Beiträge von Gaius Caecilius Crassus

    Artorius? Da gabs doch schon mal so einen - oder wars gar der gleiche? Und der verließ damals doch die Casa dann als neuer Klient vom Chef, also sollt' ich den wohl besser reinlassen, wenn ich keine Peitschenhiebe möchte. Naja, lieber einen zu viel reinlassen als einen zu wenig - sagte ja auch schon mein Vorgänger, der vor nicht allzulanger Zeit gestorben ist. Man munkelt eine Sklavin hätte ihn auf der Flucht erschlagen. Sachen gibt's. Achja, der Typ steht ja immer noch hier.


    Ja gut, dann folge mir Bitte.

    Pah, natürlich wollte der zum Chef. Jeder will immer zum Chef. Wie gerne würde der Ianitor mal erleben, dass jemand vorbeikommt und zu ihm möchte. Alle wollen nur seine Dienst. Pah. Nur noch halb so freundlich fragte der Ianitor weiter:


    Und du bist?

    Doch dafür sollte dem Besucher nicht viel Zeit bleiben, schließlich herrschte in der Casa Caecilia noch Zucht und Ordnung und deswegen ließ sich der Ianitor nicht viel Zeit, bis er die Türe öffnete und freundlich den Besucher begrüßte:


    Saaaalve! Was kann ich für dich tun?

    Als der Tross dann endlich am Lager der Flotte ankam, war die Erleichterung in einigen Gesichtern richtig zu sehen. Denn ein Marsch im offenen Gelände und dann ein Zug durch eine Stadt, war ein Unterschied wie Tag und Nacht. In dem einen war eine relativ gute Aufklärung möglich, man hatte Platz sich richtig auszurichten und zu positionieren und im Falle eines Falles konnte man in so ziemlich jede Himmelsrichtung fliehen. In einer Stadt dagegen konnte man die Gefahr in höchstens zwei Meter Entfernung noch richtig einschätzen, man konnte sich nicht wirklich so aufstellen, wie man es gerne gehabt hätte, noch konnte man im Fall eines Falles den Rückzug wirklich decken. Doch glücklicherweise war nun auch schon dieser Teil für die Hinreise überstanden, sodass die teilweise Erleichterung durchaus berechtigt war.
    Die letzten Reihen des Trosses drehten sich um, um so den Weg zurückschauen zu können, welchen sie kamen. Schließlich wäre es ja ziemlich schlecht, wenn man absolut keine Ahnung hatte was hinter einem vorging.


    Crassus hatte sich indes in Richtung Kutsche des Kaisers bewegt und blieb dann an ihrer Seite stehen. Dann harrte er gespannt der Begrüßung des Kaisers und die Einteilung des TRosses..

    Glücklicherweise sollte es auch auf der zweiten Etappe zu keinen Behinderungen oder unnötigen Zwischenfällen kommen, sodass die Kolonne wie geplant zeitig vor Misenum ankam. Da die Wachen von Misenum durch die Vorhut schon einige Stunden vor der Ankunft des Kaisers über sein baldiges Eintreffen informiert wurden, kam es bei dem Betreten der Stadt auch zu keinen Komplikationen.
    Schon einige hundert Meter vor den Stadttoren, bildeteten einige Soldaten einen ovalen Kreis um die Kutsche des Kaisers, um eventuelle Näherungen Einzelner verhindern zu können. In einem wirklichen, ernsthaften Zwischenfall wäre dieser Kreis selbstverständlich nutzlos gewesen, aber gegen einige Besoffene war er allemal zu gebrauchen. Allerdings schien es so, als ob der Kreis wohl sowieso nicht getestet werden würde, da die Menge größtenteils - wie zu erwarten war - friedlich und sehr euphorisch war. Außerdem hatten sie ja nicht vor, lange Rundreisen in Misenum zu machen, sondern schnurstracks zum Stützpunkt der Flotte vorzudringen. Der Weg dorthin wurde ständig von einigen prätorianischen Reiter überwacht, schließlich wäre es ja höchst bescheiden, wenn die ganze Kolonne wegen einem kaputten Wagen, oder wegen was auch immer, anhalten müsste.

