Die Vorigen. Lysistrata. Der Chor der Frauen
Lysistrata
Laset nur die Mühe sein!
Ich kommt' heraus von selbst. Wozu das Hebezeug?
Traun, Hebel tun hier minder noth, als Kopf und Witz.
Der Rathsherr
Im Ernste, du Verruchte? Häscher, hier heran!
Ergreift sie, schnürt am Rücken ihr die Hände fest!
Lysistrata
Wenn mit der Fingerspize nur, bei Artemis,
Der Scherge da mir nahe kommt, er soll's bereun!
Der Rathsherr
zu dem Schergen
Du fürchtest dich? Auf, um den Leib nur packe sie,
zu den anderen
Und du mit ihm, ihr beiden, bindet sie!
Die Chorführerin
Ha, legst du nur die Hand an sie, bei Pandrosos,
So tret'ich dich zusammen, daß du kacken mußt!
Der Rathsherr
Sieh, "kacken mußt!" Wo ist der andre Häscher? He?
Hier diese binde mir zuerst, die Schwäzerin!
Lysistrata
Wenn mit der Fingerspitze nur, bei Hekate,
Du dieser nah kommst, brauchst du heut Schröpfköpfe noch!
Der Scherge zieht sich zurück.
Der Rathsherr
Was sollte das? Wo ist der Häscher? Greife die!
Zu den Frauen
Zu solchen Fahrten treib' ich euch den Kizel aus!
Die Chorführerin
Ha, bei der taurischen Göttin, wenn du dieser nahst,
Zerrauf ich dir die Haare, daß du heulen sollst!
Auch der andere Scherge weicht zurück
Der Rathsherr
Ich Armer, ach! Auch dieser Häscher geht davon!
Doch als Besiegte dürfen wir von Frauen nicht
Abziehn. Vereinigt rücken wir auf sie heran,
In dichten Reih'n, ihr Skythen!
Lysistrata
Traun, bald sollt ihr seh'n,
Daß auch bei uns hier innen vier Geschwader sind
Streitbarer Frauen, die gerüstet stehn zum Kampf!
Der Rathsherr
Abwenden helft, o Skythen, ihre Hände, helft!
Die Skythen greifen an
Lysistrata
ruft in's Thor
Wohlauf, ihr Frau'n, Mitkämpferinnen, eilt heraus!
Du Sameneiermarktgemüsehändlerin,
Du Zwiebelknoblauchkuchenwirthschaftshöckerin,
Ihr alle, raufet, stoßet, haut, schlagt wacker drein,
Legt alle Scham ab, überschüttet sie die Schmach!
Handgemenge: die Skythen ziehn sich zurück
Genug! Zum Rückzug wendet euch! Halt, Plündert nicht!
Der Rathsherr
Weh, weh! Wie schlecht ging's meinen Bogenschützen da!
Lysistrata
Was dachtest du? Du glaubtest wider Sklavinnen
Zu ziehen, oder wähnst du denn, daß Frauen nicht
Auch Galle beiwohnt?
Der Rathsherr
Beim Apollon, ja gewiß
Recht viele, wenn ein Weinverkäufer nahe wohnt.
Der Chorführer der Greise
Du, der genug der Worte schon verschwendet, Rath des Landes,
Warum verkehrst du länger noch mit solchen Ungethümen?
So weißt du nicht, mit welchem Bad sie eben uns gebadet
In unseren dünnen Mänteln hier, und gar noch ohne Lauge?42
Die Chorführerin der Frauen
Doch muß man auch, du Narr, die Hand nicht blindlings nach dem Nachbar
Ausstrecken; wenn du solches thust, dann wirst du blau geschlagen.
Denn gerne siz' ich tugendsam daheim, wie eine Jungfrau,
Betrübe keine Seele heir, und rege keinen Halm auf,
Wenn nicht, wie ein Wespenschwarm, man mich verstört und aufreizt.
Der Chor der Greise
O Zeus, was beginnen wir
Nun mit den Ungetümen da?
