Beiträge von Lucius Artorius Severus

    Nach seiner Rückkehr vom Campus mußte Severus erstmal in die Therme. Es war ein besonders heißer Tag und dementsprechend noch anstrengender war die Ausbildung gewesen. Das ging an die Substanz. Sollte er nicht bald wenigstens in kühles Wassers eintauchen können, würde er wahnsinnig werden. Entsprechend eilig hatte er auf dem Weg zur Therme. Da niemand in der Unterkunft anzutreffen war, ging er etwas sorglos mit seiner Rüstung um, der würde er sich nachher noch zuwenden. Das war zwar nicht in Ordnung, er sah sich aber in einer gewissen Zwangslage aufgrund der unerträglichen Hitze.
    Bei seiner Rückkehr geriet Severus mit Aulus Valerius Messalla ein wenig aneinander, der ihm recht bestimmt und nachdrücklich, aber mit kameradschaftlicher Verbundenheit klar machte, daß immer erst die Ausrüstung, dann der Soldat an der Reihe war. Mit Messalla legte man sich besser nicht an. Darüber hinaus hatte er ja völlig recht. "Verzeih' bitte. Das war ein Fehler. Die Hitze hier macht mich fertig. Einzig der Gedanke an die Therme hat mich den Tag überstehen lassen. Ich werde es wieder gut machen." Ziemlich kleinlaut säuberte er den Boden und zog sich anschließend mit der Rüstung vor die Unterkunft zurück, um auch ihr die nötige Pflege angedeihen zu lassen. Nach einer ganzen Weile kam Severus mit der blitzblanken Rüstung wieder und zeigte sie Messalla, um ihm zu verdeutlichen, daß er auch anders konnte.

    Der arme Kamerad vor ihm zog die ganze Wut des Ausbilders auf sich. Er hatte die ganze Marschkolonne durcheinander gebracht und bezog nun ordentlich Prügel. Der wild um sich schlagende Optio traf dabei auch Severus mehrmals. Bei den ersten Stockschlägen versuchte er, seine Schmerzen zu unterdrücken. Als aber auch er immer und immer wieder die Wut des Ausbilders abbekam, schrie er nach einer Weile vor Schmerzen laut auf: "Aah! Optio, ich versuche doch mein bestes. Was habe ich getan?" Das gefiel dem Optio natürlich gar nicht. So machte sich Severus zum Ziel seiner Stockhiebe, die er nun reichlich einsteckten mußte.
    Als die Prügelei ein Ende hatte, machte die Marschkolonne einen neuen Versuch. Severus konnte vor Schmerzen kaum gerade mit dem Scutum stehen, das war sicher nicht der Inbegriff eines stolzen Legionärs. Dabei konnte er doch nichts dafür, daß die Leute vor ihm die Kolonne durcheinander brachten. Aber künftig würde er sich trotz allem zurückhalten, diese Lektion hatte er schon mal gelernt.
    Beinahe zum Glück für Severus stolperte diesmal der Kamerad links von ihm andauernd und brachte die benachbarte Reihe dadurch zum wanken. Es war der äußerst nervöse Tiro, der bereits wegen seiner Rüstung aufgefallen war und eine donnernde Standpauke erhalten hatte. Jetzt bekam er die wilden Hiebe des Ausbilders ab, der eine ganze Weile auf den armen Kerl einschlug.
    Severus konzentrierte sich angestrengt auf das Marschieren. Das half die Schmerzen zu verdrängen, vergessen konnte er sie nicht. Und dann wurde ihm noch das Scutum immer schwerer. Die Ausbildung zehrte an seinen Kräften und Nerven. Am liebsten hätte er das verdammte Ding einfach weit weggeworfen.



    Sim-Off:

    Herzlichen Dank für den Hinweis! Jetzt wird die Sache langsam. Severus steht nun auf Feld 50 mit Blickrichtung auf Feld 40.

