Beiträge von Alwina

    Der Weg war nicht kompliziert. Die Stadt war kein fremder Ort mehr, die Vielzahl der Straßen nicht mehr verwirrend. Zu den wichtigsten Straßen hatte sie sich besondere Merkmale eingeprägt. Selbstbewusst und freundlich lehnte sie Mathayus Angebot ab , sie zu begleiten. Er war keiner von ihrer Sippe und sie hatte auf dem Markt gelernt sich zu behaupten. Ihre Stoffe waren von guter Qualität, das wusste sie. Die Ware auf dem Markt war teilweise grob und fehlerhaft, wenige gute Stücke darunter. Das die bessere Ware nach Rom ging, das konnte sie ja nicht wissen. " Du sagst er ist Römer?" Die Erfahrungen mit Römern waren nicht in jedem Fall positiv. In den wenigsten Fällen gestand sie sich ein. Ob es an ihr lag, dem Umstand geschuldet, dass sie Germanin von der anderen Seite des Rhenus war? Hingehen, sehen, zuhören und dann entscheiden. " Ich werde hingehen und es wird sich zeigen was er von meiner Arbeit hält." Sie schenkte Mathayus nach.

    Flucht? Es sah aus wie ein Flucht. Voll bepackt, den Korb auf dem Rücken, zwei Taschen links und rechts über den Schultern. Alwina wollte aus der Stadt. Sie flüchtete vor den vielen Menschen. Eine Sippe war anders als eine große Ansammlung von Häusern, kurz gesagt Stadt. Hier war das Leben hektisch, ohne diese Münzen hatte man es schwer. Latein, tagein tagaus. Auf dem Markt vor der Basilika hörte sie vereinzelt germanische Wortfetzen, verwandte Sprachen, keine die zu ihrem Stamm gehörten.


    Nur langsam gewöhnte sie sich daran, brauchte eine Auszeit, eine Pause zum Luft holen. Was gab es besseres als das kleine Haus, ihr kleines Haus im Wald. Nur zum Stadttor hinaus, einen kleinen Fußmarsch und sie war zu Hause.

    Was Mathayus über seine Frau erzählte war für Alwina gut nachzuvollziehen. In anderer Hinsicht, aber mit dem gleiche Ergebnis. Sie fühlte sich hier nicht wohl. Die Söhne gingen ihren Geschäften nach, wenigsten ein Trost und seine Töchter die ihm Wärme schenkten im grauen, kalten Germanien waren.


    Erfreut war sie über die Nachricht, dass es sich vielleicht ergab ihre Stoffe zu verkaufen. „ Wer ist dein Patron und wo wohnt er?“ Wobei Patron für sie rätselhaft klang.
    Was er von Miete erzählte. Dafür, dass er sie hier wohnen und arbeiten ließ, sollte sie ihm Geld geben. Das hatte sie verstanden. Die Räume standen doch aber leer, bis er einen neuen Barbier gefunden hatte. Der Sinn der Miete war nicht ganz klar. Das war dem Umstand geschuldet, dass sie diese alltäglichen Gepflogenheiten einer Stadt schlichtweg nicht kannte.


    Bis zum Frühling waren es gut 3 Monde. Egal, sie würde sehen was der Besuch bei seinem Patron ergab.

    Ein Becher Bier, eine Schale Käse und eine mit Brot fanden den Weg auf den Tisch. Sie überließ ihrem Gast den Stuhl und setzte sich auf ihr Bett. " Greif zu." Viel brauchte sie nicht zu kaufen, außer Geschirr und das Innenleben ihrer Matratze. " Ach der hier. Das wird der Kleine für Gürtel und Bänder. Unten war es zu kalt. Ich werde ein Kohlebecken aufstellen. Für die Hände zum aufwärmen. Und wie geht es dir und deiner Familie?" Sie hatte sich ihre Wolle genommen und spann weiter. Nach dem Faden brauchte Alwina nicht mehr zu sehen, das hatte sie bei der vielen Wolle, die sie versponnen hatte, im Gefühl.

