Beiträge von Alwina

    Das Wasser des Rhenus war kalt. Am späten Nachmittag, die Sonne war im Begriff unter zu gehen, suchte Alwina sich eine Stelle zum Baden. Sie legte ihre Alltagskleidung ab und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen in den Fluß. Sie wusch sich im fließenden Wasser des Rhenus, biss die Zähne zusammen. Zum Fest gereinigt von allem Alten, Vergangenen. Hier hieß es Beltane. In Alwina's Gegend wurde es als Walpurgisnacht gefeiert. Das Fest der Walburga. Was alle Feste gemeinsam hatten. Alles neu macht der Mai...


    Frisch gekleidet, die Haare zu einem Zopf geflochten und zum Knoten gesteckt, einen Kranz aus frisch gepflückten Wiesenblumen im Haar. Das Herdfeuer hatte sie sorgsam gelöscht. Vor den Toren der Stadt wurde gefeiert. Sie beeilte sich hinaus zu kommen. Vielleicht kam er auch. Eine zweiten Kranz trug sie versteckt unterm Mantel an ihrem Gürtel.


    Die Feuer brannten hell. Sie sah nach bekannten Gesichtern um. Vereinzelt drang Lachen an ihr Ohr. Immer mehr fanden sich ein. Sie war erstaunt, dass die Römer das Fest kannten und feierten.

    Seine Hand, es war seltsam. Er hielt ihre, betrachtete sie. Was fand er besonderes an ihnen? Sie waren nicht anders. Hände wie sie jede Frau hatte, fand sie. Sie gab acht auf ihre Hände, pflegte sie. Sie waren weich, hatten keine Schwielen. Alwina mochte es nicht, feine Wolle mit rauen Händen zu verweben. Ohne einen feinen Tastsinn war das Weben guter Stoffe unmöglich. Nur das Auge allein reicht nicht die Qualität zu erfassen.


    " Taub, nichts drin, keine Bienen, die ausfliegen. " gab sie ihm zur Antwort. Ein Eselskarren zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ja, wen sah sie denn da?! " Salve ! Boduognatos!" Unbewusst löste sie ihre Hand aus Corvinus Hand. Nicht das Bodugnatos falsche Schlüsse zog. " Das ist Optio Lucius Helvetius Corvinus. Ob er ein Held ist, werden wir gleich sehen." Alwina klang nicht mehr richtig überzeugt. War die Idee so gut, Corvinus zwischen die Bienenvölker zu schicken?
    " Vier Klotzbeuten sind taub, dass kann ich dir jetzt schon sagen. Bei den anderen müssen wir nachsehen, da weiß ich es noch nicht genau."

    Ein schmaler Weg zwischen dem Vicus und dem castell führte zum Rhenus. Auf einer großen Wiese, die von zwei Seiten mit Bäumen eingesäumt war, standen 41 Klotzbeuten (Stammabschnitte, in denen jeweils ein Bienenvolk lebt). Alwina hatte die Wiese bisher drei Mal besucht. 10 Völker hatten sich beim letzen Besuch schwer getan auszufliegen. Die musste sie heute kontrollieren. Blieben sie stumm, wurden sie markiert und später gesäubert und neu aufgestellt. Entweder ein fremdes Volk ließ sich nieder oder, dass hatte sie erst gelernt, eine junge Königin die den alten Bau verließ wurde eingesammelt und in eine leere Klotzbeute gesetzt. Gesehen hatte Alwina das noch nicht.


    Alwina schmunzelte bei corvinus zweideutigem Angebot. „ Meinst du, das macht dein Geldbeutel lange mit.“ Die Zweideutigkeit ging zurück an ihn. Natürlich würde Alwina nie so einen Handel, wie es die Schankmädchen machten, eingehen. Sie fand es nur amüsant was er gesagt hatte und wie er reagierte.
    „ Du hast deinen Freunden das Essen gekürzt. Sie waren dir deshalb nicht böse?“ Sie musterte corvinus. „ Nein, du hast keine frische Narbe.“ Sie nahm seine Hand, prüfte und kam zum Ergebnis. „ Nein, keine Schläge ausgeteilt.“