    Noch keine Woche in der Legion, waren die Rekruten gleich in den ersten Tagen ihrer Grundausbildung ad stercus befohlen worden. Lehrjahre sind keine Herrenjahre, das war allen klar, aber schön war dieser Auftrag beim besten Willen nicht. Lieber hätten sie drei Stunden stramm exerziert. Der abkommandierte Trupp, der sich da mit Handkarren, Schaufel und Lumpen auf den Weg Richtung Donnerbalken machte, konnte seine Begeisterung darüber kaum verbergen. Severus hatte die beste Aufgabe und mußte mit der kleinen Schaufel die randvollen Latrinen leer schippen. "Welch eine Ehre ist doch der Dienst in der Legion", dachte er bei sich. Die größte Drecksarbeit blieb damit an ihm hängen. Das war wörtlich zu nehmen, denn nach einer Stunde sah er aus wie ein Schwein, das sich im Dreck gewälzt hatte. Nur war dies kein Dreck...
    Als Severus mit seinen Kameraden in ekelerregender und mühevoller Arbeit nach und nach die Überreste der anderen Legionäre bei Seite schaffte, wobei er sich mehrmals beinahe übergeben hätte, rannte plötzlich ein junger Legionär ganz hastig an ihnen vorbei, beachtete sie gar nicht und bahnte sich seinen Weg Richtung Donnerbalken. Es reichte wohl nicht, daß er sich auf das Loch setzte, das er gerade erst sauber bekommen hatte, was Severus an sich schon arg ärgerte. War die Säuberung der Latrine nicht schon ätzend genug, kam jetzt noch so ein junges Kerlchen daher gelaufen und ließ ein wahres Feuerwerk los, das die ganze Luft verpestete und durch seine wirklich außergewöhnlichen Ausdünstungen ihre Arbeit noch zusätzlich unerträglich machte...
    Severus war restlos bedient. Es war ihm nach einer Stunde Schaufeln in der Scheiße der anderen inzwischen völlig egal, ob da ein Tribun, der Legionskommandeur oder gar der Kaiser selbst auf dem Loch nebenan saß und so machte er seinem Ärger Luft: "Wie kann man solchen Gestank aus einem so schmächtigen Kerlchen rausdrücken?!? Du sollest lebenslanges Hausverbot in Deiner Taverne kriegen!!! Wieso gehst Du nicht gleich in der Taverne auf's Loch und wartest einen ganzen Tag bis Du es nicht mehr aushälst und Deine Fürze gereift sind?!? Wir sollten Dich als Geheimwaffe in's Arsenal sperren und Deinen Arsch im Kampf Richtung Feind halten!!!" Anschließend schimpfte er noch ewig vor sich hin. Er konnte sich gar nicht wieder beruhigen.

    Severus freute sich. Wenigstens dieses eine Mal hatte der Ausbilder nichts an ihm auszusetzen. Das Glück hatten nicht alle seine Kameraden. Der flattrige Tiro, den der Optio wegen der Rüstung angeschnauzt hatte, war noch für die nächste ganze halbe Stunde völlig aufgelöst und zitterte selbst beim Essen noch unentwegt. Auf ihn würde man künftig sicher aufpassen müssen.
    Endlich gab es nach der Schinderei mal was zu essen! Aber die Freude hielt nicht lang an. Severus war zwar einer der ersten bei der Essensausgabe gewesen - die hinteren hatten wegen der knapp bemessenen Zeit fast nichts mehr runterbekommen -, aber die hastig runtergeschlungene Mahlzeit lag ihm verdammt schwer im Magen.
    Noch viel weniger gefiel ihm der Befehl, der ihnen die Bekanntschaft der Latrine einbringen würde: "Na prima", dachte sich Severus, "jetzt lernen wir ganz schnell doch die Latrinen kennen. Freue mich schon riesig drauf."
    Aber bevor es so weit war, mußten sie alle wieder zu ihrer Unterkunft rennen, hastig ihr Scutum packen und wieder wie angestochen zum Campus zurückrennen. Severus war nicht ganz wohl dabei, denn sein Magen machte sich schon bemerkbar, dem das wilde Reindrücken der Mahlzeit in kurzer Zeit gar nicht gefallen hatte.
    Marschieren im Gleichschritt fiel Severus erst mal gar nicht so leicht, weil der Kamerad vor ihm den Takt nicht halten konnte und ständig aus dem Rhythmus kam, so daß alle Tirones hinter ihm im Versuch den Gleichschritt zu halten über den Campus schlingerten und damit alles andere als eine ordentliche Marschformation abgaben. Das frustrierte Severus, dem zudem mittlerweile richtig schlecht geworden war. Er dachte so bei sich: "Das kann ja wieder ein großer Spaß werden. Damit wird der Optio ganz bestimmt nicht zufrieden sein. Und wir dahinter sind nachher alle die Dummen." Unbeirrt marschierte er dennoch weiter und folgte den Marschanweisungen des Optio. Die Ausrüstung wurde ihm dabei im Laufe der Zeit immer schwerer. Sie waren alle ungeübte Zivilisten und der Optio lag aufgrund seiner Erfahrung völlig richtig: Das Scutum machte sich allmählich unangenehm bemerkbar und wurde ihm zur großen Last.


