Ganz langsam fand es Cornelius Palma durchaus frustrierend, dass Decimus Serapio so offenbar wirklich kein Interesse an einem offenen Gespräch hatte oder dazu nicht in der Lage war. Auch sein letzter Hinweis und seine Worte wurden wieder nur mit Bezichtigungen und Parolen beantwortet, sofern man überhaupt von einer Antwort sprechen konnte. Dementsprechend schüttelte Cornelius Palma leicht den Kopf, während er sich kurz einmischte.
"Ich spreche ja auch gar nicht davon, über dich zu urteilen. Das müssen sowieso die Gerichte tun. Meine Entscheidung wäre es wohl bestenfalls, ob ich eine Anklage zulasse."
Aber er sah bald ein, dass der bisherige Praefectus Praetorio für solcherlei juristische Erörtungen zumindest in seiner momentanen Verfassung ganz offenbar nicht zu gebrauchen war. Was stattdessen folgte, war immerhin wieder etwas handfestes und Cornelius Palma konnte nicht bestreiten, dass Decimus Serapio offenbar tatsächlich eine ganze Menge wusste. Mehr, als ihm lieb sein konnte aber offenbar immerhin wenig genug, um ihm damit nicht früher gefährlich geworden zu sein. Trotzdem musste er eine Lösung finden, wie er mit diesem gefährlichen Wissen in der Hand eines Mannes umgehen sollte, der ganz offenbar derzeit nicht kooperationsfähig war.
Die Miene von Cornelius Palma verfinsterte sich weiter, während er zuhörte, aber dann wurde sie wieder etwas heller, als ihm Decimus Serapio die Lösung vermutlich unabsichtlich wie auf einem Tablett präsentierte. Noch dazu verbunden mit einer Forderung, die Cornelius Palma ihm ohnehin erfüllt hätte, denn im Kerker wollte er ihn sowieso nicht endlos belassen. Aber das, was ihm hier nun offenbar als Erpressungsversuch entgegengeschleudert wurde, war tatsächlich die beste denkbare Lösung. Dementsprechend erhob sich Cornelius Palma mit einem feinen Lächeln.
"Bitte. Geh. Die Tür steht dir offen. Mögen die Götter deine Schritte und deine Zunge leiten, denn in Rom soll es Ecken geben, in denen man sicher nicht freundlich auf dich schauen wird, wenn du solche Worte wiederholst. Wenn du Glück hast, lacht man lediglich über dich. Eine Schande, dass aus einem ehemaligen Praefectus Praetorio so eine Gestalt geworden ist, aber die vergangenen Wochen scheinen deinem Geist nicht gut getan zu haben. Nun geh. Ich benötige deine Anwesenheit nicht länger."
Selbst wenn Decimus Serapio nun sofort zum Senat gehen würde, um seine angeblichen Beweise vorzulegen, würde es wohl noch lange genug dauern, dass Cornelius Palma geeignet reagieren konnte. Aber wer glaubte schon einem Mann, den der Kaiser persönlich nach einem Gespräch als freien Mann nach Hause geschickt hatte, wenn er den Kaiser des Mordes bezichtigte?