Beiträge von APPIUS CORNELIUS PALMA

    Genauso, wie Flavius Gracchus wohl einen Moment lang ihn betrachtete, betrachtete auch Cornelius Palma einen Moment lang seinen Besucher und Mitverschwörer. Er hatte ihn lange nicht gesehen und schon im Senat vermisst, so dass ihm das Wiedersehen nun tatsächlich umso mehr bedeutete. Er kam ihm etwas älter, kränklicher, vielleicht auch gebeugter oder müder vor, als beim letzten Treffen, aber wer wollte sich nach den Ereignissen dazwischen darüber wundern.


    "Salve, Flavius Gracchus. Nimm Platz! Es war mir eine Freude zu hören, dass du wieder in Rom bist und ebenso eine Freude, dir deine Bitte um eine Audienz zu gewähren. Der Senat kann sich freuen, dich wieder in seinen Reihen zu haben. Doch sage mir, welche Anliegen dich zu mir führen, die du mir in deinem Brief noch nicht nennen wolltest."


    Auch hier konnte er sich diese ganz leichte Anspielung nicht verkneifen, denn er wusste eben gerne schon vor einem Gespräch, worauf er sich vorbereiten sollte.

    Die etwas flappsige Bestätigung auf seine Frage überging Cornelius Palma mit einem Zucken im Mundwinkel, bevor er sich leicht zurücklehnte. Wenn tatsächlich schon alle wichtigen Gefangenen besprochen waren, wollte er dem erfolgreichen Tribun gerne einige Augenblicke Zeit für andere Anliegen geben.


    "Nun, dann sprich. Wenn es Anliegen sind, um die ich mich kümmern kann, will ich das gerne tun."


    Anderenfalls war er hier schlicht an der falschen Adresse und Cornelius Palma hätte nicht viel verloren, sie sich jetzt trotzdem anzuhören.

    Cornelius Palma verzog bei der beginnenden Antwort wieder einmal die Miene und versuchte abzuschätzen, ob sich ein halbwegs gelehrtes Rededuell über die geschichtlichen Zusammenhänge doch noch lohnte. Nachdem seine erste Hoffnung wenige Augenblicke zuvor aber von wahllosen Beleidigungen recht schnell zunichte gemacht wurde, wollte er sich jetzt gar nicht erst der Hoffnung hingeben, dass er mit seinem Gegenüber tatsächlich geschichtliche Parallelen diskutieren konnte. Stattdessen folgte er den Worten und auch den Gesten mit der nötigen Aufmerksamkeit, ohne sich davon allzu viel zu erwarten. Immerhin, ein offenes Gespräch war das, was schon bei der Einladung seine Intention gewesen war. Dabei störte ein Palastdiener ganz sicher nicht.


    "Wir sind unter vier Augen. Du darfst also getrost offen sprechen, so wie ich dies auch tue."


    Er lächelte ehrlich und bedeutete dem Diener, dass er sich wieder auf seinen Platz an der Seite zurückziehen sollte. Tatsächlich stellte Decimus Serapio dann auch eine einfache Frage, auf die es auch wiederum eine einfache Antwort gab.


    "Ich wollte dich kennenlernen. Du bist der ranghöchste gefangengenommene Offizier. Da muss ich mir doch persönlich ein Bild verschaffen, ob du angeklagt oder einfach nur entlassen werden sollst, oder nicht? Bisher hat sich weder jemand nennenswert für dich eingesetzt * noch dich eines besonderen Verbrechens beschuldigt, so dass dieses Gespräch umso wichtiger ist."


    Sim-Off:

    * Der Nummerierung der Threads nach wird davon ausgegangen, dass dieses Gespräch vor jenem mit Decima Seiana stattfindet.

    Ganz langsam kam Routine in den Tagesablauf von Cornelius Palma und neben der Bearbeitung ganz akuter Anliegen und dem Führen zahlloser Gespräche konnte er sich tatsächlich regulären Amtsgeschäften widmen. Was nicht bedeutete, dass es nicht auch dort dringliche und besonders dringliche Angelegenheiten gab. Während also eine Etage weiter unten und ein paar Zimmer weiter links im Palast die Handwerker dabei warne, hässliche Wandmalereien aus der Zeit des Vescularius Salinator durch hübschere zu ersetzen, ließ sich Cornelius Palma jeden Tag die Lage in einer der Provinzen referieren. Heute auf dem Plan: Aegyptus, die Kornkammer der Imperatoren.