    Sim-Off: Severus steht nach dem Exerzieren auf Feld 23 mit Blickrichtung auf Feld 13.

    Etwas verduzt fand sich Severus plötzlich vor der Front seiner Kameraden wieder und zugleich vor eine schwere Aufgabe gestellt. Alle Einzelheiten wußte er selbst noch nicht. Er würde seine Unwissenheit einfach überspielen. Wie befohlen sprach er laut zu seinen Kameraden: "Die römische Armee ist auf den Nahkampf ausgelegt. Dafür ist sie mit besonderer Schutzkleidung ausgerüstet. Die Rüstung besteht aus der lorica hamata - das ist das Kettenhemd hier - und der lorica segmentata - dem Schienenpanzer! Beim Anlegen der Rüstung beginnt man oben, arbeitet sich dann langsam nach unten durch und achtet darauf, daß sich die Elemente nicht verkeilen! Der Helm - cassis - dient abschließend dem Schutz vor Kopfverletzungen! Pugio und cladius werden als Angriffswaffen am Gürtel befestigt und um den Körper gelegt!" Während er sprach konnte Severus den Optio nicht sehen, da er seitlich zu ihm stand und ihm der Seitenschutz des Helmes die Sicht auf den Ausbilder nahm. Daher nahm er auch keine Regung des Optio wahr und wußte nicht, was er von seinen Ausführungen hielt.

    Gleich in den ersten Tagen seiner Dienstzeit durfte Lucius Artorius Severus einen großen Appell der beiden Legionen erleben. Er war ziemlich aufgeregt. Zusammen mit der zweiten Cohorte war er bereits mitten in der Nacht aus den Baracken los und auf den Campus marschiert, da der Tribunus Angusticlavius Iullus Quintilius Sermo seine Truppe mit als erste auf dem Appellplatz haben wollte. Daher stand er bereits vor den meisten anderen Milites auf seinem Platz und sah nun zu, wie die anderen Truppenteile in Formation antraten. Welch ein Anblick! Severus war tief beeindruckt.

    Severus rannte abermals so schnell er konnte zum Campus. Schon auf dem Weg dahin hörte er das Horn, das vom Ende der gesetzten Frist kündete. Zu seinem Glück hatte ihm der Legionär Thyrsus, der gerade auf einem Rundgang war, beim Anlegen der Rüstung geholfen. Den Helm hatte er auch schon auf. Es ließ sich aber schlecht damit laufen, wie Severus fand. Während er hastig seinen Platz in der Linie der Rekruten suchte, legte er sich Gürtel und Schwert um. Jetzt fühlte er sich immerhin schon ein bißchen wie ein Legionär. Trotz aller Anstrengung kam er natürlich zu spät und stolperte an Quintus Bruttius Structus vorbei, der bereits die Linie auf und ab schritt. Das könnte Ärger geben. Zumindest saß seine Rüstung nach der Hilfestellung Thyrsus' professionell. Dadurch hob er sich von den anderen Rekruten ab. Vielleicht würde das einen guten Eindruck machen und die Verspätung etwas ausgleichen oder die Wut des Optio zumindest mildern. Er hoffte einfach darauf...

