Alles war besorgt und gemeinsam mit einem Sklaven stieg Flavus die Stufen zum Templum Fortunae empor. Es war ein wundervoller tag, die Sonne schien herab, einige wenige Wolken waren zu sehen und es schien als wären die Götter heute gnädig gestimmt. Ein guter Tag für ein Opfer, ein guter Tag um den Segen Fortunas zu bitten. Um sich auch sicher zu gehen was das eigentliche Opfer anging hatte sich Flavus einen Priester zu rate gezogen, welcher auch die Eingeweidensichtung vornehmen sollte.
Er stieg die Stufen des Tempels empor und wusch sich mit dem Wasser rein von jeglichen störenden Elementen, auch wenn Flavus in den letzten Wochen weder Tod, Sexualität noch einer Geburt begegnet war. Aber die Reinheit war zwingend notwendig um die Götter gnädig zu stimmen, es war Teil des Rituales und Flavus würde in keinster Weise davon abweichen.
Er betrat das Heiligtum in Demut, still und langsam schreitend. Er griff in einer Schale nach etwas Weihrauch und sorgte dafür dass der Raum nun von Rauch durchflutet war, so wie er es auch aus Tarraco von seiner Familie kannte. Es war sicher eine prägende Erinnerung seiner Kindheit, der außergewöhnlich geruch des Weihrauches, der Nebel der allem eine sehr spirituelle und besondere Stimmung verlieh. Langsam hob Flavus seine Hände mit den Handflächen nach oben und begann zu sprechen.
"Oh Fortuna, Göttin des Schicksals, welche du mein Leben und mein Handeln lenkst, höre mich an. Ich bin Caius Decimus Flavus und hier um dich um deinen Beistand bei meinen kommenden Aufgaben zu bitten und um deinen Beistand zu flehen meinen Geschäften und Zielen Erfolg zu beschehren, was alleine durch dein Wohlwollen geschehen kann." Er nahm kurz Luft, das sprechen und Atmen im dichten Rauch war immer schwer, seine Worte fand er gut und hoffte dass die Göttin es ebenso fand und ihn erhöhrte. Er dehte sich kurz um, nahm die Kanne mit dem tiefroten Wein und goss diesen langsam und mit bedacht in eine goldene Schale auf dem Altar.
"Fortuna, Göttin des Glücks, ich erbitte deine Unterstützung bei meinen Vorhaben. Göttin des Schicksals, mögest du meine Wege leiten und mir eine gute Zukunft bescheren. Oh Fortuna, nimm diese Gaben an die ich dir zu Ehren opfere." Er legte des Gebäck in eine weitere Schale und beende sein Gebet mit einer Drehung nach rechts. In diesem Moment harrte er inne, denn sein Blick kreuzte die Augen der Statue und er erhoffte sich davon eine Verstärkung seiner Bitte und des Opfers.
Als er den Tempel verlassen hatte stand sein Sklave immer noch mit dem Opfertier, einem Lamm, dort wo er ihn zurückgelassen hatte. Nur wenige Menschen waren vor dem Tempel zugange, aber das würde nicht schaden. Es konnte eventuell ein schlechtes Omen sein, aber daran wollte Flavus nun wirklich nicht denken, denn zum ersten Mal würde er das Opfertier selbst töten und die Sichtung der Innereien vornehmen. Seinem Sklaven ein fast unsichtbares Zeichen gebend schallte seine laute Stimme über den Platz. "Favete linguis!" Flavus trat näher an den Opferaltar und began erneut zu sprechen.
"Oh Fortuna, Göttin des Schicksals, ich bringe dir dieses junge, reine Lamm als Opfer dar. Nimm es an und lass meine Bitte erhört sein." Er wusch seine Hände in einer Schale mit Wasser und nahm die mola salsa, mit welcher er nun das Opfertier sorgfältig bestrich und mit etwas Wein übergoss. Da auch ein Priester als Opferleiter anwesend war fragte er diesen "Agone?" worauf dieser laut und deutlich antwortete "Age!"
Flavus führte das Messer mit großen Geschick und schnitt dem Lamm die Kehle gekonnt durch und das Blut floss in eine Schale. Als das Blut soweit aufhörte zu fließen wurde das Lamm auf den Rücken gelegt und Flavus öffnete den Bauchraum um mit der litaito zu beginnen. Er entnahm die Innereien und legte diese in eine Schale. Der Priester sah sich die Eingeweide genau an und nach kurzer Weile stand sein Ergebnis fest.
"Litatio!"
Zufrieden blickte Flavus in die Menge, überreichte dann unauffällig dem Priester den schuldigen Betrag und verließ das Tempelareal.