter und Flaccus versprach, dass Luca gerne ein wenig für seine Kammer anschaffen dürfte, worüber Luca sehr froh war. Es war auch Kleinigkeiten mit im Etat, die die Kammer einfach wohnlicher machen sollten, wie eine bunt bestickte Decke für das Bett und eine paar andere Dinge, die man so brauchte. Luca war sehr froh und bedankte sich für die Großzügigkeit seines Herren. Zum Soldatenspiel kamen sie an jenem Abend dann zwar noch nicht, aber es war für beide ein ruhiger Abend, ohne Stress und ohne, das man sich verstellen musste.


    Der Abend klang dann entspannt aus, auch wenn niemand sehr viel privates von sich preisgab. Aber dafür kannte man sich ja auch einfach noch nicht gut genug. Dies sollte sich aber ändern, spätestens ein wenig auf der Reise nach Germanien ... und vorallem danach. Aber dazu dann ein andermal.


    (Fortsetzung folgt nach Germanien)


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    Sim-Off:

    Danke auch hier noch mal fürs warten. - Dieses Treffen war VOR der Germanien-Reise


    Luca glaubte zu bemerkten, dass die junge Domina dieses ganze Zusammentreffen mit den Fremden und besonders mit dem Mann eben, mehr aufregte, als sie aber zeigen wollte. Luca war sicherlich nicht perfekt darin, Menschen einzuschätzen, aber auch nicht ungeübt. Als man ihn damals auswählte und darum bat, die Männer und Rebellen gegen die Tyrannei der Römer anzuführen, lag es nicht nur an dem Geschick, eine Waffe zu führen, sondern auch an seiner Fähigkeit, Menschen einzuschätzen, sowie auch Situationen. Und obwohl Luca damals nur ein einfacher Schmied und nebenbei Bauer war, hatte er das Glück gehabt, auf einen Mann getroffen zu sein, der ihm weit mehr beibrachte als das, was ein Mann in Lucas Situation sonst zu teil werden liess. Und als er dann seine Männer anführte und mit ihnen lange erfolgreich gekämpft hatte, hatte Luca ebenfalls viel gelernt, in den Mimiken, Gesten und Worten der Menschen. Und so glaubte er eben auch die Frau einigermaßen gut einzuschätzen und war beeindruckt. Denn sie war sehr stark in ihrem Willen und wirkte gar nicht so wie eine schwache Frau, die sich nur zu gerne beschützen lassen wollte. Nein, sie schien ihren ganz eigenen Willen und vor allem Lebenswillen zu haben und wollte es auch zeigen.
    Die Dominus hatte vielleicht Glück, dass sie auf Luca getroffen war. Denn niemals würde Luca sie noch einmal auf ihre Angst oder ihr Unwohl ansprechen, denn es ging ihm schliesslich nicht darum, Recht zu haben. Es ging ihm nur um zwei Dinge: Ihr so gut er konnte zu helfen und auch selber hier rauszukommen, aus der Subura, in der er sich verlaufen hatte. Doch als Ehrenmann ging es ihm erst einmal um ihre Sicherheit. Und nun war keine Gefahr in unmittelbarer Näher und selbst wenn eine Bande von Dieben oder anderen Gewürm lauern würde, Luca und der Leibwächter von der jungen Domina würden das schon irgendwie meistern.


    Und vor allem war es die junge Frau, welche die Aufmerksamkeit auf sich zog, nicht weil sie eine Frau war, sondern weil sie weder hysterisch würde oder sonst etwas, sondern sich bemühte, stark zu sein. Luca mochte starke Menschen. In diesem Falle natürlich gerade das, als allgemein gedeutete, schwache Geschlecht.


    Schliesslich meinte die Domina, dass es wohl einfacher wäre, wenn Luca vorgehen und ihr und ihrem Leibwächter den Weg zeigen würde und Luca lächelte etwas verlegen, aber keineswegs unterwürfig.
    »Oh, natürlich haben Ihr haben Recht! Ich werden gehen vor.« Als dann die junge Dame neben ihm ging, hatte Luca schon gar kein Problem damit. Und dann gingen sie ein Stück nebenher und die junge Frau stellte sich und dann auch ihren Begleiter vor und Luca nickte beiden zu, auch ihrem Begleiter. Iunia Axilla wurde dann flankiert von Luca und ihrem Leibwächter, aber so war sie eben auch am sichersten. Und dann sprach sie Lucas Herren an und erwähnte, dass sie ihn kannte, oder zumindest mal kennen gelernt hatte. Das freute Luca sogar. Denn noch war er so fremd in dieser Stadt. Und so hatte er doch irgendwie das Gefühl, dass doch nicht alles so fremd war, und sei es nur, dass die Domina von seinem Dominus wusste.
    »Es mich ehren und freuen, machen Bekanntschaft, Domina Iunia Axilla!« Und aber auch ihrem Leibwächter schenkte er ein freundliches Nicken, was sich nicht im Geringsten anders als ihr gegenüber äusserte. »Salve Malachi!«


    Es brauchte dann gar nicht lange und sie kamen an der Merkur-Statur an. Dort, wo Luca die Frau und ihren Begleiter hinführen wollte.
    Aber Luca war der Frau noch eine Antwort schuldig.
    »Und ja, ich sein noch sehr neu im Hause des Flavius Flaccus. Erst ein paar Tage, weswegen ich mich auch wohl haben hier verlaufen in Stadt.« Luca grinste ein wenig. Fügte aber schnell eine Antwort hinzu: »Aber ja, es gehen ihm wohl gut. Wir nun sein angekommen ...« Luca ging nicht weiter darauf ein, dass die Dominua seinen Herren kannte. Wie sollte er auch, alle Fragen wären nicht richtig, keine Reaktion. Er wusste sich schon richtig zu verhalten als Sklave, auch wenn er es nicht sonderlich schätzte. Aber er konnte ja nun wohl kaum die Frau ausfragen.


    Luca deutete auf die Statur. Lächelte. Und sein Lächeln war aufrichtig. Für ihm war Merkur ja immer noch eher Hermes. Und Luca überlegte, ob er weiter auf griechisch sprechen sollte, war sich aber einfach nicht klar darüber, ob die junge Frau des griechischen mächtig war und wollte sie also auch nicht eventuell blossstellen. Luca kannte sich ja einfach nicht in der römischen Kultur aus.
    Aber dadurch, dass er Merkur eher als Hermes kannte, war vielleicht klar dass er eher die Griechen kannte, als die Römer ...
    »Ihr finden von hier den Ort, den Ihr suchen?« fragte Luca dann weiter in seinem gebrochenen Latein und schaute die junge Frau offen an. Er selber wusste immer noch nicht, wie er hier je wieder rausfinden sollte. Aber wie hatte er mal gehört: Alle Wege führen nach Rom ...



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    Signatur für Luca's Sprache in Posts: Luca spricht griechisch | Luca spricht gebrochen Latein (Sorry, latein war früher chocolate aber das konnte man in Germanien nicht lesen)

    Luca hatte seinen Dominus nicht aus den Augen gelassen. Wenn er einen Menschen so direkt ansah, dann nicht, um ihm irgendwie zu drohen oder das Gefühl zu geben, sondern um ihm zu zeigen und zu verdeutlichen, das Luca ganz bei der Sache war. Und auch wenn es manche Menschen nicht mochten, so direkt angeschaut zu werden, so war es eben Lucas Sprache der Mimik die ganz deutlich zeigte: Ich höre zu, versuche zu verstehen. Das war Luca wichtig, egal, wie es jemanden anmutete, denn Lucas Blick konnte sehr fest, durchdringend und sogar fast fordernd sein. Aber Luca schaute nicht fordernd. Er schaute interessiert und zeigte damit auch auf seine Weise seine Offenheit.


    Es war nicht jedem Menschen vergönnt, einem langen Blick eines Menschen stand zu halten. Es kam auf das innere an, was diesen Menschen ausmachte. Auf die Stärke oder auch Schwäche. Es kam darauf an, was jemand auszuhalten von sich wusste, wie jemand etwas richtig oder falsch interpretierte. Luca starrte nicht, bohrte nicht mit seinem Blick. Er blickte. Interessiert und sehr aufmerksam. Natürlich auch um die Reaktionen des Antlitzes zu deuten. Und in diesem Fall ging es Luca erneut nur darum, in dem Antlitz seines Gegenübers zu lesen. Nicht, weil er dessen Worte nicht traute. Aber ein Blick sagte weit mehr aus als 1000 Worte.


    Und Luca spürte die Erleichterung seines Gegenübers. Und war froh, dass dieser ihm mehr und mehr traute, seinen es Lucas Worte, oder eben seine Gesichtszüge, aus denen der Flavier hoffentlich richtige und deutliche Aufrichtigkeit lesen konnte. Und es schien so, was wiederum Luca erleichterte. Nichts war schlimmer, als eine Ewigkeit den anderen studieren zu müssen, immer im Unklaren zu sein, woran man war. So war also auch Luca erleichtert, denn es war ihm wichtig, dass sein Dominus ihm nicht nur glaubte, sondern, dass er es sich auch verinnerlichte. Denn auf Luca lag eine große Last, eine Last, die er erst nicht gerade sehr freiwillig auf sich genommen hatte, nun aber gerne annahm: Seinen Herren zu schützen. Warum Luca das tat, wusste er inzwischen: Er schätze den Mann, der immer offen und aufrichtig zu ihm gewesen war. Und nicht nur, weil er ihm versprach, dass Luca irgendwann wieder ein einigermaßen freier Mann sein würde. Luca verband etwas mit seinem Dominus, auch wenn er es niemals auch nur erwägen würde, es jemals auszusprechen. Fast fühlte sich Luca an seinen kleinen Bruder erinnert. Aber das sein einst oder auch nicht an anderer Stelle geschrieben.