    Was er zu hören bekam, ließ ihn allerdings wenig stolz sein auf seine Besitzung, was vor allem an den letzten Meldungen lag. Da beklagte der Diokletes Aegypti einen untätigen Statthalter, während der Praefectus der örtlichen Classis den völlig sinnlosen Verlust des Flaggschiffs meldete und selbstverständlich gleich ein neues anforderte. Etwas konstaniert starrte Cornelius Palma vor sich hin.


    "Da müssen wir wohl aufräumen. Tauschen wir gleich beide Praefecten aus. Kann wohl Quintus Minidius Geminus die Statthalterschaft übernehmen? Finde das heraus. Und gleich auch jemanden, der Praefectus Classis werden kann. Oder geben wir ihm das in Personalunion? Ich brauche auch noch woanders fähige Offiziere. Aber einen neuen Nauarchus für das Flaggschiff sollen sie bekommen. Lasse ein paar fähige Männer der Classis Misenensis dorthin versetzen."


    Der bei jedem dieser Anweisungen angesprochene Beamte, der bisher über die Lage berichtet hatte, notierte die Anweisungen eifrig mit, um sie später korrekt in die Tat umzusetzen.

    Nach und nach kehrten verbannte und geflüchtete Senatoren nach Rom zurück, und wo sie nachfragten oder es sich anbot, empfing Cornelius Palma sie gerne zu einem Gespräch in seinem Büro. Auch wenn es bei Flavius Gracchus nicht ganz so dringlich geklappt hatte, wie sein schriftliches Ersuchen nahegelegt hatte, so war Cornelius Palma doch gespannt auf ein Wiedersehen und auf das Anliegen, was den Senator zu ihm führen würde.

    Einige Tage nach der Generalaudienz für die Beamten des Kaiserhofes hatte Cornelius Palma eine weitere Generalaudienz angesetzt, diesmal für verschiedene ausgesuchte Gäste, die in den Wochen seit seinem Einzug in Rom um ein Gespräch ersucht hatten, die er aber aus verschiedenen Gründen nicht alle einzeln empfangen konnte. Also musste es eine weitere Generalaudienz sein, zu der sie alle in der Aula Regia zusammenkommen konnten, um ihre Worte, Bitten oder Wünsche an ihn zu richten.

    Cornelius Palma verzog den Mund zu einem kläglichen Grinsen. Ein Viertel aller Stimmen war wirklich kein Ergebnis, das einem eine große politische Karriere vorhersagte. Im Gegenteil, der Mann würde damit wohl politisch ziemlich tot sein.


    "Das ist wenig. Das erklärt zumindest, warum du es eine Flucht nanntest, als er auf seinen Posten zurückkehrte. Politisch ist dieser Mann also mangels Rückhalt wohl keine Gefahr, militärisch aufgrund mangelnder Entscheidungsfreudigkeit, Verlässlichkeit und Konsequenz nicht zu gebrauchen. Habe ich das soweit richtig zusammengefasst? Falls ja, werde ich es wohl Flaminius Cilo überlassen können, ihn aus dem Dienst in den Cohortes Urbanae zu entlassen."


    Das schien Cornelius Palma das derzeit pragmatischst mögliche Resümee zu sein, aber er notierte sich den Namen auf seiner Tafel, eben um die Abgabe an Flaminius Cilo nicht zu vergessen. Dann schaute er nach weiteren Namen.


    "Haben wir noch jemanden, über den wir deiner Ansicht nach auf jeden Fall sprechen sollten?"


    Das Gespräch hatte sich schließlich inzwischen schon etwas gezogen und falls es noch wichtige Überraschungen auf der Liste der Gefangenen gab, wollte Cornelius Palma diese nicht warten lassen.