    Der bisherige Tag hatte bisher schon wirklich Formen angenommen, die Crassus so nie im Leben erwartet, noch befürcht oder gar erhofft hatte. Sicherlich hatte er schon öfters von dem Moment geträumt, in welchem er die Frau seines Lebens finden und kennenlernen würde, dass das aber nun jetzt, heute, sein würde, damit hätte er selbst im Traum nicht geantwortet. Schließlich hatte er dafür ja nichts getan. Er war nicht auf der Suche, hatte nicht einmal mit dieser Absicht jemanden angesprochen. Es geschah alles von selbst, so als ob es vorherbestimmt wäre und es keinen anderen Weg gäbe - zumindest keinen, über den es Wert wäre, nachzudenken. Und zu Crassus großer Zufriedenheit, dachte seine Gegenüber, das war die Frau mit der er im Moment nichts lieber machen würde, als mit ihr den Rest des Lebens zu verbringen, dachte mehr als nur ähnlich. Sie empfand und fühlte sogar gleich. So fühlte sich jede Berührung, die zwischen den beiden zustande kam - am Anfang noch meist zufällig, nun immer öfters gewollt und sehr eindeutig in eine Richtung weisend - wie ein noch nicht entdecktes Feuerwerk an.
    Und immer wieder mischte sich Crassus körperliches Verlangen in seine Gedanken ein. Er hatte sich zwar schon eine ganze Weile keine "Lebensqualität" mehr gegönnt, doch auch wenn er gerade aus einem Lupaner kommen würde, so würde er sich wohl genauso vorstellen, wie sie wohl aussehen würde, wenn sie gar nichts mehr anhaben würde. Wie sich ihre Haut wohl anfühlen würde, wie die Stellen schmecken würden, die - hoffentlich - noch kein Mann zuvor schmecken und erleben durfte. Er wusste, dass es für diese Gedanken noch viel zu früh war und, dass er möglicherweise das nie erfahren würde - doch wer würde sich von diesen negativen Gedanken schon abbringen lassen, wenn das Objekt der Begierde ähnlich dachte? Außerdem wäre, wenn diese Befürchtungen tatsächlich eintreffen würde, dann immernoch mehr als viel zu viel Zeit, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen und es zu bedauern.
    Als Crassus einmal vorsichtig seinen Kopf hob, umzuschauen, was eigentlich um sie herum gerade passierte, so fielen ihm die Prätorianer wieder ein. Und mit ihnen seine Verpflichtung und seine Aufgabe, die er jetzt eigentlich zu erledigen hatte. Gedanklich seufzte er, äußerlich sah er aber mit einem Lächeln zu ihr. Ein paar Minuten würde man ihm noch schenken müssen - ansonsten müsste er sie sich eben nehmen.


    Es wunderte Crassus beinahe, dass sie gar nicht mal im Ansatz rot wurde, als er so offensichtlich ihre Figur musterte. Aber das passte ganz gut zu seiner Einschätzung, denn immerhin hatte sie heute schon mehr als nur einmal gezeigt, wie "weit" sie eigentlich für ihr Alter und Stand ist und sie offenbar nicht viel Scham den Männern gegenüber besitzt, auch den Männern gegenüber, die an weit mehr als nur an einem netten Gespräch über das Wetter interessiert sind. Ich werde nach dem heutigen Tag noch viel mehr für immer in meinem Herzen tragen, liebste Arrecina. Deine Stimme, deine Berührungen, deine zarte Haut, deinen Duft, dein Lächeln und deine Augen, die brauner und anziehender sind, als die einer jeden Hispanierin. Deine Lippen, deine Nase, deine Haare. Um es mit einem Wort zu sagen: dich.Bei ihren folgenden Worten, fielen ihm ihre Zweifel auf, inwiefern sie ihren Vater im Falle eines Falles überzeugen könnte. Entweder, weil ihr Vater sie behätschelte und betätschelte, sodass sie, seiner Meinung nach, eh nie alt genug wäre um zu heiraten und am besten, immer sein Liebling bleiben würde, oder weil sie und er kein allzuguten Verhältnis miteinander hatten, sodass ihr Vater sie auf jeden Fall verheiraten wollte, nur um ihr zu zeigen, dass er doch der stärkere ist. Egal welches nun der Fall wäre, beides wäre, so fand Crassus, gleich schwer zu überwinden. Schwer, aber nicht unmöglich.


