Beiträge von APPIUS CORNELIUS PALMA

    "Ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen. Zum Zeitrahmen kann ich allerdings leider nichts versprechen."


    Auch wenn er es nicht gerne sah, so war Cornelius Palma derzeit schlicht nicht völlig Herr seiner Termine. Daran musste er wohl noch arbeiten, wenn er erst einmal einen Überblick über die Kanzlei hatte und wusste, wie er mit den dortigen Beamten am besten seine Tage kooridieren konnte. Bis dahin war es im Moment alles recht spontan.


    Genauso spontan ging es zum nächsten Thema über und wieder konnte Cornelius Palma sehr leicht zustimmen, auch wenn es sich gar nicht um eine persönliche Bitte handelte, sondern um eine Bitte für jemand anderen.


    "Auch hier möchte ich meinen, dass ich diesen Wunsch gerne erfüllen kann. Die meisten Männer dieses Ranges sind doch ohnehin Ritter und wenn es sich bei diesem so verhält wie du es beschreibst, dann sollte er es auch sein. Ich werde eine formelle Prüfung und die Erhebung veranlassen."


    Mit schnellen Zügen notierte er sich den Namen auf einer Tafel, die auf dem Tisch lag, ebenso wie den Namen des Tiberiers, über den sie zuvor gesprochen hatten. Damit waren die Wünsche dann wohl durch, zumindest wenn sich Aurelius Lupus an die vorher angekündigte Zahl hielt, so dass Cornelius Palma ganz langsam das Ende des Gesprächs einzuleiten gedachte.


    "Drei Anliegen, drei davon eher zum Wohle anderer als zu deinem eigenen. Deine Bescheidenheit und dein Einsatz für Rom ehrt dich. Ich hoffe, dass die Begünstigten deinen Einsatz zu schätzen wissen!"

    Es drängte sich der Eindruck auf, dass Decimus Serapio nicht wegen seiner militärischen Einbindung, sondern anderer Qualitäten und eben seinem bedingungslosen Einsatz für Vescularius Salinator zum Praefectus Praetorio geworden war. Cornelius Palma schien das nicht abwegig, immerhin konnte man eben auch gute Juristen, Ermittler, Bürokraten oder was auch immer die Vorzüge eben jenes Decimers sein sollten, auf so einem Posten gebrauchen. Aber es blieb wohl dabei, dass er sich eben selber ein genaues Bild machen musste.


    "Nun gut, ich erwarte auch nicht, dass er sich uns anschließt. Seinen Posten kann ich anderweitig besetzen, gerade wenn ich keine militärischen Informationen dadurch verliere. Es wäre wohl utopisch anzunehmen, dass sofort alle mir folgen, die gestern noch gegen mich gekämpft haben. Manche Wunden brauchen Zeit, um zu heilen und manchen Irrtum erkennt man erst nach Jahren. Aber wir schweifen ab. Es gibt weitere, mit denen du gesprochen hast. Was ist mit Decima Seiana? Was kannst du mir über sie berichten?"

    Die Nachfrage förderte tatsächlich einige Informationen zutage, die Cornelius Palma so nicht bewusst gewesen waren. Sein leicht in die Leere wandernder Blick verriet, dass er versuchte den Erklärungen zu folgen und sie zu verinnerlichen. Immerhin hätte er nicht nachgefragt, wenn er die Informationen nicht für nützlich halten würde.


    "Das hört sich doch gut an. Ich denke, das werde ich noch ein wenig weiter vertieft überprüfen lassen, aber ich sehe nichts, was dem entgegenstehen sollte. Hat er außer dir weitere Förderer, die ihn ebenfalls vorschlagen könnten? Sonst sollte ich ihn vielleicht vor der nächsten Sitzung des Collegiums einmal kennenlernen."


