Beiträge von Gaius Caecilius Crassus

    Crassus bot seinem Gegenüber gleich bei seinem Eintreten einen Platz an und begrüßte ihn freundlich. Dann hörte er aufmerksam seinen Ausführungen zu, die Avarus ja gleich vorgebracht hatte:


    Ach, es geht um die Grundstücke? Was für Dinge haben sich denn diesbezüglich zugetragen? Hast du denn schon eine Entscheidung getroffen?

    Ah, hatte sich Crassus wohl getäuscht, na gut, war ihm auch recht. Er erhob sich mit seinem Gast und begleitete ihn zur Türe. Da er ja sowieso gleich in die Castra gehen wollte, lag das ja eh auf dem Weg:


    Keine Ursche. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag, vale.

    Schön. Da ich ihn nicht direkt selber zu einem Tribunen der Vigiles ernennen kann, werde ich dem Kaiser eine Empfehlung schreiben und seine Ernennung vorschlagen. Ich würde dich dann informieren, sobald ich eine Antwort des Kaisers erhalten habe.

    Tribun bei den Urbanern, stimmt, ich erinnere mich. nachdenklich fuhr sich Crassus über das Kinn. Er hatte mit diesem Octavier mal zu tun gehabt. War schon eine Ewigkeit her aber damals hatten sie eine Feldübung zusammen durchgeführt, wenn sich Crassus recht erinnerte.


    Das erwähntest du nicht. Nun gut, also seinen alten Posten als Tribun kann er ja erst einmal nicht wieder haben. Dafür hat sich in letzter Zeit zu viel geändert. Dann bliebe ein anderer Posten bei den Urbanern übrig. Da wäre der des Praefectus Castrorum wohl am ehesten etwas, wobei ich diese Position nicht so mir nichts dir nichts besetzen werde und zum anderen eine Neubesetzung des Postens mit dem Kaiser abgesprochen werden müssten. Darüber hinaus wäre auch noch eine Position bei den Vigiles in Betracht zu ziehen. Vielleicht als Tribun dort und dann mit der Möglichkeit ziemlich bald Subpraefectus zu werden...


    Hat er denn irgendwelche Andeutungen gemacht, was ihm am liebsten wäre?

    Mit einer einladenden Geste bat Crassus seinen Klienten sich zu setzen. Noch im selben Atemzug setzte er sich selbst auch auf die angebotene Bank.


    Jetzt bin ich schon hier, da werde ich dir diese Zeit natürlich schenken. Bitte, sprich.

    Detritus musste im Atrium nicht sehr lange warten, bis Crassus ihn dort aufsuchte. In seiner Rüstung - denn Crassus hatte eigentlich vor gehabt gleich in die Castra zu gehen - trat er auf ihn zu und begrüßte ihn:


    Octavius, ich grüße dich!

    Im Leben muss man sich nun einmal entscheiden, ob man wohlhabend und einflußreich sein möchte oder aber reich und mächtig. Ersteres war zwar nicht einmal für jeden zu erreichen, doch wer diese Wahl wirklich hatte, würde dies spielerisch erreichen - denn nur Wenige von den Göttern auserkorene wurden mit so einer großen Begabung beschenkt. Wenn sich so eine Ausnahme für ersteres entscheidet, hat er viel Zeit, wenn für letzteres, viele Pflichten. Crassus hatte sich für letzteres entschieden und deshalb gab es für ihn keine Zwefeil an seiner Arbeit - nicht zu letzt, da es keine bewusste Entscheidung wie der Kauf einer Sänfte ist, sondern ein langwieriger Prozess, der unterbewusst abläuft.


    Sie hätten den Luxus, den ich euch schenke, in vollen Zügen genoßen. antwortete Crassus trotzig auf Lucias Einwand mit den Eltern.


    Ja, ich werde ihnen bescheid geben lassen. Ich wünsche dir eine Nacht.


    Wie sich Lucia verstohlen eine Träne aus den Augen wischte entging Crassus, da er sich schon wieder an den Brief gemacht hatte.

    Natürlich. antwortete Crassus auf Gracchus Frage der Begleitung: In diesen Tagen abends oder auch tagsüber ohne ausreichende Begleitung das Haus zu verlassen, wäre ja die reinste Verspottung von Fortuna. Viel zu unsicher sind die Straßen.


    In der Tat fiel Crassus Gefolge heute recht groß aus, was nicht nur allein an seinen Sicherheitsbedenken gelegen hatte, sondern auch einen repräsentativen Zweck erfüllen sollte. Wenn man das schon nicht bewundern konnte so sollte man zu mindest etwas eingeschüchtert werden. Und wenn selbst das bei ganz Hartgesottenen nicht eintrifft, dann wollte er wenigstens bemerkt werden.


