Beiträge von Tiberius Helvetius Varus

    Varus der bei der Verhandlung seines Patrons ja bisher nur als stiller Zuhörer anwesend gewesen ist, wobei ja soviel noch nicht passiert war, horchte auf als es endlich losging.
    Er hatte schon gemerkt das sein Patron diese Sache hier eher als lästige Pflicht als als Ehre ansah und wollte das es schnell vorbei war. Dementsprechend war er sicherlich über die Zeit die es dauert bis der Kläger seine Sicht vortrug nicht erbaut.


    Dieser versuchte scheinbar etwas Zeit aufzuholen indem er ohne wirkliche Einleitung sofort mit dem in seinen Augen wesentlichem loslegte.
    Varus störte überhaupt nicht die Art wie der Duccier seine Sicht vortrug. Jeder war mal jung und fing mal an und Varus konnte sich noch sehr gut daran erinnern als er das erste mal vor den Winzern in seiner Heimat über das sprechen musste was er gelernt hatte.
    Das was der Duccier inhaltlich sagte störte ihn allerdings dagegen sehr.
    Varus war weder Patrizier, noch Senator ja noch nicht einmal Eques.
    Er war der Sohn eines Legionsveteranen, bezeichnete sich selber als Winzer und hatte 4 gut gehende Betriebe aus dem Nichts aufgebaut.
    Die Vorstellung das mit einem postivem Urteil in diesem Verfahren der erste Schritt gemacht wurde um den reichen Senatoren den Einstieg in das volle Wirtschaftsleben zu ermöglichen gefiel ihm ganz und gar nicht. Die meisten, gerade die Patrizier, würden sich wohl kaum selber damit beschäftigen. Aber alleine die wenigen die es tun würden und vor allem die die reich genug waren sich entsprechende Sklaven zu kaufen würden den Markt wesentlich verändern. Für Leute wie ihn war der Aufstieg dann noch schwieriger als jetzt schon. Wo sollte auch der finanzielle Hintergrund herkommen? Ein reicher Senator und diese mussten ja schon von der Definition reich sein um diesen Status überhaupt zu erreichen, hatte einfach ganz andere Möglichkeiten Zeiten finanzieller Engpässe zu überbrücken. Ja was würde sie daran hindern die Preise dann auf ein Niveau zu senken bei denen Varus und Leute wie er einfach nicht würden mithalten können.
    Senatoren waren schon Reich und hatten politische Macht! Sollten die jetzt etwa auch noch in der Wirtschaft wesentlich bestimmen? Dann könnte man ja gleich alle Civis wieder zu Kleinpächtern machen oder gar zu Sklaven. Dann würde nur noch ein König fehlen und man war hunderte von Jahren zurück in der Gesellschaft!
    Varus übertrieb in seinen Gedanken vielleicht etwas aber im Kern würde er auch mit Abstand noch dieser Meinung sein.
    Nach dem ersten Zwischenruf und der Tatsache das er von seinem Patron noch keinerlei Zeichen oder Hinweisen gesehen hatte das er auf der Seite des Klägers stand hielt es ihn auch nicht mehr auf dem Stuhl.
    "GENAU!" stimmte er den Argumenten des anderen Zwischenrufers zu!


    "Nach der Definition müssen wir dann auch bald mit Senatoren als Fernhändler rechnen. Weihrauch und Datteln sind ja auch landwirtschaftiche Produkte!
    Kann ja wohl nicht angehen!"

    Werkzeug kommen nächste Woche von mir wieder 160 und wenn es dann wieder Eisen gibt auch die Woche danach.


    Ihr macht mir aber auch Spaß. Wochenlang produzier ich Werkzeuge bis mir fast das Geld ausgibt. Dann liegen die monatelang rum und nun kauft ihr innerhalb einer Woche wieder alles leer :)



    Ich muss mal so nebenbei erwähnen das durch die Nachfrage die das Kaiserpaar und ihr Sohn auslösen die WiSim wieder richtig Spaß machen. Jetzt merkt man erst einmal was das für "wirtschaftliche" Ausfälle waren das die drei mit ihren Einkommen gefehlt haben...