    Zumindest macht es in Cornelius Palmas Augen eine etwas seltsamen Eindruck, wenn er einen Mann zur Kooptation vorschlagen würde, den er vorher nicht ein einziges Mal persönlich getroffen hätte. Und Leute kennenlernen würde er sowieso noch sehr viele müssen in Rom in der nächsten Zeit.


    "Ich denke, ich werde in Kürze eine größere Audienz mit mehreren Gästen abhalten. Da sind noch ein paar Würdenträger verschiedener umliegender Städte, die mich treffen wollen. Bei einer solchen Gelegenheit könntest du mir deinen Klienten vorstellen, sofern es eben niemanden gibt, der ihn sonst vorschlagen kann in der Sitzung."

    Das zweite Anliegen war zumindest in seiner Form her noch erwartbarer als das erste, denn es gab wohl nur wenige klassischere Themen für ein gespräch zwischen Patron und Klient als die Klienten des Klienten. Dafür hatte man schließlich einen Patron, damit man von diesem Hilfe für seine Klienten erbitten konnte und man hatte Klienten, damit man von diesen Hinweise auf andere gute Männer erhielt und nicht jeden selber kennen musste. Zumindest in der Politik war das so und da konnte sich Cornelius Palma als politischer Patron sicher nicht ausnehmen.


    "Ein Tiberier, der die Reihen des Collegium Pontificium wieder auffüllen könnte? Nun, liebendgerne, möchte ich sagen. Aber sag, in welcher verwandtschaftlichen Beziehung steht er denn zu Tiberius Durus, dass er den Ordo Senatorius noch nicht bekleidet? Gibt es Zweige innerhalb dieser Familie, die der Politik bislang fern geblieben sind?"


    Cornelius Palma erinnerte sich vage an einige tiberische Senatoren, aber konnte natürlich unmöglich einen wirklichen Überblick über die verschiedenen Zweige der Gens haben, geschweigedenn über unbekanntere Zweige. Da konnte es nicht schaden, sich von seinem frisch gewonnen Klienten gleich mal ins Bild setzen zu lassen.

    Ein gutes Schlusswort, von dem Cornelius Palma hoffte, dass es sich vollständig als wahr erwies. Ob dies so war, würde sich aber wohl erst in Monaten, vielleicht sogar Jahren zeigen, wenn die nötigen Entscheidungen längst getroffen waren. Aber das gehörte nun einmal dazu, wenn man Menschen vertrauen musste.


    "Ich werde dich von meiner Entscheidung unterrichten lassen, sobald sie getroffen ist. Bis dahin grüße bitte auch deine Frau, wenn du nun wieder Gelegenheit hast, sie zu treffen."


    Auch wenn der Procurator dies nicht wissen konnte, da im Gespräch bisher überhaupt nicht über die Frau gesprochen wurde, so war dies sicher mehr als eine reine Höflichkeitsfloskel. Iunia Axilla würde dies beim Empfang der Grüße wohl noch eher erkennen können und ihrem Mann vermutlich aufklären.

    Mit der Antwort von Decima Seiana war zu diesem Thema wohl auch schon wieder alles gesagt, was dazu gesagt werden konnte und musste. Auch darüber hinaus oder zu den bisherigen Gesprächsinhalten hatte Cornelius Palma keine Fragen mehr, so dass er das Gespräch nun beenden konnte.


    "Dann haben wir alle Themen abgehandelt, denke ich. Ich danke dir für deine offenen Worte auf meine Fragen. Ich werde dich von meinen Entsacheidungen in Kenntnis setzen lassen, sobald diese getroffen sind."


    Einen Zeitrahmen dafür nannte er bewusst nicht, denn er konnte dazu einfach noch keine Schätzung abgeben, weil es zu viele verschiedene Einflussfaktoren gab, die er zumindest potenziell berücksichtigen musste. Es konnte eine Entscheidung von Stunden sein oder auch eine von Wochen. Wobei er letzteres nicht hoffte, weder für sich noch für Decima Seiana oder das Wohl Roms.

