Ihre Frage von vorhin hatte er gar nicht als solche wahrgenommen. Für ihn war es etwas, dass sie sowieso schon gewusst hatte. Da sie es aber unbedingt hören wollte, sprach er es auch gerne noch einmal aus: "Jaa. Mama war." Mama hatte ihn in aller Frühe aus dem Bett geholt. Sanft und zärtlich wie immer, mindestens genau so zärtlich wie Sontje. Als die ihren Arm um ihn legte, schmiegte er sich nur noch ein Stückchen dichter an sie und spürte ihre Wärme. Beinahe wären ihm wieder die Augen zugefallen. So ein Stückchen Schlaf war doch zu verlockend. Aber nein, dann würde nur wieder zu viel Zeit verloren gehen, in der er besser gespielt hätte. Daher zwang er sich dazu nicht die Augen zu schließen.
Was Sontje dann von ihm wollte wusste er nicht. Er verstand nur Bahnhof und blickte sie verwundert an als käme sie von einem fremden Stern. Er verstand einfach nicht was sie von ihm wollte und was das jetzt mit Mama zu tun hatte. Er wusste auch nicht wer oder was Calvena war. Er fühlte sich hilflos und zog beleidigt eine Schnute. Er war beleidigt dass er sie nicht verstand. Dafür wusste er jetzt aber was diese Farben waren. Braun war also eine Farbe. Ob Gelb wohl auch eine Farbe war? Oder Rot? Oder war das wieder etwas anderes was nicht Farbe hieß? Immer neue Fragen ergaben sich ihm, viel zu viele als dass er jetzt auf alle eine Antwort haben wollte; bis er sie ausgesprochen hatte, hatte er sie ohnehin schon wieder vergessen. Überhaupt war ihm das jetzt alles zu schwer und wie immer wenn etwas zu schwer und kompliziert für ihn war, wurde es schlichtweg uninterresant und er wollte gleich etwas anderen machen.
Beiträge von Lucius Quintilius Rufus
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Sontje war lieb. Lieber als die böse Mama, die nicht erlaubt hatte, dass er einen Keks für Sontje bekam. Aber er hatte ja seinen eigenen Weg gefunden Sontje einen Keks zu schenken. Und sie schien sich ja auch darüber zu freuen, denn sie setzte sich neben ihn. Mit großen Augen überreichte er ihr die altbackene Süßigkeit und schmiegte sich an sich. Das hatte Mama jetzt davon. Sontje war gut und deshalb hatte er sie lieb und Mama war böse, daher hatte er sie gerade nicht so lieb.
Als Mama dann noch einen eigenen Keks einforderte, zog Rufus eine Schnute. Mama hatte vorhin keinen Keks gewollt und auch nicht gewollt, dass Sontje einen bekam. Warum sollte er ihr also jetzt auch einen schenken. Energisch shüttelte er den Kopf. "Rufus nur ein Keks! Sontje Keks! Mama kein Keks haben wollen!", legte er da. Er hatte ja nur den einen Keks gehabt und Mama hatte ihn nicht gewollt. Und nun gehörte er Sontje und Mama hatte keinerlei Ansprüche mehr darauf.
"Dio Keks für Mama!", rief er frech grinsend hinterher. Wenn Mama einen Keks wollte, dann sollte sie doch mit dem blöden Dio gemeinsame Sache machen. Dann bekam sie bestimmt ihren Keks. Nur Rufus nicht und er war derjenige mit dem größten Hunger.
Kurzerhand stupste er Sontje an, damit sie ihm zuhörte. Das musste man ja machen, denn sonst hörten die Großen ja nie zu. "Rufus Hung... Hunger." -
Das Kuscheln war schön und ihre Streicheleinheit krabbelte ganz schön am Kopf. Ihm gefiel das, weshalb er ganz still hielt und es restlos genoss. Mama hätte das ruhig auch mal wieder machen können, fand er. Aber sie hatte ja immer soo viel anderes Zeug zu tun. "Rufus hat Sontje lieb.", bedankte er sich und lächelte Sontje an. Bei ihr fühlte er sich eben genauso wohl wie bei Mama.
Dann aber überschwemmte ihn Sontje mit einem Schwall von Fragen. Völlig verdutzt blickte er sie an und musste erst einmal darüber nachdenken was Sontje überhaupt von ihm wollte.
"Rufus gehts gut. Un Sontje?", meinte er etwas unsicher und hoffte die richtige Antwort gegeben zu haben. Möglicherweise hatte er ja auch etwas falsch verstanden.
