Beiträge von Petronia Octavena

    "Ich kann es mir vorstellen."
    Octavena schmunzelte weiter und beobachtete dann amüsiert, wie die Kinder über den Preis für das Ergebnis des Schlachtfelds aus Runas Küche diskutierten. Als wieder Ruhe eingekehrt und der Preis genannt wurde, nickte sie bestätigend.
    "In Ordnung, dann nehme ich mal zehn davon mit." Sie kramte das Geld hervor und sah sich dabei suchend um, ob das Hasenrennen nicht inzwischen vorbei und Mann wie Tochter auf dem Weg hinter ihr her waren.
    "Mal sehen, wenn Witjon gleich noch mit Camelia nachkommt, kann sie vielleicht sich etwas von dem Julbaumschmuck aussuchen", erklärte sie dabei an Runa gewandt und lächelte. "Aber so wie's aussieht sind im Augenblick noch die Hasen da hinten interessanter."

    Nun, da es endlich raus war, konnte Octavena das beobachten, worauf sie eigentlich schon seit sie sich sicher gewesen war gewartet hatte: Den Ausdruck oder viel mehr das Strahlen, das sich nun auch auf dem ihres Mannes ausbreitete und so von einem Moment auf den anderen praktisch dupliziert hatte.
    "Ich bin mir schon seit ein paar Tagen sicher", erwiderte sie dann noch immer selbst grinsend und ersparte ihm so eine ausführliche Erklärung darüber seit wann sie einen ersten Verdacht in dieser Richtung gehabt hatte. "Es hatte sich nur bis jetzt noch nicht so wirklich der richtige Moment ergeben, um mit dir darüber zu reden."
    Jetzt würde es bald so einiges zu tun geben: Natürlich musste demnächst noch ein Dankopfer sein, aber sie würden es auch bald der Familie und damit auch ihrer Tochter erzählen und... "Ich werde dann bald auch wieder bei Susina Alpina vorbeisehen und sie um ihren Rat und Unterstützung bitten", teilte sie Witjon den letzten Punkt der sich gerade erst richtig manifestierenden Prioritätenliste in ihrem Kopf mit. "Sie war das letzte Mal eine große Hilfe."

    Octavena schmunzelte. Das mit dem Schlachtfeld konnte sie sich gut vorstellen, schon allein aus der Erfahrung heraus, wie es aussehen konnte, wenn ihre eigene Tochter aus irgendwelchen Gründen unbedingt in der Küche helfen wollte.
    "Dann soll das auch nicht umsonst gewesen sein." Sie grinste. "Wie viel bekommst du für eines dieser Kunstwerke?"

    Octavena kratzte ihre Beherrschung zusammen und bemühte sich darum, nicht schon direkt bei Witjons Eintreten mit ihren Neuigkeiten herauszuplatzen, sondern wartete bis er sich endlich zu ihr gesellte. Erst jetzt mit der Vorfreude darauf, endlich mit der Sprache rauszurücken, wurde ihr erst richtig bewusst, wie sehr ihr selbst auch ein Stein vom Herz gefallen war. Octavena wäre sich auch nicht sicher gewesen, ob sie nicht bei noch einer Schwangerschaftsnachricht einer Freundin oder Verwandten vor ihr selbst nicht wenigstens den Drang verspürt hätte, schreiend aus dem Raum zu laufen.
    Nur Witjon wusste davon ja noch nichts und schließlich konnte Octavena es auch nicht mehr verhindern, ihn breit anzustrahlen. Seine offenbar fehlende Lust auf Zärtlichkeiten heute kümmerte sie da wenig, heute stand etwas anderes weiter oben auf ihrer gedanklichen Prioritätenliste.
    "Dann ist ja gut, dass ich ohnehin mit dir reden wollte", erwiderte sie – ebenfalls leise, um die Kinder nicht zu wecken - und rutschte noch ein wenig unruhig hin und her, nur um dann näher an ihn heran zu rücken, damit er sie trotz der gedämpften Lautstärke auch ja würde verstehen können. "Es gibt Neuigkeiten."
    Jetzt konnte sie ein breites Strahlen nicht mehr verkneifen, womit verbunden aber auch jede Geduld schwand. Kurz entschlossen warf sie ihre vorherigen Pläne für verschiedene schöne Formulierungen, die sie sich in ihrer Vorfreude zurecht gelegt hatte, über Bord und begnügte sich kurz und knapp mit dem Wesentlichen. Wahrscheinlich würde er ihrem Gesichtsausdruck die Art ihrer Nachricht ohnehin schon ablesen können.
    "Ich bin wieder schwanger."