    Das waren äußerst wertvolle Informationen, die Cornelius Palma hier erhielt, auch wenn er sich natürlich mit der Sprechweise, dass die Rebellen auch Mörder des Valerianus waren, nicht einverstanden erklären konnte. Der entsprechende missbilligende Blick war allerdings nur von kurzer Dauer und wich dann wieder dem interessierten Gesichtsausdruck angesichts der andere Informationen.


    "Mit einem Mann, für den das Wohl Roms an erster Stelle steht wird man ja vielleicht noch arbeiten können. Oder machte er eher den Eindruck, dass er dem Schicksal des Vescularius folgen möchte? Ging ers in deinen Gesprächen außerdem allgemein um seinen Verbleib oder auch im konkrete militärische Informationen, die er zur Verfügung stellen konnte oder sollte beziehungsweise auch auf Nachfrage nicht preisgeben wollte?"


    Auch da gab es ja zahlreiche Nuancen zwischen dem verbissenen Verteidigen sowohl von Idealen und dem eigenen Leben oder einer eher gleichgültigen Einstellung angesichts eines verloren geglaubten Traumes.

    Cornelius Palma war einigermaßen erstaunt, dass Decima Seiana offenbar trotz der Zwangslage der letzten Tage und Wochen Gelegenheit und vor allem auch Muße gefunden hatte, über Reformen der Schola nachzudenken. Noch erstaunlicher war es allerdings, dass sie dafür offen bar Duccius Vala gewinnen konnte, der ja nun erst seit kurzem in der Stadt war und zweifellos auch andere Pflichten gehabt hatte, als sich über die politisch Durchsetzung von Änderungen an der Schola Atheniensis Gedanken zu machen. Aber offenbar war es so oder wurde zumindest von Decima Seiana so dargestellt.


    "Du kannst mir gerne einen Überblick dazu zukommen lassen und in der Tat bin ich daran auch interessiert, denn es ist durchaus mein Bestreben, dass Bildung und Wissen in Rom auf gesunden Füßen steht, um unsere Zukunft auf dieser Basis ebenso wie auf der Basis von Religion und Traditionen gestalten zu können. Aber mit einer lurzfristigen Einschätzung meinerseits dazu werde ich nicht dienen können, da mich andere Aufgaben aus der Vergangenheit noch etwas beschäftigen werden, bevor ich mich unbeschwert der Zukunft zuwenden kann. Aber wenn ohnehin für eine politische Vertretung der Anliegen im Senat gesorgt ist, ist ja bereits sichergestellt, dass sich viele weitere kluge Stimmen dazu werden melden können."

    Es hätte Cornelius Palma mehr als überrascht, hätte Aurelius Lupus nicht tatsächlich einige weitere Anliegen auf dem Herzen gehabt. Zumindest konnte er sich nur an sehr wenige Gegebenheiten erinnern, wo jemand darum bat, Klient eines Mannes werden zu wollen und dann nicht sofort irgendwelche Anliegen vortrug. Und wenn es solche Situationen gab, dann hatte der Patron da wohl vorher schon Wünsche erfüllt. Da das diesmal kaum der Fall war, war Cornelius Palma daher auf Anliegen gefasst gewesen, wobei das erste davon eher ein Ratschlag als ein richtiges Anliegen war, fand er.


    "Du sprichst ein wichtiges Kapitel an, das einiges an gründlicher Aufarbeitung bedarf. Zweifellos werden dort zahlreiche Verwaltungsakte überprüft werden müssen und vermutlich werden dies auch nicht alles die Gerichte machen können. Eine entsprechende Ankündigung zu machen, dass dererlei Dinge überprüft und gegebenenfalls eben auch zurückgenommen werden, ist eine sehr gute Idee. Ich werde dies veranlassen. Die Proskriptionen wurden ja bereits aufgehoben, so dass dadurch sicher einiges an nicht nicht vereinnahmten Vermögen ihren ursprünglichen Besitzern erhalten geblieben ist."


