Beiträge von APPIUS CORNELIUS PALMA

    Tatsächlich fasste Cornelius Palma die Bemerkung zum Patriziat als Scherz auf und zeigte ein leichtes Schmunzeln, welches er aber bald wieder abstallte, als die Sprache auf die Nobilitas kam. Diese war immerhin ein ernstes Thema und die vorgetragene Bitte schien der Consular ebenfalls ernst zu meinen. Da gebot es sich, mit derselben Ernsthaftigkeit zu antworten.


    "Ich denke nicht, dass dies eine ausreichende Reaktion gewesen wäre, auch wenn ich zugeben muss, mir über diese Konsequenz bisher keine Gedanken gemacht zu haben. Deine Bitte erscheint mir aber nicht zu verwegen und ihre Erfüllung könnte eine gute Ergänzung dazu sein, dass ich dir einen Posten gebe, von dem die Kinder deines Bruders natürlich nur indirekt profitieren. Auch wenn ich mich keineswegs tiefer in eure Familie einmischen möchte, gestatte mir dennoch die Frage, ob angedacht ist, dass du bezüglich der Vaterrolle an die Stelle deines Bruders trittst und zumindest seinen Sohn adoptierst?"


    Dieses Vorgehen wäre ja kein gänzlich unübliches gewesen und hätte nebenbei die Frage nach der Nobilitas ohnehin geklärt.

    Die Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit würde für Cornelius Palma sicher noch länger Thema sein, so dass er sich von der Ankündigung pikanter Dinge nicht abschrecken ließ. Stattdessen hörte er zu und setzte dann einen geradezu entspannten Gesichtsausdruck auf.


    "Nun, ist das ein spezieller Fall? Ist es nicht, oder? Ich denke, wir können es den Vigintiviri zutrauen, solche Fälle gegebenenfalls mit Hilfe der Praetoren zu untersuchen. War die Beschlagnahmung nach römischem Recht rechtskräftig, gibt es nichts an ihr zu ändern. War sie es nicht, ist der beschlagnahmte Nachlass wieder freizugeben und gesetzmäßig zu verteilen. Ich bin geneigt anzunehmen, das letzteres in diesem Fall zutreffend sein könnte, aber ich möchte einer Prüfung nicht vorgreifen. Reicht das als Verfahrensanweisung für die Vigintiviri für diesen und vergleichbare Fälle?"


    Er ging davon aus, dass es reichte, wollte sich aber noch einmal versichern, dass keine Fragen offen waren.

    Im Wesentlichen konnte und musste Cornelius Palma zustimmen, auch wenn er die Lage nicht so dramatisch sah, wie sie zumindest in seinen Ohren dem Unterton nach klang. Daher nickte er immer wieder zustimmend während der Ausführungen.


    "Zumindest für einige der genannten Posten wird sich schon bald eine Lösung ergeben. Die offenen Posten sind mir selbstverständlich nicht unbekannt und an einer Besetzung wird gearbeitet. So wie das Vertrauen wachsen muss, möchte ich allerdings auch eine Besetzung nicht überall über's Knie brechen und gleich überall den erstbesten Kandidaten nehmen, der sich anzubieten scheint. Von daher kann es sogar von Vorteil sein, dass alte, ausgetretene Pfade alter Patronate nun nicht mehr existieren und beide Seiten neue Wege beschreiten müssen. Das gibt auch frischen, unverbrauchten Männern die Chance, sich zu empfehlen, denn sie müssen keinen Rückstand aufholen. Gleichwohl möchte ich es vermeiden, zu Beginn meiner Amtszeit Sonderwege zu ermöglichen, die später wieder versperrt wegen. Das könnte viel Unsicherheit und auch Neid mit sich bringen."


    Cornelius Palma schien zumindest sehr darauf bedacht zu sein, nicht durch schnelle Maßnahmen Maßstäbe zu setzen, an denen er sich später messen lassen musste. Und er schien wirklich interessiert daran, dies zu erklären, denn er sprach nach einer kurzen Pause gleich weiter.


