Diesmal war Eginhard nicht bei den Ersten. Er war im besseren Mittelfeld. Das sollte er demnächst abstellen. Mit Spannung wartete er darauf, was der Optio heute für sie vorgesehen hatte.
Beiträge von Eginhard
-
-
Eginhard nickte. "Genau. Ich stamme aus Frisia. Von einer Insel." Das mit der Insel war ihm aus einem ihm unbekannten Grund in diesem Moment wichtig. Normalerweise war für ihn die Insel mit am unwichtigsten. Normalerweise war ihm wesentlich wichtiger, ein Fürstensohn zu sein. Und da war eine Insel eher peinlich. Echte Friesen lebten in der Marsch, nicht auf einer etwas größeren Sandbank, Aber diese Situation war nicht normal. Er stand dem Praefectus Classis gegenüber und sprach mit ihm. Dabei war Eginhard nur ein Tiro.
-
Eginhard marschierte mit der Kolonne vom Exerzierplatz. Er hoffte, dass niemand aus seinem Contubernium unter denen war, die rechts und links nicht unterscheiden konnten. Falls doch, würde er es in die Hand nehmen, den Mangel zu beheben. Der Friese wollte, dass sein Contubernium gut da stand. Er wollte glänzen, und dazu mussten seine unmittelbaren Kameraden ebenfalls glänzen. Immerhin war er ein Fürstensohn. Sein Vater mochte ein unbedeutender Fürst sein, aber Fürst blieb Fürst.
-
Als Eginhard angesprochen wurde, drehte er sich sofort um aund nahm Haltung an. Die Wahrscheinlichkeit war ziemlich groß, dass es sich um einen Ranghöheren handelte. So bemerkte er auch nicht das Zeichen Neptuns. Dafür bemerkte er, dass er dem Praefectus Classis gegenüberstand. "Mein Name ist Eginhard, Praefectus." antwortete er sofort. Er wartete mit Spannung darauf, ob der Praefectus ihm noch etwas sagen würde. Vielleicht gab es sogar die Möglichkeit zu einem informellen Gespräch?
-
Nach dem ersten Tag der Grundausbildung war Eginhard eigentlich ziemlich erschöpft, aber er zwang sich trotzdem, den Weg ans Wasser zu gehen. Er wollte Neptun ein Opfer darbieten. Aus einer ihm eigenen Logik glaubte er, dass Njörd, der Meeresgott seiner Heimat, hier nicht zuständig war. Es war das Meer der Römer und Eginhard diente in der Flotte der Römer, also war deren Gott zuständig. Er ging zu einem abgelegenen Bereich am Hafen, mit einem in Stoff verpackten Paket unter dem Arm.
Als er allein war, zündete er ein Stück Weihrauch an, das er noch in Rom gekauft hatte. Er wartete einen Moment, während er dem Rauch beim Aufsteigen zusah. Dann sprach er leise. "Neptun, Herr der See und Beschützer der römischen Flotte, widme mir einen Moment deiner Aufmerksamkeit. Ich opfere dir das Kettenhemd, welches mir mein Vater einst schenkte." Dann warf er das Kettenhemd, welches sich in dem Paket befand, ins Meer. Mit einem lauten Platschen traf es auf die Wellen und versank sofort. Für Eginhard war es ein sehr teures Opfer. In seiner friesischen Heimat hätte er dafür ein ganzes Dorf für mindestens ein Jahr ernähren können. "Neptun, alles, worum ich dich bitte, ist immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel und stets eine leichte Brise in den Segeln während meinem Dienst auf See. Dann blickte er über die Wellen und wartete, ob er vielleicht das Glück hätte, ein Zeichen des Gottes zu erhalten.
-
Nachdem sie den Eid abgelegt hatten, waren Eginhard und die anderen wieder zurück zum Exerzierplatz marschiert. Dort hatte er zusammen mit den restlichen Rekruten still gestanden und gewartet. Der alte Mann schien sehr wichtig zu sein. Vielleicht der dux dieser Einheit? Wie nannten die Römer den Rang noch gleich? Praefectus? Eginhard würde es lernen. Er versuchte, sich das Gesicht genau einzuprägen. Es wäre sicher nicht gut, diesen Offizier nicht zu erkennen.
Als Eginhard von Massa angesehen wurde, erwiderte er den Blick. Er sah dem Centurio für einen Moment direkt in die Augen. Dann besann er sich, dass dies als Provokation missgedeutet werden könnte und blickte geradeaus, was bei seiner Körpergröße bedeutete, über den Offizier hinweg zu sehen.
-
Nachdem er mit dem Trupp derjenigen, die ihren Eid noch zu leisten hatten, im Sacellum ankam, sprach Eginhard den Eid.
"OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA IURO." Dann fügte er noch leise ein "Bis über den Tod hinaus, wenn es nötig ist" hinzu.