    Mit ihren nächsten Worten, mahte sie noch einmal und unmissverständlich klar, dass sie ihn noch einmal treffen wollte, auch wenn sie dafür wider den Willen ihres Vaters handeln müsste. Crassus hatte glücklicherweise keine solche Probleme oder Zwiespälte. Er war alt genug um auf sich selber aufzupassen und eine Patrizierin wäre als Partie ja nun auch nicht wirklich schlecht. Denn auch wenn die Patrizier in der heutigen Zeit lange nicht mehr so stark und mächtig wie einst waren, so waren sie trotz allem noch Patrizier. Und das würden sie auch immer sein, selbst wenn sie einmal alle jenseits des Tibers wohnen müssten. Wir dürfen alles, was wir nur wirklich wollen. Und daran wird uns kein Wort, kein Verbot der Welt hindern. Versprochen. er erwiderte ihr Lächeln, ließ aber ihre Hand langsam aus seiner Gleiten. Ja, es ist wahrich unfassbar, wie schnell sich das komplette Leben doch zum positiven ändern kann. er grinste schelmisch Doch bis wir endlich das tun können, was wir wirklich wollen und unsere Gefühle so stillen können, wie wir es gerne tun würden, ist es noch ein langer und steiniger Weg. Aber kein zu langer.


    Wir werden schon Morgen mehr wissen, da ich beschlossen habe, mich gleich morgen auf den Weg zu ihm zu machen. Ich möchte nämlich keine Zeit verlieren, ehe ich dich wieder sehen kann und dich vielleicht endlich einmal in den Arm nehmen darf - ohne, dass wir uns dabei verstecken müssen, als wenn wir auf der Flucht wären. er schmunzelte leicht, ging aber gleichzeitig einen kleinen Schritt nach hinten, um ja nicht mehr in Versuchung zu kommen. Doch ich glaube fast, dass ich mich solangsam wieder auf den Weg machen wollte. Sonst schickt der Imperator noch Suchmannschaften nach mir aus. er grinste breit, auch wenn ihm ganz anders zumute war. Viel lieber hätte er noch hier weiter mit ihr geredet, doch irgendwann musste dieser Moment hier ein Ende nehmen, das war beiden klar gewesen. Und es wäre ja kein "Lebe wohl", sondern ein "Auf Wiedersehen" ;)

    Zum Gefallen des Praefectus Praetorio verlief die bisherige Reise sehr ruhig und es gab von einigen Kleinigkeiten und Nichtigkeiten für ihn auch keinen Grund irgendwie unzufrieden zu sein oder seine Männer zusammenscheißen zu wollen.
    Da der Kaiser angekündigt hatte, am Abend einen Tempel hier in der Nähe besuchen zu wollen und dort einige Zeit zu verbringen, wurde schon frühzeitig - um auch dort für einen tadellosen Schutz zu sorgen - ein großer Kreis, bestehend aus Wachposten, um den Tempel herum gebildet. Dadurch sollten sich näherende Gefahren schon frühzeitig erkannt werden und die übrigen Männer im Lager alamiert werden.
    Crassus hatte sich indess unter seine Männer gemischt, die gerade ihre Quartiere bezogen. Die Stimmung im Lager war locker und gutgelaunt zugleich. Man spürte zwar einige Anspannung, vorallem bei den jungen Männern, aber diese wurde durch die Routine und Souverinität der "Alten" wettgemacht. Hie und da grüßte er ein bekanntes Gesicht, schließlich kannte er noch viele Männer aus seiner Zeit als Princeps Praetorii, und gab es nach einigen Minuten auf, die Männer an dem Salut zu hindern, welcher ihm an jeder Ecke entgegensprang. Er wechselte mit dem ein oder anderen Centurio oder Optio einige Worte und hörte sich die Probleme und Nöte dieser an. Glücklicherweise gab es nicht viele solcher, sodass er schon bald seinen Rundgang beendet hatte und sich auf den Weg zu dem Tempel machen konnte, bei welchem der Kaiser mit den Mitreisenden wohl noch sitzen würden. Nach einem sehr kurzen Ritt kam er bei dem Tempel an, sprang von seinem Pferd und ging durch einige Reihen von Prätorianern und gelangte dann so zu der Runde, welche sich um den Kaiser gebildet hatte. Er grüßte alle anwesenden mit einem freundlichen Gruß und machte dem Kaiser mit einem Nicken klar, dass alles in Ordnung wäre und es keinen Grund zu Besorgnis gäbe.

    Gut, von meiner Seite aus gibts auch nichts mehr, was wir in dieser Runde besprechen sollten. Für private Angelegenheiten, beziehungsweise welche nicht für alle interessant sind, stehe ich nun in meinem Officium zu Verfügung.


    Crassus erhob sich und verließ den Raum:


    Weitermachen.

    Fragend sah Crassus zu seinen Offizieren. Die waren ja mal wieder wortkarg, das war ja schlimmer als in einem Tempel während einer Zeremonie, bei der absolute Stille herrschen sollte.