    Luca aber bemerkte, dass dieser Moment etwas sehr besonderes hatte. Ob er es wirklich ahnte, sei dahingestellt, ob er es fühlte auch. Vielleicht glaubte Luca ein wenig Stolz zu sehen in dem Mann ihm gegenüber. Stolz, dass er sich nicht in Luca geirrt hatte. Aber nein, da war mehr, denn Stolz wäre zu einseitig, zu egoistisch gewesen. Was es auch immer war, Luca fühlte ähnlich. Denn sein Dominus gab ihm immer weniger das Gefühl, nur ein Möbelstück zu sein. Nein, mehr noch: Er hatte Luca niemals dieses Gefühl gegeben.
    Nein, Luca beschlich ein angenehmes, wenn auch noch seltsames Gefühl: Da war irgendwie eine Verbindung oder sie baute sich gerade auf zu seinem Dominus. Und wenn Luca etwas schätzte, so war es Vertrauen. Und das, obwohl er selber damals von einem Freund an die Römer verraten wurde. Einige Zeit hatte Luca den Mann gehasst. Starben doch so viele. Auch seine Familie, aber der Mann hatte seine eigene Familie retten wollen, ein Umstand, der sehr gut nachzuvollziehen war, aber auch der viel von dem Gewissen eines Menschen abverlangte: Sein eigen Blut retten und damit andere verraten. Oft hatte Luca überlegt, wie er wohl gehandelt hätte und er war nur zu Bruchstücken einer Lösung gekommen. Denn zwischen Menschenleben abwägen isst keine feine Sache. Luca hatte immer noch keine Antwort. Aber er war ein Mann, der auch nach vielen anderen Lösungen suchte. Er hätte vielleicht seine Familie noch tiefer in die Berge bringen können, fort von den Römern.
    Egal.
    Hierum ging es nun nicht.


    Luca glaubte dann aber erneut etwas zu spüren, was die zwei so unterschiedlichen Männer vielleicht noch näher zu einander brachte. Es war der Blick des Flaviers, als Luca einfach offen aussprach, dass er ihn schätze. War der Mann solch offene Worte nicht gewöhnt? Sprach man in Rom nicht so ehrlich? Das mochte sein. Ein anderer hätte aber vielleicht gelacht, da es ihm egal gewesen wäre, dass sein Leibwächter ihn schätzte. Luca wusste es nicht. Wusste nicht, wie andere da dachten, fühlten, sinnierten. Quintus war eben anders. Hoffe Luca und glaubte es irgendwie zu spüren und hoffte, dass auch er nicht enttäuscht werden würde, denn natürlich war der Dalmate nicht perfekt. Auch Luca konnte sich irren.


    Doch dann kam nur der eine Satz. Das sein Dominus ihn hoch schätze und Lucas Herz brach auf und war für einen Moment sehr empfänglich für alles, denn damit hatte er nun nicht gerechnet. Und dann nannte ihn der Mann auch noch "Führer der Krieger ..." Luca fühlte sich ehrlich sehr geschmeichelt, aber er wusste, dass es hier um mehr ging, ahnte es. Dabei fand er den Titel etwas übertrieben, schliesslich hatte Luca versagt.


    Aber er nahm diese sehr positive Äusserung einfach an. Und ja, Luca war tief berührt. Er hatte damit nun wirklich nicht gerechnet.
    »Ich danke Euch, Dominus, dass weiss ich wahrlich zu schätzen ...« sprach der Hüne offen und dankbar aus. Doch mehr sagte er nicht.
    Er nickte auch nicht, eigentlich tat Luca gar nichts. Denn sein Herr wandte sich ab. Warum? Waren seine Worte nicht ehrlich gesprochen? Warum hatte er Lucas Blick nun bei solch bedeutsamen und schönen Worten nicht standgehalten? Meinte er sie nicht ernst?? Aber warum sollte er sie dann aussprechen.


    Es dauerte nicht lange, da schien Luca ein wenig zu begreifen. Natürlich kam Luca nicht darauf, aber die Art, wie sich sein Herr abwandte und zum Fenster trat, schien zu zeigen, dass er mit seinen Gedanken an etwas anderes war. An was auch immer. Sein Herr schaute dann fast versonnen aus dem Fenster. Aber er wirkte so, als würde er nicht wirklich das reale sehen. Sondern etwas in seinen Gedanken. Luca kannte das nur zu gut. Außerdem war draussen Nacht und somit kaum war zu sehen.


    Erst wollte Luca nach einer Pause noch etwas sagen, aber er behielt es für sich. Es oblag ihm nicht, seinen Herren nun etwas zu fragen. Nicht, weil Luca unterwürfig war, sondern weil genug gesprochen und ausgesprochen war und es an der Zeit war, zu respektieren und akzeptieren. Hätte sein Dominus noch etwas sagen wollen, hätte er es getan. Und so wartete Luca ab, wenn auch zugegeben etwas ungeduldig. Und was hatte Luca doch noch für Fragen, wäre Quintus sein Kampfgefährte gewesen, den mit seinen Männern hatte er eben auch ein sehr inniges und offenes Verhältnis, was wichtig war. Luca war jederzeit offen für Pläne, Kritik oder Vorschläge. Doch bei seinem Dominus war es dann doch noch etwas anderes. Auch wenn dieser immer darauf beharrt hatte, dass Luca ehrlich und aufrichtig sein sollte, hoffte der Hüne die Situation irgendwie richtig einzuschätzen und schwieg. Sein Herr war auf seine Weise ehrlich. ehr wollte Luca nicht erwarten, noch nicht. Später.


    Denn dann glaubte Luca zu sehen, dass dieser sein Antlitz vor Luca verbarg. Aus Scham? Kein Problem, dass kannte Luca. Denn diese eine Handbewegung, zeigte ihm irgendwie alles, auch wenn Luca die Träne nicht gesehen hatte. Luca hielt sich zurück. Er wusste nämlich, wie er sich in so einer Situation fühlen würde, bloss nichts zeigen und hoffen, das es niemand sieht.


    Und so sagte Luca nichts, sah nur, wie sich sein Dominus schliesslich zu seiner Schlafstatt bewegte, sich dort niederliess und auch wenn er Luca dann den Rücken zukehrte, nahm es ihm sein Sklave nicht übel. Er sprach dann nur noch, nachdem sein Herr wegen der Wache gesprochen:
    »Natürlich, Dominus, Ich bekomme das schon hin. Schlaf gut!« Mehr hatte Luca nicht mehr gesagt, auch wenn er hätte noch einiges sagen oder fragen wollen, denn er wollte nicht, dass sein Herr sich noch Gedanken machte. Und es war ja noch so viel Zeit. Aber Luca hatte sich vorgenommen,, sehr ernst mit seinem Dominus später zu reden. Auch was dessen Selbstverteidigung anging, auch wenn sie bisher nicht in Gefahr waren.


    Luca saß dann noch sehr lange auf seinem Bett, bekam mit, dass sein Dominus nicht sofort einzuschlafen schien, sondern ihn noch vieles bewegte, aber das war ja kein Wunder. Bei dieser Mission und auch wenn es noch andere Dinge waren, er war ja auch nur ein Mensch, den sicherlich so einiges plagte. Und so liess er ihn einfach in seinen Gedanken, die jeder auf seine Weise hatte.


    Doch irgendwann glaubte Luca, dass sein Herr eingeschlafen war.
    Noch lange saß Luca auf seiner eigenen Schlafstatt und er wusste: Das würde keine einfache Nacht, aber auch nicht eine der Schlimmsten.
    Luca hielt dann Wache. Stunden. Irgendwann kamen die zwei anderen Sklaven zurück. Luca musste sie etwas bremsen, damit sie still sein sollten, aber er bemerkte schon, dass sie es sich hatten gut lassen getan und betrunken waren. Und so sagte er nichts wegen der Wache. Luca war wach genug und hing gerne noch ein paar weitere Stunden seinen Gedanken nach. Und so hielt Luca, entgegen dem Befehl seines Herren, die ganze Nacht Wache alleine. Luca hatte aber genug Dinge, über die er sich Gedanken machen konnte, ohne einzuschlafen.


    Das er am nächsten Morgen etwas übernächtigt wirkte, schaffte der ehemalige Krieger gut zu kaschieren. Er war das gewohnt. Auch wenn er sich dadurch erneut etwas Sorgen machte, dass er seiner Position als Leibwächter nicht mit ganzen Herzen und Elan nachkommen konnte. Aber die beiden anderen Sklaven hatten auf ihn einfach nicht den Eindruck gemacht, dass sie einer mehrstündigen Wache standhalten würden. Außerdem waren sie so angeheitert, dass Luca ihnen ihren Abend irgendwie nicht vermiesen wollte. Außerdem sah Luca einfach nicht, dass sie eine große Hilfe in ihrem Zustand gewesen wären.


    Am nächsten Morgen schaffte Luca dann für alle ein deftiges Frühstück heran. Er wirkte leicht müde, versuchte es aber eben nicht zu zeigen. Und dann nahm er sich die zwei aber dennoch zu Herzen, jovial, aber sehr klar und dass sie heute sehr wach sein sollten. Obwohl die zwei älter waren als Luca, nahmen sie sich Lucas Worte zu Herren, denn Luca hatte das Talent, Menschen gegenüber fair zu sein, aber eben auch manchmal bestimmend. Fast fühlte sich Luca ein wenig in jene Zeit versetzt, wo er seine Männer haart, aber fair angeführt hatte.


    Und nach einem guten Frühstück ging es erneut auf eine anstrengende Reise nach Rom.


    Sim-Off:

    Auch dieser Thread ist dann nach Abspache beendet.