Ist es doch nicht auszuhalten;
Aber erforschen mußt du mit mir,
Was die Frauen erregt,
Warum sie des Kranaos Veste besezt,
Wozu die unersteigliche Felsenburg
Genommen, unserer Akropolis
Heiligen, unnahbaren Bezirk.
Der Chorführer
So befragte sie denn, nicht gläubig sogleich, und mit jedglicher Probe versuch' es;
Denn Schande ja wär's, ganz ohne Verhör von so wichtiger Sache zu lassen.
Der Rathsherr
Zu Lysistrata
Wohlan, so begehr' ich zuerst, bei Zeus, von den Frau'n zu erforschen in Wahrheit:
Was habt ihr gewollt, daß ihr unsere Burg mit gewaltigen Riegeln verschlosset?
Lysistrata
Wir wollten das Geld dort sichern, und euch an dem weiteren Kriege verhindern.
Der Rathsherr
So wäre das Geld Ursache des Kriegs?
Lysistrata
Und von ihm kam alle Verwirrung.
Peisandros, und wer auf Ämter erpicht, stets rühren sie auf ein Gekoller
In dem Bauche des Stats, um zu stehlen nach Lust. Die mögen sich, das zu gewinnen,
Nach Gefallen bemüh'n; denn wahrlich, das Geld kommt nicht mehr ihnen zu Händen.
Der Rathsherr
Was willst du denn thun?
Lysistrata
Das fragest du mich? Wir werden hinfort es verwalten.
Der Rathsherr
Ihr Frauen, verwalten das Geld wollt ihr?
Lysistrata
Was findest du da so bedenklich?
Und verwalten wir denn, wir Frauen, für euch nicht ganz das Vermögen des Hauses?
Der Rathsherr
Das ist ein verschiedener Fall.
Lysistrata
Wieso?
Der Rathsherr
Krieg muß von dem Gelde geführt sein.
Lysistrata
Vor allem bedarf es des Krieg's gar nicht.
Der Rathsherr
Und woher sonst käme die Rettung?
Lysistrata
Wir retten hinfort euch.
Der Rathsherr
Was, ihr uns?
Lysistrata
Ja wohl, wir!
Der Rathsherr
Ha, wie verwegen!
Lysistrata
Doch wirst du gerettet, so sehr du dich sperrst.
Der Rathsherr
Ein vermessenes Wort!
Lysistrata
Es erzürnt dich;
Doch kannst du dich dem mitnichten entzieh'n.
Der Rathsherr
Das ist, bei Demeter, ein Unfug.
Lysistrata
Wir retten dich, Freund.
Der Rathsherr
Und - will ich es nicht -?
Lysistrata
Deshalb nur um so gewisser.
Der Rathsherr
Wie kommt ihr aber darauf, euch gar um Frieden und Krieg zu kümmern?
Lysistrata
Wir sagen es dir.
Der Rathsherr
So rede geschwind; sonst wird's was setzen.
Lysistrata
Vernimm denn,
Und bleibe mir hübsch mit den Händen vom Leib.
Der Rathsherr
Ich kann nicht; peinlich führwahr ist's,
Im Zorn, wie ich bin, zu gebieten der Hand.
Lysistrata
Dann heulst du mir um so gewisser.
Der Rathsherr
Das krächzest du traun, Almutter, dir selbst. Doch rede mir nun.
Lysistrata
So vernimm denn.
Stets trugen wir Frau'n in den früheren Krieg und der Drangzeit Alles geduldig,
Mit bescheidenem Sinn, wei's Frauen geziemt, was auch ihr Männer verübtet.
Ihr ließt uns ja nicht muxen einmal. Deswegen gefielt ihr uns gar nicht;
Wir beachteten recht wohl, was ihr betriebt; und saßen wir ruhig zu Hause,
So vernahmen wir oft, wie schlimm und verkehrt ihr wichtige Dinge beriethet.
