Beiträge von Alwina

    Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen über die Dächer. Alwina hatte den Herd angeheizt, zu einer gemütlichen Ecke im Haus sagte keiner nein. Aufgeräumt war. Die Decken hingen oben aus dem Fenster zum Lüften. Sie stellte den Korb mit dem Gemüse auf den Tisch neben dem Herd. Die Suppe konnte für sich kochen, während sie am Webstuhl arbeitete. Sehnsüchtig sah sie nach draußen. Die Sonne musste kräftiger scheinen, sonst flogen die Bienen nicht aus. Wie sehr wartete sie darauf. 41 Völker, den ganzen Sommer über betreuen. Eine Arbeit auf die sie sich freute.
    Lucius Helvetius Corvinus hatte sich nicht blicken lassen. Lag sie am Ende mit ihrer Vermutung richtig? Seit einiger Zeit benahmen sich die Legionäre anders. Sie reagierten schnell gereizt, ging etwas nicht wie sie wollten. Hing es mit dem angekündigten Krieg zusammen?


    Alwina setzte sich auf den Schemel, ein Teller auf den Knien mit Brot und Käse. Der Topf Honig stand auf dem Tisch. Ein Becher Wasser daneben. Sie sah ins nirgendwo. Eigentlich hatte sie es hier ganz gut getroffen.
    Auf dem Webstuhl war ein angefangenes Stück Stoff aus orangener Wolle. Das musste heute fertig werden. Sie machte sich an die Arbeit.

    Es war ihm ernst sie zu besuchen und er ließ sie gehen. Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Das Hühnchen, extra für sie. Er hatte sie beim Essen beobachtet und gesehen, das es ihr geschmeckt hatte. Das Fleisch war zart und gut gewürzt gewesen. " Ich habe es nicht mehr weit. Gleich um die Ecke der Barbier. Gut, dann bring das Huhn und mich nach Hause. Ein paar Sachen habe ich da. Die nehme ich morgen mit in mein neues zu Hause. Es ist ist nur für diese Nacht."
    Den Namen hatte sie sich richtig gemerkt. Er sagte auch den Namen seines Vaters, mit dem letzten hatte sie ihre Probleme. Helvetius war die Familie...so musste es sein. " Alwina? Ja, das ist mein Name. Alwina, Tochter des Otger und der Tilrun, aus der Sippe des Otger, sesshaft an der Uiserra, vom Stamm der Hermunduri." Das war einmal. Sie war die letzte ihrer Familie. " So ist es vollständig. Lucius Helvetius Corvinus. Gerufen werde ich Alwina." Sie setzte sich in Bewegung. Zeit von der Straße zu kommen. Die Müdigkeit kam. Der Weg war nicht mehr lang und sie standen vor der Tür des Barbier. " Danke für das her bringen. Für den schönen Abend und das Hühnchen. " Schnell schlüpfte sie durch die Tür nach drinnen und schlug sie zu. Sie lehnte sich von innen dagegen und atmete durch. " Wie ein junger Bär." flüsterte sie vor sich hin und schmunzelte. Heute Nacht hatte sie bestimmt einen schönen Traum.

    Das war ein Kerl von Legionär. Der Inbegriff der militärischen Stärke Rom’s, verzettelte sich bei dem Versuch ihr zu erklären, dass er sie mochte und sie wieder sehen wollte. Alwina’s Lächeln wurde immer bereiter. Hatte am Ende ihr ganzes Gesicht eingenommen, als er es aufgab. Was sollte sie jetzt sagen? Alwina gewann den Eindruck, dass er es noch nie mit einem Mädchen versucht hatte. „ Du bist kein Ochse. Du bist wie ein junger Bär.“ Tollpatschig und liebenswert dachte sie sich. „ Du darfst mich besuchen.“ Ob er Morgen noch an diesen Abend dachte? Hatte er es darauf angelegt sich vor seinen Freunden zu beweisen, suchte er sich heute Nacht eine andere. Alwina hielt sich zurück. „ Jetzt lässt du mich aber gehen, ja?“ Einen Kuss? Einen auf die Wange, ganz so wollte sie nicht sein. Sie gab ihm einen Kuss auf seine Wange. „ Mögen die Götter deinen Schlaf bewachen.“ Sie löste ihre Hand aus seiner. „ Wie heißt du ?“ fragte Alwina um sich zu vergewissern, dass sie seinen Namen richtig behalten hatte.