    Das Klopfen war bis oben zu hören. " JA,ICH BIN UNTERWEGS!" Alwina legte die Wolle zur Seite und stieg hinunter.
    Heute war es kalt und sie hatte den Webstuhl Webstuhl sein lassen. Mit klammen Fingern war es nicht gut weben. Sie hatte überlegt ein Kohlebecken, wie sie es bei Mathayus im Haus gesehen hatte, aufzustellen.
    Sie öffnete die Tür. " Mathayus..komm rein." freudig forderte sie ihn auf herein zu kommen. " Gehen wir nach oben. Ich habe Bier, Brot und Käse."

    "Da war was mit seiner Familie...So genau weiß ich das nicht." Mathayus hatte so was erwähnt. Alwina hatte dem keine Bedeutung beigemessen und nicht so genau zugehört. Mit schräg gelegtem Kopf sah sie Valgiso's Schnäuzer an. " Der wächst von alleine und ich habe eine scharfe Schere ergattert. Die war nicht teuer. Die zwei Schnitte bekomme ich hin." sie schmunzelte. Freilich wusste sie, dass Valgiso niemanden an den Schnäuzer ließ. Das hatte er eben deutlich gemacht.
    " Bienen?" wie kam er denn...Sie hörte den Händler. Honig kam von den Bienen.
    Jedes Kind wusste spätestens nach dem ersten Honigraub, was es mit den Bienen auf sich hatte. "Wir haben im Frühjahr ihre Nester gesucht. Nach der ersten großen Blüte geerntet, später im Sommer einmal und im Herbst." Alwina hatte sich mit den Waben verflüchtig, so bald die Bienen vermehrt anstalten machten, sich gegen die Räuber zu wehren. "So eine volle Honigwabe...Für den Met haben wir nur Honig aus gedeckelten Waben genommen. Den Met gab es nur an Festtagen." ihr lief das Wasser im Mund zusammen, als sie daran dachte." Man muss die Bienen beobachten um den richtigen Zeitpunkt für die Ernte zu erwischen." sagte sie beiläufig. Der Dank an Frey war selbstverständlich. Er bekam den ersten Schluck des neu angesetzen Met's.

    Das war dem ähnlich, was ihr Vater mit den freien Männern der Sippe getan hatte. Beratschlagen, Aufgaben verteilen, Neuigkeiten austauschen. Erschrocken sah sie auf ihren Bauch. " Noch keins zu sehen." sagte sie lachend zu Valgiso. Löcher in den Bauch fragen, das konnte sie auch. Sie verdrängte die traurigen Gedanken von vorhin. Sich hier zu unterhalten tat gut. Es half über vieles hinweg, half vergessen. "Und sag, dafür bekommst du Geld?" fragte sie weiter. " Ich habe vor meine selbstgewebten Stoffe zu verkaufen. Eine Arbeit zu finden ist schwer. Naja, in den Tavernen habe ich nicht nachgefragt. Zur Zeit wohne ich bei Mathayus Magonidas. Er hat mir den Laden und die Unterkunft auf dem Dach überlassen, bis er einen neuen Barbier gefunden hat." Die kleine Hütte im Wald verschwieg sie Valgiso.

    Ihre Hände hielten krampfhaft die Schüssel fest. Das hatte sie vorhin mit dem letzten Wunsch ihres Vaters gemeint. Sie konnte nicht damit handeln auch wenn sie wollte, heute nicht und morgen nicht. Sie war hier und musste für sich alleine sorgen. " Nein, Valgiso. Mein Vater, alle aus meiner Familie sind tot. Sie existiert nur noch in meinen Erinnerungen. Unsere Sippe gibt es nicht mehr. Vielleicht einige verstreut, als Unfreie bei den Chatten, bei einer fremden Sippe untergekommen, ich weiß es nicht." Viel war nicht geblieben. " Das was ich bei mir trage ist alles was ich besitze." Keine Sippe, kein Salz, kein Handel, so sah es aus. Sie gab die Schüssel zurück. " Du bist römischer Beamter ? Was macht man als Beamter?" Lenkte sie on sich ab.

    Alwina folgte dem Blick Valgiso's und sah schmunzelnd, dass er sich den allgemeingültigen Gesetzen der kalten Füße unterworfen hatte. " Hier sind alle mehr römisch als germanisch." stellte sie fest. Der Löffel klapperte in der leeren Schüssel.