    Also bloß nicht aufhören damit!

    Der Mann schien noch ein wenig durch den Wind zu sein und da Pennisia ihn ins Officium gebracht hatte zog er so seine Schlüsse daraus.


    "Die Kleine kann einem schon ganz schön den Kopf verdrehen. Aber gib dir keine große Mühe. Sie ist in festen Händen. Körperlich kein großer Mann doch manche sagen er wäre ein kommender Archimedes oder so was."



    Um das Gespräch bezüglich seiner Mitgliedschaft dann aber ins Rollen zu bringen setzte er an.


    "Gut dann habe ich aber welche. Möchtest du als normales Mitglied der Praesina beitreten oder vielleicht auch dazu noch aus Auriga? Das wäre doch mal was wenn ein echter Römer einen Wagen steuern würde. Das würde sicherliche jede Menge Bürger alleine schon aus Lokalpatriotismus auf deine Seite ziehen!"


    Diese Idee, auch wenn der Artorier es natürlich nicht wusste, war ein Spleen von Varus der sich innerhalb der Praesina schon rumgesprochen hatte. Nur wusste niemand so genau ob er tatsächlich mal einen einheimischen in Roma geborenen Fahrer wollte oder nur seine momentanen Fahrer nach ihrem relativ schlechten Abschneiden bei den letzten Rennen anstacheln.

    Varus nickte noch einmal und wollte damit seiner Versicherung noch einmal Gewicht verleihen. Wirklich was zu besprechen hatte er diesbezüglich erst einmal nicht mehr.
    Er hatte gehofft noch ein wenig Morrigans Gesellschaft zu genießen doch diese, verständlicherweise wie er am nächsten Tag einsah, war von der Freilassung und anderen Dingen so überwältigt und in ihren Gedanken gefangen das sie schnell wieder ging.



    ************


    Einige Tage später suchte sie in dann aber wieder auf. Sofort konnte er sehen wie nervös sie war auch wenn er diesen Anblick von ihr nicht gewöhnt war.
    Kurz fragte er sich in Gedanken auch was das für ein Gefühl sein musste nun frei zu sein alles, im Rahmen des möglichen zu tun, und sich dann doch irgendwie wieder an seinen ehemaligen Besitzer zu binden. Von daher rechnete er eigentlich fest damit das sie sein Angebot ablehnte. Auch wenn ihre neuerliche Verbindung natürlich ganz anderer Natur sein sollte als die vorherige.


    Als sie dann aber eine komplett gegensätzliche zu dem erwartende Entscheidung äußerte war doch einigermaßen überrascht.


    Er musste erst einmal etwas Zeit gewinnen und nahm Morrigan an die Hand und führte sie zu einer Sitzgruppe wo sie beide Platz nahmen.
    "Aber natürlich steht das Angebot noch. Mir scheint du musst noch ein wenig über uns Helvetier und mich lernen. Wir sind alle etwas stur und ändern unsere Meinung nicht so schnell!"


    Er versuchte damit die Stimmung etwas zu lockern.


    "Vielleicht erst einmal einen Schluck Wein damit sich die Nerven wieder etwas beruhigen?"

    Tiberius Helvetius Varus war natürlich nur ein Klient unter vielen und lange nicht so wichtig und bekannt wie einige andere.


    Daran lag es wohl wahrscheinlich auch das er offenbar zu mindestens heute nicht erhört wurde.


    Bemüht seine Enttäuschung nicht sichtbar zu machen war er kurz davor sich zum gehen zu wenden.

    Varus überlegte kurz und kam dann zu einem Entschluss.


    "Ich denke ich werde selber mitkommen. Irgendwie hast du mich jetzt neugierig auf die Sache gemacht."


    Außerdem kam er so ausnahmsweise mal mit einer wirklichen Beschäftigung aus diesem Officium raus und nicht mit einer Ausrede.