    Daran hatte Cornelius Palma keinen Zweifel, dass sein Klient die Zeit nutzen würde. Genauso wollte er selber nun aber auch den Tag weiter nutzen für viele weitere Gespräche, so dass er sich erhob.


    "Ich danke, das wirst du. Vale."


    Während Aurelius Lupus den Raum verließ, ließ sich Cornelius Palma einen Becher Wasser bringen, um sich nach dem Gespräch kurz zu erfrischen, bevor er wieder Platz nahm um weiter zu arbeiten.

    Nachdem die Procuratoren und Bürovorsteher versetzt und ernannt waren, konnte Cornelius Palma zu allgemeineren Themen übergehen, die nicht den einzelnen Abteilungen zuzuordnen waren, sondern mal mehr oder mal weniger Beamte traf.


    "Es gehörte zu den unschönen Gepflogenheiten des Vescularius Salinator, Privilegien nach Gutdünken zu vergeben, ohne die Traditionen zu achten oder klare Ziele zu verfolgen. Ich schließe mich dem nicht an und das betrifft auch die Gepflogenheiten am Kaiserhof. Ich habe daher beschlossen, einige Verwaltungsakte, die auch euch Beamte der Kanzlei betreffen, zurückzunehmen. Dies bedeutet, das einige von euch fortan nicht mehr zusätzlich zum Tragen des Ritterrings auch noch zum Ordo Senatorius gezählt werden."


    Ein Beamter trat vor und verlaß eine Liste der Namen, die von dieser Maßnahme betreffen waren. Unter anderem war Titus Decimus Varenus aus der kaierlichen Finanzabteilung dabei.

    Betrachtete man den Husten und die offensichtlichen Krämpfe seines Gegenübers, erschien es Cornelius Palma durchaus angeraten, erst einmal dessen Genesung abzuwarten, bevor man das Gespräch fortsetzen konnte, aber eine innere Stimme verriet ihm, dass dies auch keinen Fortschritt bringen würde. Also musste er das Beste aus der Situation machen, die für ihn wohl zumindest noch angenehmer war als für Decimus Serapio.


    "Wenn du einen Schluck trinken möchtest, bitte, es steht alles bereit."


    Mehr konnte er nicht tun, außer vielleicht einen Arzt zu holen, wenn ihm sein Gesprächspartner vom Stuhl kippte. Aber einigermaßen kostbare Gläser und Kannen mit Wasser und Wein standen jedenfalls bereit, ebenso wie einer der unzähligen Palastdiener, die sie einschenken und anreichen konnten. So konnte sich Cornelius Palma weiter dem Gespräch widmen, das allerdings weiterhin größtenteils aus plumpen Beleidigungen zu bestehen schien.


    "Dafür, dass der vergöttlichte Octavianus, gemeinhin bekannt als erster Augustus, oder der vergöttlichte Vespasianus, Gründer der flavischen Dynastie, in einem nicht minder blutigen Bürgerkrieg zu ihrem Amt gekommen sind, stellst du gewagte Vergleiche mit Fröschen an. Ja, auch ich habe einen Bürgerkrieg geführt und Römer gegen Römer kämpfen lassen. Ich bestreite dies nicht und lasse es mir auch nicht als Ruhmestat anrechnen, aber doch war es eine Tat zum Wohle Roms."


    Dass er dieses Selbstbewusstsein hatte und sich nicht durch ein paar Beleidigungen aus der Ruhe bringen ließ, würde seinen Gegenüber sicher kaum überraschen. Zumal dieser sich inzwischen wohl wieder körperlich etwas gefangen hatte und nun auch tatsächlich mit einigen Fragen zum Gesprächsfortschritt beitrug. Noch dazu mit Fragen, zu denen Cornelius Palma sogar tatsächlich etwas zu sagen hatte.


    "Ja, ich hörte von deinen sogenannten Ermittlungen und von den sogenannten Ergebnissen, die veröffentlicht wurden. Auch von dem, was Vinicius Lucianus vor Gericht aussagte, wenn man die Institution denn als Gericht bezeichnen darf. Doch was überzeugt dich von der Richtigkeit deiner Beobachtungen, dass du mich unumwunden eines schändlichen Giftmordes bezichtigst? Wieso sollte ich einen Mann ermorden lassen, der mich als seinen Erben eingesetzt hat, wenn genau jene Erbschaft das Reich - wie du sagst - ins Chaos stürzt?"