    " Die Wisera...." Alwina kannte den Namen des Flusses. In seiner Nähe waren sie ansässig. Ihre Ahnen hatten den Chatten die Salzungen abgerungen.Damit hatten sie sich annehmbaren Wohlstand erwirtschaftet. Im Winter musste keiner der Sippe hungern. " Wir hatten Rinder,viele Ziegen und Schafe. Ein großes Langhaus.Unfreie arbeiteten auf dem Feld und im Salz,versorgten die Tiere." Sie holte einen Taubenei großen Bernstein,aus einem ihrer Beutel am Gürtel." Den hat mir mein Vater letzten Sommer geschenkt. Von einem Mann aus dem Norden." Stolz hielt sie ihn Valgiso hin. " Sie trafen sich jedes Jahr an einer großen Flussgabelung der Wisera und tauschten Salz gegen Bernstein und Silber."

    Sie war keines wegs nervös. Ein bisschen aufgeregt, aber das brauchte sie nicht. Ihre Erwartungen waren nicht sehr hoch. Entweder es klappte oder nicht. An der guten Qualität ihrer Arbeit zweifelte sie nicht. " Frei entscheiden..über das Geld...Es wird für das notwendigste reichen. Ein ganz komisches Gefühl, selber für sich zu sorgen." Alwina sah ins Feuer.

    Ein bisschen pusten und schlürfen. Das half sich nicht den Mund zu verbrennen. Geschlürft kam der Geschmack richtig zur Geltung. Die beste war es nicht, aufwärmen das war ihr Hauptzweck. " Darüber hat er nie mit uns gesprochen. Männersache. Für uns war interessant, was er mitbrachte. " Ein schelmisches Grinsen machte sich auf Alwina's Gesicht breit. " Das sieht urkomisch aus, wenn du auf der Stelle trippelst." Schon wechselte sie wieder das Thema. " Für mich war das weniger wichtig, wann hätte ich je Kontakt mit den Händlern gehabt. Vater hat nur Männer aus unserer Sippe mitgenommen."

    Bei Freunden war es egal woher sie kamen. Hier war das wahrscheinlich, wie so vieles , wieder ganz anders. Alwina war das egal. " Die Wolldecken auf denen du sitzt, die habe ich selber gemacht. Die obere ist aus aus grober Wolle und die untere aus feiner Wolle. Färben war zu teuer, ich habe es bei wollweiß belassen." Sie hatte ihre Spindel vorgeholt, die gekämmte Schafswolle und begann zu spinnen.

    Ihrem aufmerksamen Blick war Valgiso nicht entgangen. Der Gastgeber der lustigen Gallier und Freund des rothaarigen Riesen. Das war das was ihr als erstes zu ihm einfiel. Was für ein Zufall, er hatte sie offensichtlich entdeckt und kam zu ihr rüber. Nein, Zufälle gab es nicht. Es war alles vorbestimmt. Sie schluckte schnell runter. " Heilsa Valgiso. Eine Taberna, habe ich noch nie von innen gesehen. Was man erzählt, das macht mich auch nicht neugierig. Ob meine Hände dort so warm werden wie hier, das bezweifle ich. Du musst nur sehen, dass du die Füße in Bewegung hält's, sonst frierst du fest." sie schmunzelte. Natürlich war es drinnen angenehmer. Für eine Schüssel Suppe ging es hier.
    Das unvermeidliche trat ein. Diese Frage die ihr jeder stellte, weil es nicht selbstverständlich war, dass eine junge germanische Frau alleine unterwegs war. Weil sie von der anderen Seite des Rhenus kam. 7 fast 8 Tagesmärsche von hier, ihr ehemaliges zu Hause lag. Sie hätte dort zu einer Sippe gehen könne, die über tausend Ecken mit ihrer Sippe verwandt war. Ihr Vater wollte es anders. Sie ließ den Löffel in die Suppe sinken. " Der letzte Wunsch meines Vaters. Er hat zweimal im Jahr ein Reise hierher an den Rhenus gemacht. Mit den Römern unser Salz, Bernstein und Stoffe gegen Getreide, Eisen und mehr getauscht. Er hat viele Geschichten von ihnen erzählt. Hat mir ihre Sprache beigebracht. Er glaubte hier wäre es besser für mich." Sie löffelte weiter, die Zeit hatte den ersten Schmerz verblassen lassen. Es musste weiter gehen.

