Beiträge von Petronia Octavena

    Auf den bloßen Gedanken folgte die Gewissheit, dass das hier eindeutig ein guter Morgen war.
    Alle Fassung, die sie durch die unterschwellige Anspannung durch die Zeugen in der Nacht zuvor bewahrt hatte, fiel von ihr ab und Octavena genoss die Zärtlichkeiten, seine Hände auf ihrer Haut genauso wie die Seine unter ihren Fingern, als sie mutiger wurde, nun ebenfalls den Körper ihres Mannes näher zu erkunden. Genoss dieses so aufregend neue Gefühl der Nähe.


    Später atmete Octavena schwer und ließ sich einen Augenblick nur stumm in die Kissen sinken. Sie starrte dabei an die Decke, einen Moment länger als nötig, um sich selbst wieder zu fangen ehe sie sich mit einem Lächeln nach Marsus umsah. Eigentlich war sie – wenigstens sagte sie sich das – zu gut erzogen, um auf seine Bemerkung etwas zu erwidern, aber im Grunde war alles vor einem "aber" und nach einem "eigentlich" zu nichts zu gebrauchen.
    "Ich kann nicht behaupten, dass es mir nicht gefällt", erwiderte sie und das Lächeln wurde noch ein klein wenig breiter.

    Froh darüber, dass sie da wohl gerade nur ein Kommunikationsproblem zu überwinden gehabt und sich nicht auf dünnes Eis begeben hatte, lächelte Octavena und erwiderte ihrerseits: "Ebenfalls ein gutes Alter."
    Stören tat sie der Altersunterschied ja tatsächlich nicht. Schließlich hätte sie es bedeutend schlechter erwischen können.


    Octavena wurde erst richtig klar, wie schweigsam sie ihren eigenen Gedanken nachgehangen hatte, als ihr Mann sie bereits mit einem Kuss geradezu überfiel. Eine Gelegenheit, nun doch noch irgendetwas zu sagen, bot sich da gar nicht, doch die brauchte Octavena auch gar nicht sobald ihre erste Überraschung und ihre schläfrige Trägheit vertrieben waren. Denn nun, wo sie allein waren, war sie ebenfalls viel entspannter und gelassener, was den Effekt hatte, dass sie instinktiv die Arme um seinen Hals schlang und stumm in sich hinein lächelnd den Kuss erwiderte. Dieser Morgen begann schon einmal ja ganz gut...

    Eine lange Minute herrschte Schweigen zwischen ihnen, während Octavena noch auf eine Erwiderung ihrer eigenen Auskunft, die Marsus ihr allerdings nicht geben zu wollen schien. Sie zögerte. Sollte sie nachhaken? Sie war schon neugierig zu erfahren, wie alt er eigentlich war, aber wahrscheinlich würde sie das wohl früher oder später sowieso erfahren. Und sie wollte nicht gleich von Anfang an einen zu neugierigen Eindruck auf ihn machen...
    Andererseits... Die Frage nach dem Alter war ja wohl eindeutig harmlos. Selbst wenn, zu sehr konnte sie ihm damit im Zweifelsfall wohl nicht auf die Füße steigen, oder?
    Ihre Neugier siegte. "Ich habe dir mein Alter verraten. Willst du mich jetzt umgekehrt unwissend sein lassen?"


    "Das hoffe ich auch", gab Octavena ernst zurück und griff nachdenklich nach seiner Hand.
    Den Göttern opfern, ja, das klang gut... Wer wusste schon, was das Schicksal für die Zukunft bereit hielt? Schaden würde es gewiss nicht, die Götter milde zu stimmen.
    In diesem Moment schmerzte es - wie schon am Tag zuvor während der gesamten Feierlichkeiten - umso mehr, dass ihre Mutter das alles nicht mehr erlebte...
    Octavena schob den Gedanken bei Seite. Ihre Mutter, das gehörte genauso wie die meisten Dinge ihrer Vergangenheit nach Tarraco und Tarraco hatte sie hinter sich gelassen, als ihr Vater sie hierher geschickt hatte. Melancholie half da weder ihr noch anderen.