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    Luca hatte seinen Kopf ja so seitlich auf seine vor sich ausgebreiteten Arme, dass er ein wenig seinen Herren beobachten konnte. Nicht, weil Luca ein Voyeurist war oder all zu neugierig im Negativen Sinne, sondern weil er seinen Dominus einfach etwas studieren wollte, um ihn besser kennen zu lernen. Außerdem wollte er ja auch etwas lernen, auch wenn es vielleicht unsinnig war, aber Luca war das erste Mal in seinem Leben in so einem Bad und wusste nicht, wie es "üblich" war, sich zu verhalten, auch wenn er an seinen gesunden Fähigkeiten nicht zweifelte, dass er schon nichts falsch machte, denn dazu gehörte nicht unbedingt viel Bildung, sondern nur ein wenig Menschenkenntnis, Auffassungsgabe und der Wille, sich angemessen anzupassen. Und Luca hatte an sich kein Problem, sich anzupassen, es kam nur darauf an, worum es sich handelte. Und so schaute er, während er natürlich die Worte seiner äussert wohl anzuschauenden Masseurin lauschte, immer wieder versteckt zu Quints hinüber und Luca musste fast ein wenig schmunzeln, wie die junge Sklavin erst ein wenig unsicher war und Quintus weit aus mehr Düfte kannte oder auswählte, von denen Luca in seinem Leben noch nie etwas gehört hatte.
    Jene Sklavin, die für ihn zuständig war, hatte dann nur stumm genickt, wenn auch mit einem fast aufreizenden Lächeln, ohne dabei plump zu wirken. Sie schien entweder schnell zu begreifen, dass Luca bei den Düften nicht so wählerisch war, oder es ihm wirklich schlicht weg egal war. Und letzteres stimmte: Natürlich wollte er nicht gerade mit Rosenöl eingeölt werden, war das doch eher etwas für Gecken oder Damen. In sofern fand er das Sandelholz schon voll kommen in Ordnung.
    Und ja, die Körper der vier Gefährten erzählten teilweise sehr unterschiedliche Geschichten und wahrlich stach Quintus' Körper ein wenig hervor, da er den anderen nicht im entferntesten ähnelte.
    Lucas Körper hatte ein paar unschöne, aber nichtsdestotrotz recht gut vernarbte Stellen, welche davon erzählten, wie oft er in den letzten Jahren im Kampf verwundet, aber eben auch überlebt war.


    Und dann aber, während Luca noch zu Quintus hinüber schielte, spürte auch er plötzlich, wie die Sklavin einen Streifen Öl auf seinem Rücken verteilte und schliesslich ihre geübten Hände sanft über Lucas Haus glitten. Er spürte förmlich die Sanftheit, welche aber mit immer mehr Druck auf seinen verspannten Körper ausgeübt wurde und es war wahrlich einfach nur eine Wonne und er sog tief die Luft ein, wollte endgültig geniessen und entspannen unter diesen geübten Händen, die genau zu wissen schienen, welchen Muskelstrang sie ein wenig mehr bearbeiten musste, so sehr, dass es aber nicht weh tat und Luca konnte für einen Moment nicht anders und stöhnte verhalten, aber sehr wohlig auf.
    Und so konzentrierte sich nun auch Luca ganz auf dieses letzte schöne und sehr entspannende Erlebnis hier in der Therme und so schloss er einfach irgendwann die Augen, während seine Gedanken ein wenig zwischen Quintus, seinem neuen, aber auch alten Leben hin und her schwankten. Er dachte daran, wie er einst seine Männer angeführt hatte. Zwar war er nie ihr Herr, aber doch ihr Anführer und Quintus war es nun auf andere Weise bei ihm. Es war ein seltsamer Gedanke, aber er kam Luca weniger erniedrigend vor, als noch vor vielen Monaten, wo er als Sklave verkauft worden war und sich zuerst überhaupt nicht vorstellen konnte, einfach einem Menschen zu dienen. Aber die Zeiten änderten sich und Luca auf seine Weise hatte sich auch etwas geändert. Ja, Luca glaubte mehr in seinem Herren zu sehen als nur jemand, der ihn gekauft und dem er zu dienen hatte. Noch ganz genau wusste er nicht, was es war, aber er liess es auf sich zu kommen.


    Und irgendwann verliess er mit seinen Gedanken auch seinen Herren und driftete einfach nur in die Spähren des absoluten Hochgenusses ab und liess sich in seinen Gedanken treiben, stellte sich für einen Moment vor, dass es die Hände seiner Frau waren, die seine Muskeln mit fester Sanftheit zur Entspannung führten und dann passierte etwas, was Luca hinterher peinlich gewesen war. Er fühlte sich lange nicht mehr so entspannt wie gerade jetzt, vergass alles um sich herum für einen Moment und döste bei dieser so angenehmen Massage, die ihm fast ein wenig zu sanft vorkam weg. Luka tauchte ein in die Traumwelt, welche eine der wenigen Rückzugsorte von ihm waren und er sah sich am Strand liegen, die Beine halb im Wasser, umspült von dem kühlen, angenehmen Nass, welches so sanft seine Haut streichelte, dass es sich anfühlte wie die zarten Hände einer Frau und die Sonne wärmte seinen angestrengten Körper.


    Das Aufwachen war weniger sanft, denn er wurde fast grob, aber freundlich von einen der anderen Sklaven geweckt aus seinen seligen Träumen oder vielleicht auch Tagträumen: »He, Luca. Aufwachen. Alles hat mal ein Ende und wir wollten hier nicht übernachten ...« Den Worten folgte dann aber ein amüsiertes Lachen.
    Luca schoss dann mit einem leichten Schreck und erst ein wenig orientierungslos in die Höhe und vernahm das leicht kehlige, aber auch nicht böse gemeinte Lachen der zwei Sklaven.


    Es war Zeit zum Aufbruch. Luca lächelte ein wenig verlegen, war es ihm doch etwas unangenehm, dass er wohl für eine kurze Zeit die reale Welt hinter sich gelassen hatte und eingeschlafen war, was aber vielleicht bei so einem entspannten Besuch der Thermae Iuliani auch kein Wunder war
    Und niemand schien ihn vorwurfsvoll anzuschauen, eher ein wenig belustigt. Luca nickte dann verhalten, lächele nur ein wenig und erhob sich ebenfalls und recht schnell von seiner Liege. Er fuhr sich einmal mit seinen Händen durch sein Gesicht, auch um sich schnell klar zu machen, wo er hier war, schenkte dann der Sklavin, welche ihn wundervoll massiert hatte, noch ein sehr freundliches Lächeln, begleitet von einer leichten Verbeugung und die junge Frau dankte es Luca mit einem ebenso dankbaren, stummen Lächeln.


    Dann verliessen alle vier den Raum, kleideten sich an und machten sich auf den Weg.
    Schliesslich hatte ihr Herr heute noch einen sehr wichtigen Termin, wegen der heiklen Mission, wie eben das Gespräch mit dem Legati Augusti pro Praetore
    Luca sollte erst später am Abend in der Unterkunft Taberna Silva Nigra erfahren, wie heikel die Mission eigentlich war.


    Sim-Off:

    Thread ist hiermit beendet.

    Für Luca war es tatsächlich nicht leicht. Das erkannte sein Dominus in seinen stillen Gedanken wahrlich richtig. Doch was war es, was Luca zu diesem Vertrauen bewegte? Seinem Herren dennoch beizustehen und nicht einfach heimlich oder offen in den Rücken zu fallen? Was war es, dass er nicht anders handelte, dass er sich nicht viel mehr davon versprach, als irgendwann einmal "frei" zu sein, mit einem dennoch auf gezwänkten Namen, der deutlich machte, dass er einst ein Sklave war? Für Luca war es klar und deutlich: Er war ein Ehrenmann. Er wusste zu überleben, irgendwie, auch wenn er sehr viel verloren hatte. Mehr als viel. Seine Familie, sein Dorf, seine Freunde und seine Heimat. Doch dennoch gab es etwas, dem er immer treu geblieben war: Die ehrenhafte Standhaftigkeit. Ein Mann, der sein Wort nicht hielt, war für ihn kein Mensch, sondern ein verdammter Lügner, der in den Hades gehörte. Und Luca hatte es seinem Dominus versprochen, ihm treu zur Seite zu sehen. Damals in Rom und erneut heute hier. Egal, in welche verrückten, ja äusserst gefährlichen Machenschaften dieser verstrickt war. Nun war Luca ein kleiner Teil davon. Es war ihm sicherlich nicht egal. Es bedeutete für ihn, dass er noch mehr Vorsicht walten lassen musste. Ja, er musste seinen Herren dringend im Kampf ausbilden, denn es konnte ja auch mal vorkommen, dass Luca nicht an der Seite seines Herren war, oder das er diesen zwar verteidigte, aber schwer verletzt am Boden lag. Luca wusste um seine Kräfte und um seinen Kampfwillen, aber auch Luca war nur ein Wesen aus Fleisch und Blut und verletzlich.


    Und so schaute Luca offen zu seinem Herren. Das hatte er auch getan, als er zu ihm gesprochen hatte und er glaubte, in den Augen, im Antlitz seines Herren erst Zweifel, dann aber eine grenzenlose Erleichterung zu sehen, wenn er sich nicht irrte. Innerlich liess es Luca schmunzeln, aber eben nur innerlich, er zeigte es nicht. Das sein Herr, den er kaum kannte und der eben auch Luca kaum kannte, an ihm erst ein wenig zweifelte, war in Lucas Augen nur verständlich. Eben genau aus dem Grund: Man kannte sich nicht und Luca stand ja nicht auf der Stirn geschrieben, dass er es mit seinen Versprechen ernst meinte.
    Aber Luca tat es, meinte es ernst. Mehr noch: als er immer wieder an den Verrat eines "Freundes" dachte, dem er einst vertraut hatte, war ihm klar geworden, dass er seinen Weg bestreiten wollte und zwar nur auf eine Weise: Auf die ehrliche. Etwas anderes kam für ihn nicht in Frage. Denn, wie sollte es sein, wenn man einmal mit dem Lügen und Betrügen anfing? Wo sollte es enden? Und wem sollte man dann noch vertrauen können, wenn man sich vielleicht nicht einmal mehr selber vertrauen konnte.