    Ich deute das mal so, dass es keine solchen gibt.
    Hat sonst noch jemand ein Thema, welches wir hier in dieser Runde besprechen sollten?

    Crassus nickte zu den worten des Tribunen, strich auf seiner Wachstafel den nächsten Tagesordnungspunkt und fuhr mit dem nächsten fort:


    Wie ich vor wenigen Stunden erfahren habe, wird der Kaiser demnächst nach Misenum reisen wollen um dort den neuen Kommandeur der Classis einzuweisen. Dabei möchte er sich natürlich noch ein Bild der Einheit machen. Naja, das übliche Blabla halt. Ich werde ihn selbstverständlich begleiten, denn im Gegensatz zu Hungaricus bin ich nur Praefectus Praetorio und bin in Rom nicht unabdingbar. Während meiner Abwesenheit wird Balbus das Kommando in der Castra haben und dafür zuständig sein, dass alles reibungslos läuft.
    An Begleitung dachte ich an die übliche Kohorte mit einigen Reitereinheiten. Irgendwelche Anmerkungen oder Fragen?

    Wie Nadia ist weg? mit hochrotem Kopf sah Crassus den Sklaven an, der die nicht zu beneidende Aufgabe hatte, Crassus von dem Verschwinden von Nadia zu unterrichten.


    Sie wurde gestern das letzte mal in den Unterkünfte gesehen und nun heute ist sie nirgendwo in der ganzen Casa zu finden. Wir haben schon in jedem Winkel gesucht und jeden Stein umgedreht.


    Wir haben Steine hier in der Casa? Mach... ach, auch egal. Hat irgendjemand gesehen, wohin sie gegangen ist? Mit wem sie gegangen ist? Die Porta ist doch rund um die Uhr besetzt, der muss das doch mitbekommen haben! Wer hatte gestern Dienst an der Türe?


    Das war Brutus, Herr.


    Peitscht ihn aus. Solange bis er redet. Wahrscheinilch hat Nadia, die Schlange, ihn mit ihrem Körper bestochen und er hat versprochen nichts zu sagen. Das gibts doch nicht.... Verschwinde ich muss nachdenken.


    Der Sklave nickte und verschwand daraufhin aus Crassus Cubiculum. Crassus sponn inzwischen weiter an einem Plan, der ihn als Opfer der Flucht da stehen lassen würde und es Furianus unmöglich machen würde, von ihm Schadensersatz zu fordern. So eine falsche Schlange! Sie hatte doch versprochen nicht zu fliehen, verdammt.

    Wieso denn nicht, mir gefällt dieser Gedanke immer besser. Wäre doch mal was neues, als das immer gleiche: Tod durch Steinigung seiner Kameraden. Dann würde die Strafe absofort "Tod durch Eingießen in Gold zur Verschönerung des Haushaltes des Kommandeurs" heißen. Naja, an dem Namen müsste man wohl noch was ändern....
    Allerdings
    Crassus begann diese Idee ernsthaft abzuwägen, weshalb er sehr ernst und auch in einem recht geschäftlichen Tonfall redete. gibts bei einem Prätorianer in Gold einen großen Nachteil zu einem Sklaven in Gold, den wir bisher übersehen haben: ein Prätorianer ist, im Gegensatz zu einem Sklaven, immer wertvoller wenn er noch lebt, als wenn er tot ist. Selbst dann, wenn er in Tonnen voller Gold schwimmt. Schließlich sind bei den Prätorianern nur die besten des ganzen Imperiums. Diese kann man gar nicht mit Gold aufwiegen, denn so viel Gold würde es wohl auf dem gesamten Erdkreis nicht geben. Das heißt das bringt uns nicht weiter, denn es wäre ja auch nicht in unserem Sinn, wenn wir einen Prätorianer in Gold gießen danach mit der Statue aber weniger Wert haben, als wir zuvor schon hatten. Wäre ja ein Verlustgeschäft. Schade eigentlich, müssen wir uns wohl doch noch was neues einfallen lassen. meinte er dann zum Ende hin schmunzelnd. Denn auch wenn er erwogen hatte, ob es wohl gehen würde und im Kopf schon alles durchgespielt hatte, so hatte er ja nie wirklich vor gehabt, das auch wirklich so umzusetzen. Schließlich waren ihm seine Männer mindestens so heilig wie die Tempel der Götter. Und diese würde er ja auch nicht bei einem Würfelspiel als Einsatz setzen. Allerdings war gerade etwas, sogar jemand, auf dem besten Weg, sich zu den Tempeln und Crassus' Männern zu gesellen...