    "Um etwas zu werden." Was für eine vage Beschreibung, wenn man betrachtete, wo er jetzt war. Octavena unterdrückte den Drang, den Kopf zu schütteln.
    Stattdessen nickte sie. Ja, mit seiner Mutter und den Schwestern hatte sie am Tag zuvor ein paar Worte gewechselt. Und auch wenn sie mit den Ortsangaben eher wenig anfangen konnte, interessant waren diese Informationen allemal. Zwar hüllte Octavena sich dazu erst einmal in Schweigen und beließ es bei dem Nicken, aber gemerkt hatte sie sich das fürs erste auf jeden Fall.

    "19", beantwortete Octavena die erste Frage schlicht und blickte ihn ihrerseits fragend an. Wie groß der Altersunterschied zwischen ihnen wohl genau war? Bisher hatte sie sich diese Frage noch gar nicht so gestellt, aber nun, da sie ihre Gedanken erst einmal erreicht hatte, war Octavenas Neugier doch geweckt...
    Die zweite Frage dagegen war schon etwas komplizierter zu beantworten, besonders weil sie ja bisher kaum wusste, wie es nun tatsächlich war, verheiratet zu sein. Sie hatte genauso von sehr unglücklichen wie von sehr glücklichen gehört. Bisher konnte sie ja noch nicht wissen, in welche der Kategorien auf die Dauer ihre eigene fallen würde, auch wenn sie sich bisher darin nicht gerade unwohl fühlte.
    "Ja, bin ich", entschied sie sich schließlich für eine eher allgemeinere Antwort: "Für mich hat immer festgestanden, dass ich Kinder und eine große Familie möchte." Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Ich bin in der Nähe von Tarraco groß geworden, etwas außerhalb, und als Kind war ich immer neidisch auf eine Freundin, die ein paar kleinere Geschwister hatte, um die sie sich kümmern und mit denen sie spielen konnte."
    Octavena legte ein wenig den Kopf schief. Zeit, den Spieß umzudrehen. Schließlich war er hier nicht der einzige, der neugierig war, wen er da eigentlich geheiratet hatte.
    "Du bist dran", erklärte sie kurzerhand und lächelte, "Hast du schon immer in Mogontiacum gelebt?"

    Unwillkürlich zuckte Octavena mit einem hohen Quietschen zusammen und griff instinktiv nach der Hand, die sie da kitzelte. "He!" Sie rutschte zur Vorsicht etwas von Marsus weg und sah ihn ein wenig strafend an. Na wunderbar. Da hatte er ja gleich einmal einen ihrer Schwachpunkte ausgemacht.


    Als Octavena dann sicher war, dass keine weitere Gefahr von seinen Händen ausging, machte sie es sich wieder genüsslich in den Kissen bequem. "Dass das Bett bequem ist, kann ich nur bestätigen. Aber du kannst noch so gewöhnt daran sein, bisher hattest du mich nicht neben dir. Und was weiß ich, vielleicht schnarche ich ja ganz fürchterlich und weiß es nur nicht." Sie grinste breit und stützte ihren Kopf seitlich auf ihrer Hand ab. Ihre Glieder fühlten sich noch immer schwer und kraftlos an, nach dem gestrigen Tag war der Morgen für Octavenas Geschmack eindeutig noch zu jung. Ihr kam die Aussicht, noch ein wenig liegen zu bleiben, nur gelegen, obwohl sie schon spüren konnte, dass ihr Magen nicht ewig schweigen würde. Trotzdem: Die träge Faulheit, die von ihr Besitz ergriffen hatte, überschattete im Augenblick alles.
    "Nein." Sie schüttelte den Kopf. "Ich fühle mich vor allem noch immer so, als würde ich zur Hälfte noch schlafen."
    Einen Moment schwieg Octavena nachdenklich und beobachtete ihren Mann einfach dabei, wie er es sich wieder in den Federn bequem machte. Ein wenig komisch fühlte es sich schon an, so vertraut neben ihm zu liegen und ihn trotzdem bisher eher flüchtig kennen gelernt zu haben...