    "Sag mir einfach wann es losgehen soll und wo wir uns treffen wollen."

    Pennisia sah nur noch ein mal kurz über die Schulter sagte aber nichts mehr.


    ****


    "Salve Marcus Artorius Rufinus.
    Ich gehe davon aus das du einen Moment Zeit hast und noch nicht zu lange warten musstest. Von daher würde ich vorschlagen wir setzen uns. Falls du etwas trinken möchtest bedien dich nur",


    Varus zeigte auf eine Sitzgruppe und einen Beistelltisch mit Karaffen mit Wasser und Wein.


    "So förmlich sind wir hier nicht und bedienen uns außerhalb von Feierlichkeiten selber."


    Schob er gleich hinterher. Er selber trank erst einmal nichts und setzte sich.


    "Nun hast du schon alle Fragen mit dir selber oder mit Pennisia´s Hilfe geklärt oder gibt es noch welche bezüglich einer Mitgliedschaft?"

    Die Sorgen die sich in Morrigans Kopf abspielten konnte Varus natürlich nicht kommentieren oder beseitigen da er sie ja nicht kannte. Von daher konnte er nur das wenige kommentieren was sie von sich gab. Ihren Wunsch Rom nicht zu verlassen. Dieser überraschte ihn zwar ein wenig, sie hatte ihm gegenüber ja mal von einem Traum gesprochen auf´s Land zu ziehen, aber er akzeptierte ihn.
    Vielleicht war es auch besser so denn dann wäre er wahrscheinlich noch öfter als jetzt schon in den Albaner Bergen gewesen.


    "Möchtest du denn ein eigenes Habitatio bewohnen oder lieber hier mit in meinem Haus wohnen? Fairerweise muss ich wohl sagen sollte ich dann irgendwann eine Ehefrau haben wirst du spätestens dann sehr wahrscheinlich ausziehen müssen. So ehrlich muss ich ja sein!"
    Er konnte sich jedenfalls nicht vorstellen das eine zukünftige Ehefrau es akzeptieren würde wenn Morrigan und was auch immer in den nächsten Jahren aus ihrer Verbindung folgen würde, mit im Haus leben würde.


    Die Frage ob sie auch weiterhin das Lupanar betreiben wollte, als Lupa selber arbeitete sie ja schon seitdem Varus sie besaß nicht mehr, stellte er hinten an. Er ging jedenfalls davon aus das das Teil ihrer Überlegungen sein würde.

    "Aber natürlich", gab Varus zurück.


    Es war auch für ihn hier gerade keine große Liebesgeschichte. Es war viel mehr die Tatsache das ihre beiden Herzen einsam waren und sie sich gegenseitig zu mindestens auf diesem Gebiet nahe sein konnten und auch wollten.
    Es würde für sie beide sehr wahrscheinlich nie etwas wie eine normale Beziehung oder gar eine Ehe geben.
    Aber dennoch, so jedenfalls Varus Meinung, warum sollten sie sich nicht zusammen tun und die gemeinsame Zeit miteinander genießen. Beide Seiten konnten das beste aus der Situation machen und während gemeinsamer Stunden es genießen.
    Varus brauchte sich von da an nur noch eine der Frauen aussuchen die sozusagen beschädigte Ware waren deren Heirat sich aus anderen Gründen aber lohnte und damit die Dankbarkeit der Familie der Frau erreichen.
    Morrigan würde jemanden bekommen der sie gut behandelte, sie beschützte, ja wohl auch liebte irgendwie und mit dem sie das Maximum erreichen konnte was aus ihrer Lage heraus möglich war.


    Das klang alles furchtbar unromantisch aber es ging ja auch um das echte Leben und nicht um einen Roman.

    Varus freute es sichtlich wie glücklich er Morrigan mit dieser Freilassung machte. Er fand aber auch das sie in ihrem Sklavendasein genug erduldet und geleistet hatte das sie sich alleine deshalb die Freiheit schon verdient hatte.