Kaum hatte er geendet, wurde er auch schon wieder überrollt. Kurzerhand schaltete er ab und hörte gar nicht mehr richtig zu. Es war viel zu schwer und zu viel, als dass er alles mitbekommen hätte. Er hörte nur Spiel und blickte sie wissbegierig an. "Spiel?", fragte er sie. Jetzt war er aber gespannt auf Sontjes Spiel. Sie hatte nämlich immer ganz tolle Ideen, die ganz viel Spaß machten.
Leider verstand er die "Erklärung" nicht ganz. "Was das, Frage? Gellb Farbe?", fragte er sie und blickte sich um. Zimmer, das wusste er was es war. Es war der Raum in dem er sich befand. Was aber diese Farben sein sollten, das konnte er sich nicht ganz erklären. Er hatte nur seine Vermutung. -
Das er Sontje möglicherweise stören konnte oder unerwünscht sein könnte, das wusste er nicht und das zählte auch nicht. Es zählte was er wollte und er wollte seine Sontje, die ihm ein befriedigendes Beschäftigungsprogramm bieten musste. Bevor es aber zu Spielen kam, krabbelte er mit unter ihre warme Decke und schmiegte sich an sie. Hier wars schön und bequem. Wollte er da noch spielen?
"Kuscheln.", entschied er sich dann schließlich. Kuscheln war immer gut, vor allem weil Mama oft einfach keine Zeit dafür hatte. Aber das war ja nicht weiter schlimm, er hatte schließlich Sontje. Die war mindestens genau so gut. Vielleicht auch ein bisschen besser, denn schließlich war sie nicht so streng wie Mama. Und so schlecht gelaunt wie Mama manchmal war und dann ganz böse zu ihm war, war sie eigentlich auch noch nie gewesen. Und sie war immer da. Sontje war immer da, anders als Mama und vor allem Papa, von dem er nicht einmal mehr wusste, wie er aussah.
"Rufus hat gut geschlafen.", befand er. Er hatte so friedlich geschlummert bis Mama ihn schließlich unsanft aus seinen Träumen gerissen hatte. Und das auch noch viel zu früh, dennoch war er heute nicht schlecht gelaunt, wie das manchmal der Fall war. Dann war er unausstehlich.
Ob Sontje wohl auch von Mama geweckt wurde? Sie sah jedenfalls so aus. Dass man sich dann nicht so toll fühlte, das wusste er ja von sich selber. Ja, auch mit den unordentlichen Haaren passte es. Bei ihm musste man ja auch erst einmal Hand anlegen, sonst standen die Haare in alle Richtungen ab. -
Sim-Off: Ich darf dich doch erlösen, oder? Wenn nicht, dann schmeiß mich einfach wieder raus. Meine Psyche verkraftet das schon
In den letzten Tagen hatte Rufus etwas ziemlich nützliches gelernt, nämlich wie er kleiner Knirps eine Tür öffnen konnte. Das war insofern nützlich, dass er jetzt wirklich überall hinkam und nicht von einer geschlossenen, wohl aber von einer abgeschlossenen, Tür ausgebremst wurde. Da ihm auch gerade langweilig war, nutzte er doch einfach mal was er gelernt hatte. Zielsicher steuerte er auf Sontjes Zimmer zu öffnete geschickt ihre Zimmertür. Sontje lag faul in ihrem Bett und las. Es war klar, was er zu tun hatte. Lachend rannte er durch die offene Türe und stoppte erst vor ihrem Bett, in das er ganz schnell hereingeklettert war und auf allen Vieren zu Sontjes Oberkörper herangerobbt kam. "Sontje! Rufus Spielen!", begrüßte er sie wie immer praktisch und mit einer Aufforderung verbunden.
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Lange musste Rufus dann doch nicht warten. Er saß auf dem Bettrand, seine Beine baumelten ein Stück weit über dem Boden und seine Fersen schlugen in regelmäßigen Abständen gegen den hölzernen Bettkasten. Warten war irgendwie langweilig, dachte er sich so dabei. Warum musste er alleine sein? Warum war Sontje nicht da? Schon allein des Kekses wegen, den er ihr geben wollte, wo sie doch schon Keinen in der Küche bekommen hatten. Er sah so lecker aus und Rufus Bauch war so leer. Bevor er dann überhaupt einen Gedanken daran verschwenden konnte, wurde die Tür aufgerissen und Rufus erschrak sich ein wenig.