    Zitat

    Original von Duccia Venusia
    Sevillas Augen begannen zu leuchten als Octavena ihr den Vorschlag machte ihr eine zu fertigen. Das Mädchen strahlte erfreut.
    "Jetzt gibt es leider keine schönen Blumen mehr, aber im Frühjahr wenn es wieder ganz viele von ihnen gibt dann werde ich dir eine machen. Mama hat erzählt, dass sie früher immer eine Art Frühlingsfest gefeiert haben. Vielelicht können wir das auch tun. Dann flechte ich dir und Mama und auch mir eine besonders Schöne. Welche Farbe magst du am liebsten. Ich mag ja rot und Mama gelb. Wenn ich deine Lieblingsfarbe kenne, kann ich eine mit dieser Farbe machen."


    Octavena grinste, als sie in diese großen, begeisterten Kinderaugen blickte.
    "Wie wär's mit blau?", erwiderte sie und lächelte, "Aber entscheide du das ruhig. Du bist hier die Kranzexpertin."

    Als Octavena am Morgen nach der Hochzeit aus dem Tiefschlaf, in dem sie die Nacht verbracht hatte, langsam in einen seligen Halbschlaf dämmerte, stellte sie zuerst eins fest: Ihre Füße waren kalt. Zumindest ein wenig, da sie sie scheinbar unwillkürlich im Schlaf von der Decke, unter der sie eigentlich lag, befreit hatte. Mit einem tiefen, zufriedenen Atemzug zog Octavena also die Beine ein Stückchen wieder an und brachte somit auch ihre Zehen zurück ins Warme.
    An Weiterschlafen war trotzdem nicht zu denken. Küsse waren es, die sie nun davon abhielten. Sanfte Küsse, begleitet von warmen Händen auf ihrer Haut und in ihren Haare. Auch wenn sie noch nicht ganz wach war, so huschte da doch ein zufriedenes Lächeln über Octavenas Lippen, wobei sie sich unwillkürlich mit einem Seufzen tiefer in die Kissen kuschelte. "Hmmm…", machte sie und blinzelte verschlafen in die Luft.
    Was folgte, war ein erster leicht irritierter Moment der Orientierung, als sie die Decke über sich nicht sofort erkannte, während ihr noch die Geschehnisse des vergangenen Tages wieder einfielen.
    Ein weiteres Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, während sie sich nach der Gestalt neben sich umwandte und in das Gesicht ihres Mannes - der Gedanke hörte sich in ihrem Kopf immer noch toll an - blickte.
    "Morg'n…" Octavena gähnte noch immer nicht wieder völlig auf der Höhe und drehte sich auf die Seite, um ihn so bequemer ansehen zu können. "So früh am Morgen schon Komplimente? " Lächelnd strich sie sich ein paar dunkle Locken aus dem Gesicht. "Aber ja. Wie ein Stein. - Und du?"

    Octavena war in Gedanken sehr weit weg, als Sevilla sie ansprach. In einer Mischung aus der sie schon den ganzen Tag begleitenden Müdigkeit und dem kurzen Gedanken an ihre eigenen Verwandten in der Ferne war sie sehr schnell abgeschweift und hatte nur mit halbem Ohr den Gesprächen am Tisch gelauscht. So brauchte sie einen kleinen Augenblick bis ihr klar wurde, was das Mädchen eigentlich von ihr wollte.
    Schließlich lächelte sie allerdings und sah Sevilla fröhlich an. "Ja, hatte ich. Und die war auch richtig schön." Ihr Lächeln wurde etwas breiter und sie zwinkerte der Kleinen zu. "Aber ich wette, wenn du mir mal eine machst, ist die noch schöner."