    Bevor er aber noch weiteres sagte kramte er ein kleines Messer hervor. Er hätte den Lederriemen mit der Plakette natürlich auch einfach abnehmen können aber so fand er war es wesentlich symbolischer. Er schnitt den dünnen Lederriemen durch und überließ es dann Morrigan die in ihren Schoß gleitende Plakette zu behalten, aus dem Fenster zu werfen oder auch einfach nur beiseite zu legen.


    "Nun erst einmal bist du nun eine freie Frau und als meine Klientin bin ich als dein Patron quasi für dich Verantwortlich und werde dafür sorge tragen das du dich selber nicht mehr verkaufen musst um deinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wenn du es möchtest werde ich dir wie abgesprochen auch das Lupanar übertragen und wir teilen uns fortan den Gewinn.
    Doch es gibt auch andere Wege... du hast mir mal von einer Pferdezucht erzählt das lässt sich sicherlich nicht in den Albaner Bergen verwirklichen. Aber ich würde mich sehr freuen wenn du dort einziehen würdest. Wenn ich nicht da wäre könntest du dort auf das Haus achten und es führen und wenn ich da bin könnten wir wie Mann und Frau zusammen leben. Der momentane Vilicus ist alt und es wird Zeit für einen Nachfolger.


    Wir könnten auch hier in Roma einen Weg finden. Ich werde sicherlich mich irgendwann um eine standesgemäße Ehefrau kümmern müssen und Nachkommen die meinen Namen weiterführen. Doch das muss und wird sehr wahrscheinlich keine Herzensangelegenheit sein. Das könnten auch wir beide haben."


    Varus wusste selber nicht ob er die Worte die er gerade sprach für realistisch hielt oder sie nur im Eindruck seines frischen Verlustes aussprach. Fakt war jedenfalls das er Morrigan ja schon längere Zeit große Zuneigung entgegenbrachte. Er war gespannt wie sie seine Worte aufnehmen würde.

    Morrigan sprach da etwas an über das sie schon einmal gesprochen hatten. Die Gesellschaft und seine Pläne, auch wenn er gar nicht mehr sooo darauf erpicht war Ritter zu werden, verboten es das sie offiziell ein Paar wurden aber es gab da ja auch noch andere Lösungen.
    "Nun du hast natürlich vollkommen Recht. Da beißt die Maus keinen Faden ab wir werden niemals eine gemeinsame Ehe führen, ich kann mir jedenfalls kein Szenario vorstellen indem das möglich ist. Doch gibt es da ja durchaus noch andere Möglichkeiten!
    Bevor ich aber weiter auf das Thema eingehe möchte ich dir vorher noch etwas anderes geben. Etwas was ich schon länger versprochen hatte!"


    Er stand kurz auf und holte eine Tabula her die er Morrigan in die Hand drückte.
    Auf dieser war zu lesen



    Manumissio


    ancillae Tib. Helvetii Vari Morrigan



    Mit sofortiger Wirkung vom ANTE DIEM XII KAL IUL DCCCLXV A.U.C. gewähre ich, Tiberius Helvetius Varus, meiner Sklavin Morrigan, welche sich seit PRIDIE ID DEC DCCCLXIV A.U.C. in meinem Besitz befindet, die Freiheit.


    Sie ist damit gemäß der Lex Germanica Servitium § 2 vom heutigen Tag an Libertina und ebenso bis zu ihrem Ableben meine Klientin und soll gemäß ihres neuen Standes den Namen Helvetiana Morrigan tragen.



    Tiberius Helvetius Varus


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    Varus nahm die Tabula entgegen und schaute sie sich kurz an. Dann nickte er zufrieden
    "Shani das hast du sehr gut gemacht. Ich bin sehr zufrieden mit dir!"


    Er sah sie einen Moment an und schien nachzudenken.