-
"Na, das kann ja lustig werden," ging es Eginhard durch den Kopf. Doch er sagte nichts. Seinen Eid hatte er noch nicht abgeleistet, also schloss er sich dem Trupp zum Sacellum an. Würde er den Eid nicht ableisten, konnte er die Classis verlassen. Ohne viel Gerede oder Bürokratie. Aber das kam nicht in Frage. Er war genau da, wo er jetzt sein wollte. Bei der Flotte. Außerdem wollte er diese Ausbildung. Schon allein, um zu verstehen, was Rom so mächtig gemacht hat.
-
Eginhard war bei den ersten, die auf dem Exerzierplatz ankamen. Dass er in Uniform erschien, grenzte schon fast an ein Wunder. Die Caligae passten ja noch ganz gut, aber die Tunica war schon ziemlich eng. Vielleicht wäre er doch besser dem Rat des Optio gefolgt und hätte sich bei einer anderen Auxiliareinheit gemeldet, bevorzugt in Germania. Da wäre seine Größe sicher nicht so ein Problem gewesen. Aber er wollte nun einmal zur See fahren. Außerdem hatte er wenig Interesse, eines Tages gegen seinen Stamm antreten zu müssen.
Seine Kameraden überragte Eginhard deutlich. Doch war das für ihn nicht von Belang. Er stand gerade und stolz und harrte der Dinge, die kommen würden.
-
Eginhard nickte nachdenklich. Die Argumente waren durchaus nachvollziehbar. Und er wäre sicher nicht der Beliebteste an Bord. Und dennoch... "Ich danke dir für deine Ehrlichkeit. Aber lass mich meine Sicht der Dinge erläutern. Ich bin ein Friese. Ich lebte am Meer. Bei Sturm war meine Insel vom Meer umspült. Seit meiner Kindheit war ich immer wieder in Booten unterwegs. Ich kann ja die unangenehmen Tätigkeiten an Deck übernehmen. Vielleicht schrubbt ihr ja eure Planken? Und in den Mastkorb werde ich mich schon irgendwie hineinzwängen können. Außerdem kann ich am Steuerruder assistieren. Segel hissen kann ich auch. Und vielleicht besteht auch die Möglichkeit, bei der Navigation zu assistieren? Oder bei Schreibarbeiten?" Zu den Landtruppen wollte er lieber nicht. Auch wenn er Reiten gelernt hatte. Andererseits. "Wo wären denn die nächsten Landeinheiten, die Peregrini aufnehmen? Gibt es da auch welche in Germania?"
-
Vom Valetudinarium kommend, betrat Eginhard wieder das Rekrutierungsbüro. Nachdem er zum Rekrutierungsoffizier vorgelassen wurde, übergab er diesem die Rolle mit den Einträgen des Medicus und harrte der Dinge, die da kommen mochten. Würde er angenommen werden? Und wenn ja, wie war eigentlich dieses Soldatenleben in der Classis? Mit dem Leben eines Kriegers wäre es nicht vergleichbar. Und mit dem Leben eines Fürstensohnes, wie er es war, sicher auch nicht. Doch gerade als Fürstensohn würde er doppelt so hart arbeiten wie alle anderen. Er musste einfach der Beste sein. Das war die Bürde seiner Geburt, und die nahm er sehr ernst.
-
Eginhard nahm die Rolle mit den Notizen. "Besten Dank," sagte er freundlich, dann verließ er das Valetudinarium.
-
Hatte Eginhard da eben ein "zu groß" gehört? Seine Größe hatte ihm schon das eine oder andere Mal Schwierigkeiten bereitet, aber bisher war er damit immer klar gekommen.
Am Strich angelangt, hielt er sich das linke Auge zu. "Ball, Amphore, Zentaur, Haus." Zum Glück hatte er einen griechischen Hauslehrer, sonst hätte mit dem Bild eines Zentauren nichts anfangen können. Dann kam das rechte Auge dran. "Hand, Viereck, Schlange, Schale." Seine Augen waen schon immer ausgezeichnet gewesen, entsprechend leicht fiel ihm diese Übung.
"Mir sind keine derartigen Krankheiten bekannt," antwortete Eginhard wahrheitsgemäß.
Das Flüstern zu verstehen, war nicht ganz so einfach, aber er hoffte, den Satz richtig verstanden zu haben. "Unser Tribun ist ein Hadrianus." Fast hätte er ein "glaube ich" hinzugefügt, aber er beließ es bei der Antwort.
Die Liegestütze waren kein Problem, auch nicht die Kniebeugen. Der Eimer war schon eher problematisch. Die ersten beiden Male gingen noch problemlos, doch dann wurde es zunehmend schwieriger. Das fünfte Mal war Eginhard kräftig am schwitzen und hatte einen vor Anstrengung hochroten Kopf, aber er wuchtete den Eimer hoch, sogar bis auf Kinnhöhe.