    Wo sie wohnte hatte sie ihm verschwiegen. Davon hatte sie in der Taverne abgesehen, als sie zur Überzeugung gekommen war, dass er sich nur vor seinen Freunden beweisen wollte. Was Alwina jetzt hier an der Häuserecke von ihm halten sollte. Ein kleines Durcheinander zeichnete sich in ihrem Kopf ab. " Ich werde nicht weinen." stellte sie fest und zog mit ihrer freien Hand den Mantel vorn an ihrem Hals zusammen." Er heißt Valgiso, sein Lagerhaus steht in der Nähe des Stadttores, wo es nach Borbetomagus geht. Blaue Fensterläden hat das Haus." Sie sah auf den Teller mit dem Huhn. " Wie meinst du das mit wiederholen und mehr vielleicht. Das klingt so, als ob du deinen Freunden noch mehr beweisen musst." Das war so enttäuschend, sie fühlte sich als Mittel zum Zweck. Zum Zweck des Beweises seiner Männlichkeit. Das er ihr Schreiben und Lesen zeigen wollte minderte dieses Gefühl nicht im mindesten. Warum hatte sie ihm gesagt wo sie wohnte, sie biss sich vor Wut auf die Lippe.


    Manchmal sind einfache Worte unverfänglicher und lassen keine Zweifel aufkommen. Hätte er nicht einfach sagen können, er wollte sie wieder sehen. Jetzt zweifelte sie.


    Ihre Hand hielt den Mantel. Sie zog sie nicht weg. Zwiespältig waren ihre Gefühle. Wiedersetzen würde sie sich seinem Griff nicht.

    Die Hausecke war da. Er war da. Die Angst gegenwärtig, er könnte ihr etwas tun. Alwina drückte sich an die Wand, hatte die Hand am Messer. Bereit sich zu verteidigen, rührte er sie an. Sie wurde sich in diesem Moment bewusst, dass sie gegen ihn nicht viel ausrichten konnte.


    Seine Worte musste sie erst einmal verinnerlichen. Es dauerte einen Augenblick. Sie sah ihn ungläubig an, schüttelte zaghaft den Kopf. Nein, vielleicht, nur ein bisschen Angst. Natürlich hatte sie Angst! Wie er da stand, mit dem Huhn auf dem Teller, zog die ganze Situation ins Lächerliche. Sie schlug den Mantel von ihrem Kopf zurück. " Was...was willst du mit mir bereden?" Sie entspannte sich. Es drohte vorerst keine Gefahr. Ihre Hand unterm Mantel blieb trotzdem aus Furcht am Messer.

    Die aufgestellten Feuerkörbe erhellten die Straße nur spärlich. Alwina ging zügig. Nicht länger als nötig auf der Straße bleiben. Hinter sich hörte sie Schritte, Metall klirrte. Die Schritte wurden schneller. Ihr Herz fing vor Angst an zu pochen, sie beschleunigte ihre Schritte. Magonidas Haus, der Barbier war eine Straßenecke weiter. Sie hörte ihren Namen. Die Stimme, es war der Legionär, Corvinus. Hatte ihm ihr Gehen so zugesetzt? Vor den Freunden blamiert? Wollte er sie hier dafür zur Verantwortung ziehen? Nicht stehen bleiben, geh weiter, sagte sie sich. Sie tat so, als hätte sie sein Rufen nicht gehört. So schnell wie er kam sie nicht voran. Sie schaffte es bis zur Häuserecke. 3 Häuser weiter war Magonidas Haus.