    "Es wird demnächst ein paar Änderungen hier im Haus geben von denen die wichtigste wohl diejenige ist das Commodus und damit auch Varia das Haus verlasse werden. Er hat sich ein eigenes gekauft und auf lange Sicht gesehen ist das wohl auch die bessere Lösung! Soweit ich es mitbekommen habe hat er sich auch bereits nen Stall voll eigener Sklaven gekauft so das für dich und die anderen aus meinem Haushalt wenig bis gar keine Arbeit zukommen wird."


    "Hättest du Lust mich das nächste Mal zu begleiten wenn ich in die Albaner Berge reise?"


    In späteren Zeiten würde man sagen Varus bot Shani gerade ein paar Tage Urlaub an.

    "Gebürtig stamme ich aus Noricum bin aber schon ein paar Jahre hier in Roma", beantwortete Varus zunächst die erste Frage.


    Die andere hieß also Neri. Neri und Lala...zwei recht kurze Namen die wohl auf eine Sklavendasein hindeuteten. Zusätzlich die Information das die Garküche nicht ihre war. Hätte ja auch sein können das sie Mutter und Tochter oder eher Schwestern gewesen sind.
    "Wem gehört die Garküche denn und derjenige ist wohl auch eurer Besitzer?"


    Varus musste kurz lachen
    "Nein stimmt es gibt ja hunderte in der Stadt und irgendwie ähneln sie sich optisch doch alle. Allerdings muss ich sagen das ich versuchen werde mir diese hier zu merken. Das Essen liegt doch einiges über dem Durchschnitt."

    Es war Shani die hereinkam und ihm von ihrem Auftrag berichtete.
    Das hörte sich ja alles recht gut und unkompliziert an.
    "Hmmhh Tiberius Lepidus...ja stimmt den kenne ich. Ich hätte nicht gedacht das das alles so einfach ist. Wo uns Römern doch immer nachgesagt wird wir wären so bürokratisch. Du hast nicht zufällig ein Muster einer solchen Urkunde mitbekommen?"

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    Wieder einmal hatte Serrulus einen Botengang zu erledigen. Heute allerdings musste er nicht nur einen Brief überbringen sondern auch ein kleines Kästchen.
    Zeitpunkt der Übergabe war am Tag, vielleicht auch zwei, nach der Verlobungsfeier von Serapio und Valentina gewesen. Die beide Serrulus natürlich vollkommen unbekannt waren.
    Er tat nur seine Pflicht und gab Brief und Kästchen beim Anwesen der Decimer ab.





    Ad
    Quintilia Valentina
    Casa Decima Mercator
    Roma, Italia



    Verehrte Valentina,


    lange habe ich überlegt ob ich dir diesen Brief schicken soll oder nicht. Lange habe ich mit mir gerungen dies zu tun oder nicht. Ich habe mich schließlich dafür entschieden auch wenn ich meinen Boten noch zweimal wieder zurück gerufen habe als er schon los wollte. Die Tatsache das du diesen Brief nun aber in der Hand hältst ist wohl der Beweis das ich mich letztendlich doch dafür entschieden habe. Trotz allem wünsche ich dir nichts schlechtes für deine zukünftige Ehe auch wenn auf meiner Schulter beständig ein kleines hässliches Wesen sitzt das mir etwas anderes ins Ohr flüstert.


    Obwohl ich dir nichts schlechtes Wünsche so muss ich doch zum Ausdruck bringen wie enttäuscht und.... ich scheue mich dieses Wort auch nur zu schreiben... fast schon angewidert bin von deinem Spiel.


    Umso mehr Zeit seit unserer Trennung vergeht umso deutlicher will mir die Stimme von meiner einen Schulter sagen was für ein falsches Spiel du treibst und die ausgleichende Stimme auf der anderen Schulter wird immer leiser, findet sie doch kaum Argumente die für dich sprechen.