    Luca war sicherlich alles andere als perfekt. Aber er war ehrlich und freute sich daher natürlich, dass sein Herr dies wohl erkannte. Denn zuerst bemerkte Luca den versteinerten Ausdruck auf dem Antlitz seines Herren, spürte förmlich dessen Frage: Kann ich Luca vertrauen? Oder würde er das Wissen nun zu seinen Gunsten nutzen und alles war vorbei? Dann aber war spürte Luca, wie die dunkelbraunen Augen seines Herren sich unweigerlich in Lucas dunkle Augen bohrte, voller spannender Erwartung und als Luca ausgesprochen hatte, was er aufrichtig meinte, sah er die erleichterte Entspannung. Fast musste Luca ja schmunzeln, denn ja, er war alles andere als dumm. Er hatte die Zweifel gesehen, fast ein wenig die Angst. Was hätte Luca alles in seiner Macht stehende tun können: Ja, es war für einen Augenblick Macht, die er in sich spürte und über seinen Herren. Aber auch wenn Luca wusste, wie nützlich Macht über andere bedeuten konnte, so versuchte er diese niemals wirklich einzusetzen, und wenn nur so, dass es allen Beteidigten zum Nutzen war. So, wie er eben dazu gewählt worden war, der Anführer der Rebellen zu sein. Eine große Ehre war das damals gewesen und viele Schlachten gegen die Römer hatten sie aus den Bergen bezwingen können. Aber Macht war ein sehr zweischneidiges Schwert: Missbrauchte man sie, war man zum Scheitern verurteilt, über längere Zeit.


    Daher mochte Luca die Macht nicht wirklich, nutzte sie nur sparsam. Es war nicht seine Intention, Macht auszuüben. Denn er selber hasste es, wenn man Macht auf ihn ausführte.


    Und so schaute er nun seinen Dominus einfach nur an, dessen Gesichtszüge sich etwas entspannten. Und Luca freute es, seinen Herren nicht zu enttäuschen. Auch wenn er ein Römer war und zu dem unsäglichen Volk gehörte, die nicht genug von der Welt bekommen wollten ... und Luca vernahm dessen Worte.
    Luca war dennoch ernst. Denn die Lage war sehr ernst.
    Doch Luca nickte. Aber er war wieder nicht unterwürfig, als er sprach: »Ich danke Euch, dass Ihr mir Euer Leben anvertraut. Ich hoffe, ich werde Euch nicht enttäuschen. Es ist keine einfache Sache, aber ich werde es mit besten Willen und all meiner Kraft tun. Denn ich habe es nicht nur versprochen, sondern ... « Und dann zog Luca scharf seine Luft ein, denn er war nun auch am Überlegen, ob er das Richtige sprach. Setzte dann aber fort: »... ich tue es auch, weil ich Euch sehr schätze ...«


    Luca war nun einmal ehrlich.

    Luca hatte einfach aus Neugierde gefragt und wusste natürlich irgendwie selber, dass es von dem Zusammentreffen von Quintus mit dem Legaten abhing, das noch ausstand. Und so bekam der Dalmate schliesslich auch eine simple Antwort.
    Dabei war es Luca eigentlich fast egal, wo er sich aufhielt. Ein so genanntes "Zu Hause" hatte er zwar nun in der Villa des Falviers, aber so richtig heimisch fühlte er sich da noch nicht. Dies lag nicht an der Tatsache an sich, sondern dass er dort einfach noch nicht lange lebte und ihn schon so manchmal das Heimweh plagte, besonders nach dem Meer, in dem er so gerne schwamm.
    Sein Herr allerdings hatte sicherlich wichtige Dinge in Rom zu erledigen und so hatte Luca ihm einfach stumm zu genickt.


    Schliesslich sprach der Herr aus, dass alles sehr gut wäre und erhob sich aus dem kühlen Nasse. Ja, dieses war wahrlich angenehm, aber nicht zu vergleichen mit dem salzigen Wasser der Adria. Und Luca und die zwei anderen Gefährten taten es ihm gleich. Auch Luca nahm sich eines der frischen und sauberen Handtücher, trocknete sich ab und schlang es dann um seine Hüften. Auch er fühlte sich angenehm erfrischt und so folgten sie ihrem Dominus und Luca zwinkerte einfach den zwei anderen Sklaven zu, weil er gute Laune hatte und er ja nun wusste, dass nun die Massage anstehen würde, auf die sich Luca doch irgendwie sehr freute und schon ganz gespannt war.
    Und als sie dann eine große Halle durchquerten, schaute sich Luca neugierig um und erblickte viele Leute, alle vollkommen unterschiedlicher Natur, einige ältere lasen in papyri, andere entspannten einfach nur oder unterhielten sich.


    Schliesslich kamen sie am Ende der Halle zu einer treppe, welche auf eine Art Balkon führte, wo einige Liegen standen, nur abgetrennt von einigen hölzernen Paravents, so genannten Raumteilern, auch bekannt als "Spanische Wand".


    Sogleich bemerkte auch Luca den recht behäbigen Mann, der sie sofort freundlich begrüsste, nachdem einer der Sklaven ihm einiges Geld in die Hand drückte. Luca besaß zwar kein Geld, aber er merkte erneut, dass es ihm unter seinem neuen Herren wirklich gut ging. Wozu brauchte Luca Geld, wenn sein Herr alles bezahlte. Dennoch wollte er es mal ansprechen, dass er gerne ein paar Kleinigkeiten für sich und seine kleine, noch sehr unscheinbare und karge Kammer hätte. Was dies anging, stellte Luca allerdings keine großen Ansprüche.


    Der dickliche Mann, dessen Gesicht sich freudig erhellte, nachdem er das Geld bekommen hatte, schickte sich sogleich auch an, einige Frauen aufzuscheuchen, welche es sich etwas weiter an der Seite gemütlich gemacht hatten. Seiner Aufforderung nachkommend, kamen dann schliesslich einge Frauen und reihten sich auf. Luca grinste leicht, als er bemerkte wie sie sich unter einander vielsagende Blicke zuwarfen, manche sogar kicherten. Nun, alle, inklusiv Quintus waren ja auch alle ansehnlich, ebenso allerdings auch die Frauen. Dieser warf dann Luca einen vergnüglichen Blick zu, nachdem er sich etwas dezent über den dicklichen Mann amüsierte und auch Luca schmunzelte etwas, schaute aber fast irgendwie ein wenig verlegen drein, als er Quintus Blick kreuzte.


    Doch schliesslich tat er es seinem Herren und den zwei anderen Gefährten gleich und legte sich ebenfalls auf eine der Liegen, mit dem Bauch voran. Auch er verschränkte seine Arme, auf den er dann seinen Kopf bettete, allerdings seitlich zu Qunitus gedreht, oder eben, damit er schauen konnte, welche der Schönheiten denn wen erwählte. Luca hatte da keine bestimmte im Auge. Ihm war nur wichtig, dass keine darunter war, die ihre Arbeit eher ungern machte. Aber irgendwie sahen alle entspannt aus, was wiederum Luca entspannt.


    Da ja alle keine Kleidung, ausser dem Handtuch trugen, konnte man auch nicht unbedingt erkennen, wer welchem Stand angehörte, auch wenn Luca fand, dass sein Herr sehr aristokratische Züge inne hatte. Doch schliesslich trat zu jeden der vier Männer eine Frau heran. Bei Luca war es eine dunkelhaarige Schönheit mit schmalen Gesichtszügen, bei seinem Herren eine Blonde, welche einen wachen und intelligenten Blick hatte.
    Neben den Liegen standen kleine Fläschchen auf einem kleinen Tischchen. Und bevor die Frauen anfingen, ihre neuen Kunden zu massieren, fragten sie, ob wer denn einen bestimmten Duft an Massageöl bevorzugte.
    Es gab Moschus, Rose, Vanille, Citronella, Sandelöl und Lotus ... und noch drei weitere Düfte*.


    Auch Quintus und Luca wurden gefragt, während die Frauen abwartend auf die Antwort, schon einmal ihre Finger sanft über den Rücken streichen liessen ...


    »Öh ...« gab Luca dann leicht irritiert von sich. Er hatte keine Ahnung. »Das sein mir ehrlich gesagt egal. Aber ich mich würden freuen, wenn du besonders massieren meinen Nacken, der sein etwas verspannt ...« sprach er dann in gebrochenen Latein und schaute etwas verhalten zu seinem Herren, wollte er doch wissen, was dieser wohl wählte.
    Seine Masseurin kicherte dann irgendwie niedlich und sprach: »Ich glaube, etwas herbes passt zu dir. Sandelholz?«
    »Nur zu ...« antwortete der Hüne und atmete dann hörbar entspannt die Luft ein, während er immer noch zu Quintus rüber schielte. Hach, irgendwie war das hier wirklich aufregend.


    Auch Quintus Masseurin wartete auf eine Antwort, fragte dann aber auch noch dazu: »Und hat der Herr besondere Wünsche, welche Zonen er besonders massiert bekommen möchte?« Schnell setzte sie dann aber hinzu, um ja keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: »Nacken? Rücken, Arme oder Beine?« Ihre Stimme hatte einen glockenklaren Klang und wirkte sehr beruhigend.


    Und Luca musste einfach nur schmunzeln ...