    " Nein. Ich will gehen." Ihr war das ganze nicht mehr geheuer. Am Ende war es nichts anderes als bei den Schankmädchen. Das wollte sie nicht. Alwina setzte sich hin. Ihren Becher beachtete sie nicht mehr. Der frische Krug Met interessierte sie nicht. Das ganze kam ihr vor, als wollte er sich doch nur vor seinen Freunden beweisen. Auf einen Schlag war sie nüchtern. Nein, nicht mit ihr. Sie war nicht mehr glücklich darüber hier zu sitzen. " Danke für den schönen Abend." Das meinte sie wirklich, es war keine Höflichkeitsfloskel. Bis nach dem Kuss war alles in bester Ordnung gewesen. Alwina erhob sich, warf ihren Mantel über und ging. Ob das gut war, was sie da gerade tat? Vielleicht nicht, er war Legionär. Sie dachte an den Tag am Tor und verglich ihn mit dem heutigen Abend. Die zwei Männer waren in ihrem Verhalten grundverschieden. So schnell änderte sich niemand. Männer erst recht nicht.

    Sie wollte Protest anmelden. Hermunduren gab es dort mehr als genug. Das Problem war, sie war ohne Sippe. Wen interessierte ein Mädchen ohne Sippe. Niemanden, nicht auf der anderen Seite des Rhenus.
    Sein Angebot auf sie aufzupassen, fand sie gut. Er passte hier am Limes auf, dass keine Chatten oder andere Stämme einfielen und die Stadt zerstörten. Anders konnte sie es sich nicht vorstellen. Schließlich war er Krieger, Legionär und die waren bei den anderen Legionären. Sie wohnten zusammen in diesem großen, mit Palisaden umgebenen, Lager.


    Seine Selbstsicherheit mit den Chatten beruhigte sie. Sein Gesicht kam näher. Sie unterdrückte mir Mühe den Reflex zurück zu gehen, war unsicher. Er war so nah. Alwina ahnte und spürte im selben Augenblick als seine Lippen ihre berührten, was er wollte. Sie wehrte sich nicht dagegen, ließ es geschehen. In ihrem Inneren brach das reinste Chaos aus. Darüber nachzudenken ob das richtig war, hatte sie gar nicht erst versucht. Nur eines tat sie, sie bestimmte wann der Kuss endete. Sie löste sich von ihm, sah ihn an. Sollte sie ihm böse sein, es dabei belassen, sich einen weiteren Kuss holen? Sie wusste es nicht, alles war durcheinander. " Ich... , der Krug ist leer...." Ihre Unsicherheit, wie sie sich verhalten sollte, war deutlich heraus zu hören.

    " Einer davon war's bestimm. Ja wenn du meinst, das ich das brauchen kann. Aber heute Abend nicht mehr." Der Griffel wäre nicht mehr in einer Linie übers Wachs gewandert. " Die Salzquellen liegen an der Uiserra. Das ist drei Tagesreisen zu Fuß nach Osten. Dort gibt es keine Römer, keine Siedlung mit vielen Häusern wie hier." Sie staunte nicht schlecht über die riesige Anzahl an Kriegern. " 5000 Krieger. Das sind sehr viele. " Für Alwina kaum fassbar. Wie bekam man so viele Männer zusammen.


    Sie fühlte seine Hand an ihrem Kinn, den leichten Druck den er ausübte. Sie öffnete die Augen und sah ihn fragend an. " Nur für den Kriegszug? " vergewisserte sie sich. Das war bei ihren Kriegern nicht anders gewesen. " Denkst du die Chatten werden kommen?" Das war ihre größte Sorge. Sie wollte nicht wieder so einen Tag erleben.

