Beiträge von Lucius Artorius Severus

    "Vielen Dank, Optio. Erfolg kann ich sicher gut gebrauchen. Alles Gute!" sagte Severus freundlich auf seinem Weg hinaus. Nach einer förmlichen Verabschiedung ging er mit der Wachstafel in der Hand. Es schien ihm, als wäre er auf dem Weg zum Legionär einen Schritt weiter gekommen.

    Nachdem er kurz Luft geschnappt hatte, antwortete Severus zügig auf die Frage:
    "Jawohl, Optio. Ich kann die Buchstaben lesen."
    Severus las die Schriftzeichen auf dem Papyrus von oben nach unten langsam und deutlich vor. Zumindest an seinen Augen dürfte die Aufnahme in die Legion nicht scheitern.

    Severus dachte sich, dass man mit dem Optio besser keine Scherze machen sollte. Während der Kniebeugen und Liegestütze versuchte er, einen guten Eindruck zu machen und keine Luft zu verschwenden, die er während der Übungen gut brauchen konnte. Daher antwortete er kurz und knapp:
    "Nein, Optio, keine Krankheiten. Erbkrankheiten und körperliche Beeinträchtigungen sind mir nicht bekannt."







    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus


    Reatinus wusste es zu schätzen, dass Severus ihm Trost aussprach. Tatsächlich konnte er dies gut und die alten Wunden lindern, doch völlig heilen konnte ihn nichts. Seine Stütze war nur, dass sie wieder zusammenfanden, die Wenigen, die sie waren. "Ich weiß. Doch mein Fehler war lediglich, dass ich niemanden beschützt habe. Nicht einmal meinen Sohn, der in meinen Armen gestorben ist." Der ermordet wurde. Reatinus hatte die Täter nie zu Gesicht bekommen. Vielleicht liefen sie immer noch irgendwo in Germanien umher und mordeten weiter.
    "Du kannst Graeceius auch während der Ausbildung aufsuchen... während Deiner Freizeit natürlich. Du kannst ihm nur nicht nach draußen folgen, da Probati gewöhnlicherweise Ausgangssperre haben."



    Severus war erschrocken. Ermordet? ...Wie? ...Warum? ...Von wem? Diese Gedanken beschäftigten ihn sehr. Zugleich gefielen sie ihm gar nicht. Auf diesen Punkt würde er gerne näher eingehen. Er merkte aber, dass es wohl besser war, die Familie vorerst aus dem Spiel zu lassen. Er wollte den Finger nicht noch tiefer in die Wunde legen.
    "Das betrübt mich sehr, Onkel."
    Nach einem bewußt längeren Innehalten fuhr er fort: "Dann werde ich Graeceius hier im Lager aufsuchen. Ich freue mich darauf, ihn kennen zu lernen. Zugleich hoffe ich, dass wir uns bald wiedersehen. Allerdings ist mir klar, dass das wohl erst nach der Ausbildung sein wird."
    Es war Zeit aufzubrechen.
    "Ich denke, daß ich nun aufbrechen sollte. Sonst wird aus mir nie ein Legionär. Vielen Dank für den liebenswerten Empfang und die gastfreundliche Aufnahme bei Dir! Ich werde beherzigen, was Du mir gesagt hast. Bei der Hitze hier wird die Ausbildung sicher eine gewaltige Herausforderung. Der möchte ich mich nun stellen. Dir wünsche ich alles Gute!"

    Severus betrat vorsichtig das Valetudinarium. Hier war er richtig. Auf dem Weg vom Rekrutierungsbüro hatte er im weitläufigen Lager den Weg nicht sofort gefunden, dafür aber schon viele Eindrücke gewonnen und sich erste Orientierungspunkte für die weiteren Stationen auf seinem Laufzettel gemerkt. Als man ihn hereinrief, trat vor und sprach respektvoll:
    "Salve, mein Name ist Lucius Artorius Severus. Ich möchte in die Legion eintreten und wurde vom Rekrutierungsbüro zur Musterung hergeschickt. Man hat mir diese Tafel mitgegeben."
    Mit diesen Worten übergab er seine Tafel.


