Beiträge von Petronia Octavena

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    "Octavena!", erwiderte er schließlich deren erleichterten Ausruf, als er seiner Frau in die Arme lief. Er umarmte sie herzlich und drückte sie einige Sekunden lang. "Mir geht es gut", bejahte er ihre Frage und löste sich wieder aus der Umarmung, um einen genaueren Blick auf Octavena zu werfen. "Ein Glück, du bist unverletzt", stellte er daraufhin fest und man konnte ihm die Erleichterung angesichts dieses Glücks im Unglück ansehen. "Es sind alle 'rausgekommen, oder? Wir haben alle Bewohner retten können?", lautete die sich anschließende hoffnungsvolle Frage. Octavena hatte ja die Frauen und Kinder hinausgebracht und Witjon versprach sich von ihr einen Zwischenstand über Verletztenquote und den Zustand der Unverletzten.


    Octavena nickte. "Ich glaube, ja. Ich habe mir zwar noch keinen vollkommenen Überblick über das Chaos hier verschaffen können, aber im Moment scheint es so." Sie seufzte müde. "So wie's aussieht sind die meisten mit ein paar Kratzern und einem gehörigen Schrecken davon gekommen."
    Genau genommen war ja auch das schon etwas, aber während die erste Welle der Angst abzuklingen begann, wurde auch Octavenas Bewusstsein für ihre Umgebung schärfer. Nun, da sie nicht mehr nur noch nach bekannten Gesichtern Ausschau hielt und für alles andere blind durch die Gegend lief, bemerkte sie auch die verschiedenen Helfer. Angefangen bei der jungen Frau aus der Taberna Medica, die vor kurzem erst eröffnet hatte, weiter über die Fabrori und andere Fremde, die entweder gekommen waren, um zu beobachten, wie das Haus der Duccier in den Flammen verging, oder nun ihre Hilfe anboten.
    Mit einem Mal fröstelte Octavena. Gerade letzteres würden sie jetzt dringend brauchen. Denn mit dem Abbrennen der Casa war der gesamten Familie ja auch buchstäblich das Dach über dem Kopf weg gebrannt.
    Alpinas und Domitius' Angebot hatten sie da wahrhaftig bitter nötig und innerlich sandte Octavena schon das zweite stumme Dankesgebet an die Götter in dieser Nacht.
    "Sicher", erwiderte sie dann mit einer müden Gefasstheit auf Witjons Frage, "Ein paar können bestimmt bei meinem Onkel unterkommen."

    Octavena wandte den Kopf und erwiderte freundlich das Lächeln der anderen Frau. "Das hat er", gab sie zurück, "Jedenfalls habe ich ihn nie anders erlebt." Kurz glitt ihr Blick zu Witjon hinüber.
    "Wie lange ist es denn her, dass ihr das letzte Mal hier wart?"

    Als sie an diesem Julitag die Stufen zum Tempel erklommen, war Octavena absolut guter Dinge.
    Nicht nur, dass das Wetter gut war, zudem hatte sie bei dem Gedanken an ein Opfer an Iuno noch eine gewisse unruhige Vorfreude erfasst. Denn ihr Wohlwollen und ihr Segen war etwas, das Octavena sich zweifelsohne für ihre Ehe wünschte.
    Beim Eintreten in das schummrige Innere des Tempels jedoch, wich diese Unruhe. Stattdessen ließ Octavena sich viel mehr von der etwas dusteren Stimmung erfassen und atmete einmal die etwas stickige Luft einmal tief ein. Schwerer Weihrauchgeruch lag darin, doch Octavena nahm das als eine Art Einstimmung auf das Opfer, während sie bereits auf den Altar zugingen. Sie hatte sich vorgenommen, das Gebet simpel und klar zu halten. Nicht zu knapp, aber auch nicht schwafelnd, denn schließlich war das hier erst das Voropfer und auch wenn Iuno wahrscheinlich längst wusste, worum sie bitten wollten, so wollte Octavena die Aufmerksamkeit der Göttin nicht durch heiße Luft vergeuden.


