Beiträge von Lucius Terentius Thyrsus

    Nun war der Moment der Reiterei gekommen, eine Übung welche die beiden Eques durch den nahenden Krieg oft genug geübt hatten. Von zwei Seiten ritten die Reiter im vollen Galopp auf die Schildkröte zu, warfen ihre Speere in die Formation und hielten weiter auf die Schildkröte zu.


    KEIN Tirones konnte nun noch wirklich ruhig bleiben, denn das schnelle annähern der Reiterei war etwas dass jedem Soldaten unbehagen bereitete, auch den Veteranen wurde dabei gerne mulmig und es war auch keine Schande wenn man die Formation auflösen würde.


    Für Thyrsus lag nun alles daran dass sein Pferd ruhig bleiben würde und er am Ende nicht unfreiwillig die Standhaftigkeit der Testudo testen müsste. Er war bereits einmal von einem Pferd heruntergeflogen, hinein in diese Formation. Das Pferd hatte es damals nicht überlebt...

    Verfluchte Drecks... *zack* Und wieder lag eine Mücke Tod auf dem Boden. Thyrsus wusste gar nicht was schlimmer war, die nervigen Viecher oder die Tatsache dass auch die Pferde nach und nach unruhiger wurden.
    "Decimus was macht dein Pferd? heute sind die Viecher aber besonders lästige Wesen."


    Decimus fiel beinahe vom Rücken des Pferdes als er erneut versuchte einige Mücken zu vertreiben, konnte sich aber gerade so halten, das Pferd blieb dabei erstaunlich ruhig und gelassen.
    [B]"Dem Pferd geht es besser als mir, ich hasse es im Winter im Delta zu sein, was denkt sich Posca dabei eigentlich? Auf solche Ideen kommt er doch sonst nicht..."[/B]

    Thyrsus mochte es nicht besonders bei diesem Wetter durch das Delta zu reiten. Die Mücken waren eine Plage, der Untergrund war äußerst schlammig und das Pferd hatte daher auch große Mühe einen schnellen Gang beizubehalten. Etwas seltsam war es schon, denn erhaschte man einen Blick auf das Meer sah man nur sehr sehr wenige Schiffe. der Krieg hatte seine Spuren klar aufgezeigt, Schiffer verkehrten nur entlang der Küste der Provinz, auch sah man keine Händler die sonst sehr eifrig auf dieser Straße unterwegs waren.

    Der kleine Schwächeanfall war Thyrsus zwar irgendwo peinlich, aber immerhin hatte der Tribun nun auch verstanden wieso es ihm schwer fiel zu salutieren. Seiner Reaktion zufolge konnte man ahnen dass der Quintilier bereits wusste wozu der Eques nach Italia gereist war und, war das ein leichtes Lächeln? Nein, er hatte es sich nur eingebildet, aber immerhin wurde seine Mühen gewürdigt.


    Bevor Thyrsus noch etwas sagen konnte war der Tribun verschwunden, immerhin konnte er sich nun auf etwas Essen freuen.

    War dem Tribun eigentlich bewusst WIESO er sich hier befand? Salutieren, ordentliche Meldung machen? Thyrsus konnte ja kaum aufstehen, wie sollte er da salutieren?


    Er mühte sich hoch, wackelte etwas, stütze sich auf dem Bett ab und stand am Ende aber recht sicher auf seinen Füßen.
    "Eques Terentius Thyrsus zurück aus Italia mit Meldung. Der Praefectus der Legio Prima lässt dem Praefectus der Legio XXII die Nachricht zukommen er stehe auf dessen Seite. Ebenso kamen dem Eques Gerüchte zu Ohren die Legionen Germaniens hätten sich ebenfalls auf die Seite Palmas geschlagen und wären auf dem Weg nach Ita..." in diesem Moment liesen seine Kräfte nach und er fiel halb auf das Bett zurück. "...Italia."


    Er rappelte sich wieder auf und nahm, mehr schlecht als recht, wieder Haltung an. "Was denkt sich dieser Pseudosoldat eigentlich? Ich hab ein halbes Jahr gebraucht hier her zu gelangen, bin dabei halb in der Wüste verreckt und der will dass ich die Form wahre?? Na sauber..." Dabei vergaß er völlig wie sehr er von Sermo angetan war als er neu bei der Legio XXII war.

    Thyrsus stutze etwas als er den Tribun erblickte. Der Quintilier wirkte bleich, schwach, kränklich, weit entfernt von der Gestalt die er zuletzt gesehen hatte, vor allem aber triefte er vor Nässe. Thyrsus hatte ganz vergessen dass eigentlich Winter war, auf seiner Reise die Küste Nordafrikas entlang war davon nichts zu spüren.