    " Das ist nur Dünnbier." lachte Alwina. " Im Winter gab es bei uns noch Starkbier, aus geröstetem Getreide. Das wärmt richtig durch und gibt Kraft. Wenn man friert, ist das besser als eine heiße Suppe." Erfreut darüber, dass es Anaxandra schmeckte, füllte sie den Becher bis zum Rand.


    " Wenn der Patron meine Stoffe nimmt wäre ich zufrieden. Das Geld kann ich gut gebrauchen." Tauschhandel war hier kaum noch üblich. Die meisten Händler wollten Geld. in der Basilica und auf dem Markt davor hatte sie stundenlang zugesehen, wie die Leute feilschten, Geldstücke gegen Ware tauschten. Am Anfang war es kompliziert. Jetzt wusste sie mit den Geldstücken umzugehen.
    Verwundert sah sie Anaxandra an. " Hier ist jeder als Gast willkommen und gute Freunde noch viel mehr. " Ihr würde nicht im Traum einfallen jemanden von der Tür abzuweisen. Gastfreundschaft war oberstes Gebot. Hielt der Gast sich an die Regeln, gab es keinen Grund ihn vor die Tür zu setzen. " Ich freue mich, wenn du kommst, dann bin ich nicht so allein."

    Der Krug mit dem Dünnbier stand in greifbarer Nähe. Alwina schenkt einen Becher halb voll, Anaxnadra wollte probieren. " Hier zum probieren. Magst du mehr, bekommst du mehr." sagt Alwina scherzhaft. Ente hatte Pausias gemacht, sie sah im Korb nach, ganz unten tatsächlich war ein Stück Ente. " Das hänge ich unters Dach nach draußen. Bei der Kälte hält es da länger." Alwina sah zu dem kleinen Fenster hinaus. Es war schon dunkel. " Weißt du, ich mag den Winter. Den Schnee, die Kälte. Natürlich nur wenn ich nicht frieren muss. Der Schnee knirscht unter den Schuhen, die Luft ist so klar, die Sonne dem Schnee ein glitzern entlockt.... " sie unterbrach. Wie oft dachte sie abends an ihre Familie, die Sippe. Was für sie früher selbstverständlich war. Schutz, Freude, Gemeinsames Arbeiten, gemeinsame Feiern, das abendliche Zusammensitzen, die Geborgenheit der Familie, heute für sie unerreichbar, unbezahlbar. " Es wird bald wieder warm." träumte sie vor sich hin. " Porbier, schon." riss sie sich von ihren Träumen los. Das Geschirr was Anaxandra ausgepackt hatte, stellt sie auf ein leeres Brett an der Wand. " Richte Pausias meinen Dank aus. Ich kann seine Sachen gut gebrauchen." Sie setzte sich zu Anaxandra. "Im Frühjahr,wenn die Sonne wärmer scheint. Gehen wir zusammen in den Wald und pflücken Kräuter für Pausias." um sie von der Kälte abzulenken.

    "Was hast du denn alles mitgebracht." Alwina legte die Hände vor den Mund. Sie war ganz vertieft in die Betrachtung der Sachen, die Anaxandra aus gepackt hatte. Für sie kleine Schätze. Alwina vergaß fast, etwas zu Essen und zu trinken anzubieten. " Entschuldige, was möchtest du trinken? Wasser oder Bier? Zu Essen hab ich heute dicke Suppe und Brot." Sie wunderte sich das Anaxandra stand. " Ach je, setzt dich, setzt dich." und wies auf ihr Bett.


    " Der arme Pausias. Habe ich ihn so erschreckt. Ich war die Sonnenwende feiern." Feiern, war dieses Jahr vollkommen falsch. Erinnern an vergangene Tage und das fortführen, was ihre Ahnen schon getan hatten. " Die Sonnenwende bedeutet, dass die Tage wieder länger werden. Sunna wird jeden Tag mit ihrem Wagen länger am Himmel verweilen und in spätestens 3 Monden werden die ersten Boten, geschickt von Frija, den Frühling ankündigen. Es wird bald wärmer." Versuchte sie Anaxandra Hoffnung zu machen, das die Kälte nicht mehr lange vorhielt, wenn sie Glück hatten. Ägypten? Alwina kannte das Land ihrer Väter und Vorväter. Dort war es schön, einen schöneren Ort konnte sie sich nicht vorstellen. " Es fehlt dir sehr. Nicht wahr? Das Melita ..." Mitfühlend sah Alwina Anaxandra an. Sie fühlte ähnliches im Bezug auf ihre Heimat.