    "Ich sehe auch das als Teil vertrauensbildender Maßnahmen. Ich möchte gleich von Anfang an erkennbar machen, welche Anforderungen an ein jeweiliges Amt gestellt werden und wie die Besetzung abläuft. Vetternwirtschaft hat es zuletzt genug gegeben und auch diesbezüglich kann es ein Vorteil sein, wenn alte Patronate nicht mehr existieren. Trotzdem wäre es auch wenig hilfreich, Ämter jetzt auf eine Weise zu besetzen, die in Zukunft ausscheiden wird, denn so erhält niemand Orientierung und der Willkür ist eine neue Tür geöffnet."

    Die Antwort fiel weitgehend zur Zufriedenheit von Cornelius Palma aus und deckte sich zudem mit dem, was er in dem Dossier über den Mann vorgelegt bekommen hatte. Dementsprechend nickte er leicht, als die erwarteten Stichworte fielen und antwortete dann zügig.


    "Und nun, da diese Zeit vorrüber ist, zieht es dich also wieder nach Rom und zurück an den Kaiserhof. Dort hattest du den Posten des Procurator ab epistulis inne, nicht wahr? Wie hast du diese Rolle ausgefüllt? Worauf hast du Wert gelegt und worauf hat dein Kaiser wert gelegt?"


    Natürlich war auch diese eine Frage, die das Vertrauen durchleuchten sollte, aber gleichzeitig wollte sich Cornelius Palma damit einen unabhängigen Einblick in die Arbeit des Kaiserhofes verschaffen und abgleichen, ob die den Beamten bekannten Arbeitsweisen unter Vescularius Salinator auch den früheren Gepflogenheiten entsprachen.

    Was Cornelius Palma als Antwort erhielt, konnte ihn nicht gerade begeistern und er gab sich auch keine Mühe, dies in seinem Gesichtsausdruck zu verbergen.


    "Nun, wenn ich offen sein darf, hört sich das mehr als opportunistisch an, was du mir da erzählst. Ich würde die Götter an deiner Stelle nicht so leichtfertig als lapidare Erklärung für die Änderung deiner Einstellung als Reaktion auf die Änderung der Verhältnisse in Rom heranziehen. Nimmt man Loyalität ernst, wechselt man seinen Dienstherrn kaum so rasch wie seine Untertunika. Von daher spricht dein Angebot, mir zu dienen wie du dem Vescularier gedient hast, nicht unbedingt für dich. Ich brauche überzeugte Amtsträger und keine, die das Amt ausfüllen, weil es beqeum ist."


    Dummerweise hatte Cornelius Palma nicht unbedingt an allen Stellen die passende Auswahl, wenn es darum ging, Ämter zu besetzen. Also musste er zuweilen das kleinere Übel wählen, was auch hier der Fall war.


    "Ich kann dich daher nicht auf deinem derzeitigen Posten belassen. Andererseits sprach ich vorhin nicht umsonst von deinen Qualitäten in der Verwaltung. Ich habe zum Beispiel noch den Posten des Curator Viarum zu besetzen, den du ja schon einmal bekleidet hast. Dort könntest du dich in meinem Dienst bewähren."


    Vor allem würde das Cornelius Palma die Chance geben, etwas länger nach passenden Amtsträgern zu suchen und den Posten dann später neu zu besetzen.

    Cornelius Palma arbeitete täglich mehrere Themen ab, soweit es seine Zeit inzwischen zuließ, und hatte sich dabei mit seinen nächsten Beamten inzwischen auch recht gut eingespielt. War ein Thema erledigt, gab es eine kurze Pause, um den Kopf für das nächste freizubekommen, oder kleinere Dinge zu besprechen. Dementsprechend gab Cornelius Palma auch einen Wink, als sich der Iulier meldete.