    Alwina wiegte den Kopf. Solche zwielichtigen Gestalten, gab es überall. " Die Götter werden sich um sie kümmern." Sie half Boduognatos. Als er das mit der Frau des Schusters erzählte, musste Alwina lachen. Männer brachten im Haus nichts zuwege. Ohne Frauen waren sie aufgeschmissen. Das stand fest. Das Haus und alles was sich darin befand gehörte unter die Obhut einer Frau.
    " Da hatte sie recht, sieh dir die Werkstatt an." brüskierte sie sich lachend. Das war eine Tischlerei gewesen, dass es dort Späne und Holzstaub gab, war selbstverständlich. Alwina betrachtete die Staubschicht auf einem der Regale an der Wand und malte ein Gesicht hinein.
    Das bekam sie in zwei Tagen hin. Erst die Tische beiseite räumen und auskehren. Danach so räumen, dass ihr Webstuhl hinein passte und die Stoffe ausgelegt werden konnten.


    Sie sah die Töpfe stehen und freute sich. " Danke Boduognatos. Ihr bekommt eine Kostprobe vom Met, den ich davon mache." Sie verstaute die Töpfe oben.

    Das Nachdenken fiel schwer. Alwina war auch nicht gewillt und in der Lage neues aufzunehmen. " Nein. Ich denke, so wie Valgiso es sagt, ist es die beste Lösung." Schweren Herzens hatte sie sich damit abgefunden.
    " Kannst du lesen ? " Für Alwina war es nie wichtig. Sie gaben ihre Geschichten mündlich von Generation zu Generation weiter. Sie brauchten keine Schrift. Geschäfte wurden per Handschlag besiegelt. Alles wurde mündlich oder durch das Gesetz des Stärkeren geregelt.


    " Wirst du hier bleiben? Ich habe einen Fontinalis von euch kennengelernt. Der musste weg von hier nach Mantua. Auf der anderen Seite der hohen Berge im Süden." Er war schon lange weg. Eine Antwort auf den Brief, dafür wollte sie Silanus fragen. Sie hatte sich noch nicht getraut. Jeden Tag hatte sie es hinaus geschoben, die viele Arbeit kam dazu. Sie musste es endlich auf den Weg bringen. Nach dem Umzug ins Lagerhaus hatte sie Zeit.


    Sein Streicheln, war angenehm. Alwina machte die Augen zu, legte ihre Arme um seinen Gürtel. " Ich werde Stoff weben. Für das Geld kaufe ich ein Stück Land bei den Salzquellen. Das gehört dann mir und die Chatten können es mir nicht mehr wegnehmen. " Sie verstand den Sinn des Kaufens von Land zwar nicht richtig, aber wenn es so war, dann musste sie viel Geld verdienen.

    Valgiso, der Name, ach stimmte Corvinus war Römer. Der römische Name war, wie war er denn gleich. Wes klang wie Hand in ihrer Muttersprache. Faustus! Den Rest des Namen brachte sie ohne Probleme zusammen. " Valgiso, Faustus Domitius Massula, ein älterer netter Mann, bei ihm darf ich den Sommer über Arbeiten. Bei den Bienen mit helfen."


    Sie holte ihren Becher vom Tisch und trank. " Ich bekomme Honig und Sesterzen, für die Arbeit bis zum Herbst." Stellte ihn zurück. " Nein die Hütte da, war halb verfallen. Da hat keiner gewohnt. Ich habe sie wieder aufgebaut. Silanus und Valgiso meinten ich muss dafür bezahlen." Alwina wollte sich nicht darüber streiten. Valgiso hatte sie noch nie belogen. Bei Silanus wusste sie nicht, woran sie war. Er behandelte sie herablassend, sie fühlte sich in seiner Nähe nicht sonderlich wohl. Das beste Mittel, aus dem Weg gehen. " Und Boduognatos ist ein guter Koch, er arbeitet bei Valgiso. Hat sich bisher um die Bienen gekümmert. Ihm nehme ich Arbeit ab, dann hat er mehr Zeit zum Kochen." Sie lehnte sich wieder an Corvinus.


    " Du bekommst Land? Woher weißt du , welches Stück dir gehört?