Da pflegten wir denn, in der Seele betrübt, euch wohl zu befragen mit Lachen:
"Was ward heut über den Frieden von euch im versammelten Volke beschlossen?
Was wird in der Säule gekerbt?" - "Was geht das dich an?" sagte der Mann dann:
"Du schweigst mir davon!" Und ich schwieg still.
Eine Alte
Ich hätte dir nimmer geschwiegen!
Der Rathsherr
Ja, schwiegest du nicht, dann löstest du was!
Lysistrata
Drum schwieg ich lieber zu Hause.
Bald freilich erfuhren wir wieder, ihr habt noch schlimmere Dinge beschlossen;
Dann fragten wir wohl: "nein, sage mir, Mann wie machtet ihr das so bedachtlos?"
Gleich rief er und sah von der Seite mich an: wenn nicht an der Spindel ich bliebe,
Dann sez' er den störrigen Kopf mir zurecht; denn der Krieg sei Sache der Männer.
Der Rathsherr
Und ganz recht hat er geredet, bei Gott!
Lysistrata
Wie? Recht ist das, du Besess'ner,
Zu verwehren den Frau'n, mit heilsamem Wort euch Übelberat'ne zu warnen,
Nachdem man in Markt und Gassen umher euch öffentlich sagen gehört hat:
"Kein Mann ist mehr in dem Lande, bei Gott, kein Einziger findet sich sonst mehr!"
Drauf haben wir, Hellas zu retten, vereint in gemeinsamem Rathe beschlossen,
Wir sämtlichen Frau'n, und ohne Verzug. Und wozu noch sollten wir zaudern?
Drum, wollt ihr dem heilsamen Worte von uns auch einmal wieder das Ohr leih'n
Und schweigen, wie wir schon lange gethan, wohl brächten wir euch in's Geleise.
Der Rathsherr
Ihr uns in's Geleise? Verwegenes Geschwätz, mir ganz unerträglich!
Lysistrata
O schweige!
Der Rathsherr
Ich schweigen vor dir, du vertraktes Geschöpf? Vor dir in der Haube des Weibes
Um das greise Gesicht? Nein, lieber den Tod!
Lysistrata
Nun, wenn dir dieses im Weg ist,
Komm nur und empfange die Haube von mir,
Und hülle sie säuberlich dir um den Kopf,
und dann sei still!
Dazu noch nimm dir den Spinnkorb;
Dann krämple die Woll'und gürte dich auf,
Iß Bohnen dazu:
Denn der Krieg ist Sache der Frauen.
Die Chorführerin
Ihr Frauen, laßt die Eimer steh'n, damit wir unseres Theiles
Auch schaffen an dem großen Werk und unsern Schwestern beistehn.
Der Chor der Frauen
Ermüden soll nie der Fuß im Reih'ntanze mir,
Lässiges Ermatten nie meine Kniee lähmen!
Denn alles zu wagen bin ich mit den taperen Frauen bereit,
Da Natur sie beseelt, Anmuth sie beseelt,
Und der Geist und der Muth und die Liebe zur Heimat
Und die Kraft mit Verstand.
Die Chorführerin
Ihr männlichen Ahninnen männlich Geschlecht, brennesselgeborene Mütter,
Rückt zornig heran und erbarmt euch nicht: noch fahrt ihr mit günstigem Winde!
Lysistrata
Und wenn Aphrodite von Kypros dann und Eros, der liebliche Knabe,
Uns weider einmal in Busen und Schooß inbrünstiges Sehnen hinabhaucht,
Und die reizende Lust in den Männern erweckt und der Kraft süßschwellende Spannung;
Dann wird Kampflöserin jede von uns im Land der Hellenen geheißen.
Der Rathsherr
Wie schaffet ihr das?
Lysistrata
Wir setzen durch, daß ihr mit den Waffen hinfort nicht
Auf dem Markte herum euch tummelt und tollt.
Der Rathsherr
O Paphierin Aphrodite!
