Sim-Off:Gute Frage.... ich denke Latein, dann verstehen es auch wir "Barbaren" 
Die Vorigen. Myrrhine. Lampito aus Sparta. Korintherinnen. Böoterinnen. Athenerinnen.
Myrrhine
Wir kommen doch nicht allzu spät, Lysistrata?
Was sagst du? Schweigst du?
Lysistrata
Myrrhine, dich lob' ich nicht.
Daß du bei solcher Sache jetzt erst endlich kommst.
Myrrhine
Im Dunkel fand ich lange meinen Gürtel nicht.
Doch, ist es so dringend, sag' es uns; jetzt sind wir da.
Lysistrata
Ich denke, lieber warten wir ein Weilchen noch,
Bis auf dem Peloponnesos und Böotia.
Die Frauen da sind.
Myrrhine
Besser ist es freilich so.
Doch sieh, da kommt auch Lampito bereits heran.
Lysistrata
Lakonerin, willkommen, theure Lampito!
In welcher Schönheit, Holdchen, offenbarst du dich!
Welch frische Farbe! Wie von Kraft dein Körper strotzt!
Gewiß, du würgtest einen Stier!
Lampito
Das mein' ich wohl;
Ich turne ja, schlage bis zum Arsch mein Bein empor.6
Lysistrata
Und was du da für ein stattlich Rund von Brüsten hast!
Lampito
Wahrhaftig, wie ein Opferthier befühlt ihr mich!
Lysistrata
Doch hier das andere junge Weib - wo kommt es her?
Lampito
Zeus weiß, - ein edles Frauchen aus Böotia,
Kommt die zu euch her.
Lysistrata
Wahrlich, o Böoterin,
Du hast ein schönes Unterland.
Kalonike
Bei'm Himmel, ja,
Und Alles rundum ausgerupft ganz säuberlich!
Lysistrata
Und das andre Kind ist?
Lampito
Edler Art, bei'm Götterpaar,7
Und aus Korinthos.
Lysistrata
Edler Art, man sieht es wohl,
Und offenherzig, wie sie dort zu Hause sind.
Lampito
Wer aber hat denn diese Schar von Frauen hier
Zusammengerufen?
Lysistrata
Das bin ich.
Lampito
Berichte denn,
Was dein Begehren ist an uns.
Lysistrata
Gern, liebe Frau.
Myrrhine
Ja sage, was du Wichtiges auf dem Herzen hast.
Lysistrata
Ich sag' es gleich; doch eh ich's sage, muß ich euch
Um Eins befragen, wenig nur.
Myrrhine
Wie dir's beliebt.
Lysistrata
Verlangt ihr nach den Vätern eurer Kinder nicht,
Die fern von euch im Felde steh'n? Ich weiß gewiß,
Daß euer aller Gatten außer Landes sind.
Kalonike
Ja meiner ist fünf ganze Monden (armer Mann!)
In Thrakerlanden und bewacht Eukrates.8
Myrrhine
Und meiner steht in Pylos volle sieben schon.
Lampito
Und meiner, wenn er Einmal aus dem Lager kommt,
Packt wieder auf alsbald und huscht im Flug davon.
Lysistrata
Selbst auch von einem Buhlen blieb kein Stümpfchen mehr.
Nie, seit von uns abfielen die Milesier,9
Kam mir ein Tröster zu Gesicht, acht Zolle lang,
Der uns zur Noth aushülfe, wenn von Leder auch.
Nun, wolltet ihr wohl, fänd' ich uns ein Mittel aus,
Mit mir den Krieg beenden?
Myrrhine
Ja, bei'm Götterpaar!
Ich unbedenklich, müßt' ich auch dies Mäntelchen
Zum Pfande sezen und vertrinken heute noch!
Kalonike
Ich unbedenklich, müßt' ich auch, der Scholle gleich,
Mich mitten durch geschnitten und verspeist mich sehn!
Lampito
Ich trüge kein Bedenken, selbst den Taygetos
Hinaufzuklimmen, könn't ich dort den Frieden schau'n.
Lysistrata
So will ich's sagen, länger sei's euch nicht verhehlt!
Wir, liebe Frauen, müssen, wenn im Ernste wir
Die Männer zwingen wollen, daß es Friede wird,
uns ganz enthalten -
Myrrhine
Wessen? Sprich!
Lysistrata
Wollt ihr es thun?
Myrrhine
Wir wollen's tun und gält' es unser Leben auch.
Lysistrata
Enthalten also müssen wir der Männer uns.
Bewegung unter den Frauen.
Was wendet ihr euch plötzlich ab? Wo wollt ihr hin?
Was schüttelt ihr die Köpfe, hängt die Lippe so?
Was fließen eure Tränen? Was entfärbt ihr euch?
Sagt, wollt ihr oder wollt ihr nicht? Was zögert ihr?
Myrrhine
Ich kann es nicht thun: laß den Krieg nur weitergehn!