    Ihre Reaktion auf seine Berührung, auf das Streichen über ihren Arm, war Crassus nicht entgangen, im Gegenteil, er meinte sie sogar spüren zu können. Auch wenn die Berührung nur einige wenige Sekunden andauerte, so spürte er erst ihre samtig weiche Haut, doch schon wenige Zentimeter weiter leichte Erhebungen auf ihrer Haut. Jedes Härchen auf ihrer Haut hatte sich gehoben und streckte sich seinen Fingern entgegen. Und er, mit seiner Berührung, hatte das ausgelöst. Wie gerne hätte er jetzt seine Hand noch viel weiter über ihre Haut geschickt, auf dass sie jeden Winkel erkunden, jedes Versteck finden und berühren möge. Doch er wusste sehr gut, dass es bis dahin leider noch ein langer Weg sein wird, so er je ein Ende finden würde. Sicher war das ja noch lange nicht - doch damit verschwendete Crassus keinen Gedanken mehr, denn nun wollte er die letzten Momente der heißen Berührung miterleben.
    Viel zu früh, wie Crassus fand, war die Berürhung wieder zu Ende. Doch er wusste genau, dass er es hier in der Öffentlichkeit nicht übertreiben sollte. Denn sonst würde alles zu Ende sein, bevor es richtig angefangen hatte. Wobei das eigentlich sowieso unsinnig war. Schließlich standen sich Arrecina und Crassus hier keinen Meter voneinander entfernt gegenüber und starrten sich fortwährend intensiv in die Augen. Jeder Blinde hätte erkannt, dass in und zwischen den beiden gerade etwas fortging, was so nicht unbedingt passieren sollte. Doch für solch kühle und berechnenden Gedanken hatte Crassus gar keine Zeit. Viel zu sehr war er in den Rausch gefallen, welchen Arrecina in ihn ausgelöst hatte. Ein Rausch der alles um ihn unwichtig und vergessen machte und nur das hier und jetzt bedeutsam wirken ließ. Sekunden wie Stunden vergehen ließ, um ja jeden Moment auskosten zu können. Doch am Ende trotzdem viel zu schnell vergangen waren.


    Crassus nickte langsam und bedächtig zu ihren Worten, um sie ja nicht durch eine hastige Bewegung nichtig zu machen. Ihre Worte jagten ihm einen wohligen Schauer über den Rücken. Genau. Nur ein Narr stellt sich dem Willen und Wunsch der Götter entgegen. Und ich bin bereit alles dafür zu tun, um den göttlichen Willen zu erfüllen. Wieder hängte er an ihrer Zunge als sie sich ihm kurz zeigte. Wie gerne er doch auch das getan hätte, was ihre Zunge tat. Wie gerne er doch all das machen würde, was er gerne machen wollte.


    Ich befürchte fast, dass ich gar nicht in der Lage wäre, zu Hause zu den Göttern zu beten. Denn meine Gedanken würden ja doch nur einer einzigen Göttin gelten. ganz unverholen und ohne jeglichen Scham ließ Crassus für sie offensichtlich seinen Blick über ihren Körper gleiten. Er wollte sie ruhig wissen lassen, dass er ihren Kröper begehrte. Ich werde tun, was ich kann, um deinem Vater ein Ja so leicht wie möglich zu machen. Leiste du, wenn es dir möglich ist, auch einen Teil dazu bei und rede mit ihm. Kein Vater kann der Tochter den innigsten Wunsch verwehren. Gar keiner.


    Als sie den Druck erwiderte, fühlte sich geborgener und geliebter als er es in dem Schoß seiner Mutte je hatte. Selten fühlte er sich in seinem Tun und Handeln so bestätigt wie eben gerade jetzt. Denn auch wenn diese Berührung nicht sein durfte, so hatte sie sie erwidert. Und selbst nachdem sie ihm ihr Versprechen gab, ließ sie im Druck nicht nach oder ließ Crassus Hand gar los. Im Gegenteil, sie verstärkte den Druck sogar und Crassus hatte alles andere vor, als ihre Hand loszulaßen. Mit einem Schmunzeln erwiderte er: Ich hatte auch nichts anderes vor. Bisher hatte Arrecina ja immer nur Crassus Berührungen erfahren. Dieses mal war es aber das erste Mal, dass Crassus eine absichtliche Berührung von ihr erfuhr. Und berührt zu werden, fühlte sich viel besser an, als nur zu berühren.