    Cornelius Palma hatte nichts anderes erwartet, als dass ihm sein neuer Klient auch weiterhin als Zeichendeuter zur Verfügung stehen würde, so dass er auf dessen Antworthin entsprechend lächelte. Das war in jedem Fall schon einmal eine gute Arbeitsgrundlage. Und auch bezüglich der Salutatio konnte er eine klare Antwort geben.


    "Wenn ich eines sicher weiß, dann dass ich kaum Zeit für eine tägliche Salutatio aller Klienten haben werde. Ich werde andere Formen finden müssen, den regelmäßigen persönlichen Kontakt mit meinen Klienten zu pflegen. Du wirst darüber informiert werden."


    Mehr konnte er dazu derzeit aber auch nicht sagen und das letzte was er derzeit gebrauchen konnte war eine Horde Klienten, die aus purer Höflichkeit jeden Morgen den Palatin belagerte. Die Tradition sah so etwas zwar vor und sicher war Cornelius Palma der eine oder andere Klient im Zweifelsfall sogar lieber als die tägliche Arbeit, aber Produktivität sah in seinen Augen trotzdem anders aus. Aber erst jetzt fiel ihm auf, dass er nie darauf geachtet hatte, wie seine Amtsvorgänger es eigentlich mit ihren Klienten hielten. Da musste er wohl mal die Kanzlei fragen, was er auch gleich tun wollte, nachdem Aurelius Lupus das Büro verlassen haben würde.

    Von der Verspätung nahm Cornelius Palma kaum eine Notiz, nutzte er die Gelegenheit doch bereits, den einen oder anderen Beamten näher kennenzulernen, ohne sich dafür an eine allzu strenge und förmliche Reihenfolge zu halten. Erst als man ihm meldete, dass der Stab der Kanzlei vollständig versammelt war, wurde seine Miene wieder etwas gewichtiger und er richtete von seinem Platz am oberen Ende der Halle seine Worte an alle Anwesenden.


    "Meine Herren, ich habe euch zu dieser Generalaudienz zusammenkommen lassen, um mir einen Überblick über den Stand der Besetzung der Kanzlei zu verschaffen und die drängensten Probleme mit euch aus der Welt schaffen zu können. Die Ereignisse der Vergangenen Tage habe auch in euren Reihen Lücken und Unsicherheit hinterlassen. Lücken müssen geschlossen werden, Unsicherheit muss beseitigt werden, ebenso wie Unrecht, welches unter der Herrschaft des Vescularius Salinator verübt wurde. Einiges davon wird am heutigen Tag passieren."


    Er machte eine kurze Pause und versuchte von den Gesichtern der Männer die Stimmung aufzufangen. Allen dürfte wohl klar sein, dass auch Änderungen in der Kanzlei anstünden, um Günstlinge des Vescularius Salinator von der Macht fern zu halten, sofern sie nicht ohnehin schon geflüchtet oder entfernt worden waren. Cornelius Palma wollte die Sache trotzdem behutsam angehen, um nicht wertvolles Wissen über die Abläufe der Verwaltung zu verschenken. So ein Reich regierte sich schließlich nicht von alleine und viel Verwaltungswissen war wohl weitgehend unabhängig vom amtierenden Herrscher.


    Während der Pause ließ er sich eine Liste reichen, auf der die anstehenden Änderungen vermerkt waren, damit auch nichts vergessen wurde.


    "Ich beginne mit den Spitzen der Abteilungen, die neu zu besetzen sind. Pompeius Imperiosus, bisheriger Procurator a libellis, wird ab sofort das Amt des Procurator a memoria bekleiden."


    Er blickte kurz auf, um den angesprochenen zu finden und ihm einen Blick zuzuwerfen, bevor er mit weiteren Versetzungen und der Ernennung eines neuen Procuator a libellis fortfuhr. Anschließend waren die Bürochefs der einzelnen Abteilungen an der Reihe und auch dort gab es einige Umbesetzungen und Neuernennungen aus den Reihen der Notarii.