Kalonike
Bei Zeus, ich auch nicht: laß den Krieg nur weitergehn!
Lysistrata
So sagst du jezt, du Scholle? Kaum noch sagtest du,
Zerschneiden ließest du dich selbst um diesen Preis.
Kalonike
Sonst alles, alles, was du willst. Ja, muß es sein,
Ich gehe dir durch Feuer: laß mir nur den Mann!
Ich kann von ihm nicht lassen, liebe Lysistrata
Lysistrata
Und du?
Myrrhine
Auch ich - durch Feuer will ich lieber gehn.
Lysistrata
Wie ganz verworfen ist doch unser ganz Geschlecht!
Wohl billig, daß man Trauerspiele macht von uns:
Nichts weiter sind wir, als "Poseidon und ein Kahn".10
Indessen, liebe Sparterin, wenn d u mir nur
Zur Seite bliebest, setzten wir die Sache durch;
Drum stimme du mir bei.
Lampito
Für Frauen ist es schwer,
Bei Gott, allein zu schlafen und vom Mann getrennt.
Doch sei es, um den Frieden muß etwas geschehn.
Lysistrata
O du geliebtes, einziges Weib von allen hier!
Kalonike
Und wenn wir uns auch dessen, was du sagtest, streng
Enthielten (Gott verhüt' es!), würde dessenthalb
Wohl eher Friede?
Lysistrata
Bei Demeter, allerdings.
Denn säßen wir zu Hause reizend aufgeschmückt,
Und gingen halbnackt in Amorgos' Florgewand
Vor ihnen hin, am Schößchen unten glattgerupft,
Und spannten dann die Männer drauf und möchten gern,
Wir aber kämen nicht heran und sperrten uns:
Sie schlössen Frieden, glaube mir's, und ungesäumt!
Lampito
Auch Menelaos, als er sah der Helena
Entblößte Brüste, warf er flugs das Schwert hinweg.
Kalonike
Doch, lassen uns die Männer geh'n (o Graus!), wie dann?
Lysistrata
Dann "schinde", sagt Pherekrates, "den geschund'nen Hund."
Kalonike
Ach, eitel Spiel ist solches nachgemachte Zeug.
Doch wenn sie uns ergreifen und gewaltsam uns
In die Kammer hineinzieh'n?
Lysistrata
Klamm're dich an der Thüre fest.
Kalonike
Und wenn sie schlagen?
Lysistrata
Leide, was du leiden musst.
Denn kein Vergnügen bietet, was Gewalt erzwingt.
Auch sonst verleid' es ihnen: traun, sie werden bald
Ablassen. Denn dem Manne bringt es keine Lust,
Wenn' s nicht zugleich dem Weibe recht behaglich ist.
Kalonike
Nun, wenn ihr Beide dieses meint, wir meinen' s auch.
Lampito
Und unsre Männer stimmen wir dann schon dafür,
Am Frieden streng zu halten, recht und ohne Falsch,
Doch hier in Athen den strudelköpfig wirren Schwarm,
Wie mag man ihn bestimmen, nicht zu faseln mehr?
Lysistrata
Getrost, die unsern stimmen wir wohl auch dafür.
Lampito
Umsonst, so lang die Schiffe noch betakelt sind,
und unergründlich Silber bei den Göttern liegt.
Lysistrata
Doch auch für dieses ward bereits mit Fleiß gesorgt,
Denn wir besezen heute noch die Burg der Stadt,
Und anbefohlen wurde schon der ältern Fraun,
Daß, während wir zusammen uns bereden hier,
Sie, scheinbar opfernd, sich der Burg bemächtigen.
Lampito
So mag es angehn; mir gefällt, was du bemerkst.
Lysistrata
Nun, wollen wir dies Alles, liebe Lampito,
Nicht gleich beschwören, daß es unverbrüchlich sei?
Lampito
So laß den Eid uns hören, und wir schwören ihn.
Lysistrata
Ganz recht. Wo steckt die Skythin?
Ein mit Bogen und Schild bewaffnetes Weib tritt vor.
He, wo gaffst du hin?
Da lege vor uns rücklings hin den runden Schild!
Nun reicht mir auch Schlachtopfer her!
Myrrhine
Lysistrata,
Und welchen Eid verlangst du denn von uns?
Lysistrata
Den Eid?
"Auf einem Schild" - so, sagt man, heißt es im Aeschylos -
"Schafopferschlachtend" -
Myrrhine
Nein doch, nein, Lysistrata!
Nicht auf den Schild laß schwören, wo's den Frieden gilt.
Lysistrata
Welch andern Schwur verlangst du denn?
Myrrhine
Wir nehmen wo,
Zum Eid es anzuschlachten, uns ein weißes Roß.
Lysistrata
O weg mit deinem weißen Roß!
Myrrhine
Wie sollen wir
Denn aber schwören?
Lysistrata
Wenn du willst, erklär' ich's dir.
