Als er ihre Erwiderung bezüglich der Prätorianer hörte, begann er unweigelrich in ihr Lachen einzustimmen und mitzulachen. Tss, das waren ja Ideen, auf welche nicht einmal Crassus kommen würde: Ja, da würde sogar das mit dem in Gold gießen funktionieren, ohne das lebende Objekt vorzeitig töten zu müssen. Denn ich bezweifel es stark, dass sich Prätorianer bewegen würden, wenn es ihnen nicht erlaubt wäre - auch dann nicht, wenn sie von kochend heißem Gold umgeben wären. Tja, bei uns lernt man halt noch, was wahre Disziplin und Aufopferung ist. Crassus grinste schelmisch. Eigentlich war es ja nicht einmal so eine schlechte Idee, Sklaven einer militärischen Ausbildung zu unterziehen und ihnen Zucht und Unterordnung beizubringen. Das würde einem jede Menge Ärger ersparen und man bräuchte keine gesonderte Leibwache. Allerdings würde es da einen Haken geben: Sklaven waren in der Regel nicht gerne Sklaven und bekamen im Gegensatz zu einem Prätorianer gar kein Geld. Dann würden sie diese Ausbildung wohl auch nur wenig motiviert wahrnehmen und die, die sie motiviert angehen würden, würden sie wohl nur so angehen, um mit dem neuen Wissen den Herrn erledigen zu können und so Rache zu nehmen. Scheiß Gedankengang, der nur wertvolle Zeit gestohlen hatte, welche er viel lieber mit Arrecina vertrieben hätte. Immerhin würde er sich noch eine ganze Weile mit der bloßen Erinnerung an sie laben müssen. Ihm fröstelte etwas bei diesem Gedanken und er verdrang ihn schnellstmöglich. Sich darüber Sorgen, Ängste oder sonst etwas zu machen, würde er später immernoch mehr als genug haben. Spätestens, wenn er ihre vermeindliche Wärme und ihre süße Stimme nicht mehr hören würde, sie aber doch so gerne hören würde.
In den nächsten Minuten - oder waren es sogar Stunden oder doch nur Sekunden, gar Momente? - kehrte Stille ein und Crassus sah, nein, starrte viel mehr, Arrecina an. Wie es nur sein konnte, dass so ein kleines, junges, undschuldiges Ding, jegliche Wahrnehmung und Empfindung in ihren Bann zog? Konnte das überhaupt sein, oder redete es sich Crassus nur ein? Vielleicht, fand Crassus am wahrscheinlichsten, hatten ja sogar die Götter ihre Hände im Spiel. Ob sogar eine Göttin vor ihm stand? Vielleicht trieben die Götter ja nur ein Spiel mit ihm und Venus hatte sich in eine Menschengestalt gezwängt? Auszuschließen war es ja nun wirklich nicht. Dieses braune, gepflegte, fast schon duftende Haar, die elegante Kleidung, die ihre Figur betonte. Natürlich war die Figur nicht schon fertig ausgebildet, ging Crassus zumindest von aus, doch es war auch schon mehr als nur der Ansatz zu erkennen. Und oft waren es doch die Andeutungen, die die Phantasie und Vorstellungskraft erst richtig ansprachen und anregten. Und bei Crassus war es natürlich nicht anders. Er hätte lügen müssen, wenn er gesagt hätte, dass ihn dieses unschuldige und kindliche nicht gereizt hätte. Ja, eher das Gegenteil war der Fall.
Schließlich hatte er schon viele Frauen gehabt, aber noch keine, welche wirklich gerne mit ihm zusammen war - von einigen Jugendgeschichten mal abgesehen. Und nun schien es nach einer Stunde fast so, als ob das, was über Jahre hinweg undenkbar war, plötzlich wahr werden könnte. Ganz ohne Vorbereitung, ganz ohne Planung, ganz ohne Zutun. Bumm, einfach so. Das Leben war schon ein komisches Spiel, wie Crassus fand. Solange gehofft und gebangt, die Hoffnung fast schon aufgegeben und dann doch noch erhalten, was solange begehrt. Doch was hatte Crassus begehrt? Gesicht, Aussehen, Form kannte er ja nicht. Ob er nur das Gefühl begehrt und gewollt hatte, geliebt zu werden? Ach, scheiß egal, blas Crassus auch diesen Gedanken hinweg, wichtig war doch nur, dass diese Zufriedenheit nie enden würde.
Jegliche Erinnerung an Lucilla hatte er immernoch erfolgreich unterdrückt. Denn wenn er ehrlich wäre, hätte er zugeben müssen, dass er schon damals mit ihr eine ähnliche Phase der Hoffnung durchgemacht hatte. Doch das war Geschichte und ein abgeschlossenes Kapitel. Mehr als nur abgeschlossen, wie man gerade feststellen konnte sogar ein verdrängtes.