    "Nur zu, Primicerius"

    Die Antwort war zweifellos naheliegend, klang in den Ohren von Cornelius Palma allerdings auch ein wenig naiv. Würde er am Kaiserhof jeden einstellen, der Dienst an seinem Kaiser tun wollte, würde es auf dem Palatin wohl bald sehr eng werden. Aber so direkt konnte und wollte er selbstverständlich nicht antworten, so dass er diese Gedanken in andere Worte hüllte.


    "Das ehrt dich, dass du es vielen anderen Beamten, Offizieren und Soldaten hier in Rom und überall in den Provinzen gleich tun möchtest, und Rom und seiner Spitze dienen möchtest. Aber dir ist aus deiner früheren Zeit auch sicher bewusst, dass eine Anstellung am Palatin kein Posten wie jeder andere ist, sondern besondere Anforderungen stellt und besonderes Vertrauen erfordert. Man bekommt ihn nicht einfach so und man gibt ihn auch nicht einfach so ab. Wie hast du deinen früheren Posten verlassen?"


    Natürlich hatte sich Cornelius Palma informiert, aber er wollte es aus Sicht des Bewerbers dargestellt wissen.

    Auch wenn Cornelius Palma seinen Gegenüber nicht übertrieben genau beobachtet hatte, war kaum zu übersehen, dass dieser die Nachricht vom Selbstmordversuch mit einiger Überraschung aufnahm. Da er in seiner Antwort jedoch mit keiner Silbe darauf einging, verzichtete Cornelius Palma ebenfalls auf eine Nachfrage oder Vertiefung des Themas. Allerdings konnte er mit dem nochmaligen Verweis auf seine Klienten und deren Verhalten auch nicht viel anfangen und verzichtete seinerseits darauf, diese Aufforderung mit einer Silbe zu quittieren. Stattdessen griff er den Themenwechsel auf, zumal dieser zum Ausgangspunkt des Gesprächs und die Zukunft des Senats trefflich passte.


    "Hast du bestimmte Posten des Verwaltrungsapparats im Auge? Curatoren, nehme ich an, wenn du den Praefectus Urbi erwähnst?"

    Die Skepsis schien noch immer nicht völlig aus den Gedanken des Consulars gewichen zu sein, musste Cornelius Palma aufgrund der weiteren Rückfrage feststellen. Aber er bekräftigte gerne noch einmal, welche Gründe ihn zu seiner Wahl bewogen hatten.


    "Ich möchte dich mit dieser Position betrauen, weil du eben derjenige bist, der am ehesten schon alles weiß, was er wissen musst. Du kennst die Provinz und darüber hinaus sicher sogar noch den einen oder anderen grenznahen Stamm. Oder man wird dich dort kennen. Der Bürgerkrieg bedeutete für die Provinz aufgrund der Abwesenheit der Truppen eine Ausnahmesituation, aus der sie nun so schnell wie möglich wieder in den Normalzustand versetzt werden muss. Und dazu brauche ich wie gesagt jemanden, der schon weiß, was für diese Provinz normal ist."


    Cornelius Palma machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen. Tatsächlich hatte er nicht erwartet, dass er derartige Überzeugungsarbeit würde leisten müssen, um den Posten zu besetzen. Aber er war gerne bereit, alle Argumente auf den Tisch zu legen.


    "Im Übrigen sehe ich dieses Angebot auch als Antwort auf die Geschehnisse um deinen Bruder unter der Herrschaft des Vescularius Salinator."


    Den Begriff der Wiedergutmachung oder des Ausgleichs vermied er dabei ganz bewusst.

    Diesmal kam Cornelius Palma erst nach seinem Gast, was aber nicht bedeutete, dass er diesen Termin weniger wichtig nahm. Tatsächlich hatte er sich sogar insoweit vorbereitet, dass schon ein Dossier über den Mann auf seinem Schreibtisch lag. Mit einem Nicken zur Begrüßung nahm er Platz und forderte seinen Gast auf, dasselbe zu tun.