Lysistrata
Jetzt streifen sie dort, wo die Töpfe zu Kauf, und wo die Gemüse zu Kauf stehn,
Stets auf dem geräumigen Markt umher in den Rüstungen trotz Korybanten.
Der Rathsherr
Bei Gott, so ziemt es dem Manne der Kraft!
Lysistrata
Das ist doch wahrlich zum Lachen,
Wenn prangend mit Schild und der Gorgo darauf, ein Mann sich Makrelen erhandelt.
Eine Frau
Ich sah, wie neulich in wallendem Haar ein Phylarch , hoch sizend zu Rosse,
Rühreier, gekauft von der Vettel am Markt, in die eherne Kappe sich einschob.
Und ein Anderer schwang als Thraker den Schild und den Wurfspieß, ähnlich dem Tereus,
Daß zitternd die Feigenverkäuferin floh; denn schlang er die reifsten hinunter.
Der Rathsherr
Wir wärt denn i h r nun fähig, so viel der verworrenen Wirren zu schlichten
Und friedlich zu lösen in Hellas umher?
Lysistrata
Ganz leicht.
Der Rathsherr
Und wie denn? Erklär'es.
Lysistrata
Wie, wenn sich ein Garn beim Wickeln verwirrt, wir's also nehmen und langsam
Und bedächtig zurecht mit der Spindel es zieh'n eins hierher, anderes dorthin:
So denken wir auch, wenn ihr es erlaubt, den leidigen Krieg zu entwirren,
Und zieh'n mit Gesandten es alles zurecht, eins hierher, anderes dorthin.
Der Rathsherr
Wie Wollarbeit mit der Spindel, wie Hanf und Garn, so wolltet ihr also
Ausführen der Statskunst wichtiges Werk, Unsinnige?
Lysistrata
Wärt ihr besonnen,
Handhabtet ihr wohl die Geschäfte des Staats ganz so wie Frauen die Wolle.
Der Rathsherr
Wie das? Laß hören.
Lysistrata
Zuerst denn treibt, so wie man im Zuber die Wolle
Abspült und säubert von Schafsunrath, nichtswürdiges, arges Gesindel,48
Mit Ruthen gepeitscht, zu den Thoren hinaus, löst ab von dem Vließe die Bollen;
Dann säumt nicht, was sich zusammenklumpt und zum Filz ineinander verstrickt hat
Für die Würden des Stats, auseinanderzuzieh'n, und die Spizen davon zu berupfen.
Dann krämpelt ihr wohl in das Körbchen hinein ein Gesamtwohlwollen gemeinsam,
Und mischet sofort großmüthig dazu, was Insaß, Bündner und Freund ist,
Und die dem Gemeingut schulden vielleicht, auch die mengt alle darunter.
Und die Städte zumal, die von unserem Land nach Ost ausgingen und Westen,
Die sondert heraus; den sie liegen umher, wie verlorene Flocken, vereinzelt
Und ferne von uns; und von allen sodann lest unsere Flocke zusammen,
Und bringt sie hierher, und zwirnet sie hier in eins miteinander, und macht dann
Den gewaltigten Knäul; aus diesem sofort webt wollige Mäntel dem Volke.
Der Rathsherr
Das ist doch arg, wie die Frauen da so sich bewehrt mit den Ruten und Knäueln,
Sie, welche der Krieg doch Nichts angeht!
Lysistrata
Ei wohl, du verwünschter Geselle!
Wir leiden ja mehr als doppelt von ihm; denn die wir in Schmerzen gebaren,
Die müssen gewappnet hinaus in den Krieg.
Der Rathsherr
Sei still, nicht denke des Leides!
Lysistrata
Und wann es geziemt, uns des Lebens zu freu'n und froh zu genießen der Jugend,
Da vereinsamt unsere Nächte der Krieg. Doch eigenes Leiden vergess' ich;
Nur wegen der Jungfrau'n kümmert es mich, die still im Kämmerchen altern.