Es war Mama und sie sah immer noch nicht wieder lieb aus und war es auch nicht, denn sie interessierte nur der Keks. Wahrscheinlich hatte sie selber Keinen bekommen und trachtete nun nach dem Keks für Sontje. Sofort verging ihm sein Grinsen.
"Sontje Keks für Rufus!", meinte er bestimmend und sah dann aber doch unsicher zu seiner Mutter. "Rufus Keks für Sontje?", fragte er noch einmal nach. Er wusste nicht wie er ausdrücken sollte, dass sein Keks für Sontje bestimmt war und nicht für Mama. -
Das war sie also die Strafe. Mama sperrte ihn in sein Zimmer ein. Den ganzen Weg über hatte er sie angeschrien und nun stand er vor der geschlossenen Türe und brüllte diese an. Wenn Mama gedacht hätte, dass er sich so einfach geschlagen gab, dann hatte sie sich aber gründlich geirrt. Rufus erinnerte sich an den Keks, den er in der Spielzeugkiste gebunkert hatte und ersann nebenbei, natürlich unbewusst, eine List. Immer noch schreiend trat er an die proppevolle Spielzeugkiste heran und öffnete den Deckel. Lange brauchte er auch nicht zu suchen, bis er ein Beutelchen fand und daraus den eingelagerten Keks herauszog. Mit diesem in der Hand setzte er sich aufs Bett und schrie noch eine Weile weiter, bis er keine Kraft und keine Lust mehr darauf hatte. Dann wartete er mit dem Keks in der Hand und einem verschwörerischen Lächeln im Gesicht, was denn nun weiter geschah.
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Mittlerweile ging es Rufus fast gar nicht mehr darum einen Keks zu bekommen, sondern vielmehr darum seinen Kopf durchzusetzen und zu sehen wie weit er wohl gehen konnte. Mamas Prügel war eine Sache, aber was würde wohl geschehen, wenn er weitermachte wie bisher? Würde sie dann machen was er wollte? Würde er dann bekommen, was er wollte? Er ballte die kleinen Fäuste nur noch fester und brüllte einfach nur noch. Tränen kamen schon gar nicht mehr und waren auch unnötig. Er würde jetzt einfach so lange schreien bis er bekam was er wollte. Auch als Sontje ihn auf den Arm nahm und versuchte ihn zum Schweigen zu bewegen, stellte er sein Geplärre nicht ein. Stattdessen brüllte er in Richtung Sontje. Was interessierte ihn auch diese blöde Wurst? Die wollte er ja nicht haben. Sollte doch der Kuckuck die garstige Wurst holen! Und Dio gleich mit!
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Mama war auch blöd, stellte er fest, denn auch sie verwehrte ihm die Kekse. Das war doch alles doof. Dabei wollte er nur einen Keks, den er dann Sontje geben wollte, denn schließlich wollte sie ja einen Keks und nicht er. Zu allem Überfluss schlug sie ihn dann auch noch. Danach gab es kein Halten mehr und Rufus schrie so laut er konnte und es regnete Sturzbäche von Tränen. Das hatte Mama nun davon. Er würde erst wieder leise sein, wenn er einen Keks bekam. Wenn Papa hier gewesen wäre, dann wäre es bestimmt anders ausgegangen und Rufus hätte schon längst seinen Keks.
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Zu allem Überfluss verschwand Sontje dann auch noch und ließ ihn mit dem bösen Dio alleine. Immer wieder brüllte er diesen mit dem selben Satz an: "RUFUS WILL KEKSE!" Doch alles half nichts, denn im nächsten Moment fand er sich vor der Tür wieder und drückte ein paar Tränen heraus. Blöder Dio, dachte er sich und beschloss ihn nicht mehr zu mögen. Trotzdem stellte er seine Forderungen nicht ein und als dann Mama vor ihm stand schrie er ihr ein "RUFUS WILL KEKSE!", direkt entgegen. Dann drückte er sich wieder auf die eigenen Beine, stampfte mit dem rechten Fuß auf den Boden, ballte die Fäuste, verzerrte das mittlerweile rote Gesicht und brüllte abermals: "Rufus will Kekse!"
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Blöder Dio. Er wollte Rufus einfach keine Kekse geben. Bockig blickte er zurück und begann herumzuschreien. "NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN! RUFUS WILL KEKSE!", schrie er und ballte seine Fäuste. Dann begann er auf dem Tisch herumzuhauen. "RUFUS KEKSE! RUFUS KEKSE! RUFUS KEKSE! RUFUS KEKSE! RUFUS KEKSE!", schrie er immer wieder und hielt nur inne um kurz Luft zu holen. Er wollte einen Keks haben und Dio würde ihm einen geben! Ob er wollte oder nicht.