    "Iunius Silanus, sei gegrüßt und nimm Platz. Es ist recht ungewöhnlich, dass man sich einfach so selber am Kaiserhof bewirbt und nicht empfohlen wird. Das wirst du aus deiner eigenen Zeit hier sicher noch wissen. Betrachten wir es als begründete Ausnahme, dass du trotzdem so schnell vorgelassen wurdest. Du möchtest also wieder in den Dienst des Kaiserhofes treten? Warum?"


    Cornelius Palma wollte keinen Hehl daraus machen, dass er gerne schnell zum Punkt kam, ohne jedoch ein Thema unnötig abzuwürgen. Zumal er den Mann kaum hätte empfangen müssen, wenn er nicht tatsächlich Interesse an seinen Diensten hatte.

    Es hätte Cornelius Palma überrascht, wenn Decimus Livianus sich nicht auch bei seinen Angehörigen schon informiert hätte. Daher nickte er nur, als Decimus Livianus die Gespräche erwähnte. Tatsächlich war die Situation während der Gefangenschaft für ihn nicht gerade ein Thema, bei dem er sich gegen jede Kritik verteidigen wollte, so dass er hier sogar zustimmen konnte.


    "Der Umgang mit den Gefangenen war zweifellos nicht immer dem Stand angemessen. Einige der Truppen, die die Stadt zuerst erreichten, haben hier zweifellos an einigen Stellen etwas Fingerspitzengefühl vermissen lassen. Etwas weniger Kerker und etwas mehr Hausarrest hätte es in einigen Situationen auch getan, möchte ich meinen. Wobei nun auch wieder einige der Gefangenen mehr oder weniger dafür getan haben, ihre Lage zu verbessern. Oder sie eben auch zu verschlimmern."


    Auf wen das in welchem Maße zutraf, wollte Cornelius Palma schon deshalb nicht vertiefen, weil er davon auch nur aus Berichten wusste sowie vom Augenschein seiner Gesprächspartner. Nur den Selbstmordversuch vonD ecimus Serapio konnte man wohl nicht unerwähnt lassen.


    "Ich nehme an, dein Adoptivsohn hat dich darüber in Kenntnis gesetzt, dass er versuchte, sich in der Gefangenschaft das Leben zu nehmen. Einer meiner Offiziere unterbrach ihn dabei. Eine richtige Entscheidung, wie ich finde. Wie ich sagte, hege ich keine Groll, wenn ich mal über sein unpassendes Verhalten im Gespräch mit ihm übersehe, und es gibt und gab keine förmliche Anklage gegen deinen Adoptivsohn. Die Möglichkeit einer förmlichen Rehabilitation ist damit praktisch nicht gegeben. Ich führte das Gespräch mit ihm, um persönlich zu entscheiden, ob es zu einer Anklage kommen soll oder nicht. Wie du weißt, ist letzteres der Fall. Gleiches gilt für Decima Seiana."


    Daher war Cornelius Palma hier auch ein wenig ratlos, was es da noch zu rehabilitieren gäbe. Als Gefangener zum Kaiser gebracht zu werden und als freie Person wieder zu gehen war ja schon ein enormer Schritt.

    Mit seiner Frage schnitt der designierte Consul ein Thema an, das Cornelius Palma nicht gerade gerne erörterte, aber auch nicht verdrängen konnte. Gerade für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Spitze des Senates war es wohl sogar nötig, es möglichst früh zu führen. Trotzdem räusperte sich Cornelius Palma erst nach einem kurzen Moment des Nachdenkens, bevor er zu sprechen begann.


    "Ich führte nach meiner Ankunft in Rom und meiner Bestätigung durch den Senat Gespräche sowohl mit Decimus Serapio als auch mit Decima Seiana. Beide haben den Palast als freie Menschen verlassen, wenn auch aus verschiedenen Gründen. In Summe betrachtet, haben die Gespräche das Ansehen deiner Familie allerdings auch nicht gemehrt. Ich hege keinen Groll, aber ich habe auch keinen Grund, euch mehr zu vertrauen als vielen anderen im Senat. Beantwortet dies deine Frage?"