    Tatsächlich hatte Cornelius Palma auch noch zu wenig Einblicke in die Verwaltungsabläufe am Palast, um einschätzen zu können in welcher Weise und mit welcher Geschwindigkeit die Vermögenskonfiszierungen an unliebsamen Gegnern durchgeführt worden waren.

    Es war also tatsaächlich so, wie Corelius Palma es erwartet hatte, was die Schola Atheniensis allerdings auch ein wenig uninteressanter für die aktuen Betrachtungen machte. Ansich war Cornelius Palma durchaus daran interessiert, dass Bildung und Wissen in Rom gepflegt wurden, aber aktue Handlungen schienen diesbezüglich dann wohl nicht notwendig zu sein, um das Erbe seines Vorgängers geradezurücken. Aber über ein Sorgenkind weniger beschwerte sich Cornelius Palma derzeit sicher nicht.


    "Wenn dies so ist, dann ist es mein ausdrücklicher Wunsch, dass die Tätigkeit der Schola Atheniensis soweit wie möglich in geordneten Bahnen weiter läuft. Bist du in der Lage, mir in den nächsten Tagen schriftlich Bericht zu erstatten, ob in den Wirren der letzten Tage und Wochen wichtige Schlüsselpersonen der Schola abhanden gekommen sind?"


    Zumindest in diesem Punkt gab es für Cornelius Palma nach dem bisherigen Gesprächsverlauf keinen Grund, Decima Seiana nicht zu vertrauen.

    Cornelius Palma folgte den Ausführungen schweigend und lediglich eine regelmäßiges Nicken und ein nicht zu übersehendes wohlwollendes Lächeln zeigten an, dass er ganz offensichtlich einverstanden war. Erst als Aurelius Lupus geendet hatte, fasste er diese Zustimmung auch wieder in Worte.


    "Hätte es tatsächlich noch eines Beweises bedurft, dass du ein hervorragender Politiker und Redner bist, so hast du ihn soeben erbracht. Ich bin sehr froh, Männer wie dich im Senat zu sehen und dementsprechend bin ich auch sehr froh, dich ganz persönlich zu meinen Klienten zählen zu dürfen. Der gemeinsamen Vergangenheit wegen genauso wie der Zukunft Roms geschuldet, denn das eine bedingt das andere."


    Immerhin konnten gewisse Details aus der gemeinsamen Vergangenheit die gemeinsame Zukunft jäh beenden und Rom wieder in einen schlimmen Zustand führen. Und selbst ohne jeden Eigennutz war letzteres wohl für niemanden wünschenswert.

    Auch diese Antwort fiel nicht so klar aus, wie Cornelius Palma sich das erhofft hatte, denn genaugenommen beantwortete sie seine Frage nicht. Immerhin schloss sie das Militär aus, aber auf eine solchen Posten hätte Cornelius Palma dem bisherigen Procurator nach diesen Gespräch ohnehin nicht versetzen wollen. Ob er nun aber gerne am Hof bleiben wollte oder zumindest in Rom oder ob er doch lieber die Familie dem Dienst vorzog, das blieb unklar. Aber so viel väterliche Fürsorge, noch einmal nachzufragen, wollte Cornelius Palma dann auch wieder nicht aufbringen für einen Mann, den er heute zum ersten Mal gesprochen hatte.


    "Dann wird es dich freuen, dass du dazu nun Gelegenheit erhalten sollst. Ich vertraue darauf, dass du die Stadt nicht verlässt und dem Palast jederzeit zur Verfügung stehst, damit die Abläufe hier ins rollen kommen, bis ich über deine Zukunft entschieden habe. Möchtest du noch etwas dazu sagen?"