    „Wir sind da.“ Alwina stellte ihren Korb unter einer Buche mit ausladender Krone ab. Die Sonne drückte, die Bienen waren gereizt. Heute gab es zum Nachmittag oder Abend sicher ein Unwetter.
    „ Wir müssen nur die mit einem ockerfarbenen Punkt markierten Stämme beobachten. Die Bienenvölker darin, sind vorgestern nicht oder nur vereinzelt ausgeflogen. Du siehst die Stämme in der zweiten und vierten Reihe an.“ Alwina kontrollierte die in der dritten und fünften Reihe. “ Komm dem Volk in der fünften Reihe, im dritten Stamm nicht zu nahe, sie sind sehr empfindlich bei Fremden. Das haben Ingrim und ich schon zu spüren bekommen.“ Sie gab ihm einen kleinen Tontopf mit roter Farbe. „Mach an den tauben Stämmen aus dem ockerfarbenen einen roten Punkt und lass dir Zeit. Die Bienen mögen hektische Bewegungen nicht.“ Sie hatte sich ein bisschen von der roten Farbe auf ein Stück Rinde gemacht. „ Sollte dich eine stechen, entferne schnell den Stachel und trag den Schmerz wie ein Mann. Bloß nicht mit den Händen wedeln, dass macht sie wild.“ Sie kicherte. Zwei drei Stiche sammelte sie bei jedem Besuch hier ein.

    Der Nubier verlor ihr Interesse. Es war kein Schwindel. Was sollte sie mit einem Unfreien. Ihre Arbeit macht sie selber und außerdem müsste sie dann für zwei das Essen erwirtschaften. Ingrim ging sich sein Futter selber suchen. Mit ein paar kleinen Ausnahmen. Wie bei dem Hühnchen, den Knorpel hatte er abbekommen.


    Der Mann, der sich die Frauen ansah war ein Verwandter von Mathayus. Sie nickte ihm zu. Gesehen hatte sie ihn, aber kennen tat sie ihn nicht wirklich. Befremdet sah Alwina zu, wie er mit der Sklavin umging. So behandelten sie nicht Mal die Unfreien in ihrer Sippe. Alwina hatte ein ungutes Gefühl, was es bedeutete, wenn man bei den Römern Unfreier war. Sie nannten sie Sklaven..Sklaven..sie musste sich das endlich merken.


    Die Wachstafel brachte sie wieder auf den Weg. Die musste sie zu Valgiso bringen. Auf ihr war der Bestand an Honigtöpfen vermerkt. Gute und schlechte Töpfe. Auf die Idee war sie alleine gekommen. Sie hielt sich nicht länger mit dem zusehen auf und ging.

    Aus Mogontiacum hinaus ging es schneller als rein. Alwina ging auf gleicher Höhe mit Corvinus. Sie beobachtete ihn verstohlen. Er sah gut aus, war kräftig und nicht dumm. Warum hatte noch keine Frau? Achso, die Soldaten durften ja nicht. Vielleicht war es gut so, sonst würde er nicht mit ihr zu den Bienen gehen.
    " Das Huhn hab ich zum Frühstück aufgegessen. Oh so ein Frühstück hatte ich noch nie. Mein Freund hat den Knorpel bekommen. Eine Abwechslung zu seiner Kost die er sonst hat. " Sie lachte. " Gegessen wie an einem Festtag. Huhn und Met. Ich habe den Göttern dafür gedankt und geopfert. Hast du auch keinen Ärger wegen dem Huhn bekommen?" Sie hatten fast die dreiviertel des Weges zu den Bienenstöcken hinter sich. Das kleine castellum war zu sehen.

    Heute war auf dem Sklavenmarkt mächtig was los. Alwina kämpfte sich durch die Menge. Sie konnte über die Köpfe der meisten hinweg sehen, aber das reichte nicht. Sie wollte alles sehen. Die Knuffe die sie für das Drängen bekam, gab sie doppelt zurück. Vorn angekommen staunte sie nicht schlecht, hatten die dunkle Haut. War das ein Trick des Verkäufers ? Der war mit einem aus dem castell beschäftigt. Alwina ging zu einem der Nubier. Angst hatte sie keine. Sie waren ein Stück kleiner, wie fast alle hier , die weiter aus dem Süden stammten. Sie griff nach seinem Arm und wischte über die Haut. Das war echt! Sie waren so dunkel. Eindeutig zu lange in der Sonne.

    Einerlei war es ihm nicht, das Wort Barbarin aus ihrem Mund zu hören. Es gab Hoffnung, dass er nicht alle über einen Kamm scherte. Was, wenn er es nur bei ihr so sah? Alwina machte sich zu viele Gedanken.