    Noch während die Ladung Weihrauch, die den Beginn des Voropfers einläutete, dabei war, zu verglühen und der Geruch sich noch einmal verdichtete, befeuchtete Octavena, die ja nun das Gebet sprechen würde, ihre Lippen und holte noch einmal Luft.
    "Große Iuno, Göttin des Heims und Beschützerin der Frauen. Wir wollen dir danken. Dafür, dass du uns und damit auch unsere Familien zusammen geführt hast."
    Sie blickte ihren Mann an, um dann von ihm die Gaben in Form von Gebäck, Früchten und Wein entgegen zu nehmen und alles vorsichtig auf dem Opferaltar zu platzieren. Einen Moment blieb ihr Blick noch an den Kultbildern dahinter hängen, doch dann fuhr sie schon fort.
    "Und dafür, dass es uns und den unseren gut geht und du uns bisher deine Liebe gewährtest. Deshalb bitten wir dich, uns und die unseren auch weiter mit deiner Liebe und deiner Hilfe zu segnen, damit unser gemeinsamer Weg ein glücklicher sein wird."
    Kurz und einfach, wie geplant, aber trotzdem noch eine Mischung aus Bitte und Dank.
    Wieder glitt Octavenas Blick zu den Kultbildern hinüber ehe sie den Kopf wandte und Witjon neben sich zu nickte, um ihm zu bedeuten, dass sie damit fertig war. Nun konnte sie nur hoffen, dass Iuno auch wirklich zuhörte.

    Lächeln, Nicken, Grüßen, weiter Lächeln.
    Fast war Octavena schon erstaunt, wie entspannt sie sich inzwischen an der Seite ihres Mannes bewegte. Inzwischen erinnerte sie sich auch an die meisten Namen, obwohl das ja nicht so richtig ihre Stärke war.
    Ihren Onkel wieder zu sehen, darüber freute sie sich allerdings wirklich, schließlich war er doch eine Weile fort gewesen. Noch dazu in Rom. Ein längeres Gespräch würde allerdings warten müssen, dafür war jetzt nicht der Moment.
    So machte Octavena erst einmal mit ihrem vorherigen Schema weiter, hakte sich bei Witjon ein, lächelte, nickte und grüßte höflich, auch wenn sie den Smalltalk für den Augenblick den Männern überließ.

    Als Octavena wieder bei der Casa angelangt war, schien das meiste schon verloren zu sein.
    Das Feuer als solches wirkte nicht als wäre es auch nur ein wenig eingedämmt worden, nein, die Flammen schlugen munter weiter in die Nacht, und ein bedrohliches Knacken ging von dem brennenden Gebäude aus, das nichts Gutes verheißen konnte und als einer oder mehrere Balken ganz besonders laut knackten und damit ihren Einsturz ankündigten, bliebt die junge Petronia nur wie angewurzelt und in halbwegs sicherer Entfernung stehen. Schrecken zeichnete sich auf ihren Zügen ab und eine lange Minute hatte sie das Gefühl, sich nicht mehr rühren zu können, während immer mehr Familienmitglieder die Flucht ergriffen. Die Casa war also verloren.
    Langsam verging der erste Schock und Octavena begann hektisch damit, sich umzusehen. Fehlte jemand? War am Ende jemand in den Flammen eingeschlossen worden?
    Ihre Augen suchten bekannte Gesichter, einige entdeckte sie, die meisten von Schock und Angst geprägt, und zu ihrer Erleichterung waren sie offenbar nur mit kleineren Verletzungen davon gekommen.
    "Witjon!" Ein weiterer Stein fiel von Octavenas Herzen und mit einem stummen Dankesgebet an die Götter schob sie sich an Schaulustigen und vor Angst Erstarrten vorbei auf ihren Mann zu. "Geht es dir gut?"

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    "Schnapp' dir Marga und die Kinder und bring sie raus hier! Und dann weck' die Nachbarn, wir brauchen jede Hilfe! Auf jeden Fall erstmal alle in Sicherheit bringen!"


    Na bitte! Ging doch!
    Erst einmal wach reagierte Witjon wirklich schnell und während seine Frau noch hektisch aus dem Bett stieg, gab er ihr schon Anweisungen und war dann auch aus der Tür. Octavena selbst zog sich die erstbeste Tunika über den Kopf, die ihr in die Hände fiel, und stürmte dann barfuß hinter ihm her aus dem Raum.
    Die Suche nach Marga stellte sich allerdings als schwieriger heraus als gedacht: Der Drache der Casa war nicht zu finden und so lief Octavena weiter nach draußen, um dort sowohl Marga als auch Venusias Kinder wohlbehalten vorzufinden. Der Rest der Familie schien mit einer Eimerkette zum Löschen beschäftigt zu sein, also ließ Octavena die Bälger in Margas Obhut und machte sich daran, rundherum Alarm zu schlagen.
    Ungeduldiges Klopfen an Türen, dann der Blick in zunächst verschlafene und dann erschrockene Gesichter und zum Schluss schließlich immer mehr Menschen, die zur Casa hechteten und weiter beim Löschen zu helfen suchten...