    So werde ich diesen Scriba erwarten. Ich wünsche dir eine angenehme Nachtruhe und mögen die Götter ihre Hand schützend über dich und deine Familie halten. Vale


    Crassus nickte dem Flavier zu und ließ sich dann Richtung Ausgang führen.

    Hatte Crassus Commodus eigentlich schon gesagt, dass er jetzt aufstehen konnte, da das Gespräch vorrüber war? Crassus konnte sich nicht daran erinnern, es kam ihm auch so vor, als ob er einen Moment eingeschlafen wäre und schon eine Stunde der Stille vergangen sei.


    Mit diesem Besuch würde ich nicht rechnen. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag. Vale.


    Er nickte seinem ehemaligen Freund zu und machte sich dann an irgendwelche nicht so wichtige Aufgaben.

    Tatsächlich war Crassus noch zu dieser späten Stunden beschäftigt gewesen. Es ging dieses Mal allerdings nicht um irgendeine Aufgabe, die die Prätorianer oder Urbaner betroffen hätte, sondern um einen privaten Brief an seinen alten Freund Lucianus, den derzeitigen Statthalter von Germanien. Schon vor einer ganzen Weile hatte Crassus einen Brief von ihm bekommen, doch erst heute hatte er Zeit gefunden ihm zu antworten - zumindest wenn man es "Zeit finden" nennen konnte, wenn man erst spät abends mit dem Schreiben anfangen konnte, wenn normale Menschen sich schon ins Bett begaben. Dass diese Schlachung des Körpers auf Dauer nicht gut sein konnte merkte Crassus immer deutlicher. Waren anfangs nur gelegentliche Gedächtnislücken die Folge, so setzte jetzt stellenweise die Erinnerung bei ganz normalen Dingen aus und als ob das nicht genug gewesen wäre, kamen wahnsinnige Kopfschmerzen dazu.


    Du weißt doch genau, dass ich das nicht einfach so mir nichts dir nichts machen kann.


    antwortete Crassus, der Lucia zwar beim Eintreten kurz ansah, aber gar nicht registrierte, wer da hereinkam. Erst als sie den Teller auf den Schreibtisch stellte und ihm die Feder entriss, wurde er sich ihre Gegenwart wirklich bewusst.


    Es kann mir eben nicht egal sein, wenn ich dann die Verantwortung trage. Es gibt Aufgaben die muss man erfüllen, egal wie ungern man sie macht oder wie erschöpft man ist. Entweder weil man sich dazu verpflichtet hat oder weil man es einem alten Freund schuldig ist so wie heute. Doch...


    Crassus griff zu den Weintrauben und nahm sich von ihnen gleich eine Handvoll, die er nach und nach verzerrte:


    ... danke für das Essen. Ich werde mir deinen Rat zu Herzen nehmen. Crassus suchte ihre Augen und als er sie fand wurde ihm klar, dass ihr das Versprechen wohl kaum reichen würde: Doch den Brief möchte ich gerne heute noch fertig schreiben. Wir können ja morgen ein gemeinsames Abendessen, dann holen wir Tiberius noch dazu und wer sich sonst noch so auftreiben lässt. Dann habe ich auch für ein paar Stunden etwas Abstand von meiner Arbeit. Was meinst du?

    Auf dem sehr kurzen Weg vom Peristyl bis zur Porta tauschte Crassus noch einige Floskeln mit Avarus aus. An der Porta dann angekommen wurde das Gefolge von Crassus, welches vor der Türe gewartet hatte, durch sein Hinaustreten aufgeschreckt und in Aufstellung gebracht.


    Ich wünsche dir, Avarus, noch eine angenehme Nachtruhe und möchte dir damit noch einmal für das Essen danken.
    Vale bene.

    Dann wollen wir Hoffen, dass meine Sorge wirklich unbegründet ist.


    Crassus stellte seinen leeren Becher auf den Tisch ab und deutete seinen baldigen Abschied an, in dem er sich anschickte aufzustehen. Der Abend war zwar noch nicht so weit vorrangeschritten, doch da das Essen schon beendet war, war es sicherlich nicht allzu unhöflich sich jetzt schon zu verabschieden- vorallem, da der Flavier sicher auch froh sein würde, wenn diese gespannte Situation endlich vorbei sein würde. Und davon mal abgesehen wäre jedes weitere Gesprächsthema sehr erwzungen gewesen und das wollte Crassus weder sich noch dem Flavier zumuten müssen.