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Und nachdem er diese kleine Erläuterung gemacht hatte, wollte er nun einmal Octavena den Ball zuspielen. "Und wie sieht's im Domus Petronia aus? Wird da auch so gut gekocht?" Mit einem verschmitzten Grinsen lugte er dabei zu Octavenas Onkel herüber. "Das schmackhafte Essen für Gäste habe ich ja schon genießen dürfen, aber gibt's das auch an 'normalen' Tagen?" Die Frage war natürlich ein bisschen gemein, denn auch in der Casa Duccia gab es an gewöhnlichen Mahlzeiten auch nur gewöhnliche Speisen.


    Für einen kleinen Augenblick tauchte eine dünne Falte zwischen Octavenas Brauen auf, während sie nach einer Erwiderung suchte. Schließlich war es ja auch klar, dass für Gäste etwas mehr aufgetrumpft wurde als an normalen Tagen.
    Sie wollte schon antworten, als ihr Onkel ihr zuvor kam und so ließ sie zunächst einmal ihn sprechen ehe sie noch ergänzend hinterher schob: "Aber auch wenn das alles einfacher ist, schmecken tut's finde ich immer." Sie zuckte mit den Achseln. "Gunda weiß, was sie tut."

    Die Schlange der Gratulanten schien kein Ende nehmen zu wollen und langsam bekam Octavena amüsiert das Gefühl, dass mehr als einer der Gäste seinen Vorgänger mit seinem Geschwafel übertreffen wollte und so die Lobhudeleien auf ihre Personen und ihr Glück zum Teil etwas abstrus und übertrieben wurden. Nicht, dass sie das offen gesagt oder auch nur angedeutet hätte, aber zumindest im Stillen war sie doch belustigt. Der Mann, der gerade vor ihnen stand, gehörte eindeutig zu jenen, die Spaß daran hatten, sich selbst reden zu hören und dabei trug auch nicht gerade dünn auf, doch da Octavena ihn sowieso nicht einmal kannte hielt sie einfach lächelnd den Mund und ließ ihren Mann das Gespräch führen.


    Schließlich verzog der sich aber auch und als nächstes stand Callistus vor ihnen, der offenbar entweder wenig Übung im Gratulieren ansich hatte oder angesichts des Situation, dass er seinem Vater zur Hochzeit zu gratulieren hatte, einen etwas unsicheren und verlegenen Eindruck auf Octavena machte. Irgendwie war die Situation ja auch etwas seltsam. Wie viel jünger als sie selbst mochte er auch sein? Fünf Jahre? Und da war er nun ihr Stiefsohn...
    Neugierig nahm sie den Talisman von ihm entgegen und betrachtete interessant das Bild. Mit "ungewohnt" hatte er ganz recht gelegen, aber trotzdem fand sie, dass es eine hübsche Idee war.
    "Ich danke dir. Ein sehr schönes Stück."

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    "Eins kann ich dir aber sagen: Mit Marga musst du dich auf jeden Fall gut stellen. Sie ist die Herrin der Küche. Ohne Kompromisse. Ha! Mein Vetter Loki...äh...Duccius Lando...wir nannten ihn Loki. Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls, der arme Kerl hatte es sich irgendwie mal mit Marga richtig verscherzt. Weiß Hel wie und warum. Aber seit dem Tag konnte er keinen Fuß mehr in die Küche setzen, ohne mit dem Kochlöffel eins drüber zu bekommen. Ne, also das sag' ich dir, stell dich gut mit unserer Marga." Darüber musste er nun selbst ein bisschen Lachen. Marga, der gutmütige duccische Hausdrache. Jetzt hatte Witjon jedenfalls eine ganze Menge zu sagendes gesagt.