    In Gedanken war sie in der Vergangenheit. Abend saß die Familie zusammen am Feuer. Ihr Bruder auf der rechten, sie auf der linken Seite ihres Vaters. Das Nesthäckchen saß auf seinem Schoß. Er kannte viele Geschichten. Sein Arm wärmte und beschützte sie. Seine Hand streichelte über ihr Haar während er erzählte.

    Sie kuschelte sich enger an Corvinus, legte ihren Kopf seitlich an seine Brust. " Es macht dir wirklich nichts aus?" fragte sie, hob leicht ihren Kopf und sah zu ihm hoch. Ihre Hand lag auf seiner Brust. " Weißt du, ich hatte mir eine Hütte zurecht gemacht und jetzt darf ich da nicht wohnen. Das Land hat angeblich jemand gekauft. Von wem? Die Götter verkaufen kein Land. Es gehört dem der dort lebt." Sie hatte ihren Kopf wieder an seine Brust gelehnt. Alwina kannte nur das Gesetz des Stärkeren. Man nahm es in Besitz und verteidigte es oder musst weiter ziehen und einen anderen Flecken Land suchen.


    " Aber Valgiso hat mir zwei Räume angeboten. In denen kann ich wohnen. Es gefällt mir da sehr gut." Der Rest ihrer Sachen aus dem Barbier fehlte, dann hatte sie alles zusammen. Den wollte sie morgen in ihr neues Heim schaffen. An eine letzte Nacht in der kleinen Hütte war, zu dieser fortgeschrittenen Zeit, nicht mehr zu denken.

    Diese Eigenart nur wenig zu essen, konnte sie nicht einordnen. Man musste richtig essen. Im Winter wegen der Kälte und im Sommer wegen der vielen Arbeit. Außerdem war es Verschwendung Essen übrig zu lassen. So was konnte sich bei ihnen keiner leisten.
    Das gesagte davor war nicht mehr ganz zu ihr durchgedrungen. Er musste sich nicht wundern, dass sie darauf nicht reagierte. Morgen, beim Rekapitulieren, fand sie bestimmt einzelne Fetzen davon wieder. Erinnerte sich an seinen starken Arm um ihre Schultern.


    Der Versuch aufzustehen wurde durch irgend etwas massiv behindert. Sie hing an etwas fest. Nein, sie hing nicht. Er hing an ihr. Nein, er hielt sie fest. Und im tiefsten Inneren fand das auch ein Teil von ihr nicht verkehrt. Und zwar der, der eben schon keinen Lust hatte zu gehen.
    Der müde Teil wurde nach hinten geschickt, verdrängt, so gut wie möglich ausgeklammert.


    " So früh? Ist es noch nicht so spät? Den Krug da? " Sie sah hinein. Da war vielleicht ein Becher raus. Stimmt. Den hatte sie getrunken. Gut war der Met und Corvinus war freundlich und süß, wie er so da saß. Und sie konnte sich anlehnen, er hatte nichts dagegen. Ach, ja. warum nicht. Irgendwie kam sie dann schon nach Hause.
    " Um den Met wäre es schade und alleine trinken, nein. Außerdem finde ich dich..." sie setzte sich. " Ich lass dich nicht alleine sitzen. Schenk ein. Zu Hause wartet niemand, da ist es egal wann ich gehe." sie lehnte sich wieder an seine Schulter. "Darf ich doch?" fragte sie und schmunzelte, hielt ihm dann noch den Becher hin. Wer wusste, wann sie wieder so einen gemütlichen Abend haben würde.

    Das für Alwina schwere Zeug, schleppte Boduognatos im nu ins Haus. Sie folgte ihm wieder hinein. Hörte seinen Erklärungen zu. Das war ein Anfang, sie wusste welche Räume sie nutzen durfte und für was die anderen waren. Auf die oberen Räume war sie besonders gespannt. Natürlich machte sie sich im Haus nützlich. Es musste von unten bis oben aufgeräumt und gesäubert werden. Das brauchte mehrere Tage. Sie nickte und setzte sich zu ihm. Der Met wärmte durch den Becher. Eine Wohltat für ihre Hände. Vorsichtig schlürfte sie einen Schluck vom heißen Met.


