Beiträge von Lucius Vinicius Massa

    Nach aussen hin unberührt merkte ich nur an "Eine bewegte Kindheit" und stand auf und um mir selbst einen Becher mit Wasser zu nehmen, allerdings mit etwas Wein gemischt..... einen Spritzer, wie es mein Onkel Hungaricus immer nannte....


    "Nun, du sollst es hier besser haben. Wie schon erwähnt, gewinne mein Vertrauen und sei loyal, halte dich an Anweisungen und enttäusche dich nicht und du wirst hier ein gutes Leben haben!"


    Mit diesen Worten machte ich es mir wieder bequem und beobachtete ihre Reaktion....

    Ich nickte zu den Ausführungen über den Consul und den Kaiser


    "Ich hoffe es, es wäre schade, wenn ich ein Jahr untätig bleiben müsste"
    Dann überlegte er kurz ob er es ansprechen sollte und entschied sich dafür
    "Ich hätte aber auch eine Schwäche fürs Militär, allerdings wäre hier der Weg ein anderer nicht wahr? Abgesehen davon bräuchte ich hier den Ritterstand, den ich nicht habe!"
    Man sollte sich doch alle Möglichkeiten offen halten.


    Zum Thema Sklave merkte ich nur kurz an "Ja, ich konnte sie ersteigern, doch billig war es dennoch nicht. Irgendsoein Prätorianer, ich glaube Tieberius Verus oder so, hat mir ziemlich die Stirn geboten!"

    Ich lauschte den Worten und bei dem damaligen Kaufpreis musste ich unweigerlich etwas Lächeln, obwohl das Thema anscheinend nicht so angenehm für sie war. Also setzte ich wieder eine ernste Mine auf "Fahr fort, Thula"


    Ich sah ihr in die Augen und konnte die Unsicherheit erkennen "wenn du aber nicht möchtest, dann musst du nicht!"
    Auch das war eher unüblich Sklaven gegenüber, sie hatten im allgemeinen Ansehen ja keinen eigenen Willen. Aber wie schon erwähnt, hatte mein Vater mir etwas anderes beigebracht.

    Auch wenn ich noch immer ein wenig hin und her gerissen war, so brachte es wirklich nichts die Vergangenheit auf die Gegenwart wirken zu lassen


    "So soll es sein Consular!"


    Dann kam das Angebot der Hilfe und die Frage nach meinen Plänen


    "Ich möchte den Cursus Honorum beschreiten, so wie es mein Vater sich für mich erwünscht hatte. Doch es ist etwas problematisch. Ich war beim Consul, doch leider einen Tag zu spät für eine Anmeldung zur Wahl. Er hat mir vorgeschlagen mir einen Audienztermin beim Kaiser zu verschaffen, obwohl er nicht viel Hoffnung hat. Aber einen Versuch ist es wert. Wir treffen uns morgen zur ersten Stunde beim Palast."

    Als Thula wieder zu sprechen bekam bemerkte ich natürlich, dass sie etwas mit der Stimme rang und während sie weiter erzählte, stand ich auf, ging zum Tisch und füllte einen Becher mit Wasser aus einem Krug, der dort bereit stand.
    Natürlich hätte die Sklavin, dies, nach meiner Anordnung, auch selbst tun können, aber in diesem Fall machte ich eine Ausnahme.


    Ich reichte ihr also den Becher und liess mich dann wieder nieder, den Worten lauschend, die weiterhin wie so viele Geschichten klangen, die man so von Sklaven hörte. Schliesslich war sie das ja auch zum Teil- eine Geschichte.


    "Sondern?" fragte ich in einer Stimmlage, wo man schwer einordnen konnte, ob es nun genervt oder interessiert klang.

    Etwas verwundert, warum der Preis hier nicht viel schneller höher ging - wahrscheinlich waren weibliche Sklavinnen begehrter - sah ich mich ein wenig um, während ich auf die Erteilung des Zuschlags wartete.