    Auch diesen Erklärungen konnte Cornelius Palma nicht ganz folgen. Tatsächlich schien der Procurator in diesem Fall andere Dinge zu sehen als er selber. Weiter vertiefen wollte er diese Debatte nun aber nicht, da sie wohl kaum zu einerm Ergebnis führen würde.


    "Ich werde mir wohl Akten dazu kommen lassen müssen, um deine Ausführungen zu verstehen. Belassen wir es also dabei, dass Vescularius Salinator deine Empfehlungen regelmäßig übergangen hat und dein Einfluss dadurch geschmälert wurde. Aber gehen wir für eine Weile davon aus, dass an der Kanzlei optimale Arbeitsbedingungen herrschen. Besteht deinerseits Interesse an der Fortführung der Arbeit, möchtest du überhaupt weiter in Diensten des Hofes stehen oder lieber militärische Aufgaben wahrnehmen oder hast du völlig andere Pläne, wenn du frei wählen könntest?"


    Dass er nicht wirklich frei wählen konnte, war ihm sicherlich klar und Cornelius Palma wusste es ebenfalls. Aber immerhin hatte er an anderer Stelle zugesagt, den Fall wohlwollend zu prüfen und dazu gehört für ihn ganz selbstverständlich, dass er auch nach der Meinung des Betroffenen fragte und sie berücksichtigte.

    Tatsächlich schien Cornelius Palma auch Duccus Vala kein Mann für langes Vorgeplänkel zu sein, was seinem gut gefüllten Terminkalender sehr entgegen kam, so dass er sich dann auch gleich auf die Arbeit stürzte.


    "Dann lasse uns gleich mit dem ranghöchsten Mann beginnen, der festgesetzt werden konnte: Decimus Serapio. Mir wurde berichtet, dass er in den Gesprächen mit dir eher unkooperativ war. Wie habe ich mir das vorzustellen? Über was wurde gesprochen?"


    Unkooperativität konnte schließlich alles bedeuten, von völliger Schweigsamkeit bis hin zu beredeten Diskussionen, die keinerlei Gesinnungsänderung bewirkten.

    Cornelius Palma hatte es schon geahnt, dass dieses Anliegen auf den Tisch kommen würde und er konnte nicht behaupten, dass ihm Flavius Furianus in der Art wie er es vortrug sympathisch wurde. Dementsprechend schüttelte er milde lächelnd den Kopf.


    "Senator Flavius, ich bin überzeugt, dies hier ist weder der geeignete Ort, noch die geeignete Zeit oder die geeignete Runde, dieses Anliegen weiter zu vertiefen. Der Zustand der Staatskasse ist noch nicht einmal zur Gänze bekannt, so dass es per se schon einmal unseriös wäre, darüber Spekulationen anzustellen. Wenn die Aufhebung der Steuerfreiheit ein Unrecht war, dann ist es ferner die Aufgabe eines richterlichen Gremiums, dieses Unrecht festzustellen und ein solches richterliches Gremium sind wir beide hier sicher nicht. Und schließlich sind Steuern seit jeher eine Res Publica gewesen und gehören meines Erachtens daher im Senat besprochen. Dort kann dann auch jeder für den sprechen, für den er mag."


    Davon, dass ihm Flavius Furianus hier im Zwiegespräch den Beistand der Patrizier versicherte, nur um im gleichen Satz zu sagen, dass er gar nicht im Namen seines Standes sprechen kann, hatte Cornelius Palma nämlich wenig genug, um damit wirklich unangemeldete Gesprächstermine füllen zu müssen.

    Beim Stichwort Proskriptionslisten begann Cornelius Palma im Stapel mit den Abschriften zu blättern, während er weiter Decima Seiana zuhörte. Tatsächlich fand er wohl eine Tafel, die ihm zu diesem Stichwort zu passen schien und überflog sie, bevor er sie wieder weglegte und seine Aufmerksamkeit wieder komplett auf Decima Seiana richtete.