    Sie schüttelte verneinend den Kopf. Ein zweiter Stapel an Sachen stand in der Hütte fertig gepackt. " Ein paar Vorräte, mein Topf und ein Korb voll gesponnener Wolle. Besonders gute Wolle. Daraus wird ein feiner Stoff."
    Sie sah sich um. " Hier war lange keiner. Arbeit gibt es reichlich. Ich werde das Haus in Ordnung halten, sauber machen und aufräumen." Sie freute sich, ein Dach über dem Kopf, eine Arbeit im Sommer, die Aussicht ihre Stoff zu verkaufen. Mehr wollte sie im Augenblick nicht.


    Was sie bis jetzt gesehen hatte gefiel ihr sehr gut. Die Idee den Webstuhl vorn im Laden aufzustellen war gut. Dort konnte sie ihre gewebten Stoffe auslegen und weben, so lang kein Kunde ihre Aufmerksamkeit verlangte. Die geöffneten Fensterläden ließen ausreichend Licht herein. Alwinas Gedanken schweiften ab.
    " Wie lange bist du denn schon hier in Mogontiacum? Kennst du die Legion? Was sind das für Männer? Alles nur Römer? Kann man ihnen über den Weg trauen? "

    Wieder um eine Erkenntnis reicher. Evocati, was es alles bei den römischen Kriegern gab. Sie waren weit besser organisiert als ihre, stellte Alwina fest. Der Kriegsherr versorgte sie, besser konnte es einem Krieger nicht gehen.
    Das Rot in seinem Gesicht war ihr nicht entgangen. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und sagte lachend. „ Du musst dich nicht schämen. Du siehst gut aus. Scheinst ein anständiger Kerl zu sein. Hier gibt es viele hübsche Mädchen. Zum Beispiel die eine Tochter von Mathayus Magonidas. Auf dem Forum hat ein Händler erzählt, im Haus Petronia ist eine junge Frau angekommen.“ Mit denen konnte Alwina nicht mithalten. Die Familien waren hier bekannt oder wurden es durch Geschäfte. Sie hatte keine Sippe, keinen Fürsprecher, an eine Heirat war nicht zu denken. Darüber war sie schon ein bisschen traurig.


    „ Das wäre so was , was du suchst. Für das nicht Weinen, kann ich keine Hand ins Feuer legen. Aber bezahlen musst du die nicht.“


    Der Met schmeckte immer besser. Ihre Schlucke wurden größer, sie nippte nicht mehr nur am Becher.


    „ Besuch sie Mal.“ Ein Stück Brot und ein Stück Käse. Ein Blick in ihren Becher. Der war leer. Ein frisch aufgefüllter Krug stand auf dem Tisch. Alwina schenkte nach. Ihr wurde warm. Die Röte stieg ihr ins Gesicht. Sie merkte, wie sie anfing zu glühen. Nur noch einen Becher schwor sie sich.


    „ Garum, das stinkt wie toter Fisch. Ich habe es hier das erste Mal gegessen. Euer Brot schmeckt gut, es ist weich, nicht so hart wie unseres. Das esse ich am liebsten.“


    Sie lehnte sich an seinen Arm, ohne sich dabei was zu denken.Es war schön, dass er da saß. Der Met hatte sie Müde gemacht. „ Wein, Wein, Wein du lädst mich dazu ein.“ Sang sie leise und kuschelte sich an seinen Arm. Hielt sich dran fest. „ Ja, wir gehen zusammen Wein trinken. Ich nehme dich beim Wort.“ Sie klimperte vor Müdigkeit mit den Augen, gähnte. Der Tag war anstrengend gewesen, der Met dazu. „ Ich muss jetzt gehen. Es war schön heute Abend. Danke für deine Einladung.“ Richtig Lust zum Gehen verspürte sie nicht. Am liebsten gleich hier an Ort und Stelle schlafen. Das ging nicht. Sie raffte sich auf und machte Anstalten aufzustehen.