    Und ehrlicher Weise hatte ich ein wenig Angst, dass der Wutwichtel wieder auftauchen würde um den Preis unnötig in die Höhe zu treiben. Doch dies war eher unwahrscheinlich, denn der Zusammenbruch seiner Begleitung war noch keine Stunde her und er würde die Dame ja nicht wirklich so schnell wieder allein lassen.

    Ich brauchte einige Zeit, um das alles zu verdauen und Livianus konnte mir sicher ansehen, dass es in meinem Kopf drunter und drüber ging.
    Einerseits wusste ich erst nicht mehr über meinen Vater und andererseits dürfte die Gens Decima oder zumindest ein Teil davon irgendwie involviert gewesen sein.
    Ich trank vom Wasser, immer wieder, um noch mehr Zeit zu haben meine Gedanken zu sortieren.


    "Consular Decimus, ich danke dir für deine Offenheit und natürlich bin ich hin und her gerissen.
    Ich denke mein Vater wollte nur das beste für Rom und so möchte ich ihn auch in Erinnerung behalten. Es wird mir der Name wohl nicht immer Gutes einbringen aber damit muss ich leben."


    Kur musste ich überlegen


    "Aber genauso wenig, wie ich etwas für die Taten meines Vaters kann, kannst du so wenig für die deiner Familie. Ich wusste auch nichts von diesen Zusammenhängen, von daher war meine Freundlichkeit nicht gespielt."


    Wieder überlegte ich, wie ich fortfahren sollte


    "Doch das alles ist Vergangenheit und so wie ich damit abschliessen sollte, werde ich dir auch keine Vorwürfe machen. Schliesslich warst es nicht DU, der meinen Vater verhaften und foltern liess. Und ich glaube dir, wenn du sagt, dass du das alles rückgängig machen würdest und von daher sehe ich keine Veranlassung eine Fede oder gar Feindschaft zwischen unseren Familien aufleben zu lassen.
    Und was meinen Onkel betrifft: Natürlich kann ich nicht für ihn sprechen, aber da er es anscheinend vorzieht seinen Lebensabend auf einem Landsitz zu verbringen, bin ich nun der einzige in Rom verweilende Vinicier und somit das Sprachrohr der Familie."


    Ich wollte nicht Taten von Dritten aus vergangener Zeit wieder aufleben lassen und so Zwietracht sähen. Im Gegenteil, bei meinem Vorhaben, unseren Namen wieder wichtig zu machen in Rom, konnte ich jede Hilfe gebrauchen und.....


    "Wenn mein Vater dich als Freund betrachtet hat, wird das sicher seinen Grund gehabt haben und ich sehe keine Veranlassung, etwas anderes von dir zu denken!"

    Massa konnte die Bedenken des Kaisers natürlich nachvollziehen.
    „Mein Kaiser, ich habe durch meinen Vater und durch meinen Onkel Vinicius Hungaricus eine hervorragende Ausbildung genossen. Ebenso hat mich nein Vster schon früh ander academia militaris studieren lassen, so dass ich auch diese abgeschlossen habe. Ich bin überzeugt, bereit zu sein für die große Aufgabe, Rom und dir zu dienen. Dennoch werde ich mich deinem großen Wissen und deinem Rat beugen und alles tun, was du für richtig und notwendig erachtest. Wenn du also einen anderen Weg, einen anderen Posten für mich als sinnvoll erachtest, werde ich das gerne annehmen“


    Ich war nun gespannt, welchen Vorschkag der Kaiser für ihn hatte.

    So klare Worte hatte noch niemand gefunden und ich musste immer wieder Schlucken, als ich die Worte hörte.
    Was sollte ich nun denken, was war mein Vater nun und was nicht. Würde ich das jemals erfahren. Wohl eher nicht, denn die Wahrheit hatte mein Vater mit ins Elysium genommen.
    Mit etwas traurigem Blick sah ich Livianus an
    "Nun, ich danke dir für die klaren Worte, auch wenn sie schmerzen. Die wirklichen Hintergründe werde ich wohl nie erfahren. Denn anscheinend sind alle Beteiligten tot. Nicht wahr?!"