    Ein fester aber zugleich fragender Blick ruhte auf Decimus Livianus, nachdem Cornelius Palma gesprochen hatte.

    Mit seinen Ausführungen schien Conrelius Palma den Consular sehr beunruhigt zu haben, wenn er dessen skeptischen Blick richtig deutete. Daher hob er beschwichtigend die Hand, bevor er weitersprach.


    "Nein, an dir ist nichts diesbezügliches vorrübergegangen. Es stehen keine Barbaren kurz vor der Überquerung der Rheingrenze und es brennen auch keine aufständischen Städte. Aber wenn ich offen sprechen darf: Wenn es so wäre, hätte ich nicht dich ausgewählt. Dein Ruf beruht schließlich nicht auf großen militärischen Erfolgen, wie du sicher weißt. Tatsache ist jedoch, dass Annaeus Modestus, Statthalter von Germania Superior, seine Truppen erfolgreich zu meinen Gunsten ins Feld geführt hat. Die Truppen sind bereits auf dem Rückweg, Aennaeus wird nicht zurückkehren. Was die Provinz nun benötigt, ist jemand, der sich wieder um eben jene Provinz kümmert und nicht um Feldzüge an den Außengrenzen oder innenpolitische Streitigkeiten. Die Provinz muss wieder im Vordergrund stehen, ihre Städte, ihre Verwaltung. Und darin hast du bei deinem letzten Aufenthalt dort großes Geschick bewiesen."

    Das Unverständnis wich langsam aus der Miene von Cornelius Palma, als die Frage präzisiert wurde. Tatsächlich stellte sich die Frage nach dem Haus als eine recht naheliegende heraus, während die Frage nach der Zukunft der Familie zweifellos eine sehr schwierige war. Cornelius Palma begann daher mit der einfacheren.


    "Ich verstehe. Die Domus Aeliana. Ich muss zugeben, mir über sie noch keine näheren Gedanken gemacht zu haben, denn über die nötigste Einrichtung hinaus bin ich noch nicht einmal mit meinen Wohnräumen auf dem Palatin vorangekommen. Die Domus Aeliana ist meines Wissens derzeit unbewohnt und es steht meines Erachtens auch nichts im Wege, dass ihr sie wieder bezieht, zumindest bis auf Weiteres."


    Wobei jenes Weitere nun nahtlos zur nächsten Frage überleitete, denn das Verhältnis zwischen der Gens Aelia und dem amtierenden Kaiser würde zweifellos darüber entscheiden, ob erstere den privilegierten Wohnsitz weiterhin behalten dürfte oder nicht.


    "Ich sehe in euch eine wichtige Familie der jüngeren römischen Geschichte und in dir ganz persönlich den Bruder des Mannes, der mir sein Amt vererbt hat. Es würde mich daher nicht nur freuen, sondern ich würde es sogar erwarten, dass ihr euren dementsprechenden Platz in Rom einnehmt."


    Sein Blick wanderte dabei langsam von Aelius Quarto zu dessen Sohn, denn wenn es um die Zukunft ging, war er wohl der wichtigere Ansprechpartner, ganz so, wie Aelius Quarto es zu Beginn des Gesprächs angedeutet hatte.

    Die Ausführungen zu den weiteren Plänen fielen länger aus, als Conrelius Palma das erwartet hatte, aber er nahm es äußerst positiv auf. Es war gut zu wissen, dass ein Consul detaillierte Pläne hatte und es war ihm lieber, wenn es eine Idee zuviel gab, die auf später verschoben werden musste, als wenn aus Ideenmangel auch absurden Plänen viel Zeit eingeräumt wurde. Daher nickte er mehrfach zustimmend zu den Plänen.