    In den folgenden Momenten wuchs in Crassus die Anspannung geradezu sprunghaft. Denn es schien so, als ob Arrecina etwas sagen wollte, es aber nicht konnte. Ihm entging es nicht, wie sie sich leicht zittrig über ihre Wange strich, was Crassus Anspannung nur noch weiter wachsen ließ. Immerhin war sie ja eben auch noch nicht so aufgeregt gewesen und das konnte ja nur bedeuten, dass gleich etwas passieren würde. Er strich ihr mit dem Daumen beruhigend über ihren Handrücken und erhöte den Druck auf ihre Hand etwas, um ihr klar zu machen, egal was sie sagen wollte, sie sollte es ruhig sagen, vor ihm oder seiner Reaktion bräuchte sie sich nicht fürchten. Schließlich fühlten ja beide ähnlich.
    Als sie es dann ausgesprochen, eher geflüstert hatte, kribbelte es wieder in Crassus gesamten Körper. Sie sprach ja nur das aus, was sich auch schon Crassus gewünscht hatte, nur bisher noch nicht den Mut dazu hatte. Ebenso flüsternd antwortete er ihr: Du kannst dir sicher sein, dass auch ich nirgendwo lieber sein würde. Doch du weißt genauso gut wie ich, dass das weder sein noch passieren kann oder darf. Zumindest noch nicht. Doch es wird die Zeit kommen, in der auch wir ganz ungestört und völlig allein sind. Und ich bin mir sicher, dass diese Zeit gar nicht mehr weit entfernt ist. Versprochen.

    Nun, da es loszugehen schien, wandte sich Crassus von dem Kaiser ab und ging zielstrebig auf sein Pferd zu, auf welches er dann in einer schwungvollen Bewegung aufsaß. Er hatte zwar nicht vor die ganze Reise auf dem Pferd zu erleben, allerdings wollte er zumindest den Verlauf der ersten paar Meilen auf dem Pferd erfahren. Mit einem kurzen Rundumblick vergewisserte sich Crassus, dass alles seine Ordnung hatte und alle bereit waren und gab dann dem Primus Pilus ein Zeichen, wessen Stimme sofort lautstark auf dem Hof erschall - gefolgt von einigen undeutlichen Kommandos an die einzelnen Turmae oder Centurien:


    MILITES STATE! AD DEXTRAM! AEQUATIS PASSIBUS! PERGITE!

    Sehr schön, das freut mich zu hören. Sollten doch noch einmal Fragen aufkommen, dann kannst sie ja deinen Kollegen stellen.


    er wollte sich gerade schon dem nächsten Thema widmen, als Seneca noch einmal kurz auf die Versetzung zu sprechen kam:


    Wie lange die Versetzung dauern wird, darauf haben wir keinen Einfluß. Schließlich wachsen Tribune für die Urbaner nicht auf irgendwelchen Bäumen. Crassus lachte. Wichtig ist mir aber, dass du vornehmlich bei den Urbanern bist und dort deinen Dienst verrichtest. Solltest du dort gerade nichts zu tun haben und Victor auch keine Aufgabe für dich zu haben, dann hast du zwei Möglichkeiten: entweder du kommst rüber zu uns und arbeitest hier oder aber du geniest deine hinzugewonnene Freiheit und machst dir einen schönen Tag. Bei dieser Auswahl müsste zumindest ich nicht lange überlegen.

    Natürlich hatte sich auch Crassus schon frühzeitig beim Palast, genauer beim Startpunkt der Reise, eingefunden. Zwar noch lange nicht so früh, wie die anderen Prätorianer, aber immer noch ein ganzes Stück bevor der Kaiser erschien. Als er dann endlich erschien saß er von seinem Pferd ab und ging auf ihn zu. Er ließ den Salut weg und neigte stattdessen sein Haupt.


    Auch ich wünsche dir einen guten Morgen, Imperator. Ich kann zwar keine Aussage darüber treffen, ob schon alle Mitreisenden da sind, da ich schlicht nicht weiß, wer alles mitreist und wer nicht, da ich recht... "kurzfristig" von dieser Reise unterrichtete wurde. Allerdings kann ich von meiner Seite sagen, dass die Prätorianer bereit sind und die erste Etappe schon von Reitern der Equites Singulares geprüft wird.