Der Rathsherr
Nun? Altern denn nicht auch die Männer dahin?
Lysistrata
Das ist doch ein Anderes, o Himmel!
Denn kommt er zurück, und ist er ergraut, bald freit er ein blühendes Mädchen;
Doch schnell ist die Jugend des Weibes verblüht, und sobald sie die Jugend verpaßt hat,
Will keiner sie frei'n; dann sitzt sie daheim, und forscht in Orakteln und Träumen.
Der Rathsherr
Doch wenn sich dem Manne der Nerv noch bäumt - -
Lysistrata
Was kommt dir zu Sinn, was stirbst du nicht gleich?
Dein Platz ist bereit, kauf' immer den Sarg!
Gleich back'ich den Honigkuchen dazu!
Nimm dies und bekränze die Stirne!
Sie begießt ihn mit Wasser
Eine Alte
Da diese Bescherung, nimm sie von mir!
Eine Andere
Und diese Bekränzung nimm noch dazu!
Lysistrata
Was begehrst du? Wo fehlt's noch? Steig'in den Kahn.
Wo Charon dir ruft!
Du hinderst allein noch die Abfahrt.
Der Rathsherr
Ist's nicht empörend, daß ich das erleiden soll?
Doch nun, so wahr Zeus lebt, enteil'ich ungesäumt,
Und zeige mich den Blicken eines edlen Raths.
Lysistrata
Wohl willst du klagen, daß wir dich nicht ausgestellt?
Getrost! In aller Frühe soll am dritten Tag
Von uns das Leichenopfer dir bereitet sein.
Alle ab. Die Chöre bleiben allein zurück.
Der Chor Der Greise
Der Chorführer
Länger ziemt es nicht zu schlummern; freie Männer, werdet wach,
Und, die Mäntel abgeworfen, gürtet euch zum großen Werk!
Der Chor
Denn schon, fürhwahr, scheint mich hier
Eines argen, schlimmen Plans
Leiser Duft anzuweh'n.
Doch heraus vor allem wittr' ich Hippias' Zwingherrscherei.
Ja, und ich fürchte sehr,
Daß vielleicht ingeheim
Einige Lakonen sich bei Kleisthenes versammelt hier,
Und die gottverhaßten Weiber aufereizt, mit List und Trug
Uns die Gelder wegzunehmen
Und die Löhnung,
Mein und dein täglich Brod.
Der Chorführer
Arg fürhwahr, daß dieses Frau'nvolk meistern will die Bürgerschaft,
Daß sie jezt, die schwachen Weiber, schwatzen über Schild und Speer,
Ja mit uns noch unterhandeln wollen über die Sparter dort,
Denen niemals mehr zu trau'n ist, als dem Wolf mit offnem Schlund.
Doch o Männer, dies Geweb' ist angelegt auf Tyrannei;
Aber mich tyrannen diese nimmermehr; ich hüte mich,
Und im Myrtenzweige trag' ich fürderhin mein tapfres Schwert,
Steh' in Waffen auf dem Markte nächst Aristogeitons Bild,
Mit schlagfertiger Haltung
Stehe so zu seiner Seite; denn berufen bin ich noch,
Dir, du gottverhaßte Vettel, einzuschlagen dein Gebiß.
Der Chor der Frauen
Die Chorführerin
drohend:
Warte, wenn du wieder heimkommst, kenn dich nicht die Mutter mehr!
Zu den Frauen
Aber setzt, ihr lieben Frau'n, die Eimer erst zur Erde hin!
Der Chor
Denn wir, o Volk dieser Stadt,
Melden euch ein weises Wort,
Das der Stadt frommen mag,
Und mit Recht; denn glänzend hat sie mich gehegt in Pracht und Lust.
Sieben Jahr eben alt,
Trug ich schon Herse's Kleid,
Ward mit zehn Jahren dann Müllerin der Artemis,
Und im Krokoskleid in Brauron ihr geweiht am Bärenfest,
Trug sodann als schönes Kind den
Korb, mit meiner
Feigenschnur augeschmückt.