    Sie musste schmunzeln, als er nach seiner Tunika sah. Ganz aufmerksam hörte sie ihm zu, folgte jeder seiner Bewegungen. Geld? Sie zog die Augenbrauen hoch, wartete ab. " Du musst dein Essen nicht bezahlen, du bist Gast." Sie macht einen langen Hals und kiebitzte in die Tasche. " Wein zum probieren und Tabulae. Du hast daran gedacht." Sie freute sich." Beides. Ich habe auf beides Lust." Aufgeregt schob sie Schüsseln und Teller beiseite. " Mit was fangen wir an?" Die Bienen waren fast vergessen, aber nur fast. Verlegen biss sie sich auf die Lippe. " Ich muss eigentlich zu den Bienen. " Sie überlegte. " Du hast heute frei. Ich gehe morgen." Mit der Festlegung war sie zufrieden. " Lass uns anfangen."



    Sim-Off:

    Danke :)

    Römer! Sie nahm den Krug mit Bier und schenkte ihm ein. " Barbaren..., du meinst die Stämme auf der rechten Seite des Rhenus. Ich gehöre auch zu den Barbaren." Alwina nahm sich frisches Wasser. "Streiten sie sich untereinander, haben sie kein Auge auf diese Seite." So wie der Streit um die Salzquellen.


    Richtig überzeugt war sie nicht mehr, dass die Chatten aus eigenem Antrieb zugeschlagen hatten. Die Nachbarsippe steckte dahinter. Ihre anstehende Heirat mit dem Sohn des Oberhauptes der Nachbarsippe war nicht genug. Alwina's Vater schien einen Verdacht gehabt zu haben. Dann überstürzten sich die Ereignisse.


    " Mir geht es gut. Als Barbarin sollte man nicht zu viel erwarten." Von dem was gestern geschehen war, sagte sie nichts. " Ich darf hier wohnen, habe Arbeit. Bald kann ich gute Stoffe anbieten." Sie betrachtete seine Tunika, fasste sie am Ärmel an, wiegte den Kopf, schaute weiter. " Eine Tasche. Was hast du da drin?" fragte sie neugierig.

    Männer hatten nichts anderes im Kopf als jagen, Raufen und in den Krieg ziehen. Das waren ihre ersten Gedanken. Der zweite, er hatte an sie gedacht und sein Versprechen wahr gemacht. Unter den gegebenen Umständen war es für sie verständlich, dass er heute erst vor ihrer Türe auftauchte. Ihre Gesichtszüge wurden weicher, ein feines Lächeln war zu sehen. " Ihr nehmt das sehr ernst mit eurem Krieg. Männer scheinen zu nichts anderem geboren. Kämpfen, jagen und ...." Sie sah in abschätzend an. Er war Krieger mit Leib und Seele. Eins störte, stören konnte sie nicht direkt behaupten, sie war froh darüber, das er nicht alle Eigenschaften zeigte. Krieger waren ruppig, gaben an, nahmen sich ohne Rücksicht was sie wollten. Das hatte er bis vor die Tür nicht getan und er entschuldigte sich sogar. " Met, Bier oder Wasser?" Sie räumte den Tisch von Stoffen frei. Stapelte sie in ein freies Regalfach. Für ihn ausreichend Zeit, sich zu überlegen was er trinken wollte. Eine flache Schüssel mit Brot vom Vortag, Käse auf einem Brett, Möhren, Zwiebeln, ein kleines Stück Schinken. Eine kleine Kostbarkeit, für Gäste immer das beste was da war. Ein kleiner Kessel mit Suppe vom Vortag, hing über dem Feuer zum warm werden. " Komm an den Tisch." Sie holte sich ihren Hocker und setzte sich.

    Auf nichts derartiges gefasst, schrak Alwina zusammen. Der gestrige Tag hatte für mehr Aufregung gesorgt als ihr lieb war. Was wollten sie heute? Die Fragen waren beantwortet. Mehr wusste sie nicht dazu zu sagen. Die Tür war verschlossen. Heute hatte sie keinen der Läden geöffnet. Die Bienen waren dran. Nach den kalten Tagen, hatte die Sonne sich häufiger blicken lassen. Ein gutes Zeichen für Alwina. Sie hatte sich Brot und Käse eingepackt, einen Krug Wasser. Heute wollte sie den Ausflug der Völker kontrollieren. Ihr Korb stand neben dem Herd.