    Severus hatte großes Glück, daß gerade der erfahrene Legionär vorbeigekommen war und ihm dann noch beim Anlegen der Rüstung half. "Herzlichen Dank! Das ist eine große Hilfe. Hat mir bisher noch niemand gezeigt." Mehr brachte er kaum heraus, da er sich sofort wieder mit Schwert und Gürtel auf den Rückweg machen mußte. Er rannte so schnell es ging zum Campus zurück. Auf dem Weg rief er Thyrsus noch hastig zu: "Vielleicht sieht man sich wieder, dann können wir länger plaudern. Danke nochmals!" Daß der Optio, der ihn gerade so durch die Gegend scheuchte, einer der freundlicheren Sorte sein sollte, konnte sich Severus noch nicht so recht vorstellen. Ihm reichte das erstmal. Aber er kannte auch noch nicht viele Kameraden. Die Begegnung mit Thyrsus hatte aber gezeigt, daß es durchaus nette Zeitgenosse in der Legion gab.

    Ziemlich fertig und müde kehrte Severus vom Appell zurück. Er fand seine Ausrüstung noch so vor, wie er sie überhastet in die Ecke gepackt hatte. Zum Glück war der Latrinendienst an ihm vorübergegangen, zumindest hatte niemand mehr davon gesprochen. Jetzt mußte er sich um seine Ausrüstung und seine Unterbringung kümmern.
    Er suchte einen Kameraden, der ihm vielleicht eine Auskunft geben konnte. Nach einiger Zeit fand er den Legionär Annaeus, der offensichtlich schon länger bei der Legion war. "Bin ich hier richtig beim Contubernium I, zweite Centuria, Cohors II? Ich bin neu und suche eine Unterkunft." Nachdem Annaeus das bejahte hatte, zeigte er ihm einen freien Schlafplatz in derselben Unterkunft wie Lucius Septimius Severus. Als Annaeus merkte, daß die ganzen in der Ecke der Baracke liegenden Ausrüstungsgegenstände zu Severus gehörte, fuhr er in harsch an: "Die Ausrüstung packst Du am besten ganz schnell in die Vorkammer! Wir mögen es gar, wenn wir ständig über das Geraffel steigen müssen. Du hast Glück, daß das noch kein Ausbilder gesehen hat!" Severus räumte kleinlaut seine Sachen weg. Er wollte nicht gleich am ersten Tag bei den Zimmergenossen schlecht auffallen. Schließlich mußte er mit den Leuten noch einige Zeit auskommen. Als er das endlich geschafft hatte und Ordnung in seiner Ausrüstung war, warf er sich hundemüde auf das Bett, um ein wenig auszuruhen.

    Geduldig ließ Severus das Brüllen des Optio über sich ergehen. Wahrscheinlich hatte er bereits jede Menge andere Rekruten auf die gleich Art beschimpft. Innerlich staunte er aber über die Ausdauer des Ausbilders. Als er die Linie entlangschritt und Severus mit seinem Stock bearbeitete, weil er seiner Meinung nach wie ein Storch da stand und die Füße nicht parallel ausgerichtet hatte, steckte Severus dies wortlos weg. Dennoch fand er die Behandlung demütigend. Er war römischer Bürger aus der Hauptstadt und sollte in der Linie aussehen wie ein Storch? Naatürlich war er in der Lage, seine Füße nebeneinander zu stellen! Er ärgerte sich innerlich, ließ sich aber äußerlich nichts anmerken. Severus ging jedem Blickkontakt mit dem Ausbilder aus dem Weg, um nicht zum Ziel seiner nächsten Attacke zu werden. Irgendwann verstummte das Gebrüll des Optio.
    Damit wurde die Lage aber keineswegs besser. Nach dem Befehl zur Anlegung der Rüstung rannte Severus so schnell er noch konnte zum Quartier. Niemand hatte ihm gezeigt, wie die verdammte Rüstung anzulegen war. Das konnte er sich in zehn Minuten beim besten Willen nicht selbst vermitteln. Also stellte er sich schon auf dem Weg auf den nächsten großen Anschiß ein. Er brauchte ohnehin die ganzen zehn Minuten, um allein zum Quartier und wieder zurück zu laufen. Das würde ein schöner Empfang werden, wenn er mit mit seiner halb herunter hängenden Rüstung, die nicht saß und nicht richtig zugeschnürt war, zurückkam...