    Als er ihre Erwiderung bezüglich der Prätorianer hörte, begann er unweigelrich in ihr Lachen einzustimmen und mitzulachen. Tss, das waren ja Ideen, auf welche nicht einmal Crassus kommen würde: Ja, da würde sogar das mit dem in Gold gießen funktionieren, ohne das lebende Objekt vorzeitig töten zu müssen. Denn ich bezweifel es stark, dass sich Prätorianer bewegen würden, wenn es ihnen nicht erlaubt wäre - auch dann nicht, wenn sie von kochend heißem Gold umgeben wären. Tja, bei uns lernt man halt noch, was wahre Disziplin und Aufopferung ist. Crassus grinste schelmisch. Eigentlich war es ja nicht einmal so eine schlechte Idee, Sklaven einer militärischen Ausbildung zu unterziehen und ihnen Zucht und Unterordnung beizubringen. Das würde einem jede Menge Ärger ersparen und man bräuchte keine gesonderte Leibwache. Allerdings würde es da einen Haken geben: Sklaven waren in der Regel nicht gerne Sklaven und bekamen im Gegensatz zu einem Prätorianer gar kein Geld. Dann würden sie diese Ausbildung wohl auch nur wenig motiviert wahrnehmen und die, die sie motiviert angehen würden, würden sie wohl nur so angehen, um mit dem neuen Wissen den Herrn erledigen zu können und so Rache zu nehmen. Scheiß Gedankengang, der nur wertvolle Zeit gestohlen hatte, welche er viel lieber mit Arrecina vertrieben hätte. Immerhin würde er sich noch eine ganze Weile mit der bloßen Erinnerung an sie laben müssen. Ihm fröstelte etwas bei diesem Gedanken und er verdrang ihn schnellstmöglich. Sich darüber Sorgen, Ängste oder sonst etwas zu machen, würde er später immernoch mehr als genug haben. Spätestens, wenn er ihre vermeindliche Wärme und ihre süße Stimme nicht mehr hören würde, sie aber doch so gerne hören würde.


    In den nächsten Minuten - oder waren es sogar Stunden oder doch nur Sekunden, gar Momente? - kehrte Stille ein und Crassus sah, nein, starrte viel mehr, Arrecina an. Wie es nur sein konnte, dass so ein kleines, junges, undschuldiges Ding, jegliche Wahrnehmung und Empfindung in ihren Bann zog? Konnte das überhaupt sein, oder redete es sich Crassus nur ein? Vielleicht, fand Crassus am wahrscheinlichsten, hatten ja sogar die Götter ihre Hände im Spiel. Ob sogar eine Göttin vor ihm stand? Vielleicht trieben die Götter ja nur ein Spiel mit ihm und Venus hatte sich in eine Menschengestalt gezwängt? Auszuschließen war es ja nun wirklich nicht. Dieses braune, gepflegte, fast schon duftende Haar, die elegante Kleidung, die ihre Figur betonte. Natürlich war die Figur nicht schon fertig ausgebildet, ging Crassus zumindest von aus, doch es war auch schon mehr als nur der Ansatz zu erkennen. Und oft waren es doch die Andeutungen, die die Phantasie und Vorstellungskraft erst richtig ansprachen und anregten. Und bei Crassus war es natürlich nicht anders. Er hätte lügen müssen, wenn er gesagt hätte, dass ihn dieses unschuldige und kindliche nicht gereizt hätte. Ja, eher das Gegenteil war der Fall.
    Schließlich hatte er schon viele Frauen gehabt, aber noch keine, welche wirklich gerne mit ihm zusammen war - von einigen Jugendgeschichten mal abgesehen. Und nun schien es nach einer Stunde fast so, als ob das, was über Jahre hinweg undenkbar war, plötzlich wahr werden könnte. Ganz ohne Vorbereitung, ganz ohne Planung, ganz ohne Zutun. Bumm, einfach so. Das Leben war schon ein komisches Spiel, wie Crassus fand. Solange gehofft und gebangt, die Hoffnung fast schon aufgegeben und dann doch noch erhalten, was solange begehrt. Doch was hatte Crassus begehrt? Gesicht, Aussehen, Form kannte er ja nicht. Ob er nur das Gefühl begehrt und gewollt hatte, geliebt zu werden? Ach, scheiß egal, blas Crassus auch diesen Gedanken hinweg, wichtig war doch nur, dass diese Zufriedenheit nie enden würde.
    Jegliche Erinnerung an Lucilla hatte er immernoch erfolgreich unterdrückt. Denn wenn er ehrlich wäre, hätte er zugeben müssen, dass er schon damals mit ihr eine ähnliche Phase der Hoffnung durchgemacht hatte. Doch das war Geschichte und ein abgeschlossenes Kapitel. Mehr als nur abgeschlossen, wie man gerade feststellen konnte sogar ein verdrängtes.