    "Iulius Crassus ernenne ich zum Primicerius ab epistulis."


    Wieder wanderte der Blick von Cornelius Palma durch den Raum, bis er den Mann gefunden hatte, den er bisher auch nur vom Namen her kannte. Bei einem Primicerius war es zwar mehr als unwahrscheinlich, dass er später persönlich mit ihm zu tun haben würde, aber zumindest gesehen haben wollte er ihn dann doch.

    Die letzte Bitte nahm Cornelius Palma mit einem stummen Nicken hin, während er sich zum Gesprächsende erhob. Er war sich bewusst, dass sich mit seinen kommenden Entscheidungen viele Hoffnungen und Ängste verbanden und gerade deswegen wollte er keine voreiligen Versprechen abgeben, die er nicht halten konnte oder Andeutungen machen, die ihm später als gebrochene Versprechen ausgelegt werden konnten. Daher antwortete er nicht direkt, sondern nur mit einer anderen Formulierung für eine frühere Aussage.


    "Ich lasse dich informieren, sobald ich Nachrichten für dich habe. Ich gehe davon aus, dass du die Stadt nicht verlässt."


    Damit war nun wirklich alles gesagt, was er sagen konnte, so dass er wartete, bis Decima Seiana sein Arbeitszimmer verlassen hatte.


    Sim-Off:

    Sie kann heim.

    Schon aus der Menge an Informationen, die Duccius Vala von sich gab und der Art des Vortrags konnte Cornelius Palma erkennen, dass er sich mit diesem Fall wohl recht gründlich beschäftigt hatte, auch wenn es sich nur um einen Tribun handelte. Und dass er eine eindeutige emotionale Tendenz in diesem Fall hatte. Cornelius Palma musste aber erst einmal die verschiedenen Wendungen nachvollziehen, die ihm für diesen Mann geschildert wurden und schwieg daher eine Weile, bevor er antwortete.


    "Er scheint dann ja wohl in jedem Fall eine recht schillernde Person zu sein. Für welches Amt hatte er denn kandidiert, das ihm dann vom Senat verwehrt worden war?"


    Für die konkrete Entscheidung in diesem Fall war diese Rückfrage wohl bedeutungslos, aber ein wenig Hintergrundinformationen wollte Cornelius Palma zumindest schon noch erhalten. Man wusste schließlich nie, wann man sie noch einmal gebrauchen konnte, und wenn es nur darum ging nachzuvollziehen, welche Männer unter seinem Vorgänger für welche Ämter kandidierten.

    Als Decimus Serapio mit seiner Antwort begann und nach der Aufzählung der ehemaligen Taten auch diverse Anschuldigungen von sich zu geben begann, verfinsterte sich zunächst die Miene von Cornelius Palma. Das Gespräch schien keinen sonderlich konstruktiven Anfang zu nehmen. Mit jedem weiteren Wort, das Decimus Serapio dann aber sprach, hellte sich seine Miene wieder etwas auf, bis er fast belustigt wirkte.


    "Nun, vielleicht sollte ich meine Worte von eben etwas korrigieren. Ein Mann wie du, der in der Schlacht vor den Augen seiner Männer dumm genug war, sich abschießen und gefangennehmen zu lassen und der danach weder die Kraft für einen Selbstmord noch für ein ehrenhaftes Gespräch hatte, ist in den Augen seiner Männer, egal ob gefallen oder nicht, zweifellos kein Offizier mehr. Von daher würde ich mich an deiner Stelle hüten, von deiner Abscheu auf die mutmaßliche Abscheu eines echten Offiziers zu schließen. Aber ich glaube, in diesem Raum können wir auf weitere derartige gegenseitige Belehrungen verzichten. Verrate mir lieber, was dich dazu bringt, von deinen Annahmen überzeugt zu sein."


    Fragend blickte er seinen Gegenüber an und war durchaus gespannt auf die Reaktion. Zwar konnte er einem Rededuell auf dieser Ebene wie bisher durchaus etwas abgewinnen, hatte aber ursprünglich zumindest auf eine etwas konstruktivere Atmosphäre gehofft.