    Es ist mir unbegreiflich wie jemand der so rein und unschuldig wirkt so ein Spiel treiben kann. Wie oft hast du mir was von deinen Gefühlen erzählt. Mir vergegaukelt wie verletzlich du bist und wie viele Verluste du schon erlitten hast. Niemals hätte ich gedacht das deine vielen bisherigen Verlobten auch einen anderen Grund haben können.
    Als du meinen Heiratsantrag abgelehnt hast ist für mich zunächst eine Welt zusammen gebrochen. Ich konnte es einfach nicht verstehen ob der vielen Male wo wir uns doch gezeigt und versichert haben das wir uns lieben. Ich dachte wir wären verwandte Seelen die die gleichen Werte haben. Wie oft hast du mir erzählt das du nichts hast, aus einer armen Familie kommst usw. Wie oft habe ich dir, der vermeintliche reiche Römer, die versichert das mir das egal ist und das ich nur dich als Person wollte?
    Du kannst dir sicher nicht mal im Ansatz meine Überraschung vorstellen als ich dann nur wenig nach unserer Trennung oder besser gesagt deiner Ablehnung mir gegenüber erfahren habe das du bereits einen anderen hast. Natürlich verglichen mit dem Decimer, Prätorianerpräfekt in Spe, Kriegsheld, Sohn des Praefecuts Urbi, Eques usw. usw. bin ich natürlich ein niemand. Was ich mein Geld schon gegenüber das des Decimers. Was sind meine Betriebe schon gegenüber dem Reichtum dieses Mannes.


    Ich war bereit deine Herkunft die du selber immer wieder in schlechtes Licht gerückt hast zu ignorieren. Ich habe sogar fast mit meiner Familie gebrochen für dich. Wie oft hat mein Verwandter Helvetius Commodus mich vor dir gewarnt und mich gebeten ja schon fast befohlen die Verbindung zu dir zu beenden. All das habe ich nicht getan weil ich deinen Worten glauben geschenkt habe.
    Du kannst dir gar nicht vorstellen wie schlecht es sich nun anfühlt eines besseren belehrt worden zu sein und zugeben zu müssen das sowohl Commodus als auch andere die mich vor dir eindringlich gewarnt haben recht hatten.


    Ich kann mir fast vorstellen wie entsetzt du jetzt wahrscheinlich tust wenn du in Gesellschaft diese Zeilen liest um auch dort deine Fassade wahren zu können. Aber wie sollte ich zu einem anderen als diesen Schluss kommen? Wie wenig Zeit ist vergangen von deiner Ablehnung bis zu deiner Verlobung?
    Keine Vorwarnung hast du mir zukommen lassen mit der du vielleicht hättest erklären können das Armors Pfeil dich erneut getroffen hat und das dieser zweite schwerer als der Erste war und nicht das es nur daran liegt das der neue Kandidat reicher, schöner und einflussreicher ist als ich! Nein von anderen erfuhr ich von deiner Verlobung. Ja nicht einmal eingeladen hast du mich, erschienen wäre ich natürlich nicht, zu deiner Verlobungsfeier um damit das letzte bisschen Anstand zu wahren.


    Ich kann daher zu keinem anderen Schluss kommen als den das du genau die Art Mensch bist vor die ich gewarnt wurde.


    Der kleine sterbende Teil in mir der dich geliebt hat und es noch tut wünscht dir alles Gute für die Zukunft. Auch um deine Nichten willen hoffe ich das alles gut für euch ausgeht.


    Doch ehrlich gesagt muss ich sagen fehlt mir der Glaube daran. Viel eher glaube ich inzwischen das die Götter nicht umsonst schon so viele deiner ehemaligen Verlobten zu sich geholt haben! Ich danke den Göttern dafür das sie mich zwar mit einem gebrochenem Herzen welches nun erst einmal heilen und vernarben muss aus der Sache rausgeholt haben aber wenigstens lebend.


    Lebe wohl




    Tiberius Helvetius Varus




    In dem kleinen Kästchen befand sich Sand und ein schwarzer Stein. Dieser war geformt wie ein Herz und gespalten. An der Stelle wo er in zwei Teile gespalten war zeigte er eine Verfärbung die irgendwo zwischen frischen und geronnenem Blut erinnerte von der Farbe her.