    Severus lief und lief und lief und lief. Seine Beine spürte er schon den ganzen Tag, seit er mit der gesamten Ausrüstung durch das Lager und dann überstürzt zum Campus gehetzt war. Es schien aber nicht so, daß er bald würde ausruhen können. Zumindest hatte niemand mehr die Reinigung der Latrine angesprochen, die als Preis auf den letzten Ankömmling auf dem Exerzierplatz warten sollte. Das war der einzig positive Lichtblick im Moment. Mit seinen Gedanken versuchte Severus, die Müdigkeit zu verdrängen, die sich seit der sechsten Runde langsam in ihm breit machte. In der siebten Runde mußte ein schmächtiger Kamerad vor ihm aufgeben. Als er stehen blieb, ließ der Optio nicht mehr von ihm ab, ging mit heftigem Geschrei auf ihn los und verdonnerte ihn zu zehn Liegestützen. Das fehlte Severus gerade noch. Also rannte er einfach weiter und versuchte durchzuhalten. Die Beschimpfungen des Optio ließ er geduldig über sich ergehen und bemühte sich, sie so gut als möglich zu ignorieren. Er kannte aber eine ganze Menge fieser Ausdrücke. Als er von einem Haufen Dreck getroffen wurde, den der Optio nach Severus geworfen hatte, kam er aus dem Rhythmus und strauchelte. "Nur nicht stehen bleiben..." dachte er die ganze Zeit.

    Wie von Iuppiters Blitzen verfolgt, rannte Severus zum Campus. Er kam gerade noch rechtzeitig an, um zum Beginn des Appells mit den anderen Rekruten in einer Reihe zu stehen. So glaubte er zumindest. Die schneidigen Worte des Centurio machten ihm aber bald klar, daß das wohl nicht der Fall war. Die Ansprache des Centurio war klar und deutlich. Severus stellte sich auf unschöne Zeiten ein, die nun folgen würden.
    Etwas anderes machte ihm auch noch Sorgen: Er hatte nicht sehen können, ob noch Rekruten nach ihm angekommen waren, so daß er fürchtete, mit der unangenehmen Seite der Latrine Bekanntschaft zu machen. Doch zunächst wartete Severus ab, was der Optio nun mit ihnen vorhatte. Nach der Vorrede würde es sicher anstrengend werden...

    Leicht genervt erreichte Severus nach langem Suchen mit seiner ganzen Ausrüstung beladen die Unterkunft. Da er den Weg nicht kannte, hatte er sich dauernd verlaufen und kam deutlich zu spät. Er hörte noch die Worte des Centurio. Jetzt mußte alles schnell gehen. Er lud seine Ausrüstung ab - um die Unterbringung mußte er sich nach dem Appell kümmern - und hoffte, daß sich in der Zwischenzeit niemand daran stören würde. Er rannte so schnell als möglich zum Exerzierplatz, mußte aber befrüchten, daß er zu spät kommen würde. Innerlich sah er sich schon beim Latrinendienst. Das wäre nicht gerade der beste Einstand...

    Leicht irritiert folgte Severus des Ausführungen des Centurio. Anscheinend gab es verschiedene Aufassungen wie man Soldat der Legion werden konnte. Diesen Gedanken verfolgte er aber nicht weiter, es war ohnehin egal. Wichtig war nur, daß er nunmehr seine Ausrüstung hatte und schon wußte, welche Teileinheit künftig seine militärische Heimat sein sollte. Was wollte er mehr. Severus kramte die gesamte Ausrüstung zusammen und machte sich schwer bepackt auf den Weg in die Unterkunft. Er kannte zwar den Weg nicht, war aber zuversichtlich, daß sich irgendwer dem vollbeladenen Kameraden annehmen würde. Mit einem herzlichen Dank und freundlichen Gruß verließ er das Armamentarium.