Die Chorführerin
Ist es nun nicht meine Pflicht, der Stadt zu rathen, was ihr frommt?
Bin ich auch ein Weib geboren, doch verübelt mir es nicht,
Biet' ich euch nur Bess'res, als ihr täglich sehn und hören könnt.
Steure doch auch ich zum Ganzen: Söhne, Männer bring' ich dar!
Aber ihr, elende Greise, steuert nichts zum Ganzen bei;
Habt ihr doch den Mederbeitrag unserer Ahnen (Wie man's hieß)
Durchgebracht, und steuert dennoch nichts dafür aus eigenem Gut;
Nein, ihr bringt es gar noch dahin, daß wir schmählich untergeh'n.
Und ihr wolltet da noch muxen? Wo du mir zu nahe trittst,
Mit dem ungegerbten Schuh hier schag' ich dein Gebiß dir ein!
Der Chor der Greise
Das heißt wahrlich doch des Übermutes Gipfel!
Ja, und immer toller, mein' ich, wird die Sache noch.
Wehren, ha, muß solchen Unfug, wer, ein Mann, noch Hoden hat!
Auf, ihr Wämser abgeworfen, da man gleihch den Mann am Mann
Riechen muß; in Feigenblätter sich zu wickeln ziemt sich nicht.
Auf, o Barfüße, kommt,
Die wir von Leipsydrion einst
Zogen, noch jugendstark!
Nun gilt's
Nun verjüngt euch alle wieder, nun beschwingt euch
Um und um, und schüttelt eures
Alters Last ab von euch.
Der Chorführer
Gönnen wir, auch eines Fingers Breite nur, den Frauen Raum,
Lassen sie nicht ab von ihrer emsigen Geschäftigkeit,
Werden gar noch Schiffe bauen, und sich kühn in's Seegefecht
Wagend wider uns heranzieh'n, gleich der Artemisia.
Kommt es erst zur Reiterei noch, streich' ich alle Ritter aus;
Denn die Fraun' sind von Natur höchst ritterlich und sattelfest,
Gleiten niemals aus im Rennen. Sieh die Amazonen nur,
Wie sie Mikon malt, zu Rosse kämpfend mit der Männerschar.
Aber die hier muß man alle greifen, in's gebohrte Holz
Ihnen stracks hineinzuklemmen diesen langgestreckten Hals.
Der Chor der Frauen
Bei Gott, jagst du mich noch mehr in Flammen, laß ich
Meine wilde Sau heraus, und will dich heute noch
Striegeln, daß du deine Nachbarn ungestüm zu Hülfe rufst!
Aber legt auch ihr, o Frauen, ungesäumt die Mäntel ab,
Daß man uns anriecht der Frauen bissig hartesott'nen Zorn.
Komme mit jetzt Einer her:
Zwiebeln ißt keine der,
Keine Schwarzbohne mehr!
Denn, traun,
Sagst du noch ein böses Wort - die Galle schäumt mir -
Wie dem Aar der Käfer, heb' ich
Dir die Brut aus dem Schooß!
Die Chorführerin
Was bekümmer' ich mich um euch noch, lebt mir meine Lampito
Und das holde Kind, die edle Theberin Ismenia?
Denn du bleibst unmächtig, ob du zehnmal auch Beschlüsse machst;
Hassen dich doch, armes Wichtlein, auch die Nachbarn ringsumher.
Als ich, Hekaten zur Ehre, gestern gab ein Kinderfest,
Lud ich ihnen ein Gespielen aus der Nachbarschaft zu Gast,
Gar ein wackres, liebes Bürschchen aus Böotien, einen Aal:
Doch er kam nicht, weil es eure Schüsse nicht gestatteten.
Und mit solchen Volksbeschlüssen werdet ihr nicht ruh'n, bevor
Einer euch einmal am Bein nimmt, daß ihr stürzt und brecht den Hals.