    Ich danke dir, Flavius, für deine Einladung und für Speis und Trank, welche du mir heute Abend angeboten hast. Doch ich denke ich werde nun schon wieder aufbrechen. Die Arbeit, die heute hat Ruhen müssen, wird morgen um so früher bearbeitet werden müssen...

    Sofern ich nicht gerade im Palast verweile, ist davon auszugehen, dass ich dort anzutreffen bin, ja.


    Crassus rutschte langsam von der Kline und kündigte damit seinen baldigen Abgang an:


    Ich danke dir für deine Gastfreundschaft heut Abend, welche eine produktive Atmosphäre vermittelt hat in welcher wir vielerlei Dinge besprechen und auch klären konnten. Doch nun ist der Abend schon vorrangeschritten und ich möchte deine Gastfreundschaft durch meine Anwesenheit nicht länger strapazieren.


    Gleichzeitig mit dem Ende der üblichen Floskeln hatte sich Crassus vollständig erhoben und aufgerichtet.

    Sauer eingelegte Trauben. Wenn man sehr abergläubisch war konnte man durchaus denken, dass das ein Streich des Schicksals gewsesen ist. Als ob der Koch vor der Zubereitung der Speisen gewusst hätte, dass diese Speise fast perfekt zu der aktuellen Stimmungslage des Gesprächs passen würde. Denn auch wenn das derzeitige Gesprächsthema äußerst unverfänglich und auch neutral war, so färbte das vorrangegangene natürlich auch auf dieses ab und drückte die Stimmung entsprechend. Zumindest empfand es Crassus so und er konnte sich nicht vorstellen, dass es seinem Gegenüber groß anders ging. Doch da Crassus nicht sehr abergläubisch war kam ihm dieser Gedankengang nicht, doch trotzdem dachte er an den Koch. Denn Crassus hatte nicht viel für so saure Speisen übrig. Er aß sie zwar ab und an, aber nur auf solchen Veranstaltungen und Empfängen, bei denen man keine andere Wahl hatte, wenn man den Gastgeber nicht beleidigen wollte. Für sich selbst oder bei sich zu Hause ließ er sich nie solche Speisen anrichten.
    Mit einer dementsprechenden Freude nahm er sich eine Traube und aß sie langsam. Er verzog kurz das Gesicht als die Säure seinen Gaumen erreichte und spülte den Geschmack mit einem kleinen Schluck Wein hinunter. Er merkte nun langsam doch etwas von dem vielen Weinkonsum und beschloss deshalb seinen Konsum für heute Abend einzuschränken:


    Dein Vetter Felix? Das ist der Senator Flavius Felix, nehme ich an? Von ihm hat man in letzter Zeit ja auch nicht so viel gehört. Man munkelt, er würde auf einem Landsitz verweilen und sich den Rosen widmen... ihm geht es aber soweit schon gut oder muss Rom befürchten bald den nächsten großen Mann zu verlieren? In den letzten Wochen gab es ja schon genug von diesen Tragödien....


    Natürlich war Crassus über Felix' Verbleib bestens informiert, einen so wichtigen und mächtigen Senator ließ er natürlich ohne Unterbrechung beobachten und verfolgen. Doch fiel ihm abgesehen davon keine passende Erwiderung ein.

    In Ordnung. Wirst du mir dann zu gegebener Zeit deine Entscheidung mitteilen oder soll ich nach einem von dir festgelegten Zeitraum jemanden zu dir schicken, der deine Entscheidung einholt? Welche der Möglichkeiten ist dir die genehmere?


    Da sich solangsam das Gespräch dem Ende neigte, trank Crassus seinen Becher leer, ließ ihn aber nicht mehr auffüllen und stellte ihn auf den Tisch zurück. Der Abend war doch nun auch schon weit fortgeschritten und die wichtigen Themen wohl alle schon besprochen, sodass Crassus mit dem Wissen, einen nicht ganz unerfolgreichen Arbeitstag gehabt zu haben, heute Abend gewiss gut einschlafen würde können.

    Auf dem Weg des Vollstreckers und Crassus aus den Karkergewölben kamen ihnen zwei Priester entgegen und grüßten sie flüchtig. Ohne Zwefel würden sie sich nun der Körper der beiden eben Getöteten annehmen und dafür sorgen, dass sie ihres Verbrechens entsprechend entsorgt werden würden.


    Als die beiden die Gewölbe verlassen hatte und sich von nun an ihre Wege wieder trennen würde, verabschiedete sich auch Crassus von dem Magistraten:


    Mögen die Götter auch über dich ihre schützende Hand halten, valel.


    Während der Magistrat den Weg zum Tor wählte, ging Crassus zurück in sein Officium.