Wir stellen aufrecht einen Kelch hin, schwarz und groß,
"Schafopferschlachten" einen Schlauch mit Thaserwein,
Und schwören, Wasser komme nie in diesen Kelch,
Lampito
Demeter, ach! Unsäglich lob' ich solchen Eid.
Lysistrata
So bringt den Weinkelch und den Schlauch sogleich heraus!
Kelch und Schlauch werden gebracht.
Kalonike
O theure Frauen, welch ein Stück von Thongeschirr!
Nur anzufassen diesen Kelch, ist Wonne schon.
Lysistrata
Ihn seze nieder, fasse mir den Eber an!
Sie füllen den Kelch.
O Peitho, Göttin und o Kelch der Liebe du,
O nimm, den Frauen wohlgeneigt, dies Opfer an!
Kalonike
Schön ist des Blutes Farbe, herrlich sprudelt es.
Lampito
Und duftet uns, bei Kastor, wunderlieblich an.
Lysistrata
Laßt nun zuerst mich schwören, vielgeliebte Frau'n.
Sie fasst den Kelch.
Kalonike
Nein, bei Kythere, wenn du nicht vorher geloost.
Lysistrata
Ihr alle faßt nun diesen Kelch, o Lampito,
Und spreche für euch dann Eine, was ich spreche, nach;
Ihr andern sollt's nachschwören und bekräftigen.
Sie berühren alle den Kelch.
"Nie solle in Buhler oder Ehemann hinfort" -
Kalonike
Nie solle in Buhler oder Ehemann hinfort -
Lysistrata
"Mir nahe kommen mit erhobner Lanze" -
Da Kalonike zögert:
Sprich!
Kalonike
Mir nahekommen mit erhobner Lanze - Weh!
Weh! Meine Kniee sinken ein, Llysistrata!
Lysistrata
"Zu Hause leb' ich, unberührt, mein Leben hin" -
Kalonike
Zu Hause leb' ich, unberührt, mein Leben hin -
Lysistrata
"Geputzt, in safrangelbem Kleid und wohlgeschminkt" -
Kalonike
Geputzt, in safrangelbem Kleid und wohlgeschminkt -
Lysistrata
"Damit der Mann entbrenne ganz in Glut um mich" -
Kalonike
Damit der Mann entbrenne ganz in Glut um mich -
Lysistrata
"Doch werd' ich niemals meinem Mann zu Willen sein" -
Kalonike
Doch werd' ich niemals meinem Mann zu Willen sein -
Lysistrata
"Und wenn er wider Willen durch Gewalt mich zwingt" -
Kalonike
Und wenn er wider Willen durch Gewalt mich zwingt -
Lysistrata
"So leid' ich, was ich leiden muß, und bleibe kalt" -
Kalonike
So leid' ich, was ich leiden muß, und bleibe kalt -
Lysistrata
"Niemals zur Decke steck' ich auf den Perserschuh" -
Kalonike
Niemals zur Decke steck' ich auf den Perserschuh -
Lysistrata
"Nie steh' ich, gleich der Löwin, auf dem Raspelheft"
Kalonike
Nie steh' ich, gleich der Löwin, auf dem Raspelheft
Lysistrata
"So wahr ich dies geschworen, trink' ich hier den Kelch!" -
Kalonike
So wahr ich dies geschworen, trink' ich hier den Kelch!
Lysistrata
"Und brech' ich den Eidesschwur, füll' er sich mit Wasser an!"
Kalonike
Und brech' ich den Eidesschwur, füll' er sich mit Wasser an!
Lysistrata
Beschwört ihr alle dies mit uns?
Kalonike
Wir schwören's ja!
Lysistrata
Wohlan, so weih' ich diesen Trunk!
Sie gießt das Trankopfer aus und trinkt.
Kalonike
Laß uns ein Theil,
O Liebste, daß wir alle gleich Freundinnen sind!
Der Kelch geht herum. Man hört Geschrei hinter der Scene.
Lampito
Was soll der Lärmen?
Lysistrata
Eben das, wovon ich sprach!
Die Frauen sind es, welche dort der Göttin Burg
Bereits erobert haben. Auf, o Lampito,
Geh' hin, und alles ordne wohl bei euch daheim,
Und diese
Auf die übrigen Sparterfrauen deutend.
laß als Geiseln hier bei uns zurück.
Wir geh'n zu jenen andern auf die Burg hinauf;
Vereint mit ihnen, speren wir die Thore dort.
Kalonike
Doch glaubst du, daß die Männer nicht sogleich vereint
Auf uns heranziehn?
Lysistrata
Wenig kümmern diese mich;
Denn keine Drohung, noch so stark, kein Feuerbrand
Womit sie kommen, würde, traun, die Thore dort
Erschließen, außer wenn sie thun nach unserm Wort.
Kalonike
Nie, bei Kythere, nie! Wir Frauen hießen sonst
Für Nichts ein unbezwingbar und verrucht Geschlecht.
Alle ab.