    "Tribun." Er nickte ihm zu. "Wenn ich dich so sehe wäre ich lieber da draußen als hier drinnen, meine Haut hatte den letzten Regen noch in Galien gespührt.... aber ich mag dich nicht mit langatmigen Geschichten meiner Reise belästigen." Er nahm einen Schluck Posca und fuhr fort. "Wie du vielleicht weißt hat mich der Präfekt darum gebeten einen Brief zum Präfekten der Legio Prima zu bringen, welcher die Frage enthielt auf welcher Seite die Legion stehen wird. Da ich hier noch sitze ist die Antwort wohl klar, die Prima steht ebenfalls auf der Seite Palmas."


    Thyrsus schenkte sich nach und nahm einen neuen großen Schluck, deutete aber mit seiner Hand an dass er noch nicht ganz fertig war.
    "Wenn die Gerüchte stimmen die ich vernommen habe stehen die Legionen und Cohorten in Germanien ebenfalls auf Palmas Seite, dazu die Legionen aus seinen Provinzen. Es besteht also, wenn man schnell gehandelt hat, durchaus eine kleine Chance dass Palma am Ende der Sieger sein wird."

    Der Typ ging einfach....hat der einen Knall? Weiß der denn nicht was da draussen passiert?
    Eigentlich wäre Thyrsus einfach aufgestanden und zum Praefectus marschiert, allerdings hatte die Sache einen Haken: Es war ein Befehl eines höherrangigen Offiziers und einem Befehl musste er Folge leisten, egal was er davon halten würde. So lehnte er sich zurück, schenkte sich den nächsten Becher ein und trank diesen langsam aus. Anscheinend hatte er Zeit... und Hunger.

    Skeptisch betrachtete der Eques den Optio.
    "Bei allem nötigen Respekt Optio, aber diese Nachricht könnte für uns alle wichtig sein. Aber gut, ich füge mich deinem Befehl." Er nahm den Becher und trank ihn in einem Zug aus, nahm sich den Krug mit Posca und schenkte sich erneut ein.
    "Gibt mir einige Minuten und einen Gang auf den Balken und dann können wir direkt den Praefectus besuchen gehen."
    Er trank den Becher erneut aus, diesesmal aber in zwei Zügen. Der dritte Becher brauchte dann bereits drei Züge und so langsam wurde Thyrsus etwas schlecht. Das Posca hatte einen hohen Essiganteil, er mochte das eigentlich nicht. So hielt er vor dem vierten Becher kurz inne und musste sich zusammenreißen.

    Thyrsus wurde nach und nach munterer, auch wenn er bereits spüren konnte dass seine Arme und Beine noch nicht so wollten wie er es tat. Nun kam auch endlich jemand und er war glücklich zu hören wo er war. Er seufzte erst einmal vor Glück auf und sah den Mann an.


    "Eques Lucius Terentius Thyrsus, Legio XXII. Wie es scheint lebe ich noch und wie es auch scheint bin ich endlich zu Hause. Die Erinnerung ist schwach, ich erinnere mich nur daran kein Wasser mehr gehabt zu haben und auf dem Weg ins Lager gewesen zu sein."
    In diesem Moment fiel dem Terentier ein wieso er unterwegs war und sofort war er deutlich wacher im Kopf.
    "Der Praefectus, ich muss dem Praefectus eine Nachricht überbringen...."

    Plötzlich schien er zu ertrinken, ja er war im Wasser, wurde von seiner Rüstung nach unten gezogen, er bekam keine Luft mehr, Wasser, überall nur Wasser. Er hechelte nach Luft, aber dadurch drang nur mehr davon in seine Lungen, er ertrank...


    ...Thyrsus schreckte auf, auf seinem Schoss lag ein nasser Schwamm, seine Lippen waren nass, auch seine Nase war es. Anscheinend lag der Schwamm etwas ungünstig und dadurch wurde er nass. Schnell hob er den Schwamm auf und sog ihn erst einmal aus, wie lalnge war es her dass er kein Wasser mehr getrunken hatte. Dann erst sah er sich um, wo war er eigentlich. Alles wirkte fremd, und doch vertraut. Er kannte diesen Ort konnte sich aber nicht daran erinnern wo er war. Seine Augen spielten ihm noch streiche, denn dort wo es hell war konnte er nichts erkennen und das was er sehen konnte waren Betten, weiße Wände und eben Flecken voller Licht.


    "Hallo?? Ist hier jemand? Hallo!"

    Lucius lag auf einer Bahre und alles was um ihn herum passierte ging an ihm spurlos vorrüber. In seinem Kopf spielten sich Gedanken ab, welche sonst eher unüblich waren und er zweifelte daran noch am Leben zu sein. In seinen Gedanken sah er Vater und Mutter, zusammen mit Primus auf einer Wiese reitend, nach ihm rufend. Er sah seinen verschollenen Bruder, seinen Ausbilder bei der Legion, sah Fontinalis und all seine ehemaligen Kamerade.
    Alle standen sie bei ihm, alle auf einem Schimmel, alle riefen sie ihn. Doch Lucius konnte sich nicht bewegen, der Terentier lag stumm da und sah einfach nur nach oben.