    Ein paar weitere Wetten wurden noch gemacht und während Camelia noch immer ganz fasziniert von den Hasen war, wandte ihre Mutter bereits ein wenig den Kopf und ließ ihren Blick über die übrigen Stände schweifen. Ein Stück weiter entdeckte sie einen Schopf, den sie kurz darauf als Runas identifizierte.
    "Ich gehe mal ein bisschen weiter und sage Runa Hallo", teilte sie Witjon mit - die Hasen interssierten Octevan ohnehin relativ wenig - und überließ damit Mann und Tochter dem Hasenrennen, um ein wenig weiterzuschlendern.


    "Salve, Runa. Wie geht es dir?" Octavena lächelte die junge Frau fröhlich an, wobei sie ihren Blick über das Allerlei am Stand wandern ließ. "Eine bunte Mischung hast du hier ja."

    Es waren inzwischen wieder einige Wochen vergangen, das Leben in der Casa hatte sich inzwischen neu eingependelt, als Octavena erneut darauf wartete, dass Witjon sich zu ihr in das warme Bett bewegen würde. Genau genommen hatte sie schon in den letzten beiden Tagen auf den richtigen Moment gewartet, um mit ihm zu sprechen, aber irgendwie hatte sie den immer wieder verpasst. Aber heute wollte sie dem ein Ende setzen, lange hielt sie ihre Neuigkeiten ohnehin nicht mehr aus.
    Also hatte sie ihre Tochter heute etwas früher ins Bett gebracht, auch wenn Camelia sich dagegen gesträubt hatte, dass ihre Mutter ihren Rhythmus hatte durcheinander bringen wollen, und hatte es sich inzwischen auch selbst bequem gemacht. Jetzt musste nur noch endlich ihr Mann hinterher trotten. ;)

    Obwohl Octavena die draußen herrschenden Temperaturen eher weniger behagten – trotz der Zeit, die sie nun schon in Germanien lebte, hatte sie sich mit dem germanischen Winter einfach nicht so richtig anfreunden können – war sie dennoch guter Laune. Abgesehen davon, dass sie selbst die Atmosphäre des Jahrmarkts mochte, war einfach der Anblick ihrer komplett faszinierten Tochter schon genug, um sie zum Lächeln zu bringen. Ein paar Mal versuchte sie zwar halbherzig, Camelia zur Ruhe zu ermahnen, aber die Erfolgsaussichten dafür waren ohnehin begrenzt, also ließ sie es bald bleiben und beobachtete stattdessen amüsiert, wie die Aufmerksamkeit ihrer Tochter sich nun auf ein paar Hasen zu konzentrieren begann.
    Als Witjon Camelia schließlich auf deren spontane Begeisterung hin hochhob und mit ihr die Rennbahn samt der Tiere begutachtete, ging Octavena langsam hinter den beiden her, gerade so, dass sie einen Augenblick lang dabei zusehen konnte, wie die Kleine entscheiden durfte, auf welchen Hasen ihr Vater setzen würde. Die Augen des Mädchens schienen dann noch einmal ein ganzes Stück größer zu werden, als ihr Rutger den Hasen auch noch zum Streicheln hinhielt. Da mischte sich auch Octavena wieder ein, die jetzt den Punkt erreicht sah, an dem Camelia zur Sicherheit ein wenig ausgebremst werden sollte.
    "Aber vorsichtig, ja?", erinnerte sie ihre Tochter, die daraufhin ernst nickte und eine Hand nach dem Tier ausstreckte, um ihm ein wenig den Kopf zu tätscheln.