    MUSTERUNGSBERICHT - *Lucius Artorius Severus* Details zur Person:
    Name:
    Lucius Artorius Severus
    Alter:
    20
    Herkunft:
    Rom
    Vitae:
    Sohn des Lucius Artorius Castus und der Statilia Serena. In Rom aufgewachsen.
    Vor der Rekrutierung zu erledigen:
    [ ] Ausrüstung abholen (Horrea)
    [ ] Medizinische Untersuchung (Valetudinarium)
    [ ] Fahneneid leisten (Sacellum)
    [ ] Zuteilung zu COH, CENT: *Kohorte & Centurie*
    * Erledigtes mit X versehen!
    Unterschrift:
    *Name des Centurio/Optio*
    ~~~ Diensttauglichkeit:
    Krankheiten (Vererbt und unvererbt):
    [...]
    Behinderungen/Verletzungen/Sonst. Einschränkungen:
    [...]
    Körperliche Leistungsfähigkeit:
    [...]
    Sehen und Hören:
    [...]
    Urteil:
    Uneingeschränkt Diensttauglich ODER
    Eingeschränkt Diensttauglich ODER
    Nicht diensttauglich
    Unterschrift:
    *Name des Medicus*

    Severus merkte, daß der Optio ihm längst nicht alles sagte, er hatte sehr wohl verstanden. Daß die Grundausbildung bei der Hitze in Ägypten unglaublich schwer werden würde, hatte er sich gedacht, aber der Optio ließ in dieser Hinsicht noch viel Schlimmeres erahnen. Dennoch wollte er von seinem Entschluß nicht mehr abweichen. Severus nahm die Wachstafel und las sich aufmerksam durch, was von ihm verlangt wurde. Dann sagte er zum Optio: "Verstanden. Werde mich zu den einzelnen Station begeben. Der Fahneneid ist mir leider nicht bekannt. Bitte gib' ihn mir mit." Nach einer freundlichen Bedankung an den Optio machte sich Severus auf den Weg.

    Severus hatte offenbar völlig ungewollt einen schwachen Punkt seines Onkels getroffen, als er die Familie angesprochen hatte. Mit Bedauern in der Stimme sprach er zu Reatinus:
    "Onkel, wenn sie alle durch Krankheit, im Kriegsdienst oder durch Schicksal der Götter gestorben sind, was hättest Du tun wollen? Wieso meinst Du, daß Du zu schwach warst? Zu schwach, um sie zu beschätzen? ...Das kann niemand! Du kannst nicht Deine schützende Hand über eine ganze Familie halten. Mache Dir nicht solche Vorwürfe!" Er versuchte, seinem Onkel ein wenig Trost zu spenden.
    Severus wollte aber dazu den positiven Teil ansprechen: "Graeiceius ist bei Dir und ich bin nun auch bei Dir in Ägypten. Unsere Familie ist beinahe wieder vereint. Du wirst sehen, unsere Gens wird Bestand haben."
    Nach einer bedächtigen Pause fuhr er fort: "Ich würde ihn gerne mal treffen. Ich kenne ihn so gut wie gar nicht, nur dem Namen nach. Läßt sich das mit der Ausbildung vereinbaren oder sollte ich ihn vorher aufsuchen?"

    Die Worte seines Onkels machten Sverus beinahe etwas verlegen. Dennoch freute er sich sehr darüber. Wenn er sich Reatinus so ansah, der es in der Legion weit gebracht hatte, wußte er, daß dieser Weg für ihn richtig war.
    "Onkel, habe vielen Dank für Deine Worte, die mir viel bedeuten. Deine Einschätzug bestärkt mich. Doch zuerst mal muß aus mir ein vernünftiger Soldat werden. Der Weg zum Legionär wird allein sicher schon schwer genug werden. Dann wird sich alles weitere zeigen. Ich freue mich aber sehr über Dein Zutrauen. Ich hoffe, daß ich Dich nicht enttäuschen werde."
    Die ernste Miene seines Onkels nachdem Severus die Familie angesprochen hatte, gab ihm ein mulmiges Gefühl. Er hatte wohl einen wunden Punkt getroffen, der ihn allerdings genauso schmerzte. Die Artorier waren einst eine blühende Gens gewesen, jetzt waren anscheinend nur noch vier Personen übrig. Ein wenig ungläubig fragte er nach: "Alle tot? Verschollen?" Nach einer kurzen Pause setzte er nach: "Wie das? Alle gefallen?"
    Erschrocken nahm er noch einen großen Schluck Wasser. Nach einer längeren, in sich gekehrten Pause, wollte er doch zumindest die positive Seite dieser schlechten Nachricht aufgreifen: "Sag', Graeceius ist auch hier in Ägypten? Dann ist unsere Familie ja fast vollständig versammelt. Was macht er in Deiner Legion?"

    Ruhig beantwortete Severus die Fragen des Optio: "Man hat mir gesagt, daß es vor Ablauf der Dienstzeit kein Zurück mehr gibt. Die Tragweite dieser Entscheidung wird sich wahrscheinlich erst später zeigen, ich möchte aber nach reiflicher Überlegung dennoch in die Legion eintreten."
    Da der Optio die Frage ausdrücklich aufgeworfen hatten, wagte Severus eine vorsichtige Gegenfrage: "Würdest Du davon abraten? Du hast ja schon Erfahrungen gesammelt."
    Um auf alle Fragen des Diensthabenden einzugehen, schickte Severus nach einen kurzen Warten eine Antwort auf seine Verwandtschaft hinterher: "Mit dem Praefectus verwandt? Nein. Das wäre mir neu. Gibt es noch mehr Artorier hier im Lager?"