Ihre offenen Worte jagten einen Schauer nach dem anderen durch Crassus. Einer wohliger und angenehmer als der andere. Selten hatte er solche Worte gehört, die allein für ihn bestimmt waren. Worte, die offener hätten nicht sein können, deren Wahrheitsgehalt nur ein absolutes Arschloch angezweifelt hätte. Vielleicht hätte sogar Crassus dieses Arschloch sein können, schließlich gab es sicher einige Frauen, die gerne seine Frau sein würden. Die Frau des Praefecten der Prätorianer, wohlgemerkt. Doch Arrecina sagte die Worte anders. Etwas peinlich berührt, aber nicht wankelmütig. Ernst aber nicht trocken. Einfach ehrlich. Er begann zu lächeln und strich ihr langsam mit der rechten Hand über ihren linken Arm. Soll der Cerco, oder irgendjemand anderes, es doch wagen: Deine Worte adeln mich mehr, als es der Kaiser je könnte. er sah sie leicht angespannt an, da er nicht so recht wusste, was er erwidern sollte. Ihm ging so viel und dabei doch so wenig durch den Kopf, dass er nicht wusste was nun sinnvoll war und was nicht. Er wusste, die Atmosphäre, die Nähe die sich zwischen den beiden gerade aufbaute konnte in jedem Fall nur unvorteilhaft sein. Hier an diesem Ort zumindest - auch wenn es keine körperliche war.
Liebliche Arrecina ich genieße jeden Moment hier mit dir an diesem.. diesem wohl ungeeignetsten Ort mehr als ich es bisher jemals habe. Und das lässt nur einen Schluß zu... er schluckte und sah sie fest an, auf dass sie den Satz vervollständigen solle, wenn sie wusste, worauf er hinauswollte.
So machen wir es. Lass uns aber dafür beten, dass es soweit nicht kommen wird. Dass mich dein Vater mit offenen Armen empfangen wird. Crassus grinste bei diesem Gedanken - allerdings nur kurz. Denn ernst fuhr er fort: Versprich mir aber, dass du auf jeden Fall mir eine Nachricht zukommen lassen wirst, ja? Bitte, tu mir diesen Gefallen, egal was dein Vater oder sonstwer gesagt hat. Nichts würde mich mehr quälen als die Ungewissheit. Und wenn du mir nur schreibst, dass du keinen weiteren Brief mehr von mir haben möchtest. alleine schon bei dem Gedanken stach etwas in sein Herz. Mittenhinein. Ich weiß nicht warum du zu dem Schluß kommen solltest, aber bitte, sage es mir dann. inzwischen hatte er aus einem Instinkt heraus ihre Hand ergriffen und drückte sie. Ich werde deine Hand erst wieder loslaßen, wenn du es mir versprochen hast. und nun konnte sich Crassus doch noch ein Grinsen abringen, auch wenn er unbedingt noch ihr Versprechen hören wollte. Wahrscheinlich, so dachte er, wäre das sowieso unnötig, denn im Moment jetzt würde sie, so wie er die Lage einschätzte, eh sagen, dass sie es wird. Denn sollte sie wirklich zu dem Schluß kommen, dass sie ihn nie wieder sehen wollte, so würde ihr Versprechen daran sicher nichts ändern.
Crassus wusste nicht warum, aber in der Zeit, in der Arrecina am wenigsten sagte und somit am wenigsten von sich gab, war sie am intensivsten präsent. Selbst wenn er die Augen schloß meinte er sie genau vor sich fühlen zu können. Wie sie fröhlich lächelte, sich ihre Brust rythmisch wog und vereinzelte Haarsträhnen im Wind sich drehten. Und als er die Augen öffente wurde dieser Tagtraum war und genau so, wie er sie sich vorgestellt hatte stand sie vor ihm.
Crassus klebte förmlich an ihren Lippen, als sie sich mit der Zunge für einen kurzen Augenblick darüber fuhr. Er meinte beinahe die Feuchte der Zunge fühlen zu können, so intensiv hatte er sie verfolgt. Dieses liebliche Rosa, dieses so verlockende Rosa. Und dann diese kurze Berührung, an der Hand. Doch nicht lange, denn die Hitze breitete sich sofort über den ganzen Körper hinweg aus... Crassus fühlte sich so wunderbar glücklich und wohl, wie schon lange nicht mehr. Es kostete ihn zwar einige Überwdinung, doch als er die folgenden Worte sprach, waren sie absolut ernst, auch wenn sie beinahe gehaucht wurden. Hab ich dir schon einmal erzählt, wie wunderbar du bist?