    Lächelnd hatte Octavena zunächst von der Tür und dann, nachdem sie es sich selbst schon einmal im Bett bequem gemacht hatte, von dort aus beobachtet, wie ihre Tochter mit großen Kinderaugen ein weiteres Mal einer von Witjons Geschichten gelauscht hatte, die so eine große Faszination auf das Mädchen ausübten. Es hatte seine Zeit gedauert, aber schließlich war Camelia sanft eingeschlafen. Octavena hatte während der Geschichte noch einmal prüfend nach dem Neugeborenen in der Wiege gesehen, auch wenn ihr bei dem Anblick kurz das Herz schwer geworden war. Sie wusste, dass es ihr mit etwas Pech genauso wie der armen Mutter des Kleinen ergehen konnte. Ein Tod im Kindbett war nun einmal nicht so selten, wie es sich die meisten wünschten, und Fusas Tod im Speziellen hatte Octavena erneut auch an ihre eigene Sterblichkeit erinnert, zumal sie und Witjon sich gerade ja um die zweite Schwangerschaft bemühten, auf die Octavena eigentlich schon länger gehofft hatte.


    Als Witjon sich schließlich zu ihr gesellte, quittierte sie sein Geständnis mit einem Lächeln ehe sie den Kuss erwiderte und diese Gedanken wieder so schnell verschwanden wie sie aufgetaucht waren, auch wenn sie scheinbar damit nicht allein gewesen war.

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Er trat einen Schritt zurück und gab Octavena damit Gelegenheit zur Gratulation. Dann schob er die kleine Ildrun vor, die mit schüchternem Blick den Blumenstrauß hochhielt. "Neben diesem Strauß soll dich, Runa, noch dieses Geschmeide verzücken", verkündete Witjon und warf seiner Frau einen auffordernden Blick zu.


    Zitat

    Original von Duccia Silvana
    Als Runa die kleine Ildrun mit dem riesigen Blumenstrauß sah, kamen ihr fast die Tränen vor Rührung. Sie kniete sich hin, nahm den wundervollen Strauß entgegen und drückte ihre kleinen Base an sich. „Ich danke dir. Weißt du Ildrun, dass hier ist eindeutig das beste Geschenk des Tages, den gebe ich nicht mehr her und in meinem neuen Heim wird dein Strauß einen Ehrenplatz bekommen.“ Auch Ildrun bekam noch einen liebevollen Kuss und ein leises "Los ab mit den anderen Kinder toben.“ Runa zwinkerte ihrer Base noch fröhlich zu, bevor sich sich wieder erhob und dann wie schon so einige Mal heute fast sprachlos war. Hatte sich hier heute eigentlich jeder auf die Fahnen geschrieben das wertvollste und beste Geschenk zu machen? Runa staunte nicht schlecht, als sie das Geschmeide sah vor allem, weil Ihr Onkel und ihre Tante die einzigen bisher waren, die auch in ihrem Geschenk die Verbindung der beiden hervorhoben . So bekam ihr Onkel und seine Frau gleich je noch eine Umarmung. "Ich danke euch für eure wundervollen einzigartigen Geschenke.“


    "Auch von mir alles Gute", schloss sich Octavena mit Gratulation und Drückerei ihrem Mann an und lächelte. "Ich hoffe, dass ihr beide sehr glücklich werdet."
    Dann schob Witjon Camelia vor, die insgesamt eher schüchtern den Strauß Blumen an Runa weitergab und Octavena musste unwillkürlich schmunzeln, als sie sah, wie ihre Tochter ob der Rührung der Braut ein bisschen rot wurde und einen Moment offenbar nicht wusste, wie sie reagieren sollte, dann aber doch fröhlich grinste, als Runa ihr etwas zuflüsterte. Octavena hatte den genauen Wortlaut nicht verstanden, aber angesichts der Tatsache, dass ihre Tochter kurz darauf lachend davon stob, um sich wieder zu ihren Spielkameraden von vorhin zu gesellen, konnte sie sich denken, was der Inhalt in etwa gewesen war.
    Sie sah Camelia allerdings nur flüchtig hinterher, weil es dann an ihr war, nach dem Strauß das nächste Geschenk zu überreichen. Im Gegensatz zu den Blumen tatsächlich ein Geschenk von Wert, das aber offensichtlich genauso wenig sein Ziel verfehlte, denn ehe Octavena es sich versah, wurde sie direkt noch einmal - dieses Mal zum Dank - umarmt.