    Ermutigt von den Worten seines Onkels faßte Severus endgültig den Entschluß zum Eintritt in die Legion. "Onkel, ich danke Dir für Deinen Hinweis. Ich habe lange darüber nachgedacht und denke, daß die Legion der beste Weg ist, um Rom zu dienen. Die meisten unserer Ahnen haben diesen Weg beschritten, Du hast diesen Weg beschritten. Ich möchte diesen Weg ebenfalls beschreiten." Das klang pathetischer als es gemeint war, doch es war seine ehrliche Überzeugung. "20 Jahre sind wahrlich eine lange Zeit. Ursprünglich wollte ich in Rom die Schola besuchen und mir dann die Legion ansehen. Die Überlegung zu diesem Schritt stelle ich schon seit Jahren an, er ist lange gereift. Die Entscheidung ist mir tatsächlich nicht leicht gefallen. Eine akademische Laufbahn hätte mich auch gereizt. Allerdings bin ich der Meinung, daß man in der Legion dem Imperium am unmittelbarsten dienen kann, wie es unsere Familie immer getan hat. Dann erhielt ich in Rom Deine Nachricht und dachte mir, daß ich meinen Platz in Ägypten finden könnte. Ein Wink des Schicksals eben. Ich hoffe, daß ich die 20 Jahre überleben werde, viele Artorier haben dies im Dienst für Rom leider nicht geschafft. Sofern Mars seine Hand schützend über mich hält, bin ich zuversichtlich und vertraue auf ihn."
    Bei den Entbehrungen sprach Reatinus allerdings eine unverrückbare Wahrheit an. "Bei den Entbehrungen mache ich mir wenig Illusionen, die Hitze ist schon unangenehm genug. Die harte Ausbildung in diesem Klima wird sicher nicht einfach. Jeder fängt klein an. Aber Du gibst ja ein leuchtendes Beispiel, wie der Weg beschritten werden kann. Falls jemand nach Dir fragt, weiß ich von nichts."
    Severus war dankbar für den Hinweis auf das Postamt und den Verwandten. Er wollte noch mal die Familie ansprechen: "Celer ist in Mantua? Das habe ich nicht gewußt, sonst wäre ich besser auf dem Weg nach Ägypten noch über Mantua gereist. Schade. Bei Gelegenheit werde ich ihm einen Brief schicken, vielen Dank für den Hinweis auf die Wertkarte. Ich bin Dir für jeden Rat dankbar. Weißt Du, wie es den übrigen Artoriern ergangen ist?"
    Reden machte in Ägypten unglaublich durstig, hastig nahm Severus noch einen großen Schluck Wasser. Vielleicht sollte er in diesem Klima ein wenig mit den Worten sparen.

    Wasser! Welch schöner Luxus in einem so heißen Land. Severus nahm noch einen großen Schluck. Dabei beneidete er ein wenig seinen Onkel, dem die Hitze deutlich weniger auszumachen schien als ihm. Der Gedanke, daß sein Onkel allmählich alt werden würden, gefiel ihm nicht. Die Gens Artoria hatte nicht mehr viele Mitglieder. "Das Alter scheint mir nicht das Problem zu sein. Schau Dich an, Du stehst an der Spitze einer Legion, Du bist doch in der Blüte Deiner Jahre! Die Hitze hier finde ich hingegen mörderisch. Liegt es vielleicht daran? Wie hälst Du das aus? Wird das mit der Zeit besser?"
    Severus ertappte sich dabei, daß er abschweifte. Reatinus hatte zwischen den Zeilen auf seine vielfältigen Verpflichtungen hingewiesen. Da sein Onkel aber die Familie ansprach, fragte Severus nochmals gezielt nach dem angesprochenen Artorier, der Kreis der Gens war ja überschaubar geworden, so daß es bei der Weitläufigkeit des Imperiums selten geworden war, ein Familienmitglied zu treffen: "Ist Celer auch in Deiner Legion?"
    Nachdem er dem Präfekten Zeit zur Antwort gegeben hatte, kam Severus direkt zum Anliegen seiner Reise: "Ich habe mich entschlossen, unseren Ahnen nachzueifern und in die Legion einzutreten. In Rom erreichte mich Deine Nachricht, daß Du Verstärkung in Ägypten brauchen würdest. Das war für mich ein Wink des Schicksals. Daher bin ich herkommen. Ich möchte gerne in der XXII. dienen. Wenn ich Dich damit zugleich noch unterstützen kann, kann ich mir keinen besseren Anfang vorstellen. Das sind eigentlich schon alle meine Pläne für Ägypten. Hast Du Verwendung für mich?"
    Gespannt wartete Severus auf die Antwort des Präfekten.