    "Das ist in der Tat ein umfangreiches Programm. Bezüglich der Senatsrichtlinien kann ich mir denken, dass dies auch ein längerer Umsetzungsprozess wird, denn schließlich sind dort tatsächlich die Interessen aller Senatoren betroffen. Ich würde mir allerdings wünschen, die Verfahren nicht zu kompliziert werden zu lassen, um einen lebendigen Austausch im Senat zu ermöglichen. Formelle Vorschriften haben wir schon in verschiedenen anderen Lebensbereichen in großen Mengen."


    Vor allem dachte er da gerade an den Cultus Deorum, bei dem es zahlreiche Regeln für die verschiedenen Kulthandlungen gab, aber auch in anderen Bereichen galt dies sicher ähnlich. Der Cultus Deorum passt aber auch zum nächsten Gedanken, denn auch im Collegium Pontificium war eine Aufarbeitung der Vergangenheit unter Vescularius Salinator schon im Gange.


    "Bei der Aufarbeitung der Vergangenheit unter der Herrschaft des Vescularius Salinator kann ich dich der vollen Unterstützung des Palastes versichern. Ich lasse schon selber Untersuchungen verschiedener Dinge anstellen und werde dies auch in Zukunft noch weiter veranlassen. Wir sollten diesbezüglich in regelmäßiger Abstimmung bleiben, um doppelte Arbeit zu vermeiden und Ergebnisse auszutauschen. Zweifellos lassen sich nur Teile der relevanten Informationen aus den Senatsprotokollen gewinnen, während andere Informationen hier in der Kanzlei zu finden sind."


    Cornelius Palma war sich sogar sehr sicher, dass er die meisten Dinge eher im Palast als an anderer Stelle würde finden können, aber trotzdem konnte es ja nur hilfreich sein, wenn ihm der Consul dabei Arbeit abnahm.

    Auch Schweigen konnte eine Antwort sein und so registrierte Cornelius Palma, dass der kommende Consul auf die angekündigtren Pläne nicht weiter einging. Dementsprechend ging er selber auch nicht weiter darauf ein,. sondern bleib beim anderen Thema


    "Das klingt nach einer guten Überlegung. Man muss ja auch nicht gleich alles zu Beginn der Amtszeit erledigen. Aber auch, wenn du mich nicht langweilen magst, interessiert es mich dennoch, welche weiteren Punkte du auf der Agenda hast, auch wenn es sich um wenig aufregende Projekte handeln sollte."


    Zumindest nahm Cornelius Palma nicht an, dass sich das Programm tatsächlich in einem Bauvorhaben und einem Opfer erschöpfte, auch wenn beides zweifellos sehr prestigeträchtige Punkte waren, die typischerweise auch lange mit den Namen des verantwortlichen Consuls in Verbindung gebracht wurden.

    Der Lachanfall erschien Cornelius Aplma etwas deplatziert, auch wenn die anschließende Erklärung ihn etwas relativierte. Es war aber auch wirklich ein Dilemma, in dem man steckte, wenn man Männer von Qualität mit wichtigen Aufgaben betrauen wollte, die nun zum Teil eben fernab von Rom verrichtet werden mussten. Da er selber nicht unwesentliche Teile seines Lebens in den Provinzen verbracht hatte, konnte Cornelius Palma die damit verbundenen Gefühle tatsächlich sehr gut nachvollziehen.


    "Zumindest meinen Wunsch an dich darfst du als Zeichen der Wertschätzung deiner Qualitäten und vor allem Erfahrungen auffassen, wie du vielleicht auch an dem Ziel erkennen wirst, welches mir für dich vorschwebt. Es ist leider nicht Syria, auch wenn dies sicher eine spannende Provinz ist, wie ich mich unlängst selbst überzeugen konnte. Überhaupt ist es nicht der Osten des Reiches, sondern ich benötige deine Fähigkeiten dort, wo du dich bereits auskennst: In Germania. Du hast diese Provinz bereits einmal erfolgreich geführt und nun benötige ich wieder jemanden, der sich nicht lange mit der Lage dort vertraut machen muss, sondern der sein Amt gleich von Anfang an mit großer Sachkenntnis ausfüllen kann."