    Den kleinen Ausblick auf die persönlichen Pläne seines Klienten kam Cornelius Palma durchaus recht, denn natürlich war er auch gerne darüber informiert, was seine Klienten zu tun gedacht und nicht nur, was deren Klienten gutes wiederfahren sollte. Zumal es ihn auch gewundert hätte, wenn Aurelius Lupus für seine eigene Zukunft nicht ebenso Pläne hatte wie für seine Klienten.


    "Das freut mich zu hören, dass für dich dann also auch positive Veränderungen anstehen. Ich darf doch wohl davon ausgehen, dass ich dich in diesem Fall trotzdem noch als Zeichendeuter zu meinen Opfern hinzuziehen kann?"


    Mit dem Primus der Haruspecies als Zeichendeuter konnte bei so einem Opfer ja dann schließlich wirklich nichts mehr schief gehen, wenn es um die richtige Deutung des göttlichen Willens ging, was Cornelius Palma durchaus angenehm war. Und falls es mal bei einer anderen Angelegenheit darauf ankam, eine gewünschte Deutung zu bekommen, war es sicher auch nicht von Nachteil, wenn der oberste Haruspex sein Klient war. Entsprechend zufrieden und freundlich blickte Cornelius Palma drein, als er sich als Zeichen der weiteren Verabschiedung erhob.

    Was Duccius Vala über dieses Verhör zu berichten hatte, machte Cornelius Palma nicht unbedingt glücklich, aber er hatte derzeit auch keine Zeit, sich über Opportunisten im Senat ernsthaft zu echauffieren. Abgesehen davon, dass es sie ohnehin immer geben würde, musste er jetzt wohl erst einmal nach Gegnern suchen und Lücken füllen, bevor er die Loyalität einzelner einer genaueren Prüfung unterziehen konnte.


    "Das ist überaus schade, dass er von so geringer Standtfestigkeit ist. Immerhin ist er ein erfahrener Mann, der auf eine lange Karriere zurückblicken kann und verschiedene Ämter bekleidet hat. Vielleicht sollte ich darüber nachdenken, ihm ein weiteres hinzuzufügen. Immerhin brauche ich dabei dann wohl keine Rücksicht auf die Verwandtschaft zu nehmen. Das erleichtert die Arbeit, im Gegensatz zu den eben besprochenen Personen beispielsweise."


    Cornelius Palma warf einen kurzen Blick auf eine Liste, die auf seinem Tisch lag. bevor er weitersprach.


    "Wen haben wir noch auf der Liste? Iulius Proximus, ein Tribun?"

    Nachdem die wichtigsten Dinge geklärt und die wichtigsten Gespräche geführt waren, hatte Cornelius Palma eine Generalaudienz für alle Beamten der Kanzlei angesetzt, um auch die niederrangigen Mitarbeiter einmal kennenzulernen und zudem zumindest einen optischen Eindruck zu erhalten, wie groß sein Hofstaat eigentlich war und wo noch Lücken klafften. Und ein paar Mitteilungen hatte er auch mitgebracht.

    Nachdem auch alle anderen Anwesenden ihren Anteil am spontanen Kennelernen mit dem neuen Pontifex Maximus abbekommen hatten und Cornelius Palma den Eindruck hatte, dass er mit allen Anwesenden gesprochen hatte, löste sich die Runde langsam auf und auch die Schaulustigen zerstreuten sich spätestens jetzt.

    Wieder förderte die Frage eine knappe und pointierte Einschätzung zu Tage, wie Cornelius Palma sich das erwartet hatte. Da von einer Auctrix der Acta Diurna allerdings lange nicht so viel abhing wie von einem Praefectus Praetorio nahm er diese Informationen allerdings erst einmal so hin, ohne vertiefende Fragen zu stellen.


    "Sehr interessant. Also eine Person, die eher untypisch ist im Vergleich zu den anderen. Wer hat denn seine Einbindung in das Regime des Vescularius Salinator im Gegensatz zu ihr geleugnet? Senator Octavius Victor? Weißt du zufällig, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis er zu Octavius Dragonum steht, dem ich auf dem Schlachtfeld in Misenum gegenüber stand?"