    Die Tür versperren, da hatte sie Recht. Hier war man nicht sicher bei offener Tür. Wer was wollte, konnte anklopfen, das hörte sie bis oben.


    " Du hast Recht." sagte Alwina und sah mit interessiertem Blick auf den Korb, den Anaxandra bei sich trug. " Ich habe ein Bett, Geschirr, Holz zum Feuer machen und Vorräte. Verhungern und erfrieren tue ich nicht. Auf dem Webstuhl habe ich ein neues Stück Stoff angefangen." Das entsprach alles der Wahrheit, aber wohlfühlen, eingelebt? Davon konnte keine Rede sein. Die Tage im Wald hatte sie sich wohler gefühlt. "Nein." gab sie offen zu. " Es ist Winter, nicht die beste Zeit irgendwo heimisch zu werden."

    Von unten hörte sie Geräusche. Wer war da im Laden? Anaxandra's Stimme ließ sie erleichtert aufatmen. Sie legte den Löffel beiseite. " Ja, ich bin da. Komm rauf." Alwina nahm einen Becher, Schüssel und Löffel vom Brett. Gäste waren immer willkommen.

    Das Feuer verbreitete wohlige Wärme und gedämpftes Licht. Im Kessel köchelte ein dicke Suppe. Alwina hatte sich den Luxus von angebratenem Schinkenspeck geleistet. Der Geruch durchzog den Raum.
    Sie saß auf ihrer Bettstatt und spann Wolle zu feinen Fäden. Es erforderte geschickte Finger und Geduld die Spindel tanzen zu lassen. Der Stoff daraus wurde fein und nicht so schwer. Grobere Fäden aus derberer Wolle waren gut für Stoff aus dem Mäntel und Umhänge gemacht wurden.
    Sie hatte überlegt, was sie noch tun könnte. Alleine vom Spinnen und Weben wurde sie nicht satt. Es dauerte bis ein großes Stück Stoff fertig war. Was konnte sie tun?


    Hier in Mogontiacum gab es nicht viel Arbeit für ein Mädchen wie sie. In der Taverne? Den ganzen Tag angestarrt und begrapscht von Trunkenbolden, zwielichtigen Gestalten? Im castellum hatte sie gehört, gab es auch eine Taverne, besser als die hier, sicher nicht.
    Die großen Haushalte hatten Sklaven, die alle Arbeiten verrichteten. Was blieb? Nichts.


    Eine andere Überlegung war, im Frühjahr in die kleine Hütte überzusiedeln. Die vergangenen Tage hatten gezeigt, dass es sich dort Leben ließ. Für den Webstuhl fand sich ein Platz in der Hütte. Sie konnte wilde Kräuter sammeln und den zugewachsenen Garten nutzbar machen. Eine Menge Arbeit war zu bewältigen, setzte sie ihre Überlegungen im Frühjahr um.


    Die Suppe hatte lange genug über dem Feuer gehangen. Alwina nahm den Kessel ab und stellte ihn neben das Feuer. Eine kleine Schüssel voll geschöpft, setzte sie sich an den Tisch und aß. Es war schwer Fuß zu fassen.

    Wie gelähmt stand sie da. Der Schmächtige hatte sich auf den Schläger gestürzt und teilte Schlag um Schlag aus. Sollte das nie ein Ende finden? Sie lehnte an der Wand, die Regen prasselte immer noch herunter. Am Boden die zwei unverbesserlichen. Mit einem Knüppel dazwischen schlagen, das wäre das vernünftigste. Alwina bückte sich nach ihrem Krug, ohne die zwei aus dem Auge zu lassen, drückte sich wieder an die Wand. Einen Moment dachte sie daran hier zu bleiben und die Streithähne zu trennen. Besser sie ging und überließ die beiden ihrer sinnlosen Prügelei. An der Wand entlang schlüpfte sie an dem Knäuel vorbei. Der Krug blieb leer. Nichts zum aufwärmen. Sie wollte nur nach Hause. Ihr war kalt, die Nässe stieg in ihren Sachen hoch, sie fror.