    Erfreut über die herzliche Begrüßung setze sich Severus auf den angebotenen Platz.
    "Salve, Onkel!", sagte er voller Freude über das Wiedersehen. "Es ist schön, Dich nach so langer Zeit wiederzusehen. Ich freue mich, daß ich endlich am Ziel bin. Die Reise von Rom hierher war anstrengend." Dankbar nahm Severus die offerierte Erfrischung an. Die Anstrengungen des Weges nach Ägypten fielen auf einmal von ihm ab, zum ersten Mal seit langer Zeit konnte er sich etwas entspannen. "Ich bin wirklich froh, daß ich hier bin. Danke für den freundlichen Empfang. Wie ist es Dir in den letzten Jahren ergangen?" Severus freute sich sehr über das Treffen mit einem Familienmitglied, er hatte seinen Onkel schon so lange nicht mehr gesehen und hatte viele Fragen an ihn. Dennoch war ihm klar, daß der Kommandeur einer Legion sicher andere Aufgaben wahrnehmen mußte und nicht ewig mit ihm über alte Zeiten plaudern konnte.

    Der gelangweilte Legionär Scaeva hatte den ganzen Weg über kein Wort gesprochen. Die ersten Eindrücke im Legionslager empfand Severus zwiespältig. Auf der einen Seite waren im lebhaften Lager klare Strukturen erkennbar, auf der anderen Seite hoffte er, daß nicht alle Legionäre so waren wie Scaeva. Er bedankte sich freundlich für die Begleitung zum Officium.
    Das Officium aber beeindruckte Severus. Der Centurio hatte Schneid, so hatte er sich die Legion vorgestellt.
    "Danke Centurio!" sagte er zu Privernas.
    Etwas neugierig und unsicher zugleich betrat er das Officium seines Onkels.

    Etwas zurückgeschreckt von der unmotivierten Antwort des Wachtpostens antwortete Severus dem Legionär: "Wenn es möglich ist, würde ich gerne mit dem Praefectus sprechen. Ich bin nicht den weiten Weg von Rom hierher gekommen, um Scherze zu machen. Servius Artorius Reatinus hat nach mir geschickt. Sei bitte so gut und bringe mich zu ihm oder sage mir wie ich ihn finden kann." Severus fragte sich, ob alle Angehörigen der Legion so gelangweilt ihren Dienst versahen. Das entsprach nicht seiner Art und nicht seinem Verständnis vom Dienst für Rom.

    Nach der langen Reise aus Rom kam Severus am Legionslager an. Die Hitze in Ägypten hatte er unterschätzt, der Weg zum castrum war anstrengend. Severus wollte der Familientradition der Artorier nacheifern. Seine Familie stand stets loyal zum Imperium und wies eine lange Militärtradition auf. Da man dem Imperium in der Legion wohl am unmittelbarsten und nachhaltigsten dienen kann, wollte er nun eine Laufbahn in der Legion einschlagen. Nun führte ihn sein Weg an die Porta praetoria in Nicopolis.
    Etwas aufgeregt sagte er zum Wachhabenden: "Salve! Mein Name ist Lucius Artorius Severus. Ich bin aus Rom nach Ägypten gekommen. Mein Onkel Servius Artorius Reatinus hat nach mir geschickt. Ich möchte in die Legion eintrete."

    Severus kam am Haus der Artorier in Rom an. Er wollte die Schola Atheniensis besuchen und die Zeit bis zum Beginn des nächsten Kurses dazu nutzen, um sich Gedanken über die künftige Gestaltung seines curriculum vitae zu machen. Sein Onkel hatte ihn in die domus Artoria nach Rom eingeladen. Tief beeindruckt von Rom erreichte er den stattlichen Sitz seiner gens, der ihm auf Anhieb gefiel. Er konnte es kaum abwarten, das Haus der Artorier von innen zu sehen, da er noch nie dagewesen war. Endlich an der massiven Eingangstür angekommen, klopfte Severus erwartungsfroh und war gespannt, was hinter der Türe auf ihn warten würde.

    Ave!


    Die Gens Artoria finde ich interessant, weil die Familie loyal zum imperium steht und eine lange Militärtradition aufweist. Ich interessiere mich für eine Laufbahn in der Legion, wo man dem imperium wohl am unmittelbarsten und nachhaltigsten dienen kann. Die ehrbaren Tugenden der Gens Artoria und ihre Loyalität zum princeps stimmen mit meiner Haltung gegenüber Rom und meiner römischen Gesinnung überein. Vor diesem Hintergrund würde ich gerne in den Familienverband der Gens Artoria aufgenommen werden.


    Bin mir bewußt, daß man klein anfängt, wie im wahren Leben.


    Vale.