    Zu sehen wie eine ganze Stadt in Feierlaune war, ja, das war doch etwas Erfrischendes. Oder wenigstens hatte es etwas so Ausgelassenes, dem sich auch Octavena nicht entziehen konnte, als sie mit den Ducciern eintraf.
    Sie hatte sich - umso voller und enger alles wurde - in dem Gedränge in Venusias Nähe postiert. Zum Teil weil das bei dem Geschubse auf die Dauer praktischer gewesen war, aber auch um der anderen Frau im Zweifelsfall mit den beiden Kindern helfen zu können. Mal ganz davon abgesehen, dass der Platz so es ihr auch noch ermöglichte, eine ganz gute Sicht zu haben.

    "Danke, aber ich glaube, ich komme im Zweifelsfall einfach noch einmal wieder." Octavena schniefte noch einmal, auch wenn sie durchaus angetan davon war, dass die junge Frau einen recht kompetenten Eindruck machte. Vielleicht sollte sie sich den Laden merken.
    "Wie viel bekommst du für deine Kräuter?"

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    Original von Susina Alpina
    Nach einer Denkpause fragt Alpina weiter: "Hast Du auch Husten?"


    Octavena schüttelte den Kopf. "Nein. Bisher jedenfalls zum Glück nicht." Sie verzog das Gesicht. "Ich hoffe das bleibt auch so. Der Schnupfen reicht mir schon."
    Andererseits waren ihre Hoffnungen in der Hinsicht eher gering. Vom ständigen Atmen durch den Mund hatte sie schon eine sehr trockene Kehle, mit etwas Pech würde der Husten da bald folgen.

    Im Gegensatz zu ihrem Mann schlief Octavena einen zwar tiefen, aber traumlosen Schlaf. Einfach ruhige, gemütliche Schwärze, die eigentlich erst am Morgen gestört werden sollte. Zumindest wenn es nach der jungen Petronia ging. Trotzdem begann sie von einem unguten Gefühl erfasst in einen Halbschlaf hinüber zu dämmern, der ein baldiges Erwachen verkündete.
    Irgendetwas störte oder hatte es bereits getan. Sie war sich noch gar nicht richtig bewusst, dass sie dabei aufzuwachen war, als sie schon Witjon in Verdacht hatte, zu schnarchen und sie damit aus der wohligen Schwärze geholt zu haben.
    Aber da war noch etwas anderes. Ein schriller, panischer Schrei ließ Octavena endgültig auffahren und mit einem Mal saß sie kerzengerade und mit klopfendem Herzen im Bett.
    Feuer?
    Feuer!
    Jetzt wusste sie auch, was sie überhaupt aufgeweckt hatte. Geschrei. Es hatte einfach einen zweiten Ruf gebraucht, um sie vollends begreifen zu lassen, was denn los war. Ein Blick auf Witjon verriet Octavena, dass der sich wahrscheinlich einfach umdrehen und weiter schlafen würde, wenn sie ihm die Gelegenheit gab.
    Aber daran war jetzt nicht zu denken! Feuer! Es brannte!
    Sie versetzte ihrem Mann einen unsanften Stoß mit dem Ellebogen.
    "Wach auf! Es brennt!"

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    Original von Susina Alpina
    Alpina musterte die junge Frau, die die Taberna betrat, neugierig.
    "Tritt ein!", begrüßte Alpina sie. "Wie kann ich Dir helfen?"


    "Salve!" Octavena schniefte einmal etwas lauter als nötig, während sie ein wenig den Blick schweifen ließ und dabei auch vorsichtig die Fremde flüchtig musterte. "Kannst du mir mit diesem lästigen Schnupfen helfen?"