    Sim-Off:

    * Quintus: Zu den 3 weiteren Düften: Kannst du dir aussuchen ;)



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    Luca konnte es fast noch nicht wirklich fassen. Aber er hatte den Worten seines Herren Glauben geschenkt und war nicht einen Moment dabei, daran auch nur zu zweifeln. Dabei überdachte der Dalmate viel und zweifeln tat er auch, vielleicht zu oft. Und doch war er unerschütterlich in seinem Willen und Geist. Er war nicht der Mann, der schnell aufgab oder resignierte. Immer hatte er den Plan vor Augen, dass er jederzeit fliehen würde können, wenn ihm das Leben zu erniedrigend erschien. Doch das Interessante war, dass dieser Fall bisher noch nicht wirklich eingetroffen war. Natürlich, gefesselt auf dem Sklavenmarkt zu stehen und dann nur gerade mal für 250 Sz. verkauft zu werden, weil er angeblich zu alt war, gehörte nicht gerade zu den erbaulichsten Momenten in seinem Leben. Aber darüber stand Luca inzwischen drüber. Er hatte wahrhaft schlimmeres erlebt.
    Und sein bisheriges Leben als Sklave war weitaus in positiven Bahnen verlaufen, als er sich es in seinen Gedanken ausgemalt hatte.
    Nein, egal was auch in der Vergangenheit alles schief lief, der Verrat eines angeblichen Freundes, der daraus resultierende Hinterhalt der Römer, seine Gefangennahme, die Verwüstung des Dorfes, der Tod seiner Familie und vieler Freunde. Luca lebte und hatte trotz des Leides Glück gehabt. Zumindest sah es Luca so, auch wenn der Verlust oftmals schwer zu ertragen war und er manchmal mit sich haderte, ob er sein momentanes Glück damit eigentlich in eine Waagschale legen dürfte. Aber er wusste auch, dass seine Frau nichts davon gehalten hätte, wenn er aufgegeben hätte.


    Und so beobachtete nicht nur sein Herr Luca, sondern umgekehrt auch dieser ihn, als Luca sprach. Immer wieder sah er dieses leicht wohlwollende, ja freudige Lächeln im Antlitz des jungen Flaviers. Obgleich die beiden Männer vollkommen unterschiedliche Lebenswege bestritten hatte, glaubte Luca an das Schicksal und die Fügung und irgendwie fühlte er sich dem jungen und sehr klugen und weitsichtigen Mann verbunden. Manchmal hatte Luca das Gefühl, dass die beiden sich auch wortlos verstanden. Und dies, obwohl sie sich kaum kannten.


    In der Zeit, in der Luca selber noch fast ein wenig versonnen über die Worte seines Dominus' nachgedacht hatte, war auch dieser in sich gegangen, auch wenn es Luca kaum auffiel und er natürlich keinerlei Ahnung von dessen Gedanken hatte. Aber Luca spürte da irgendwie eine seltsame Kraft und Verbundenheit. Und auch wenn beide Männer ihrem Gegenüber eher dezent ihre Emotionen in der Mimik preisgaben, so war das doch schon weit mehr und offener, als vielleicht bei anderen Menschen, die sich kaum kannten. Vor allem war Luca darüber beruhigt, dass der Flavier ihm von Anfang an Vertrauen entgegenbrachte, denn das war für Luca doch sehr ungewöhnlich. Andersherum aber vertraute auch Luca seinem Herren und auch dies war nicht Gang und Gäbe im Leben des Dalmaten und einstigen Kämpen.


    Und nachdem Luca seine wohl bedachten, aber ernst gemeinten Worte ausgesprochen hatte, nahm er den warmen und wohlwollenden, ja fast zufriedenen Ausdruck seines Herren wahr, der keine Spur von Zweifel erkennen liess. Im Gegenteil. Er glaubte Luca, oder wollte es. EIn Grund mehr, dem Mann zu beweisen, dass es Luca wahrlich ernst meinte. Verrat und Intrigen war nicht das Gebiet des Hünen. Wenn er sein Wort gab, dann hielt er es. Und er sollte sogleich auf die Prrobe gestellt werden.


    Denn sein Dominus wagte nun einen sehr großen Schritt weiter und bewies Luca erstrecht, dass er sich nicht in dem Mann täuschte. Denn dieser offenbarte Luca schliesslich etwas von solch einer prekären Brisanz, dass selbst der Hüne doch erst einmal mit starren Blick und normalerweise herunter hängenden Kiefer dagesessen hatte. Luca schaute tatsächlich fast ungläubig, hatte sich aber soweit unter Kontrolle, dass er seinen Mund nicht offen hatte.
    Was sein Dominus ihm da erzählte, klang fast wie in einer alten griechischen Geschichte. Nur das es da dann eher um die Intrigen der Götter ging, die es ja irgendwie immer schafften, sich gegenseitig eine rein zu würgen, oder sich und die ihren gegeneinander auszuspielen.


    Luca blickte Quintus offen und mit einem erst leicht ungläubigen, aber festen Blick an. Er verengte leicht seine Augen, ohne dabei bedrohlich zu wirken. Im Gegenteil. Luca musste diese Information erst einmal verdauen.
    Und fast hatte der Sklave für einen Moment, am Anfang von Quintus Erzählung, das Gefühl, als würde er doch noch leicht zweifeln, seine Erzählung abzubrechen, was Luca seinem Herren nicht verübeln würde, bei der Brisanz dieser Information. Und Luca glaubte seinem Dominus jedes gesprochene Wort, blickte in seine braunen Augen und dessen so aristokratisches Antlitz. Vollkommen vergessen war seine einstige Frage, warum Quintus nicht verheiratet war. Was für eine banale Frage. Dennoch wollte Luca schon seinen Herren ebenso gut kennen lernen, wie dieser ihn.


    Luca schwieg erst einmal, ohne seinen Herren aus den Augen zu lassen. Doch dabei schaute er nicht zweifelend und schon gar nicht erschreckt. Im Gegenteil. Sein Gegenüber konnte sehen, wie es in Lucas Kopf rumorte. Denn Luca war nun Teil dieser doch sehr enormen, fast mit Worten nicht auszudrückenden Verschwörung. Was hätte der Damate mit diesem Wissen alles anfangen können, auch wenn er nur einen Namen wusste: Den seines Herren. Und vielleicht den des Legaten. Aber in diese Richtung gingen Lucas Gedanken keineswegs.


    Obwohl Luca sonst nicht immer gerne preisgab, wie es in ihm vorging, tat er dies vermehrt bei seinem Herren, was auch ein Vertrauensbeweis war, auch wenn dieser es nicht als solchen sehen sollte. Denn Luca schluckte sichtbar undstrich seine Strähnen aus seinem Gesicht, als brauchte er Durchsicht.


    Und dann begann Luca etwas darauf zu sagen, wieder sehr bedacht und nicht voreilig.
    »Nun, Dominus. Ich weiss Eure absolute Offenheit zu schätzen und gebe zu, dass ich dennoch etwas perplex bin über beides: Über Eure Offenheit mir gegenüber, für die ich mich vor Euch verneige ...« Luca deutete dann aber nur ein Nicken an, denn es war nicht so bildlich gemeint. »Zum anderen natürlich über die Verschwörung an sich. Dies ist mehr als nur eine weitreichende Angelegenheit und bedarf tatsächlich äusserster Vorsicht. Auch ich will offen sein: Ich kenne Euren Kaiser nicht und auch nicht dessen Sohn und wenn ich ehrlich bin, sind mir die beiden auch egal. Ihr seit ein gebildeter Mann, ich traue Euch da einfach, dass Ihr das richtige tut. Versteht das nun aber bitte nicht falsch. Meine Freiheit in unbekannter Zukunft ist eine Sache, eine solch politische Verschwörung eine andere.«


    Luca würde sich nun sicherlich noch weit aus mehr Gedanken machen. Aber eines wollte er klarstellen. Und unterstrich daher noch einmal: »Ich danke Euch. Und ich werde an Eurer Seite sein, um Euch zu schützen. Egal was kommt.
    Und selbstverständlich bleiben meine Lippen verschlossen!!«

    Luca nickte ernsthaft und hatte keine Fragen. Er kannte sich mit dieser Art Politik nicht aus. Sicherlich hatte er Fragen, aber die konnte er auch später stellen.
    »Ich vertraue Euch da voll uns ganz, Dominus Quintus Flavius Flaccus.« Erneut nickte Luca voller Offenheit.


    Wahrscheinlich würde der einstige Rebell diese Nacht nicht ein Auge zu machen ...


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    Luca bekam natürlich nicht mit, wie der junge Flavier ihn einschätzte, vielleicht heimlich beobachtete oder eben was er so analysierte. Das war auch nicht so ganz Lucas Welt, wenn gleich er glaubte, eine einigermaßen gute Menschenkenntnis sich in seinen Lebensjahren an Erfahrung angeeignet hatte. Aber ebenso sah er in dem Flavier einen Menschen, der sehr gut darin war, im Antlitz seines Gegenübers zu lesen und ehrliches Interesse hatte er ja nicht nur heute durch das "Spiel" geäussert.
    Luca mochte den jungen Römer einfach. Er mochte seine Forderung nach Offenheit und Ehrlichkeit und selbst war er nie arrogant oder herrisch über seine Begleiter, welche ihn nach Germanien begleitet hatten. Er hatte mit ihnen alle Strapazen genauso auf sich genommen, hatte voller Anstrengung geschwitzt, wenig gegessen und geschlafen und zeigte damit um so mehr, dass er sich nicht als etwas besseres fühlte.


    Das gefiel Luca.


    Sicher war der Mann um einiges gebildeter und eloquenter, in seinen Adern floss ein kaiserliches Blut. Und dennoch gab er Luca immer wieder das Gefühl, dass vielleicht sicherlich nicht alle Menschen gleich waren, denn das waren sie nun mal nicht, aber Luca war einfach fasziniert von Quintus Weitsicht und eben dieser Toleranz, ohne dabei plump zu wirken. Quintus strahlte eine angenehme und ruhige Würde aus, ohne den negativen Anstrich von Arroganz.
    Er nahm es seinem Dominus auch keineswegs übel, dass dieser nach Lucas vergangenem Leben gefragt hatte oder somit auch unausgesprochen nach Lucas Familie und als Luca dann bereitwillig, wenn auch knapp davon erzählt hatte, hatte Quintus zugehört, ohne seinen Sklaven mit Blicken unter Druck zu setzen. Luca hätte sich ja auch weigern können. Aber es sprach eben einmal mehr für Quintus Flavius Flaccus, dass es ihn interessierte, dass die Menschen in seinem Umfeld ihn interessierten. Und Luca ging es nicht anders, nur traute er sich noch lange nicht, so offene Fragen zu stellen, obwohl er es dann letztendlich ja auch getan hatte. Und dies ohne falschen Hintergedanken.
    Es war schon seltsam. Luca merkte immer wieder, dass er diesen Mann mochte, auch wenn sie eigentlich so verschieden waren, zumindest vom Stand her. Und hätte er damals die Gedanken seines Dominus lesen können, dass dieser sich einen Vertrauten, einen Freund wünschte, so hätte Luca innerlich gelacht: Denn auch Luca wünschte sich natürlich vertraute Menschen. Zwar würde niemand mehr seine verstorbene Familie ersetzen, aber er hatte nicht nur sie, sondern damals auch viele Freude und Kampfgefährten verloren.


