Beiträge von Tiberius Helvetius Varus

    Varus war sich nicht ganz sicher aber wenn er den Senator eben richtig verstanden hatte war dieser bereit ihn zum Klienten zu nehmen. Er hatte ihn sogar als würdig bezeichnet sein Klient zu werden was Varus zusätzlich freute. Der zu bringende Wein war in Varus Augen ein weiteres Zeichen für das Wohlwollen seines Gegenübers.


    "Nun im Grundsatz bin ich mir der Pflichten eines Klienten gegenüber seines Patrons natürlich bewußt. Ich bin dir zur Treue verpflichtet und wir werden uns, wenn es zu dem Patronat kommt, gegenseitig nach besten Wissen und Gewissen unterstützen. Natürlich werde ich auch zur allmorgendlichen Salutatio erscheinen wenn du diese Tradition abhältst. Gibt es darüber hinaus noch Dinge die ich vergessen habe oder die du von mir erfahren möchtest?"

    "Ich habe mich sicherlich undeutliche ausgedrückt Senator. Aber der Klient vom Bruder unseres ermorderten Kaisers zu werden habe ich in meinen künsten Träumen nicht erwartet. Ich hoffe ich beleidige dich nicht aber ich hatte gehofft das ich dein Klient werden kann um so den langen Weg vom Wiederaufstieg meiner Familie zu beginnen und dann irgendwann vielleicht meine Kinder sich wieder die Klienten eines Kaisers oder gar seiner Gens nennen dürfen."

    Varus setzte sich ebenfalls auf eine Kline.
    "Natürlich aber da ich ja unangemeldet hineingeplatzt bin wollte ich vorher fragen ob, wie und wo es dir gerade passt."


    Varus atmete noch einmal durch und setzte dann an.


    "Ich möchte dich nicht vorher mit meiner bisherigen Lebensgeschichte belästigen und hebe mir diese eventuell für später auf. Ich stamme aus einer Soldatenfamilie aus Colonia Ulpia Traiana Poetovio in Pannonium. Ich bin väterlicherseits direkt blutsverwandt mit dem Ostia Stamm der Gens Helvetia, der wie es scheint bis auf dem Zweig den ich angehöre ausgestorben ist. Ich bin vor ein paar Tagen nach Rom gekommen um mich mit dem Pater Familias der Gens Helvetia, dem Senator Titus Helvetius Geminus zu treffen. Ich möchte in die Politik gehen und irgendwann den langen steinigen Weg des Cursus Honorum beschreiten. Titus Helvetius Geminus ist, wie mir von seinem Enkelsohn und momentanen Hausherren der Gens Helvetia in Rom berichtet wurde, aber so gut wie im Ruhestand. Nun ist mir natürlich bekannt das man viel mit den eigenen Fähigkeiten erreichen kann aber vieles aber auch nicht. Dafür braucht man, unter anderem einen Patron. Die Gens Helvetia ist eine Klientelgens der kaiserlichen Gens Ulpia. Wir Helvetier standen nicht zuletzt Ulpius Iulianus in unerschütterlicher Treue zur Seite und auch sein Sohn, Valerianus, konnte sich der absoluten Loyalität der Familie immer gewiss sein. Die schrecklichen Ereignisse der letzten Tage und Woche, die ich dir wo du doch in Rom warst als sich die Nachricht von dem feigen Mord verbreitete nicht erklären muss, haben verhindert das wir Helvetier nun, mit verdünnten aber dafür abgehärteten Reihen, wieder an die Seite der Gens Ulpia treten. Doch Klient eines Kaiser zu werden ist für einen jungen Römer vom Land wohl auch etwas hochgegriffen, glorreiche Vergangenheit hin oder her. Zusätzlich ist mit Valerianus ja auch der Rest seiner Familie ermordet worden, womit, soweit ich weiß, die Gens Ulpia ausgelöscht wurde. An dieser Stelle kommst du nun ins Spiel. Ich habe gestern erfahren das du ein Klient des Lucius Aelius Quarto, immerhin der leibliche Bruder von Kaiser Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, bist. Ich hoffe nun das du die Großzügigkeit besitzt mich als deinen Klienten anzunehmen. Wodurch mir die Möglichkeit gegeben wäre einen ersten Schritt zu tun um die Gens Helvetia wieder dahin zu bringen wo sie schon einmal war."


    Nachdem er geendet hatte schluckte Varus einmal. Er hoffte die richtigen Worte bei dem ihm noch vorgestern unbekannten Mann getroffen zu haben.