    Um Octavenas Mundwinkel zuckte es, als sie sich diesen Rat anhörte. Eigentlich hatte sie sowieso nicht vorgehabt, sich mit irgendwem in der Casa Duccia unnötig anzulegen, aber gut. Interessant war jetzt nur die Frage, ob ihr Mann nur übertrieb oder ob Marga tatsächlich so ein Drache war, den es galt, milde zu stimmen.
    "Aha. Verstehe. Danke für den Hinweis." Nun grinste sie tatsächlich. "Wenn ich keinen Kochlöffel auf den Kopf bekommen möchte, muss ich mich also mit Marga halbwegs gut verstehen."
    Sie konnte nicht umhin bei der Vorstellung zu lachen, wie ein gestandener Mann fluchend von einer Köchin aus der Küche des Hauses seiner eigenen Familie vertrieben wurde. Das wäre bestimmt ein amüsantes Bild.

    Die Erwähnung ihrer Heimat weckte auf der Stelle alte Erinnerungen an ihre eigene Reise nach Mogontiacum in Octavena und sie nickte verständnisvoll. So etwas war nicht wirklich ein Zuckerschlecken. Wahrscheinlich erst recht nicht, wenn man auch noch zwei Kinder dabei hatte. "Na ja, ich glaube, man ist immer froh, wenn man einfach an seinem Ziel angekommen ist. Eine Reise ist dann einfach doch immer nicht ohne."


    Octavena musste bei dem Gedanken ein wenig schief lächeln, dass zwei hungrige Kinder genug waren, um die Erwachsenen dazu zu bewegen, ihr Gespräch fürs erste sein zu lassen, um zum Essen überzugehen. Sie ließ sich neben ihrem Mann nieder, der erst einmal für Stille sorgte ehe er ein kurzes Gebet sprach, wobei Octavena zufrieden mit sich selbst feststellte, dass sie sich das gemerkt und auch verstanden hatte.

    Octavena hatte nie gedacht, dass ihr Leben in der Casa Duccia ihr genauso gefallen wie sie frustrieren würde. Gefallen deswegen, weil es ihr trotz aller kultureller Unterschiede doch recht leicht gefallen war, sich an die Abläufe hier zu gewöhnen, auch wenn sie sich zu Beginn schwer getan hatte, sich zu den ihr zum Teil bekannten, römischen Namen auch noch die Germanischen zu merken.
    Frustrierend auf der anderen Seite, weil sie immer darauf angewiesen war, dass die Familienmitglieder mit ihr Latein redeten oder alles für sie übersetzten. Nicht, dass das nicht alles schon ging, aber trotzdem ärgerte es Octavena im Stillen, dass sie in der Hinsicht auf die Freundlichkeit anderer angewiesen war.
    Aber dass eine Duccierin mit ihren Kindern aus Roma angekommen war, das war eine der Informationen, die sie bei allen sprachlichen Problemen auch schon vor dem Abendessen mitbekommen hatte. Als Witjon schließlich gefolgt von einer Frau den Raum betrat, sah sich Octavena neugierig nach den beiden um. Eigentlich hatte sie die Nacht zuvor schlecht geschlafen und war schon den ganzen Tag eher müde und mäßig gelaunt gewesen, aber die Neuankömmlinge weckten dann doch ihr Interesse.


    Eigentlich hatte sie mit einer freundlichen, aber doch eher distanzierten Begrüßung gerechnet, auch wenn sie über eine weitere Frau im Haus natürlich nicht traurig war, und so riss sie erst einmal überrascht die Augen auf, als Dagmar sie kurzerhand umarmte.
    "Äh... ja, danke", erwiderte sie etwas überrumpelt, "Freut mich auch, dich kennen zu lernen."
    Doch dann lächelte sie freundlich. Immerhin war sie nicht unsympathisch. "Mehr oder weniger. Vieles ist ungewohnt, aber ich komme zurecht", gab sie gelassen zurück, "Aber wenn ich mich nicht irre, kommst du gerade aus Roma, oder? Ich hoffe, du hattest eine gute Reise?"