    Nun aber saß er hier mit seinem Dominus alleine auf dem Zimmer und sie unterhielten sich. Und auch wenn Luca erst eine andere Frage gestellt hatte, welche sicherlich genauso persönlich gewesen war, wie die seines Herren, hatte er den Mut und die Offenheit aufgebracht, schliesslich das zu fragen, was ihm das Wichtigste war: Ob er jemals wieder ein freier Mann sein würde ... gesetzlich und anerkannt und nicht nur im Herzen, wenn er fliehen würde. Schon lange hatte er nicht mehr an seine Flucht gedacht, auch wenn dieser Gedanken ihn zeitwährend seit seiner Gefangennahme beschäftigt hatte.


    Und nun war die Frage raus. Und er blickte den jungen Flavier an, neugierig, offen. Aber nicht flehend oder hoffend, denn Luca konnte auch vieler seiner Emotionen verschlossen halten. Denn erst einmal traute er nur sich selbst.


    Aber als sein Dominus dann seine Antwort auf Lucas Frage in Worte fasste, da blitzte es ehrlich in Lucas Augen fast ungewollt etwas auf. Denn in den Worten, welche der junge Flavier sprach, lag so viel Selbstverständlichkeit, dass es Luca fast schon erstaunte. Dabei wusste er eigentlich gar nicht, was er erwartet hatte. Aber Luca spürte, dass es sein gegenüber vollkommen ernst und aufrichtig meinte. Auch wenn er Luca dann sehr ernste und wichtige Fragen stellte. Doch Luca glaubte den genauen Sinn und Zweck dahinter zu verstehen.
    Und Luca blickte seinen Herren einfach nur an, versuchte sein Erstaunen zu verbergen, seine innere Freude, welche gepasst war mit unendlicher Dankbarkeit und der schieren Aussicht, hoffen zu können. Natürlich, wollte er erst einfach nur sagen, aber das wäre zu plump.
    Und Luca liess sich alle Worte der Antwort erst einmal noch durch den Kopf gehen. Hatte sein Herr nun gemeint, wenn er Luca sofort die Freiheit schenken würde, ob er dann noch loyal sei? Warum sollte ihm sein Herr aber so schnell die Freiheit schenken? Nein, dass konnte er doch nicht meinen und so schnell hatte Luca auch dar nicht damit gerechnet.


    Aber Quintus Flavius Flaccus hatte etwas ausgesprochen, von dem er vielleicht nicht einmal wusste, was es in seinem Sklaven auswirkte: Hoffnung. Allein die Vorstellung, in den nächsten Jahren ein freier Mann sein zu dürfen, beflügelte Lucas Geist ungemein. Da kam es auf ein paar Tage, Wochen, ja fast Jahre gar nicht mehr an. Es war rein die Hoffnung und diese spiegelte sich dann auch offen auf Lucas Antlitz wider. Eine Hoffnung, die der junge Flavier vielleicht sehen, aber vielleicht nicht nachvollziehen konnte. Oder doch? War er so einfühlsam? Sklaven waren nun einmal im römischen Reich ganz normal. Viele wurden wirklich nur wie Gegenstände angesehen. Aber Luca spürte, dass es bei seinem Herren anders war. Ehrlich.


    Und so wollte Luca nun seine Antwort mit bedacht, klug und ehrlich wählen. Und so richtete sich der Hüne auf seiner Liege auf und blickte zu seinem Dominus, auch wenn er erneut nicht sofort antwortete. Denn manche Antworten waren nur ehrlich, wenn man darüber nachdachte.
    »Ich danke Euch! Und ... ja ... oder nein ... ich habe nicht vor, Euch den Rücken zu kehren, sobald ich einmal frei sein sollte. Und auch Eurer Familie nicht. Wirklich nicht und ich spreche ja auch nicht von morgen. Lasst es mich Euch beweisen.« sprach dann der Dalmate vollkommen aufrichtig und ohne List in seinen Worten.
    Luca nickte dann leicht, strich sich mit seinen Fingern der rechten Hand sein Haar etwas nach hinten, da er sich von einigen Strähnen in der Stirn gestört fühlte, was ihn ablenkte.
    »Ihr habt mir eh das Leben gerettet ...« setzte er dann fort und nickte. »Damit bin ich euch nicht nur etwas schuldig. Dies ist eine Ehrensache. Selbst wenn es anders gewesen wäre. Ich habe euch versprochen, euch gegenüber loyal zu sein und Euch mit meinem Leben zu schützen, wenn es nötig ist. Wann also ich auch immer frei sein sollte, macht Euch deshalb keine Sorgen. Ich werde Euch darüber hinaus immer treu sein, ob Sklave oder nicht. Denn Ihr habt mir bewiesen, dass ihr ein guter Mensch seid.« sprach Luca mit seinen eigenen, einfachen, aber ehrlichen Worten, ohne Quintus damit himmelhochjauchzend zu loben.
    Und dann erklärte er noch: »Wenn Ihr mich nicht gekauft hättet, wäre ich wohl in irgendwelchen Mienen oder auf der Galeere geendet, denn wenn ich zugebe, war ich schon einmal verkauft, habe mich aber einfach nicht gut fügen können und bin erneut verkauft worden. Ihr ward meine letzte Chance und die will ich nutzen.«


    Luca ging nun nicht mehr auf seine erste Frage bezüglich Frauen und Heirat ein, dafür war das Thema gerade dann doch zu ernst. Aber vielleicht würde er ja später doch noch eine Antwort bekommen. Denn Luca zeigte deutlich, dass auch er es sehr schätzte, so offen und ehrlich miteinander umzugehen, das war einfach die Basis für aufrichtiges Vertrauen. Und Luca wollte gerne mehr als nur ein Leibwächter sein. Auch Luca wollte mehr über seinen Herren wissen, über dessen Zweifel, vielleicht sogar Ängste oder aber auch Wünsche. Denn alles hatte ein Mensch.


    Luca wirkte auf einmal sehr viel entspannter als noch vorher und auch offenherziger. Und er zeigte damit auch, dass er die Worte seines Dominus ernst nahm. Und dennoch besaß Luca weiter seinen Stolz. Anbiedern war nicht sein Ding. Aber er zeigte Quintus auch, dass er ihn schätzte. Er zeigte es ihm mit seiner fast grenzenlosen Offenheit. Und diese auch nur, weil er seinem Herren traute.


    Und Luca hoffte, dass er richtig lag und sich nicht vollkommen täuschte, aber davon war er weit entfernt.


    Und dann lächelte Luca einfach offen. War gar nicht so schlimm das Spiel. Man kam sich doch tatsächlich etwas näher, so hoffte er.



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    Luca war das verschmitzte Lächeln seines Dominus nicht entgangen, als er dann doch recht schnell zum Legaten vorgelassen wurde. Allerdings eben ohne seine Begleiter und ohne seinen Leibwächter. Aber der Flavier schaute alle, besonders Luca aufmunternd an und schien sich seiner Sache sehr gewiss. Und so blieb Luca ja nichts anderes übrig, als seinen Herren alleine ziehen zu lassen und schaute ihm fast ein wenig versonnen nach, wünschte ihm insgeheim noch, dass Forzuna mit ihm sein.
    Schliesslich kam dann Luca der freundlichen Aufforderung des princeps praetorii nach und gemeinsam mit den zwei anderen Sklaven liessen sie sich von den Wachen in die Aula begleiten, wo sie dann auf Flavis Flaccus warten würden.
    Ganz wohl war Luca immer noch nicht bei der ganzen Sache, aber natürlich fügte er sich und nickte dem princeps praetorii zu, mit den Worten: »Natürlich ..«


    Und so begaben sich die drei Begleiter von Flavis Flaccus an den Ort, wo sie dann geduldig warteten, auch wenn Luca sehr unruhig war.

    Luca machte es überhaupt nichts aus, wenn man ihn in der Sprache berichtigte. Im Gegenteil. Er wollte ja lernen. Überhaupt war Luca sehr wissbegierig. Und es half einfach, wenn man ihm dann immer wieder sagte, wie etwas richtig ausgesprochen wurde, oder wie man etwas nannte, was er nicht kannte. Und so nickte er seinem Dominus zu, als er verstanden hatte: »Ja, ich meinten wohl "faszinierend".« Luca lachte dann ein wenig, aber offen un dankbar und genoss weiter das Bad. Und ja, er vermisste ein wenig den Unterricht mit dem alten Griechen, aber der würde dann ja weitergehen, wenn sie wieder in Rom wären. Luca beobachtete dann seinen Herren eher nebenbei, als dieser sich erneut Wasser mit seinen Händen ins Gesicht schüttete um sich so zu erfrischen und lauschte dann dessen Worten.