    Varus trank den Wein nur leicht verdünnt. Als Winzer war er es gewohnt tägliche größere Mengen Wein zu trinken.


    "Du hast recht die XV ist nun in Cappadocia stationiert. Ich will die nicht mit der ganzen Geschichte dieser Legio belasten. Nur ganz kurz. Nach der Niederlage des Publius Quinctilius Varus gab es umfangreiche Umgruppierungen und dabei wurde die XVte nach Emona in Pannonia verlegt. Kurze Zeit später, nach dem Tod des großen Augustus, wurde sie nach Carnuntum verlegt. Bis nach den Dakerkriegen blieb sie dort und wurde im Zuge der Große Heeresreform des Lucius Ulpius Iulianus in den Osten verlegt. Mein Großvater und auch mein Onkel dienten also in der Nähe meiner Heimatstadt. Mein Bruder will nun die Familientradition aufrecht erhalten und ist deshalb der XVten beigetreten."


    Varus ließ das gesagt ein wenig sacken und kam dann zum zweiten Teil
    "Nun in Ostia gibt es keine lebenden Verwandten mehr. Ich habe meinen Großvater dies nie fragen können aber soweit ich weiß sind zumindestens seine beiden Halbbrüder inzwischen Tot. Ob sie noch lebende Nachkommen haben kann ich nicht sagen. Mir sind jedenfalls keine bekannt und auch in Ostia konnte ich keine finden. Was mit dem Haus meiner Familie hier in Rom ist muss ich noch herausbekommen, ein Grund warum ich hier bin. Die letzte Woche war ich jedenfalls in Ostia wo es ein leerstehendes Haus gab. Die dortige ehemalige Casa Helvetia habe ich, im Auftrag meines Vaters, renovieren lassen und vermietet.
    Nun was mich nach Rom führt. Zum einen sollte ich klären was mit der engen Verwandtschaft ist, den beiden Häusern und natürlich auch zum Stamm der stadtrömischen Helvetier Kontakt aufnehmen. Zum anderen... nun mein älterer Bruder ist der Tradition gefolgt und Soldat geworden. Meine anderen Geschwister haben sodenn es man im Moment sagen kann keine anderen Ziele als Winzer zu werden. Ich selber habe dieses Handwerk zwar erlernt aber möchte es wenn eher im Alter ausüben. Ich möchte in die Politik...", Varus überlegte einen Moment wie weit er gegenüber Milo gehen konnte" und irgendwann mal Senator werden."

    Varus nahm zunächst den angebotenen Wein. Da er gelernter Winzer war konnte er gar nicht anders und prüfte diesen erst einmal auf seine Qualität, Herkunft und dergleichen. Er kam zu dem Schluß das es kein absoluter Spitzenwein war aber durchaus auch nichts schlechtes. Einen weiteren Kommentar dazu hob er sich für später auf, interessiert schaute er allerdings ob sein Gegenüber auch Wein trank.


    "Nun wie gesagt mein Name ist Tiberius Helvetius Varus. Ich gehöre zum Ostia Stamm der Gens Helvetia. Wobei ich sagen muss das ich bis vor ein paar Tagen noch nie in Ostia war. Mein Großvater, Lucius Helvetius Cornutus, der Halbbruder der dir sicherlich bekannten Publius Helvetius Gracchus und Appius Helvetius Sulla begründete unseren Zweig. Er verließ mit 18 Jahren Ostia und ging zu den Adlern. Ich will dich nicht mit Details belasten aber nach 33 Jahren bei der Legio XV Apollinaris wurde er ehrenvoll entlassen und ließ sich in Colonia Ulpia Traiana Poetovio in Pannonium nieder. Dort gründete er ein Weingut welches im Moment von meinem Vater betrieben wird. Cornutus hatte zwei Söhne.
    Der ältere, mein Onkel Lucius Helvetius Curvus, ging ebenfalls zur Legio XV Apollinaris und diente 32 Jahre in ihr. Auch er ist inzwischen entlassen und hat sich, ebenfalls als Winzer, in Noviomagus in Germanien niedergelassen. Soweit ich weiß ist sein ältester Sohn, Lucius Helvetius Corvinus, dort inzwischen bei der Legio II Germanica.
    Der jüngere Sohn, mein Vater, ist Servius Helvetius Vindullus. Er ist ist mit Leib und Seele Winzer und betreibt wie gesagt das von meinem Großvater gegründete Weingut weiter. Ich habe einen älteren Bruder der der Familientradition gefolgt ist und seit ein paar Jahren bei der Legio XV Apollinaris dient. Mein Vater ist neben seiner Tätigkeit als Winzer inzwischen im Ordo Equestris und im Ordo Decurionum von Colonia Ulpia Traiana Peotovio."