    "Gut, danke für diese Beispiele. Ich denke, damit kann ich mir nun in der Tat ein besseres Bild machen. Worüber wir bisher noch gar nicht gesprochen habe ist deine Funktion an der Schola Atheniensis. Gab es dort eine ähnliche Einflussnahme oder wurde diese Institution von Vescularius Salinator als politisch bedeutungslos wahrgenommen, so dass er dort keine Eingriffe vornahm?"


    Cornelius Palma tippte auf letzteres, denn von einem politischen Einfluss der Schola hatte er bisher auch in seiner eigenen Zeit in Rom wenig wahrgenommen, auch wenn die rhetorische und juristische Ausbildung, die dort vermittelt wurde, zweifellos nicht unwichtig war. Gerade auch für Cornelius Palma, der gut gebildete Jungpolitiker durchaus schätzte.

    Das erste Anliegen war tatsächlich eines, das Cornelius Palma nicht sonderlich berührte oder ihn zum Nachdenken brachte. Zumindest nicht darüber, ob er dem Wunsch stattgeben sollte oder nicht, sondern eher darüber, wer wohl genau für diesen Verwaltungsakt zuständig war. Einen so genauen Überblick über die kaiserliche Kanzlei und alle ihr angegliederten, zugeordneten und unterstehenden Verwaltungsstellen hatte er nämlich noch längst nicht.


    "Die Nutzung steht dir frei, solange sie nicht mit dem Festkalender kollidiert. Kläre das einfach mit der zuständigen Stelle und unterrichte mich bitte rechtzeitig über den Termin."


    Damit war die Angelegenheit für ihn erledigt und Cornelius Palma konnte zu dem persönlichen Anliegen kommen, welches nicht gerade überraschend war. Abgesehen davon, dass er nun der Kaiser und damit zweifellos ein äußerst begehrenswerter Patron war, gab es schließlich gute Gründe, warum zwischen Aurelius Lupus und ihm ein besonders enges Band geknüpft sein sollte, genauso wie zu einigen anderen Senatoren. Aber vielleicht hatte der Senator darüber hinaus ja noch weitergehende Gedanken, die Cornelius Palma gerne erfahren wollte.


    "Ich bin deinem Wunsch sicher nicht abgeneigt, zumal ich mir sicher auch in meinem neuen Amt die Unterstützung von Klienten sichern muss. Gerade wenn man die Traditionen beleben und nicht durch die Einsetzung seiner Klienten in den Senat in die Freiheit der Politik eingreifen möchte, muss man wohl den umgekehrten Weg gehen und sich seine Klienten unter den Senatoren suchen und sie so an sich binden. Doch was versprichst du mir für dieses Band und was versprichst du dir selber davon? Auch wenn der Senat mich mit großer Macht ausgestattet hat, so kann ich doch sicher nicht alle Wünsche erfüllen."


    Gespannt blickte er den Aurelier an und wollte wirklich gerne erfahren, welche Wünsche und Pläne dieser mit dem Patronat verband.

    Mit seinem Besuch im Atrium Vestae ein Dankesopfer zu verbinden, schien Cornelius Palma keine schlechte Idee zu sein. Überhaupt schien es ihm eine gute Idee zu sein, Besuche an besonderen Orten immer mit einem Opfer zu verbinden, denn immerhin war er nun oberster Priester. Was pragmatisch gesehen bedeutete, dass es immer jemanden geben würde, der ihm bei der Vorbereitung der Opfer helfen würde, so dass er sich mit diesem Vorhaben nicht einmal zu viel Arbeit machte. Von der hatte er nämlich ohnehin schon genug. Dementsprechend blieb er bei der Vota pro Salute Imperatoris auch erst einmal vorsichtig.