    Der Grund war dann wirklich lustig und nicht einmal ganz falsch. Ja, sie hatten alle ein Bad benötigt und auch Luca hatte mit allen ins Lachen eingestimmt. Luca lachte dabei nie oberflächlich oder falsch. Wenn Luca lachte, dann ehrlich und entspannt und er nickte allen zu, denn es stimmte schon: Der Geruch, der von ihnen nach der langen Reise von ihnen ausging, war an der Schmerzgrenze. Luca war vielleicht nicht ganz so reinlich, wie es die Römer waren, aber er hatte dafür schon ein Gefühl, was ""erträglich" war.
    »Ja, das machen uns gleich ...« sprach er dann ohne Zynismus. »Riechen tun wir alle nach so einer Reise ...«


    Und nun hörte der Hüne auch auf, seinen Herren mit Lob zu überschütten, auch wenn er alles bisher gesagte ehrlich meinte. Aber Luca vergaß für einige Momente einfach seine Sorgen, mit denen er sich innerlich oftmals quälte und genoss das Bad. Am liebsten hätte er seinen Herren ja nun wegen der heiklen Aufgabe etwas gefragt, liess es aber, da noch die beiden anderen Sklaven anwesend waren und Luca nicht wusste, was diese wussten. Und vielleicht ging es den Leibwächter ja auch nichts an. Dennoch war es für Luca als Leibwache auch wichtig, zu wissen wie brisant denn nun eigentlich der Auftrag war. Einfach, damit er die Gegner besser einschätzen konnte. Aber momentan waren alle so entspannt und ausgelassen, dass er nicht mit so ernsten Themen anfangen wollte.


    Und dann schwamm Luca in dem kleinen Becken noch ein bisschen, wenn auch im Kreis und lehnte sich dann irgendwann an den Beckenrand. Auf einmal verspürte er grossen Hunger, aber er sagte nichts.
    »Wie lange wir werden bleiben in Germanien?« fragte er dann doch und schaute seinen Dominus offen an und blickte auch kurz zu den zwei anderen Männern, die auch sichtlich das Bad genossen.

    Immer noch saß Luca auf seinem Bett und schaute zu seinem Dominus rüber, welcher es sich auf seinem Bett nun bequem gemacht hatte. Nur sehr gedämpft kannte man ab und an das Treiben unten im Schankraum vernommen, wo immer noch keine Ruhe eingekehrt war und wo sich wohl die zwei anderen Sklaven köstlich und hoffentlich friedlich amüsierten. Aber Luca hatte die zwei ebenfalls zähen Sklaven inzwischen ein wenig kennen gelernt und traute ihnen zu, dass sie nicht all zu sehr über die Stränge schlugen.


    Und Lucas Gedanken hatten sich inzwischen beruhigt. Und er nickte einfach nur ernst und stumm, als sein Dominus schliesslich meinte, dass später noch genug Zeit wäre, seinen Körper zu erholen. Luca widersprach nicht. Schliesslich war der Mann erwachsen. Und als dieser dann meinte, dass er zäher wäre, als man ihm zutraute, grinste Luca sogar ein wenig. Ja, schlaksig war er, aber warum sollte er deshalb nicht auch was aushalten? Ausserdem war es ja seine Entscheidung. Und Luca war nur sein Leibwächter, nicht seine Amme.
    Und dann vernahm Luca das Lächeln und es bildeten sich kleine Lachfalten um den Mund des Flaviers. Dies war erneut ein Zeichen für Luca: Er mochte den Mann, denn er kaum kannte, irgendwie.


    Doch schliesslich beantwortete Flavius Flaccus Lucas Frage und der Hüne nickte und hatte aufmerksam zugehört. »Vielleicht kann ich ja helfen.« Er wollte dann noch etwas fragen, nämlich ob die Familie denn wusste, warum er nach Germanien gereist war, oder den Grund, auch wenn es ein ausgedachter war. Aber dann stellte sein Dominus Luca eine Frage, die er nicht erwartet hatte und dennoch irgendwie hätte voraussehbar sein können.
    Als sein Dominus wirklich einfühlsam meinte, dass er Luca nicht unnötig verletzen oder in ihm Trauer auslösen wollte, winkte Luca mit einer Hand ab. Dennoch kam die Frage irgendwie nicht zur rechten Zeit. Wahrscheinlich kam sie nie zur rechten Zeit. Aber er verstand seinen Herren schon. Er wollte ihn kennen lernen und das ehrte Flaccus. Auch wenn Luca eigentlich ungern darüber reden mochte. Aber er riss sich zusammen.


    Nun aber legte er sich auch auf seine Schlafstatt, allerdings nicht auf den Rücken, sondern auf die Seite und stütze seinen Kopf seitlich an und blickte in die Richtung seines Herren, ohne ihn dabei wirklich anzusehen. Und Lucas Antlitz wurde nun ernster denn je. Und der Hüne brauchte nun tatsächlich einen Moment, bevor er antwortet.
    »Ich war Handwerker, Schmied und Bauer. Ein einfacher Mann. Ich half im Dorf, wo ich konnte, bestellte mit meiner Frau ein wenig Land.« begann er dann zu erzählen, fast ein wenig ausdruckslos. Denn die Erinnerung ging ihm schon nah. Aber er versuchte es nicht zu zeigen. Er starrte ins Nichts vor sich. Doch bei seiner Erzählung lächelte er manchmal etwas versonnen, immer dann, wenn er sich an seine Familie erinnerte. Doch dann seufzte Luca, aber er gab bereitwillig eine Antwort, auch wenn er wusste, dass er das nicht musste.
    Aber es ehrte seinen Herrn ja, dass es ihn wirklich interessierte. Dann machte Luca eine tiefe Pause, versuchte sich aber nicht anmerken zu lassen, dass ihm die folgenden Worte schwer fielen.
    »Meine Frau, welche ich sehr liebte, und ich, wir hatten zwei kleine Kinder, ja. Einen Sohn und eine Tochter. Zwei ganz liebe kleine Kinder ... so offen und lieb, so lebenslustig und unbeschwert ... aber wer sagt das nicht über seine Kinder ...« Luca lachte etwas seltsam, irgendwie unecht, traurig. Dann sog er scharf die Luft ein, riss sich zusammen. Er wollte hier und jetzt nicht emotional werden. Seine Gesichtszüge verhärteten sich auf einmal.
    Und die Erinnerung an seine Familie schnürte Luca die Kehle zu und er hauchte nur fast tonlos: »Ich habe sie sehr geliebt.« Den Umstand, wie und warum sie starben, erwähnte Luca dann aber nicht. Er wollte daran nicht denken, denn er fühlte sich schuldig. Luca starrte weiter in die Richtung seines Herren, aber es wirkte, als schaute er ins Nichts. An einen imaginären Punkt.
    Und dann, bevor sein Herr etwas sagen konnte, sprach Luca: »Aber das gehört nun der Vergangenheit an. Sie haben nun ein besseres Zuhause, als das, was ich ihnen hatte zum Schluss bieten können. Ich bete, dass die Götter es mit ihnen gut meinen ...« Luca biss sich kurz auf die Unterlippe. Er wollte stark sein. Und war es.


    Und dann war er ja dran mit seiner Frage und dies lenkte ihn gut ab. Und so fragte er, ohne seinen Herren anzusehen: »Nun bin ich wohl dran, richtig?« Lucas Grinsen war etwas unecht, denn immer war er noch in Gedanken an seine Familie. »Warum ist ein so intelligenter und toleranter Mann wie Ihr noch nicht verheiratet?« Es interessierte Luca wirklich, und da Flavius ihm ja nun gleich mehrere sehr intime Fragen gestellt hatte, wollte auch Luca etwas wissen. Auch wenn ihm andere Fragen eher wichtig waren, aber er wusste einfach nicht, wo er anfangen sollte.


    Aber dann brach es aus ihm plötzlich heraus: Die Frage die ihn immer beschäftigte und auch wenn es eine weitere war, er konnte nicht anders.
    »Verzeiht Dominus, aber eigentlich interessiert mich doch eines noch mehr: Habe ich Chancen, einmal wieder frei zu sein?« Und nun schaute Luca doch offen zu seinem Herren herüber. Fast borte sich sein Blick in den seines Herren. Denn dies war alles, was er momentan wissen wollte, egal, wie nett dieses "Kennenlern-Spiel war. Und wer konnte es dem Hünen verübeln?



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    Ja, Luca hatte das mit der heissen Luft verstanden. Zum Glück wusste er mehr, als man vielleicht von ihm annahm, denn eigentlich war er ein sehr einfacher Mann. Aber er hatte das Glück, dass er einst so eine Art Philosophen kennen gelernt zu haben, eine Art Einsiedler, der sich in Lucas Heimat einst niedergelassen hatte. Von ihm hatte er sehr viel gelernt.
    Doch nun hatte der Dalmate dem Flavier gelauscht und wieder etwas gelernt. Luca lernte gerne, auch wenn es nicht immer so schnell ging, wie er es gerne hätte. Aber er war erfreut, mit welche Gelassenheit sein Dominus ihm alles erklärte und ganz Mensch dabei war. Ja, Luca mochte diesen Mann irgendwie, weil er vielleicht ebenso offen und ehrlich war wie Luca und weil er seinen Sklaven nicht das Gefühl gab, sie wären etwas schlechteres als er. Im Gegenteil. Das beeindruckte Luca.Und wieder musste er wohl seine Vorurteile negieren. Oder all das, was er vom Hörensagen kannte überdenken.
    Nachdem sein Herr dann die weiteren Räume erklärte und sich erhob, folgte auch Luca ihm in den neuen Ram, so wie die zwei anderen Sklaven und Luca hatte ihnen freundlich zugenickt und seine Bewunderung über all dieses Ausdruck verliehen.
    Auf dem Weg zu dem nächsten Raum sprach der Hüne dann:
    »Es sein sehr ... wie sagen man? Fasnierend ...« sprach er dann leider falsch aus und meinte natürlich, dass er es faszinierend fand. »All diese Räume, jeder haben eine andere Wort und Bedeutung. Ich nur kennen schwimmen im Meer oder waschen an Schüssel ...« Luca lachte nun sehr herzhaft und entspannt und er machte keinen Hehl daraus, dass er aus sehr einfachen Verhältnissen stammte.