    Nach dieser langen Rede hielt Varus erst einmal inne um seinem Gegenüber Zeit zum nachdenken und für eventuelle Gegenfragen zu geben.

    "Salve, mein Name ist Tiberius Helvetius Varus und ich würde gerne mit dem Senator Lucius Iulius Centho sprechen oder einen Termin machen wenn er bereit ist mich zu einem Gespräch zu empfangen,"


    auch hier sprach Varus deutlich und selbstbewußt und zeigte kurz seinen Siegelring. Bei der momentanen Stimmung in der Stadt hielt er es für eine gute Idee schon von alleine zu zeigen das er kein Unruhestifter war.

    Varus fing sich schnell und hörte aufmerksam zu was sein Gegenüber sagte. Er nahm auf dem angebotenen Stuhl platz und antwortete:


    "Nun dann denke ich mal ich rede mit dem Richtigen, dem momentan amtierenden Hausherren der Casa Helvetia und dem Oberhaupt der Gens in Rom. Ja mein Name ist Tiberius Helvetius Varus. Ich gehe einmal davon aus du weißt nicht wer ich bin?"

    Am seinem zweiten Tag in Rom, gestern hatte er sich ein wenig ausgeruht und ein paar Dinge eingekauft, trat Tiberius Helvetius Varus, vor die Porta der Casa Iulia.
    Erfürchtig verharrte er einen Moment vor dem Haus dieser mächtigen und alten Gens.
    Schließlich fasste er sich ein Herz und klopfte kräftig an der Tür. Anschließend rückte er noch einmal schnell seine Kleidung zurecht.

    Varus war dem Ianitor gefolgt und trat nun in das Officium ein. Etwas verwirrt sah er dort einen sehr jungen "Mann" sitzen der aber von dem Ianitor als Hausherr angesprochen wurde.


    "Salve, entschuldige meine Verwirrung ich hatte Titus Helvetius Geminus der laut meinen Informationen in einem fortgeschrittenen Alter ist. Ich hoffe er ist nicht zwischenzeitlich verstorben?"

    Varus hatte eine ganze Weile gebraucht um vom Porta Raudusculana, wo er die Stadt betreten hatte, bis zur Casa Helvetia zu kommen. Er war am Circus Maximus vorbeigekommen und hatte dieses Bauwerk ebenso bestaunt wie das Amphitheatrum Flavium. Dort war er ganz in der Nähe eine ganze Weile am Ludus Matutinus hängen geblieben. Er hatte zu Hause in Noricum Hunde gezüchtet und als echter Römer interessierten ihn die Gladiatorenkämpfe natürlich auch. Er hatte nicht gewußt das es in Rom ein Ludus gab was sich auf die Ausbildung von bestiarii und venatores spezialisiert hatte. Eine Sache die er auf jeden Fall im Auge behalten wollte.


    Nun aber stand er vor der Casa des stadtrömischen Zweiges seiner Gens.
    Beherzt klopfte er an die Tür und wartete was geschah.

    Varus hatte eine lange und anstrengende Reise hinter sich. Vor etlichen Tagen war er von seiner Heimat in der Nähe von Colonia Ulpia Traiana Poetovio aufgebrochen. Sein Weg hatte ihn durch einige Provinzen bis nach Italia geführt. Zunächst war sein Ziel Ostia gewesen. Varus gehörte dem Ostia-Zweig der Helvetier an und dieser war früher stark in Ostia vertreten gewesen. Sie besaßen dort immer noch ein Haus welches, nachdem der letzte Helvetier Ostia verlassen hatte eine ganze zeitlang leer gestanden hatte. Varus hatte es nach seiner Ankunft instandsetzen lassen und es nun vermietet.
    Danach war er nach Rom aufgebrochen und kam nun endlich im Zentrum des Imperiums an. Vor dem Tor befand sich eine kleiner Schlange und nach einigem Warten kam er an die Reihe.


    "Salve Soldat darf ich passieren? Meine Name ist Tiberius Helvetius Varus und ich komme aus Colonia Ulpia Traiana Poetovio. Ich möchte meine Familie besuchen."