    Na das war ihr einer. Will es besser machen als sein Vater. Achso, er meinte die Legion, stellte Alwina beruhigt fest. Mit dem Primus Pilus und Praefec....was er eben meinte, konnte sie nicht viel anfangen. Sie kannte sich in der Hierarchie der Legion nicht wirklich aus. Es war ein angesehener Rang, so empfand sie es nach seiner Schilderung und höher als der seines Vaters. Die Jahre die er dafür bei der Legion sein musste, ja bei ihrem Stamm war ein Mann sein Leben lang Krieger. Das war bei der Legion nicht so. Aber was war ein Evocati. Hörte sich wie ein streunender Hund an, sie musste kichern.


    " Was ist ein Evocati?" fragte sie vorsichtig " Ehm, das mit den Frauen, ja das meinte ich auch. Gibt es viele solche Frauen und das erlauben ihre Väter?" Die römischen Götter schien es nicht zu beunruhigen. So wie er erzählt hatte, war sein Vater kein Einzelfall.


    Ihr wurde das zu viel. Sie hatte keine Lust über solcherlei Dinge nach zu denken. " Was trinkt ihr außer Met? Gibt es in der Legion das gleiche Essen wie hier? "

    Beladen mit dem ersten Teil ihres Hausstandes fand sie ohne Probleme das Lagerhaus mit den blauen Fensterläden. Es war ungemütlich heute Morgen Durch ihr schweres Gepäck und den längeren Weg hier her, war ihr warm. Drinnen hörte sie jemanden werkeln. Boduognatos , hatte Valgiso gesagt, wäre heute Morgen hier. Alwina stellte ihr Gepäck an der Tür ab und ging hinein. " Salve. Boduognatos. " Er war schwer am Herd beschäftigt. Sie sah sich neugierig um. Die Staubschicht war nicht zu übersehen. Es war ansehnlich groß. Das was sie sah gefiel ihr. " Kann ich dir helfen? brauchst du irgendwas? " rief sie aus der hinteren Ecke. Polternd rutschen ein paar an die Wand gelehnte Bretter um. Alwina sprang zur Seite und kniff die Augen zusammen. Als es wieder ruhig war und eine Staubwolke im Raum stand rief sie, " Nichts passiert, alles in Ordnung." Der Staub reizte im Hals. Sie hustete und ging nach vorn zu Boduognatos. Eine Holztreppe führte nach oben und eine nach unten. Da ging es in den Keller. Auf dem Sims stand eine Öllampe. Öl war noch drin. Unruhig tippelte Alwina auf der Stelle. " Boduognatos? Darf ich meine Sachen reinholen bevor ich den Honig zähle?" fragte sie schüchtern.

    Alwina fischte sich einen Apfel vom Holzteller und biss hinein. Er war saftig, mit säuerlichem Aroma. " Mit blauen Fensterläden, ja, das werd ich finden." sagte sie kauend. Das hörte sich vielversprechend an was Valgiso erzählte. Das klang nach viel, was dort lagerte. Aufräumen war kein Problem. " Erst den Honig zählen und die Töpfe kontrollieren. Das Wachs und dann werde ich mir alles genau ansehen." aufgeregt rutschte sie auf ihrem Platz herum. "Darf ich mir einen Apfel mitnehmen?" Die trockenen dunklen Dinger schmeckten süßsauer. Davon steckte sie sich noch eine in den Mund. Sie hatte es eilig in ihre Hütte zu kommen. Egal wie es in dem Lagerhaus aussah. Sie brauchte eine Bleibe. So schnell wie möglich alles packen und ausräumen. Auf zwei Fuhren aufteilen. Mehr war es nicht. " Danke für das Essen. Die Götter mögen dieses Haus und seine Bewohner beschützen. Ich bin Morgen am Lagerhaus." Alwina hatte es mehr als eilig. Sie wollte alles so schnell es ging erledigen. Nicht das Valgiso es sich vielleicht noch überlegte. :D