    "So So immer nur nicht jetzt gerade... wieder mal typisch!" gab Pennisia gespielt verärgert von sich.


    "Na mir würden da schon einige Gründe und Vorwände einfallen aber wenn du so unkreativ bist müssen wir es wohl dabei belassen!"



    Sie ging wieder vor und brachte ihn in ein Officium dort verabschiedete sie sich mit einem kurzen


    "Vale" und ging.



    ****


    Wenig später betrat dann der Vicarius den Raum.


    "Salve Civis ich bin Vicarius Helvetius Varus. Leider wurde mir dein Name nicht mitgeteilt. Ich hörte nur es ginge um eine Mitgliedschaft bei der Praesina?"

    Wieder einmal aber etliche Monate nach dem letzten Mal bat Varus nach der Salutatio um ein kurzes Gespräch bei seinem Patron. Gerade in den letzten Wochen war Varus sehr im Hintergrund geblieben bei den Salutatios. Es schien so als ob er mit irgendetwas oder irgendwem enorm beschäftigt gewesen war. Natürlich hatte er aber nie gefehlt.


    Heute jedenfalls bat er um ein Gespräch, der neue Kaiser war bereits einige Wochen im Amt bei seinem Patron.

    "Ja das ist ja das schlimmste daran. Ich war und bin wirklich ein Idiot der sich von dieser Frau hat blenden lassen. Sie hat so getan als ob sie sich verliebt hat. Immer wieder betont das sie doch eigentlich zu schlecht wäre für mich. Irgendwas von meinem Reichtum und ihrer armen Familie gefaselt. Das war wohl alles nur kaltes Kalkül auch wenn ich nie gedacht hätte das sie dazu fähig ist. Ich glaube ich bin einfach für diese Stadt zu weich. Manchmal wünschte ich ich wäre so wie Commodus. Den scheint nichts anhaben zu können. Oder wenigstens ein Soldat wie mein Bruder oder mein Vetter. Aber nein ich bin ein weicher Träumer der immer an das Gute glaubt!"


    Für einen Moment war Varus wirklich komplett niedergeschlagen und schlug die Hände vor´s Gesicht. Doch dann richtete er sich auf. Es war ihm offensichtlich sogar etwas peinlich sich so weich gezeigt zu haben.


    "Wenn ich geblieben wäre hätte ich dich zu mir geholt! Was hältst du davon?"


    Ob die Frage nun ernst gemeint war wer wusste das schon. Gestellt war sie aber erst einmal.

    Normalerweise würde Varus jetzt energisch Einspruch erheben. Seiner Meinung nach endete die Zuständigkeit der städtischen Beamten eben an der Stadtgrenze. Aber ihm sollte es Recht sein.
    Wenn sein Gegenüber nach der Inspektion ihm dann mit Kosten kommen würde könnte er ja immer noch aufschalten.


    "Na wenn du da so einen Experten an der Hand hast... ich wüsste zwar nicht wie man anhand einer Kostprobe rausschmecken kann das es nicht an der Quelle liegt aber ich kenn den Kerl ja auch nicht."


    "Brauchst du dann für deine Inspektion noch irgendwelche Hilfe...einen Bautrupp vielleicht?"

    Pennisia grinste zurück. Ein bisschen Flirten ging ja immer.


    "Ich kümmere mich hier um dies und das, primär sorge ich aber dafür das die Fahrer durchs Leben kommen. Du musst wissen die meisten von denen sind recht jung und haben außer vom Gespann fahren in der Regel keine Ahnung vom Leben... richtige Fachidioten könnte man meinen."



    Sie stemmte die Hand in die Hüfte und drückte die Brust ein wenig raus


    "Du musst dich wohl schon entscheiden ob du mit mir sprechen möchtest oder mit dem Vicarius."