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    ...


    "Salvete", grüßte Octavena lächelnd in Richtung des neuen Statthalters und seiner Frau, wenn auch ohne eine Bemerkung darüber auszusprechen, dass "Durcheinander" wohl eindeutig untertrieben war, wenn man über diesen Auftritt hier sprach. Aber Verwandtschaft war Verwandschaft und Octavena würde sich hüten, unnötig zu stänkern, wenn die Sache es nicht einmal wert war. "Es freut mich, euch beide kennenzulernen."


    Viel Zeit für eine erste Begrüßung blieb ohnehin nicht, das würde warten müssen und später erledigt werden, denn das Brautpaar schien nun endlich zur Zeremonie übergehen zu wollen, jedenfalls bewegten sich die Gäste nun langsam in Richtung des Hains. Auf dem Weg dorthin hakte sich Octavena zunächst bei Witjon ein, ließ seinen Arm aber kurz darauf schon wieder los, als er ihre Tochter unter den Kindern entdeckte und zwischen sie zog. Camelia ließ das fröhlich mit sich geschehen und ein Lächeln umspielte Octavenas Lippen, als das Mädchen sie breit anstrahlte. Es war nicht immer ganz einfach gewesen, in eine germanische Familie einzuheiraten, aber an Tagen wie diesem, wenn Camelias Augen sie so anleuchteten, wollte sie an keinem anderen Ort sein.


    Die Zeremonie war - ähnlich wie Octavena es noch von ihrer eigenen Hochzeit in Erinnerung hatte - eine im Grunde Germanische, bei der allerdings auch noch die römischen Götter genügend geehrt wurden. Es war erst die sanfte Berührung ihrer Hand durch ihren Mann, die Octavenas Aufmerksamkeit wieder von dem Geschehen vorne ablenkte, und ein feines Grinsen erschien in ihrem Gesicht. "Natürlich." Sie schnalzte gespielt missbilligend mit der Zunge ehe sie seine Hand zurück drückte. "Auch wenn ich damals sehr aufgeregt war, würde ich das nie vergessen."


    Der Kuss des Brautpaars folgte, die Gäste klatschten und die üblichen Glückwünsche begannen. Familie und Freunde reihten sich nacheinander ein, um auszudrücken, wie sehr sie sich denn für das Paar freuten. Octavena bekam ihre bereits wieder unruhig werdende Tochter gerade noch rechtzeitig zu fassen bevor die schon wieder die sich lösende Atmosphäre nutzen konnte, um auf und davon zu huschen, strich ihr ein paar unordentliche Strähnen aus der Stirn und platzierte sie wieder zwischen sich und Witjon. "Gleich kannst du wieder spielen gehen, einen Moment noch", erklärte sie Camelia dabei leise und nickte an ihren Mann gewandt in Richtung der sich bildenden Schlange. "Wollen wir uns dann auch mal einreihen?"

    Zitat

    Original von Petronia Octavena
    Bei mir steht (mal wieder) ein Umzug ins Haus und damit bin ich ab morgen erstmal Internetlos und weiß noch nicht genau, wann ich neues WLAN habe, mal sehen. In jedem Fall muss ich mich deswegen zumindest mal für ein paar Tage abmelden.


    Internet steht und ich bin zurück ;)

    Bei mir steht (mal wieder) ein Umzug ins Haus und damit bin ich ab morgen erstmal Internetlos und weiß noch nicht genau, wann ich neues WLAN habe, mal sehen. In jedem Fall muss ich mich deswegen zumindest mal für ein paar Tage abmelden.