    Um Octavenas Mundwinkel zuckte es ein wenig verlegen, als sie den Blick bemerkte, mit dem Marsus einen Moment lang ihren Körper betrachtete. Es war ungewohnt, aber trotzdem fühlte sie sich durchaus geschmeichelt angesichts der Tatsache, dass ihm offenbar gefiel, was er sah. Nicht, dass sie das jemals zugegeben hätte, aber das musste sie ja auch nicht.
    Der Abstand zwischen ihnen war schnell überwunden und ehe sie es sich versah, fand Octavena sich auf dem Bett wieder, wo sie erst einmal mit klopfendem Herzen etwas herum rutschte und eine möglichst bequeme Position suchte, während ihr Mann ihr noch folgte. Wie es wohl sein würde? Sie hatte von jungen Frauen gehört, für die ihre Hochzeitsnacht die Hölle gewesen war, weil ihre Männer angetrunken und erfahrener recht grob mit ihnen umgegangen waren... Ob sie für sie nun ähnlich unangenehm werden würde?
    Doch diese Furcht erwies sich zu Octavenas Erleichterung als unbegründet, ihr Mann breitete zunächst die Decke über sie beide und ließ sich dann genügen Zeit, um sanft und behutsam mit ihr umzugehen. Begann mit einem langen Kuss, streichelte ihre nackte Haut und nach und nach konnte Octavena sich auch immer mehr fallen lassen, wurde sogar mutig genug, um seine Küsse etwas intensiver zu erwidern und mit den Händen ebenfalls seinen Körper vorsichtig zu erkunden. Und auch wenn der Gedanke an die Zeugen sich nicht vollkommen aus ihrem Kopf verbannen ließ, genoss sie doch die Zärtlichkeiten und das Kribbeln, das ihren Körper dabei durchlief.


    So nickte sie auch recht entschlossen, als dann der Moment kam, in dem er bereits über ihr einen langen, fragenden Blick zu warf.
    Sie hatte gewusst, dass es weh tun würde, aber im ersten Augenblick, war sie dann doch wieder nicht darauf vorbereitet und krallte sich kurzzeitig mit aller Kraft und verzogenem Gesicht in das Laken unter ihr. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie wohl instinktiv etwas Abstand zwischen sie beide gebracht, aber andererseits wusste sie auch, dass der Schmerz normal war und so atmete sie einmal tief ein und bemühte sich, ihre Muskeln wieder zu entspannen und tatsächlich verebbte der Schmerz genauso schnell, wie er gekommen war. Trotzdem dauerte es einen Augenblick bis auch das Gefühl, mit ihm eins zu sein richtig genießen und von den unbekannten Energieschüben, die durch ihren Körper jagten, überrascht werden konnte. Sie schloss die Augen und drückte instinktiv den Rücken etwas durch, ergab sich ganz in dieses so neue und wunderbare Gefühl der Lust.


    Irgendwann war es dann aber auch wieder vorbei und während ihr Mann sich von ihr rollte, blieb Octavena noch immer schwer atmend liegen und starrte einen Moment nur an die Decke, während sie noch darauf wartete, dass ihr Herzschlag sich wieder beruhigte. Das war neu, ungewohnt, aber auch eindeutig schön gewesen...
    Schließlich wandte sie dann allerdings doch den Blick zur Seite und lächelte ihn glücklich an. Sie hatte durchaus begriffen, dass er sich Mühe gegeben hatte, auf sie Rücksicht genommen hatte, und darum war sie auch sehr froh, denn so war ihre Hochzeitsnacht keine einseitige Angelegenheit geworden. Vorsichtig tastete sie unter der Decke nach seiner Hand und drückte sie dankbar.


    Mit einem Mal sehr müde richtete sie drehte sie dann allerdings doch wieder den Kopf, sodass sie wieder die Decke anstarren konnte, und seufzte zufrieden. Sie hatte es geschafft. Vollkommen und endgültig. Sie war verheiratet.
    Und noch während sie das dachte, fielen ihr auch schon langsam die Augen zu.