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Rufus verstand Essen und das wollte er auch, nur ein ganz bestimmtes Essen. Aber dieses Essen wollte Dio ihm nicht geben. Fragend blickte Rufus kurz zu Sontje, ehe er entschied selber zu handeln, um an die süße Leckerei zu kommen.
"Rufus will Kekse!", beschwerte er sich darauf. Er wollte unbedingt jetzt Kekse haben und die wollte er mit Sontje teilen, aber Diomedes war so doof und gab ihm keine Kekse. Er sollte erst mit Mama reden. Er wollte aber nicht mit Mama reden sondern Kekse. "RUFUS WILL KEKSE!", forderte erneut, diesesmal jedoch lauter und etwas quengelig. Seine kleinen Fäuste ballten sich. Dio war gemein und sollte sich doch zum Kuckuk scheren. Aber vorher sollte er ein paar Kekse herausrücken. Böse und beleidigt zugleich funkelte der kleine Quintilier nun den Sklaven an und beschloss böse mit ihm zu sein. Solange bis er seine Kekse bekam. -
Energisch schüttelte Rufus den Kopf, dass sein Haar regelrecht hin und hergewirbelt wurde. Dass Mama kochen konnte war ein Gerücht. Einmal hatte sie für ihn gekocht und das war nicht schön gewesen, geschweigedenn lecker. "Nein, Mama Essen pfui! *würg*", meinte er und begann am Ende zu würgen. Das fand er besonders lustig, weshalb er zu Kichern begann. Er war lustig.
Sontjes Lob machte ihn dann noch besonders stolz. Ja, er konnte schon die Treppe heruntergehen und war schon ein ganz großer Junge. Naja, vielleicht nicht ganz, denn eines von ihren Worten verstand er nicht. Aber er war dennoch ein großer Junge, wenngleich noch nicht ganz groß. "Was das 'Verzehr'?", fragte er daher wissbegierig.
In der Küche angekommen nahm er schließlich auf seinem angestammten Hausherrenstuhl platz. Das war sein Stuhl, den niemand anderer benutzen durfte. Von hier aus kam er auch Sontjes Aufforderung nach. "Diomid... Diomed... Dio Kekse!", stotterte er dahin. Der Name des Sklaven war da doch noch etwas zu schwer für ihn. -
Nun würden sie also zu Dio gehen, der immer in der Küche war oder im Garten. Jetzt sollte er ihnen Kekse backen. Mmh, frische Kekse. Rufus lief schon förmlich das Wasser im Mund zusammen. "Dio in Küche kocht... Mama nicht kochen kann.", erzählte er Sontje stolz. Das konnte er ja jetzt endlich und tat es eigentlich auch den ganzen Tag.
Langsam stolperte er dann Sontje hinterher und tat wie gehießen und kletterte vorsichtig und langsam Stufe um Stufe hinab. Auf einer Stufe blieb er dann stehen und zuckte mit den Achseln. "Weiß nicht.", meinte er. Er wusste nicht was er heute noch machen wollte, denn Pläne schmieden, das konnte er nicht. Er tat einfach wonach ihm der Sinn stand. Auch wo die Kreide ist wusste er nicht. Sie war irgendwo in den Tiefen der Spielzeugkiste versunken, weshalb er abermals mit den Schultern zuckte. "Weiß nicht.", meinte err abermals und kletterte weiter die Stufen herab. -
Rufus nickte eifrig. ja, der Vorhang war schon kaputt, genau so war es gewesen und das würde er auch Mama erzählen, wenn sie fragte. Rufus hatte jetzt das Lügen gelernt auch wenn ihm das nicht bewusst war.
"Rufus weiß nicht.", meinte er und blickte Sontje fragend an. Es wäre schön, wenn Dio Kekse gemacht hätte, denn Rufus mochte Kekse. Und besonders mochte er die von Dio. Gut, alle Kinder in seinem Alter mochten Kekse, aber Rufus mochte sie am allerliebsten, da war er sich absolut sicher. "Sontje will Keks?", fragte er sie. Wenn sie unbedingt einen haben wollte, so würde er ihr sein Geheimversteck in der Spielzeugkiste zeigen, in dem er einen übriggebliebenen Keks für schlechte Zeiten gebunkert hatte. Den würde er dann mit Sontje teilen. -
Als Sontje meinte, dass sie es später Mama erzählen würden, schüttelte Rufus energisch mit dem Kopf. Er wollte das nicht, denn mama würde bestimmt böse sein, wenn sie erfuhr, dass er schon wieder etwas kaputt gemacht hatte."Nein, Mama ist böse dann.", sagte er daher. Warum konnten sie es nicht einfach für sich behalten, Mama würde es sowieso nicht bemerken und wenn, dann waren sie es nicht. Ja, das war eine gute Idee. "War schon putt!", meinte er noch einmal, damit Sontje wusste, was sie machen würden. Jetzt mussten sie nur noch weg vom Tatort und am Besten auch gar nicht mehr dahin, weshalb er ein Gähnen vortäuschte. "Rufus müde.", meinte er, denn eigentlich hatte er auch gar keine Lust mehr auf das Spiel.