    Octavena hatte die Unterbrechnung genutzt, um sich zuerst auf die Suche nach ihrer Tochter zu begeben, nur um festzustellen, dass die sich von dem ungeplanten Stopp der Feier nicht beeindrucken ließ und stattdessen munter weiter mit ein paar anderen Kindern spielte. Stumm hoffte Octavena, dass es dabei bleiben würde und es unter den Kindern nicht zu Streit und Drama kommen würde, wandte sich dann aber doch wieder ab und mischte sich wieder unter die Gäste.
    Sie war gerade in ein Gespräch mit ein paar anderen Frauen vertieft, als sie zuerst laute Rufe vernahm und schließlich auch aus den Augenwinkeln bemerkte, dass ein Stück weit hinter ihrem Rücken sich irgendetwas tat. Mit gerunzelter Stirn brach sie den Satz, den sie gerade noch hatte sagen wollen, irritiert ab und wandte neugierig den Kopf. Was ging denn da jetzt schon wieder vor sich? Erneutes Chaos? Oder ging es endlich weiter?
    "Entschuldigt mich", murmelte Octavena an die anderen Frauen gewandt und schob sich dann durch die Menge. Bald erkannte sie, dass sowohl ihr Mann als auch sein Vetter mit der Ursprung der Unruhe sein mussten und zog unwillkürlich fragend die Brauen hoch. Zwei Neuankömmlinge waren erschienen, von denen sie aber weder den Mann noch die Frau erkannte, auch wenn beide geradezu überschwänglich begrüßt wurden.
    Vorsichtig schob Octavena sich etwas versetzt an dem letzten Hindernis vorbei hinter Witjon und berührte ihn mit einem neugierigen Blick kurz am Arm.

    Zitat

    Original von Iullus Helvetius Curio
    Aber dann kam der Lichtblick des Tages: Die Ehefrau des duccischen Procurators aus der Gens Petronia hatte sich ganz offensichtlich und zur Freude Timarchas noch nicht ins Germanische umkrempeln lassen. In römische Tracht gekleidet bildete sie den angenehmen Gegenpol zu ihren durch ihre Kleidung dann doch recht grob wirkenden duccischen (und calventischen) Verwandten.


    Salve, Petronia. Es ist uns eine Freude.


    Sie erhielt das wohl ehrlichste Lächeln des heutigen Tages, während sich der alte Primus Pilus weiter umschaute.


    Octavena erwiderte das Lächeln der anderen Frau, die ihr mit ihrer freundlichen Begrüßung direkt sympathisch war, und nickte Runas zukünftigen Schwiegereltern zu. "Die Freude ist ganz meinerseits."


    Das Begrüßungsgeplänkel war noch nicht ganz vorüber, da wurden die Feiernden auch schon wieder unterbrochen. Ein Soldat war erschienen und verkündete, die Hochzeit sollte gestoppt werden und während Octavena sich noch stirnrunzelnd fragte, was das zu bedeuten hatte, trat Runa auf. Anders konnte man diesen öffentlichen Wutausbruch wohl nicht mehr beschreiben und Octavena, die eigentlich selbst früher einige nicht ganz angemessene Wutanfälle gegenüber ihrem Vater hingelegt hatte, sog bei der Wortwahl der Braut scharf die Luft ein. Jetzt hätte sie auch nicht mehr gewundert, wenn der Miles vor Schreck direkt wieder davon gelaufen wäre.
    Gleichzeitig regte sich Mitleid mit Runa in Octavenas Brust und wenn nicht direkt Alpina der davonstürmenden jungen Frau hinterher gegangen wäre, hätte Octavena wohl selbst nicht an sich halten können. Sie beide standen sich nicht sonderlich nahe, aber eine geplatzte Hochzeit war nichts, das sie ihr wünschte. Zumal Octavena sich selbst noch sehr gut daran erinnern konnte, wie nervös sie selbst am Tag ihrer eigenen Hochzeit gewesen war. Selbst wenn die Unterbrechung begrenzt war, war das jetzt sicher Gift für Runas Nerven.
    Aber Nerven hin oder her, die Begründung "Weil ich es kann" durch den Statthalter mochte unbefriedigend sein, erfasste andererseits auch die Lage. Jetzt hieß es abwarten und mit einem irritierten Blick sah Octavena sich fragend um, ob sie irgendeinen Blick auffangen konnte, der mehr Wissen verhieß, richtete dann aber schließlich doch ihre Aufmerksamkeit auf Witjon und Phelan, die offenbar das weitere Vorgehen besprachen.