    Wie konnte er nur so gelassen sein?
    Gut, zugegebener Maßen fiel auch von Octavena ein Stück Anspannung ab, als Callistus ihren Onkel zum Fenster bugsierte und ihnen so zumindest ein klein wenig Privatsphäre verschaffte, aber aufgeregt blieb sie nach wie vor.
    So sehr, dass sie ihm zunächst nur stumm zusah, während er sich bereits auszog, ohne auch nur auf die Idee zu kömmen, es ihm gleichzutun. Als er dann nackt vor ihr stand, ließ sie einen flüchtigen, fast scheuen Blick über das sich ihr bietende Bild gleiten. Sie kannte natürlich ihren eigenen Körper und vermutlich hätte der Unterschied - mal von den ganz offensichtlichen Unterschieden zwischen Mann und Frau - nicht größer sein können. Sie nach römischer Art säuberlich rasiert und dagegen er, der schon fast in ein Fell gehüllt war.
    Doch sie sparte sich eine genauere Betrachtung seines Äußeren, schließlich würde sie - so die Götter wollten - dafür noch ein ganzes Leben Zeit haben, denn er hatte Recht: Nun war sie dran.
    Ihre Finger zitterten ein wenig, als Octavena damit begann, sich an ihrer Tunika zuschaffen zu machen, doch sie hoffte, dass ihr Mann diesen Umstand nicht bemerken würde. Einen Moment nestelte sie etwas umständlich an ihrer Kleidung herum, doch dann sank auch die zu Boden und bildete einen unordentlichen Stoffhaufen zu ihren Füßen, die sie dann auch noch von ihren Schuhen befreite.
    Nun ebenfalls vollkommen nackt hob Octavena wieder den Blick und sah ihrem Mann direkt in die Augen, wobei sie hauptsächlich, um nicht auf ihre Kleider zu steigen, einen Schritt auf ihn zu machte. Den Blickkontakt hielt sie auch dabei und diese Kleinigkeit hatte auch genau die gewünschte Wirkung: Octavena bemerkte, wie sie sich selbst noch ein wenig mehr entspannte und es ihr langsam, aber sicher auch gelang das Ganze Drumherum - die Zeugen und die Dekoration genauso wie ihre eigene Nervosität - auszublenden.

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    ...


    "Dann werde ich den Met wohl mal probieren müssen", gab Octavena gutmütig zurück, auch wenn sie sich bei dem Gedanken an die gerade erwähnte Hochzeitsnacht und der Sache mit den Zeugen dabei für einen kurzen Moment unwillkürlich anspannte. Doch schon im nächsten Moment lächelte sie etwas nervös und schnaubte leise. "Keine Sorge. Dazu wird es nicht kommen."


    Noch in Gedanken bei den Getränken und in selbigen etwas versunken die Gäste einen Augenblick beobachtend zuckte Octavena ganz schön zusammen, als ihr Mann unvermittelt offenbar beschlossen hatte, damit zu beginnen, herum zu randalieren. Ihr Kopf schnellte wieder zu ihm herüber und mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn erst einmal überrascht an.
    Bei den Göttern! Was war das denn gerade gewesen? Die Minute, um auf das Essen zu warten, hatten sie doch noch wirklich!
    Rundherum ertönte Gelächter und langsam dämmerte es auch Octavena, dass das alles nur ein dämlicher Witz gewesen war und mit einem schiefen Grinsen legte sie ein wenig den Kopf schief. "So hungrig?"


    Allerdings als das Essen dann vor ihnen stand, stellte auch Octavena fest, dass ihr bei diesem Anblick das Wasser im Mund zusammen lief. Sie erwiderte das Grinsen ebenso aufgeräumt und sog einmal den Geruch tief ein. Ja, das roch wirklich gut.
    "Du dir auch, mein Mann."
    Damit fiel sie aber auch schon über ihren Teller her, nur um schon nach den ersten paar Bissen ein genüssliches "Mmmmm..." verlauten zu lassen. Sie hatte nun einmal einen Sinn und auch eine Schwäche für gutes Essen.
    "Das ist gut!"