Nachdem er den Eimer abgestellt hatte, wandte er sich an den Medicus. "Verzeih die Frage, aber gibt es ein Problem mit der Größe?"
-
Eginhard musste leicht schmunzeln bei der Belehrung über Bauchschmerzen. Die Situation war irgendwie witzig. Dann begann auch schon der Ernst der Musterung. Wie befohlen entkleidete er sich. Tunika, Stiefel, Hose. Während er, wie ihm geheißen wurde, sich aufrecht an der Wand hinstellte, beantwortete er die Fragen. "Genau weiß ich es nicht. Ich denke, dass ich grob 200 cm groß bin und etwa 100 kg schwer. Mit Ausnahme der üblichen Kinderkrankheiten und der einen oder anderen Erkältung war ich nie krank."
Eginhard hatte sich stets gut gepflegt und war von athletischer Gestalt. Seine genaue Größe betrug 198 cm und sein Gewicht 104 kg. Er hatte nie Knochenbrüche gehabt. Seine Zähne waren vollständig und bei bester Gesundheit. -
Er nahm die Rolle an. "Danke." Dann drehte er sich um und ging zur Musterung.
-
Zitat
Original von Appius Decimus Massa
...Wie hätte er denn die Reise von Germanien hierher ohne seine Sachen überstehen sollen?"Danke sehr." Bedankte sich Eginhard für die ausführliche Antwort. "Ich werde sehen, was ich in der Kiste unterbringen kann. Es wird keinen Grund zur Beanstandung geben. Wie geht es jetzt weiter?" Er war gespannt, wie seine Ausrüstung aussehen würde.
-
"Nun, ich habe ein eigenes Schwert, einen eigenen Dolch und ein eigenes Kettenhemd mitgebracht. Die liegen momentan bei der Wache. Kann ich eventuell nutzen? Und wenn nicht, kann ich die dann wenigstens hier lagern? Es sind Familienerbstücke, die möchte ich gerne behalten."
-
Während Eginhard die Angaben eintrug, beantwortete er die Frage. "Mein Lehrer brachte mir vor allem die Himmelsmechanik und Anwendungen derselben in der Kartographie sowie angewandte Mechanik, beispielsweise die Verwendung von Hebeln und Flaschenzügen, bei. Hinzu kam noch etwas Optik. Ach ja, die Schraube als Wasserpumpe kann ich auch beschreiben."
Er reichte den Bericht zurück.
Rekrutierungsbericht Teil I
I. Allgemeines
Datum:
Name: Eginhard
Geburtsdatum:
Geburtsort: Niederoog in Frisia
letzter Wohnort: Roma
Stand beim Eintritt in den Militärdienst: PeregrinusName des Vaters: Eginhard
Name der Mutter: WiebkeVorstrafen:
Bemerkungen: ______________________________"Ich bin leider nicht ganz bewandert in der römischen Zeitrechnung. Ich bin jetzt 21 Sommer alt, welches Jahr muss ich dann eintragen? 841 a.u.c.? Das genaue Datum kenne ich leider nicht, aber die Kalenden des März kommen ganz gut hin. Vorstrafen habe ich keine." Er dachte kurz nach und fügte dann hinzu "Ach ja, bevor ich das vergesse. Ich bin oft auf dem Mare Germanicum unterwegs gewesen, wenn auch nur in einem Boot. Auch bei stürmischerer See. Ich hoffe, dass das bei der Classis hilfreich ist. Und ich kann kämpfen. Aber nicht so wie ein Römer." Er lächelte kurz. "Kann ich auch eine Frage stellen?"
-
Eginhard wollte sich noch bei dem Soldat bedanken, da war dieser auch schon wieder weg. Also wendete er sich dem Diensthabenden zu, der ihn auch ansprach. Die Fragen waren recht einfach zu beantworten. In dem Bewusstsein, mit seiner Bildung und Herkunft weit über den anderen Friesen zu stehen, die er bislang kennen gelernt hatte, zog er es vor, eine etwas ausführlichere Antwort zu geben. "Salve, ich bin Eginhard. Ja, ich will zur Classis." Er überlegte kurz, ob er das wirklich wollte, fuhr dann aber selbstbewusst fort. "Ich beherrsche Latein und Griechisch, genauer: Koine, in Wort und Schrift. Darüber hinaus verfüge ich über fundierte Kenntnisse in Mathematik und Technik." Er blickte auf den Bericht. "Soll ich das ausfüllen?"
Sim-Off: Sorry, dass das so lange gedauert hat. Viel zu tun im RL.
-
Verkaufen kam gar nicht in Frage! "Gut, dann kann alles auf den Namen Eginhard festgehalten werden." Er ging davon aus, dass man dem Wort künftiger Kameraden trauen konnte. "Wie geht es jetzt weiter?"