    Ihre offenen Worte jagten einen Schauer nach dem anderen durch Crassus. Einer wohliger und angenehmer als der andere. Selten hatte er solche Worte gehört, die allein für ihn bestimmt waren. Worte, die offener hätten nicht sein können, deren Wahrheitsgehalt nur ein absolutes Arschloch angezweifelt hätte. Vielleicht hätte sogar Crassus dieses Arschloch sein können, schließlich gab es sicher einige Frauen, die gerne seine Frau sein würden. Die Frau des Praefecten der Prätorianer, wohlgemerkt. Doch Arrecina sagte die Worte anders. Etwas peinlich berührt, aber nicht wankelmütig. Ernst aber nicht trocken. Einfach ehrlich. Er begann zu lächeln und strich ihr langsam mit der rechten Hand über ihren linken Arm. Soll der Cerco, oder irgendjemand anderes, es doch wagen: Deine Worte adeln mich mehr, als es der Kaiser je könnte. er sah sie leicht angespannt an, da er nicht so recht wusste, was er erwidern sollte. Ihm ging so viel und dabei doch so wenig durch den Kopf, dass er nicht wusste was nun sinnvoll war und was nicht. Er wusste, die Atmosphäre, die Nähe die sich zwischen den beiden gerade aufbaute konnte in jedem Fall nur unvorteilhaft sein. Hier an diesem Ort zumindest - auch wenn es keine körperliche war.
    Liebliche Arrecina ich genieße jeden Moment hier mit dir an diesem.. diesem wohl ungeeignetsten Ort mehr als ich es bisher jemals habe. Und das lässt nur einen Schluß zu... er schluckte und sah sie fest an, auf dass sie den Satz vervollständigen solle, wenn sie wusste, worauf er hinauswollte.


    So machen wir es. Lass uns aber dafür beten, dass es soweit nicht kommen wird. Dass mich dein Vater mit offenen Armen empfangen wird. Crassus grinste bei diesem Gedanken - allerdings nur kurz. Denn ernst fuhr er fort: Versprich mir aber, dass du auf jeden Fall mir eine Nachricht zukommen lassen wirst, ja? Bitte, tu mir diesen Gefallen, egal was dein Vater oder sonstwer gesagt hat. Nichts würde mich mehr quälen als die Ungewissheit. Und wenn du mir nur schreibst, dass du keinen weiteren Brief mehr von mir haben möchtest. alleine schon bei dem Gedanken stach etwas in sein Herz. Mittenhinein. Ich weiß nicht warum du zu dem Schluß kommen solltest, aber bitte, sage es mir dann. inzwischen hatte er aus einem Instinkt heraus ihre Hand ergriffen und drückte sie. Ich werde deine Hand erst wieder loslaßen, wenn du es mir versprochen hast. und nun konnte sich Crassus doch noch ein Grinsen abringen, auch wenn er unbedingt noch ihr Versprechen hören wollte. Wahrscheinlich, so dachte er, wäre das sowieso unnötig, denn im Moment jetzt würde sie, so wie er die Lage einschätzte, eh sagen, dass sie es wird. Denn sollte sie wirklich zu dem Schluß kommen, dass sie ihn nie wieder sehen wollte, so würde ihr Versprechen daran sicher nichts ändern.


    Crassus wusste nicht warum, aber in der Zeit, in der Arrecina am wenigsten sagte und somit am wenigsten von sich gab, war sie am intensivsten präsent. Selbst wenn er die Augen schloß meinte er sie genau vor sich fühlen zu können. Wie sie fröhlich lächelte, sich ihre Brust rythmisch wog und vereinzelte Haarsträhnen im Wind sich drehten. Und als er die Augen öffente wurde dieser Tagtraum war und genau so, wie er sie sich vorgestellt hatte stand sie vor ihm.
    Crassus klebte förmlich an ihren Lippen, als sie sich mit der Zunge für einen kurzen Augenblick darüber fuhr. Er meinte beinahe die Feuchte der Zunge fühlen zu können, so intensiv hatte er sie verfolgt. Dieses liebliche Rosa, dieses so verlockende Rosa. Und dann diese kurze Berührung, an der Hand. Doch nicht lange, denn die Hitze breitete sich sofort über den ganzen Körper hinweg aus... Crassus fühlte sich so wunderbar glücklich und wohl, wie schon lange nicht mehr. Es kostete ihn zwar einige Überwdinung, doch als er die folgenden Worte sprach, waren sie absolut ernst, auch wenn sie beinahe gehaucht wurden. Hab ich dir schon einmal erzählt, wie wunderbar du bist?