    Der Miles machte sich schneller auf den Weg als Severus ihm antworten konnte. Daher rief er ihm hinter: "Man hat mir gesagt, das wird im Rekrutierungsbüro nach dem ganzen Kram zugeteilt!" Vielleicht erreichte diese Information den davoneilenden Kameraden noch. Severus entschied sich, zu bleiben wo er war und abzuwarten was passieren würde.

    Während neben ihm Lucius Septimius Severus eingekleidet wurde, musterte Severus die ausgehändigte Ausrüstung. Nachdem er festgestellt hatte, daß alles vollzählig war, wandte er sich an den Legionarius: "Ist alles da und scheint zu passen. Vielen Dank. Eins noch: Man hat mir im Rekrutierungsbüro diese Tafel gegeben. Kannst Du mir den Laufzettel abzeichnen?"



    MUSTERUNGSBERICHT - *Lucius Artorius Severus* Details zur Person:
    Name:
    Lucius Artorius Severus
    Alter:
    20
    Herkunft:
    Rom
    Vitae:
    Sohn des Lucius Artorius Castus und der Statilia Serena. In Rom aufgewachsen.
    Vor der Rekrutierung zu erledigen:
    [ ] Ausrüstung abholen (Horrea)
    [X] Medizinische Untersuchung (Valetudinarium)
    [X] Fahneneid leisten (Sacellum)
    [ ] Zuteilung zu COH, CENT: *Kohorte & Centurie*
    * Erledigtes mit X versehen!
    Unterschrift:
    *Name des Centurio/Optio*
    ~~~ Diensttauglichkeit:
    Krankheiten (Vererbt und unvererbt):
    Keine
    Behinderungen/Verletzungen/Sonst. Einschränkungen:
    Keine
    Körperliche Leistungsfähigkeit:
    Sehr gut
    Sehen und Hören:
    Sehr gut
    Urteil:
    Uneingeschränkt Diensttauglich
    Unterschrift:
    Potitus Poenius Turbo


    Anschließend fügte er hinzu: "Übrigens steht da tatsächlich, daß ich zu den Horrea gehen sollte, um die Ausrüstung zu holen. Da hat sich jemand aber gewaltig vertan. Nochmals vielen Dank für Deine Hilfe."

    Etwas irritiert war Severus schon. Er hatte extra nochmals nachgefragt, ob die Horrea der richtige Ort für die Ausgabe der Ausrüstung war. "Salve, ich bin tatsächlich ein neuer Tiro. Man hat mich hierher geschickt. Sogar auf gesonderte Nachfrage sollte ich zu den Horrea. Vielleicht ein schlechter Scherz zur Begrüßung neuer Rekruten?" Dann kam Severus auf das freundliche Angebot des Miles zurück: "Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du mich zum Armamentarium mitnehmen würdest."

    Severus war zu den Horrea zum Empfang der Ausrüstung geschickt worden. Ein wenig zweifelnd trat er ein, da es dort anscheinend nur Nahrungsmittel gab.
    "Salve", sagte er freundlich zum Diensthabenden, "ich soll mein Ausrüstung abholen. Bin ich hier richtig?"

    Als Severus das Sacellum erreichte, war er ergriffen von der Erhabenheit und festlichen Schlichtheit des Raumes. Nachdem er diesen Anblick kurz auf sich wirken ließ, meldete er sich beim diensthabenden Centurio und übergab ihm die Wachstafel. Nach Aufforderung durch den Centurio leistete Severus mit ruhiger und ehrfurchtsvoller Stimme seinen Eid:


    „IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Anschließend bezeugte der Centurio das Gelöbnis auf der Wachstafel und bestätigte die Eidesleistung des Artoriers. Damit hatte sich Severus dem Codex Militaris unterworfen und einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Legionär getan. Er bedankte sich beim Centurio und verließ das Fahnenheiligtum, um die anderen Punkte seines Laufzettels abzuarbeiten.