    "Ja, vielleicht." Octavena erwiderte das Lächeln halbherzig, versuchte es aber, Witjon nicht direkt anzusehen. Sie würde wohl noch eine Weile an dieser Sache zu knabbern haben, trotzdem fühlte sich der Knoten in ihrer Brust nun doch ein wenig leichter an. Früher oder später würde sie damit abschließen, abschließen müssen, schon allein, weil was gewesen war sich nun auch nicht mehr ändern ließ und sie sich am Ende nur selbst wahnsinnig machen würde, wenn sie zu lange darüber grübelte. Vielleicht war Witjons Vorschlag, dem Geist ihres Vaters zu opfern, doch nicht so abwegig, auch wenn sich in Octavena einiges dagegen sträubte. Vielleicht war es genau das, das ihr bei dem nötigen Schlussstrich würde helfen können?
    Ihre Gedanken begannen sich wieder im Kreis zu drehen und unwillkürlich schüttelte Octavena den Kopf. Seufzend stand sie auf. Nein, das führte erstmal zu nichts. Sie musste ihren eigenen kreisenden Gedanken entkommen, musste etwas tun und sich ablenken.
    "Ich sollte wohl sehen, dass ich mich mit Marga und Lanthilda um das Abendessen kümmere...", murmelte sie dann, auch wenn sie noch immer sichtlich neben der Spur war. Daran änderte auch das nervöse Lächeln nichts, um das sie sich bemühte. "Die beiden wundern sich bestimmt schon, wo ich bleibe."

    Octavena, die das Rufen ihres Mannes vernommen hatte, erschien an dessen Seite und lächelte freundlich. Ihre Wangen waren ein wenig gerötet, was vor allem daher kam, dass sie sich zuletzt beeilt hatte, auch noch nach draußen zu kommen. Trotzdem hatte sie auch bei aller Vorbereitungen in der Küche natürlich darauf geachtet, ordentlich auszusehen. Anders als die Mutter der Braut war Octavena dabei zwar in römische Tracht gekleidet, aber damit war sie ja auch wieder nicht die einzige Anwesende.
    "Salvete." Sie nickte in der Erwartung gleich vorgestellt zu werden in die Runde.

    Nein, genau genommen wollte Octavena gar nicht über ihren Vater sprechen, der in so vieler Hinsicht an und mit ihr gescheitert war. Sie wollte sich nicht darüber Gedanken machen, was schon vor Jahren unveränderlich schief gegangen war. Aber jetzt hatte sie diesen Pfad einmal eingeschlagen und sie wollte Witjon auch nicht am Ende noch komplett irritiert die falschen Schlüsse über die Angelegenheit ziehen lassen.
    "Ich hatte nie ein sonderlich inniges Verhältnis zu meinem Vater", erklärte sie dann schließlich, wenn auch etwas widerstrebend, "Und nach dem Tod meiner Mutter ist es mit diesem Verhältnis nur noch weiter bergab gegangen… Ich kann gar nicht genau sagen, woran es lag, aber ich erinnere mich nur noch, dass kurz bevor ich Tarraco verlassen habe, wir uns immer wieder gegenseitig ein paar schreckliche Dinge an den Kopf geworfen haben." Dinge, die sie nie geklärt hatten, obwohl das nun im Rückblick wohl dringend nötig gewesen wäre.
    Octavena schüttelte seufzend den Kopf. "Wahrscheinlich treibt mich das auch nur so um, weil keiner von uns beiden das alles jemals wieder hat gerade rücken können."