    Die Störung kam ungelegen. Aber was half es, sie öffnete die Tür. Sprachlos stand sie im Rahmen und sah Corvinus an. War er dienstlich hier? Die Gastfreundschaft war oberstes Gebot, egal wer oder was vor der Tür stand. Trotzdem ließ sie ihn nicht gleich ein. Das hatte sie hier schon gelernt. Man ließ nicht einfach einen Fremden ins Haus. Hier wurde das alte Gesetz nicht geachtet. " Salve. Was willst du?" fragte sie ohne eine Regung zu zeigen. So unvermittelt vor ihrer Tür auftauchen. Auf diesen Besuch war sie nicht vorbereitet und die Bienen, sie musste doch gehen. " Komm rein." Alwina ging voraus. Sie öffnete die Fensterläden um Licht in die Werkstatt zu lassen. Eine kleine Flamme zuckte, streckte sich, leckte an den Holzspänen, fraß sich in die dünnen Holzscheite. Das Feuer im Herd brannte. Sie stellte ihm einen Hocker hin.

    " Mist sagst du? Das erzählt ihr euren Kindern." platzte Alwina heraus. " Ich habe das nicht erfunden. Obwohl es einige Stämme gibt, die den Göttern Gefangene opfern." flüsterte Alwina vor sich hin. " Von mir aus, kann er mitkommen. Valgiso, Domitius Massula." berichtigte sie sich. " Wohnt aber nicht dort." Sie verließ mit dem Legionär den Platz des Geschehens.

    Einer der Legionäre stellte sich ihr einfach in den Weg. Trotzig blieb sie stehen. Woher einen Bürgen nehmen. Sie war erst seit kurzem hier in Mogontiacum. " Meinst du einen mit drei Namen?" Mathayus Magonidas kam nicht in Frage. Valgiso hatte drei Namen. " Was mit Domitius Massulla. Der erste Name fällt mir nicht ein." Er war der einzige mit drei Namen, der sie ein bisschen kannte. Lucius Helvetius Corvinus, das ging nicht, sie hatten einen Abend zusammen gesessen. Sein Versprechen hatte er vergessen. Besucht hatte er sie bis heute nicht. Alwina kam zur Überzeugung, dass er nur eine fürs Bett gesucht hatte. Alles was er gesagte hatte war gelogen. Waren die Römer alle so ? Der sie nicht gehen ließ, behauptete sogar, dass sie den Mann erstochen haben könnte. Weil sie eine Germanin war, eine Barbarin. Alwina hatte erfahren was die Römer mit diesem Wort verbanden. " Ich habe keinen Freund und ich lüge nicht." Sie hielt ihren Krug fest im Arm. " Jetzt lass mich gehen. Ich habe dir den Namen gesagt." Sie wandte sich zu dem Legionär, der sich ihr in den Weg gestellt hatte. " BUH, Pass auf, dass ich dir nicht das Herz raus reiße und es in Felle gehüllt ums Feuer tanzend meinen Göttern opfere." Ihre Augen funkelten böse. Mit was für Römern ihr Vater in Kontakt gekommen war, dass er immer gut von ihnen gesprochen hatte, Alwina wusste es nicht. Hier verschwor sich gerade alles gegen sie. Die Römer waren bei weitem nicht soo freundlich.

    In Alwina wuchs der Unmut. Sie sah den Legionär trotzig an. Den römischen Namen von Valgiso hatte sie verdrängt, dachte nicht daran, hatte ihn vergessen. " Ich weiß keinen." sagte sie trotzig. " Nur Valgiso..." Er konnte ihr nicht verbieten zu gehen. Sie war Freie und hatte nichts getan. " Mehr weiß ich nicht." sagte sie, drehte sich um und ging los. Den ganzen Tag hier vertrödeln, was dachte sich der Legionär.

    Mit einem dutzend Fragezeichen über dem Kopf sah Alwina den Legionär an. Sie hatte sich erst hier in der Stadt niedergelassen. Verwandte gab es nicht. Mathayus hatte sie aufgenommen, lange war sie nicht bei ihm geblieben. Der Barbierladen war nur eine Notlösung gewesen. Valgiso wäre der einzige und der kannte sie erst wenige Tage.


    " Nein, ich bin erst hierher gekommen. Den Sommer über darf ich Valgiso's Bienen hüten. In seinem Lagerhaus wohne ich."


    Mehr wusste sie nicht darüber zu sagen. Hausnummer und der Name der Straße waren ihr vollkommen fremd. " Es hat große blaue Fensterläden..." Sie nahm ihren leeren Krug. " Ich brauche Wasser aus dem Brunnen."