    Und dann besann ich mich wieder der Gegenwart


    "Aber sag, weisst du was mit meinem Onkel Hungaricus geschehen ist? Die Villa ist verwaist, keine Sklave, niemand da? Wo sind sie alle hin?"

    Nun fühlte er sich angesprochen, nicht zuletzt ob des abschätzigen Blickes. Also atmete ich kurz tief ein und begann
    "Mein Kaiser, zunächst einmal lass mich dir danken, dass du deine kostbare Zeit für mich opferst..." auch wenn er dies gar nicht selbst entscheiden konnte ".....und dir kurz meine Situation schildern. Mein Vater war Marcus Vinicius Lucianus, der von Salinator bezichtigt und hingerichtet wurde. Ich wurde damals von der Familie aus Rom weggeschickt und bin erst vor Kurzem wieder zurück. Ich möchte in die Fussstapfen meines Vater treten, dem Reich und dir mein Kaiser dienen. Leider war ich einen Tag zu spät, um mich für die Wahlen aufzustellen und anscheinend gibt es keine andere Möglichkeit als das Jahr zu warten.
    Doch ich möchte nicht untätig sein, möchte meinen Elan und meine Motivation einbringen, um dem Volk und dir würdig zu dienen und auch meiner Familie und meinem Vater Ehre zu machen."

    Nach einer kurzen Pause zum Atmen fuhr ich fort "Ich weiss du hast keine Veranlassung mir zu helfen, mein Kaiser, aber sei dir versichert, egal wie du dich entscheidest, ich werde dir und dem Volk Roms ein treuer Diener sein, so wie es mein Vater mich gelehrt hat!"


    Viele Worte und eigentlich nichts gesagt...... eines Politikers würdig...... doch es war die Wahrheit, einen wirklichen Grund gab es nicht, ausser den, dass ich was zu tun brauchte.

    Ich hörte aufmerksam zu, doch es klang wieder wie so eine erfundene Geschichte, die sich die Sklaven ausdachten, um ihre Situation irgendwie zu rechtfertigen. Doch liess ich mir nichts anmerken und forderte sie auf "Also in Gallien? Und was dann?" weiter zu erzählen.

    Ich saß am Schreibtisch, als Thula eintrat, über einer Schriftrolle und blickte nicht gleich hoch. Erst als sie mitten im Raum stand, sah ich auf, stand ohne Worte auf, besah sie mir von oben bis unten und umkreiste sie dabei.
    Und es schien, als hätte sich der Kauf doch ausgezahlt. Nachdem sie gewaschen war und in halbwegs ordentlich Gewand gesteckt, sah sie ja doch recht ansehnlich aus.


    "Wir müssen dir etwas zum Anziehen besorgen." sagte ich, bevor ich meine letzte Runde um sie beendete. Nun stand ich vor ihr und sah sie an. Es dauerte etwas bis ich wieder zu Reden begann "Setz dich!" und auf den Teppich deutete "Ich möchte von dir erfahren, deine Geschichte und wie du nach Rom kamst!"


    Ich wartete nicht und bequemte mich selbst schon auf einen Polster. "Doch bevor du anfängst lass dir noch etwas sagen! Mein Vater hat mich gelehrt jedem Menschen mit dem notwendigen Respekt zu behandeln. So halte ich es auch. Dennoch bist du ein Sklave. Du wirst tun was ich sage, wenn ich es sage. In der Öffentlichkeit oder wenn fremde Personen hier sind, verhältst du dich wie es sich gehört. Hier in der Villa, wenn wir alleine sind, darfst du offen sprechen, sofern es mir nicht zu viel wird!"
    Mit einem Lächeln fuhr ich fort "Du kannst es hier bei mir gut haben, aber solltest du mich hintergehen wirst du es bereuen. Du darfst das Haus verlassen, aber glaube mir, wenn du davon läufst werde ich dich finden. Halte dich an die Regeln und dir wird es an nichts fehlen. Gewinne mein Vertrauen und du wirst es nicht bereuen!"


