Die Sonne? Crassus grinste breit zurück. Er ging davon aus, dass sie natürlich die Worte richtig interpretiert hatte. Schließlich war sie ja auch nicht so verklemmt oder langsam, dass sie die eindeutige Andeutung überhört hätte, da sie ja auch schon selber viel subtilere Andeutungen gemacht hatte. Nein, ich glaube die Sonne war es nicht. Viel mehr schien es mir so, als ob mich zwei... hmm, lass mich überlegen. er tat so, als ob er einige Sekunden sehr angestrengt nachdachte. Als ob mich zwei funkelnde Sterne geblendet hätten. er grinste und sah ihr ganz unverholen und direkt in die Augen. Es durchfuhr ihn ein Schauer, als sie den Blick erwiderte und es kostete ihn einige Überwindungskraft, um sich wieder von dem Anblick loszureßen und weiterzugehen. Viel zu angenehm war das Wissen gewesen, für eine Person für einen Moment ganz allein und direkt im Mittelpunkt zu stehen, nur sie und er, niemand anderes. Eigentlich blöd gelaufen, dachte sich Crassus, dass er mit Rüstung hier war. Denn ohne würde er sicherlich lange nicht so schnell erkannt werden, sodass er viel länger dieses Gefühl hätte auskosten können.
Doch dann passierte etwas, mit dem an eigentlich hätte rechnen müssen, aber was doch ganz in Vergessenheit geraten war: der Grund, warum Crassus überhaupt hier in dem Park eine Pause machte, war aus der Welt geschaffen. Und um das dem Praefecten mitzuteilen, hatte sich ein Prätorianer auf den Weg gemacht, um ihn darüber zu informieren. Crassus bemekrte den Prätorianer erst als er schon fast vor ihnen stand. Ohne, dass der Soldat auch nur ein Wort gesagt hatte, war Crassus klar, was los war. Gerade als der Mann bei Crassus Meldung machen wollte, ließ ihn Crassus mit einer harschen Handbewegung schweigen. Gut. Geh zurück und lass absitzen, wir machen dort eine Pause. Aber wehe ich erfahre auch nur ein Wort davon, dass einer von euch ein Wort - worüber auch immer - geredet hat. Abite. Der Soldat salutierte und ging dann zurück zu den anderen Prätorianern, sehr bemüht sein Grinsen zu unterdrücken. Crassus wandte sich indess leicht grinsend an Arrecina: Wenigstens gehorchen mir meine Männer, im Gegensatz zu manchen Sklaven, aufs Wort.
Aufmerksam beobachtete Crassus Arrecinas Reaktion auf das Ergreifen ihrer Hand hin. Wie von ihm erwartet, schien sie nicht wirklich abgeneigt und zock auch nicht erschrocken ihre Hand zurück, was ihn hoffen ließ, dass sie sich sogar diese Berührung erhofft hatte. Natürlich war das sehr unwahrscheinlich, aber schon allein die Möglichkeit dass, ließ Crassus glücklich dreinschaun. Er nahm sich lieber vor, heute nicht mehr in die Castra zu gehen, bei seinem momentanen Gemütszustand würde er wahrscheinlich Generalamnesie erlassen...
Arrecinas nächste Worte ließen Crassus strahlen. Nicht wegen dem, was sie sagte, sondern wie sie es sagte. Ohne größeres Zögern hatte sie ihm von ihren Gedanken und Gefühlen erzählt. Sie schien sich nicht um eine Antwort drücken zu wollen und auch die Antwort schien ehrlich und ernstgemeint. Noch nie - oder vielleicht sogar schon ein Mal? Er konnte sich an das Kennenlernen mit Lucilla nicht mehr richtig erinnern, wollte es aber gerade auch nicht - hatte es Crassus erlebt, dass man sich nach so schneller Zeit schon solch intime und private Sachen erzählte. Dies fing schon bei ihrer geheimen Leidenschaft zu Schreiben an und hörte nun bei ihren Gefühlen auf. In diesem Moment fühlte sich Crassus wirklich als etwas besonderes und auch geliebtes. Und das allein war der Verdienst der kleinen Dame vor ihm, die vielleicht halb so alt wie er war und die er noch nicht mal eine Stunde kannte. Sollte es einen Gott geben der für sterbende Pferde zuständig ist, so werde ich ihm heute noch 200Pferde opfern, auch wenn er eigentlich noch viel mehr verdient hätte. sagte er dann etwas scherzhaft, um die Situation frühzeitig zu entschärfen und Arrecina, aber auch sich selber klar zu machen, wo sie sich befanden.
Bald werden wir ja wissen, was dein Vater dazu sagt. Vielleicht sind unsere Bedenken ja auch alle völlig grundlos und dein Vater ist progressiver und realitätsnäher als viele seiner Standeskollegen. 'vielleicht aber auch nicht.' vervollständigte er für sich den Satz. Vielleicht sollte ich vor dem Treffen noch einmal in die Tempel gehen, um ja ideale Vorraussetzungen zu schaffen.... er grinste kurz, ehe er sich der Verlegenheit von ihr gewahr wurde. Aufmerksam, so, als ob er jede Silbe in sich aufsaugen wollte, lauschte er ihr. Und wieder durchfuhr ihn ein leichtes Kribbeln. So viele Komplimente hatte er selten auf einmal gehört. Ich würde deine Nähe am liebsten nie mehr missen wollen und ich werde alles tun, um dies zu ermöglichen. versprach er dann ernst. Fünfunddreißig Jahre und mehr hatte er jetzt ohne sie leben, auch glücklich leben können, und nun nach dieser einen Stunde schien das so undenkbar, wie unter Wasser zu atmen.
Als sie sich nach vorne beugte, beugte sich Crassus etwas nach unten, sonst hätte die ganze Sache wahrscheinlich etwas komisch ausgehen. Ihre Worte machten ihn allerdings nachdenklich, sodass er sich sogleich wieder aufrichtete. So wie sie sich anhörte, schien es fast so, als ob sie damit rechnete, dass ihr Vater Nein sagen würde. Allerdings stimmten ihn die Worte auch noch mehr euphorisch, immerhin sagten sie ja auch, dass sie, sollte ihr Vater dagegen sein, sich über ihn hinwegsetzen würde und sich trotzdem mit ihm Treffen wollte. Angenommen, ich werde mit deinem Vater morgen oder die nächsten Tage sprechen. Und auch angenommen, dass er Nein sagen wird, wie wollen wir dann in Kontakt bleiben oder uns irgendwo treffen? tja, da kam der Soldat zum Vorschein: immer einen Notfallplan in der Hinterhand halten....