    Stehen bleiben und warten. Sie war nur auf dem Weg zum Wasser holen und dann das. Er sieht doch, dass der Tod ist. Wozu musste sie hier bleiben und warum passte ein Legionär auf sie auf ? Hätte sie einen Bogen um den Toten gemacht, das wäre nicht auf das hier hinausgelaufen. Alwina stand da und beobachtete, was der Optio tat.
    Er kam wieder zu ihr und wollte alles noch einmal wissen. Alwina war ein bisschen aufgeregt und erzählte.


    „ Ich heiße Alwina, bin die Tochter des Otger und der Tilrun. Ich wohne in der Nähe vom Tor im Süden. Im Haus mit den blauen Fensterläden. Heute Morgen, auf dem Weg zum Wasser holen, habe ich ihn hier gefunden.“

    Vor ihnen auf der Straße lag ein Mann. Ihr Krug stand daneben. Das Blut war ein großer dunkler Fleck in dem er lag. Seine Kleidung war um die Brust ebenfalls dunkel eingefärbt. Alwina blieb stehen. " Da ist er." Alwina hatte Angst. Gesehen hatte sie keinen. " Hier war niemand, als ich ihn gefunden habe."

    Sie hatte nicht viel zu erzählen. " Ich war auf dem Weg zum Brunnen, wollte Wasser holen, da lag er mitten auf der Straße. Ich dachte er ist gestürzt und liegen geblieben, im Rausch eingeschlafen. Aber da war das Blut, das viele Blut und seine Augen. " Sie lief voran zur angegebenen Stelle, an der sie ihn gefunden hatte.

    Nicht zugehört hatte er. Alwina sah neugierig an dem Legionär vorbei. So viele Legionäre waren da. War da vorn nicht? Nein, sicher ein Irrtum. Bei der Masse an Männern in gleicher Kleidung. Das war er nicht. Sie war zu aufgeregt. Der Legionär fragte sie nach dem was vorgefallen war.


    " Da auf der Straße liegt ein Toter. Erstochen, ganz viel Blut. " Alwina merkte augenblicklich, dass sie ihren Krug stehen gelassen hatte. Sie zog den Legionär am Arm. " Komm mit, gleich die nächste Straße."

    Abgehetzt kam sie am Tor zur castra an. Sie nahm sich nicht die Zeit ihre Haar zurecht zu machen und ihre Sachen in Ordnung zu bringen. Sie blieb vor einem der Legionäre stehen, rang nach Luft und holperte in germanisch los.


    " Da liecht en Toder. Verstehste, abgemurkst !"


    Der konnte ihre Sprache nicht also in Latein. Sie holte Luft und sagte langsamer. " Ein Toter liegt auf der Via, erstochen! Da ist ganz viel Blut!"


    Hoffentlich hörten die Kerle ihr zu. Ansonsten musste sie doch zu Valgiso und der musste sehen was da los war.

    Das morgendliche Wasser holen am Brunnen, kündigte den Beginn des alltäglichen an. Mit einem Krug im Arm schlenderte Alwina die Straße entlang. Ihr Schritt war nicht von Hektik geprägt. Es war gar nicht nötig. Die Straßen waren um diese Zeit kaum bevölkert. Was sie diesen Morgen auf der Straße fand, hätte sie es gewusst, sie wäre nicht so früh aus dem Haus gegangen.
    Der Brunnen war die Straße runter zwei Ecken weiter. Hinter den Fensterläden rührte sich noch nichts. Mitten auf der Straße lag jemand. Eine der Tabernae war nicht sehr weit von hier entfernt. Alwina schüttelte den Kopf. Das sie sich betrinken mussten und dann nicht mehr bis nach Hause kamen. Sie ging näher. Sie hatte den Fuß vom Boden gehoben und wollte nicht so derb zutreten, dass er munter wurde. Mitten in der Bewegung hielt sie inne, sah genauer hin. Das war kein Erbrochenes, das war Blut! Er lag in einer großen Lache Blut, seinem Blut! Seine Augen waren leer. Ein Toter lag hier. Alwina presste ihre Hand vor den Mund. Sie beugte sich über den Toten. In der Brust war eine Wunde, von einem Messer oder Schwert. Erstochen! Bei Tyr wer hatte diesen Mord begangen, oder war er selber der Übeltäter und man hatte ihm seine Strafe zukommen lassen.
    Alwina wollte rufen, tat es nicht. Sie konnte nicht, ihr Hals war wie zugeschnürt. Ihre Gedanken hetzten durch ihren Kopf. Wen sollte sie rufen? Die Legionäre, Valgiso ? Vagiso wohnte weiter weg, als das Tor zur castra war. Alwina vergaß ihren Krug neben dem Toden und rannte zur castra.