    Nun, das war Vertrauensvorschuss genug aber Massa hatte gerne klare Fronten


    "Und jetzt erzähle von dir!"

    .... und es dauerte nur wenige Augenblicke bis sie ein "Tritt ein" vernehmen konnte.


    Nachdem genug Platz in der Villa war, war Massa Privatraum nicht ein übliches Cubiculum, sonder zwei zusammenhängende, wobei eines als Schlafraum diente und ein zweites als Aufenthaltsraum, sozusagen. Mit einem kleinen Schreibtisch und einem großen Teppich mit ein paar Kissen am Boden, was so gar nicht römisch war. Doch diese gemütliche Sitzgelegenheit hatte Massa auf seinen Reisen gesehen und in seinen privaten Räumen umgesetzt.
    Da hier nie hausfremde Personen empfangen wurden, war dies auch egal.

    Langsam schien Thula sich zu beruhigen und Massa konnte endlich der Versteigerung folgen. Zuerst begutachtete er den Sklaven. Er könnte sicher anpacken und zum Schutz wäre er sicher auch nicht schlecht. Die Menge rundherum schien zwar interessiert, aber dann doch nicht so viel, als dass die Angebote nur so folgen.
    Von daher bekam Massa die letzten Angebote nicht mit, aber aufgrund der Tatsache, dass die Versteigerung erst begonnen kannte, konnte das letzte Gebot noch nicht so hoch sein.
    Auf gut Glück liess er also "1000 Sesterzen" verlauten.

    Na also, ging doch, dachte sich Massa als er weiter ging, Richtung Sklavenunterkunft.


    "Hier sind die Unterkünfte der Sklaven, also auch deine Unterkunft. Ich würde vorschlagen, du wäscht dich erstmal und dort drüben.... " Massa deutete auf einige Kästen ".... findest du sicher was passendes anzuziehen." Es war immer etwas von ehemaligen Sklaven übrig.


    "Wenn du fertig bist dann komme in mein Cubiculum, ich würde gerne noch mehr über dich erfahren!"

    Na das ging ja schön los. Kaum gekauft, schon ging das Gequassel los.
    "Nur die Ruhe Thula. Alles in Ordnung. Ich habe dich gekauft und deine Versteigerung ist vorbei. Vielleicht werde ich diesen Sklaven auch noch ersteigern, aber ich bin mir noch nicht sicher. Danach werden wir in die Villa gehen und ich werde dir deine Aufgaben erklären."

    Was hatte er sich da bloß eingehandelt, dieses dauernde Gequassel und die Fragerei...... Massa hatte ja von seinem Vater gelernt auch die Sklaven mit entsprechendem Respekt zu behandeln, aber momentan machte Thula ihm das nicht leicht.


    Während er mit ihr durch die Villa ging und ihr alles zeigte, was wichtig war, gab er ihr auch die nötigen Anweisungen
    "Ja, momentan sind wir fast alleine hier. Es gibt noch eine Köchin und einen Gärtner. Ich bin selbst erst vor Kurzem wieder nach Rom gekommen und die Familienmitglieder haben anscheinend andere Aufgaben und sind im ganzen Reich verstreut. Die Sklaven sind anscheinend mitgereist."


    Ich sah sie von oben bis unten an, während ich fortfuhr
    "Du bist also allein verantwortlich, für das Haus und für mich...... Öffne die Porta, wenn jemand klopft. Führe Besucher ins Atrium und sag mir Bescheid, wenn jemand kommt. Ansonsten mach die einfach nützlich in der Villa. Alles verstanden oder gibt es Fragen?"

    "Ja ich" antwortete Massa und fauchte dann die Gehilfen Ttus' an "Lasst sie gefälligst los, wie geht ihr denn mit meiner Sklavin um"


    Ich packte sie bei den Armen und zog sie hoch, bis sie wieder Halt hatte "Ich bin Lucius Vinicius Massa und ab sofort dein Dominus!"