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Rufus fand das Ganze ziemlich komisch und strahlte sein Kindermädchen lachend an, als sie den Stoff von seinem Kopf zog. Das hatte eben wirklich Spaß gemacht und er hätte es gerne wieder gemacht. Dass das etwas Böses war, wenn man Vorhänge herunterriss, das wusste er ja nicht. "Nix Aua, Sontje.", beruhigte er Sontje. Der Stoff war ja weich und tat nicht weh, ganz anders als der Sturz aus dem Fenster vor einigen Tagen.
"Vorhang schon putt war?", schlug er vor und sah sie fragend an. Dass das eine Lüge war, dass wusste er nicht. Bisher hatte er auch noch gar nicht Lügen können, doch jetzt, wo er jeden Tag älter wurde, würde er das auch bald können. -
Gerade wollte Rufus schon wieder den Raum verlassen, da hörte er Vogelgezwitscher. Ob das wohl wieder der schöne Vogel war wegen dem er aus dem Fenster gefallen war? Na mit dem hatte er noch ein Hänchen zu rupfen oder besser ihn. Wegen ihm hatte Rufus schließlich Ärger gehabt und nun brannte er auf Vergeltung. Schnell hüpfte er zum Fenster und stellte fest, dass er wohl zu klein war um heraus zu sehen. Was er allerdings sah war die Tatsache, dass kein Vogel da war. Enttäuscht drehte er sich wieder um zum gehen, dabei fiel sein Blick mehr durch Zufall auf den Vorhang, der ganz schön gewölbt war. Aha, da war Sontje also. Schnell grabschte er nach dem Vorhang und zog mit aller Kraft daran. "Hab dich!", rief er während er aus Versehen den Vorhang von der Stange riss und der zu Boden sackte, direkt über ihn. Unweigerlich begann er zu kichern. Das er gerade den Vorhang kaputt gemacht hatte verstand er nicht. Noch nicht.
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Rufus hatte dem Vorhang den Rücken zugekehrt, weshalb er Sontjes Hilfestellung nicht sah und sich weiter fragte, wo sie wohl abgeblieben war. Wie ein Geistesblitz fiel es ihm dann ein. Warum hatte er da nicht schon früher nachgesehen. "Hab dich!", rief er und lugte hinter die große Kiste, aber auch da war sie nicht. Enttäuscht kehrte er in die Zimmermitte zurück und zog eine Schnute. Wo war nur Sontje? Er war den Tränen nahe, schließlich wollte er das Spiel gewinnen und sich selbst wieder verstecken.
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Brav wie er war folgte er seinem Kindermädchen artig und spielte dann auch weiter mit ihr das lustige Spiel, auch wenn er jetzt an der Reihe war zu Suchen. Das war zwar doof, aber der Gedanke sich dann selbst wieder zu verstecken, entschädigte ihn. Ausserdem würde er Sontje ja auch ganz schnell finden, denn er war ja schließlich der bessere Spieler.
Wie man das eben so machte stellte er sich dann an die Wand, verdeckte seine Augen und begann zu zählen, was er auch schon ganz toll konnte. "Eins, zwei, fünf, drei, acht, vier, zehn!", zählte er und begab sich dann auf die Suche. Erst suchte er hier, dann da, doch die Sontje war ganz schnell fort. Nur noch die Abstellkammer war übrig, also suchte er dort. Leise schlüpfte er in den Raum und lief mit prüfenden Blick durch den Raum und suchte in den entlegensten Winkeln und lief dabei mehrfach an Sontje vorbei. Dass die sich hinter einem Vorhang verstecken konnte, das ahnte er nicht. Er dachte eher daran, dass sie sich in der großen Vase versteckte oder in der Kiste. Aber sie war wie vom Boden verschluckt. Irgendwann gab er es auf, blieb stehen und kratzte sich am Kopf. Wo war die Kinderfrau?