    Thyrsus nickte. Er wusste was von ihm erwartet wurde, er wusste was die Legion von ihm erwartete.
    "Ich danke dir Legat. Ich hoffe unsere Wege kreuzen uns in besseren zeiten erneut, es wäre mir eine Ehre dich auch in Nikopolis begrüßen zu dürfen."
    Er salutierte und machte sich auf den Weg nach draußen.

    Thyrsus wirkte nachdenklich...
    "Wenn das alles vorbei ist. Mensch Fontinalis, wir wissen nichtmal ob wir dann noch leben oder ob wir uns danach sehen werden. Keiner weiß heute wie lange der Krieg dauern wird, aber ich hoffe dass wir wirklich anstoßen können wenn es soweit ist."
    Er lehnte sich zurück und dachte über alles nach was so passiert war, ja die Frauen die Frauen... es war nicht einfach, eigentlich wollte er gar nicht drüber reden.
    "Naja die Frauen machen nicht viel, man kommt ja zu nichts. Nikopolis ist recht arm an Frauen und wenn sind diese doch recht... naja du weißt schon."

    Thyrsus bemerkte die Anspannung die der Legat zu haben schien, zumindest vermutete er das aufgrund der Blicke die der Legat erst ihm, dann seinem eigenen Optio zuwarf.
    Als er die Worte hörte wusste er warum, hier ging es nicht um unwesentliche Dinge, es ging um die Zukunft des Reiches, etwas dass Thyrsus bereits vermutet hatte. So war es also, es würde Krieg geben und er war eine entscheidende Figur in diesem Spiel.


    "Ja ich kann es mir merken, auch wenn ich schätze dass diese Nachricht meinen Legaten erreichen wird wenn du bereits mit denen Truppen unterwegs bist Salinator zu stürzen."


    Thyrsus blickte sich um, gerade wurde ihm bewusst was passiert wäre, wäre der Legat anderer Ansicht gewesen. Ja, diese Reise war wirklich gefährlich und der gefährlichste Moment war nicht das Aufeinanderprallen mit Patrouillen oder eine Seefahrt, der gefährlichste Moment war eben jener hier. Er hätte sein Leben verlieren können, aber er hätte es nicht bedauert.

    Raus aus den Thermen, rein zum Legaten, ja es war doch wirklich anders hier. In Aegyptus meidete man die Thermen eher, dort war es auch so schon warm und feucht genug, wobei es bald wieder auf mehr nass als warm hinlaufen würde, Thyrsus freute sich bereits darauf wieder beim Aufschanzen arbeiten zu dürfen....

    Thyrsus musste lachen, als wäre die Beförderung alles was zählte.
    "Gute Frage, wenn ich lebend wieder dort ankomme würde ich sagen sobald ich wieder in Nikopolis angekommen bin. Falls ich dort nicht ankommen, vielleicht zeigen sich die Götter gnädig und ich erhalte dort für meine Dienste eine Art Beförderung..."
    Dabei lachte er erneut, allerdings mehr um sich selbst zu beruhigen. Auch wenn die Hinreise gut ging, auf der Rückreise konnte weitaus mehr passieren. Das Jahr neigte sich dem Ende zu, das Wetter auf See wurde von Tag zu Tag rauer, niemand wusste wie Neptun geneigt war mit Reisenden zu verfahren.

    Natürlich konnte er nicht, es war ein anderer Haufen als in Germanien noch dazu war es ja nicht irgendeine Legion. Es war auch nicht irgendeine Centurie, nein natürlich hatte ausgerechnet Fontinalis die erste Centurie der ersten Legion unter sich. Das nennt man mal Karriere.
    "Ist eben anders als in Germanien, andere Männer, anderer Drill. Solltest mal nach Ägypten kommen, ich denke mal das wäre dann wie bezahlter Urlaub in der Sonne... oder im Regen je nachdem."
    Er genoss es einfach, es war gut einfach mal in angenehmer Gesellschaft zu sein und entspannen zu können.
    "Wie laufen die Vorbereitungen? In Ägypten ist ordentlich was los seit, ja seit wir beschlossen haben lieber mal neutral zu sein, du verstehst..." Bevor er das sagte blickte er sich noch um, er wollte keine Zuhörer haben.

    Nachdem alles wesentliche geklärt war konnte Thyrsus endlich das tun, was er seit Wochen nicht tat. Ein Bad nehmen, entspannen und vor allem Ruhe finden. Dass er dazu noch von einem alten Freund begleitet wurde war natürlich ein Vorteil den er gerne in Anspruch nahm.
    Nachdem er sich entkleidet hatte ging es bereits zur Massage und Fontinalis wartete bereits.
    "Nun Optio, dann erzähl mal. Wie geht es dir, was machen die Frauen, wie sind deine Männer?