    "Ja, ein Dankopfer wird sich mit diesem Besuch zweifellos verbinden lassen. Für weitere Zeremonien möchte ich dir jedoch keine Versprechen geben, die ich nicht einhalten kann. Zumal ich die anderen Pontifices ja hoffentlich auch ohnehin bei anderen Gelegenheiten sehen werde."


    Auch wenn er bei den letzten Worten mehr in die Runde als zu Decima Messalina blickte, um alle mit einzubeziehen und das Gespräch nicht zu einem reinen Zwiegespräch werden zu lassen, hatte er ihren Namen doch vernommen und würde ihn sich wohl merken. Oder zumindest notieren, denn schließlich sollte er wohl die Namen derjenigen kennen, die ihn als Vater bezeichneten.


    Sim-Off:

    Du magst nicht zufällig einen Artikel im Wiki über die vota pro salute imperatoris schreiben, damit alle Beteiligten eine Orientierung haben, bevor wir es ausspielen?

    Mit einem diplomatisch unverbindlichen Lächeln machte es sich Cornelius Palma in seinem Stuhl etwas bequemer, als er die verschiedenen Ansinnen des Senators gehört hatte. Dem Mann konnte geholfen werden!


    "Es ehrt dich, dass du auf diese Weise deinen Beitrag leisten möchtest und du hast meine volle Unterstützung dabei. Zweifellos hast du dir bereits meine Rede im Senat als Abschrift zukommen lassen und diese studiert, so dass dir bekannt ist, dass ich bezüglich des Wiederaufbaus unseres Staates gerne das Bild des Bauwerks verwende. Ja, es findet meine vollste Zustimmung, dass du dich diesem Aufbau auch physisch widmen möchtest und deine Verantwortung für die Allgemeinheit auf diese Art und Weise wahrnehmen möchtest. Und auch meine Einstellung zur Genugtuung und Vergeltung wirst du dieser Abschrift entnommen haben und daher wissen, dass es mein fester Wille ist, dass Unrecht beseitigt und Schäden beglichen werden, genauso wie es meine Überzeugung ist, dass unsere Gerichte die gerechten Strafen gegen jene verhängen werden, die dem Einzelnen und ihrem eigenen Vorteil gedient haben oder in Zukunft dienen statt dem Wohle Roms."


    Mit diesen Worten war aus seiner Sicht zunächst einmal alles gesagt, denn eine weitere Beurteilung und Einmischung verbot sich wohl von selber, wenn man gerade erst auf die Gerichte verwiesen hatte. Daher schwieg Cornelius Palma und blickte den Senator an, ob dieser noch etwas hinzuzufügen hatte.

    Aus seiner eigenen Zeit als Senator, in der er in Rom weilte und nicht in einer der Provinzen, war Cornelius Palma die Gens Decima selbstverständlich ein Begriff und die verschiedenen großen Namen, die sie hervorgebracht hatte, waren ihm nicht unbekannt. Von daher konnte er die Antwort von Decima Seiana verstehen, hatte sie sogar so in etwa erwartet und nickte daher leicht, ohne damit zwangsläufig emotionale Zustimmung signalisieren zu wollen.


    "Dein Einsatz für deine Familie ist ehrenwert und dass du nicht einfach so vor Vescularius Salinator weichen wolltest, war zweifellos eine richtige Entscheidung. Kannst du mir ein Beispiel nennen für eine Veröffentlichung der Acta Diurna, die du erfolgreich zumindest zurückhaltender gestalten konntest, als sie der Kaiserhof wünschte?"


    Zumindest einige der Artikel der Acta Diurna aus der Herrschaftszeit des Vescularius Salinator schien man in Abschrift bereitliegen zu haben im kaiserlichen Arbeitszimmer. Ob es offizielle Abschriften waren, die ohnehin im Palast lagerten, oder solche, die Cornelius Palma als Informationsquelle zugesandt worden waren, war dem Stapel nicht anzusehen. Für den Inhalt würde es aber wohl auch egal sein, solange es sich um getreuliche Abschriften handelte.