    Als Octavenas Weg sie an diesem Tag in die Taberna Medica Alpina führte, hatte die junge Frau schlechte Laune. Zum einen hatte ihr Diener Athicus sich ganz offensichtlich verdrückt, jedenfalls konnte sie ihn nicht auftreiben und zum anderen hatte sie sich einen Schnupfen eingefangen. Sie war, wie sie fest gestellt hatte, ein wenig anfällig für solche Erkrankungen und auch wenn auch dieses Mal der Schnupfen vor allem lästig, aber harmlos war, so war Octavena doch ein wenig verunstimmt. So sehr, dass sie beschlossen hatte, die Erkältung nicht einfach auszusitzen, sondern sich etwas geben zu lassen.
    So trat sie, ihren Einkaufskorb unterm Arm, aus der Kälte durch die Tür und sah sich ihren Mantel noch zurecht zupfend um.

    "Äh, ja... gerne", erwiderte Octavena etwas überrumpelt und nickte. Zwar erschien es ihr, nun da er es ansprach, durchaus logisch, dass die verschiedenen Stämme verschiedene germanische Dialekte sprachen, aber gleich mehrere unter einem Dach? Irgendetwas sagte ihr, dass das für sie schwerer werden würde, als ursprünglich gedacht.


    Die Sache mit dem Haushalt dagegen machte ihr eher wenige Sorgen. Denn genau genommen war der duccische Haushalt schon der dritte den sie übernehmen würde. Gut, vielleicht etwas größer als der ihres Onkels oder ihres Vaters, aber das Prinzip blieb das Gleiche.
    "Das wird schon klappen. Ich werde einfach mal mit den dreien reden und zusehen, dass ich mich nicht unbeliebt mache." Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Außerdem ist mir das Prinzip, einen Haushalt zu führen, ja auch nicht fremd. Zu Hause habe ich mich schon nach dem Tod meiner Mutter um alles gekümmert und mein Onkel war auch froh, als ich mich um seinen Haushalt gekümmert habe." Sie zuckte mit den Achseln. "Da mache ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken."

    "Oh."Die Falten auf Octavenas Stirn verschwanden langsam mit der Erklärung ihres Mannes.
    Ein Missverständnis oder - wie es ihr bei seiner Antwort eher erschien - schlechte Organisation, das waren beides Dinge, die nicht nur eine Hochzeit ruinieren konnten. Und auch wenn die germanischen Bräuche sie durchaus nervös gemacht hatten, froh war sie schon über die klare Ordnung, die im Hinblick auf ihre Hochzeit von Anfang an gegolten hatte. Lieber das als tatsächlich Chaos, Streit und Tränen.


    Bei der Berührung ihres Haares dann lächelte Octavena und nickte. "Nur zu gerne. Ich bin schon neugierig auf alles." Das Lächeln wurde zu einem angedeuteten Grinsen.

    Irritiert legte Octavena die Stirn in Falten und setzte sich ein wenig auf.
    Gut, Lacher konnte sie nachvollziehen, schließlich hatte sie das ja selbst die Hälfte der Zeit gefürchtet. Besonders, weil sie sich vor den germanischen Bräuchen etwas gefürchtet hatte. Aber Streit und Tränen? Seit wann war denn so etwas typisch für eine Hochzeit?
    "Wie denn?", fragte sie also und legte den Kopf etwas schief, "Hattest du mit so einem Zwischenfall denn gerechnet?"

    Auf den bloßen Gedanken folgte die Gewissheit, dass das hier eindeutig ein guter Morgen war.
    Alle Fassung, die sie durch die unterschwellige Anspannung durch die Zeugen in der Nacht zuvor bewahrt hatte, fiel von ihr ab und Octavena genoss die Zärtlichkeiten, seine Hände auf ihrer Haut genauso wie die Seine unter ihren Fingern, als sie mutiger wurde, nun ebenfalls den Körper ihres Mannes näher zu erkunden. Genoss dieses so aufregend neue Gefühl der Nähe.


    Später atmete Octavena schwer und ließ sich einen Augenblick nur stumm in die Kissen sinken. Sie starrte dabei an die Decke, einen Moment länger als nötig, um sich selbst wieder zu fangen ehe sie sich mit einem Lächeln nach Marsus umsah. Eigentlich war sie – wenigstens sagte sie sich das – zu gut erzogen, um auf seine Bemerkung etwas zu erwidern, aber im Grunde war alles vor einem "aber" und nach einem "eigentlich" zu nichts zu gebrauchen.
    "Ich kann nicht behaupten, dass es mir nicht gefällt", erwiderte sie und das Lächeln wurde noch ein klein wenig breiter.