    Er beließ es erst einmal bei dieser Menge an Lob auf die Vorzüge des Viniciers, um ihm eine Chance auf eine erste Reaktion zu lassen. Nachlegen konnte er noch immer, falls dies notwendig sein sollte.

    Es folgte dann auch tatsächlich die Verabschiedung jener Gäste, da Cornelius Palma in dieser Audienz noch weitere Gäste hatte, mit denen er ein Wort wechseln musste. Dementsprechend führte ein Diener die Delegation aus Ostia zur Seite, während andere die Geschenke sorgfältig wegtrugen und wieder ein anderer die nächsten Gäste nach vorne bat.


    Nach diesem Schema ging es noch geraume Zeit weiter, bis die Audienz insgesamt für beendet erklärt werden konnte und Cornelius Palma den Saal wieder verließ.

    Der ungläubige Blick von CVornelius Palma auf diese Äußerung hin sprach Bände. Tatsächlich wusste er nicht, ob er in Lachen ausbrechen oder sich ernsthafte Sorgen um das geistige Wohl des Aeliers machen sollte. Nach einem Augenblick des Zögerns wandte er sich kurzhand an dessen Sohn.


    "Die Rückerlangung jenes Gewächses tangiert ebenso deine Interessen wie die deines Vaters?"


    Jetzt musste er nur hoffen, dass der Sohn nicht ebenso kryptisch redete wie der Vater.

    Cornelius Palma hörte sich sowohl die Klagen über das Betragen im Senat als auch die Pläne für die Amtszeit aufmerksam an. Auch wenn er über die Geschehnisse in der Curia zumindest über die Senatsprotokolle tatsächlich gut informiert war, sah er keine Notwendigkeit, sich hier einen Schuh anzuziehen, der auf einen seinen Klienten gemünzt sein könnte, aber genauso gut auch auf andere Senatoren passte, die bei ihm vorgesprochen hatten. Stattdessen nickte er nur zustimmend, denn die allgemeinen Worte konnte er genauso allgemein befürworten.


    "Das würde ich sehr befürworten, wenn diese Gräben nicht wieder neu geöffnet werden. Es gibt wichtigere Konflikte zu besprechen als jene, die auf Abstammung beruhen, auch wenn die Ehre eines jedes Einzelnen zweifellos ein unantastbares Gut ist. Vielleicht ist es eine hilfreiche Information für dich, dass ich hörte, dass es Bestrebungen geben könnte, die Steuerfreiheit für Patrizier wieder einmal im Senat zu thematisieren. Im Sinne jener Gräben zweifellos ein heikles Thema, das dein ganzes Fingerspitzengefühl fordern könnte, sollte es dazu kommen."


    Ob es tatsächlich dazu kam, hing jedoch keineswegs von Cornelius Palma ab, zumal er an solchen von Standesdünkel getriebenen Debatten eben wenig Interesse hatte. Entsprechend aufmerksam hatte er auch das politische Programm des Decimus Livianus verfolgt, das jedoch wenig Anlass zu diesbezüglichen Bedenken bot.


    "Ein Consulat der Konsolidierung und der Rückbesinnung also. Ich denke, dies ist eine angemessene Wahl. Ganz buchstäblich ist es vielleicht wirklich nicht die schlechteste Wahl, erst offene Baustellen zu beenden, bevor man neue beginnt. Gibt es schon Termine, die du für die Opfer ins Auge fasst?"


    Auf die Frage nach einem Bericht über den Stand des Ulpianus verzichtete Cornelius Palma dagegen erst einmal ganz bewusst, denn sehr wahrscheinlich musste sich der Consul dort ja selber erst einarbeiten.