    Luca schaute dann seinen Herren an, als dieser dann in das Becken mit dem viel kühleren Wasser stieg und sich sein Gesicht mit diesem benetzte. Luca merkte deutlich, dass es ihm hier fast schon zu kalt war. Aber er machte es seinem Dominus nach und gesellte sich neben ihn in das kühle Nass, welches seine Muskeln zusammen ziehen liess.
    »Uhhh .... ich glauben, ich verstehen, was Ihr meinen ... das sein ... wirklich viel kühler ...« Luca war eine Wasserratte. Gerne war er im Meer geschwommen, wenn es die Zeit zu liess. Aber hier war das Wasser wirklich richtig kühl, aber er liess sich nichts anmerken und tauchte schliesslich einmal seinen Körper unter, um dann aufzutauchen und ähnlich wie sein Herr sein Haar mit einem Ruck nach hinten zu wirbeln. Er nahm dann aber auch seine Hände zu hilfe und schob diese durch sein nun nasses Haar und schloss für einen Moment die Augen. Er stellte sich vor, wie er damals, bei den ersten sommerlichen Sonnenstrahlen ins Meer gesprungen war, als das Wasser noch viel zu kalt war.
    »Das sein gut ...« sprach der Hüne dann und lachte. »Das tun härten ab: Erst heiss dann kalt ... das sein wirklich erfrischend ... « Luca strahlte seinen Herren einfach nur an und grinste auch u den zwei anderen Sklaven, die es ihnen gleich taten.


    Luca hatte für den Moment und vorhin auch schon überhaupt nicht den Eindruck gehabt, dass er ein Sklave war. Sein Dominus gab ihm das Gefühl, fast gleichgestellt zu sein. Und im Grunde war es dies, was ihn auch noch zusätzlich entspannte.
    »fast sein alles wie Himmel auf Erden!« sprach der Hüne und auch wenn das Becken nicht dafür da war, darin zu schwimmen, machte er ein paar Bewegungen um dann am anderen Ende sogleich anzukommen. Fröhlichkeit und vollkommende Entspantheit strahlte der Dalmate aus und blickte schliesslich seinen Dominus dankbar an.
    »Ich sein froh, dass Ihr sein gehen mit uns in Bad. Das sein für mich so neu und spannend ... Ich Euch wirklich danken möchten dafür!« Luca war fast ein wenig aus dem Häusschen. Und da kam ein wenig mehr von seinem sonst eher verborgenen Temperament durch. Er freute sich fast wie ein kleiner Junge und strahlte seinen Dominus dankbar an.

    Auch wenn Luca seinen Herren kaum kannte, aber er war doch froh, dass er genug Respekt und Achtung hatte und sich zurückhalten konnte, was seine Gedanken angingen. Denn diese waren nun mal frei. Und Luca neigte nun mal eher dazu, sich Gedanken zu machen und sprach nicht immer alles gleich aus.
    Natürlich war sich Luca seines Schicksals gewahr, aber dies bedeutete noch lange nicht, es einfach stumpf hinzunehmen. Er dachte seit Monaten an Flucht, dies war ein zentrales Thema. Frei sein war alles. Egal, ob man besiegt worden war. Und vielleicht hatte Luca sogar noch Glück. Er lebte. Und ja, es ging ihm wirklich nicht allzu schlecht. Aber wie würde sein Herr sich fühlen wenn ...


    Wenn und aber ... das war eigentlich nicht wichtig im Moment. Luca fügte sich ja bisher auch recht gut. Er hatte nie aufgemuckt. Und natürlich wusste er nicht, was seinem Herren so gerade durch den Kopf ging, so wie dieser auch nicht Lucas Gedanken lesen konnte.


    Sein Herr räumte dann ein, dass er es nicht wüsste, ob es wichtig sei, dass Luca die Frau kannte, sagte aber, dass es hilfreich gewesen wäre. Und der Mann hatte mit den Schultern gezückt. Nun, Luca kannte diese Frau nun einmal nicht. Und was auch immer sein Herr von ihm wollte, es war nun mal nicht sehr hilfreich, dass Luca sie nicht kannte, sei's drum. Sein Herr sprach wirklich kryptisch. Aber Luca versuchte zu verstehen. Doch er hatte nun auch keine Lust, seine Gehirnwindungen anzustacheln, um zu überlegen, was sein Herr damit nun wieder meinte. Er hätte doch einfach sagen können, was er beabsichtigt hatte, wem was zu schreiben. Aber er tat es nicht. Und so konnte Luca ihm auch keine Hilfe sein.


    Allerdings wendete sich dann alles auf einmal, als sein Herr gedankenverloren und fast enttäuscht sein leeres Papyrus beiseite legte und sich aufmachte, Platz zu nehmen auf seinem eigenen Bett, wo er dann seine Hände hinter seinem Kopf verschränkte und zur verzierten Decke starrte, wo ein paar Abbildungen von schönen Frauen zu sehen waren und aber auch Weinstöcken.
    Luca wollte es sich dann auch erst gemütlich machen auf seinem Bett, aber dann sprach sein Herr Luca an und der Hüne blieb aufrecht auf seinem Bett neben der Tür sitzen und blickte zu dem jüngeren Mann und war leicht verwirrt, wegen dessen Frage und Vorschlag. Luca hob eine Augenbraue. Damit hatte er nun nicht gerechnet. Konnte der Mann etwa Gedanken lesen? Nein, bei den Göttern sicherlich nicht. Hoffentlich nicht. Dennoch hatte der Römer Luca nun leicht irritiert, doch Luca war sich auch der Chance gewahr. Aber auf die schnelle eine Frage stellen? Es gab so viele. So viele wichtige und auch unwichtige. Aber eigentlich gab es keine unwichtigen oder dummen Fragen, denn jede Frage bedurfte einer Antwort.


    Luca starrte nun zu seinem Herren in einiger Entfernung und Luca räusperte sich und strich sich seine Stirnhaare nach hinten. Sein Herr wollte ihn kennenlernen. Das nun wieder ehrte seinen Herren und Luca fand es wirklich freundlich und nachsichtig. Aber sollte sein Herr nicht lieber schlafen? Aber er war erwachsen. Und so wollte er nicht erneut zweifeln und grübeln.
    »Wie Ihr es wünscht, auch wenn ich mich frage, warum Ihr nicht einfach schlafen wollt, wo es doch sicherlich morgen anstrengend wird ... aber gut. Frage gegen Frage und Antwort gegen Antwort und ich will ehrlich sein. Denn Ihr sagtet, egal welche Frage.« Und Luca war nicht entgangen, wie sein Herr ihn nun wirklich aufmunternd anschaute. Das freute den Hünen innerlich irgendwie und dennoch musste er kurz nachdenken. Es gab so viele Fragen. Aber Luca war nun milde gestimmt und wollte es auch nicht zu schwer machen. Aber zu persönlich wollte Luca seinen Herren auch nicht befragen. Ach verdammt, sein Herr hatte es geschafft, ihn etwas zu verunsichern. War es nicht eben noch Luca, der alles noch als Spiel ansah? Nun war es vielleicht umgekehrt. Und Luca brauchte schnell eine Frage, eine, die intelligent war und nicht zu profan, denn inzwischen kannte er ein wenig von seinem Herren. Und doch war es gar nicht so einfach. Doch da es hier anscheinend darum ging, sich kennen zulernen, versuchte es Luca mal vorsichtig mit einer Frage, die ihn wirklich interessierte, wie viele andern Fragen natürlich auch: »Was wolltet Ihr schreiben? Ich hätte gerne geholfen. Aber was hat Euch eben noch bewegt?« Oder war die Frage dann doch zu persönlich?
    Aber Luca war es einfach wichtig, auch seinen Herren kennen zulernen. Ob er nun eine ehrliche Antwort bekommen würde, würde sich zeigen. Aufmerksam schaute Luca seinen Dominus an.



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    Für Luca war das nun mal alles neu. Er hatte zwar von dieser Technik mal gehört, war aber niemals bisher in den Genuss gekommen. Selbst die Bank, auf der er lag, schien irgendwie warm zu sein, das war etwas, was der Mann aus Dalmatien einfach nicht kannte und für einen Moment kam es ihm so vor, wie im Bett mit seiner Frau: Wenn sie sich an seinen Körper schmiegte und er ihre Körperwärme hatte spüren können. Aber seine Frau weilte nun woanders und so lauschte Luca seinem Dominus gespannt und sah dessen verschmitztes Grinsen, als er die Technik erklärte. Und das es die Römer von den Griechen hatte. Dies amüsierte Luca fast ein wenig und auch er grinste: Soso, es kam eben nicht alles Perfekte von den Römern.


    Luca nickte und brachte damit zum Ausdruck, dass er alles verstanden hatte. Luca's Muttersprache war nun mal griechisch, wenn auch mit Akzent, denn grosse griechische Städte hatte er auch nicht gesehen.
    »Das sein wirklich sehr interessant, und ich danken erneut für Ausführungen!« sprach der Hüne in seinem gebrochenen Latein, da er die zwei anderen Gefährten ja nicht ausschliessen wollte, obwohl er sich sonst lieber mit seinem Dominus in griechisch unterhielt. Und Luka lag immer noch auf der Seite, blickte herüber zu seinem Herren, während er seinen Kopf auf seine Hand stützte, dessen Arm unter sich auf die Bank wiederum gestützt und seine wachen und neugierigen Augen funkelten.
    Luca fühlte sich wohl. Diese Wärme war einfach sehr entspannend. Und dann verzog er seine Lippen zu einem fast kecken Grinsen:
    »Sollten ich mal wieder Haus haben, ich werden auch einbauen "hypókauston" ...« Luca nickte. Das er mal ein Häusschen hatte, was vielleicht aus seinen Worten klar wurde, hatte er gar nicht bewusst erwähnt. Luca genoss es einfach momentan. Lange war er nicht so entspannt.
    »Und wie nennen Römer nun Raum, wo man werden ... massiert?« Nun grinste der Hüne noch mehr, denn nun konnte er es kaum mehr erwarten. Und er war seinem Herren sehr dankbar, dass er ihm das alles erklärte.