    Seit dem Abschluss der Hochzeitszeremonie war Octavena eigentlich ganz entspannt gewesen. Sie hatte sich in keine Fettnäpfchen gestürzt, die Feier war schön gewesen und alles war bestens gelaufen. Grund genug für ehrliche gute Laune.
    Doch mit dem Augenblick, mit dem sie die Feier verlassen und sich zu viert in die Casa begeben hatten, war von dieser Ruhe und guten Laune nicht mehr viel übrig geblieben. Schließlich folgte nun der Teil des Tages, vor dem sie am meisten Bammel hatte: Die Hochzeitsnacht. Zum einen war da pure Unsicherheit, begleitet von der Frage, wie es wohl sein würde, die immer und immer wieder durch Octavenas Gedanken spukte, und natürlich nicht zuletzt das Unbehagen bei dem Gedanken an die Zeugen...
    All das ließ ihre Handflächen feucht werden und ihr Herz wild in ihrer Brust klopfen und mit einem Mal wünschte sie sich mehr denn je ihre Mutter zurück, die sie bestimmt schon im Vorfeld mit dem ein oder anderen weiblichen Rat beruhigt hätte.


    Ihr Onkel machte die Sache auch nicht wirklich besser mit seiner - wenn auch vermutlich gut gemeinten - Bemerkung, als sie das Schlafzimmer betraten.
    Was sollte das denn heißen?! Für sie war das der leichteste Job der Welt?!
    Sie hatte die zweifelhafte Ehre, ihr erstes Mal unter den Augen von Zeugen zu erleben. Natürlich war sie unruhig und aufgeregt. Da half auch keine leere Bemerkung!
    Dennoch zwang Octavena sich gleichzeitig einmal zu schlucken und dann nur brav zu nicken. Sie hatte bisher alle Hürden dieser germanischen Hochzeit gemeistert. Jetzt würde sie auch noch diese letzte schaffen.
    Sie nahm sich einen Moment Zeit und nutzte die Gelegenheit, sich im Raum ein wenig umzusehen, was sie zumindest ein wenig ablenkte und wieder beruhigte.
    Blumengirlanden, Blüten, Räucherwerk... Wer auch immer für die Dekoration gesorgt hatte, hatte sich Mühe gegeben und eine schöne Atmosphäre geschaffen...

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    ...
    Die Gäste fingen nun an sich über das Essen herzumachen und noch mehr Getränke zu ordern. Witjon setzte sich hin und musste an sich halten, um nicht vor Erleichterung und kurz aufwallender Müdigkeit laut zu seufzen. Statt dessen wandte er sich an Octavena, deren Hand er sanft zu sich herüberzog um mit seinen Lippen diese grazilen Finger zu küssen.
    "Ich bin der glücklichste Mann ganz Midgards..."


    Octavena strahlte und erfüllte damit höchstwahrscheinlich alle Vorstellungen - gerade der jüngeren, weiblichen Gäste - von einer glücklichen Braut.
    Sie lächelte breit, erwiderte von Zeit zu Zeit ein paar Dankesworte und ließ sich ansonsten bereitwillig von Marsus durch die Menge zu dem für sie beide reservierten Platz führen. Langsam beruhigten sich sogar die Gäste und weiterhin lächelnd lauschte Octavena den Worten, die er nun mehr oder weniger obligatorisch an die Anwesenden zu richten hatte, und nuzte die Gelegenheit, um ihren Blick über dieselben gleiten zu lassen.


    Dann setzte die Musik ein und gerade als Octavena sich eigentlich entspannt zurück lehnen wollte, machte ihr Mann ihr einen Strich durch diese Rechnung, indem er nach ihrer Hand griff und ihr einen Kuss auf die Finger gab. Die Berührung jagte Octavena einen kleinen Schauer über den Rücken und überrascht blickte sie ihn an.
    Der glücklichste Mann ganz Midgards?
    Sie errötete ein wenig bei dieser Bemerkung, lächelte aber breit, auch wenn sie etwas unsicher war, was sie darauf erwidern sollte.
    "Das freut mich", gab sie dann schließlich zurück und drückte seine Hand ein wenig, "Und ich bin auch glücklich."